Portrait von Ellen White
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Kapitel 65: Der Tempel wird wieder gereinigt
Kapitel 65: Der Tempel wird wieder gereinigt
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Auf der Grundlage von Matthäus 21,12-16; Matthäus 21,23-46; Markus 11,15-19; Markus 11,27-33; Markus 2,1-12; Lukas 19,45-48; Lukas 20,1-19. DM.464 Teilen

Zu Beginn Seines Lehramtes hatte Christus alle jene aus dem Tempel .getrieben, die diesen durch ihre unheiligen Geschäfte so verunreinigt hatten. Sein strenges und auch machtvolles Auftreten hatte damals die listigen Händler mit Furcht erfüllt. Nun kam Er kurz vor Ende Seines Auftrags wieder in den Tempel und fand ihn genauso entweiht wie vor Jahren. Die Situation war sogar noch schlimmer als je zuvor. Der Vorhof des Tempels glich einem riesigen Viehmarkt, auf dem das Gebrüll der Tiere und der helle Klang der Münzen sich mit den zornigen Schreien der untereinander streitenden Händler vermischten. Dazwischen hörte man die Stimmen der amtierenden Priester. Sogar die Würdenträger des Tempeldienstes beteiligten sich an den Kauf- und Wechselgeschäften und ließen sich derart von ihrer Gewinnsucht beherrschen, dass sie in den Augen Gottes nicht besser waren als Diebe. DM.464.1 Teilen

Wie wenig erkannten die Priester und Obersten den Ernst und die Würde des Amtes, das sie zu erfüllen hatten! Zu jedem Passah- und Laubhüttenfest wurden Tausende von Tieren geschlachtet. Ihr Blut wurde von den Priestern aufgefangen und auf den Altar gegossen. Diese blutigen Opfer waren den Juden so geläufig geworden, dass sie fast die Tatsache vergaßen, dass nur ihre Sünde all dieses Blutvergießen notwendig machte. DM.464.2 Teilen

Sie beachteten nicht, dass darin das Blut des teuren Gottessohnes versinnbildet wurde, das für das Leben der Welt vergossen werden sollte, und dass die Menschen durch das Darbringen von Opfern auf einen Erlöser, der am Kreuz stürbe, hingewiesen werden sollten. DM.464.3 Teilen

Jesu Blick fiel auf die unschuldigen Opfertiere. Er sah, wie die Juden diese großen Zusammenkünfte zu einem Schauspiel des Blutvergießens und der Grausamkeit gemacht hatten. Statt demütige Reue über ihre Sünde zu empfinden, hatten sie die Zahl der Opfer vervielfacht, als ob Gott durch einen herzlosen Formendienst geehrt werden könnte. Die Priester und Obersten hatten nicht nur ihre Herzen durch Selbstsucht und Geiz verhärtet, sie hatten auch jene Sinnbilder, die auf das Lamm Gottes hinwiesen, als ein Mittel degradiert, um Gewinne zu erzielen. So war in den Augen des Volkes die Heiligkeit des Opferdienstes in hohem Maße herabgewürdigt worden. Jesus empörte sich darüber; Er wusste, dass Sein Blut, welches für die Sünden der Welt bald vergossen werden sollte, von den Obersten und Priestern ebenso wenig geachtet würde wie das Blut der Tiere, das sie unaufhörlich fließen ließen. Gegen diese Ausübung des Opferdienstes hatte Christus bereits durch die Propheten gesprochen. Samuel hatte gesagt: „Meinst du, dass der Herr Gefallen habe am Brandopfer und Schlachtopfer gleichwie am Gehorsam gegen die Stimme des Herrn? Siehe, Gehorsam ist besser als Opfer und Aufmerken besser als das Fett von Widdern.“ 1.Samuel 15,22. DM.464.4 Teilen

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Als Jesaja im Gesicht den Abfall der Juden sah, redete er sie als Oberste von Sodom und Gomorra an: „Hört des Herrn Wort, ihr Herren von Sodom! Nimm zu Ohren die Weisung unsres Gottes, du Volk von Gomorra! Was soll mir die Menge eurer Opfer?, spricht der Herr. Ich bin satt der Brandopfer von Widdern und des Fettes von Mastkälbern und habe kein Gefallen am Blut der Stiere, der Lämmer und Böcke. Wenn ihr kommt, zu erscheinen vor mir — wer fordert denn von euch, dass ihr meinen Vorhof zertretet? ... Wascht euch, reinigt euch, tut eure bösen Taten aus meinen Augen, lasst ab vom Bösen! Lernt Gutes tun, trachtet nach Recht, helft den Unterdrückten, schafft den Waisen Recht, führt der Witwen Sache!“ Jesaja 1,10-12.16.17. Christus, der diese Weissagungen durch Seinen Geist selbst gegeben hatte, wiederholte nun Seine Warnungen zum letzten Mal. In Erfüllung des prophetischen Wortes hatte das Volk Jesus zum König Israels ausgerufen. Er hatte ihre Huldigungen und das Amt des Königs angenommen. Als solcher musste Er handeln. Er wusste, dass Seine Bemühungen, die verderbte Priesterschaft zu reformieren, vergeblich sein würden, dennoch musste Er seine Aufgabe erfüllen, einem ungläubigen Volk den unantastbaren Beweis Seiner göttlichen Sendung zu geben. DM.465.1 Teilen

