Portrait von Ellen White
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Selbstvertrauen — ein Fallstrick
Selbstvertrauen — ein Fallstrick
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Am 3. Januar 1875 wurden mir viele Dinge betreffs der großen und wichtigen Belange des Verlagswerkes, der Schule und der Gesundheitsanstalt in Battle Creek vorgeführt. Wenn diese Einrichtungen richtig verwaltet würden, könnten sie Gottes Werk in der Verbreitung der Wahrheit und der Rettung von Seelen sehr fördern. Wir leben inmitten der Gefahren der letzten Tage. Nur Hingabe an Gott kann uns befähigen, an dem feierlichen und wichtigen Abschlusswerk für diese Zeit teilzunehmen. Es gibt nur wenig völlig selbstlose Männer, um verantwortliche Stellungen zu bekleiden, nur wenige, die sich rückhaltlos Gott übergeben, auf seine Stimme achten und seine Verherrlichung im Auge haben. Es gibt nur wenige, die, wenn es gefordert würde, bereit wären, ihr Leben aufzuopfern, um Gottes Werk zu fördern. Doch gerade eine solche Hingabe fordert Gott. Z3.495.1 Teilen

Menschen sind betrogen, wenn sie glauben Gott zu dienen, wenn sie in Wirklichkeit sich selbst dienen und die Belange des Werkes Gottes an die zweite Stelle setzen. Ihre Herzen sind nicht geheiligt. Der Herr hat kein Wohlgefallen am Dienst dieser Menschenklasse. Von Zeit zu Zeit, wie das Werk wuchs, hat er in seiner Vorsehung Männer bestimmt, die in Battle Creek wichtige Positionen einnehmen sollten. Diese Männer hätten diesen wichtigen Aufgaben nachkommen können, wenn sie sich Gott hingegeben und ihre Kraft seinem Werk geweiht hätten. Diese Männer, die Gott erwählte, benötigten genau die Schulung, die eine Weihe an sein Werk ihnen vermitteln würde. Er würde sie ehren durch eine Verbindung mit ihm persönlich und ihnen seinen Heiligen Geist geben, der sie zu den Verantwortlichkeiten, für die sie berufen waren, geschickt machen würde. Sie hätten nicht jene reiche Erfahrung und Erkenntnis des göttlichen Willens erlangen können, wären sie nicht mit Lasten und Verantwortlichkeiten betraut worden. Z3.495.2 Teilen

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Niemand sollte sich täuschen in dem Gedanken, dass er, wenn er sich mit dem Werke Gottes in Battle Creek verbinde, weniger Sorge, weniger harte Arbeit und weniger Schwierigkeiten haben werde. Satan ist dort am aktivsten, wo das meiste getan wird, um die Wahrheit zu fördern und Seelen zu retten. Er kennt die menschliche Natur, und er wird diese Männer nicht in Ruhe lassen, wenn irgendeine Aussicht besteht, dass sie Christo ähnlicher und nützlichere Arbeiter im Werke Gottes werden. Satan legt seine Pläne, wie er gerade jene Männer mit Versuchungen bestürmen kann, die Gott bestimmt hat, Anteil an seinem Werk zu nehmen. Es ist Satans Studium, wie er am besten Gottes Absichten bekämpfen und vereiteln kann. Er ist sowohl mit den Schwächen als auch mit den Stärken im Charakter der Menschen bekannt. Und auf spitzfindige Art wirkt er mit aller erdenklichen Täuschung der Ungerechtigkeit, Gottes Absichten zu durchkreuzen, indem er seine Angriffe gegen die schwachen Punkte in ihrem Charakter richtet. Wenn er das vollbracht hat, ist der Weg für ihn vorbereitet, auch die stärkeren Punkte anzugreifen und zu überwinden. Er erlangt Herrschaft über den Geist und verblendet den Verstand. Er verleitet Männer, die durch seine Täuschungen irregeführt und überwunden wurden zu Selbstvertrauen und Selbstgenügsamkeit zu einer Zeit, wo ihre moralische Stärke am Boden liegt. Sie fallen dem Selbstbetrug zum Opfer und glauben, sich in guter geistlicher Verfassung zu befinden. Z3.496.1 Teilen

Der Feind wird alle und jedes Mittel benutzen, Seelen zu vernichten. Ermutigende Zeugnisse wurden an Männer in wichtigen Positionen gerichtet. Sie machten eine guten Anfang, nahmen die Lasten auf sich und verrichteten ihr Werk in Verbindung mit dem Werke Gottes. Aber Satan stellte ihnen mit seinen Versuchungen nach, und schließlich wurden sie überwunden. Wenn andere dann ihr verkehrtes Handeln sahen, verleitete Satan sie zu der Annahme, dass die gegebenen Zeugnisse zugunsten dieser Personen verkehrt gewesen seien, andernfalls hätten sie sich doch ihrer Aufgabe nicht unwürdig erwiesen. Z3.496.2 Teilen

Gerade das war Satans Absicht. Er wollte Zweifel bezüglich des von Gott gesandten Lichts einflößen. Diese Männer hätten Satans Versuchungen widerstehen können, wären sie auf der Hut und wachsam gewesen und hätten sie ihre eigene Unzulänglichkeit gefühlt und dem Namen und der Kraft Jesu vertraut, um ihrer Pflicht treu zu bleiben. Doch man sollte nie vergessen, dass mit diesen Ermutigungen, die diesen Männern zuteil wurden, stets Bedingungen verbunden waren. Wenn sie ihren selbstlosen Geist beibehalten, ihre Schwachheit fühlen, sich auf Gott verlassen und nicht auf ihre eigene Weisheit und ihr eigenes Urteil vertrauen, sondern ihn zu ihrer Stärke machen würden, dann könnten sie sich als ein großer Segen für sein Werk erweisen. Aber Satan hat sich mit seinen Versuchungen eingeschlichen und hat zu beinahe allen Zeiten triumphiert. Er hat die Umstände so gestaltet, dass er die schwachen Punkte im Charakter dieser Männer angreifen konnte, und so wurden sie überwunden. Welche Schande haben sie dem Werk Gottes zugefügt! Wie völlig sie sich von Gott getrennt haben, indem sie ihren verdorbenen Herzen folgten, mögen sie selbst beantworten. Der Tag Gottes wird die wahren Ursachen all unserer Enttäuschungen mit Menschen offenbaren. Gott trägt keine Schuld. Bei ihm lag der Fehler nicht. Er gab ihnen ermutigende Verheißungen unter bestimmten Bedingungen; aber sie kamen diesen Bedingungen nicht nach. Sie vertrauten ihrer eigene Kraft und fielen der Versuchung anheim. Z3.496.3 Teilen

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Was von Menschen unter bestimmten Umständen gesagt werden kann, mag unter veränderten Umständen nicht mehr zutreffen. Menschen sind schwach an moralischer Stärke und so extrem egoistisch, so selbstgenügsam und so zum Hochmut und Eigendünkel geneigt, dass Gott nicht mit ihnen zusammenarbeiten kann. Sie bleiben sich selbst überlassen, zu wandeln wie ein Blinder und ihre große Schwäche und Torheit zu offenbaren, dass viele erstaunt darüber sind, wie solche Personen je als würdig einer Stellung im Werke Gottes angenommen und anerkannt werden konnten. Genau das war Satans Absicht. Dies war sein Ziel von der Zeit an, wo er sie zuerst versuchte, Schmach auf Gottes Werk und die Zeugnisse zu häufen. Wären sie auf einem Platz geblieben, wo sich ihr Einfluss auf Gottes Werk weniger bemerkbar machte, würde Satan ihnen nicht so grimmig nachgestellt haben, da er seine Absicht, sie als sein Werkzeug zu einem speziellen Werk zu benutzen, nicht hätte verwirklichen können. Z3.497.1 Teilen

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Was während des Fortschritts des Werkes Gottes zu einer gewissen Zeit wahrheitsgemäß von bestimmten Personen gesagt werden kann, mag zu einer anderen Zeit nicht mehr zutreffen. Der Grund ist der, dass sie in einem Monat in Unschuld beharrten und alles Licht, das sie besitzen, auslebten, während der folgende Monat nicht zu kurz für sie war, durch Satans Täuschungen überwunden zu werden und durch Selbstvertrauen in schwere Sünden zu fallen und untauglich für Gottes Werk zu werden. Z3.498.1 Teilen

Gemüter sind so der Veränderung durch Satans verschlagene Versuchungen unterworfen, dass es für meinen Mann und mich nicht ratsam ist, die Verantwortung auf uns zu nehmen, auch nur eine Andeutung über die Tauglichkeit von Personen für die verschiedenen Positionen zu machen, denn wir werden dann für das Verhalten, das die Einzelnen an den Tag legen, verantwortlich gemacht. Sie hätten aber der rechte Mann am rechten Platz sein können, wenn sie ihre Demut und ihr festes Gottvertrauen bewahrt hätten, die sie besaßen, als sie für die Stellung, die sie einnahmen, empfohlen wurden. Diese Personen ändern sich, sind sich aber selbst dieser Veränderung nicht bewusst. Sie fallen in Versuchung, geben ihre Standhaftigkeit auf und trennen sich von Gott. Sie werden dann vom Feind beherrscht, tun und sagen Dinge, die Gott entehren und seinem Werk Schande bereiten. Dann frohlockt Satan, wenn unsere Geschwister uns anzweifeln, weil wir diesen Personen Ermutigung und Einfluss gaben. Z3.498.2 Teilen

Mir wurde der Zustand der Welt gezeigt. Sie füllt schnell ihren Becher der Bosheit. Gewalttaten und Verbrechen jeder Art herrschen in unserer Welt, und Satan benutzt jedes Mittel, um Verbrechen und verderbliche Laster im Volk zu verbreiten. Die durch die Straßen gehenden jungen Menschen sind von Plakaten und Anzeigen umgeben, die auf Verbrechen und Sünden hinweisen, mit denen sich irgendein Roman beschäftigt oder die in irgendeinem Theater vorgeführt werden. Ihre Herzen werden zur Vertrautheit mit der Sünde erzogen. Das Leben der Schmutzigen und Gemeinen wird ihnen in den Tageszeitungen geradezu aufgetischt. Alles, was ihre Neugier zu erregen und ihre tierischen Triebe zu entfachen vermag, wird ihnen in sensationslüsternen und aufregenden Erzählungen nahegebracht. Z3.498.3 Teilen

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Die Literatur, die von sittlich verkommenen Geistern herausgegeben wird, vergiftet die Gemüter von Tausenden in der ganzen Welt. Die Sünde erscheint nicht übermäßig sündhaft. Sie hören und lesen so viel von entwürdigenden Verbrechen und Gemeinheiten, dass das einstmals zarte Gewissen, das sich mit Abscheu abgewandt hätte, so abgestumpft wird, dass es mit lüsternem Interesse bei den niedrigen und gemeinen Redensarten und Taten der Menschen zu verweilen vermag. Z3.499.1 Teilen

„Und wie es geschah zu den Zeiten Noahs, so wird‘s auch geschehen in den Tagen des Menschensohnes.“ Lukas 17,26. Gott will ein Volk sein eigen nennen, das fleißig ist zu guten Werken und inmitten der Unheiligkeit dieses Zeitalters feststeht. Es wird ein Volk geben, das sich so fest an die göttliche Kraft klammert, dass es gegen jede Versuchung gewappnet ist. Üble Anzeigen auf schreienden Plakaten mögen versuchen, die Sinne der Kinder Gottes anzusprechen und ihr Herz zu verderben; dennoch werden sie so fest mit Gott und den Engeln verbunden sein, als sähen und hörten sie jene laute Reklame nicht. Sie haben eine Aufgabe zu erfüllen, die ihnen niemand abnehmen kann, den guten Kampf des Glaubens zu kämpfen und das ewige Leben zu ergreifen. Sie werden sich nicht auf sich selbst verlassen und dünkelhaft sein, weil sie um ihre Schwachheit wissen. Sie werden ihre Unwissenheit mit der Weisheit Christi verbinden und ihre Schwachheit mit seiner Stärke. Z3.499.2 Teilen

Junge Menschen können feste Grundsätze haben, dass die eindringlichsten Versuchungen Satans nicht imstande sind, sie von ihrer Treue abzubringen. Samuel war in seiner Kindheit von den verderblichsten Einflüssen umgeben. Er sah und hörte Dinge, die ihn sehr betrübten. Die Söhne Elis, die ein heiliges Amt versahen, wurden von Satan beherrscht. Sie verunreinigten ihren ganzen Einflussbereich. Männer und Frauen wurden täglich von Sünde und Unrecht gefesselt, doch Samuel blieb rein. Sein Charakter war untadelig. An den Sünden, die ganz Israel mit schrecklichen Gerüchten erfüllten, hatte er weder Anteil noch das geringste Wohlbehagen. Samuel liebte Gott. Seine Seele stand in so enger Verbindung mit dem Himmel, dass ein Engel ausgesandt wurde, um mit ihm über die Sünden der Söhne Elis zu sprechen, die Israel verderbten. Z3.499.3 Teilen

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Die Esslust und Leidenschaften überwältigen Tausende von Christi angeblichen Nachfolgern. Ihre Sinne sind infolge des intimen Umgangs mit der Sünde so abgestumpft, dass sie diese nicht verabscheuen, sondern sich davon angezogen fühlen. Das Ende aller Dinge steht bevor. Gott wird mit den Verbrechen und den verderblichen Lastern der Menschenkinder nicht mehr länger Nachsicht üben. Ihr Frevel reicht buchstäblich bis an den Himmel. Aber bald werden die fürchterlichen Plagen Gottes über die Erde ihr frevelhaftes Tun beantworten. Sie werden „von dem Wein des Zorns Gottes trinken, der lauter eingeschenkt ist in seines Zornes Kelch“. Offenbarung 14,10. Z3.500.1 Teilen

Ich habe gesehen, dass selbst für die Kinder Gottes Gefahr besteht, verdorben zu werden. Unzucht nimmt Männer und Frauen gefangen. Sie scheinen hinsichtlich des Appetits und der Leidenschaften betört und damit machtlos zu sein, um widerstehen und überwinden zu können. In Gott ist Kraft, in ihm ist Stärke. Wenn sie darauf bauen, wird die Leben spendende Kraft Jesu jeden anspornen, der sich zu seinem Namen bekennt. Wir sind von Gefahren und Drohungen umgeben und nur dann sicher, wenn wir uns unserer Schwachheit bewusst sind und uns durch den Glauben an unseren mächtigen Befreier klammern. Wir leben in einer schrecklichen Zeit. Nicht einen Augenblick dürfen wir aufhören zu wachen und zu beten. Unsere hilflosen Seelen müssen auf Jesum bauen, unseren barmherzigen Heiland. Z3.500.2 Teilen

Ich sah die Größe und Bedeutung der vor uns liegenden Aufgabe. Doch nur wenige erkennen die wahre Sachlage. Alle, die geistlich schlafen und die Notwendigkeit zu Vorsicht und Wachsamkeit nicht wahrhaben wollen, werden überwunden werden. Junge Männer treten hervor, um sich mit Gottes Werk zu verbinden. Etliche von ihnen haben kaum einen Begriff von der Heiligkeit und Verantwortung dieses Werkes. Sie haben nur wenig Erfahrung im tätigen Glauben und in dem ernsten Verlangen der Seele nach dem Geist Gottes. Ein solches Verlangen bringt immer Gewinn. Manche sehr befähigten Männer, die bedeutende Stellungen ausfüllen könnten, wissen nicht, wes Geistes Kind sie sind. Ihr Benehmen ist so plätschernd und ungebunden wie das talwärts sprudelnde Wasser. Sie reden Unsinn und scherzen mit jungen Mädchen, während sie fast täglich den ernsten, herzergreifenden Wahrheiten lauschen. Die Religion dieser Männer ist rein verstandesmäßig; ihre Herzen aber bleiben von den Wahrheiten, die sie hören, unberührt. Solche Menschen können niemals andere zum Brunnen lebendigen Wassers führen, ehe sie nicht selbst davon getrunken haben. Z3.500.3 Teilen

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Jetzt ist keine Zeit für Leichtsinn, Eitelkeit und Tändelei. Die Geschichte dieser Erde nähert sich dem Ende. Gemüter, die bisher lockeren Gedanken überlassen waren, müssen sich ändern. Der Apostel Petrus spricht: „Darum so begürtet die Lenden eures Gemütes, seid nüchtern und setzet eure Hoffnung ganz auf die Gnade, die euch angeboten wird durch die Offenbarung Jesu Christi als gehorsame Kinder, und stellet euch nicht gleichwie vormals, da ihr in Unwissenheit nach den Lüsten lebtet; sondern nach dem, der euch berufen hat und heilig ist, seid auch ihr heilig in allem eurem Wandel. Denn es steht geschrieben: ‚Ihr sollt heilig sein; denn ich bin heilig.‘“ 1.Petrus 1,13-16. Z3.501.1 Teilen

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Eine Reformation unter dem Volk Gottes ist hoch an der Zeit. Der gegenwärtige Zustand der Gemeinde führt zu folgender Frage: Spiegelt dieser Zustand das Bild Jesu wider, der sein Leben für uns gab? Sind dies Christi Nachfolger und die Brüder derer, die ihr Leben nicht selbst für teuer hielten? — Es gibt nur sehr wenige Menschen, die dem biblischen Maßstab entsprechen, der in der Heiligen Schrift für die Nachfolger Christi aufgezeichnet ist. Sie verließen Gott, die lebendige Quelle, und machten „sich hie und da ausgehauene Brunnen, die doch löcherig sind und kein Wasser geben“. Jeremia 2,13. Der Engel spricht: „Mangelnde Liebe und mangelnder Glaube sind die schweren Sünden, deren sich das Volk Gottes jetzt schuldig macht.“ Lässigkeit, Ichsucht und Liebe zur Welt sind Folgeerscheinungen mangelnden Glaubens. Wer sich von Gott trennt und in Versuchung gerät, ergibt sich groben Untugenden; denn das fleischliche Herz führt in große Bosheit. Und diesen Zustand findet man unter vielen von Gottes Kindern. Während sie angeblich Gott dienen, zerstören sie ihre Beziehungen zu ihm in jeder Hinsicht. Viele frönen der Esslust und Leidenschaften, obgleich das klare Zeugnis der Wahrheit Gefahren aufzeigt. Sie erhebt ihre warnende Stimme: Hütet euch, haltet euch zurück und verleugnet euch selbst! „Denn der Tod ist der Sünde Sold.“ Römer 6,23. Wie ein Warnfeuer sind die Beispiele der Menschen, die am Glauben Schiffbruch erlitten haben, zur Mahnung anderer aufgerichtet, damit sie nicht den gleichen Kurs steuern. Dennoch stürzen viele wie toll drauflos. Satan beherrscht ihre Willenskraft und scheint sich ihrer Leiber bemächtigt zu haben. Z3.502.1 Teilen

Oh, wie viele schmeicheln sich ihrer Güte und Gerechtigkeit, während das wahre Licht Gottes offenbart, dass sie ihr ganzes Leben hindurch nur ihrer Selbstgefälligkeit gelebt haben! Ihre ganze Lebensführung ist dem Herrn durchaus ein Gräuel. Wie viele leben ohne Gesetz! In ihrer Finsternis betrachten sie sich selbst mit Wohlgefallen. Wenn aber das Gesetz Gottes ihrem Gewissen ebenso offenbart würde wie einst Paulus, dann erkennten sie, dass sie unter die Sünde verkauft sind und ihrem fleischlichen Sinn absterben müssen. Das Ich muss getötet werden! Z3.502.2 Teilen

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Wie arg und besorgniserregend sind die von vielen Menschen begangenen Fehler! Sie bauen auf Sand; schmeicheln sich jedoch selbst, dass sie fest in dem ewigen Felsen verwurzelt wären! Viele, die sich zur Gottseligkeit bekennen, bewegen sich so unbekümmert und sind der Gefahr gegenüber, in der sie sich befinden, so unempfindlich, als gäbe es kein künftiges Gericht. Ihrer wartet eine schreckliche Vergeltung. Dennoch lassen sie sich von Trieben und groben Leidenschaften beherrschen. Sie füllen einen unerfreulichen Lebensbericht, der am Tage des Gerichts gegen sie zeugt. Ich erhebe meine warnende Stimme für alle, die den Namen Christi nennen, dass sie von der Ungerechtigkeit ablassen. Reinigt eure Seelen im Gehorsam der Wahrheit! „Lasset uns von aller Befleckung des Fleisches und des Geistes uns reinigen und fortfahren mit der Heiligung in der Furcht Gottes.“ 2.Korinther 7,1. Ihr, die dies angeht, wisst, was ich meine. Sogar euch, die ihr eure Beziehungen zum Herrn zerstört habt, die ihr an der überhandnehmenden Ungerechtigkeit teilhattet und euer Herz mit Sünde verfinstertet, lädt Jesus noch ein, euch von eurem Wandel abzuwenden, seine Stärke zu ergreifen und in ihm Frieden, Kraft und Gnade zu finden, um in seinem Namen mit Sicherheit zu siegen. Z3.503.1 Teilen

