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Kapitel 24: Korinth
Kapitel 24: Korinth
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Auf Grundlage von Apostelgeschichte18,1-18. DAp.159 Teilen

Während des ersten Jahrhunderts im christlichen Zeitalter war Korinth nicht nur eine der führenden Städte Griechenlands, sondern der ganzen Welt. In seinen Straßen drängten sich Griechen, Juden und Römer, sowie Reisende aus verschiedenen Ländern, um eifrig ihrem Geschäft oder dem Vergnügen nachzugehen. Dieses große Handelszentrum mit seiner von allen Teilen des Römischen Reiches aus leicht zu erreichenden Lage war ein bedeutender Ort, um dort Gedächtnisstätten für Gott und Seine Wahrheit zu errichten. DAp.159.1 Teilen

Unter den Juden, die in Korinth ihren Wohnsitz hatten, befanden sich Aquilla und Priscilla, die sich später als erste Arbeiter für Christus auszeichneten. Als Paulus sie kennen lernte, „blieb er bei ihnen“. Apostelgeschichte 18,3. DAp.159.2 Teilen

Gleich zu Beginn seines Wirkens in diesem großen Verkehrsmittelpunkt sah Paulus auf allen Seiten erstaunliche Hindernisse für den Fortschritt seiner Arbeit. Fast die ganze Stadt war vollständig dem Götzendienst ergeben. Die Venus galt als die Lieblingsgöttin, und mit ihrer Verehrung waren viele unsittliche Riten und Zeremonien verbunden. Die Korinther waren wegen ihrer groben Unmoral selbst unter den Heiden verrufen. Ihre Gedanken und Sorgen schienen sich fast ausschließlich um die Vergnügungen und Lustbarkeiten des Augenblicks zu drehen. DAp.159.3 Teilen

Als der Apostel in Korinth das Evangelium predigte, ging er einen anderen Weg als bei seinem Wirken in Athen. Dort in Athen hatte er versucht, seine Lehrmethode dem Stil seiner Zuhörer anzupassen. Er war der Logik mit Logik, der Wissenschaft mit Wissenschaft und der Philosophie mit Philosophie begegnet. Als er jedoch über die auf diese Weise verbrachte Zeit nachdachte und sich dabei bewusst wurde, wie wenig Frucht seine Arbeit in Athen brachte, entschloss er sich, bei seinen Bemühungen die Aufmerksamkeit der Sorglosen und Gleichgültigen zu fesseln, in Korinth nach einem anderen Arbeitsplan vorzugehen. Er nahm sich deshalb vor, alle gelehrten Beweisführungen und Diskussionen zu vermeiden und unter den Korinthern „nichts anderes zu wissen als nur Jesus Christus, und zwar als Gekreuzigten“. 1.Korinther 2,2. DAp.159.4 Teilen

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Er wollte zu ihnen predigen „nicht in überredenden Worten menschlicher Weisheit, sondern in Erweisung des Geistes und der Kraft“. 1.Korinther 2,4. DAp.160.1 Teilen

Jesus, den Paulus den Griechen in Korinth als den Christus verkünden wollte, war ein Jude von niedriger Herkunft, in einer Stadt erzogen, die wegen ihrer Gottlosigkeit sprichwörtlich geworden war. Er war vom eigenen Volk verworfen und schließlich als Übeltäter ans Kreuz geschlagen worden. Die Griechen glaubten, es sei nötig, die Menschheit auf eine höhere Stufe zu bringen, meinten aber, dass das Studium der Philosophie und der Wissenschaften das einzige Mittel sei, um zum wahren Fortschritt und zu wahrer Ehre zu gelangen. Konnte Paulus sie davon überzeugen, dass der Glauben an die Macht dieses unbekannten Juden jede ihrer Fähigkeiten und Anlagen erheben und veredeln würde? DAp.160.2 Teilen