Noch einmal überschaute Sein durchdringender Blick den entheiligten Tempelhof. Aller Augen waren auf Ihn gerichtet. Priester und Oberste, Pharisäer und Heiden blickten mit Erstaunen und ehrfürchtiger Scheu auf den, der in der Majestät des himmlischen Königs vor ihnen stand. Das Göttliche brach durch das Menschliche hindurch und bekleidete Christus mit einer Würde und Herrlichkeit, wie Er sie nie zuvor offenbart hatte. Die Ihm am nächsten standen, zogen sich scheu vor Ihm zurück, soweit die Menge es gestattete. Nur von wenigen Jüngern umringt, stand der Heiland fast allein. Alle waren verstummt. Die tiefe Stille schien unerträglich. DM.465.2 Teilen

Da sprach der Herr mit einer Kraft, die das Volk wie mit einem gewaltigen Sturm durchschüttelte: „Es steht geschrieben: ‚Mein Haus soll ein Bethaus heißen‘; ihr aber macht eine Räuberhöhle daraus.“ Matthäus 21,13. Wie vom Ton einer Posaune, so hörte man seine Stimme. Der Unwille auf seinem Angesicht leuchtete wie verzehrendes Feuer. Und mit Autorität gebot er nun: „Tragt das weg!“ Johannes 2,16. DM.465.3 Teilen

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Drei Jahre zuvor hatten sich die Obersten des Tempels ihrer Flucht auf Jesu Befehl hin geschämt. Sie hatten sich seither über ihre Furcht und ihren unbedingten Gehorsam einem einzelnen, demütigen Menschen gegenüber gewundert. Sie hatten gespürt, dass sich unmöglich ein solch würdeloses Nachgeben wiederholen durfte. Dennoch waren sie jetzt erschrockener als damals, und in noch größerer Eile kamen sie Seiner Aufforderung nach. Niemand wagte es, Jesu Autorität in Frage zu stellen, sondern sie alle, Priester und Händler, flohen aus Seiner Gegenwart und trieben ihr Vieh vor sich her. DM.466.1 Teilen

Auf ihrer Flucht aus dem Tempel begegneten sie einer Gruppe von Menschen mit ihren Kranken, die nach dem „Großen Arzt“ fragten. Der Bericht der Fliehenden jedoch veranlasste etliche, umzukehren. Sie fürchteten sich, einem so Mächtigen gegenüberzutreten, dessen Blick allein Priester und Oberste aus Seiner Nähe vertrieben hatte. Viele aber drängten sich durch die hastende Menge, um den zu erreichen, der ihre einzige Hoffnung war. Sie gesellten sich zu denen, die im Tempel zurückgeblieben waren, als die meisten flohen. Wieder war der Tempelhof voller Kranker und Hilfsbedürftiger, und noch einmal diente ihnen ihr Heiland und Erlöser. DM.466.2 Teilen

Nach einiger Zeit wagten sich die Priester und Obersten wieder in den Tempel zurück. Ihre erste Bestürzung war verflogen, und nun wollten sie, wissen, was Jesus denn als Nächstes tun würde. Sie erwarteten, dass Er sich des Thrones Davids bemächtigte. Als sie nun in aller Stille in den Tempel zurückkehrten, vernahmen sie die Lobgesänge von Männern, Frauen und Kindern. Beim Eintritt blickten sie wie gebannt auf das wundersame Geschehen. Sie sahen die Kranken geheilt: Blinde wurden sehend, Taube hörend, und die Krüppel hüpften vor Freude. Noch lauter jubelten die Kinder, deren Gebrechen Jesus geheilt hatte. Er hielt sie in Seinen Armen und nahm ihre Küsse inniger Dankbarkeit an. Manche von ihnen waren an Seiner Brust eingeschlafen, während Er das Volk lehrte. DM.466.3 Teilen

Nun war erneut das Lob jubelnder Kinderstimmen zu hören. Sie riefen: „Hosianna!“ wie am Tag zuvor und schwenkten triumphierend Palmzweige vor dem Herrn. Der Tempel hallte von ihren Rufen wider: „Gelobt sei, der da kommt in dem Namen des Herrn!“ „Siehe, dein König kommt zu dir, ein Gerechter und ein Helfer.“ „Hosianna dem Sohn Davids!“ Matthäus 21,9; Sacharja 9,9. DM.466.4 Teilen