Die Sittenverderbnis dieses entarteten Zeitalters hat viele Menschen in Mitleidenschaft gezogen, die erklärter Weise Gott gedient haben. Aber nicht einmal jetzt ist es zu spät, um Unrecht wieder gutzumachen und durch das Blut des gekreuzigten und auferstandenen Erlösers versöhnt zu werden, wenn ihr bereut und aufrichtig nach Vergebung verlangt. Wir müssen jetzt wachen und beten wie nie zuvor, damit wir nicht der Macht der Versuchung anheimfallen und ein Beispiel geben, das einem elenden Wrack gleicht. Wir dürfen als Volk nicht sorglos werden und gleichgültig auf die Sünde schauen. Das Lager muss gereinigt werden. Alle, die Christus bekennen, müssen wachen, beten und den Zugang zu ihrem Herzen bewahren; denn Satan wird uns verderben und zugrunde richten, wenn wir ihm die geringste Gelegenheit dazu geben. Z3.503.2 Teilen

Meine Geschwister, Gott ruft euch als Christi Nachfolger auf, im Licht zu wandeln. Ihr müsst alarmiert sein. Sünden geschehen mitten unter uns und werden nicht als ungemein sündhaft erkannt. Durch Befriedigung ihres Appetits und durch vertrauten Umgang mit der Sünde sind die Sinne vieler Menschen betäubt. Wir müssen dem Himmel näher kommen. Wir können wachsen in der Gnade und in der Erkenntnis der Wahrheit. Im Licht zu wandeln und auf dem Weg der Gebote zu gehen bedeutet nicht, dass wir verharren können und nichts zu tun brauchen. Wir müssen voranschreiten. Z3.503.3 Teilen

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Selbstliebe, Selbsterhöhung und Stolz sind erhebliche menschliche Schwächen, aber die Demut ist Stärke. Unsere wahre Würde kommt nicht zum Ausdruck, wenn wir von uns selbst die beste Meinung haben, sondern wenn Gott all unser Denken ausfüllt und unsere Herzen in Liebe zu unserem Heiland und zu unseren Mitmenschen erglühen. Ein schlichter Charakter und ein demütiges Herz vermitteln Glückseligkeit, während Eigendünkel zu Unzufriedenheit, Missvergnügen und beständiger Enttäuschung führt. Wir müssen lernen, weniger an uns selbst zu denken und mehr daran, andere Menschen glücklich zu machen. Das wird uns göttliche Kraft verleihen. Z3.504.1 Teilen

In unserem Getrenntsein von Gott, in unserem Stolz und in unserer Finsternis versuchen wir ständig, uns selbst zu erhöhen, und vergessen, dass die Herzensdemut eine gewaltige Macht darstellt. Die Macht Jesu Christi beruhte nicht auf einer Auswahl scharfsinniger Kernsprüche, die den Menschen mitten ins Herz gedrungen wären, sondern es war seine vornehme Gesinnung und sein schlichtes, anspruchsloses Wesen, das ihm die Herzen gewann. Hochmut und Eigendünkel sind in der Tat Schwächen, erst recht, wenn man sie mit Demut und Sanftmut vergleicht. Wir sollten von Christo lernen, der sanftmütig und von Herzen demütig war; dann werden wir jene Ruhe und jenen Frieden erfahren, die wir so sehr ersehnen. Z3.504.2 Teilen

Die Versuchung, der unser Erlöser auf dem „sehr hohen Berg“ ausgesetzt war, ist eine der größten Versuchungen, der die Menschheit zu begegnen hat. Christo wurden die Reiche der Welt in ihrer Herrlichkeit von Satan als Gabe angeboten, wenn Christus ihm als einem Höheren die schuldige Ehre gäbe. Unser Heiland spürte die Macht dieser Versuchung, aber um unsertwillen trat er ihr entgegen und überwand sie. Christus wäre auf diesem Gebiet nicht versucht worden, wenn nicht auch der Mensch der gleichen Versuchung begegnen müsste. Sein Widerstehen gibt uns ein Beispiel, welchem Kurs wir folgen sollten, wenn Satan sich uns persönlich nähert, um uns von unserer rechtschaffenen Lebensführung abzubringen. Z3.504.3 Teilen

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Niemand kann ein Nachfolger Christi sein und gleichzeitig den Dingen dieser Welt anhängen. Johannes schreibt in seinem ersten Brief: „Habt nicht lieb die Welt noch was in der Welt ist. So jemand die Welt lieb hat, in dem ist nicht die Liebe des Vaters.“ 1.Johannes 2,15. Unser Erlöser, der dieser Versuchung Satans in ihrer vollsten Gewalt begegnete, ist mit der Gefahr vertraut, in der sich der Mensch befindet, der Versuchung zu erliegen, die Welt zu lieben. Z3.505.1 Teilen

Christus stellte sich der ganzen Menschheit gleich, indem er die Prüfung auf sich nahm und für den Menschen den Sieg errang. Er hat die in Frage kommenden Punkte, bei denen es Satan am ehesten gelingt, den Menschen zu verführen, mit Warnungstafeln versehen. Er wusste, dass Satan den Sieg über die Menschen erringen würde, es sei denn, die Menschen wären hinsichtlich der Esslust und der Liebe zu weltlichen Gütern und Ehren besonders auf der Hut. Christus spricht: „Ihr sollt euch nicht Schätze sammeln auf Erden, da sie die Motten und der Rost fressen und da die Diebe nachgraben und stehlen. Sammelt euch aber Schätze im Himmel, da sie weder Motten noch Rost fressen und da die Diebe nicht nachgraben noch stehlen. Denn wo euer Schatz ist, da ist auch euer Herz ... Niemand kann zwei Herren dienen, entweder er wird den einen hassen und den andern lieben, oder er wird dem einen anhangen und den andern verachten. Ihr könnt nicht Gott dienen und dem Mammon.“ Matthäus 6,19-21.24. Z3.505.2 Teilen

Hier führt uns Christus zwei Herren vor: Gott und die Welt. Er hat ganz eindeutig gezeigt, dass es für uns einfach unmöglich ist, beiden zu dienen. Wenn sich unsere Liebe und unser Interesse mehr dieser Welt zuneigen, werden wir die Dinge nicht schätzen, die vor allen anderen unsere Aufmerksamkeit verdienen. Die Liebe zur Welt wird die Liebe zu Gott ausschließen und unser höchstes Anliegen weltlichen Erwägungen unterordnen. Dadurch nimmt Gott in unserer Zuneigung und Verehrung längst nicht einen so bevorzugten Platz ein wie die Dinge dieser Welt. Z3.505.3 Teilen

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Unsere Werke zeigen das genaue Ausmaß, bis zu dem wir irdischen Schätzen anhängen. Weltlichen Interessen lässt man größte Sorgfalt, Beflissenheit und Mühe angedeihen, während die ewigen Belange erst an zweiter Stelle kommen. Hier empfängt Satan von den Menschen jene Huldigung, die er von Christo vergeblich forderte. Die selbstsüchtige Liebe zur Welt verdirbt den Glauben der sogenannten Nachfolger Christi und schwächt ihre sittlichen Kräfte. Je mehr sie ihre irdischen Güter lieben, desto weiter entfernen sie sich von Gott, desto weniger haben sie teil an seiner göttlichen Natur, die ihnen die verderblichen Einflüsse dieser Welt und die Gefahren, denen sie ausgesetzt sind, zum Bewusstsein brächte. Z3.506.1 Teilen

Satan verfolgt mit seinen Versuchungen die Absicht, die Welt sehr anziehend und immer verlockender zu gestalten. Das Streben nach Reichtümern und weltlicher Ehre benutzt er, um seine verzaubernde Macht auszuüben, die sogar die Zuneigung der bekenntlich christlichen Welt zu gewinnen trachtet. Eine große Anzahl bekenntlicher Christen bringt jedes Opfer, um Reichtum zu erwerben. Je größer der Erfolg ihres Vorhabens ist, desto weniger lieben sie die köstliche Wahrheit und das Interesse an deren Fortschritt. Sie verlieren ihre Liebe zu Gott und benehmen sich wie unsinnige Menschen. Je mehr es ihnen glückt, Besitztümer zu erlangen, desto ärmer fühlen sie sich, weil sie nicht noch mehr bekommen. Sie werden dementsprechend weniger im Werke Gottes anlegen. Z3.506.2 Teilen

Die Werke dieser Menschen, die in wahnwitziger Weise nach Reichtum verlangen, zeigen, dass es ihnen unmöglich ist, zwei Herren zu dienen, Gott und dem Mammon. Ihr Gott ist das Geld. Sie huldigen seiner Macht und dienen ganz und gar der Welt. Sie opfern ihre Ehre, die ihr Geburtsrecht ist, irdischem Gewinn. Diese beherrschende Macht regiert ihren Geist, und sie sind bereit, das Gesetz Gottes zu übertreten, um ausschließlich persönlichen Interessen zu dienen und ihren irdischen Schatz zu vermehren. Z3.506.3 Teilen

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Viele mögen sich zur Religion Christi bekennen, die die Grundsätze der Lehren Christi weder lieben noch beachten. Ihre besten Kräfte widmen sie weltlichen Unternehmungen. Sie verbeugen sich vor dem Mammon. Es ist alarmierend, dass so viele Menschen von Satan hinters Licht geführt werden und dass ihre Einbildung durch die glänzenden Aussichten, die irdischer Gewinn bietet, erregt ist. Die Aussicht auf vollkommenes Glück verblendet sie, wenn sie ihr Ziel, Ehre und Wohlstand zu erlangen, erreichen können. Satan versucht sie durch das verlockende Angebot: „Das alles will ich dir geben“, all diese Macht und all diesen Wohlstand, mit dem du viel Gutes tun könntest. Haben sie aber das Ziel erreicht, wofür sie sich abmühten, so haben sie doch nicht jene Verbindung mit dem selbstlosen Erlöser, die sie zu Teilhabern des göttlichen Wesens erhöbe. Sie halten an ihren irdischen Schätzen fest und verachten Entsagung und Selbstaufopferung, die für Christum gefordert werden. Sie haben kein Verlangen, sich von ihren geliebten irdischen Reichtümern zu trennen, die ihr Herz gefangen halten. Sie haben ihre Meister ausgewechselt. An die Stelle Christi setzen sie den Mammon, der ihr Gott ist und dem sie dienen. Z3.507.1 Teilen

Durch ihre Liebe zum Reichtum hat sich Satan der Anbetung dieser betrogenen Seelen versichert. Nicht nur, dass dieser Wechsel nahezu unmerklich vor sich ging, sondern Satans Macht ist auch so listig und täuschend, dass sich jene Menschen der Welt anpassten, ohne ihr Getrenntsein von Christo zu bemerken. Sie sind nicht mehr seine Diener, außer dem Namen nach. Z3.507.2 Teilen

Satan geht mit den Menschen vorsichtiger um als einst mit Christo in der Wüste; denn er wird daran erinnert, dass er dort eine Niederlage erlitt. Er ist ein besiegter Feind. Er kommt nicht auf geradem Wege zu den Menschen, um sich in sichtbarer Anbetung huldigen zu lassen. Satan verlangt einfach von ihnen, ihre Neigungen den guten Dingen dieser Welt zuzuwenden. Gelingt es ihm, Gemüt und Zuneigung zu fesseln, tritt die himmlische Anziehungskraft in den Hintergrund. Seine Forderungen an den Menschen sind: sich der betrügerischen Macht seiner Versuchungen zu ergeben, Welt, Würden, Stellung und Geld zu lieben und sich irdischen Schätzen zuzuwenden. Hat er dies erlangt, wird er alles erreichen, was er einst von Christus forderte. Z3.507.3 Teilen

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Das Beispiel Christi lehrt uns, dass unsere einzige Hoffnung auf den Sieg darin besteht, unaufhörlich den Angriffen Satans zu widerstehen. Christus siegte über den großen Gegner im Kampf mit den Versuchungen. Er kennt die Macht Satans über das Menschengeschlecht und hat sie für uns überwunden. Als Überwinder lässt er uns die Überlegenheit seines Sieges zuteil werden, damit wir in unseren Anstrengungen, den Versuchungen Satans zu widerstehen, unsere Schwachheit mit seiner Stärke und unsere Unwürdigkeit mit seinen Verdiensten verbinden können. Wir vermögen in seinem allmächtigen Namen, unterstützt von seiner ausdauernden Kraft, den schweren Versuchungen zu widerstehen und sie zu überwinden, wie er überwunden hat. Z3.508.1 Teilen

Manches stolze Herz fragt sich: Weshalb muss ich erst demütig und zerknirscht einhergehen, ehe ich die Gewissheit meiner Annahme bei Gott besitzen und das unvergängliche Erbe gewinnen kann? Warum ist der Weg zum Himmel nicht leichter, angenehmer und anziehender? All diese Zweifler und Klagenden verweisen wir auf unser großes Vorbild, auf sein Leiden unter der Last menschlicher Schuld und auf seine Geduld im Ertragen heftigster Hungerqualen. Er war ohne Sünde, mehr noch, er war der Fürst des Himmels, der um des Menschen willen zur Sünde gemacht wurde. „Er ist um unsrer Missetat willen verwundet und um unsrer Sünden willen zerschlagen. Die Strafe liegt auf ihm, auf dass wir Frieden hätten, und durch seine Wunden sind wir geheilt. Wir gingen alle in die Irre wie Schafe, ... aber der Herr warf unser aller Sünde auf ihn.“ Jesaja 53,5.6. Z3.508.3 Teilen

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Christus opferte für den Menschen alles, um es ihm zu ermöglichen, den Himmel zu gewinnen. Jetzt muss der gefallene Mensch zeigen, was er seinerseits für Christum zu opfern bereit ist, um die unvergängliche Herrlichkeit zu erlangen. Wer überhaupt das rechte Gefühl für die Größe der Erlösung und ihres Preises besitzt, wird niemals darüber klagen, dass er mit Tränen säen muss und dass Kampf und Selbstverleugnung des Christen Teil in diesem Leben sind. Die Heilsbedingungen für den Menschen sind von Gott angeordnet. Sein Kreuz auf sich zu nehmen und sich selbst zu erniedrigen, das sind die Vorkehrungen, die getroffen wurden, damit der reumütige Sünder Trost und Frieden finden kann. Der Gedanke, dass Christus Erniedrigungen und Opfer auf sich genommen hatte, die niemals von den Menschen gefordert werden, sollte jedes Murren zum Schweigen bringen. Reinste Freude wird den Menschen zuteil, die die Übertretung seines Gesetzes vor Gott aufrichtig bereuen und an Christum glauben als den Erlöser und Fürsprecher der Sünder. Z3.509.1 Teilen

Unter großem Aufwand mühen sich Menschen um irdischen Gewinn. Sie leiden Mühsal und ertragen Schwierigkeiten und Entbehrungen, um einige weltliche Vorteile zu erringen. Warum sollte der Sünder weniger bereitwillig ausharren, leiden und opfern, um sich einen unvergänglichen Schatz zu sichern, ein Leben, das sich an dem Leben Gottes misst, eine Krone unsterblicher Herrlichkeit, die nicht schwindet? Der unendliche Schatz des Himmels, das unermessliche große Erbe, das jeden Wert übersteigt, muss von uns mit ganzem Einsatz errungen werden. Klagt nicht über die Selbstverleugnung, denn der Herr des Lebens und der Herrlichkeit ertrug sie vor uns. Leiden und Entbehrungen sollten wir nicht ausweichen, denn auch die Majestät des Himmels litt und entbehrte um der Sünder willen. Wenn wir Ruhe und Bequemlichkeit aufgeben, sollen wir keine unwilligen Gedanken aufkommen lassen, denn auch der Heiland der Welt nahm all dies um unsertwillen auf sich. Wenn wir einmal ausführlich die Gelegenheiten aufzählten, bei denen wir uns selbst verleugneten, bei denen wir entbehrten und Opfer brachten, stellten wir fest, dass sie uns in jeder Hinsicht weitaus weniger kosteten als den Fürsten des Lebens. Irgendein Opfer, das wir bringen mögen, sinkt zur Bedeutungslosigkeit herab, wenn es mit dem Opfer verglichen wird, das Christus für uns brachte. Z3.509.2 Teilen

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Es gibt Menschen, die die Unbekümmertheit ihres Geistes als Mut und Unerschrockenheit bezeichnen. Sie begeben sich unnötig auf den Schauplatz von Wagnis und Gefahr und setzen sich dadurch Versuchungen aus, die ein Wunder Gottes erforderlich machten, um sie rein und unversehrt wieder daraus zu befreien. Als Satan den Heiland der Welt versuchte, sich von der Zinne des Tempels herabzulassen, trat Christus diesem Ansinnen bestimmt entgegen und widerstand. Satan führte eine göttliche Verheißung als Bürgschaft an, damit sich Christus, gestützt auf die Verheißung, herabließe. Doch Christus begegnete der Versuchung mit dem Schriftwort: „Wiederum steht auch geschrieben: Du sollst Gott, deinen Herrn, nicht versuchen.“ Matthäus 4,7. Die einzige Sicherheit besteht für Christen darin, den Feind mit dem Worte Gottes zurückzuschlagen. Satan drängt Menschen nicht nur an Stätten, wohin Gott sie nicht gerufen hat, sondern er führt auch Schriftstellen an, um seine Einflüsterungen zu rechtfertigen. Z3.510.1 Teilen

Die kostbaren göttlichen Verheißungen sind nicht gegeben, um den Menschen in seiner vermessenen Lebenshaltung zu bestärken. Er darf sich auch nicht auf diese Verheißungen berufen, wenn er sich unnötig in Gefahr begibt. Der Herr fordert von uns, dass wir uns in unserem Handeln nach seiner Fügung ausrichten. „Des Menschen Tun steht nicht in seiner Gewalt.“ Jeremia 10,23. Unser Wohlergehen und unser Leben ruhen in Gott. Ohne seine Zulassung und ohne seinen Segen kann nichts Gedeihliches geschehen. Er kann seine Hand erheben, um zu fördern und zu segnen. Er kann sie aber auch gegen uns richten. „Befiehl dem Herrn deine Wege, und hoffe auf ihn; er wird‘s wohl machen.“ Psalm 37,5. Wir sollen als Kinder Gottes einen konsequenten christlichen Charakter unterhalten. Wir sollten Klugheit, Vorsicht und Demut walten lassen und „ehrbar wandeln gegen die, die draußen sind“ (1.Thessalonicher 4,12), aber niemals sollten wir unsere Grundsätze aufgeben. Z3.510.2 Teilen

511

Wir sind nur dann sicher, wenn wir Satan keinen Raum überlassen; denn durch seine Einflüsterungen und Absichten will er uns nicht nur schaden, sondern uns auch daran hindern, Gott zu vertrauen. Er verstellt sich zu einem Engel der Reinheit, damit er durch seine spitzfindigen Täuschungen seine Pläne so durchführen kann, dass wir seinen Betrug nicht entdecken. Je mehr wir ihm nachgeben, desto kräftiger wird er uns betrügen. Es ist gefährlich, sich mit ihm in Kraftproben oder Unterhandlungen einzulassen. Mit jedem Vorteil, den wir dem Feind einräumen, wird er mehr beanspruchen. Unsere einzige Sicherheit besteht darin, die ersten Anzeichen von Vermessenheit scharf zurückzuweisen. Durch das Verdienst Christi gibt uns Gott genügend Gnade, um Satan zu widerstehen und mehr als Sieger zu sein. Widerstand bedeutet Erfolg. „Widerstehet dem Teufel, so fliehet er von euch.“ Jakobus 4,7. Fest und unentwegt müssen wir ihm trotzen. Wir verlieren alles, was wir gewonnen haben, wenn wir heute widerstehen, um morgen nachzugeben. Z3.511.1 Teilen

