Portrait von Ellen White
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Kapitel 6: Vor der Tür des Tempels
Kapitel 6: Vor der Tür des Tempels
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Auf Grundlage von Apostelgeschichte 3; Apostelgeschichte 4,1-31. DAp.39 Teilen

Christi Jünger waren sich ihrer Untüchtigkeit bewusst. Demütig und unter Gebet verbanden sie ihre Schwachheit mit Seiner Stärke, ihre Unwissenheit mit Seiner Weisheit, ihre Unwürdigkeit mit Seiner Gerechtigkeit und ihre Armut mit Seinem unerschöpflichen Reichtum. So gestärkt und ausgerüstet, zögerten sie nicht, im Dienst für ihren Meister vorwärts zu streben. DAp.39.1 Teilen

Kurz nach der Ausgießung des Heiligen Geistes und unmittelbar nach einer Zeit ernsten Gebets gingen Petrus und Johannes hinauf in den Tempel zum Gottesdienst und sahen an der Schönen Tür einen 40-jährigen Gelähmten, dessen Leben von Geburt an voller Schmerzen und Gebrechlichkeit war. Dieser Unglückliche hatte lange gewünscht, Jesus zu sehen, um geheilt zu werden. Doch in seinem nahezu hilflosen Zustand war er vom Wirkungsbereich der Tätigkeit des großen Arztes weit entfernt gewesen. Seine Bitten hatten schließlich einige Freunde veranlasst, ihn bis zur Tür des Tempels zu tragen, doch hier angekommen, musste er erfahren, dass derjenige, auf den er seine ganze Hoffnung gesetzt hatte, auf grausame Weise getötet wurde. DAp.39.2 Teilen

Seine Enttäuschung erregte das Mitleid derer, die wussten, wie lange und sehnsüchtig er gehofft hatte, von Jesus geheilt zu werden. Und sie brachten ihn täglich zum Tempel, damit Vorübergehende, von Mitleid bewegt, ihm eine Kleinigkeit gäben, um seine Not zu lindern. Als Petrus und Johannes vorbeikamen, bat er sie um ein Almosen. Die Jünger betrachteten ihn mitleidig, und Petrus sagte: „Sieh uns an! Er aber achtete auf sie in der Erwartung, etwas von ihnen zu empfangen. Da sprach Petrus: Silber und Gold habe ich nicht.“ Als Petrus auf diese Weise seine Armut eingestand, senkte der Gelähmte enttäuscht den Blick. Seine Züge hellten sich jedoch wieder auf, als der Apostel fortfuhr: „Was ich aber habe, das gebe ich dir: Im Namen Jesu Christi, des Nazareners, steh auf und geh umher!“ Apostelgeschichte 3,4-6. DAp.39.3 Teilen

„Und er ergriff ihn bei der rechten Hand und richtete ihn auf; da wurden sogleich seine Füße und seine Knöchel fest, und er sprang auf und konnte stehen, lief umher und trat mit ihnen in den Tempel, ging umher und sprang und lobte Gott. Und alles Volk sah, wie er umherging und Gott lobte. Und sie erkannten auch, dass er derjenige war, der um des Almosens willen an der Schönen Pforte des Tempels gesessen hatte; und sie wurden mit Verwunderung und Erstaunen erfüllt über das, was mit ihm geschehen war. Da sich aber der geheilte Lahme zu Petrus und Johannes hielt, lief alles Volk voll Erstaunen bei ihnen zusammen in der so genannten Halle Salomos.“ Apostelgeschichte 3,7-11. Alle waren erstaunt, dass die Jünger imstande waren, Wunder zu wirken, ähnlich denen, die Jesus getan hatte. Doch hier stand ein Mann, der 40 Jahre ein hilfloser Krüppel gewesen war, sich aber nun seiner Glieder vollständig bewegen konnte, sowie schmerzfrei und im Glauben an Jesus glücklich war. DAp.39.4 Teilen