Der Klang dieser frohen, glücklichen Stimmen ärgerte die Obersten des Tempels, und sie fingen an, diesem Schauspiel ein Ende zu machen. Sie machten dem Volk klar, dass das Haus Gottes durch die Füße der Kinder und durch die lauten Freudenrufe entweiht werde. Als sie feststellten, dass ihre Worte bei dem Volk keinen Eindruck machten, wandten sie sich an den Herrn und „sprachen zu ihm: Hörst du auch, was diese sagen? Jesus antwortete ihnen: Ja! Habt ihr nie gelesen: ‚Aus dem Munde der Unmündigen und Säuglinge hast du dir Lob bereitet‘?“ Matthäus 21,16. Die Prophezeiung sagte aus, dass Christus zum König ausgerufen werden sollte, und dieses Wort musste erfüllt werden. Die Priester und Obersten Israels aber weigerten sich, Seine Herrlichkeit auszurufen, und Gott berief die Kinder zu Seinen Zeugen. Hätten sie geschwiegen, dann würden selbst die Säulen des Tempels die Ehre des Heilandes verkündigt haben. Die Pharisäer waren völlig ratlos und verunsichert. Einer, den sie nicht einschüchtern konnten, führte das Kommando. Jesus hatte Seine Stellung als Wächter des Tempels eingenommen. Nie zuvor hatte Er solche königliche Macht bewiesen, nie zuvor hatten Seine Worte und Werke solche Kraft bekundet. Jesus hatte wunderbare Werke schon in ganz Jerusalem getan, aber niemals in einer so feierlichen und eindrucksvollen Weise. In Gegenwart all derer, die Zeugen Seines bewunderungswürdigen Handelns geworden waren, wagten es die Priester und Obersten diesmal nicht, Ihm offene Feindschaft zu zeigen. Durch Seine Antworten wütend gemacht und verwirrt, waren sie unfähig, an diesem Tag Weiteres gegen den Herrn zu unternehmen. DM.466.5 Teilen

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Am nächsten Morgen beratschlagte der Hohe Rat erneut, welche Maßnahmen gegen Jesus ergriffen werden könnten. Drei Jahre zuvor hatten die Obersten ein Zeichen Seines Messiasamtes von Ihm gefordert. Seitdem hatte Er im ganzen Land mächtige Wunder gewirkt. Er hatte Kranke geheilt und auf wunderbare Weise Tausende gespeist. Er war auf den Wogen gewandelt und hatte dem tobenden Meer Ruhe geboten; Er hatte wiederholt in den Herzen der Menschen wie in einem offenen Buch gelesen, hatte Dämonen ausgetrieben und Tote auferweckt. Die Obersten besaßen also die Beweise für Seine göttliche Sendung. Der Hohe Rat beschloss nun, kein Zeichen Seiner göttlichen Autorität zu fordern, sondern zu versuchen, irgendein Zugeständnis oder eine Erklärung aus Ihm herauszulocken, aufgrund deren Er verurteilt werden könnte. DM.467.1 Teilen

Die Mitglieder des Hohen Rates begaben sich zum Tempel, wo Jesus lehrte, und sie fragten Ihn: „Aus welcher Vollmacht tust du das? Oder wer hat dir diese Vollmacht gegeben?“ Markus 11,28. Sie erwarteten von Ihm zu hören, dass Er solches alles aus göttlicher Macht tue. Einer solchen Behauptung wollten sie entgegentreten. Doch Jesus antwortete ihnen mit einer Gegenfrage, die scheinbar eine ganz andere Sache betraf, und Er machte Seine Erwiderung von ihrer Antwort auf Seine Gegenfrage abhängig. „Die Taufe des Johannes, war sie vom Himmel oder von Menschen? Antwortet mir!“ Markus 11,30. Die Priester erkannten jetzt, dass sie in große Verlegenheit geraten waren, aus der sie keine Spitzfindigkeit befreien konnte. Sagten sie, dass die Taufe des Johannes vom Himmel war, dann würde ihr Widerspruch deutlich; denn Christus würde sie fragen: Warum habt ihr dann nicht an ihn geglaubt? Johannes hatte von Jesus bekundet: „Siehe, das ist Gottes Lamm, das der Welt Sünde trägt!“ Johannes 1,29. Glaubten die Priester diesem Zeugnis des Täufers, wie konnten sie dann leugnen, dass Jesus der Messias sei? Sagten sie aber ihre wahre Meinung, dass das Lehramt des Täufers von Menschen sei, würden sie einen Sturm der Entrüstung gegen sich selbst heraufbeschworen haben; denn die Menschen glaubten, dass Johannes ein Prophet Gottes war. DM.467.2 Teilen

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Viele Zuhörer warteten gespannt auf die entscheidende Antwort. Sie wussten, dass die Priester bekannt hatten, die Sendung des Täufers anzuerkennen, und sie erwarteten jetzt ihr Eingeständnis, dass Johannes von Gott gesandt war. Nachdem die Priester sich untereinander besprochen hatten, beschlossen sie, sich keine Blöße zu geben. Scheinheilig erklärten sie ihre Unkenntnis: „Wir wissen‘s nicht.“ Da erwiderte Jesus: „So sage ich euch auch nicht, aus welcher Vollmacht ich das tue.“ Markus 11,33. DM.468.1 Teilen