Die Sünde unserer Zeit besteht in der Missachtung der ausdrücklichen Gebote Gottes. Die Macht des Einflusses in eine falsche Richtung ist erheblich. Eva besaß alles, was ihre Bedürfnisse erforderten. Es fehlte an nichts, um sie glücklich zu machen; aber ihr ungezügeltes Verlangen erstrebte die Frucht des einzigen Baumes, den Gott ihnen vorenthalten hatte. Sie war durchaus nicht auf die Früchte des Baumes der Erkenntnis angewiesen, doch sie ließ ihr Verlangen und ihre Neugier über ihre Vernunft herrschen. An der Seite Adams war sie in Eden vollkommen glücklich, aber wie die ruhelosen modernen Evas fühlte sie sich geschmeichelt, dass es noch eine höhere Sphäre gab, als Gott ihr zuerkannt hatte. Als sie versuchte, höher zu klimmen, fiel sie tief hinunter, tiefer als es ihrer ursprünglichen Stellung entsprach. Und das gleiche Ergebnis werden ganz gewiss die Bemühungen der heutigen Evastöchter nach sich ziehen, wenn sie versäumen, ihre täglichen Lebensaufgaben in Übereinstimmung mit dem Plan Gottes freudig anzupacken. Z3.511.2 Teilen

512

Die Frau hat eine Aufgabe zu erfüllen, die noch wichtiger und bedeutender ist als der Pflichtenkreis eines Königs auf seinem Thron. Frauen sind in der Lage, das Gemüt ihrer Kinder so zu beeinflussen und ihren Charakter so zu formen, dass sie in dieser Welt brauchbare Menschen werden und Söhne und Töchter Gottes heißen können. Ihre Zeit sollte ihnen zu wertvoll sein, um sie bei unnötiger Arbeit oder auf dem Tanzboden leichthin zu vergeuden. In dieser Welt der Not und des Leidens gilt es, wichtige und notwendige Aufgaben zu verrichten, statt kostbare Zeit für Putz und Pomp zu verschwenden. Die Töchter des himmlischen Königs, Mitglieder der königlichen Familie, werden die Verantwortung fühlen, die sie zu einem höheren Leben beruft, um sich mit dem Himmel eng zu verbinden und im Einklang mit dem Heiland der Welt zu wirken. Wer sich mit dieser Aufgabe beschäftigt, wird von den Moden und von den Torheiten nicht befriedigt sein, die in diesen letzten Tagen die Gedanken und Neigungen der Frauen in Anspruch nehmen. Wenn sie wirklich Töchter Gottes sind, werden sie Teilhaber seiner göttlichen Natur sein. Angesichts der verderblichen Einflüsse der menschlichen Gesellschaft wird sich in ihnen, wie bei ihrem göttlichen Erlöser, tiefstes Mitleid regen. Sie werden die gleiche Empfindung mit Christo gemeinsam haben. Entsprechend ihren Fähigkeiten und Gelegenheiten werden sie ebenso in ihrem Wirkungskreis arbeiten, um verlorengehende Seelen zu retten, wie Christus in seinem höheren Wirkungskreis zum Besten der Menschheit gewirkt hat. Z3.512.1 Teilen

Da die Frau es vielfach versäumt, ihre schöpfungsmäßige Bestimmung zu verwirklichen, und nach wichtigen Stellungen strebt, für die Gott sie gar nicht befähigt hat, bleibt der Platz leer, den sie zur Zufriedenheit ausfüllen könnte. Wenn Frauen ihren Wirkungskreis verlassen, verlieren sie ihre weibliche Würde und Größe. Als Gott Eva schuf, bestimmte er, dass sie dem Manne weder untergeordnet noch übergeordnet, sondern ihm in allen Dingen gleich sein sollte. Keiner sollte den eigenen, voneinander unabhängigen Interessen nachgehen, obwohl natürlich jeder von ihnen im Denken und Handeln eine Eigenpersönlichkeit war. Doch nachdem Eva gesündigt und als erste das Gebot Gottes übertreten hatte, sprach Gott zu ihr, dass nun Adam über sie herrschen sollte. Sie sollte ihrem Mann untertan sein; dies war ein Teil des über sie verhängten Fluches. In vielen Fällen wurde dadurch das Los der Frau sehr erschwert und ihr Leben belastet. Die Überlegenheit, die Gott dem Manne gab, hat dieser in vielerlei Hinsicht missbraucht, indem er seine Macht willkürlich ausübte. Gottes unendliche Weisheit ersann den Erlösungsplan, der die Menschheit mit einer zweiten Probezeit ausstattet, worin sie sich bewähren kann. Z3.512.2 Teilen

513

Satan nimmt sich Menschen zu Gehilfen, um jene, die Gott lieben, zur Vermessenheit zu verleiten. Das ist besonders bei denen der Fall, die im Banne des Spiritualismus stehen. Spiritualisten erkennen im allgemeinen die Gottessohnschaft Christi nicht an. Durch ihren Unglauben führen sie viele Seelen in vermessene Sünden. Sie beanspruchen ebenso die Herrschaft über Christum, wie einst Satan im Kampf mit dem Lebensfürsten. Spiritualisten, deren Innerstes mit den abstoßendsten Sünden befleckt und deren Gewissen verhärtet ist, wagen es, den Namen des makellosen Sohnes Gottes auf ihre unreinen Lippen zu nehmen und ihn mit ihrer gotteslästerlichen Niederträchtigkeit zu verbinden, die ihr verderbtes Wesen kennzeichnet. Z3.513.1 Teilen

Männer, die solche verdammenswerten Ketzereien aufbringen, fordern die Lehrer des Wortes Gottes zum Widerstreit heraus. Manche Verkündiger der Wahrheit besitzen nicht die Beherztheit, sich einer Herausforderung dieser Menschen zu widersetzen, die im Wort Gottes gebrandmarkt sind. Einige unserer Prediger hatten nicht den moralischen Mut, diesen Männern zu sagen: Gott hat uns in seinem Wort vor euch gewarnt. Er hat uns eine wahrheitsgetreue Beschreibung eures Charakters und eurer Ketzereien gegeben, die ihr vertretet. Manche Prediger sind ihnen in offener Aussprache begegnet, um diesen Menschen ja nicht die Möglichkeit zu geben, zu triumphieren oder sie der Feigheit zu bezichtigen. Aber in der Auseinandersetzung mit Spiritualisten begegnen sie nicht bloß Menschen, sondern Satan und seinen Engeln. Sie setzen sich damit selbst mit den Mächten der Finsternis in Verbindung und lenken das Interesse böser Engel auf sich. Z3.513.2 Teilen

514

Die Spiritualisten wünschen, ihre falschen Lehren unter dem Volk zu verbreiten. Prediger, die die biblische Wahrheit verteidigen, helfen ihnen dabei, wenn sie sich in Erörterungen mit ihnen einlassen. Sie vermehren damit die Gelegenheiten, deren falsche Lehren dem Volk nahezubringen, und in jeder Diskussion mit ihnen werden etliche verführt. Sie zu meiden, ist der allerbeste Weg für uns. Z3.514.1 Teilen

Eine der stärksten Versuchungen, der der Mensch zu begegnen hat, betrifft die Esslust. Zwischen Körper und Geist besteht eine geheimnisvolle und wunderbare Beziehung. Sie reagieren aufeinander. Den Körper in einer gesunden Verfassung zu erhalten und seine Kräfte zu entfalten, damit der Organismus harmonisch arbeiten kann, sollte das Hauptanliegen unseres Lebens sein. Vernachlässigung des Körpers bedeutet auch Vernachlässigung des Geistes. Es gereicht nicht zur Verherrlichung Gottes, wenn seine Kinder einen kränklichen Körper und verkümmerten Geist haben. Dem Geschmackssinn auf Kosten der Gesundheit zu frönen, ist lasterhafter Missbrauch der Sinne. Wer sich in irgendwelche Unmäßigkeiten einlässt, sei es im Essen oder im Trinken, vergeudet seine körperlichen Kräfte und schwächt seine moralische Stärke. Er wird den Lohn verspüren, der der Übertretung der Naturgesetze folgt. Z3.514.2 Teilen

Der Heiland der Welt wusste, dass die Befriedigung der Esslust körperliche Entkräftung nach sich zieht und die Empfindungsorgane derart abstumpft, dass heilige und ewige Dinge nicht erkannt werden können. Christus wusste, die Welt hat sich der Völlerei ergeben, und diese Schwäche würde ihre sittlichen Kräfte verderben. Wenn die Befriedigung der Esslust so stark auf der Menschheit lastete, dass, um deren Macht zu brechen, von dem Sohn Gottes um des Menschen willen nahezu sechs Wochen zu fasten verlangt wurde, welch eine Aufgabe erwartet dann den Christen, um so zu überwinden, wie Christus überwand! Die Stärke der Versuchung, der unnatürlichen Esslust zu frönen, kann nur an der unaussprechlichen Qual Christi während jenes langen Fastens in der Wüste ermessen werden. Z3.514.3 Teilen

515

Christus wusste, dass er, um den Erlösungsplan erfolgreich durchzuführen, mit dem Rettungswerk für die Menschen gerade dort einsetzen musste, wo deren Fall begann. Adam fiel durch die Befriedigung der Esslust. Um dem Menschen seine Verpflichtung einzuprägen, Gottes Gesetz zu gehorchen, begann Christus sein Erlösungswerk mit der Umgestaltung der natürlichen menschlichen Lebensgewohnheiten. Die Befriedigung unnatürlicher Esslust ist hauptsächlich für den Verfall der Tugend und für die Entartung des Menschengeschlechts verantwortlich zu machen. Z3.515.1 Teilen

Alle, vor allem aber die Prediger der Wahrheit, tragen die feierliche Verantwortung, ihre Essgier zu überwinden. Ihre Brauchbarkeit wäre erheblich größer, wenn sie ihren Appetit und ihre Leidenschaften beherrschten. Und ihre geistigen und sittlichen Kräfte wären weitaus stärker, wenn sie körperliche mit geistiger Arbeit verbänden. Streng durchgeführte Mäßigkeit, verbunden mit geistiger und körperlicher Arbeit, erhöhte ihre Arbeitsfähigkeit und bewahrte ihre geistige Klarheit. Verfolgten sie diesen Kurs, würden ihre Gedanken und Worte freier dahinfließen, ihre Gottesdienste würden lebendiger wirken, und ihre Hörer zeigten sich nachhaltiger beeindruckt. Z3.515.2 Teilen

Unmäßigkeit im Essen, selbst wenn es sich dabei um Nahrungsmittel handelt, die in ihrer Qualität unseren Vorstellungen entsprechen, wird einen zerstörenden Einfluss auf den Organismus ausüben und die feineren und heiligeren Gemütsbewegungen abstumpfen. Unbedingtes Maßhalten beim Essen und Trinken ist von äußerster Wichtigkeit für die Erhaltung der Gesundheit und für den ungestörten Ablauf aller körperlichen Funktionen. Maßvolle Lebensgewohnheiten, verbunden mit geistiger und körperlicher Arbeit, werden Körper und Geist frisch erhalten und den im Verwaltungsdienst und Predigtamt Beschäftigten, den Schriftleitern und allen anderen, die eine sitzende Tätigkeit haben, Kraft zur Ausdauer verleihen. Wir, als Volk gesehen, essen allgemein zuviel, obgleich wir uns zur Gesundheitsreform bekennen. Befriedigung der Essgelüste ist die Hauptursache für geistige und körperliche Schwächen. Die Energielosigkeit, die überall in Erscheinung tritt, hat hier ihren Ursprung. Z3.515.3 Teilen

516

Die Unmäßigkeit beginnt bereits an unserem Tisch mit dem Verzehren ungesunder Speisen. Die Verdauungsorgane werden durch fortgesetzten Genuss nach einiger Zeit geschwächt, und die aufgenommene Nahrung befriedigt nicht mehr den Appetit. Krankhafte Zustände treten auf, und wir verlangen immer heftiger nach anreizenderer Kost. Tee, Kaffee und Fleischspeisen wirken augenblicklich. Unter dem Einfluss der Giftstoffe dieser Reizmittel ist das Nervensystem angeregt, und in manchen Fällen scheinen der Verstand gekräftigt und die Vorstellungskraft lebendiger zu sein. Weil diese Reizmittel für einen Augenblick ein angenehmes Gefühl hervorrufen, folgern manche, dass sie diese Mittel tatsächlich benötigen; und sie verwenden sie weiterhin. Die Rückwirkung bleibt jedoch niemals aus. Das übermäßig erregte Nervensystem hat sich aus den Kraftreserven der Zukunft genügend Stärke für den augenblicklichen Bedarf entlehnt. Doch dieser ganzen vorübergehenden Belebung des Organismus folgt körperliche Ermattung. In dem gleichen Maße wie diese Reizmittel den Organismus vorübergehend beleben, lässt die Kraft der erregten Organe mit der abklingenden Wirkung des Reizmittels nach. Das Verlangen nach etwas Stärkerem, das hilft, uns aufrechtzuerhalten und das dabei empfundene angenehme Gefühl zu steigern, wird so lange genährt, bis wir gewöhnt sind, es zu befriedigen. Schließlich wird unser Verlangen nach Tabak und alkoholischen Getränken immer maßloser. Je mehr man dem Begehren nachgibt, desto öfter tritt es auf und desto schwieriger wird es, sein Verlangen zu beherrschen. Je anfälliger der Organismus wird und je weniger er ohne künstlichen Anreiz auskommen kann, desto stärker wird das Verlangen nach diesen Dingen, bis der Wille überwältigt ist und es scheinbar keine Möglichkeit mehr gibt, dem unnatürlichen Verlangen nach diesen Genüssen zu entsagen. Z3.516.1 Teilen

Das einzig richtige Verhalten besteht darin, Kaffee, Tee, Wein, Tabak, Rauschgifte und alkoholische Getränke weder anzurühren noch zu kosten noch sich sonst irgendwie damit zu beschäftigen. Die Menschen unserer Zeit bedürfen doppelt so notwendig wie die Menschen früherer Generationen der durch Gottes Gnade gestärkten Willenskraft, um sich den Versuchungen Satans zu widersetzen und der geringsten Befriedigung einer unnatürlichen Esslust zu widerstehen. Aber das heutige Geschlecht hat weniger Kraft zur Selbstbeherrschung als die Geschlechter zuvor. Wer sein Verlangen nach diesen Reizmitteln befriedigt hat, überträgt seine entarteten Essgelüste und Leidenschaften auf seine Kinder. Um sich der Unmäßigkeit in allen ihren Erscheinungsformen zu widersetzen, sind dann noch größere moralische Kräfte erforderlich. Der einzig und allein zuverlässige Weg ist, sich unbedingter Mäßigkeit zu befleißigen und sich nicht auf den Pfad der Gefahr zu wagen. Z3.516.2 Teilen

517

Christus ertrug jenes lange Fasten in der Wüste in der Absicht, uns zu lehren, wie notwendig Selbstverleugnung und Mäßigkeit sind. Diese Aufgabe sollten wir an unseren Tischen beginnen und sie peinlichst auf alle Lebensbereiche ausdehnen. Der Heiland der Welt kam vom Himmel, um dem Menschen in seiner Schwachheit zu helfen, damit dieser in der Kraft, die Jesus ihm brachte, stark werde, um Esslust und Leidenschaften zu überwinden und in jeder Hinsicht als Sieger dazustehen. Z3.517.1 Teilen

Viele Eltern beeinflussen den Geschmack ihrer Kinder und formen deren Verlangen. Sie erlauben ihnen, Fleischspeisen zu essen und Tee und Kaffee zu trinken. Stark gewürzte Fleischspeisen, Tee und Kaffee, zu deren Genuss manche Mütter ihre Kinder ermuntern, führen diese dazu, noch stärkere Reizmittel zu verlangen, wie z.B. Tabak. Der Gebrauch von Tabak wiederum regt das Verlangen nach alkoholischen Getränken an, und die Verwendung beider Reizmittel verringert stetig die Nervenkraft. Z3.517.2 Teilen

Wenn das sittliche Feingefühl der Christen sie in allen Dingen zur Mäßigkeit anhielte, könnten sie durch ihr Beispiel bei Tisch den Menschen helfen, die sich nicht beherrschen können und fast zu ohnmächtig sind, ihrer heftigen Esslust zu widerstehen. Wenn wir wahrnehmen könnten, dass die Gewohnheiten, die wir in diesem Leben formen, unsere ewigen Belange beeinflussen, ja dass unser ewiges Schicksal von einem streng durchgeführten maßvollen Lebenswandel abhängig ist, würden wir auf unbedingte Mäßigkeit im Essen und Trinken achten. Durch unser Beispiel und durch persönliches Bemühen können wir zur Rettung vieler Seelen von der Verderbnis der Unmäßigkeit, des Verbrechens und endlich des Todes beitragen. Unsere Schwestern können wesentlich an dem großen Heilswerk für andere Menschen teilhaben, indem sie nur gesunde, nahrhafte Kost auf den Tisch bringen. Sie sollten ihre kostbare Zeit dazu benutzen, den Geschmack und den Appetit ihrer Kinder zu formen. Ihre Aufgabe ist es, sie an Mäßigkeit in allen Dingen zu gewöhnen und Selbstverleugnung und Wohltätigkeit zum Besten anderer zu unterstützen. Z3.517.3 Teilen

518

Ungeachtet des Beispiels, das Christus in der Wüste der Versuchung gab, indem er der Esslust entsagte und ihre Macht überwand, bereiten viele christliche Mütter durch ihr Beispiel und die Erziehung, die sie ihren Kindern geben, den Weg, dass ihre Kinder Schwelger und Weinsäufer werden. Oft erlauben Eltern ihren Kindern zu essen, was und wann sie wollen, ohne dabei zu überlegen, ob das der Gesundheit zuträglich ist. Es gibt viele Kinder, die von klein auf zu regelrechten Schlemmern erzogen werden. Durch die Befriedigung der Esslust bekommen sie in frühem Alter Verdauungsstörungen. Mit dem Wachstum und mit zunehmender Kraft der Kinder wachsen und erstarken auch Genusssucht und Unmäßigkeit im Essen. Geistige und körperliche Frische werden durch die Nachsicht der Eltern aufs Spiel gesetzt. Eine Vorliebe für gewisse Speisen bildet sich heraus, von denen sie keinen Nutzen, sondern nur Schaden haben. Im gleichen Verhältnis, wie der Organismus belastet wird, wird die körperliche Verfassung geschwächt. Z3.518.1 Teilen

Prediger, Lehrer und Schüler sollten vernünftiger werden hinsichtlich der Notwendigkeit körperlicher Betätigung im Freien. Sie vernachlässigen diese Pflicht, die für die Erhaltung der Gesundheit von höchster Bedeutung ist. Sie studieren in ihren Büchern und essen, was einem schwer arbeitenden Mann zusteht. Durch solche Lebensgewohnheiten werden manche sehr beleibt, weil der Organismus überladen ist. Andere wieder magern ab, werden schwächlich und kränklich, weil sich ihre Lebenskräfte beim Verwerten jener übermäßigen Nahrungsmengen erschöpfen. Die Leber wird überlastet und damit unfähig, die Unreinheiten im Blute auszuscheiden. Krankheit ist die Folge. Durch die Verbindung körperlicher mit geistiger Arbeit wird der Blutkreislauf belebt, die Herztätigkeit intensiviert und die Ausscheidung unreiner Stoffe bewirkt. In jedem Teil des Körpers regt sich neues Leben und neue Kraft. Z3.518.2 Teilen

519

Da die Prediger, Lehrer und Schüler sich ständig geistig sehr rege verhalten, aber körperlich untätig sind, werden ihre Verstandeskräfte überbeansprucht, während die Muskulatur bewegungslos bleibt. Die ganze Arbeitslast ruht auf den Verstandesorganen, die dadurch übermäßig angestrengt und geschwächt werden, während andererseits die Muskeln ihre Spannkraft einbüßen, weil sie untätig bleiben. Es besteht wenig Neigung, seine Muskeln durch körperliche Arbeit zu betätigen. Z3.519.1 Teilen

