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Kapitel 64: Ein verurteiltes Volk
Kapitel 64: Ein verurteiltes Volk
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Auf der Grundlage von Markus 11,11-14; Matthäus 21,17-19. DM.458 Teilen

Der Triumphzug Jesu in die Stadt Jerusalem gab nur einen schwachen Vorgeschmack Seiner Wiederkunft in den Wolken des Himmels mit großer Kraft und Herrlichkeit inmitten der Siegesfreude der Engel und der Heiligen. Dann werden Seine Worte an die Pharisäer und Priester sich erfüllen: „Ihr werdet mich von jetzt an nicht sehen, bis ihr sprecht: Gelobt sei, der da kommt im Namen des Herrn!“ Matthäus 23,39. Der Prophet Sacharja hatte in einer Vision jenen Tag des entscheidenden Triumphes gesehen und gleichzeitig das Schicksal derer gesehen, die Christus bei Seinem ersten Kommen verwerfen würden: „Sie werden mich ansehen, den sie durchbohrt haben, und sie werden um ihn klagen, wie man klagt um ein einziges Kind, und werden sich um ihn betrüben, wie man sich betrübt um den Erstgeborenen.“ Sacharja 12,10. Diese Szene sah Jesus voraus, als Er die Stadt erblickte und über sie weinte. Im zeitlichen Untergang Jerusalems erkannte Er die endgültige Vernichtung jener, die am Blut des Sohnes Gottes schuldig waren. Die Jünger sahen den Hass der Juden auf ihren Herrn, sie erkannten aber noch nicht, wohin er führen werde. Sie verstanden weder den wahren Zustand Israels, noch begriffen sie die Vergeltung, die über Jerusalem hereinbrechen sollte. Der Herr musste ihnen dies alles bildlich veranschaulichen. DM.458.1 Teilen

Der letzte Aufruf an Jerusalem war vergeblich gewesen. Priester und Oberste hatten auf ihre Frage „Wer ist der?“ das prophetische Zeugnis aus der Vergangenheit von der Menge noch einmal gehört, aber sie hatten jene Zeugnisse nicht als göttliche Eingebung anerkannt. Voller Ärger und Bestürzung versuchten sie das Volk zum Schweigen zu bringen. Es befanden sich auch römische Beamte in der Menge, und bei diesen klagten Jesu Feinde Ihn als Aufrührer an, der im Begriff stünde, den Tempel einzunehmen und als König in Jerusalem zu regieren. Doch die beruhigende Stimme Jesu ließ für einen Augenblick die lärmende Menge verstummen, als Er abermals erklärte, dass Er nicht gekommen sei, ein weltliches Reich aufzurichten, sondern dass Er bald zu Seinem himmlischen Vater aufstiege und dass Seine Ankläger Ihn nicht mehr sehen würden, bis Er in Herrlichkeit wiederkäme. Erst wenn es für ihre Errettung zu spät wäre, würden sie Ihn anerkennen. Mit Trauer in der Stimme, aber ungewöhnlich eindringlich sprach Jesus diese Worte. Die römischen Beamten schwiegen überwältigt. Ihre Herzen waren, obwohl ihnen der göttliche Einfluss unbekannt war, bewegt wie noch nie in ihrem Leben. In dem stillen, ernsten Antlitz Jesu lasen sie Liebe, Wohlwollen und gelassene Würde. Sie waren angerührt von einer Sympathie, die sie sich nicht erklären konnten. Statt Jesus festzunehmen, neigten sie eher dazu, Ihm zu huldigen. Sie wandten sich gegen die Priester und Obersten und beschuldigten diese der Ruhestörung. Die Obersten wiederum, ärgerlich und enttäuscht, wandten sich mit ihren Klagen an das Volk und stritten außerdem aufgebracht untereinander. DM.458.2 Teilen