Die Schriftgelehrten, Priester und Obersten waren zum Schweigen gebracht. Verwirrt und enttäuscht standen sie da mit gesenkten Augen und wagten nicht, weitere Fragen an den Herrn zu stellen. Durch ihre Feigheit und Unentschlossenheit hatten sie ihr Ansehen bei dem Volk, das dabeistand und sich über die Niederlage dieser stolzen, selbstgefälligen Männer amüsierte, in hohem Maße eingebüßt. DM.468.2 Teilen

Alle diese Worte und Taten Jesu waren von besonderer Bedeutung, und ihr Einfluss sollte nach Seiner Kreuzigung und Auferstehung immer mehr spürbar werden. Viele von denen, die begierig auf das Ergebnis der Befragung Jesu gewartet hatten, bekannten sich später zu Seiner Nachfolge, nachdem sie sich zum ersten Mal an jenem ereignisreichen Tag von Seinen Worten angezogen fühlten. Die Szene auf dem Tempelhof entschwand nie mehr ihrem Gedächtnis. Als Jesus mit dem Hohepriester sprach, wurde der Gegensatz zwischen ihnen immer deutlicher. Der stolze Würdenträger des Tempels war in edle Gewänder gekleidet, auf seinem Haupt trug er ein glänzendes Diadem, seine Haltung war majestätisch, sein Haar und sein wallender Bart leuchteten silberweiß — seine ganze Erscheinung flößte Ehrfurcht ein. Vor dieser erhabenen Persönlichkeit stand die Majestät des Himmels ohne jeden Schmuck und ohne jede Prachtentfaltung. Seine Kleidung trug noch die Spuren der Reise; Sein Angesicht war bleich und gezeichnet von innerem Kummer; dennoch standen Würde und Wohlwollen in Ihm geschrieben, die einen auffallenden Gegensatz zu dem stolzen, selbstbewussten und zornigen Gebaren des Hohepriesters bildeten. Viele von denen, die Zeugen der Worte und Werke Jesu im Tempel gewesen waren, nahmen ihn von da an als Gesandten Gottes in ihr Herz auf. Aber während sich die Teilnahme des Volkes immer mehr Ihm zuwandte, nahm der Hass der Priester zu. Die Klugheit, mit der Jesus den Fallen der Priester zu entkommen wusste, bezeugte erneut seine Göttlichkeit, goss aber andrerseits neues Öl auf die Wogen ihres Zorns. In Seinem Streitgespräch mit den Rabbinern war es keineswegs Jesu Absicht, Seine Widersacher öffentlich zu demütigen. Er freute sich nicht darüber, sie in die Enge getrieben zu sehen. Er hatte ihnen nur eine notwendige Lehre gegeben. Doch Seine Gegner fühlten sich dadurch herausgefordert, dass Er zuließ, dass sie sich in die Netze verstrickten, die sie für Ihn ausgebreitet hatten. Indem sie bekannten, über das Wesen der Taufe des Täufers nichts zu wissen, gaben sie Jesus Gelegenheit zu sprechen, und Er nutzte sie, um ihnen ihre wahre Lage zu zeigen und den vielen Warnungen an sie noch eine neue hinzuzufügen. DM.468.3 Teilen

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„Was meint ihr aber?“, fragte Jesus. „Es hatte ein Mann zwei Söhne und ging zu dem ersten und sprach: Mein Sohn, geh hin und arbeite heute im Weinberg. Er antwortete aber und sprach: Nein, ich will nicht. Danach reute es ihn und er ging hin. Und der Vater ging zum zweiten Sohn und sagte dasselbe. Der aber antwortete und sprach: Ja, Herr!, und ging nicht hin. Wer von den beiden hat des Vaters Willen getan?“ Matthäus 21,28-31. DM.469.1 Teilen

Mit dieser unerwarteten Frage entwaffnete Jesus Seine Zuhörer. Bis dahin hatten sie der Erzählung des Gleichnisses gut zugehört. Nun antworteten sie sofort: „Der erste.“ Matthäus 21,31. Da schaute sie Jesus durchdringend an und erwiderte ernst und würdevoll: „Wahrlich, ich sage euch: die Zöllner und Huren kommen eher ins Reich Gottes als ihr. Denn Johannes kam zu euch und lehrte euch den rechten Weg, und ihr glaubtet ihm nicht; aber die Zöllner und Huren glaubten ihm. Und obwohl ihr‘s saht, tatet ihr dennoch nicht Buße, sodass ihr ihm dann auch geglaubt hättet.“ Matthäus 21,31.32. DM.469.2 Teilen