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Als die Jünger das Erstaunen der Leute bemerkten, fragte Petrus: „Ihr Männer von Israel, weshalb verwundert ihr euch darüber, oder weshalb blickt ihr auf uns, als hätten wir durch eigene Kraft oder Frömmigkeit bewirkt, dass dieser umhergeht?“ Apostelgeschichte 3,12. Er versicherte ihnen, dass die Heilung im Namen und durch das Verdienst Jesu von Nazareth gewirkt sei, den Gott von den Toten auferweckt hatte. Der Apostel erklärte: „Und weil er an seinen Namen geglaubt hat, hat dieser Name den Mann hier, den ihr seht und kennt, zu Kräften gebracht; der Glaube, der durch ihn kommt, hat ihm vor euer aller Augen die volle Gesundheit geschenkt.“ Apostelgeschichte 3,16 (EÜ). DAp.40.1 Teilen

Zwar sprachen die Apostel deutlich von der großen Sünde der Juden, die den Fürsten des Lebens verworfen und getötet hatten, doch sie hüteten sich, ihre Zuhörer zur Verzweiflung zu treiben. Und so sagte Petrus: „Ihr habt den Heiligen und Gerechten verleugnet und verlangt, dass euch ein Mörder geschenkt werde; den Fürsten des Lebens aber habt ihr getötet! Ihn hat Gott aus den Toten auferweckt; dafür sind wir Zeugen. ... Und nun, ihr Brüder, ich weiß, dass ihr in Unwissenheit gehandelt habt, wie auch eure Obersten; Gott aber hat das, was er durch den Mund aller seiner Propheten zuvor verkündigte, dass nämlich der Christus leiden müsse, auf diese Weise erfüllt.“ Apostelgeschichte 3,14.15.17f. Er erklärte, dass der Heilige Geist sie auffordere, zu bereuen und sich zu bekehren und versicherte ihnen, dass es keine Hoffnung auf Erlösung gebe, außer durch die Gnade dessen, den sie gekreuzigt hatten. Nur durch Glauben an Ihn konnten ihre Sünden vergeben werden. DAp.40.2 Teilen

Er rief: „So tut nun Buße und bekehrt euch, dass eure Sünden ausgetilgt werden, damit Zeiten der Erquickung vom Angesicht des Herrn kommen. ...Ihr seid Söhne der Propheten und des Bundes, den Gott mit unseren Vätern schloss, als er zu Abraham sprach: ‚Und in deinem Samen sollen gesegnet werden alle Geschlechter der Erde‘. Euch zuerst hat Gott, als er seinen Knecht Jesus erweckte, ihn gesandt, um euch zu segnen, indem ein jeder von euch sich von seiner Bosheit bekehrt!“ Apostelgeschichte 3,19.25f. DAp.40.3 Teilen

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Während die Jünger noch zum Volk redeten, „kamen die Priester und der Hauptmann des Tempels und die Sadduzäer auf sie zu. Sie waren aufgebracht darüber, dass sie das Volk lehrten und in Jesus die Auferstehung aus den Toten verkündigten“. Apostelgeschichte 4,1f. DAp.41.1 Teilen

Nach Christi Auferstehung hatten die Priester überall den lügenhaften Bericht verbreitet, dass Jesu Jünger einfach Seinen Leichnam gestohlen hätten, während die römischen Wachen schliefen. Es überrascht daher nicht, dass sie unzufrieden darüber waren, dass Petrus und Johannes die Auferstehung dessen predigten, den sie getötet hatten. Besonders die Sadduzäer gerieten in große Unruhe, denn sie sahen, wie ihre Lieblingslehre in Gefahr geriet und sogar ihr Ruf auf dem Spiel stand. DAp.41.2 Teilen

Die zum neuen Glauben Bekehrten nahmen zahlenmäßig schnell zu, und Pharisäer und Sadduzäer waren sich darin einig, dass ihr eigener Einfluss in noch größerer Gefahr wäre als zu Jesu Lebzeiten auf Erden, wenn man diesen neuen Lehrer ungehindert gewähren ließe. Daraufhin verhaftete der Hauptmann des Tempels Petrus und Johannes durch eine Schar Sadduzäer und brachte sie ins Gefängnis, weil es für ein Verhör an jenem Tag zu spät war. DAp.41.3 Teilen

