Portrait von Ellen White
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Kapitel 82: „Warum weinst du?“
Kapitel 82: „Warum weinst du?“
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Auf der Grundlage von Matthäus 28,1.5-8; Markus 16,1-8; Lukas 24,1-12; Johannes 20,1-18. DM.634 Teilen

Die Frauen, die unter dem Kreuz Jesu gestanden hatten, warteten darauf, dass die Sabbatstunden vergingen. Am ersten Tag der Woche machten sie sich schon sehr früh auf den Weg zum Grab und nahmen kostbare Spezereien mit, um den Körper des Heilandes zu salben. Sie dachten nicht im Geringsten daran, dass Jesus von den Toten auferstanden sein könnte. Die Sonne ihrer Hoffnung war untergegangen, Nacht hatte sich auf ihre Herzen gesenkt. Auf dem Weg zum Grab dachten sie wohl an Jesu Werke der Liebe und an Seine Worte des Trostes, doch sie erinnerten sich nicht an Seine Verheißung: „Ich will euch wiedersehen.“ Johannes 16,22. Sie hatten keine Ahnung, was gerade geschah, als sie sich dem Garten näherten. Sie überlegten nur: „Wer wälzt uns den Stein von des Grabes Tür?“ Markus 16,3. Sie wussten, dass sie den schweren Stein selbst nicht bewegen konnten, dennoch gingen sie ihren Weg weiter. Da erhellte den Himmel plötzlich ein Glanz, der nicht von der aufgehenden Sonne kam. Die Erde zitterte und bebte. Die Frauen sahen, dass der große Stein zur Seite gewälzt und die Gruft selbst leer war. DM.634.1 Teilen

Sie waren nicht alle aus derselben Richtung zum Grab gekommen. Maria Magdalena hatte als Erste die Grabstätte erreicht. Als sie nun sah, dass das Grab offen war, eilte sie weg, um es den Jüngern mitzuteilen. Inzwischen hatten auch die anderen Frauen den Garten erreicht. Sie sahen Jesu Grab von einem hellen Licht umleuchtet, aber den Leichnam des Herrn fanden sie nicht. Als sie noch etwas verweilten, bemerkten sie plötzlich, dass sie nicht allein waren. Ein junger Mann in weißem Gewand saß im Innenraum des Grabes. Es war der Engel, der den schweren Stein von der Tür gewälzt hatte. Er hatte Menschengestalt angenommen, um die Freunde Jesu nicht zu beunruhigen. Ihn umleuchtete das Licht der himmlischen Herrlichkeit, und die Frauen fürchteten sich. Sie wollten schon fliehen, als der Engel sie zurückhielt: „Entsetzt euch nicht!“, sprach er zu ihnen. „Ihr sucht Jesus von Nazareth, den Gekreuzigten. Er ist auferstanden, Er ist nicht hier. Siehe da die Stätte, wo sie Ihn hinlegten! Geht aber hin und sagt Seinen Jüngern und Petrus, dass Er vor euch hingehen wird nach Galiläa.“ Markus 16,6.7. Die Frauen schauten erneut in die Gruft hinein, und abermals hörten sie die wunderbare Botschaft. Noch ein anderer Engel in Menschengestalt war dort, und dieser sagte jetzt: „Was sucht ihr den Lebenden bei den Toten? Er ist nicht hier, er ist auferstanden. Denkt daran, wie er euch gesagt hat, als er noch in Galiläa war: Der Menschensohn muss überantwortet werden in die Hände der Sünder und gekreuzigt werden und am dritten Tag auferstehen.“ Lukas 24,5-7. DM.634.2 Teilen

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Er ist auferstanden! Er ist auferstanden! Die Frauen wiederholen immer wieder diese Worte. Nun brauchen sie ihre Salben und Spezereien nicht mehr, der Heiland lebt. Jetzt erinnern sie sich auch daran, dass Jesus, als Er von Seinem Tod sprach, ihnen gesagt hat, Er würde auferstehen. Welch ein Tag ist dies für die ganze Welt! Die Frauen eilten vom Grab hinweg „mit Furcht und großer Freude und liefen, um es seinen Jüngern zu verkündigen“. Matthäus 28,8. DM.635.1 Teilen