Den Priestern und Obersten des Volkes blieb nichts anderes übrig, als Jesu Frage klar zu beantworten. Die Erwiderung, die Jesus erhielt, fiel also zugunsten des ersten Sohns aus. Dieser Sohn stellte die Zöllner dar, die von den Pharisäern verachtet und gehasst wurden. Die Zöllner waren tatsächlich durch und durch unsittlich und bezeugten durch ihr Leben, dass sie Übertreter des Gesetzes Gottes waren und sich dessen Forderungen widersetzten. Auch waren sie undankbar und gottlos, denn dem Auftrag, in des Herrn Weinberg an die Arbeit zu gehen, hatten sie eine verächtliche Abfuhr erteilt. Als dann aber Johannes auftrat, Buße und Taufe predigte, nahmen die Zöllner seine Botschaft an und wurden getauft. Der zweite Sohn dagegen stellte die führenden Persönlichkeiten der jüdischen Nation dar. Zwar hatten sich einige Pharisäer bekehrt und die Taufe von Johannes empfangen, aber die verantwortlichen Leiter wollten nicht zugeben, dass dieser von Gott gesandt sei. Seine Warnungen und Anklagen bewirkten keine Erneuerung bei ihnen. Sie „verachteten, was Gott ihnen zugedacht hatte, und ließen sich nicht von ihm taufen“. Lukas 7,30. Seine Botschaft lehnten sie ab. Als der zweite Sohn zur Arbeit aufgefordert wurde, stimmte er zu: „Ja, Herr!“ Trotzdem ging er nicht hin. Ebenso bekannten sich die Priester und Obersten zum Gehorsam, handelten aber wie Ungehorsame. Sie legten stolze Bekenntnisse ihrer Frömmigkeit ab und beriefen sich darauf, das Gesetz Gottes zu achten, heuchelten aber nur Gehorsam. Die Zöllner dagegen wurden von den Pharisäern als Ungläubige hingestellt und verflucht. Durch ihren Glauben und ihre Taten bewiesen sie jedoch, dass sie auf dem Weg zum Himmelreich einen Vorsprung vor jenen selbstgerechten Männern besaßen, die zwar eine große Erkenntnis vom himmlischen Königreich erhalten hatten, deren Handeln aber mit ihrer göttlichen Berufung nicht übereinstimmte. DM.469.3 Teilen

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Die Priester und Obersten wollten diese tiefgreifende Wahrheit nicht auf sich beziehen. So schwiegen sie zunächst in der Hoffnung, dass Jesus noch etwas sagen würde, was sie gegen Ihn selbst verwenden könnten. Doch wurde ihnen noch mehr zugemutet. DM.470.1 Teilen

„Hört ein anderes Gleichnis“, fuhr Jesus fort. „Es war ein gewisser Hausherr, der pflanzte einen Weinberg, zog einen Zaun darum, grub eine Kelter darin, baute einen Wachtturm, verpachtete ihn an Weingärtner und reiste außer Landes. Als nun die Zeit der Früchte nahte, sandte er seine Knechte zu den Weingärtnern, um seine Früchte in Empfang zu nehmen. Aber die Weingärtner ergriffen seine Knechte und schlugen den einen, den anderen töteten sie, den dritten steinigten sie. Da sandte er wieder andere Knechte, mehr als zuvor; und sie behandelten sie ebenso. Zuletzt sandte er seinen Sohn zu ihnen und sprach: Sie werden sich vor meinem Sohn scheuen! Als aber die Weingärtner den Sohn sahen, sprachen sie untereinander: Das ist der Erbe! Kommt, lasst uns ihn töten und sein Erbgut in Besitz nehmen! Und sie ergriffen ihn, stießen ihn zum Weinberg hinaus und töteten ihn. Wenn nun der Herr des Weinbergs kommt, was wird er mit diesen Weingärtnern tun?“ Matthäus 21,33-40. DM.470.2 Teilen

Jesus hatte sich an alle Leute gewandt, die bei Ihm waren, doch die Priester und Obersten antworteten gleich: „Er wird den Bösen ein böses Ende bereiten und seinen Weinberg andern Weingärtnern verpachten, die ihm die Früchte zur rechten Zeit geben.“ Matthäus 21,41. Die Bedeutung dieses Gleichnisses war zunächst von den Sprechern nicht erkannt worden. Nun aber stellten sie fest, dass sie sich ihr eigenes Urteil gesprochen hatten. In diesem Gleichnis steht der Weinbergbesitzer für Gott, der Weinberg für das jüdische Volk und der Zaun für das göttliche Gesetz, das ihr Schutzwall war; der Turm aber versinnbildete den Tempel. Der Weinbergbesitzer hatte alle Voraussetzungen für die Fruchtbarkeit des Weinbergs geschaffen. Er fragt: „Was sollte man noch mehr tun an meinem Weinberg, das ich nicht getan habe an ihm?“ Jesaja 5,4. So war Gottes unermüdliche Sorge für Israel dargestellt. DM.470.3 Teilen