Die Feinde der Jünger konnten sich der Überzeugung nicht verschließen, dass Christus von den Toten auferstanden sei. Der Beweis war zu eindeutig, als dass sie daran hätten zweifeln können. Dessen ungeachtet verhärteten sie ihre Herzen und weigerten sich, die schreckliche Tat zu bereuen, die sie durch die Kreuzigung Jesu begangen hatten. Den jüdischen Obersten waren genug Beweise gegeben worden, dass die Apostel unter göttlicher Eingebung redeten und handelten, aber sie widerstanden beharrlich der Botschaft der Wahrheit. Christus war nicht so erschienen, wie sie es erwarteten, und wenn sie auch zeitweise davon überzeugt gewesen waren, dass Er der Sohn Gottes sei, so hatten sie diese Überzeugung doch erstickt und Ihn gekreuzigt. In Gnaden gab Gott ihnen noch weitere Beweise. Auch jetzt wurde ihnen eine Gelegenheit gewährt, sich zu Ihm zu wenden. Er sandte die Jünger, um ihnen mitzuteilen, dass sie den Lebensfürsten getötet hatten und ließ durch diese schreckliche Beschuldigung wiederum eine Aufforderung zur Buße an sie ergehen. Aber weil sich die jüdischen Lehrer in ihrer eigenen Gerechtigkeit sicher fühlten, weigerten sie sich, zuzugeben, dass die Männer, von denen sie der Kreuzigung Christi beschuldigt wurden, unter der Leitung des Heiligen Geistes redeten. DAp.41.4 Teilen

Weil die Priester sich gegen Christus aufgelehnt hatten, wurde ihnen jede Tat des Widerstands ein neuer Antrieb, diesen Weg weiter zu verfolgen. In ihrer Halsstarrigkeit wurden sie immer entschlossener. Nicht, dass sie nicht hätten unterwerfen können — sie hätten es gekonnt, aber sie wollten nicht. Nicht nur deshalb, weil sie schuldig waren und den Tod verdienten, indem sie Gottes Sohn getötet hatten, wurden sie vom Heil abgeschnitten, sondern auch, weil sie Gott widerstrebten. Beharrlich verwarfen sie das Licht und stritten gegen die Bemühungen des Geistes, sie zu überführen. Der Einfluss, der die Kinder des Ungehorsams beherrscht, wirkte in ihnen und brachte sie dahin, jene Männer zu schmähen, durch die Gott wirkte. Die Boshaftigkeit ihrer Rebellion steigerte sich mit jeder weiteren Tat der Rebellion gegen Gott und die Botschaft, die Er Seinen Dienern zu verkünden aufgetragen hatte. Mit jedem weiteren Tag, den die jüdischen Leiter in ihrer Weigerung zur Reue verharrten, festigten sie ihre Rebellion und mussten das ernten, was sie gesät hatten. DAp.41.5 Teilen

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Der Zorn Gottes richtet sich nicht nur deshalb gegen die Unbußfertigen, weil sie gesündigt haben, sondern auch weil sie es vorziehen, im Widerstand zu verharren, wenn sie zum Bereuen aufgerufen wurden und trotz des ihnen geschenkten Lichts die Sünden der Vergangenheit wiederholen. Hätten die jüdischen Leiter sich der überzeugenden Macht des Heiligen Geistes unterworfen, dann wäre ihnen vergeben worden, aber sie waren entschlossen, nicht nachzugeben. In gleicher Weise bringt sich der Sünder durch fortgesetzten Widerstand dahin, wo der Heilige Geist ihn nicht mehr beeinflussen kann. DAp.42.1 Teilen