Maria hatte die Freudenbotschaft noch nicht gehört. Sie befand sich auf dem Weg zu Petrus und Johannes und brachte ihnen die erschütternde Nachricht: „Sie haben den Herrn weggenommen aus dem Grab, und wir wissen nicht, wo sie ihn hingelegt haben.“ Johannes 20,2. Die Jünger liefen sofort zum Grab und sahen die Worte Marias bestätigt. Sie erkannten die Leichentücher; aber ihren Herrn selbst fanden sie nicht. Trotzdem gab es Beweise von der Auferstehung des Herrn. Die Grabtücher waren nicht achtlos beiseite geworfen, sondern lagen sorgfältig zusammengelegt jedes an seinem Platz. Johannes „sah und glaubte“. Johannes 20,8. Er hatte zwar noch nicht verstanden, dass Jesus nach der Schrift von den Toten auferstehen müsse, aber er erinnerte sich jetzt aller Worte, die der Heiland von Seiner Auferstehung jemals gesagt hatte. DM.635.2 Teilen

Der Heiland selbst hatte die Leinentücher sorgfältig zusammengelegt. Als der Engelfürst zum Grab hernieder kam, wurde er von einem Engel begleitet, der gemeinsam mit anderen den Leichnam Jesu bewacht hatte. Während der Engelfürst den schweren Stein hinwegwälzte, betrat der andere Engel das Grab und befreite den Leib des Herrn aus der festen Umhüllung. Aber es war Jesus selbst, der die Tücher faltete und sie an ihren Platz legte. In den Augen dessen, der die Sterne genauso lenkt wie die winzigsten Atome, ist nichts unwichtig. Ordnung und Vollkommenheit sind das Kennzeichen aller Seiner Werke. DM.635.3 Teilen

Maria war den Jüngern wieder zum Grab gefolgt. Als diese aber nach Jerusalem zurückkehrten, blieb sie zurück. Sie schaute wieder in das leere Grab, und Kummer erfüllte ihr Herz. Da sah sie die zwei Engel im Grab stehen — am Kopfende und am Fußende an der Stelle, wo Jesus gelegen hatte. „Und die sprachen zu ihr: Frau, was weinst du? Sie spricht zu ihnen: Sie haben meinen Herrn weggenommen, und ich weiß nicht, wo sie ihn hingelegt haben.“ Johannes 20,13. Daraufhin wandte sie sich von den Engeln ab und meinte, sie müsse jemanden finden, der ihr Auskunft geben könnte, was mit Jesu Leichnam geschehen sei. Da wurde sie von einer anderen Stimme angesprochen: „Frau, was weinst du? Wen suchst du?“ Mit durch Tränen verschleiertem Blick erkannte Maria die Gestalt eines Mannes und dachte, es sei der Gärtner, und fragte ihn: „Herr, hast du ihn weggetragen, so sage mir, wo du ihn hingelegt hast, so will ich ihn holen.“ Johannes 20,15. Sollte des reichen Mannes Grabstätte zu ehrenvoll gewesen sein für Jesus, dann würde sie selbst einen Platz für Ihn suchen. Sie dachte an das Grab, das Jesus selbst leer machte — das Grab, wo Lazarus gelegen hatte. Könnte sie dort nicht einen guten Ruheort für ihren Herrn finden? Sie fühlte, dass es für sie in ihrem Kummer sehr tröstlich wäre, wenn sie sich um den Leichnam des Gekreuzigten kümmerte. DM.635.4 Teilen

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Doch plötzlich sagte Jesus in der ihr so wohl vertrauten Stimme zu ihr: „Maria!“ Da wusste sie, dass es kein Fremder war, der sie so ansprach. Und als sie sich umdrehte, sah sie Christus lebendig vor sich stehen. In ihrer Freude vergaß sie, dass Er inzwischen gekreuzigt worden war. Sie stürzte auf Ihn zu, als wollte sie Seine Füße umschlingen, und rief: „Rabbuni! das heißt: Meister!“ Da erhob Jesus Seine Hand und sagte zu ihr: „Rühre mich nicht an! Denn ich bin noch nicht aufgefahren zum Vater. Geh aber hin zu meinen Brüdern und sage ihnen: Ich fahre auf zu meinem Vater und zu eurem Vater, zu meinem Gott und zu eurem Gott.“ Johannes 20,16.17. Und Maria eilte zu den Jüngern, um ihnen die frohe Botschaft zu bringen. DM.636.1 Teilen