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Währenddessen ging Christus unbemerkt zum Tempel. Hier herrschte wohltuende Stille; denn das Geschehen auf dem Ölberg hatte das Volk hinausgetrieben. Der Heiland blieb nur kurze Zeit an dieser heiligen Stätte, auf die Er traurig blickte. Dann verließ Er mit Seinen Jüngern diesen Ort und kehrte nach Bethanien zurück. Als das Volk Ihn suchte, um Ihn zu krönen, war Er nirgends in der Stadt zu finden. Die ganze Nacht verbrachte Jesus im Gebet, und am frühen Morgen ging Er wieder zum Tempel. Auf dem Weg dorthin kam Er an einem Feigengarten vorbei. Er war hungrig, und „er sah einen Feigenbaum von ferne, der Blätter hatte; da ging er hin, ob er etwas darauf fände. Und da er zu ihm kam, fand er nichts als nur Blätter; denn es war nicht die Zeit für Feigen.“ Markus 11,13. DM.459.1 Teilen

Die Jahreszeit für reife Feigen war noch nicht da, außer in bestimmten Gegenden, und auf den Höhen um Jerusalem konnte man sagen: „Es war nicht die Zeit für Feigen.“ Doch in dem Garten, zu dem Jesus kam, schien ein Baum allen anderen weit voraus zu sein. Er war bereits mit Blättern bedeckt, und es liegt in der Natur des Feigenbaumes, dass die wachsende Frucht erscheint, noch ehe sich die Blätter entfaltet haben. Deshalb versprach dieser im vollen Blätterschmuck stehende Baum gut entwickelte Früchte. Aber der Schein trog. Beim Absuchen seiner Zweige vom niedrigsten bis zum höchsten fand Jesus „nichts als Blätter“, eine Fülle prunkenden Laubwerks, nichts weiter. DM.459.2 Teilen

Da verfluchte Er den Baum und sprach: „Nun esse niemand mehr eine Frucht von dir ewiglich!“ Markus 11,14. Am nächsten Morgen, als Jesus mit Seinen Jüngern den gleichen Weg ging, erregten die verdorrten Zweige und die verwelkten Blätter ihre Aufmerksamkeit. Petrus sagte verwundert: „Rabbi, sieh, der Feigenbaum, den du verflucht hast, ist verdorrt.“ Markus 11,21. Christi Fluch über diesen Feigenbaum hatte die Jünger überrascht. Sie konnten diese Tat überhaupt nicht mit Seinem Wandel und Seinem Wirken in Einklang bringen. Oft hatte Er ihnen gesagt, dass Er nicht gekommen sei, die Welt zu verdammen, sondern zu erlösen. Sie erinnerten sich an Seine Worte: „Des Menschen Sohn ist nicht gekommen, um die Seelen der Menschen zu verderben, sondern zu erretten.“ Lukas 9,56. Seine wunderbaren Taten hatten bisher stets dazu gedient, etwas wiederherzustellen, niemals aber, etwas zu zerstören. Die Jünger hatten ihren Herrn immer nur als Helfer und als Heiland kennen gelernt. Diese Tat stand einzig da. Sie fragten sich: Warum hat der Herr diesen Baum vernichtet? Gott ist barmherzig. „So wahr ich lebe, spricht Gott der HERR: Ich habe kein Gefallen am Tode des Gottlosen, sondern dass der Gottlose umkehre von seinem Wege und lebe.“ Hesekiel 33,11. Für Ihn ist das Vernichten und Verurteilen eine „seltsame Tat“. Jesaja 28,21. Er lüftet aber in Barmherzigkeit und Liebe den Schleier der Zukunft und zeigt den Menschen die Folgen eines sündigen Lebenswandels. DM.459.3 Teilen

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Das Verfluchen des Feigenbaumes war ein in die Tat übersetztes Gleichnis. Jener unfruchtbare Baum, der seinen Blätterschmuck dem Herrn zur Schau stellte, war ein Symbol für das jüdische Volk. Der Heiland wollte Seinen Jüngern die Ursache und die Gewissheit von Israels Schicksal verständlich machen. Er rüstete darum den Baum mit sittlichen Eigenschaften aus und erhob ihn zum Ausleger göttlicher Wahrheit. Die Juden nahmen unter allen Völkern eine bevorzugte Stellung ein, indem sie ihren Bund mit Gott bekannten. Sie waren von Gott in besonderer Weise begünstigt worden und beanspruchten deshalb, gerechter zu sein als jedes andere Volk. Doch sie waren durch die Liebe zur Welt und durch ihre Gewinnsucht völlig verdorben. Sie rühmten sich ihrer Erkenntnis und waren doch unwissend gegenüber dem Willen Gottes und voller Heuchelei. Wie der unfruchtbare Feigenbaum breiteten sie ihre vielversprechenden Zweige aus — üppig und schön anzusehen —, dennoch brachten sie „nichts als nur Blätter“. Die jüdische Religion mit ihrem prächtigen Tempel, ihren geweihten Altären, ihren geschmückten Priestern und ihren eindrucksvollen Gottesdiensten sah wirklich beeindruckend aus; doch Demut, Liebe und Barmherzigkeit fehlten. DM.460.1 Teilen