Einen Tag nachdem der Gelähmte geheilt wurde, kamen Hannas und Kaiphas mit den anderen Würdenträgern des Tempels zum Verhör zusammen und ließen die Gefangenen vor sich bringen. In demselben Raum und vor einigen der gleichen Männer hatte Petrus seinen Herrn schändlich verleugnet. Dies kam ihm deutlich in Erinnerung, als er zu seinem eigenen Verhör erschien. Nun hatte er die Gelegenheit, seine Feigheit wieder gutzumachen. DAp.42.2 Teilen

Die Anwesenden, die noch genau wussten, wie Petrus sich beim Verhör seines Meisters verhalten hatte, bildeten sich ein, ihn durch die Androhung von Gefängnis und Tod einschüchtern zu können. Aber der Petrus, welcher Christus in der Stunde der größten Not verleugnete, war leidenschaftlich und selbstvertrauend gewesen — ganz anders als der Petrus, der jetzt vor dem Hohen Rat zur Untersuchung stand. Nach seinem Fall hatte er sich bekehrt. Er war nicht mehr länger stolz und prahlerisch, sondern bescheiden und misstrauisch gegenüber sich selbst. Er war voll des Heiligen Geistes, und durch diese Kraft war er fest entschlossen, den Schandfleck seines Abfalls zu beseitigen, indem er den Namen ehrte, den er einst verleugnet hatte. DAp.42.3 Teilen

Bisher hatten die Priester es vermieden, die Kreuzigung und Auferstehung Jesu zu erwähnen. Aber jetzt waren sie gezwungen, um ihr Ziel zu erreichen, die Angeklagten zu fragen, wie sie die Heilung des Kranken zustande gebracht hatten. Und so fragten sie: „Durch welche Kraft oder in welchem Namen habt ihr das getan?“ Apostelgeschichte 4,7. Mit heiliger Kühnheit und in der Kraft des Geistes erklärte Petrus furchtlos: „Ich erkläre vor euch und dem ganzen Volk Israel, dass er im Namen des Jesus Christus von Nazareth geheilt wurde, des Mannes, den ihr gekreuzigt habt, den Gott aber von den Toten auferweckt hat. Denn Jesus ist ‚der Stein, den ihr Bauleute verworfen habt, der nun zum Eckstein geworden ist.‘ In ihm allein gibt es Erlösung! Im ganzen Himmel gibt es keinen anderen Namen, den die Menschen anrufen können, um errettet zu werden.“ Apostelgeschichte 4,10-12 (NL). DAp.42.4 Teilen

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Über diese mutige Verteidigung erschraken die jüdischen Leiter. Sie hatten vermutet, dass die Jünger von Furcht und Verwirrung überwältigt sein würden, wenn man sie vor den Hohen Rat stellte. Stattdessen redeten diese Zeugen wie Christus gesprochen hatte — mit einer überzeugenden Kraft, die ihre Gegner zum Schweigen brachte. In der Stimme von Petrus lag keine Spur von Furcht, als er von Christus sagte: „Denn Jesus ist der Stein, den ihr Bauleute verworfen habt, der nun zum Eckstein geworden ist.“ DAp.43.1 Teilen

Petrus verwendete hier einer Redewendung, die den Priestern vertraut war. Die Propheten hatten von dem verworfenen Stein gesprochen, und Christus selbst hatte einmal, als Er zu den Priestern und Ältesten sprach, gesagt: „Habt ihr noch nie in den Schriften gelesen: Psalm 118,22f. Der Stein, den die Bauleute verworfen haben, der ist zum Eckstein geworden. Vom Herrn ist das geschehen, und es ist wunderbar in unseren Augen? Darum sage ich euch: Das Reich Gottes wird von euch genommen und einem Volk gegeben werden, das dessen Früchte bringt. Und wer auf diesen Stein fällt, der wird zerschmettert werden; auf wen er aber fällt, den wird er zermalmen“. Matthäus 21,42-44. DAp.43.2 Teilen