Christi Prediger, die seine Stellvertreter sein wollen, sollten seinem Beispiel folgen und mehr als andere unbedingte Mäßigkeit an den Tag legen. Ihre Aufgabe ist es, durch ihr Leben der Entsagung, Selbstaufopferung und tätigen Nächstenliebe dem Volk das beispielhafte Leben Christi vor Augen zu führen. Christus überwand die Esslust um des Menschen willen. An Christi Statt sollen nun die Prediger anderen Vorbild sein, das der Nachahmung wert ist. Die nicht empfinden, wie notwendig es ist, für die Überwindung der Esslust zu kämpfen, werden versäumen, köstliche Siege zu erringen, die sie hätten erringen können; sie werden zu Sklaven der Esslust und Begierde, die den Kelch der Bosheit derer füllen, die auf Erden wohnen. Z3.519.2 Teilen

Männer, die mit der Verkündigung der letzten Warnungsbotschaft an die Welt beauftragt sind, einer Botschaft, die über Menschenschicksale entscheidet, diese Beauftragten sollten in ihrem eigenen Leben die Wahrheiten, die sie anderen Menschen predigen, praktisch anwenden. Im Essen und Trinken, im Verhalten und in Gesprächen sollten sie beispielhaft sein. Schwelgerei, Befriedigung niederer Triebe und abscheuliche Sünden werden von vielen vorgeblichen Stellvertretern Christi in der ganzen Welt unter dem Deckmantel der Heiligkeit verborgen. Darunter befinden sich Männer von ausgezeichneter natürlicher Begabung, die nicht die Hälfte von dem leisten, was sie leisten könnten, wenn sie in allen Dingen maßvoll wären. Die Befriedigung ihrer Esslust und ihrer Triebe trübt den Verstand, vermindert ihre Körperkraft und schwächt ihre moralische Stärke. Ihre Gedanken werden unklar. Ihre Worte wirken kraftlos, sie sind nicht vom Geist Gottes belebt und erreichen deshalb nicht die Herzen der Hörer. Z3.519.3 Teilen

520

Weil unsere Ureltern Eden durch die Befriedigung ihrer Esslust verloren haben, besteht unsere einzige Hoffnung, Eden zurückzugewinnen, in einer entschiedenen Absage an alle Esslust und Begierden. Mäßigkeit in der Ernährung und Beherrschung aller Leidenschaften erhalten den Verstand, verleihen geistige und sittliche Spannkraft und befähigen die Menschen, all ihre natürlichen Neigungen unter die Herrschaft höherer Mächte zu stellen und zwischen Recht und Unrecht und zwischen heilig und gewöhnlich zu unterscheiden. Alle, die das von Christo dargebrachte Opfer recht begreifen, werden freudig dem Ich entsagen und mit Christo an dessen Leiden teilhaben wollen. Christus verließ seine himmlische Heimat und kam in diese Welt, um dem Menschen durch sein Leben zu zeigen, wie man der Versuchung widersteht. Z3.520.1 Teilen

Die Furcht des Herrn ist der Weisheit Anfang. Wer so überwindet, wie Christus überwand, muss ständig gegen die Versuchungen Satans auf der Hut sein. Esslust und Leidenschaften sollten eingedämmt und von einem erleuchteten Gewissen beherrscht werden, damit ein klares Denkvermögen und eine ungeschwächte Aufnahmefähigkeit erhalten bleiben, so dass Satans Wirken und seine Schlingen nicht als Gottes Fügung gedeutet werden können. Viele wünschen den endgültigen Lohn und Sieg, die den Überwindern zuteil werden sollen. Doch sie sind nicht bereit, wie ihr Erlöser zu entbehren, sich zu mühen und das eigene Ich zu verleugnen. Nur durch Gehorsam und unaufhörliche Anstrengungen können wir so überwinden, wie Christus überwand. Z3.520.2 Teilen

Die beherrschende Macht der Esslust wird den Untergang Tausender herbeiführen. Wären sie jedoch auf diesem Gebiet erfolgreich geblieben, hätten sie die sittliche Kraft erhalten, um den Sieg über jede andere Versuchung Satans davonzutragen. Wer jedoch Sklave seiner Genusssucht ist, wird keinen christlichen Charakter entfalten können. Die fortwährende, fast sechstausend Jahre währende Übertretung des Menschen brachte Krankheit, Schmerz und Tod mit sich. Je mehr wir uns dem Abschluss der Zeit nähern, desto mächtiger werden Satans Versuchungen werden, uns zur Esslust zu verführen. Dementsprechend wird es auch immer schwieriger, sie zu überwinden. Z3.520.3 Teilen

521

Bruder A, deine Erfahrung bezüglich der Leiterschaft vor zwei Jahren, war zu deinem eigenen Vorteil und eine große Notwendigkeit für dich. Du hattest sehr markante und entschiedene Ansichten über persönliche Unabhängigkeit und das Recht zu privatem Urteil. Diese Ansichten vertrittst du bis ins Extrem. Du setzt voraus, dass du betreffs deiner Pflicht Licht und Beweis für dich selbst empfangen musst. Z3.521.1 Teilen

Es wurde mir gezeigt, dass keines Menschen Urteil dem eines andern unterworfen werden soll. Wenn aber das Urteil der Generalkonferenz, welches Gottes höchste Autorität auf Erden ist, ausgeübt wird, dann muss private Unabhängigkeit und persönliches Urteil aufgegeben werden und sich dieser Autorität unterwerfen. Dein Irrtum bestand darin, beharrlich an deinem privaten Urteil betreffs deiner Pflicht festzuhalten, entgegen der Stimme der höchsten Autorität, die der Herr auf Erden hat. Nachdem du selbst über deine Zeit verfügtest und nachdem das Werk durch deinen Verzug sehr behindert worden war, kamst du nach Battle Creek in Beantwortung wiederholter dringender Rufe der Generalkonferenz. Du behauptetest entschieden, recht gehandelt zu haben im Befolgen deiner eigenen Überzeugung von Pflicht. Du sahst es als Tugend an, starrköpfig an deiner Stellung betreffs Unabhängigkeit festzuhalten. Du schienst keinen rechten Begriff von der Macht zu haben, die Gott seiner Gemeinde in der Stimme der Generalkonferenz übertragen hat. Du dachtest, dass du, indem du den Ruf der Generalkonferenz befolgtest, dich dem Urteil und Willen eines Mannes unterwarfst. Demgemäss offenbartest du einen unabhängigen, entschlossenen, eigensinnigen Geist, der ganz und gar verkehrt war. Z3.521.2 Teilen

522

Gott gab dir zu jener Zeit eine kostbare Erfahrung, die dir Nutzen brachte und die deinen Erfolg als Prediger Christi sehr vermehrt hat. Dein stolzer, unnachgiebiger Wille musste sich unterwerfen. Du erlebtest eine echte Bekehrung. Dies veranlasste dich zum Nachdenken und zu deinem Standpunkt bezüglich der Leiterschaft. Deine Grundsätze bezüglich der Leiterschaft sind richtig, nur machst du nicht die rechte Anwendung. Wenn du der Macht in der Gemeinde — der Stimme und dem Urteil der Generalkonferenz — den rechten Platz einräumen würdest, den du meinem Mann eingeräumt hast, dann könnte an deiner Stellung kein Fehler gefunden werden. Aber du irrst gewaltig, indem du eines Mannes Verstand und Urteil jene Autorität und jenen Einfluss beimisst, die Gott seiner Gemeinde durch das Urteil und der Stimme der Generalkonferenz gegeben hat. Z3.522.1 Teilen

Wenn diese Macht, die Gott seiner Gemeinde übertragen hat, einem Mann zugeschrieben und er mit der Autorität ausgestattet wird, Verstand für andere zu sein, dann wird die biblische Ordnung umgestoßen. Satans Bemühungen um eines solchen Mannes Verstand werden äußerst verschlagen und oft überwältigend sein, weil er durch ihn viele andere zu beeinflussen gedenkt. Deine Stellung bezüglich Leiterschaft ist korrekt, wenn du das, was du einem Mann zugeschrieben hast, der höchsten organisierten Autorität in der Gemeinde zuschreibst. Gott hat nie beabsichtigt, dass sein Werk den Stempel von eines Mannes Verstand und eines Mannes Urteil tragen soll. Z3.522.2 Teilen

Der Hauptgrund, warum die Brüder B und C zu dieser Zeit nicht die Erfahrung besitzen, die sie haben sollten, ist, dass sie zu wenig Selbstvertrauen besitzen. Sie haben Verantwortungen vermieden, weil sie befürchteten, dass dann ihre Mängel zutage treten würden. Sie waren zu willig, dass mein Mann die Führung übernahm und die Verantwortung trug. Sie gestatteten ihm, Verstand und Urteilskraft für sie zu sein. Diese Brüder sind schwach, wo sie stark sein sollten. Sie haben nicht gewagt, ihrem unabhängigen Urteil zu folgen aus Angst, Fehler zu machen und dafür gerügt zu werden, während sie gleichzeitig bereit standen, versucht zu werden und meinen Mann verantwortlich zu machen, wenn sie glaubten, er mache einen Fehler in seinem Vorgehen. Sie haben nicht die Last gemeinsam mit ihm getragen. Sie haben ständig auf meinen Mann verwiesen, ihn die Verantwortung tragen lassen, die sie mit ihm hätten teilen sollen, bis sie in den Fähigkeiten schwach geworden sind, worin sie stark sein sollten. Sie besitzen nur wenig moralische Kraft, worin sie Riesen sein könnten, wohl befähigt, als Pfeiler im Werke Gottes zu dienen. Z3.522.3 Teilen

523

Diese Brüder haben weder Selbstvertrauen noch Glauben, dass Gott sie in der Tat leiten würde, wenn sie das Licht befolgen, das er ihnen gegeben hat. Gottes Absicht war es nie, dass starke, selbständige Männer mit vorzüglichen Geistesgaben sich wie Efeuranken an die Eiche um Unterstützung an andere klammern sollten. Alle Schwierigkeiten, Rückschläge, Härten und Enttäuschungen, denen die Diener Gottes in aktiver Arbeit zu begegnen haben, dienen nur zur Stärkung in der Bildung eines vollkommenen Charakters. Indem sie ihre eigenen Verstandeskräfte beanspruchen, werden die Widerstände, denen sie begegnen, sich als Segen für sie erweisen. Sie werden geistige und seelische Muskeln entwickeln und sich bei wichtigen Anlässen als brauchbare, erfolgreiche Werkzeuge erweisen. Sie werden Selbstvertrauen entwickeln, und ihre eigene Erfahrung wird sie lehren, dass Gott sie wirklich führt und leitet. Wenn sie Gefahren begegnen und wirkliche Seelenangst erdulden müssen, sind sie zu ernstem Nachdenken gezwungen. Sie erkennen die Notwendigkeit des Gebets, in all ihrem Bemühen verständnisvoll vorzugehen und Gottes Werk zu fördern. Sie erkennen, dass Kampf und Verlegenheit Ausübung von Glauben und Vertrauen in Gott fordern, und dass dadurch jene Standhaftigkeit erlangt wird, die Stärke entwickelt. Immer wieder ergibt sich die Notwendigkeit, neue Mittel und Wege zu ersinnen, um unerwarteten Ereignissen begegnen zu können. Fähigkeiten, die sonst brach liegen würden, werden durch diese Bedürfnisse im Werke Gottes geweckt. Dies verleiht eine mannigfaltige Erfahrung, und auf einseitige Männer und auf solche mit nur unzureichender Entwicklung kann dann verzichtet werden. Z3.523.1 Teilen

524

Starke und machtvolle Männer im Werk, die Gott zu seiner Verherrlichung benutzen will, sind jene, denen man widerstanden, deren Pläne man vereitelt und durchkreuzt hat. Bruder B und C hätten ihre Fehlschläge in wichtige Siege umwandeln können. Statt dessen haben sie Verantwortlichkeiten gescheut, die möglicherweise zu Fehlern hätten führen können. Diese wertvollen Brüder haben versäumt, jene Erziehung zu erlangen, die durch Erfahrung gestärkt wird, und die durch Lesen, Studieren und alle sonstigen Vorteile niemals erreicht werden kann. Z3.524.1 Teilen

Du, Bruder A, hattest Kraft, Verantwortlichkeiten zu übernehmen. Gott hat deine tatkräftige Arbeit anerkannt und deine Bemühungen gesegnet. Du hast einige Fehler gemacht, aber wegen einiger Fehlschläge solltest du deine Fähigkeiten nicht unterschätzen noch der Kraft misstrauen, die du in Gott finden kannst. Du bist nicht willig und bereit gewesen, Verantwortung zu tragen. Von Natur aus bist du geneigt, Verantwortlichkeiten zu scheuen und eine leichtere Stellung zu wählen, zu schreiben und den Verstand einzusetzen, wo keine besonderen, speziellen Interessen auf dem Spiel stehen. Du machst einen Fehler, wenn du von meinem Mann Anweisung erwartest, was du tun sollst. Das ist nicht die Aufgabe, die Gott meinem Mann übertragen hat. Du musst selbst herausfinden, was getan werden muss, und dann die unangenehme Bürde auf dich nehmen. Gott wird dich darin segnen. Du musst Lasten in Verbindung mit Gottes Werk auf dich nehmen nach bestem Wissen und Gewissen. Doch musst du vorsichtig sein, dein Urteil nicht durch die Meinungen anderer beeinflussen zu lassen. Wenn es offensichtlich ist, dass du Fehler gemacht hast, dann ist es dein Vorrecht, diese Fehler in Siege zu verwandeln, indem du sie in Zukunft meidest. Wenn man dir sagt, was du tun sollst, wirst du nie die Erfahrung erlangen, die du für irgendeine wichtige Position benötigst. Z3.524.2 Teilen

Das gleiche gilt für alle, die in den verschiedenen Abteilungen des Werkes in Battle Creek Vertrauensstellungen bekleiden. Sie sollen nicht gestreichelt, verwöhnt noch soll ihnen bei jeder Arbeit geholfen werden, denn das wird sie nicht zu Männern machen, die für wichtige Positionen geeignet sind. Hindernissen begegnen macht Männer stark. Nicht Hilfe, sondern Schwierigkeiten, Kämpfe und Hindernisse verleihen Männern moralische Kraft. Zu viel Bequemlichkeit und Vermeiden von Verantwortung haben Schwächlinge und Zwerge aus denjenigen gemacht, die verantwortliche Männer, moralisch und geistlich stark, hätten sein sollen. Z3.524.3 Teilen

525

Männer, die wie die Nadel zum Pol in jeder Notlage dastehen sollten, sind durch ihr Bemühen, sich vor Tadel zu schützen und aus Furcht vor Versagen Verantwortlichkeiten aus dem Wege zu gehen, unbrauchbar geworden. Männer von hervorragendem Verstand sind Säuglinge, was ihre Erziehung anbelangt, weil sie zu feige sind, Lasten aufzunehmen und zu tragen, wie es ihre Pflicht wäre. Sie versäumen es, leistungsfähig zu werden. Sie haben sich zu lange auf einen Mann verlassen, der für sie das Planen und Denken tut, wo sie selbst höchst fähig sind im Interesse des Werkes zu handeln. Geistige Unzulänglichkeit begegnet uns überall. Männer, die zufrieden sind, andere für sich planen und denken zu lassen, sind unterentwickelt. Wird es ihnen überlassen, für sich selbst zu planen, werden sie sich als kluge, genau kalkulierende Männer erweisen. Werden sie aber in Verbindung mit Gottes Werk gebracht, ändert sich ihr Verhalten gänzlich; sie verlieren diese Fähigkeit beinahe ganz. Sie sind zufrieden, unzulänglich und unfähig zu sein, als ob andere alles Planen und viel ihres Denkens für sie tun müssten. Einige Männer scheinen gänzlich unfähig zu sein, selbst etwas in Angriff zu nehmen. Müssen sie immer darauf warten, dass andere für sie planen und studieren, ihnen Verstand und Urteil sind? Gott schämt sich solcher Soldaten. Er wird nicht dadurch geehrt, dass sie in irgendeiner Weise in seinem Werk tätig sind, während sie nur Maschinen sind. Z3.525.1 Teilen

Selbständige Männer mit ernster Strebsamkeit werden benötigt, nicht solche, die formbar sind wie Glaserkitt. Personen, denen man die Arbeit vorbereitet in die Hand legen muss, die nur eine genau festgesetzte Menge an Arbeit für einen genau festgesetzten Lohn verrichten wollen, die nur nach einem genauen Muster arbeiten wollen, ohne sich der Mühe der Anpassung und der Ausbildung zu unterziehen, — solche beruft Gott nicht, in seinem Werk zu arbeiten. Ein Mann, der seine Fähigkeiten nicht beinahe jedem Platz anpassen kann, wenn es das Bedürfnis erfordert, ist kein Mann für die heutige Zeit. Männer, die Gott mit seinem Werk verbinden will, sind nicht schlaff und kraftlos, ohne Muskeln oder Charakterstärke. Nur durch anhaltende und ausdauernde Arbeit erhalten Männer die Erziehung, um Anteil am Werke Gottes zu haben. Diese Männer sollten nicht entmutigt werden, wenn die Umstände und Begleiterscheinungen äußerst ungünstig sind. Sie sollen ihre Absicht nicht als einen kompletten Fehlschlag betrachten, bis sie außer Zweifel davon überzeugt sind, dass sie nicht viel zur Ehre Gottes und zum Besten von Seelen ausrichten können. Z3.525.2 Teilen

526

Es gibt Männer, die sich schmeicheln, irgend etwas Gutes und Hervorragendes leisten zu können, wären nur die Umstände anders. Sie machen keinen Gebrauch von den Fähigkeiten, die sie besitzen, indem sie an dem Platz wirken, wo die Vorsehung sie hingestellt hat. Ein Mann kann seine Umstände gestalten, aber Umstände machen nicht den Mann. Der Mensch muss die Umstände als Werkzeug benutzen, um damit zu arbeiten. Er soll die Umstände meistern, aber nicht zulassen, dass die Umstände ihn meistern. Persönliche Selbständigkeit und persönliche Kraft sind Qualitäten, die jetzt erforderlich sind. Der individuelle Charakter muss nicht aufgegeben werden, bedarf aber der Umgestaltung, Veredelung und Verbesserung. Z3.526.1 Teilen

Es wurde mir gezeigt, dass es meines Mannes Pflicht ist, die Verantwortlichkeiten niederzulegen, die andere ihm zu bereitwillig überlassen, weil ihnen dann viele Schwierigkeiten erspart bleiben. Meines Mannes gute Urteilskraft und klare Unterscheidungsgabe, die durch Übung und Anwendung erlangt wurden, haben ihn verleitet, Bürden auf sich zu nehmen, die andere tragen sollten. Z3.526.2 Teilen

Bruder A, du bist zu langsam. Du solltest entgegengesetzte Eigenschaften entwickeln. Das Werk Gottes erfordert Männer, die rasch sehen und unverzüglich zur rechten Zeit und kraftvoll handeln. Wenn du wartest, um jede Schwierigkeit zu ermessen und jede Verworrenheit zu enträtseln, denen du begegnest, wirst du nur wenig tun. Du wirst an jeder Ecke Widerstand und Schwierigkeiten begegnen, aber du musst fest entschlossen sein, sie zu überwinden, oder sie werden dich überwinden. Z3.526.3 Teilen

527

Manchmal ist es so, dass unterschiedliche Verfahren und Vorsätze, verschiedenen Methoden der Vorgehensweise in Verbindung mit dem Werke Gottes in Gedanken langsam Gestalt gewinnen, aber gerade dann, wenn dieser Punkt erreicht ist, ist feinste Unterscheidungsgabe erforderlich. Und wenn irgend etwas in dieser Hinsicht erreicht werden soll, muss es im goldenen Augenblick geschehen. Die geringste Veränderung des Gewichts auf der Waage muss sofort erkannt werden und sollte sogleich die Frage entscheiden. Langes Aufschieben ermüdet die Engel. Manchmal ist es entschuldbarer, eine falsche Entscheidung zu treffen, als eine wankende Stellung einzunehmen, zu zögern und einmal die eine Richtung einzuschlagen, dann die andere. Mehr Verwirrung und Unglück ist manchmal eher das Resultat von zu langem Zögern und Zweifeln als von zu raschem Vorgehen. Z3.527.1 Teilen