Auch alle anderen Bäume im Feigengarten hatten keine Früchte, doch diese blätterlosen Bäume weckten keine Erwartungen und konnten daher auch keine Enttäuschung verursachen. Durch diese Bäume wurden die Heiden dargestellt. Ihnen fehlte ebenso wie den Juden die Gottseligkeit; aber sie gaben auch nicht vor, Gott zu dienen. Sie prahlten nicht damit, besser als andere zu sein. Das Wirken und die Wege Gottes lagen ihnen im Dunkeln; bei ihnen war noch „nicht die Zeit für Feigen“. Markus 11,13. Sie warteten noch auf den Tag, der ihnen Hoffnung und Licht bringen würde. Die Juden, die von Gott größere Segnungen erhalten hatten, waren für den Missbrauch dieser Gaben verantwortlich. Die Vorrechte, derer sie sich rühmten, vergrößerten nur noch ihre Schuld. Jesus war hungrig zu dem Feigenbaum gekommen, und er hoffte, Nahrung zu finden. Ebenso hungrig war Er auch zu den Israeliten gekommen, um bei ihnen Früchte der Gerechtigkeit zu finden. Er hatte Seine Gaben in reicher Fülle über die Juden ausgeschüttet, damit sie zum Segen der Welt Frucht tragen möchten. Jede Gelegenheit, jedes Privileg war ihnen gewährt worden. Als Gegenleistung suchte Er ihr Mitgefühl und ihre Mitarbeit in Seinem Gnadenwerk. Er sehnte sich danach, bei ihnen Opferbereitschaft und Barmherzigkeit, Eifer für Gott und das tiefe Verlangen nach Erlösung ihrer Mitmenschen zu sehen. Hätten sie Gottes Gesetz befolgt, dann hätten sie die gleichen selbstlosen Werke getan wie Jesus auch. Aber die Liebe zu Gott und den Menschen war durch Stolz und Selbstzufriedenheit verfinstert. Sie stürzten sich selbst ins Verderben, indem sie es ablehnten, sich um andere zu kümmern und den Schatz der Wahrheit, den Gott ihnen anvertraut hatte, der Welt weiterzugeben. An dem unfruchtbaren Feigenbaum konnten sie ihre Sünde wie auch deren Bestrafung erkennen. Unter dem Fluch des Erlösers abgestorben, verwelkt, verdorrt und bis an die Wurzel vertrocknet, stand der Feigenbaum da und zeigte den Zustand des jüdischen Volkes auf, wenn ihm die Gnade Gottes entzogen sein würde. Da Israel sich weigerte, die Gnadengaben mitzuteilen, würde es sie auch nicht länger empfangen. „Israel“, sagte der Herr, „du bringst dich ins Unglück.“ Hosea 13,9. DM.460.2 Teilen

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Diese Warnung gilt für alle Zeiten. Christi Fluch über den Feigenbaum, den Seine eigene Schöpfermacht geschaffen hatte, steht als Warnung über allen Gemeinden und allen Christen. Niemand kann im Gehorsam des göttlichen Gesetzes leben, ohne dem Nächsten zu dienen. Aber es gibt viele, die nicht nach dem Vorbild Christi einen barmherzigen, uneigennützigen Wandel führen. Manche, die sich selbst zu den vortrefflichsten Christen zählen, verstehen nicht, worin der wahre Dienst für Gott besteht. Sie planen und trachten, um sich selbst zu gefallen, und handeln nur im eigenen Interesse. Zeit ist für sie nur insoweit von Wert, wie sie diese ausschließlich für sich verwenden können. In ihrem täglichen Leben ist das ihr ganzes Streben. Sie kümmern sich nicht um ihren Nächsten, sondern allein um sich selbst. Gott erwählte sie, in einer Welt zu leben, die selbstlosen Dienst erfordert. Er bestimmte sie dazu, ihren Mitmenschen in jeder nur denkbaren Weise zu helfen. Doch ihr Ich ist so groß, dass sie nichts anderes mehr sehen. Menschlichkeit hat bei ihnen keinen Platz. Jene, die in dieser Weise nur für sich leben, gleichen dem Feigenbaum, der viel versprach, aber nichts brachte. Sie beachten zwar die äußeren Formen des Gottesdienstes, sind jedoch ohne Buße und ohne Glauben. Sie geben vor, das Gesetz Gottes zu ehren, aber ihnen fehlt der Glaubensgehorsam. Sie reden, aber sie handeln nicht. DM.461.1 Teilen