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Wie die Weingärtner dem Herrn seinen rechtmäßigen Anteil an den Früchten des Weinbergs zurückzugeben hatten, so sollte Gottes Volk Ihn durch eine Lebensführung ehren, die Seinen Gnadengaben entsprach. Aber wie die Weingärtner die Knechte töteten, die der Herr zur Einholung der Frucht sandte, so hatten die Juden viele Propheten umgebracht, durch die Gott sie zur Umkehr bewegen wollte. Ein Bote nach dem andern war getötet worden. Bis dahin war die Bedeutung des Gleichnisses nicht fraglich, und das, was folgte, machte es womöglich noch klarer. In dem geliebten Sohn, den der Herr des Weinbergs schließlich zu seinen ungehorsamen Arbeitern schickte und den diese ergriffen und erschlugen, erhielten die Priester und Obersten ein klares Bild von Jesus und von dem, was Ihm bevorstand. Sie planten ja bereits, den zu vernichten, den der Vater als letzten Aufruf zu ihnen geschickt hatte. Die Vergeltung aber, die den unbarmherzigen Weingärtnern angedroht wurde, sollte den Untergang jener Menschen anzeigen, die Christus dem Tod ausliefern würden. DM.471.1 Teilen

Der Heiland schaute voll Mitleid auf sie, als Er weiter ausführte: „Habt ihr nie gelesen in der Schrift: ‚Der Stein, den die Bauleute verworfen haben, der ist zum Eckstein geworden. Vom Herrn ist das geschehen und ist ein Wunder vor unsren Augen‘? Darum sage ich euch: Das Reich Gottes wird von euch genommen und einem Volk gegeben werden, das seine Früchte bringt. Und wer auf diesen Stein fällt, der wird zerschellen; auf wen aber er fällt, den wird er zermalmen.“ Matthäus 21,42-44. Diese Prophezeiung hatten die Juden in ihren Synagogen oft wiederholt und auf den kommenden Messias bezogen. Christus war der „Eckstein“ der jüdischen Heilsordnung und des ganzen Erlösungsplanes. Jetzt verwarfen die jüdischen Baumeister, die Priester und Obersten Israels, dieses Fundament. Der Heiland lenkte ihre Aufmerksamkeit auf die Prophezeiungen, die ihnen ihre Gefahr aufzeigten. Mit allen Mitteln versuchte Er ihnen klarzumachen, welch verhängnisvolle Tat sie im Begriff standen zu begehen. DM.471.2 Teilen

Seine Worte dienten auch noch einem anderen Zweck. Mit der Frage: „Wenn nun der Herr des Weinbergs kommen wird, was wird er diesen Weingärtnern tun?“ wollte Christus die Pharisäer gerade zu der Antwort herausfordern, die sie dann auch prompt gaben. Sie sollten sich selbst ihr Urteil sprechen. Wenn Seine Warnungen sie nicht mehr zur Umkehr bewegen konnten, würden diese ihr Schicksal besiegeln. Christus wollte sie zu der Einsicht führen, dass sie ihren Untergang selbst herbeigeführt hatten. Er wollte ihnen klarmachen, dass Gott gerecht handelte, wenn er ihnen nun ihre nationalen Vorzüge entzöge, was schließlich nicht allein zur Zerstörung des Tempels und ihrer Stadt, sondern auch zur Zerstreuung des Volkes führen würde. DM.471.3 Teilen

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Die Zuhörer verstanden die Warnung. Trotz des Urteils, das sie über sich selbst gefällt hatten, waren die Priester und Obersten entschlossen, die Voraussage zu erfüllen, die mit den Worten formuliert war: „Das ist der Erbe; kommt, lasst uns ihn töten!“ Matthäus 21,38. Weiter heißt es: „Sie trachteten danach, ihn zu ergreifen; aber sie fürchteten sich vor dem Volk, denn es hielt ihn für einen Propheten“. Matthäus 21,46. DM.472.1 Teilen

Christus zitierte die Prophezeiung vom verstoßenen Eckstein und bezog sich dabei auf ein Ereignis, das sich in Israels Geschichte tatsächlich zugetragen hatte, und zwar beim Bau des ersten Tempels. Es hatte Bedeutung für das erste Kommen Christi und hätte auf die Juden besonders nachhaltig einwirken sollen. Doch auch wir können daraus lernen. Beim Bau des Salomonischen Tempels wurden die riesigen Steine für das Fundament und das Mauerwerk bereits im Steinbruch fertig zugehauen. Nachdem man sie zum Bauplatz brachte, durfte kein Werkzeug sie mehr bearbeiten. Sie mussten von den Arbeitern nur noch in die richtige Position gebracht werden. Zum Einsatz im Fundament war ein Stein von ungewöhnlicher Größe und Form herangeschafft worden; aber die Arbeiter konnten für diesen Stein keinen Platz finden und setzten ihn deshalb nicht ein. Da der riesige Stein ungenutzt im Wege lag, verursachte er den Arbeitern viel Verdruss. Lange blieb er als verschmähter Steinblock liegen. Doch dann gingen die Baumeister daran, die Eckfundamente zu legen. Dafür suchten sie lange nach einem Stein, der die erforderliche Größe und Stärke sowie die entsprechende Form hätte, um diesen Platz auszufüllen und das gewaltige Gewicht zu tragen, das später auf ihm ruhen sollte. Würden sie für diesen entscheidenden Platz den falschen Stein wählen, wäre die Sicherheit des ganzen späteren Bauwerks gefährdet. So mussten sie einen Stein finden, der den Einflüssen von Sonne, Frost und Sturm trotzen konnte. Verschiedentlich hatten sie schon Steine ausgesucht, doch waren sie alle unter der ungeheuren Belastung zerbrochen. Andere wiederum hielten den plötzlichen Veränderungen der Witterung nicht stand. DM.472.2 Teilen