Ich sah, dass die bemerkenswertesten Siege und die furchtbarsten Niederlagen oft von Minuten abhingen. Gott fordert unverzügliches Handeln. Verzögerungen, Zweifel, Unschlüssigkeit und Unsicherheit räumen dem Feind oftmals jeden Vorteil ein. Handeln zur richtigen Zeit mag viel zugunsten der Wahrheit ausrichten. Oft gehen Siege durch Verzögerung verloren. Es wird Krisen im Werk geben. Unverzügliches und entschlossenes Handeln zur rechten Zeit wird herrliche Siege erringen, während Zaudern und Nachlässigkeit große Verluste herbeiführen und Gott entehren mögen. Rasche Bewegungen im kritischen Augenblick entwaffnen oftmals den Feind. Er ist enttäuscht und überwunden, denn er hatte Zeit erwartet, um Pläne zu legen und mit List ans Werk zu gehen. Z3.527.2 Teilen

Gott möchte, dass Männer mit seinem Werk in Battle Creek verbunden werden, die eine Sache sofort beurteilen können, deren Verstand, wenn notwendig, blitzschnell reagiert. Größte Schnelligkeit ist besonders in Zeiten der Gefahr dringend geboten. Jeder Plan mag gut gelegt sein, um bestimmte Resultate zu erzielen, und doch mag eine sehr kurze Verzögerung den Dingen eine ganz andere Richtung geben, und das, was hätte erlangt werden können, geht durch Mangel an scharfer Voraussicht und rascher Erledigung verloren. Es kann viel getan werden, den trägen Verstand zu überwinden. Zu Zeiten ist Vorsicht und gutes Überlegen erforderlich. Übereiltheit wäre töricht. Aber selbst hier ging viel durch zu langes Zögern verloren. Vorsicht bis zu einem bestimmten Punkt ist erforderlich. Aber Zögern und Berechnung anlässlich bestimmter Gelegenheiten haben sich als unheilvoller erwiesen als Fehlschläge durch Übereilung. Z3.527.3 Teilen

528

Mein Bruder, übe dich in Schnelligkeit. Hinweg mit deiner zögerlichen Haltung. Du bist langsam und versäumst, das Werk in Angriff zu nehmen und es zu Ende zu führen. Du musst diese beschränkte Arbeitsweise aufgeben, denn sie ist verkehrt. Wenn Unglaube deine Seele gefangen hält ist deine Arbeit von so zögerlicher, unschlüssiger und abwägender Art, dass du selbst nichts vollbringst und andere noch von der Arbeit abhältst. Du besitzt gerade so viel Interesse, Schwierigkeiten zu sehen, und Zweifel zu säen, hast aber nicht das Interesse und den Mut, die Schwierigkeiten zu überwinden und den Zweifel zu zerstreuen. In solchen Zeiten solltest du dich Gott unterwerfen. Du brauchst Charakterstärke und weniger Halsstarrigkeit und Eigenwillen. Diese Schwerfälligkeit, diese Trägheit in der Arbeit ist einer deiner größten Charakterfehler und steht deiner Brauchbarkeit sehr im Wege. Z3.528.1 Teilen

Dein langsames Entscheiden in Verbindung mit dem Werke Gottes ist manchmal schmerzlich. Es wäre wirklich nicht nötig. Schnelles und entschlossenes Handeln mag hervorragende Resultate bringen. Im allgemeinen bist du willig etwas zu tun, wenn es dir angemessen erscheint, wenn du deutlich erkennen kannst, was getan werden muss. Doch kannst du dem Werk nicht von dem Nutzen sein, den du sein könntest, wenn du im kritischen Augenblick schnell und entschlossen wärst und die Gewohnheit des Zögerns und des Hinausschiebens, die deinen Charakter kennzeichnet und die Gottes Werk sehr aufgehalten hat, überwinden würdest. Dieser Fehler wird sich, wenn du ihn nicht überwindest, in Zeiten großer Krisen unheilvoll für Gottes Werk und verhängnisvoll für deine eigene Seele auswirken. Pünktlichkeit und entschlossenes Handeln zu rechter Zeit müssen erworben werden, denn du besitzt diese Wesenszüge nicht. Im Krieg und Kampf zwischen Nationen wird oft mehr durch gutes Organisationstalent und promptes Handeln erreicht, als durch ernstes, tödliches Gefecht mit dem Feind. Z3.528.2 Teilen

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Die Fähigkeit, ein Geschäft rasch zu erledigen und es dennoch gründlich zu tun, ist eine große Errungenschaft. Mein Bruder, du hast ehrlich geglaubt, dass dein vorsichtiges, zögerndes Handeln lobenswert sei, dass es eher eine Tugend als ein Fehler ist. Aber von dem, was der Herr mir in dieser Angelegenheit gezeigt hat, weiß ich, dass dieses träge Vorgehen deinerseits Gottes Werk sehr behindert und viele Dinge ungetan zurückgelassen hat, die gerechterweise schnell hätten erledigt werden sollen. Es wird jetzt für dich schwierig sein, die Veränderungen in deinem Charakter vorzunehmen, die Gott von dir fordert, weil es dir von Jugend an schwer gefallen ist, pünktlich und schnell in der Arbeit zu sein. Wenn der Charakter gebildet, die Gewohnheiten geformt und die geistigen und moralischen Fähigkeiten gefestigt sind, ist es äußerst schwierig, verkehrte Gewohnheiten abzulegen und schnell zu reagieren. Du solltest den Wert der Zeit im Auge behalten. Du hast keine Entschuldigung, die wichtigsten Arbeiten, wenn auch unangenehm, einfach liegen zu lassen, in der Hoffnung, dich ihrer entledigen zu können oder zu denken, dass sie vielleicht weniger unangenehm sein werden, wenn du inzwischen deine Zeit mit angenehmen Arbeiten zubringst, die nicht so anstrengend sind. Du solltest zuerst die Arbeit tun, die getan werden muss und die wichtige Belange des Werkes betrifft. Danach kannst du dich mit weniger wichtigen Dingen beschäftigen, nachdem die wichtigen Arbeiten erledigt sind. Pünktlichkeit und Entschlossenheit im Werke Gottes sind äußerst notwendig. Verzögerungen sind in Wirklichkeit Niederlagen. Die Minuten sind kostbar und sollten nutzbringend ausgekauft werden. Irdische Beziehungen und persönliche Interessen sollten immer zweitrangig sein. Niemals sollte Gottes Werk, auch nicht in einer einzigen Angelegenheit, leiden müssen, um unserer irdischen Freunde und liebsten Verwandten willen. Z3.529.1 Teilen

„Und er sprach zu einem andern: Folge mir nach! Der sprach aber: Herr, erlaube mir, dass ich zuvor hingehe und meinen Vater begrabe. Aber Jesus sprach zu ihm: Lass die Toten ihre Toten begraben; gehe du aber hin und verkündige das Reich Gottes! Und ein anderer sprach: Herr, ich will dir nachfolgen; aber erlaube mir zuvor, dass ich einen Abschied mache mit denen, die in meinem Hause sind. Jesus aber sprach zu ihm: Wer seine Hand an den Pflug legt und sieht zurück, der ist nicht geschickt zum Reich Gottes.“ Lukas 9,59-62. Z3.529.2 Teilen

530

Keine irdischen Verbindungen und Überlegungen sollten auch nur für einen Augenblick schwerer wiegen als die Pflicht gegenüber dem Werke Gottes. Jesus löste die Verbindung zu allem, um eine verlorene Welt zu retten, und er fordert auch von uns eine volle, gänzliche Hingabe. Es gilt Opfer zu bringen für die Belange des Werkes Gottes. Das Opfer von Gefühlen ist das höchste, das von uns verlangt wird, und doch ist es nach allem nur ein geringes Opfer. Du hast viele Freunde, und wenn die Gefühle geheiligt sind, sollst du nicht empfinden, dass du ein sehr großes Opfer bringst. Du lässt deine Frau nicht verlassen unter Heiden zurück. Du bist nicht berufen, die afrikanische Wüste zu betreten oder ins Gefängnis zu gehen oder Schwierigkeiten bei jedem Schritt zu begegnen. Gib acht, dass deine Sympathien, deine menschlichen Gefühle und deine persönlichen Interessen sich nicht mit deinen Bemühungen und Arbeiten für Gottes Werk vermischen. Es fordert selbstlosen und willigen Dienst. Du kannst diesen Dienst ausrichten und trotzdem noch deinen Pflichten gegenüber deiner Familie nachkommen; aber lass dies eine zweitrangige Sache sein. Z3.530.1 Teilen

Mein Mann und ich haben Fehler gemacht, indem wir zuließen, dass uns Verantwortlichkeiten aufgebürdet wurden, die andere tragen sollten. Im Fortschritt dieses Werkes wurde ein Mann benötigt, Vorschläge zu machen, mit Entschlossenheit voranzugehen, zu führen und mit Irrtum zu kämpfen und Widerstand zu überwinden. Mein Mann trug die schwersten Lasten und begegnete dem entschlossensten Widerstand. Als wir aber eine voll organisierte Körperschaft wurden und verschiedene Männer in verantwortliche Stellungen gewählt wurden, war es die richtige Zeit für meinen Mann, die Aufgabe zu beenden, als einzelner Mann alle Verantwortung und Lasten zu tragen. Diese Arbeit sollte auf mehr Männer übertragen werden als auf einen. Hier machten seine Brüder einen Fehler, indem sie ihn drängten, weiterhin die Lasten und Verantwortlichkeiten auf sich zu nehmen, die er jahrelang allein getragen hatte, und sein Fehler war es, dem zuzustimmen. Er hätte diese Bürden schon vor Jahren niederlegen und auf andere Männer verteilen sollen, die gewählt wurden, um dem Volk zu dienen. Es wäre genau nach Satans Plan, dass eines Mannes Verstand und eines Mannes Urteil die Gemüter und die Urteilskraft derer beherrschen möchte, die an die gegenwärtige Wahrheit glauben. Z3.530.2 Teilen

531

Oft wurde es allein meinem Mann überlassen, die Bedürfnisse des Werkes Gottes zu erkennen und entschlossen zu handeln. Seinen leitenden Brüdern mangelte es nicht an genügend Verstand, aber ihnen fehlte der Wille, die Stellung einzunehmen, die mein Mann bekleidet hat. Sie haben unvernünftig einem Gelähmten gestattet, die Lasten und Verantwortlichkeiten dieses Werkes zu tragen, die niemand von ihnen allein hätte tragen können, trotz ihrer gesunden und starken Nerven und Muskeln. Manchmal hat er scheinbare Strenge angewandt und Worte gesprochen, die Anstoß erregten. Wenn er gesehen hat, wie andere, die seine Lasten hätten teilen sollen, Verantwortlichkeiten scheuten, hat es ihn sehr gekränkt, und er hat unüberlegt gesprochen. Der Herr hat ihn nicht in eine so unvernünftige Lage gebracht, sondern seine Brüder. Sein Leben war kaum besser als eine Art Sklaventum. Die fortwährende Einspannung, die quälenden Sorgen und die erschöpfende Kopfarbeit wurden von seinen Brüdern nicht gewürdigt. Er hat ein freudloses Leben geführt, und er hat seine Unglückseligkeit noch vermehrt, indem er über seine Mitarbeiter im Predigtamt klagte, die versäumten zu tun, was ihre Pflicht gewesen wäre. Ständig wurde der Natur Gewalt angetan. Während seine Brüder es ihm als Fehler ankreideten, so viel zu tun, haben sie nicht ihren Teil der Verantwortung auf sich genommen, sondern waren zu bereitwillig, ihn für alles verantwortlich zu machen. Du kamst in edler Weise herzu, um Verantwortung auf dich zu nehmen, als es niemand anders gab, der dazu bereit gewesen wäre. Wären seine Brüder im Predigtamt willig gewesen, die Lasten aufzunehmen, die sie hätten tragen sollen, dann würde mein Mann nicht so viel Arbeit gesehen und getan haben, die so notwendig war und die nach seinem Erachten nicht vernachlässigt werden durfte. Z3.531.1 Teilen

Gott hat nicht zugelassen, dass das Leben meines Mannes unrühmlich endete. Er hat ihn aufrecht erhalten. Aber ein Mensch, der die Arbeit von zweien tut, der das Werk von zwei Jahren in einem Jahr verrichtet, verbrennt seine Kerze von beiden Enden her. Mein Mann hat noch ein Werk zu tun, das er schon vor Jahren hätte tun sollen. Er sollte jetzt weniger Kampf, Unruhe und Verantwortung des Lebens haben um für seine Verwandlung heranzureifen, besänftigt und veredelt zu werden. Er sollte jetzt mit seiner Kraft haushalten. Er sollte nicht zulassen, dass die Verantwortlichkeiten des Werkes so schwer auf ihm lasten, sondern sollte sich da befinden, wo die Vorurteile und das Misstrauen seiner Brüder nicht seinen Frieden stören können. Z3.531.2 Teilen

532

Gott hat das kostbare Licht der Wahrheit auf sein Wort scheinen lassen und den Verstand meines Mannes erleuchtet. Durch sein Predigen und Schreiben kann er die Strahlen des Lichtes der Gegenwart Christi auf andere widerstrahlen lassen. Aber indem er die Arbeit von Dienstboten verrichtete und Geschäfte in Verbindung mit dem Werk erledigte, wurde er in großem Maße des Vorrechts beraubt, seine Feder zu benutzen und zum Volk zu sprechen. Z3.532.1 Teilen

Er hat empfunden, dass Gott ihn berufen hatte, die Wahrheit zu verteidigen und jene zu tadeln, manchmal in Strenge, die dem Werke schadeten. Der Druck der Sorgen und Krankheit haben ihn oft in Entmutigung getrieben, und manchmal sah er Dinge in übertriebenem Licht. Seine Brüder haben Vorteil aus seinen Worten gezogen und aus seinem raschen Vorgehen, das in so großem Kontrast zu ihrer bequemen Arbeitsweise und ihren engstirnigen Plänen stand. Sie haben meinem Mann Beweggründe und Gefühle untergeschoben, die nicht existierten. Der große Unterschied zwischen ihnen und ihm schien wie ein Abgrund, der aber leicht zu überbrücken gewesen wäre, wenn diese mit Verstandeskräften begabten Männer ihr ungeteiltes Interesse und ihr ganzes Herz im Aufbau und Fortschritt des kostbaren Werkes Gottes eingesetzt hätten. Z3.532.2 Teilen

Wir könnten an diesem Platz, der Zentrale des Werkes, einen fortwährenden Einfluss ausüben, der dem Gedeihen unserer Anstalten zugute käme. Aber die Handlungsweise anderer, die nicht tun, was sie tun könnten, die Versuchungen ausgesetzt sind, und die, wenn ihr Weg durchkreuzt würde, unsere ernstesten Anstrengungen zur Förderung des Werkes Gottes nachteilig auslegen würden, zwingen uns, woanders ein Asyl zu suchen, wo wir nutzbringender arbeiten können unter geringerer Gefahr, von Lasten erdrückt zu werden. Gott hat uns große Freiheit und Macht unter seinem Volk in Battle Creek gegeben. Als wir vergangenen Sommer an diesen Ort kamen, haben wir das Werk ernstlich in Angriff genommen und bis jetzt sind wir damit beschäftigt. Eine Schwierigkeit ist der andern gefolgt und hat harte Arbeit erforderlich gemacht, die Dinge in Ordnung zubringen. Z3.532.3 Teilen

533

Als der Herr zeigte, dass Bruder D der rechte Mann am rechten Platz sein möchte, wenn er demütig bliebe und sich auf Gottes Kraft verließe, machte er keinen Fehler in seiner Wahl. Für eine Zeitlang offenbarte Bruder D echtes Interesse und war der Gesundheitsanstalt ein rechter Vater. Leider überhob er sich und wurde selbstgenügsam. Er schlug einen verkehrten Weg ein. Er fiel in Versuchung. Die Entschuldigungen, welche die Direktoren für ihr Pflichtversäumnis vorbrachten, sind verkehrt. Dieses Abschieben der Verantwortung auf Bruder und Schwester White ist gegen sie verzeichnet. Sie versäumten ihre Pflicht, einfach weil sie ihnen unbequem war. Z3.533.1 Teilen

Ich sah, dass an der Küste des Stillen Ozeans Hilfe benötigt wurde. Gott wollte nicht, dass wir Verantwortlichkeiten auf uns nehmen oder Schwierigkeiten begegnen sollten, die anderen zukamen. Wir können ihnen mit unserem Einfluss und Urteil helfen und als Ratgeber dienen. Wir können viel tun, wenn man uns nicht drängt, die Last aufzunehmen und das Gewicht zu tragen, das andere tragen sollten und tragen müssen, wenn sie je die notwendige Erfahrung erlangen wollen. Wir haben wichtiges Material zu schreiben, welches das Volk dringend benötigt. Wir haben kostbares Licht über die biblische Wahrheit, das dem Volk vermittelt werden muss. Z3.533.2 Teilen

Es wurde mir gezeigt, dass es nicht Gottes Absicht war, dass mein Mann die Lasten auf sich nahm, die er für die vergangenen fünf Monate getragen hat. Der Hauptanteil der Belastung in Verbindung mit dem Werk wurde meinem Mann aufgebürdet. Dies hat ihm Verwirrung, Erschöpfung und Nervenschwäche eingebracht, was zu Entmutigung und tiefer Niedergeschlagenheit geführt hat. Von Anbeginn des Werkes hat es an harmonischer Zusammenarbeit vonseiten seiner Brüder gemangelt. Seine Brüder im Predigtamt liebten die Freiheit. Sie haben nicht die Verantwortlichkeiten auf sich genommen, wie es hätte sein sollen. Dadurch ging ihnen die Erfahrung verloren, die sie hätten erlangen können, und die sie befähigt hätte, die verantwortlichen Positionen im Werke Gottes zur gegenwärtigen Zeit einzunehmen. Sie haben sich für ihre Vernachlässigung, Verantwortlichkeiten auf sich zu nehmen, damit entschuldigt, sie hätten sich gefürchtet, später gerügt zu werden. Z3.533.3 Teilen

534

Die Religion, zu der wir uns bekennen, wird durch unsere persönliche Gemütsart und unser Temperament gefärbt. Deshalb ist es so überaus wichtig, dass die Schwachpunkte durch Übung gestärkt und dass die starken, ungünstigen Züge gemildert werden, so dass ein gesunder Ausgleich besteht. Aber einige Brüder haben nicht ihre Pflicht erfüllt, was meinem Mann, hätten sie es getan, genügend Ermutigung gegeben und ihm geholfen hätte, etliche Verantwortlichkeiten in der Zentrale des Werkes zu übernehmen. Seine Mitarbeiter gingen nicht selbständig ans Werk, indem sie Licht von Gott erbaten und sich nach Pflichten für sich selbst umsahen. Sie folgten nicht der göttlichen Vorsehung, die Wege öffnete, noch berieten sie sich untereinander über ihre Arbeitspläne und wie dieselben in die Tat umzusetzen wären. Z3.534.1 Teilen

Seit seiner Ankunft in Michigan im vergangenen Sommer hat der Herr seinen besonderen Segen auf die Arbeit meines Mannes gelegt. Er hat ihn auf bemerkenswerteste Weise unterstützt, das zu tun, was dringend getan werden musste. Hätten seine Mitarbeiter die Bedürfnisse des Werkes Gottes auf unserer letzten Lagerversammlung in Michigan gesehen und verstanden, hätte vieles, das ungetan blieb, bewerkstelligt werden können. Den Bedürfnissen anlässlich dieser Gelegenheit wurde nicht entsprochen. Wäre Bruder A freudig in Gott und im Licht vorangegangen, bereit zu erkennen, was zu tun war, und hätte er die Arbeit rasch erledigt, wären wir in unserem Werk Monate voraus, und wir hätten schon lange eine Druckerei an der Westküste einrichten können. Gott kann nicht verherrlicht werden durch unser Versinken in Trübsinn und dann unter der Wolke zu verharren. Das Licht scheint, auch wenn wir seinen Segen nicht wahrnehmen. Wenden wir allen Fleiß an, zum Licht zu dringen, und wenn wir vorwärts drängen, gerade so als würde das Licht scheinen, dann werden wir bald die Finsternis hinter uns lassen und herausfinden, dass wir ganz von Licht umgeben sind. Z3.534.2 Teilen

535

Auf unserer letzten Lagerversammlung kamen die Engel in besonderer Weise mit ihrer Macht hernieder, meinen Mann und Bruder Waggoner zu erleuchten, zu heilen und zu segnen. Ein köstlicher Sieg wurde errungen, der nie seinen Einfluss verlieren sollte. Es wurde mir gezeigt, dass Gott auf bemerkenswerteste Weise meinem Mann Zeichen seiner Liebe und Fürsorge und seiner unterstützenden Gnade gab. Er hat seinen Eifer und seine Hingabe an sein Werk anerkannt. Dies sollte meinen Mann stets demütig und dankbar stimmen. Z3.535.1 Teilen