Als die Priester den furchtlosen Worten der Apostel zuhörten, erkannten sie, „dass sie mit Jesus gewesen waren“. Apostelgeschichte 4,13. DAp.43.3 Teilen

Von den Jüngern wird nach der Verklärung Jesu geschrieben, dass sie am Schluss jenes wunderbaren Erlebnisses niemanden sahen, „als Jesus allein“. Matthäus 17,8. Jesus allein — diese Worte sind das Geheimnis des Lebens und der Kraft, welche die Geschichte der frühen Gemeinde kennzeichnete. Als die Jünger zum ersten Mal Jesu Worte hörten, empfanden sie, dass sie Ihn brauchten. Sie suchten Ihn, fanden Ihn und folgten Ihm. Sie waren mit Ihm im Tempel, bei Tisch, am Berghang und auf dem Feld. Sie waren wie Schüler bei ihrem Lehrer und empfingen von Ihm täglich Lehren der ewigen Wahrheit. DAp.43.4 Teilen

Nach Seiner Himmelfahrt waren sie sich der göttlichen Gegenwart, voller Liebe und Licht, bewusst. Es war eine persönliche Gegenwart. Jesus, der Heiland, der mit ihnen wanderte, redete, betete und ihren Herzen Mut und Trost zugesprochen hatte, war mit der Botschaft des Friedens auf Seinen Lippen von ihnen in den Himmel genommen worden. Als der Triumphwagen aus Engeln ihn aufnehmen wollte, erreichten sie die Worte: „Siehe, ich bin bei euch alle Tage bis an das Ende der Weltzeit! Amen“. Matthäus 28,20. DAp.43.5 Teilen

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Er war in Seiner menschlichen Gestalt zum Himmel aufgefahren. Sie wussten, dass Er vor dem Thron Gottes stand und dennoch ihr Freund und Heiland blieb, dass Seine Anteilnahme für sie unverändert war und Er sich immer als eins mit der leidenden Menschheit betrachten werde. Auch wussten sie, dass Er vor Gott das Verdienst Seines Blutes geltend machte, indem Er auf Seine verwundeten Hände und Füße hinwies als ein Erinnerungszeichen an den Preis, den Er für Seine Erlösten bezahlt hatte. Dieser Gedanke stärkte sie jetzt, um Seinetwillen Schmach zu leiden. Ihre Verbindung mit Ihm war jetzt inniger als in der Zeit, da Er persönlich bei ihnen war. Das Licht, die Liebe und die Kraft eines innewohnenden Christus strahlten aus ihnen heraus, so dass die Leute es wahrnahmen und sich wunderten. DAp.44.1 Teilen

Christus drückte den Worten, die Petrus zu seiner Verteidigung sprach, Sein Siegel auf. Neben dem Jünger stand als ein glaubwürdiger Zeuge jener Mann, der auf so wunderbare Weise geheilt worden war. Das Aussehen dieses Mannes, der noch Stunden zuvor ein hilfloser Krüppel war, nun aber im Vollbesitz wiedererlangter Gesundheit dastand, verlieh den Worten von Petrus überzeugendes Gewicht. Priester und Oberste waren sprachlos. Sie konnten die Aussagen von ihm nicht widerlegen, waren aber dennoch fest entschlossen, der Lehrtätigkeit der Jünger ein Ende zu machen. DAp.44.2 Teilen

Christi krönendes Wunder — die Auferweckung des Lazarus — hatte den Beschluss der Priester besiegelt, Jesus und Seine wunderbaren Werke, die ihren Einfluss auf das Volk schnell vernichteten, aus der Welt zu schaffen. Sie hatten Ihn gekreuzigt, empfingen hier aber einen überzeugenden Beweis dafür, dass sie weder dem Wunderwirken in Seinem Namen noch der Verkündigung jener Wahrheiten, die Er lehrte, ein Ende bereiten konnten. Schon ganz Jerusalem war durch die Heilung des lahmen Menschen und durch die Predigt der Apostel in Aufregung versetzt. DAp.44.3 Teilen