Vielen heute ist das Kreuz von Golgatha von heiligen Erinnerungen umgeben. Geheiligte Gedanken verknüpfen sie mit den Ereignissen bei der Kreuzigung. In der Zeit von Paulus wurde das Kreuz jedoch mit Abscheu und Entsetzen betrachtet. Jemand zum Heiland der Menschheit zu erklären, der den Kreuzestod erlitten hatte, musste natürlicherweise Spott und Widerspruch hervorrufen. DAp.160.3 Teilen

Paulus wusste schon, welche Aufnahme seine Botschaft sowohl bei den Juden als auch bei den Griechen in Korinth finden würde. Er erklärte: „Wir aber predigen den gekreuzigten Christus, den Juden ein Ärgernis und den Griechen eine Torheit.“ 1.Korinther 1,23. Unter seinen jüdischen Zuhörern befanden sich viele, die sich über die Botschaft, die er verkünden wollte, ärgern würden. Den Griechen mussten seine Worte wie völliger Unsinn vorgekommen sein, und es war zu erwarten, dass man ihn bei dem Versuch, zu zeigen, dass das Kreuz zur Erhebung des Menschen oder zur Erlösung der Menschheit irgendwie in Beziehung stehe, für schwachsinnig halten würde. DAp.160.4 Teilen

Doch für Paulus war das Kreuz der Mittelpunkt seines Denkens. Seitdem seiner Laufbahn als Verfolger der Anhänger des gekreuzigten Nazareners ein Ende gesetzt wurde, hatte er nie aufgehört, sich des Kreuzes zu rühmen. Zu jener Zeit war ihm die unendliche Liebe Gottes offenbart worden, wie sie sich in Christi Tod bekundet hatte, und dadurch hatte sich in seinem Leben eine wunderbare Umwandlung vollzogen, die all seine Pläne und Absichten in Einklang mit denen des Himmels brachte. Seit jener Stunde war er ein neuer Mensch in Christus. Er wusste nun aus eigener Erfahrung, dass ein Sünder, sobald er die Liebe des Vaters betrachtet, wie sie in der Hingabe Seines Sohnes zum Ausdruck kommt, und er sich dem göttlichen Einfluss hingibt, eine solche Veränderung an seinem Herzen erfährt, dass für ihn fortan Christus alles in allem ist. DAp.160.5 Teilen

Seit seiner Bekehrung war Paulus nur von dem einen sehnsüchtigen Verlangen erfüllt, seinen Mitmenschen zu helfen, in Jesus von Nazareth den Sohn des lebendigen Gottes zu erkennen, welcher Macht hat umzugestalten und zu retten. Sein Leben war fortan völlig dem Ziel gewidmet, die Liebe und die Macht des Gekreuzigten darzustellen. Sein weites Herz voll Mitgefühl schlug für alle. „Denn ich fühle mich“, sagte er, „sowohl den Menschen in unserer Kultur wie auch denen anderer Völker, Gebildeten wie Ungebildeten, verpflichtet.“ Römer 1,14 (NL). Liebe zu dem Herrn der Herrlichkeit, den er so unbarmherzig in der Person Seiner Heiligen verfolgt hatte, war der Grundsatz, der sein Verhalten bestimmte und die treibende Kraft in seinem Handeln. Wenn je sein Pflichteifer erlahmte, so genügte ein Blick auf das Kreuz und die dort offenbarte Liebe, um ihn zu veranlassen, die Lenden seines Gemüts zu umgürten und auf dem Weg der Selbstverleugnung voranzuschreiten. DAp.160.6 Teilen

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So sehen wir den Apostel, wie er in der Synagoge von Korinth predigt, dabei seine Beweise aus den Büchern Moses und den Propheten entnimmt und seine Zuhörer im Geist bis zum Erscheinen des verheißenen Messias hinführt. Wir hören, wie er das Werk des Erlösers als den großen Hohepriester der Menschheit erklärt, dessen Aufgabe darin bestand, durch die Opferung Seines Lebens für die Sünde ein für allemal Sühne zu leisten, um dann Seinen Dienst im himmlischen Heiligtum aufzunehmen. Paulus machte seinen Zuhörern verständlich, dass der Messias, dessen Erscheinen sie herbeigesehnt hatten, schon gekommen war; dass Sein Tod das Gegenbild aller Opferdienste bildete und Sein Dienst im himmlischen Heiligtum das Wahrhaftige sei, welches seinen Schatten zurück in die Vergangenheit werfe und den Dienst der jüdischen Priesterschaft verständlich mache. DAp.161.1 Teilen