Schließlich wurde man auf den Stein aufmerksam, der so lange übersehen worden war. Er war Luft, Sonne und Wind ausgesetzt gewesen, ohne dass sich an ihm auch nur der kleinste Riss gezeigt hätte. Die Bauleute untersuchten ihn sehr sorgfältig; mit einer Ausnahme hatte er alle Prüfungen bestanden. Wenn er auch starken Druck aushalten würde, wollte man ihn als Eckstein für das Gebäude verwenden. Der Versuch wurde unternommen, der Stein für gut befunden, an die für ihn bestimmte Stelle geschafft und eingefügt. Und er passte tatsächlich ganz genau in die Lücke. DM.472.3 Teilen

Dem Propheten Jesaja wurde in prophetischer Schau gezeigt, dass dieser Stein ein Sinnbild für Christus sei. Er schrieb: „Erachtet nichts außer dem Herrn, dem Allmächtigen, als heilig. Ihn sollt ihr fürchten und vor ihm sollt ihr Ehrfurcht haben. So wird er ein Heiligtum sein. Aber für beide Häuser Israels wird er zum Stein des Anstoßes und ein Stolperstein, über den man fällt. Er wird den Bewohnern Jerusalems zum Fangnetz und zur Falle werden. Viele von ihnen werden stolpern und fallen und zerschmettert werden; sie werden verstrickt und gefangen.“ Jesaja 8,13-15 (NL). Im Rahmen einer Vision auf das erste Kommen Christi wurde dem Propheten gezeigt, dass Christus derartige Belastungen und Prüfungen aushalten müsse, die bereits im Umgang mit dem Eckstein am Salomonischen Tempel versinnbildet waren: „Deshalb spricht Gott, der Herr: Seht her! Ich lege einen Stein in Jerusalem. Er ist ein kostbarer Eckstein, der fest verankert ist. Wer glaubt, bleibt bestehen.“ Jesaja 28,16 (NL). DM.472.4 Teilen

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In seiner unendlichen Weisheit wählte sich Gott den Grundstein aus und legte ihn selbst. Er nannte ihn als „fest verankert“. Mag auch die ganze Welt mit allen ihren Lasten und Kümmernissen auf ihm liegen — dieser Stein kann alles tragen. Mit größter Zuversicht kann man auf ihm bauen. Christus ist ein „erprobter Stein“ und Er enttäuscht keinen, der Ihm vertraut. Er hat jede Prüfung bestanden und die Last der Sünden Adams und dessen Nachkommen getragen. Dabei hat Er in jeder Hinsicht die Mächte des Bösen überwunden und die Lasten auf sich genommen, die Ihm alle reuigen Sünder auferlegt haben. In Christus findet das schuldbeladene Herz Trost; denn Er ist das sichere Fundament. Wer sich auf Ihn verlässt, darf sich völlig sicher fühlen. DM.473.1 Teilen

Nach Jesajas Prophezeiung ist Christus sowohl ein sicheres Fundament als auch ein Stein des Anstoßes. Der Apostel Petrus zeigt, vom Heiligen Geist geleitet, in seinem Brief klar auf, für wen Christus ein fest verankerter Stein und für wen Er ein Stein des Anstoßes ist: „Denn ihr habt erfahren, wie freundlich der Herr ist. Kommt zu Christus, dem lebendigen Eckstein im Tempel Gottes. Er wurde von den Menschen zwar verworfen; doch in den Augen Gottes, der ihn erwählt hat, ist er kostbar. Und nun lasst euch von Gott als lebendige Steine in seinen geistlichen Tempel einbauen. Ihr sollt Gottes heilige Priester sein und ihm geistliche Opfer bringen, die er durch eure Gemeinschaft mit Jesus Christus annimmt! In der Schrift heißt es: ‚Ich lege einen Stein in Jerusalem, einen auserwählten, kostbaren Eckstein, und wer an ihn glaubt, wird nicht umkommen.‘ Für euch, die ihr glaubt, ist er kostbar, doch für die, die ihn ablehnen, gilt: ‚Der Stein, den die Bauleute verworfen haben, ist zum Eckstein geworden.‘ Und in der Schrift heißt es auch: ‚Er ist der Stein, über den Menschen stolpern, der Fels, der sie zu Fall bringt.‘ Sie stolpern, weil sie nicht auf Gottes Wort hören und es nicht befolgen, und dazu sind sie auch bestimmt.“ 1.Petrus 2,3-8 (NL). DM.473.2 Teilen

Christus ist ein sicheres Fundament für alle, die an Ihn glauben. Diese sind diejenigen, die auf den Felsen fallen und zerbrochen werden. Diese Darstellung steht für Unterwerfung unter Christus und den Glauben an Ihn. Auf den Felsen zu fallen und zerbrochen zu werden bedeutet, unsere Selbstgerechtigkeit aufzugeben, sich bescheiden wie ein Kind an Christus zu wenden, eigene Übertretungen zu bereuen und Jesu vergebender Liebe zu vertrauen. Wir bauen im Glauben und Gehorsam auf Christus, unseren Grundstein. DM.473.3 Teilen