Um ihre Verwirrung zu verbergen, ließen die Priester und Obersten die Apostel wegführen, um miteinander zu beraten. Sie waren sich darin einig, dass es zwecklos sein würde, die Heilung des Kranken abzustreiten. Gern hätten sie das Wunder als Betrug hingestellt, doch das war unmöglich, weil es am helllichten Tag vor einer großen Menschenmenge geschah und es schon Tausende zur Kenntnis genommen hatten. Ihnen war aber klar, dass das Wirken der Jünger gestoppt werden müsse, da Jesus sonst viele Nachfolger hinzu gewönne. Auch würden sie selbst in Ungnade fallen, weil man sie für schuldig am Tod des Sohnes Gottes erklärte. DAp.44.4 Teilen

Aber trotz ihres Wunsches, die Jünger zu vernichten, wagten die Priester nicht mehr zu tun, als sie mit den schwersten Strafen zu bedrohen, falls sie damit weiter machten, im Namen Jesu zu reden oder zu wirken. Erneut vor den Hohen Rat gerufen, erhielten sie den Befehl, weder in Jesu Namen zu reden noch zu lehren. Doch Petrus und Johannes antworteten darauf: „Entscheidet ihr selbst, ob es vor Gott recht ist, euch mehr zu gehorchen als Gott! Denn es ist uns unmöglich, nicht von dem zu reden, was wir gesehen und gehört haben!“ Apostelgeschichte 4,19f. DAp.44.5 Teilen

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Gerne hätten die Priester diese Männer für ihre unerschütterliche Treue in ihrer heiligen Berufung bestraft, aber sie fürchteten sich vor dem Volk, „denn alle priesen Gott über dem, was geschehen war“. Apostelgeschichte 4,21. Deshalb wurden die Apostel nach wiederholten Strafandrohungen und Einschüchterungsversuchen wieder freigelassen. DAp.45.1 Teilen

Während Petrus und Johannes gefangen waren, hatten die anderen Jünger, weil sie die Bosheit der Juden kannten, unaufhörlich für ihre Brüder gebetet, weil sie befürchteten, dass die an Christus verübte Grausamkeit sich wiederholen könnte. Sobald die Apostel wieder frei waren, suchten sie die anderen Jünger auf und berichteten ihnen über den Ausgang des Verhörs. Die Freude der Gläubigen war groß. „Und als sie es hörten, erhoben sie einmütig ihre Stimme zu Gott und sprachen: Herr, du bist der Gott, der den Himmel und die Erde und das Meer gemacht hat und alles, was darinnen ist. Du hast durch den Mund deines Knechtes David gesagt: Psalm 2,1f. ‚Warum toben die Heiden und ersinnen die Völker Nichtiges? Die Könige der Erde lehnen sich auf, und die Fürsten versammeln sich miteinander gegen den Herrn und gegen seinen Gesalbten.‘ Ja, wahrhaftig, gegen deinen heiligen Knecht Jesus, den du gesalbt hast, haben sich Herodes und Pontius Pilatus versammelt zusammen mit den Heiden und dem Volk Israel, um zu tun, was deine Hand und dein Ratschluss zuvor bestimmt hatte, dass es geschehen sollte. Und jetzt, Herr, sieh ihre Drohungen an und verleihe deinen Knechten, dein Wort mit aller Freimütigkeit zu reden, indem du deine Hand ausstreckst zur Heilung, und dass Zeichen und Wunder geschehen durch den Namen deines heiligen Knechtes Jesus!“ Apostelgeschichte 4,24-30. DAp.45.2 Teilen