Paulus „bezeugte den Juden, dass Jesus der Christus ist“. Apostelgeschichte 18,5. Anhand der alttestamentlichen Schriften bewies er, dass nach den Prophezeiungen und der allgemeinen Erwartung der Juden der Messias von Abraham und David abstammen sollte, und wies anschließend die Herkunft Jesu von dem Patriarchen Abraham und dem königlichen Psalmisten nach. Er las die Zeugnisse der Propheten über den Charakter und das Wirken des verheißenen Messias und Seiner Aufnahme und Behandlung auf Erden. Anschließend zeigte er, dass all diese Voraussetzungen sich im Leben, Wirken und im Tod Jesu von Nazareth erfüllt hätten. DAp.161.2 Teilen

Paulus bewies, dass Christus gekommen war, um zunächst dem Volk die Erlösung anzubieten, welches auf das Kommen des Messias als Vollendung seiner Hoffnungen und als Krönung seines nationalen Daseins wartete. Doch dieses Volk hatte Ihn, der ihm Leben geben wollte, verworfen und sich einen anderen Führer erwählt, dessen Regierung mit Tod und Verderben enden musste. Er bemühte sich, seinen Zuhörern begreiflich zu machen, dass allein Reue das jüdische Volk vor dem drohenden Untergang retten könne. Er zeigte ihnen ihre Unwissenheit über jene Schriftstellen, die zu verstehen sie sich besonders brüsteten und rühmten, und tadelte ihre Weltlichkeit sowie ihre Vorliebe für Stellungen und Prunk und ihre maßlose Selbstsucht. DAp.161.3 Teilen

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In der Kraft des Geistes erzählte Paulus die Geschichte seiner eigenen Bekehrung und sprach von seinem Vertrauen zu den alttestamentlichen Schriften, die sich in Jesus von Nazareth vollständig erfüllt hatten. Er sprach in feierlichem Ernst, so dass seine Zuhörer erkennen mussten, dass er den gekreuzigten und auferstandenen Heiland von ganzem Herzen liebte. Sie sahen, dass Christus im Mittelpunkt seines Denkens stand und sein Leben ganz in dem seines Herrn aufging. Seine Worte waren so eindrucksvoll, dass nur jene, die den bittersten Hass gegen die christliche Religion hegten, davon unberührt blieben. DAp.162.1 Teilen

Dennoch verschlossen die Juden von Korinth ihre Augen vor den Beweisen, die der Apostel so klar vorlegte und weigerten sich, ihm weiter zuzuhören. Derselbe Geist, der sie veranlasst hatte, Christus zu verwerfen, erfüllte sie nun mit Zorn und Wut gegen Seinen Diener, und hätte Gott ihn nicht besonders beschützt, damit er weiterhin den Heiden das Evangelium verkünden konnte, so hätten sie seinem Leben ein Ende gemacht. DAp.162.2 Teilen

„Doch da die Juden sich ihm gegenüber ablehnend verhielten und ihn sogar beschimpften, schüttelte Paulus den Staub von seinem Mantel und sagte: ‚Euer Blut komme über euch — ich bin unschuldig. Von jetzt an werde ich zu den Nichtjuden gehen.‘ Danach wohnte er bei Titius Justus, einem gottesfürchtigen Nichtjuden, dessen Haus direkt neben der Synagoge stand.“ Apostelgeschichte18,6f (NL). DAp.162.3 Teilen