Gott braucht Männer, die sich auf Abruf unverzüglich zur Verfügung stellen. Er möchte Männer haben, die sich bei wichtigen Entscheidungen treu erweisen wie die Nadel zum Pol; Männer, deren besondere und persönliche Interessen in dem einen großen Anliegen aufgehen — Seelen zu retten — wie es bei unserem Heiland der Fall war. Satan wirkt am menschlichen Gemüt, wo immer ihm die Gelegenheit geboten wird, und er bemächtigt sich seiner zurzeit und an jenem Ort, wo es ihm den besten Dienst erweisen und dem Werk Gottes den größten Schaden zufügen kann. Eine Vernachlässigung dessen, was wir im Werke Gottes tun könnten und was Gott von uns zu tun fordert, ist eine Sünde, die nicht durch Entschuldigungen für Umstände oder Zustände beschönigt werden kann, da Jesus für jede Notlage Vorsorge getroffen hat. Z3.535.2 Teilen

Mein Bruder, während du Gottes Werk verrichtest, wirst du den verschiedensten Umständen ausgesetzt werden, die Geistesgegenwart und Selbstbeherrschung erfordern, die dich aber befähigen, dich den Umständen und den verschiedenen Situationen anzupassen. Dann kannst du ohne Behinderung handeln. Du solltest deine Fähigkeit, deinen Mann in den verschiedenen Berufen des praktischen Lebens zu stellen, nicht zu gering einschätzen. Wenn du Mängel bemerkst, gehe unverzüglich ans Werk, diese Fehler zu korrigieren. Verlasse dich nicht auf andere, deinen Mängeln abzuhelfen, während du gleichgültig deiner Wege gehst, als ob es eine ausgemachte Sache wäre, dass deine speziellen Eigentümlichkeiten immer beibehalten werden müssten. Setze dich ernsthaft dafür ein, diese Fehler abzustellen, damit du in Christo Jesu vollkommen sein kannst und keinen Mangel an irgend etwas hast. Z3.535.3 Teilen

536

Hast du jedoch eine zu hohe Meinung von dir selbst, wirst du denken, dass deine Arbeiten wichtiger sind, als es wirklich der Fall ist, und du wirst dich persönlicher Unabhängigkeit rühmen, die an Anmaßung grenzt. Gehst du ins andere Extrem und denkst zu gering von dir, dann wird dich ein Gefühl der Unterlegenheit erfüllen, und genau diesen Eindruck wirst du auch erwecken, was deinen Einfluss zum Guten sehr beeinträchtigen kann. Vermeide beide Extreme. Lass dich nicht von Gefühlen beherrschen noch von Umständen formen. Du kannst zu einer gesunden Selbsteinschätzung finden, die sich als Schutz gegen Extreme erweist. Du kannst eine Würde ohne eitles Selbstvertrauen besitzen. Du kannst dich herablassen und nachgeben, ohne deine Selbstachtung oder persönliche Unabhängigkeit zu verlieren, und dein Leben mag sowohl auf Höhergestellte als auch auf Niedriggestellte einen segensreichen Einfluss ausüben. Z3.536.1 Teilen

Bruder A, du bist jetzt in Gefahr, durch Berichte beeinflusst zu werden. Deine Arbeit ist entschieden praktischer Art, streng und verletzend. Du hältst die Leute zu strengen Maßstäben und Erfordernissen an. Manchmal ist dies notwendig; aber deine Arbeit weist zu viel davon auf und wird ihre Kraft einbüßen, wenn sie nicht mit den sanften, ermutigenden Gnadengaben des Geistes Gottes verbunden sind. Du lässt zu, dass die Worte deiner Angehörigen und besonderer Freunde deine Vorschläge und deine Entscheidungen beeinflussen. Du glaubst ihnen zu bereitwillig und machst ihre Ansichten zu den deinen und wirst dadurch zu oft in die Irre geführt. Du musst auf der Hut sein. Die Familien in ..., die so eng miteinander verwandt sind, hatten einen gewissen Einfluss. Dein Urteil, deine Gefühle und Ansichten beeinflussen sie, und umgekehrt beeinflussen sie dich. Ein starker Strom in die falsche Richtung wird in Bewegung gesetzt werden, wenn ihr nicht alle demütig und Gott ergeben seid. Alle Personen, aus denen sich diese Familien zusammensetzen, sind von Natur aus unabhängig und selbstbewusst, und wenn sie nicht in besonderer Weise durch Gottes Geist ausgeglichen und beherrscht werden, neigen sie zu Fanatismus. Z3.536.2 Teilen

537

Lass dich nie, nie von Berichten beeinflussen. Lass dich in deinem Verhalten niemals von deinen liebsten Angehörigen beeinflussen. Die Zeit ist gekommen, wo größte Weisheit betreffs des Werkes Gottes angewandt werden muss. Urteilsfähigkeit ist notwendig, um zu wissen, wann man sprechen und wann man schweigen muss. Hunger nach Mitgefühl verleitet oft zu großer Unklugheit, vor andern die innersten Gefühle zu offenbaren. Deine Erscheinung fordert oft Mitgefühl, wenn es für dich besser wäre, es nicht zu empfangen. Allen obliegt die wichtige Pflicht, sich mit dem eigenen Verhalten von Tag zu Tag und mit den Beweggründen, die ihr Handeln veranlassen, bekannt zu machen. Sie müssen die besonderen Beweggründe, die zu speziellen Handlungen führen, verstehen lernen. Jede Tat ihres Lebens wird gerichtet, nicht nach der äußeren Erscheinung, sondern nach den Beweggründen, die sie veranlassten. Z3.537.1 Teilen

Alle müssen ihre Sinne bewachen, damit Satan nicht den Sieg über sie gewinne, denn sie sind die Zugänge zur Seele. Uns selbst gegenüber dürfen wir so streng sein, wie es unsere Erziehung erfordert, aber wir müssen sehr vorsichtig sein, Seelen in Verzweiflung zu treiben. Einige haben das Empfinden, dass Bruder White zu streng ist, wenn er Personen entschieden auf ihre Verkehrtheiten anspricht und sie tadelt. Er mag in Gefahr sein, beim Tadeln nicht so achtsam vorzugehen, damit er keinen Anstoß erweckt. Doch einige von denen, die sich über seine Art des Tadelns beklagen, benutzen die verletzendste, rügende und verdammende Sprache, zu unterschiedslos, um in einer Versammlung vorgebracht zu werden. Dann fühlen sie sich entlastet und rühmen sich eines guten Werkes. Aber die Engel Gottes heißen ein solches Vorgehen nicht immer gut. Wenn Bruder White einer einzelnen Person nahe legt, dass sie nicht recht tut, und wenn er gegen sie zu streng ist und er belehrt werden muss, seine Art zu ändern und seinen Geist zu bezähmen, wie viel notwendiger ist es dann für seine Brüder, die Ungereimtheit zu empfinden, wenn sie eine große Versammlung unter verletzendem Tadel und strengen Anschuldigungen leiden lassen, wo wirklich Unschuldige mit dem Schuldigen leiden müssen. Z3.537.2 Teilen

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Es ist schlimm, wirklich schlimm, Gefühlen in einer großen Versammlung freien Lauf zu lassen, gegen alle und jeden zu wettern, anstatt zu den Einzelnen zu gehen, die gefehlt haben mögen, und sie persönlich zu ermahnen. Das Anstößige an diesen harten, anmaßenden und anklagenden Reden in einer großen Versammlung ist umso ärger in Gottes Augen, je größer die Zahl der Versammelten und der Tadel allgemeiner ist, anstatt persönliche Ermahnung zu erteilen. Es ist immer einfacher, seine Gefühle vor einer Versammlung auszusprechen, wo viele anwesend sind, als zu den Irrenden zu gehen und von Angesicht zu Angesicht offen, frei und deutlich über ihr verkehrtes Handeln zu sprechen. Aber Gefühle gegen Einzelne mit ins Haus Gottes zu bringen und Unschuldige mit den Schuldigen leiden zu lassen, ist eine Vorgehensweise, die Gott nicht billigt und die eher Schaden als Nutzen bringt. Es ist zu oft geschehen, dass kritisierende und anklagende Predigten vor einer Versammlung gehalten werden. Diese ermutigen nicht den Geist der Liebe unter den Geschwistern. Sie sind nicht geeignet, sie geistlich gesinnt zu machen und sie zu Heiligkeit und dem Himmel zu führen. Im Gegenteil, dadurch wird nur ein Geist der Bitterkeit im Herzen geweckt. Diese sehr starken Predigten, die den Menschen in Stücke zerreißen, sind manchmal wirklich notwendig, um zu erwecken, zu alarmieren und zu überzeugen. Tragen sie aber nicht die ausdrücklichen Kennzeichen der Inspiration des Geistes Gottes, dann bewirken sie weit mehr Schaden als Nutzen. Z3.538.1 Teilen

Es wurde mir gezeigt, dass meines Mannes Verhalten nicht vollkommen war. Er hat manchmal geirrt, indem er klagte und zu strenge Verweise erteilte. Doch aus dem, was mir vorgeführt wurde, weiß ich, dass er in dieser Hinsicht nicht so sehr irrte, wie viele vermuteten und ich befürchtete. Hiob wurde von seinen Freunden nicht verstanden. Er schleudert ihre Anklagen auf sie zurück. Er zeigt ihnen, wenn sie Gott verteidigen, indem sie ihren Glauben und ihr Bewusstsein von der Sünde anführen, er eine tiefere und gründlichere Erkenntnis davon hat, als sie je besaßen. „Ihr seid leidige Tröster“ (Hiob 16,2) gibt er ihnen zur Antwort. „Ich könnte auch wohl reden wie ihr“, sagt Hiob, „wäre eure Seele an meiner Seele statt, so wollte ich auch Worte wider euch zusammenbringen und mein Haupt also über euch schütteln“. Vers 4. Aber er erklärt, dass er nicht so handeln wird. „Ich“, sagte er, „wollte euch stärken mit dem Munde und mit meinen Lippen trösten.“ Vers 5. Z3.538.2 Teilen

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Wohlmeinende Brüder und Schwestern, mit enger Auffassung, die bloß aufs Äußere schauen, mögen versuchen, in Angelegenheiten einzugreifen, von denen sie keine Ahnung haben. Ihre beschränkte Erfahrung kann nicht die Gefühle einer Seele begreifen, die vom Geist Gottes gedrungen wurde, die aufs tiefste jene ernste und unaussprechliche Liebe und jenes Interesse für Gottes Werk und für Seelen empfand, die sie selbst nie erfahren haben, und die Lasten im Werke Gottes trug, die sie niemals auf sich nahmen. Z3.539.1 Teilen

Einige kurzsichtige, unerfahrene Freunde können mit ihrem beschränktem Gesichtskreis nicht die Gefühle dessen würdigen, der in Verbindung mit der Rettung von Seelen aufs innigste mit der Seele Christi verknüpft gewesen ist. Seine Beweggründe werden missverstanden und seine Handlungen von jenen falsch gedeutet, die seine Freunde sein wollen, bis er, gleich Hiob, in die ernstliche Bitte ausbricht: Rette mich vor meinen Freunden. Gott nimmt Hiobs Fall in seine Hände. Seine Geduld ist schwer geprüft worden, aber als Gott spricht, ändern sich seine verdrießlichen Gefühle. Seine Selbstverteidigung, die er für notwendig erachtete, um den Anklagen seiner Freunde zu widerstehen, ist vor Gott nicht notwendig. Er urteilt niemals falsch. Er irrt sich nie. Der Herr spricht zu Hiob: „Gürte deine Lenden wie ein Mann“. Hiob 38,31. Sobald Hiob die göttliche Stimme vernimmt, beugt er sich nieder im Bewusstsein seiner Sündhaftigkeit und spricht zu Gott: „Darum spreche ich mich schuldig und tue Busse in Sack und Asche.“ Hiob 42,6. Z3.539.2 Teilen

Als Gott gesprochen hat, hörte mein Mann auf seine Stimme. Doch die Verurteilung und die Anklagen seiner Freunde zu ertragen, die nicht zu unterscheiden vermögen, war eine große Prüfung für ihn. Hätten seine Brüder unter den gleichen Verhältnissen gelebt und die Verantwortlichkeiten getragen, die er mit so wenig Ermutigung und Hilfe tragen musste, dann wären sie vielleicht imstande gewesen, ihn zu unterstützen, zu trösten und zu segnen, ohne seine Gefühle durch Tadel und Anklagen zu martern, die er in keiner Weise verdiente. Z3.539.3 Teilen

540

Es wurde mir gezeigt, dass die dringenden Aufrufe um Geldmittel anlässlich unserer Lagerversammlungen keine guten Resultate gebracht haben. Es wurde zu viel Nachdruck darauf gelegt. Viele der Wohlhabenden würden nichts gegeben haben, wären ihre Herzen nicht unter dem Einfluss der ihnen gegebenen Zeugnisse erreicht worden. Aber die Armen wurden tief gerührt, und in ihrer Aufrichtigkeit verpflichteten sie sich zur Zahlung von Summen, die sie gerne geben wollten, aber nicht geben konnten. In den meisten Fällen haben dringende Aufrufe um Geldmittel einen falschen Eindruck auf manche gemacht. Einige glaubten, bei unserer Botschaft handle es sich hauptsächlich um Geld. Viele gingen gesegnet nach Hause zurück, weil sie Gottes Werk unterstützt hatten. Aber es gibt bessere Methoden, Geldmittel zu beschaffen, als durch dringende Aufrufe anlässlich unserer großen Versammlungen — nämlich durch freiwillige Opfergaben. Wenn alle den Plan systematischer Wohltätigkeit befolgen, und wenn unsere Verlags- und Missionsarbeiter treu ihrer Aufgabe in ihren Abteilungen nachkommen, wird das Schatzhaus genügend Mittel haben, ohne diese dringenden Aufrufe auf unseren großen Versammlungen. Z3.540.1 Teilen

Es hat leider eine große Vernachlässigung der Pflicht gegeben. Viele haben Mittel zurückgehalten, die Gott als sein Eigentum beansprucht. Dadurch haben sie Gott beraubt. Ihr selbstsüchtiges Herz hat nicht den Zehnten all ihres Einkommens gegeben, wie Gott es fordert. Zu den jährlichen Versammlungen haben sie nicht ihre freiwilligen Opfer, ihre Dankopfer und Sündopfer, gebracht. Viele sind mit leeren Händen vor den Herrn hingetreten. „Ist‘s recht, dass ein Mensch Gott täuscht, wie ihr mich täuschet? So sprecht ihr: ‚Womit täuschen wir dich?‘ Am Zehnten und Hebopfer. Darum seid ihr auch verflucht, dass euch alles unter den Händen zerrinnt; denn ihr täuscht mich allesamt. Bringet aber die Zehnten ganz in mein Kornhaus, auf dass in meinem Hause Speise sei, und prüfet mich hierin, spricht der Herr Zebaoth, ob ich euch nicht des Himmels Fenster auftun werde und Segen herabschütten die Fülle.“ Maleachi 3,8-10. Z3.540.2 Teilen

541

Es wird unserem Volk als Sünde angerechnet werden, wenn wir nicht ernsteste Anstrengungen machen, jene zu ermitteln, die Spenden für die verschiedenen Unternehmungen versprochen haben, die aber zu arm sind, um irgend etwas zu geben. Alles, was sie in ihrer Freigebigkeit gespendet haben, soll ihnen mit einer zusätzlichen Gabe zurückerstattet werden, um ihren Bedürfnissen abzuhelfen. Das Einsammeln von Geld wurde übertrieben. Es hat auf viele einen falschen Eindruck gemacht. Dringende Aufrufe sind nicht die beste Art und Weise, Geld zu erlangen. Man ist gleichgültig gewesen, die Fälle der Armen zu erkunden und ihnen das Geld zurückzuerstatten, damit sie nicht in Not geraten. Eine Vernachlässigung unserer Pflicht in dieser Hinsicht, uns mit den Bedürfnissen der Bedürftigen bekannt zu machen und ihrer Not durch Zurückerstattung der Gaben, die sie zum Fortschritt des Werkes Gottes gespendet haben, abzuhelfen, würde einer Vernachlässigung unseres Heilandes in der Person seiner Heiligen gleichkommen. Z3.541.1 Teilen

Es wurde mir einiges betreffs unserer Pflicht gegenüber den Unglücklichen gezeigt und ich sehe mich veranlasst, es jetzt niederzuschreiben. Z3.541.2 Teilen

Ich sah, dass es in Gottes Vorsehung bestimmt ist, Witwen, Waisen, Blinde, Gehörlose, Lahme und sonst auf verschiedene Weise Angefochtene in enge Verbindung mit seiner Gemeinde zu bringen. Dadurch will Gott sein Volk prüfen und ihren wahren Charakter entwickeln. Die Engel Gottes wachen darüber, wie wir Menschen, die unser Mitgefühl, unsere Liebe und selbstlose Wohltätigkeit brauchen, behandeln. So prüft Gott unseren Charakter. Besitzen wir die wahre Bibelreligion, werden wir empfinden, dass wir Christo in Gestalt seiner Brüder Liebe, Freundlichkeit und Interesse schulden. Wir können unsere Dankbarkeit für seine unermessliche Liebe zu uns während wir Sünder und seiner Gnade unwürdig waren, nur dadurch zeigen, dass wir jenen tiefes Interesse und selbstlose Liebe entgegenbringen, die unsere Brüder sind, sich aber in einer unglücklicheren Lage befinden, als wir selbst. Z3.541.3 Teilen

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Die beiden großen Grundregeln des Gesetzes Gottes sind größte Liebe zu Gott und selbstlose Liebe zu unserem Nächsten. Die ersten vier Gebote und die letzten sechs entspringen diesen beiden Prinzipien. Christus erklärte dem Schriftgelehrten, wer sein Nächster sei am Gleichnis von dem Mann, der von Jerusalem nach Jericho ging und unter die Räuber fiel, der beraubt, geschlagen und halb tot zurückgelassen wurde. Der Priester und der Levit sahen diesen Mann leiden, aber ihre Herzen bekümmerten sich nicht darum. Sie ließen ihn links liegen und wandten sich von ihm ab. Als der Samariter des Weges kam und die Not des Fremdlings sah, fragte er nicht, ob er ein Verwandter, sein Landsmann war oder seiner Kirche angehörte. Er half dem Leidenden, weil da ein Werk zu tun war, das getan werden musste. Er linderte seine Schmerzen so gut er konnte, hob ihn auf sein Tier, brachte ihn in eine Herberge und traf Vorsorge für seine Bedürfnisse auf seine Kosten. Dieser Samariter, sagte Christus, war des Mannes, der unter die Räuber fiel, Nächster. Der Levit und der Priester stellen eine Menschenklasse in der Gemeinde dar, die sich gleichgültig gegen jene verhalten, die ihres Mitgefühls und ihrer Hilfe bedürfen. Diese Klasse, ganz gleich, welche Position sie in der Gemeinde bekleiden mögen, sind Übertreter des Gesetzes. Der Samariter stellt eine Klasse dar, die wahre Mitarbeiter Christi sind und sein Vorbild im Gutestun nachahmen. Z3.542.1 Teilen

Diejenigen, die Mitleid mit den Unglücklichen, den Blinden, den Lahmen, den Angefochtenen, den Witwen, den Waisen und den Bedürftigen haben, halten die Gebote und bekommen das ewige Leben. So wird es von Christo dargestellt. In ... besteht ein großer Mangel an persönlicher Religion und am Empfinden persönlicher Verpflichtung, anderer Weh und Leid zu fühlen und selbstlos zum Wohlergehen der Unglücklichen und Angefochtenen zu wirken. Einige haben keine Erfahrung in dieser Pflicht. Ihr ganzes Leben lang waren sie dem Leviten und dem Priester gleich, die sich abwandten. Die Gemeinde hat ein Werk zu verrichten, das, wenn es ungetan bleibt, sie in Dunkel hüllen wird. Die Gemeinde als Ganzes und jeder Einzelne sollten ihre Beweggründe getreulich prüfen und mit dem Leben und den Lehren des einzig wahren Vorbildes vergleichen. Christus betrachtet alle Taten der Barmherzigkeit, der Wohltätigkeit und rücksichtsvoller Beachtung, die den Unglücklichen, den Blinden, den Lahmen, den Kranken, der Witwe und dem Waisen zugute kommen, als ihm selbst getan. Diese Taten werden im himmlischen Bericht aufbewahrt und einst belohnt. Andererseits wird auch ein Bericht im Buch gegen jene niedergeschrieben, die so wie der Priester und der Levit gleichgültig gegen die Unglücklichen sind oder gar selbstsüchtige Vorteile aus ihrer Not ziehen und sie dadurch noch vermehren. Gott wird mit Sicherheit jeden Akt der Ungerechtigkeit und jede Offenbarung sorgloser Gleichgültigkeit gegenüber den Unglücklichen in unseren Reihen bestrafen. Jeder wird schließlich danach belohnt, wie seine Werke gewesen sind. Z3.542.2 Teilen