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Dieser lebendige Stein ist für Juden und Heiden da. Er bildet die einzige Grundlage, auf der wir sicher bauen können, ist Er doch breit genug für alle und zugleich so kräftig, dass Er die Last der ganzen Welt tragen kann. Ja, durch ihre Berührung mit Christus, dem lebendigen Stein, werden alle, die auf Ihn als Grundstein bauen, selbst zu lebendigen Steinen. Viele Menschen haben sich durch eigene Bemühungen behauen, poliert und verschönert. Trotzdem können sie keine „lebendigen Steine“ werden, weil sie nicht mit Christus verbunden sind. Ohne diese Verbindung kann niemand gerettet werden. Wenn Christus nicht in uns lebt, können wir den Stürmen der Versuchung nicht standhalten. Unser ewiges Heil hängt also davon ab, ob wir auf dem sicheren Fundament bauen. Zahllose Menschen bauen heutzutage auf einem Grund, der nicht erprobt ist. Wenn Wolkenbrüche niedergehen, Stürme toben und Fluten hereinbrechen, wird ihr Haus zusammenbrechen, ist es doch nicht auf dem ewigen Felsen, dem auserwählten Eckstein Jesus Christus, gegründet. Denjenigen, die „in ihrem Ungehorsam am Wort Gottes Anstoß nehmen“, wird Christus zu einem „Stein des Anstoßes“. Doch „der Stein, den die Bauleute verworfen haben, ist zum Eckstein geworden“. 1.Petrus 2,7 (NL). Dem als wertlos verworfenen Stein gleicht das irdische Leben von Christus, das Ihm Verachtung und Schande eintrug. „Er war der Allerverachtetste und Unwerteste, voller Schmerzen und Krankheit. Er war so verachtet, dass man das Angesicht vor ihm verbarg; darum haben wir ihn für nichts geachtet.“ Jesaja 53,3. Aber schon bald sollte Er verherrlicht werden. DM.474.1 Teilen

Durch Seine Auferstehung von den Toten sollte Er „Sohn Gottes in Kraft“ (Römer 1,4) genannt werden. Und bei Seinem zweiten Kommen würde Er als Herr des Himmels und der Erde offenbart werden. Auch jene, die drauf und dran waren, Ihn zu kreuzigen, müssen dann Seine Majestät anerkennen. Dadurch wird der verworfene Stein vor dem gesamten Weltall zum wertvollen Eckstein. Auf wen dieser Stein „fällt, den wird er zermalmen“. Matthäus 21,42-44. DM.474.2 Teilen

Alle, die Christus ablehnten, sollten bald miterleben, wie ihre Stadt und ihr Volk vernichtet würden. Ihre Herrlichkeit sollte zerbrochen und wie Staub im Wind verstreut werden. Und wodurch wurden die Juden verstreut? Durch den „Felsen“. Er würde ihnen Sicherheit gewährt haben, wenn sie auf Ihn gebaut hätten. Weil sie aber die Güte Gottes verachteten, Seine Gerechtigkeit mit Füßen traten und Seine Gnade gering schätzten, machten sie sich selbst zu Feinden Gottes. Nun wirkte all das, was zu ihrem Heil bestimmt war, zu ihrer Vernichtung. Was Gott für ihr Leben vorgesehen hatte, diente ihnen zum Tode. So zog die Kreuzigung Christi durch die Juden die Zerstörung Jerusalems nach sich. Das auf Golgatha vergossene Blut lastete auf ihnen wie ein Gewicht, das sie in dieser und auch in der künftigen Welt in den Untergang zog. So müssen dann am Jüngsten Tag alle, die Gottes Gnade verworfen haben, das Gericht Gottes über sich ergehen lassen. Dann wird Christus, ihr „Stein des Anstoßes“, ihnen als ein Berg der Vergeltung erscheinen. Die Herrlichkeit Seines Angesichts wird für die Gerechten Leben bedeuten, über die Bösen aber ein verzehrendes Feuer bringen. Der Sünder wird vertilgt werden, weil er die Liebe zurückgewiesen und die Gnade missachtet hat. DM.474.3 Teilen

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In vielen Gleichnissen und wiederholten Warnungen wies Jesus die Juden darauf hin, welche Folgen es für sie hätte, wenn sie den Sohn Gottes ablehnten. Seine Worte galten aber zugleich den Menschen aller Zeitalter, die Ihn nicht als Erlöser annehmen wollen. Jene Warnung gilt für alle. Der entweihte Tempel, der ungehorsame Sohn, die bösen Weingärtner und die hochmütigen Baumeister haben ihr Gegenstück in der Erfahrung eines jeden Sünders. Solange er nicht bereut, wird auch ihn das in diesen Gleichnissen vorausgesagte Schicksal treffen. DM.475.1 Teilen

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