Jesus wollte nicht eher die Huldigung der Seinen entgegennehmen, bis Er die Gewissheit hatte, dass Sein Opfer vom Vater angenommen war. Er stieg zum Himmel empor und empfing von Gott selbst die Zusicherung, dass Seine für die Sünden der Menschheit vollbrachte Versöhnung ausreichend gewesen war, um es allen Menschen zu ermöglichen, durch Sein Blut das ewige Leben zu erlangen. Der Vater bestätigte den mit Christus geschlossenen Bund, dass Er bußfertige und gehorsame Menschen aufnehmen und sie so lieben würde wie Seinen Sohn auch. Christus hatte Sein Werk zu vollenden und Sein Versprechen zu erfüllen, „dass ein Mann kostbarer sein soll als feinstes Gold und ein Mensch wertvoller als Goldstücke aus Ophir“. Jesaja 13,12. Alle Macht im Himmel und auf Erden wurde dem Lebensfürsten gegeben. Er kehrte zurück zu Seinen Nachfolgern in einer sündigen Welt, um ihnen von Seiner Macht und Herrlichkeit mitzuteilen. DM.636.2 Teilen

Während Jesus in Gottes Gegenwart köstliche Gaben für Seine Gemeinde erhielt, dachten die Jünger an Sein leeres Grab, trauerten und weinten. Der Tag, den der ganze Himmel als Freudentag feierte, war für die Jünger ein Tag der Ungewissheit, der Verwirrung und Unruhe. Ihr Unglaube gegenüber dem Zeugnis der Frauen bewies, wie tief ihr Glaube gesunken war. Die Nachricht von der Auferstehung Christi unterschied sich so sehr von dem, was sie erwartet hatten, dass sie daran nicht glauben konnten. Sie dachten, es sei zu schön, um wahr zu sein. Sie hatten so viel über die Lehren und die sogenannten wissenschaftlichen Theorien der Sadduzäer gehört, dass sie sich von der Auferstehung kein klares Bild mehr machen konnten. Sie wussten kaum noch, was die Auferstehung von den Toten bedeutete, und waren unfähig, das große Ereignis zu fassen. „Geht aber hin“, so hatten die Engel den Frauen aufgetragen, „und sagt seinen Jüngern und Petrus, dass er vor euch hingehen wird nach Galiläa; dort werdet ihr ihn sehen, wie er euch gesagt hat.“ Markus 16,7. DM.636.3 Teilen

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Die Engel waren während Seines Erdenlebens die Beschützer Jesu gewesen. Sie hatten das Verhör und die Kreuzigung miterlebt und Christi Worte an Seine Jünger gehört. Dies war aus der Botschaft zu ersehen, die sie an die Jünger richteten, und hätte sie von deren Echtheit überzeugen müssen. Solche Worte hatten nur von den Boten des auferstandenen Herrn stammen können. „Sagt [es] seinen Jüngern und Petrus“, hatten die Engel geboten. Seit dem Tod Christi war Petrus, von Gewissensbissen geplagt, sehr niedergeschlagen. Sein schmählicher Verrat am Herrn und der liebevolle und zugleich schmerzbewegte Blick des Heilandes standen ihm Tag und Nacht vor Augen. Von allen Jüngern hatte er am meisten gelitten; nun wurde ihm die Zusicherung gegeben, dass seine Reue angenommen und seine Sünde vergeben war. Er wurde mit Namen genannt. DM.637.1 Teilen

„Sagt seinen Jüngern und Petrus, dass er vor euch hingehen wird nach Galiläa; da werdet ihr ihn sehen.“ Alle Jünger hatten den Herrn im Stich gelassen, und die Aufforderung, ihn wieder zu treffen, schloss sie alle ein, er hatte sie nicht verstoßen. Als Maria Magdalena ihnen erzählte, dass sie den Herrn gesehen hatte, wiederholte sie die Aufforderung, ihn in Galiläa zu treffen. Ein drittes Mal erhielten sie die Botschaft durch die anderen Frauen, denen Jesus erschien, nachdem er zum Vater aufgefahren war. „Seid gegrüßt!“, sagte er zu ihnen. „Und sie traten zu ihm und umfassten seine Füße und fielen vor ihm nieder. Da sprach Jesus zu ihnen: Fürchtet euch nicht! Geht hin und verkündigt es meinen Brüdern, dass sie nach Galiläa gehen: Dort werden sie mich sehen.“ Matthäus 28,9.10. DM.637.2 Teilen