In Seinem Urteil über den Feigenbaum zeigt Jesus, wie verhasst in Seinen Augen diese eitle Täuschung ist. Er erklärt, dass der offenkundige Sünder weniger schuldig ist als jener, der angeblich Gott dient, aber zu Seiner Verherrlichung keine Frucht bringt. Dieses Gleichnis, das Christus vor Seinem Besuch in Jerusalem erzählte, steht in unmittelbarem Zusammenhang mit der Lehre, die Er durch die Verfluchung des unfruchtbaren Feigenbaums erteilt hatte. Dort bittet der Gärtner für den unfruchtbaren Baum: „Herr, lass ihn noch dies Jahr, bis ich um ihn grabe und bedünge; vielleicht bringt er doch noch Frucht; wenn aber nicht, so hau ihn ab.“ Lukas 13,8.9. Der unfruchtbare Baum sollte besonders gepflegt werden. Er sollte jeden möglichen Vorteil haben. Wenn er dennoch ohne Frucht bliebe, dann könnte ihn nichts vor der Vernichtung bewahren. Über das Ergebnis der Bemühungen des Gärtners wird im Gleichnis nichts ausgesagt. Es hing von den Menschen ab, zu denen Jesus diese Worte sprach. Sie waren es, die symbolisch für den unfruchtbaren Baum standen. In ihrer Hand lag die Entscheidung über ihr Schicksal. Alle erdenklichen Vorteile waren ihnen vom Himmel eingeräumt worden, aber sie profitierten nicht von diesen großen Segnungen. Christi Verfluchung des unfruchtbaren Feigenbaums zeigt, wohin das führte. Sie hatten ihren eigenen Untergang bestimmt. Mehr als 1000 Jahre lang hatte Israel die Gnade Gottes missbraucht und dadurch Seine Strafgerichte herausgefordert. Es hatte Gottes Warnungen unbeachtet gelassen und Seine Propheten getötet. Für diese Sünden der Vergangenheit nahmen die Menschen zurzeit Jesu die Verantwortung auf sich, indem sie den gleichen Weg verfolgten. Die Schuld jener Generation lag in der Verwerfung der ihr angebotenen Gnadengaben und Warnungsbotschaften. Die Fesseln, die das Volk jahrhundertelang geschmiedet hatte, legte es sich nun selbst an. DM.461.2 Teilen

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In jedem Zeitalter werden den Menschen Tage des Lichtes und der besonderen Gelegenheiten gegeben, eine Probezeit also, in der sie sich mit Gott versöhnen können. Aber es gibt eine Grenze für diese Gnade. Die göttliche Barmherzigkeit mag jahrelang mahnen, sie mag geringgeschätzt und verworfen werden, aber es kommt die Zeit, da sie zum letzten Mal bittet. Verhärtet sich das Herz so sehr, dass es aufhört, auf den Geist Gottes zu achten, dann bittet die wohlklingende, gewinnende Stimme des Erlösers nicht länger, und die Zurechtweisungen und Ermahnungen hören auf. Diese Zeit war nun für Jerusalem gekommen. Jesus weinte vor Schmerz über die verurteilte Stadt, aber Er konnte sie nicht mehr retten. Alle Möglichkeiten waren erschöpft. Indem Israel die Warnungen des Geistes Gottes verwarf, wies es das einzige Heilmittel zurück. Es gab keine andere Macht, durch welche die Stadt gerettet werden konnte. DM.462.1 Teilen