Die Jünger baten um mehr Kraft zur Erfüllung ihres Dienstes, denn sie sahen, dass sie demselben entschlossenen Widerstand begegnen würden, den Christus hier auf Erden erfahren hatte. Noch während ihre vereinten Gebete im Glauben zum Himmel stiegen, kam die Antwort. Die Stätte, wo sie versammelt waren, bewegte sich und sie wurden erneut mit dem Heiligen Geist erfüllt. Ihre Herzen wurden mit Mut erfüllt und sie gingen erneut hinaus, um Gottes Wort in Jerusalem zu verkünden. „Und mit großer Kraft legten die Apostel Zeugnis ab von der Auferstehung des Herrn Jesus, und große Gnade war auf ihnen allen.“ Apostelgeschichte 4,33. Gott segnete ihre Bemühungen wunderbar. DAp.45.3 Teilen

Der Grundsatz, für den die Jünger so furchtlos eintraten, dass sie auf den Befehl hin, nicht mehr im Namen Jesu zu lehren, erklärten: „Entscheidet ihr selbst, ob es vor Gott recht ist, euch mehr zu gehorchen als Gott!“, ist derselbe, für dessen Beibehaltung die Anhänger des Evangeliums zurzeit der Reformation kämpften. Als die deutschen Fürsten 1529 auf dem Reichstag zu Speyer versammelt waren, wurde ihnen der kaiserliche Erlass vorgelegt, die die Religionsfreiheit einschränkte und jede weitere Verbreitung der reformatorischen Lehre verbot. Es schien, als ob die Hoffnung der Welt zunichte gemacht werden sollte. Würden die Fürsten den Erlass annehmen? Sollten die noch von Finsternis umgebenden Massen vom Licht des Evangeliums ausgeschlossen bleiben? Folgen von ungeahnter Tragweite standen für die Welt auf dem Spiel. Die Bekenner des reformatorischen Glaubens kamen zusammen, und ihr einmütiger Entschluss lautete: „Wir verwerfen diesen Erlass. In Fragen des Gewissens kommt es nicht auf die Mehrheit an.“ D‘Aubigne: Geschichte der Reformation, Buch 13, Kapitel 5 DAp.45.4 Teilen

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Für den Erhalt dieses Grundsatzes müssen wir auch heutzutage standhaft eintreten. Das Banner der Wahrheit und der Religionsfreiheit, das von den Gründern der Evangeliumsgemeinde und den Zeugen Gottes während der seitdem vergangenen Jahrhunderte hochgehalten haben, wurde in diesem letzten Kampf uns anvertraut. Die Verantwortung für diese große Gabe ruht auf denen, die Gott mit der Erkenntnis Seines Wortes gesegnet hat. Dieses Wort müssen wir als die höchste Autorität annehmen. Wir müssen die menschliche Regierung als eine göttliche Einrichtung anerkennen und den Gehorsam ihr gegenüber innerhalb ihres rechtmäßigen Bereichs als eine heilige Pflicht lehren. Wenn ihre Anforderungen jedoch mit den Geboten Gottes im Widerspruch stehen, dann müssen wir Gott mehr gehorchen, als den Menschen. Gottes Wort muss als über jeder menschlichen Gesetzgebung stehend anerkannt werden. DAp.46.1 Teilen

Ein „So spricht der Herr“ darf nicht zugunsten eines „So spricht die Gemeinde“ oder „So spricht der Staat“ beiseite gesetzt werden. Christi Krone steht über den Diademen aller irdischer Regenten. DAp.46.2 Teilen

Es wird nicht von uns verlangt, dass wir den Obrigkeiten trotzen. Was wir auch reden oder schreiben, das sollten wir sorgfältig abwägen, damit wir nicht den Anschein erwecken, als stünden wir Recht und Ordnung feindlich gegenüber. Wir sollten nichts sagen oder tun, das unnötigerweise den Weg versperren könnte. Wir sollen in Christi Namen vorangehen und die uns anvertrauten Wahrheiten vertreten. Wird uns dieses Werk von Menschen untersagt, dann können wir wie die Apostel sagen: „Entscheidet ihr selbst, ob es vor Gott recht ist, euch mehr zu gehorchen als Gott! Denn es ist uns unmöglich, nicht von dem zu reden, was wir gesehen und gehört haben!“ Apostelgeschichte 4,19f. DAp.46.3 Teilen

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