Nach Seiner Auferstehung bestand Christi erste Aufgabe darin, Seine Jünger von Seiner unverminderten Zuneigung und liebevollen Rücksichtnahme ihnen gegenüber zu überzeugen. Er wollte ihnen beweisen, dass Er ihr lebendiger Heiland war, der die Fesseln des Todes zerrissen hatte und den der Feind, der Tod, nicht hatte halten können. Sie sollten erkennen, dass Er dasselbe Herz voll Liebe besaß wie vorher, als Er, ihr geliebter Meister, unter ihnen geweilt hatte. Deshalb erschien Er ihnen immer wieder und schlang das Band der Liebe noch enger um sie. „Geht hin und verkündigt es meinen Brüdern, dass sie gehen nach Galiläa.“ Als die Jünger diese so bestimmt gegebene Anordnung hörten, fielen ihnen Jesu Worte ein, die Seine Auferstehung vorhersagten. Doch auch jetzt freuten sie sich nicht. Sie konnten ihren Zweifel und ihre Verwirrung noch nicht aufgeben. Selbst als die Frauen erklärten, dass sie Jesus gesehen hatten, wollten die Jünger es nicht glauben und meinten, dass jene einer Illusion zum Opfer gefallen wären. Eine Schwierigkeit schien der anderen zu folgen. Am sechsten Tag der Woche hatten sie ihren Meister sterben sehen, am ersten Tag der neuen Woche meinten sie, Sein Leichnam sei geraubt worden, und sie selbst wurden beschuldigt, Ihn gestohlen zu haben, um so das Volk zu täuschen. Sie zweifelten daran, sich jemals von diesem Verdacht befreien zu können, der sich immer mehr verstärkte. Dazu fürchteten sie die Feindschaft der Priester und den Zorn des Volkes. Sie sehnten sich nach Jesu Gegenwart, der ihnen aus jeder schwierigen Situation geholfen hatte. DM.637.3 Teilen

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Oft wiederholten sie die Worte: „Wir aber hofften, er sei es, der Israel erlösen werde.“ Lukas 24,21. Allein gelassen und verzagten Herzens dachten sie auch an Jesu Worte: „Denn wenn man das tut am grünen Holz, was wird am dürren werden?“ Lukas 23,31. DM.638.1 Teilen

Sie trafen sich im oberen Stockwerk und verschlossen und verriegelten die Türen, wussten sie doch, dass sie jederzeit das Schicksal ihres geliebten Meisters teilen konnten. Wie groß aber hätte zur gleichen Zeit die Freude sein können, weil der Heiland doch auferstanden war! Maria hatte weinend im Garten gestanden, als der Heiland sich bereits hinter ihr befand. Ihre Augen waren so voller Tränen, dass sie Ihn nicht erkannte. Und das Herz der Jünger war so voller Kummer, dass sie weder der Botschaft der Engel noch Christi eigenen Worten zu glauben vermochten. DM.638.2 Teilen

Wie viele Christen handeln so wie die Jünger damals! Wie viele klagen mit Maria: „Sie haben meinen Herrn weggenommen, und ich weiß nicht, wo sie ihn hingelegt haben“! Johannes 20,13. An wie viele Menschen könnten Jesu Worte gerichtet sein: „Was weinst du? Wen suchst du?“ Johannes 20,15. Er steht dicht hinter ihnen, aber ihre tränenverschleierten Augen bemerken Ihn nicht. Er spricht zu ihnen, aber sie verstehen Ihn nicht. Ach, dass sich doch diese gebeugten Häupter aufrichten, die verweinten Augen Ihn sehen und die Ohren Seine Stimme hören möchten! „Geht eilends hin und sagt seinen Jüngern, dass er auferstanden ist von den Toten.“ Matthäus 28,7. Fordert sie dazu auf, ihren Blick nicht auf Josephs neues Grab zu richten, das mit einem schweren Stein verschlossen und mit dem römischen Siegel gesichert war. Christus ist nicht dort. Schaut auch nicht zum leeren Grab. Trauert nicht wie solche, die ohne Hoffnung und Hilfe sind. Jesus lebt! Und weil Er lebt, werden auch wir leben. Aus frohem Herzen und von Lippen, die von göttlichem Feuer brennen, soll der Jubelgesang erschallen: Christus lebt! Er lebt, um unser Fürsprecher zu sein. Ergreife diese Hoffnung, und sie wird deine Seele wie ein sicherer und bewährter Anker festhalten. Glaube, und du wirst die Herrlichkeit Gottes sehen! DM.638.3 Teilen

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