Das jüdische Volk war ein Sinnbild der Menschen aller Zeitalter, welche die Bitten der unendlichen Liebe Gottes verhöhnen. Die Tränen, die Jesus über Jerusalem weinte, flossen für die Sünden aller Zeiten. Alle, die die Ermahnungen und Warnungen des Geistes Gottes missachten, können in dem angekündigten Gericht über Jerusalem ihr eigenes Schicksal erkennen. DM.462.2 Teilen

Heute gibt es viele, die den gleichen Weg einschlagen wie einst die ungläubigen Juden. Sie haben die Offenbarungen der Macht Gottes gesehen. Der Heilige Geist hat zu ihren Herzen gesprochen; aber sie halten an ihrem Unglauben und an ihrem Widerstand fest. Gott sendet ihnen Warnungen und Zurechtweisungen; doch sie wollen ihr Unrecht nicht einsehen und verwerfen bewusst Seine Botschaft und Seine Boten. Gerade die Mittel, die Gott zu ihrer Errettung nutzen will, werden für sie zum Stein des Anstoßes. DM.462.3 Teilen

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Die Propheten Gottes wurden von den abtrünnigen Israeliten gehasst, weil sie deren verborgene Sünden ans Tageslicht brachten. Ahab betrachtete Elia als seinen Feind, weil der Prophet gewissenhaft die geheimen Sünden des Königs rügte. So stößt auch heute der Diener Christi, der die Sünde geißelt, auf Hohn und Widerstand. Die Wahrheit der Heiligen Schrift, die Religion Christi, muss gegen einen starken Strom sittlicher Unreinheit kämpfen. Das Vorurteil gegen das schlichte Bibelwort ist in den Herzen der Menschen noch größer als zurzeit Jesu. Der Heiland entsprach nicht den Erwartungen der Menschen, Sein Leben war ein einziger Vorwurf gegen ihre Sündhaftigkeit. Darum verwarfen sie Ihn. So stimmt auch die Wahrheit des Wortes Gottes nicht mit den Handlungen und natürlichen Neigungen der Menschen überein, und Tausende lehnen das Licht der Wahrheit ab. Von Satan beeinflusst, zweifeln die Menschen an Gottes Wort und folgen lieber ihrem unabhängigen Urteil. Sie wählen lieber die Dunkelheit als das Licht und bringen dadurch ihre Seele in Gefahr. Jene, die Christi Worte kritisieren, fanden immer neuen Anlass zur Kritik, bis sie sich von der Wahrheit und dem Leben abwandten. So ist es auch heute. Gott will nicht jeden Einwand, den das menschliche Herz gegen Seine Wahrheit vorbringt, aus dem Weg räumen. Wer die wertvollen Lichtstrahlen verwirft, die die Finsternis erhellen würden, der bleibt für immer im Dunkel des Unglaubens. Ihm ist die Wahrheit verborgen. Er wandelt im Finstern und erkennt nicht das vor ihm liegende Verderben. DM.463.1 Teilen

Christus überschaute von der Höhe des Ölbergs aus die Welt und alle Zeitalter. Seine Worte sind auf jeden anwendbar, der die Fürsprache der göttlichen Gnade geringschätzig behandelt. Heute wendet Er sich an die Verächter Seiner Liebe. „Wenn doch auch du erkenntest zu dieser Zeit, was zum Frieden dient!“ Lukas 19,42. Jesus vergießt bittere Tränen für dich, der du selbst nicht weinen kannst. Jene verhängnisvolle Herzenshärte, die die Pharisäer vernichtete, zeigt sich bereits in dir. Jeder göttliche Gnadenbeweis, jeder göttliche Lichtstrahl rührt entweder das Herz und macht es demütig oder bestärkt es in hoffnungsloser Verstocktheit. Christus sah voraus, dass die Einwohner Jerusalems verstockt und ohne Reue bleiben würden; dennoch hatten sie alle Schuld und trugen für alle Folgen der zurückgewiesenen Gnade allein die Verantwortung. So wird es jedem ergehen, der denselben Weg eigensinnig weiter wandert. Gott sagte: „Israel, du bringst dich ins Unglück“. Hosea 13,9. „Du, Erde, höre zu! Siehe, ich will Unheil über dies Volk bringen, ihren verdienten Lohn, weil sie auf meine Worte nicht achten und mein Gesetz verwerfen.“ Jeremia 6,19. DM.463.2 Teilen

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