Inzwischen waren Silas und Timotheus aus Mazedonien gekommen, um Paulus zu helfen. Sie arbeiteten nun zusammen unter den Heiden. Diesen Leuten, sowie auch den Juden, predigten Paulus und seine Gefährten Christus als den Heiland des gefallenen Menschengeschlechts. Die Botschafter des Kreuzes vermieden komplizierte, weit hergeholte Beweise sondern verweilten bei den Eigenschaften des Schöpfers der Welt und obersten Herrscher des Weltalls. Ihre Herzen erglühten in Liebe zu Gott und Seinem Sohn. Sie forderten die Heiden auf, das unermessliche, für die Menschen gebrachte Opfer zu betrachten. Sie wussten doch, dass diejenigen, die lange in der Finsternis des Heidentums umhergetappt waren, zum Heiland gezogen würden, wenn sie nur erst das Licht wahrnehmen könnten, welches sich vom Kreuz auf Golgatha ergoss. Der Heiland hatte gesagt: „Und ich, wenn ich von der Erde erhöht bin, werde alle zu mir ziehen.“ Johannes 12,32. DAp.162.4 Teilen

Die Evangeliumsarbeiter in Korinth erkannten die schrecklichen Gefahren, die denjenigen drohte, für die sie wirkten. Sie waren sich der auf ihnen ruhenden Verantwortung bewusst, während sie die Wahrheit predigten, wie sie in Jesus ist. Ihre Botschaft war klar, deutlich und zum Punkt: ein Geruch des Lebens zum Leben oder des Todes zum Tod. Und sie offenbarten das Evangelium nicht nur durch ihre Worte, sondern auch in ihrem Leben. Engel wirkten mit ihnen, und die Gnade und Kraft Gottes zeigte sich in der Bekehrung vieler Menschen. „Krispus aber, der Synagogenvorsteher, wurde an den Herrn gläubig samt seinem ganzen Haus; auch viele Korinther, die zuhörten, wurden gläubig und ließen sich taufen.“ Apostelgeschichte 18,8. DAp.162.5 Teilen

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Der Hass, mit dem die Juden die Apostel immer schon betrachtet hatten, nahm jetzt noch zu. Auch die Bekehrung und Taufe des Krispus diente nicht dazu, diese hartnäckigen Widersacher zu überzeugen, sondern trug nur dazu bei, sie noch mehr zu verbittern. Da sie unfähig waren, die Beweise aus den Predigten des Apostels Paulus zu widerlegen, nahmen sie Zuflucht zu Betrug und einigen boshaften Angriffen. Sie lästerten das Evangelium und den Namen Jesu. In ihrem blinden Zorn waren ihnen keine Worte zu bitter, kein Anschlag zu gemein, um davon keinen Gebrauch zu machen. Sie konnten zwar nicht leugnen, dass Christus Wunder tat, doch sie behaupteten, dass Er sie durch Satans Kraft vollbrachte. Dreist behaupteten sie, dass die durch Paulus vollbrachten wunderbaren Werke auf dieselbe Weise geschehen seien. DAp.163.1 Teilen

Wenn Paulus in Korinth auch gewissen Erfolg hatte, so wurde er durch die Boshaftigkeit, die er in dieser verdorbenen Stadt sah und hörte, ziemlich entmutigt. Die sittliche Verdorbenheit, die er unter den Heiden erlebte, und die Verachtung und Beleidigungen, die ihm von den Juden zugefügt wurden, verursachten ihm große Seelenqual. Im Hinblick auf die Menschen, die er an diesem Ort vorfand, zweifelte er daran, ob es weise sei, hier eine Gemeinde zu gründen. DAp.163.2 Teilen