543

Es wurde mit gezeigt, dass Bruder E von seinen Brüdern nicht gerecht behandelt wurde. Es missfiel Gott, wie die Brüder F, G und andere mit ihm verfahren sind. Bruder F hatte kein besonderes Interesse an Bruder E, nur so weit, wie er dachte, Vorteil aus ihm zu ziehen. Es wurde mir gezeigt, dass einige Bruder E als geizig und unehrlich betrachteten. Gott missfiel dieses Urteil. Bruder E hätte sich nicht in Schwierigkeiten befunden und hätte reichlich Mittel gehabt, sich zu unterhalten, wäre nicht die selbstsüchtige Haltung seiner Brüder gewesen, die ihr Augenlicht und Eigentum besaßen, und gegen ihn arbeiteten, indem sie seine Fähigkeiten ihren eigenen egoistischen Interessen dienlich machten. Diejenigen, die Vorteil aus dem harten Studium eines blinden Mannes ziehen und sich selbst durch seine Erfindungen zu bereichern trachten, begehen Diebstahl und sind Übertreter des Gesetzes im wahrsten Sinne des Wortes. Z3.543.1 Teilen

544

Es gibt einige in der Gemeinde, die vorgeben, das Gesetz Jehovas zu halten, die aber Übertreter jenes Gesetzes sind. Da sind Männer, die ihre eigenen Fehler nicht erkennen. Sie haben einen selbstsüchtigen, habgierigen Geist und verschließen ihre Augen vor dem Geiz, den die Bibel Abgötterei nennt. Männer diesen Charakters mögen von ihren Brüdern als vorbildliche Christen angesehen werden; aber Gott liest in den Herzen und kennt die Beweggründe. Er sieht, was vor Menschen in den Gedanken und im Wesen verborgen ist. In seiner Vorsehung bringt er diese Personen in Lagen, die mit der Zeit ihre Charakterfehler offenbaren, damit sie diese, falls sie es wollen, sehen und korrigieren können. Es gibt solche, die ihr ganzes Leben lang nur eigenen Interessen gedient haben und nur selbstsüchtigen Plänen folgten, die immer bestrebt waren, Vorteile aus allem zu ziehen, ohne einen Gedanken zu verlieren, ob andere durch ihre Pläne oder Handlungen in Bedrängnis und Not gerieten. Selbstsüchtige Interessen verdrängen Barmherzigkeit und die Liebe zu Gott. Manchmal gestattet der Herr dieser Menschenklasse, ihrem selbstsüchtigen Kurs in geistlicher Verblendung zu folgen, bis ihre Mängel andern mit geistlichem Unterscheidungsvermögen offenbar werden und sie durch ihre Werke zeigen, dass sie keine wahren Christen sind. Z3.544.1 Teilen

Männer, die Eigentum und ein gewisses Maß an Gesundheit besitzen, die sich der unschätzbaren Segnung des Augenlichts erfreuen, haben jeden Vorteil gegenüber einem Blinden. In ihrem Berufsleben stehen ihnen viele Wege offen, die einem Mann, der sein Augenlicht verloren hat, verschlossen sind. Personen, die sich des Gebrauchs aller Sinnesorgane erfreuen, sollten nicht selbstsüchtige Interessen im Auge haben und einem blinden Bruder auch nur in geringster Weise daran hindern, Mittel zu erlangen. Bruder E ist ein armer Mann. Er ist schwach und außerdem blind. Er hegte den ernsthaften Wunsch, sich selbst zu helfen. Obgleich er unter einem Gewicht von entmutigenden Schwächen lebte, hat sein Leiden nicht die freigebigen Impulse seiner Seele abgetötet. Unter seinen beschränkten Umständen hat er in Gottes Augen mehr für solche getan, die der Hilfe bedurften, als viele seiner Brüder, die mit Augenlicht gesegnet sind und Eigentum besitzen. Bruder E besitzt ein Kapital in seiner Geschäftskalkulation und Erfindergabe. Er hat ernsthaft und mit Hoffnung gearbeitet, um sich durch seine Erfindung eine Lebensgrundlage zu schaffen, wodurch er sich selbst unterhalten kann, um von seinen Brüdern unabhängig zu sein. Z3.544.2 Teilen

545

Ich wünschte, wir könnten alle so sehen, wie Gott sieht. Ich wünschte, alle möchten erkennen, wie Gott jene Männer betrachtet, die sich Christi Nachfolger nennen, die sich des Segens des Augenlichts und aller finanzieller Vorteile erfreuen, und die das bisschen Wohlergehen beneiden, das sich ein armer blinder Mann erworben hat. Zu gerne möchten sie sich noch auf Kosten ihres leidenden Bruders bereichern und ihr Vermögen vermehren. Gott betrachtet dies als verbrecherischste Selbstsucht und Räuberei. Es ist eine schlimme Sünde, die er ganz gewiss bestrafen wird. Gott vergisst nie. Er betrachtet diese Sache nicht mit menschlichen Augen und mit kaltem, gefühllosem, menschlichem Urteil; nicht nach dem Standpunkt von Weltmenschen, sondern nach dem Grundsatz der Barmherzigkeit, des Mitgefühls und unendlicher Liebe. Z3.545.1 Teilen

Bruder H versuchte Bruder E zu helfen, doch nicht aus selbstlosen Motiven. Zuerst wurde sein Mitleid erregt. Er sah, dass Bruder E Hilfe brauchte. Bald jedoch verlor er sein Interesse. Egoistische Gefühle gewannen die Oberhand, bis die Handlungsweise seiner Brüder darauf abzielte, Bruder E eher zu benachteiligen als ihm zu helfen. Dies hat Bruder E sehr entmutigt und sein Vertrauen in seine Brüder erschüttert. Ihr Verhalten führte dahin, ihn in Schulden zu stürzen, die er nicht bezahlen konnte. Als er die selbstsüchtigen Gefühle, die einige seiner Brüder gegen ihn hegten, wahrnahm, war er sehr bekümmert und manchmal erregt. Zu Zeiten waren seine Gefühle unkontrollierbar, wenn er seine hilflose Lage betrachtete, ohne Augenlicht, ohne Geld, ohne Gesundheit, und einige seiner Brüder arbeiteten noch gegen ihn. All dies hat seine Anfechtung sehr vermehrt und seiner Gesundheit beträchtlich geschadet. Z3.545.2 Teilen

Es wurde mir gezeigt, dass Bruder E einige gute Wesenszüge besitzt, die mehr geschätzt werden würden, wenn er bessere Selbstbeherrschung besäße und nicht erregt reagieren würde. Jeder Ausbruch von Ungeduld und Zorn spricht gegen ihn, und einige, die sich viel schlimmerer Sünden in Gottes Augen schuldig gemacht haben, ziehen jeden Vorteil daraus und stellen es so schlimm wie möglich hin. Bruder E‘s Prinzipien sind gut. Er ist redlich. Er ist kein unehrlicher Mann. Er würde niemand wissentlich betrügen. Aber er hat Fehler und Sünden, die er überwinden muss. Er, wie jeder andere, hat mit seiner Natur zu kämpfen. Oft ist er ungeduldig und anmaßend. Er sollte einen freundlicheren, höflicheren Geist hegen und denen dankbar sein, die sich für seinen Fall eingesetzt haben. Von Natur aus hat er ein heftiges Temperament, wenn es plötzlich geweckt oder unvernünftig herausgefordert wird. Doch trotz alledem möchte er recht handeln und fühlt aufrichtige Reue Gott gegenüber, wenn er seiner Verkehrtheiten gewahr wird. Z3.545.3 Teilen

546

Wenn er sieht, dass seine Brüder ihn gerecht behandeln möchten, ist er zu großmütiger Vergebung bereit und demütig genug, Frieden zu wünschen, auch dann, wenn er nur unter großen Opfern seinerseits erlangt werden kann. Aber er ist leicht erregt und von nervösem Temperament. Er benötigt den besänftigenden Einfluss des Geistes Gottes. Würden diejenigen, die ihn so bereitwillig tadeln, auf ihre eigenen Fehler schauen und seine Fehler so großzügig übersehen, wie sie es tun sollten, dann würden sie Christi Geist offenbaren. Bruder E muss überwinden. Seine Worte und sein Verhalten andern gegenüber sollten freundlich, höflich und angenehm sein. Er sollte über alles wachen, was nach einem herrschsüchtigen Geist und anmaßendem Wesen aussieht. Z3.546.1 Teilen

Während Gott ein Freund der Blinden und Unglücklichen ist, entschuldigt er doch nicht ihre Sünden. Er fordert von ihnen, dass sie überwinden und im Namen Jesu, der ihretwillen überwunden hat, einen vollkommenen Charakter entwickeln. Aber Jesus hat Mitleid mit unserer Schwachheit. Wenn wir unsere Lasten auf ihn werfen, ist er bereit, Kraft zum Ertragen der Prüfungen zu geben, damit wir Satans Versuchungen widerstehen können. Engel werden gesandt, den körperlich blinden Kindern Gottes zu dienen. Sie wachen über ihre Schritte und retten sie aus tausend Gefahren, die, ihnen selbst unbewusst, auf ihren Wegen lauern. Aber sein Geist wird sie nicht geleiten, wenn sie nicht einen Geist der Freundlichkeit hegen und ernsthaft danach streben, ihre Natur zu beherrschen und ihre Leidenschaften und alle Kräfte Gott zu unterwerfen. Sie müssen einen Geist der Liebe pflegen und ihre Worte und Handlungen beherrschen. Z3.546.2 Teilen

547

Es wurde mir gezeigt, dass Gott von seinen Kindern weit mehr Mitleid und Beachtung gegenüber den Unglücklichen fordert, als es allgemein geschieht. „Ein reiner und unbefleckter Gottesdienst vor Gott dem Vater ist der: die Waisen und Witwen in ihrer Trübsal besuchen und sich von der Welt unbefleckt erhalten.“ Jakobus 1,27. Hier wird wahre Religion beschrieben. Gott fordert, dass die gleiche Beachtung, die den Witwen und Waisen zuteil werden soll, auch jenen erwiesen wird, die blind sind oder unter anderen körperlichen Schwächen zu leiden haben. Uneigennützige Wohltätigkeit ist heutzutage sehr rar in der Welt. Z3.547.1 Teilen

Es wurde mir gezeigt, dass diejenigen, die im Fall von Bruder E ungerecht gegen ihn handeln und ihn in seinem Bemühen, sich selbst zu helfen, entmutigen, oder die den blinden Mann beneiden und sich zu seinem Nachteil Vorteile verschaffen wollen, Gottes Fluch über sich bringen, der des blinden Mannes Freund ist. Betreffs der Blinden wurden den Israeliten spezielle, ausdrückliche Befehle erteilt. „Du sollst deinem Nächsten nicht unrecht tun noch ihn berauben. Es soll des Tagelöhners Lohn nicht bei dir bleiben bis an den Morgen. Du sollst dem Tauben nicht fluchen und sollst dem Blinden keinen Anstoß setzen; denn du sollst dich vor deinem Gott fürchten, denn ich bin der Herr. Ihr sollt nicht unrecht handeln im Gericht, und sollst nicht vorziehen den Geringen noch den Großen ehren; sondern du sollst deinen Nächsten recht richten.“ 3.Mose 19,13-15. „Verflucht sei wer seines Nächsten Grenze verengert! Und alles Volk soll sagen: Amen. Verflucht sei, wer einen Blinden irren macht auf dem Wege! Und alles Volk soll sagen: Amen. Verflucht sei, wer das Recht des Fremdlings, des Waisen und der Witwe beugt! Und alles Volk soll sagen: Amen.“ 5.Mose 27,17-19. Z3.547.2 Teilen

Ist es nicht befremdlich, dass bekenntlich christliche Männer die deutlichen, klaren Anweisungen des Wortes Gottes missachten und keine Gewissensbisse verspüren sollten? Gott auferlegt ihnen die Verantwortung, für die Unglücklichen, die Blinden, die Lahmen, die Witwen und Waisen zu sorgen; aber viele bemühen sich nicht, danach zu handeln. Um solche zu retten, bringt Gott sie oft unter die Zuchtrute und versetzt sie in ähnliche Lagen wie jene Personen, die ihre Hilfe und ihr Mitgefühl benötigen, die sie aber nicht aus ihren Händen empfingen. Z3.547.3 Teilen

548

Gott wird die Gemeinde in ... als Körperschaft für das verkehrte Handeln ihrer Glieder zur Verantwortung ziehen. Wenn zugelassen wird, dass ein selbstsüchtiger und gefühlloser Geist von irgendeinem ihrer Glieder gegenüber den Unglücklichen — der Witwe, dem Waisen, dem Blinden, dem Lahmen oder dem Kranken am Körper oder am Geist — gehegt wird, wird Gott sein Angesicht von seinem Volk abwenden, bis es zu seiner Pflicht erwacht und das Unrecht aus seiner Mitte verbannt. Wenn irgend jemand, der sich zum Namen Christi bekennt, seinen Heiland so falsch darstellt, dass er seine Pflicht gegenüber den Leidenden vernachlässigt, oder sich zum Schaden des Unglücklichen Vorteile verschafft und ihn seiner Geldmittel beraubt, hält Gott die Gemeinde für die Sünden ihrer Glieder verantwortlich, bis sie alles getan haben, das Unrecht wieder gut zu machen. Er wird nicht auf die Gebete seines Volkes hören, während die Waisen, die Vaterlosen, die Lahmen, die Blinden und Kranken unter ihnen vernachlässigt werden. Z3.548.1 Teilen

Die Worte „auf des Herrn Seite stehen“ bedeuten weit mehr, als sie in der Versammlung auszusprechen. Des Herrn Seite ist immer die Seite der Barmherzigkeit, des Mitleids und des Mitgefühls mit den Leidenden, wie es uns Christi Beispiel lehrt. Es wird von uns gefordert, seinem Vorbild zu folgen. Aber es gibt einige, die sich betreffs dieser Dinge nicht auf seiner Seite befinden. Sie befinden sich auf der Seite des Feindes. Indem Jesus seinen Zuhörern diesen Gegenstand illustrierte, sagte er: Z3.548.2 Teilen

„Und der König wird antworten und sagen zu ihnen: Wahrlich ich sage euch: Was ihr getan habt einem unter diesen meinen geringsten Brüdern, das habt ihr mir getan. Dann wird er auch sagen zu denen zur Linken: Gehet hin von mir, ihr Verfluchten, in das ewige Feuer, das bereitet ist dem Teufel und seinen Engeln! Ich bin hungrig gewesen, und ihr habt mich nicht gespeist. Ich bin durstig gewesen, und ihr habt mich nicht getränkt. Ich bin ein Gast gewesen, und ihr habt mich nicht beherbergt. Ich bin nackt gewesen, und ihr habt mich nicht bekleidet. Ich bin krank und gefangen gewesen, und ihr habt mich nicht besucht. Da werden sie ihm antworten und sagen: Herr, wann haben wir dich gesehen hungrig oder durstig oder als einen Gast oder nackt oder krank oder gefangen und haben dir nicht gedient? Dann wird er ihnen antworten und sagen: Wahrlich ich sage euch: Was ihr nicht getan habt einem unter diesen Geringsten, das habt ihr mir auch nicht getan. Und sie werden in die ewige Pein gehen, aber die Gerechten in das ewige Leben.“ Matthäus 25,40-46. Z3.548.3 Teilen

549

In dieser Predigt hat Christus sich selbst der leidenden Menschheit gleichgestellt. Deutlich zeigt er uns, dass er alle Gleichgültigkeit oder Ungerechtigkeit, die dem geringsten unter seinen Heiligen zugefügt wird, als ihm angetan betrachtet. Hier ist des Herrn Seite, und wer immer sich auf der Seite des Herrn befinden möchte, der beziehe mit uns seine Stellung. Unser teurer Heiland wird verwundet, wenn wir einen seiner bescheidenen Heiligen verletzen. Z3.549.1 Teilen

Der gerechte Hiob klagt über seine Heimsuchung und rechtfertigt sich, als er von einem seiner Tröster ungerecht angeklagt wird. Er sagt: „Ich war des Blinden Auge und des Lahmen Fuß. Ich war ein Vater der Armen; und die Sache des, den ich nicht kannte, die erforschte ich. Ich zerbrach die Backenzähne des Ungerechten und riss den Raub aus seinen Zähnen.“ Hiob 29,15-17. Z3.549.2 Teilen

Die Sünde eines einzigen Mannes brachte dem ganzen Heer Israels eine Niederlage. Ein verkehrtes Vorgehen eines Einzelnen gegen seinen Bruder wird das göttliche Licht von seinem Volk abwenden, bis das Unrecht erforscht ist und der Fall des Unterdrückten Rechtfertigung erfahren hat. Gott fordert von seinen Kindern, zärtliche Gefühle zu hegen und Scharfsinn an den Tag zu legen. Ihre Herzen sollen weit, ihr Empfinden breit und tief, aber nicht eng, egoistisch und knauserig sein. Edles Mitgefühl, Großherzigkeit und selbstlose Wohltätigkeit werden benötigt. Dann kann die Gemeinde in Gott triumphieren. Aber solange die Gemeinde in Selbstsucht gestattet, freundliches Mitgefühl und zartfühlende Liebe und Interesse gegenüber den Brüdern zu verzehren, wird jede Tugend zerstört. Jesajas Fasten sollte studiert werden und jeder sollte sich ernstlich prüfen, ob ihm die Grundsätze innewohnen, die Gottes Volk besitzen muss, wenn es die verheißenen reichen Segnungen empfangen will. Z3.549.3 Teilen

550

Gott verlangt, dass sein Volk nicht gestattet, dass die Armen und Leidenden unterdrückt werden. Wenn sie jedes Joch zerbrechen, die Unterdrückten frei lassen und sich der Bedürftigen selbstlos und freundlich annehmen, dann werden die verheißenen Segnungen ihnen gehören. Wenn es solche in der Gemeinde gibt, die den Blinden zum Straucheln bringen, sollen sie zur Rechenschaft gezogen werden, denn Gott hat uns zu Beschützern der Blinden, der Leidenden, der Witwen und Vaterlosen gemacht. Der Stein des Anstoßes, der im Worte Gottes erwähnt wird, meint keinen Klotz, den wir dem Blinden vor die Füße legen, damit er darüber stolpern muss. Es meint viel mehr als das. Es meint, dass jemand den Einfluss seines blinden Bruders zerstört, gegen seine Interessen handelt und ihn an seinem Gedeihen hindert. Z3.550.1 Teilen

Ein blinder Bruder, der arm und krank ist und jede Anstrengung macht, sich selbst zu helfen, damit er nicht abhängig wird, sollte auf jede Art und Weise von seinen Brüdern ermutigt werden. Aber solche, die sich seine Brüder nennen, die alle Sinne gebrauchen können und unabhängig sind, und doch so sehr ihre Pflicht gegenüber dem Blinden vergessen, ihn in Verwirrung und Kummer versetzen und ihm den Weg versperren, haben ein Werk zu tun, das Buße und Wiedergutmachung erfordert, ehe Gott auf ihre Gebete achten wird. Und die Gemeinde Gottes, die zugelassen hat, dass ihr unglücklicher Bruder geschädigt wurde, wird der Sünde schuldig sein, bis sie alles, was in ihren Kräften steht, getan hat, um das Unrecht gut zu machen. Z3.550.2 Teilen