Als er plante, die Stadt zugunsten eines mehr versprechenderen Arbeitsgebietes zu verlassen und ernstlich zu erfahren, wo er seine Pflicht zu erfüllen habe, da erschien ihm der Herr in einer Vision und sagte: „Fürchte dich nicht, sondern rede und schweige nicht! Denn ich bin mit dir, und niemand soll sich unterstehen, dir zu schaden; denn ich habe ein großes Volk in dieser Stadt!“ Apostelgeschichte 18,9f. In dieser Anweisung sah Paulus einen Befehl, in Korinth zu bleiben und zugleich die Zusicherung dafür, dass der Herr zur erfolgten Aussaat auch das Gedeihen geben würde. Gestärkt und ermutigt setzte er hier seine Arbeit mit Eifer und Ausdauer fort. DAp.163.3 Teilen

Weil es viele gab, die durch die öffentliche Lehrtätigkeit des Apostels nicht zu erreichen waren, beschränkte er sein Wirken nicht allein darauf, sondern verwandte auch viel Zeit in der Arbeit von Haus zu Haus. Hierbei nutzte er die Gelegenheit zu Gesprächen im trauten Familienkreis. Er besuchte die Kranken und Trauernden, tröstete die Betrübten und richtete die Bedrückten auf. Dabei verherrlichte er mit allem was er sagte und tat den Namen Jesu. So arbeitete er „in Schwachheit und mit viel Furcht und Zittern“. 1.Korinther 2,3. Er zitterte davor, dass seine Lehren mehr den Stempel des Menschlichen als des Göttlichen tragen könnten. Später erklärte Paulus: „Auch wir verkünden tiefsinnige Weisheit — für alle, die dafür reif sind. Aber das ist nicht die Weisheit dieser Welt und auch nicht die ihrer Machthaber, die zum Untergang bestimmt sind. Vielmehr verkünden wir Gottes geheimnisvolle Weisheit, die bis jetzt verborgen war. Schon bevor Gott die Welt erschuf, hatte er den Plan gefasst, uns an seiner Herrlichkeit Anteil zu geben. Aber keiner von den Machthabern dieser Welt konnte Gottes weisheitsvollen Plan durchschauen. Sonst hätten sie den Herrn, der die Herrlichkeit Gottes teilt, nicht ans Kreuz gebracht. Es heißt ja in den Heiligen Schriften: Jesaja 64,3. ‚Was kein Auge jemals gesehen und kein Ohr gehört hat, worauf kein Mensch jemals gekommen ist, das hält Gott bereit für die, die ihn lieben.‘ Uns hat Gott dieses Geheimnis enthüllt durch seinen Geist, den er uns gegeben hat. Denn der Geist erforscht alles, auch die geheimsten Absichten Gottes. Wie die Gedanken eines Menschen nur seinem eigenen Geist bekannt sind, so weiß auch nur der Geist Gottes, was in Gott vorgeht. DAp.163.4 Teilen

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Wir haben aber nicht den Geist dieser Welt erhalten, sondern den Geist, der von Gott kommt. Darum können wir erkennen, was Gott uns geschenkt hat. Davon reden wir nicht in Worten, wie sie menschliche Weisheit lehrt, sondern in Worten, die der Geist Gottes eingibt. Von dem, was Gott uns durch seinen Geist offenbart, reden wir so, wie sein Geist es uns lehrt.“ 1.Korinther 2,6-13 (GN). DAp.164.1 Teilen

Paulus erkannte, dass der Grund seiner Tüchtigkeit nicht in ihm selbst lag, sondern in der Gegenwart des Heiligen Geistes, dessen gnadenreicher Einfluss sein Herz erfüllte und alle seine Gedanken Christus unterordnete. Er sprach von sich selbst, wenn er sagte: „Wir tragen allezeit das Sterben des Herrn Jesus am Leib umher, damit auch das Leben Jesu an unserem Leib offenbar wird.“ 2.Korinther 4,10. Christus war in den Lehren des Apostels stets der Mittelpunkt. Er erklärte: „Nun lebe ich, aber nicht mehr ich selbst, sondern Christus lebt in mir.“ Galater 2,20. Das ich war verborgen, während Christus offenbart und auch erhöht wurde. DAp.164.2 Teilen