Ohne Zweifel sind alle mit Achans Fall bekannt. Er ist in der heiligen Geschichte für alle Generationen berichtet, speziell jedoch für jene, auf die das Ende der Welt gekommen ist. Josua lag klagend vor Gott auf seinem Angesicht, weil das Volk schändlich vor seine Feinden zurückweichen musste. Der Herr gebot Josua, sich zu erheben: „Steh auf! Warum liegst du also auf deinem Angesicht?“ Josua 7,10. Habe ich euch ohne Ursache gedemütigt und euch meine Gegenwart entzogen? Verlässt Gott sein Volk ohne Ursache? Nein! Er sagt zu Josua, dass er ein Werk zu tun hat, bevor sein Gebet beantwortet werden kann. „Israel hat sich versündigt, sie haben meinen Bund übertreten, den ich ihnen geboten habe, und haben des Verbannten etwas genommen und gestohlen und es verleugnet und unter ihre Geräte gelegt.“ Er erklärt: „Die Kinder Israel können nicht stehen vor ihren Feinden, sondern müssen ihren Feinden den Rücken kehren; denn sie sind im Bann. Ich werde hinfort nicht mit euch sein, wo ihr nicht den Bann aus euch vertilgt.“ Josua 7,11-12. Z3.550.3 Teilen

551

Aus diesem Beispiel können wir erkennen, welche Verantwortung auf der Gemeinde ruht und was sie zu tun hat, damit sie sich der Gegenwart Gottes erfreuen kann. Für jede Gemeinde ist es eine Sünde, wenn sie nicht nach der Ursache forscht, weshalb sie sich in Finsternis befindet und warum es Niedergeschlagenheit in ihren Reihen gibt. Die Gemeinde in ... kann keine lebendige, gedeihliche Gemeinde sein, bis sie mehr auf das Unrecht, das in ihrer Mitte geschieht, achtet, wodurch Gottes Segen ihr vorenthalten wird. Die Gemeinde darf nicht dulden, dass Brüdern in Not Unrecht geschieht. Sie sind es, die in allen Herzen Mitgefühl wecken und edle Wohltätigkeit bei allen Nachfolgern Christi hervorrufen sollten. Die wahren Jünger Christi werden in Übereinstimmung mit ihm wirken, und seinem Beispiel folgend, denen helfen, die der Hilfe bedürfen. Bruder E‘s Blindheit ist eine schreckliche Heimsuchung, und alle sollten für ihn Auge sein, damit er seinen Verlust so wenig wie möglich fühlt. Da gibt es einige, die ihre Augen dazu benutzen, Gelegenheiten zu entdecken, wie sie zum eigenen Vorteil wirken und Gewinn erzielen können. Aber Gott kann sie auf eine Art und Weise in Verwirrung bringen, die sie nicht erwartet haben. Z3.551.1 Teilen

Wenn Gott in seiner Güte den blinden Mann mit einer Erfindergabe ausgestattet hat, die er zu seinem Besten benutzen kann, dann verhüte Gott, dass irgend jemand ihm dieses Vorrecht missgönne und beraube ihn des Nutzens, den er aus der von Gott verliehenen Gabe ziehen kann. Durch den Verlust seines Augenlichts ist der blinde Mann von allen Seiten benachteiligt. Das Herz, in welchem sich kein Mitleid und kein Mitgefühl beim Anblick eines Blinden, der seinen Weg in einer für ihn in Finsternis gehüllten Welt ertastet, regen, ist in der Tat verhärtet und muss durch Gottes Gnade erweicht werden. Der Blinde kann kein Angesicht sehen, und dort freundliches Mitgefühl und wahres Wohlwollen lesen. Er kann nicht auf die Schönheiten der Natur schauen und Gottes Hand in seinem Schöpfungswerk erkennen. Ihre heitere Stimmung spricht nicht zu ihm, ihn zu trösten und zu segnen, wenn ihn Verzweiflung überfällt. Wie gerne würde er alles andere, jede zeitliche Segnung, gegen den Segen des Augenlichts eintauschen! Aber er befindet sich in einer Welt der Finsternis und seine ihm von Gott verliehenen Rechte wurden mit Füssen getreten, um anderen Gewinn zu bringen. Z3.551.2 Teilen

552

Mir wurden einige Dinge bezüglich der Familie von Bruder I gezeigt, die mich seit ich an diesem Ort war, so bedrücken, dass ich es wage, sie niederzuschreiben. Ich sah, Bruder I, dass in deiner Familie eine Selbstsucht herrscht, die euch gleich dem Aussatz anhaftet. Diese Selbstsucht muss erkannt und überwunden werden, denn sie ist in Gottes Augen eine schwerwiegende Sünde. Als Familie habt ihr so lange eure eigenen Wünsche, euer eigenes Vergnügen und eure Bequemlichkeit zu Rate gezogen, dass ihr die Ansprüche anderer an euch nicht erkennt. Eure Gedanken, Pläne und Bemühungen gelten nur euch. Ihr lebt dem eigenen Ich. Ihr übt keine uneigennützige Wohltätigkeit, die durch Übung erstarken und zunehmen würde, bis es euch eine Freude wäre, andern Gutes zu tun. Ihr würdet empfinden, dass ihr ein Ziel im Leben, einen Zweck zu erfüllen habt, der euch Resultate von höherem Wert als Geld einbringen würde. Ihr solltet andern mehr Interesse entgegen bringen. Dadurch würdet ihr eure Seelen in engere Verbindung mit Christo bringen und so von seinem Geist durchdrungen werden und euch so fest an ihn klammern, dass nichts euch von seiner Liebe trennen könnte. Z3.552.1 Teilen

553

Christus ist der lebendige Weinstock. Wenn ihr Reben an diesem Weinstock seid, wird der Lebenssaft, der ihn durchströmt, auch euch ernähren, so dass ihr nicht dürr und unfruchtbar seid. Ihr als Familie und als Einzelne habt euch nach eurem Bekenntnis in den Dienst Christi gestellt, und doch seid ihr in der Waage gewogen und zu leicht erfunden worden. Ihr alle müsst eine vollständige Umwandlung erfahren, ehe ihr selbstlos das verrichten könnt, was wahre Christen tun sollen. Nur eine gründliche Bekehrung kann euch dazu verhelfen, eure Charakterfehler zu erkennen. Ihr alle besitzt in großem Maße den Geist und die Liebe zur Welt. Der Apostel Johannes sagt: „So jemand die Welt lieb hat, in dem ist nicht die Liebe des Vaters.“ 1.Johannes 2,15. Euer selbstsüchtiger Geist sucht nur eigenen Interessen zu dienen und wird dadurch herabgewürdigt und verkümmert. Ihr bedürft der reinen und unbefleckten Religion. Die Schlichtheit der Wahrheit wird euch Mitgefühl mit anderer Leiden lehren. Es gibt solche, die euer Mitgefühl und eure Liebe brauchen. Diese Wesenszüge auszuüben ist ein Teil der Lebensaufgabe, die Gott uns allen zugewiesen hat. Z3.553.1 Teilen

Gott wird euch nicht entschuldigen, wenn ihr nicht das Kreuz aufnehmt und in Selbstverleugnung andern aus selbstlosen Motiven Gutes tut. Wenn ihr die Mühe auf euch nehmt, die von Christen geforderte Selbstverleugnung zu üben, mögt ihr durch Gottes Gnade befähigt sein, Seelen für Christum zu gewinnen. Gott hat Ansprüche an euch, denen ihr nie nachgekommen seid. So viele gibt es in eurer Umgebung, die nach Mitgefühl und Liebe hungern. Doch gleich vielen andern fehlt es euch an jener demutsvollen Liebe, die in Mitleid und Sympathie mit den Bedürftigen, den Leidenden und Armen ihren Ausdruck findet. Das menschliche Angesicht ist ein Spiegel der Seele, gelesen von andern, das einen beredten Einfluss zum Guten oder Bösen ausübt. Gott hat von keinem unter uns gefordert, über unsere Brüder zu wachen und ihre Sünden zu bereuen. Gott hat uns ein Werk aufgetragen, das wir in wahrer Gottesfurcht resolut in Angriff nehmen sollen, während wir seine Verherrlichung im Auge haben. Z3.553.2 Teilen

Jeder, sei er treu oder untreu, muss für sich selbst vor Gott Rechenschaft ablegen, nicht für andere. Sehen wir Fehler in andern Bekennern und verurteilen ihr Tun, so kann dies nicht einen Irrtum unsererseits entschuldigen oder ausgleichen. Wir können andere nicht zu unserem Prüfstein machen noch irgend etwas in unserem Verhalten entschuldigen, weil andere verkehrt gehandelt haben. Gott hat uns mit einem eigenen Gewissen ausgestattet. In seinem Wort hat er erhabene Richtlinien niedergelegt, die ausreichend sind, uns in unserem christlichen Wandel und allgemeinen Verhalten zu leiten. Ihr, meine lieben Freunde, habt euch als Familie nicht nach den Grundsätzen des Gesetzes Gottes gerichtet. Ihr habt nie die Pflicht empfunden, die der Mensch seinen Mitmenschen gegenüber hat. Z3.553.3 Teilen

554

„Und siehe, da stand ein Schriftgelehrter auf, versuchte ihn und sprach: Meister, was muss ich tun, dass ich das ewige Leben ererbe? Er aber sprach zu ihm: Wie steht im Gesetz geschrieben? Wie liesest du? Er antwortete und sprach: ‚Du sollst Gott, deinen Herrn, lieben von ganzem Herzen, von ganzer Seele, von allen Kräften und von ganzem Gemüte und deinen Nächsten als dich selbst.‘ Er aber sprach zu ihm: Du hast recht geantwortet; tue das, so wirst du leben. Er aber wollte sich selbst rechtfertigen und sprach zu Jesus: ‚Wer ist denn mein Nächster?‘ Z3.554.1 Teilen

Da antwortete Jesus und sprach: Es war ein Mensch, der ging von Jerusalem hinab gen Jericho und fiel unter die Mörder; die zogen ihn aus und schlugen ihn und gingen davon und ließen ihn halbtot liegen. Es begab sich aber ungefähr, dass ein Priester dieselbe Straße hinabzog; und da er ihn sah, ging er vorüber. Desgleichen auch ein Levit; da er kam zu der Stätte und sah ihn, ging er vorüber. Ein Samariter aber reiste und kam dahin; und da er ihn sah, jammerte ihn sein, ging zu ihm, verband ihm seine Wunden und goss darein Öl und Wein und hob ihn auf sein Tier und führte ihn in die Herberge und pflegte sein. Des anderen Tages reiste er und zog heraus zwei Groschen und gab sie dem Wirte und sprach zu ihm: Pflege sein; und so du was mehr wirst da tun, will ich dir‘s bezahlen, wenn ich wiederkomme. Welcher dünkt dich, der unter diesen Dreien der Nächste sei gewesen dem, der unter die Mörder gefallen war? Er sprach: Der die Barmherzigkeit an ihn tat. Da sprach Jesus zu ihm: So gehe hin und tue desgleichen!“ Lukas 10,25-37. Z3.554.2 Teilen

555

Hier hat unser Heiland auf einfachste Art und Weise die Bedingungen zum ewigen Leben niedergelegt. Der Mann, der verwundet und beraubt worden war, stellt diejenigen dar, die unseres Interesses, unseres Mitgefühls und unser Wohltat bedürfen. Wenn wir die Bedürftigen und Unglücklichen vernachlässigen, deren Fälle uns zur Kenntnis gelangen, ganz gleich, wer sie sein mögen, haben wir keine Zusicherung des ewigen Lebens, denn wir kommen den Ansprüchen nicht nach, die Gott an uns stellt. Wir bringen den Menschen kein Mitgefühl entgegen, weil sie weder unsere Freunde noch Verwandten sind. Ihr habt euch als Übertreter des zweiten großen Gebotes erwiesen, in welchem die letzten sechs Gebote zusammengefasst sind. Wer in einem Gebot sündigt, ist an allen schuldig. Diejenigen, die ihre Herzen nicht den Bedürfnissen und Leiden der Menschheit öffnen, werden ihre Herzen auch nicht den Forderungen Gottes in den ersten vier Geboten des Dekalogs öffnen. Götzen beanspruchen das Herz und die Zuneigungen. Gott wird nicht geehrt noch wird ihm die Oberherrschaft eingeräumt. Z3.555.1 Teilen

Ihr als Familie habt einen traurigen Fehler gemacht. Im strengsten Sinne seid ihr keine Beobachter der Gebote. In einigen Dingen mögt ihr es sehr genau nehmen; doch ihr „lasset dahinten das Schwerste im Gesetz, nämlich das Gericht, die Barmherzigkeit“ und die Liebe Gottes. Obgleich die Gebräuche der Welt für uns kein Maßstab sind, wurde mir gezeigt, dass die mitfühlsame Sympathie und die Wohltätigkeit der Welt für die Unglücklichen in vielen Fällen die bekenntlichen Nachfolger Christi beschämen. Viele sind gleichgültig gegenüber denen, die Gott in ihre Mitte gestellt hat, um sie zu prüfen und zu entwickeln, was in ihrem Herzen ist. Gott liest. Er merkt auf jedes selbstsüchtige, gleichgültige Verhalten gegenüber den Leidenden, den Witwen und den Vaterlosen. Er verzeichnet hinter ihrem Namen: „Schuldig, mangelhaft, Übertreter des Gesetzes“. Nach unseren Werken werden wir belohnt. Jedes Pflichtversäumnis gegenüber den Bedürftigen und Leidenden ist eine Pflichtvergessenheit gegenüber Christo in der Person seiner Heiligen. Z3.555.2 Teilen

Wenn alle Fälle vor Gott aufgerollt werden, wird nicht gefragt werden: Welches Bekenntnis haben sie abgelegt? Die Frage lautet: Was haben sie getan? Waren sie Täter des Wortes? Haben sie nur für sich selbst gelebt? Oder haben sie Werke der Wohltätigkeit, Taten der Freundlichkeit und Liebe ausgeübt, andere sich selbst vorgezogen und sich selbst verleugnet, um andern ein Segen zu sein? Zeigt der Bericht, dass das ihr Leben war, dass ihr Wesen von Zartgefühl, Selbstverleugnung und Wohltätigkeit gekennzeichnet war, dann werden sie die Zusicherung und die segensreichen Worte von Christo vernehmen: „Ei, du frommer und getreuer Knecht!“ Matthäus 25,21. „Kommt her, ihr Gesegneten meines Vaters, ererbet das Reich, das euch bereitet ist von Anbeginn der Welt!“ Vers 34. Christus wurde gekränkt und verwundet durch eure ausgeprägte Selbstliebe und eure Gleichgültigkeit gegenüber den Leiden und Bedürfnissen anderer. Z3.555.3 Teilen

556

Oft mögen unsere Bemühungen um andere missachtet werden und scheinbar verloren sein. Dies soll jedoch für uns keine Entschuldigung sein, im Gutestun müde zu werden. Wie oft ist Christus gekommen und hat auf den Pflanzen unter seiner Fürsorge Früchte gesucht und nichts als Blätter gefunden? Wir mögen über die Resultate unserer besten Bemühungen enttäuscht sein, aber dies sollte uns nicht zur Gleichgültigkeit gegenüber der Not anderer zum Nichtstun verleiten. „Fluchet der Stadt Meros, sprach der Engel des Herrn; fluchet ihren Bürgern, dass sie nicht kamen dem Herrn zu Hilfe, zu Hilfe dem Herrn unter den Helden!“ Richter 5,23. Wie oft ist Christus über jene enttäuscht, die sich seine Kinder nennen! Er hat ihnen unmissverständliche Beweise seiner Liebe gegeben. Er wurde arm, damit wir durch seine Armut reich würden. Er starb für uns, damit wir nicht verloren gehen, sondern das ewige Leben haben mögen. Was wäre, wenn Christus sich geweigert hätte, unsere Sünden auf sich zu nehmen, weil ihn so viele verwarfen und nur so wenige seine Liebe und seine unendlichen Segnungen schätzten, die er ihnen brachte! Geduldiges, anstrengendes Bemühen soll ermutigt werden. Jetzt wird Mut benötigt, nicht träge Verzagtheit und ärgerliches Murren. Wir befinden uns in dieser Welt, um für den Meister zu wirken, und nicht um unsere Neigungen und unser Vergnügen zu studieren, uns selbst zu dienen und zu verherrlichen. Warum sollten wir dann untätig und entmutigt sein, weil wir nicht sofort die Resultate sehen, die wir uns wünschen? Z3.556.1 Teilen

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Unsere Arbeit besteht darin, uns im Weinberg des Herrn abzumühen, nicht nur für uns selbst, sondern zum Besten anderer. Unser Einfluss auf andere ist entweder ein Segen oder ein Fluch. Wir sind hier, um Charaktere für den Himmel zu bilden. Wir haben etwas zu tun, anstatt über Gottes Vorsehung zu jammern und zu klagen und bittere Dinge gegen uns selbst niederzuschreiben. Unser Widersacher wird uns keine Ruhe gönnen. Wenn wir in der Tat Gottes Kinder sind, werden wir angefochten und hart bedrängt werden. Wir brauchen nicht zu erwarten, dass Satan und Menschen unter seinem Einfluss uns gut behandeln werden. Aber da sind heilige Engel, stark und mächtig, die in allen Kämpfen mit uns sind, wenn wir uns nur als treu erweisen. In der Wüste der Versuchung besiegte Christus Satan unserthalben. Er ist mächtiger als Satan, und er wird ihn in Kürze unter unsere Füße zwingen. Z3.557.1 Teilen

Ihr als Familie und als Einzelne habt euch von ernstem, aktivem Dienst im Werke eures Meisters entschuldigt. Ihr seid zu träge gewesen und habt andere viele der schweren Bürden tragen lassen, die ihr auf euch hättet nehmen sollen. Eure geistliche Kraft und Segnung wird der Arbeit der Liebe und den guten Werken, die ihr tut, entsprechen. Das ausdrückliche Gebot des Apostels Paulus lautet: „Einer trage des andern Last, so werdet ihr das Gesetz Christi erfüllen.“ Galater 6,2. Das Halten der Gebote Gottes fordert von uns gute Werke, Selbstverleugnung, Opferbereitschaft und Hingabe zum Besten anderer, nicht dass unsere guten Werke uns retten könnten; aber mit Sicherheit werden wir nicht gerettet ohne gute Werke. Nachdem wir alles getan haben, was wir tun können, sollen wir sagen: Wir haben nichts als unsere Pflicht getan, wir sind nur unnütze Knechte, unwürdig der geringsten Gunst Gottes. Christus muss unsere Gerechtigkeit und die Krone unseres Frohlockens sein. Z3.557.2 Teilen

Selbstgerechtigkeit und fleischliche Sicherheit haben euch gleich einer Mauer umschlossen. Ihr als eine Familie besitzt einen Geist der Unabhängigkeit und des Stolzes. Diese Dinge trennen euch von Gott. Es ist ein Fehler, ein Defekt, der erkannt und überwunden werden muss. Es ist euch beinahe unmöglich, eure Irrtümer und Verkehrtheiten zu erkennen. Ihr denkt zu gut von euch, und es ist euch schwer, die Fehler in eurem Leben zu sehen, zu entfernen und zu bekennen. Ihr neigt dazu, eure Handlungsweise in beinahe allen Dingen zu rechtfertigen und zu verteidigen, seien sie recht oder verkehrt. Während es noch nicht zu spät ist, Unrecht gut zu machen, kommt Jesu in Demütigung und Gebet nahe und versucht euch selbst zu erkennen. Ihr müsst verloren gehen, wenn ihr euch nicht erhebt und mit Christo zusammenwirkt. Ihr hüllt euch in eine kalte, gefühllose, teilnahmslose Rüstung. In eurem Umgang mit andern ist nur wenig Leben und Wärme. Ihr lebt für euch selbst, nicht für Christum. Ihr seid sorglos und gleichgültig gegenüber den Nöten und Umständen anderer, in nicht so glücklicher Lage wie ihr. Überall um euch her gibt es Seelen, die nach Liebe hungern, die in Worten und Taten zum Ausdruck kommt. Freundliches Mitgefühl und zärtliches Interesse für andere würde euch Segen vermitteln, den ihr bis jetzt nicht erfahren habt und der euch in enge Verbindung mit eurem Erlöser bringen würde, dessen Kommen in die Welt zu dem Zweck geschah, Gutes zu tun und dessen Leben wir nachahmen sollen. Was tut ihr für Christum? „Ringet darnach, dass ihr durch die enge Pforte eingehet; denn viele werden, das sage ich euch, darnach trachten, wie sie hineinkommen, und werden‘s nicht tun können.“ Lukas 13,24. Z3.557.3 Teilen

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