Paulus war ein gewandter Redner. Vor seiner Bekehrung hatte er seine Zuhörerschaft oft durch seine begeisterte Redegabe zu beeindrucken versucht. Doch nun tat er all dies beiseite. Anstatt sich in poetischen Schilderungen und phantasievollen Darstellungen hineinzusteigern, die wohl die Sinne erfreuen und die Einbildungskraft stärken, aber nicht die tägliche Erfahrung berührten, versuchte Paulus vielmehr in einfacher Sprache die lebenswichtigen Wahrheiten den Herzen nahe zu bringen. Eine phantasievolle Darstellung der Wahrheit mag überschwängliche Gefühle hervorrufen, aber nur zu oft bieten die in solcher Weise verkündeten Wahrheiten nicht die Speise, die der Gläubige zur Stärkung und Kräftigung für den Lebenskampf bedarf. Den augenblicklichen Bedürfnissen, den gegenwärtigen Anfechtungen kämpfender Seelen kann man nur mit gesunden, lebensbezogenen Unterweisungen in den wesentlichen Grundsätzen des Christentums begegnen. DAp.164.3 Teilen

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Das Wirken des Apostels in Korinth blieb nicht fruchtlos. Viele kehrten dem Götzendienst den Rücken, um dem lebendigen Gott zu dienen, und eine große Gemeinde scharte sich unter das Banner Christi. Auch einige der am tiefsten gesunkenen Heiden wurden errettet und wurden zu Denkmälern der Gnade Gottes und der Kraft des Blutes Christi, welches von Sünde reinigt. DAp.165.1 Teilen

Der zunehmende Erfolg, den Paulus bei der Verkündigung Christi hatte, trieb die ungläubigen Juden zu einem noch entschiedeneren Widerstand an. „Als jedoch Gallio Statthalter von Achaja wurde, verbündeten sich einige Juden gegen Paulus und brachten ihn vor das Gericht des Statthalters.“ Apostelgeschichte 18,12 (NL). In der Erwartung, dass die Behörden sich wie bei früheren Gelegenheiten auf ihre Seite stellen würden, verklagten sie die Apostel mit lauter, ärgerlicher Stimme und sagten: „Dieser Mann, sagten sie, überredet die Leute, Gott auf eine Weise zu verehren, die gegen das Gesetz verstößt.“ Apostelgeschichte 18,13 (GN). DAp.165.2 Teilen

Die jüdische Religion stand unter dem Schutz der römischen Macht, und die Ankläger des Paulus dachten, wenn sie ihn belasten könnten, dass er die Gesetze ihrer Religion übertreten habe, dann würde er ihnen möglicherweise zum Verhör und zur Verurteilung ausgeliefert werden. Sie hofften auf diese Weise seinen Tod herbeiführen zu können. Gallio war jedoch ein rechtschaffener Mann, der es ablehnte, sich als Handlanger der eifersüchtigen, Ränke schmiedenden Juden missbrauchen zu lassen. Angewidert von ihrer Scheinheiligkeit und Selbstgerechtigkeit wollte er ihre Anklage gar nicht beachten. Als Paulus im Begriff stand, sich zu verteidigen, sagte ihm Gallio, dass dies nicht erforderlich sei. Sich den erbosten Anklägern zuwendend sagte er: „Hört, ihr Juden, wenn dieser Fall mit einem Vergehen oder einem ernsten Verbrechen zu tun hätte, dann wäre ich verpflichtet, euch anzuhören. Da es aber nur um Spitzfindigkeiten über Worte und Personen und eure jüdischen Gesetze geht, könnt ihr euch selbst darum kümmern. Ich weigere mich, über solche Angelegenheiten zu Gericht zu sitzen. Und damit trieb er sie aus dem Gerichtssaal.“ Apostelgeschichte 18,14-16 (NL). DAp.165.3 Teilen

Juden und Griechen hatten gespannt auf Gallios Entscheidung gewartet, doch seine sofortige Zurückweisung der Angelegenheit, die nicht das allgemeine Interesse betraf, war für die Juden das Zeichen, sich verblüfft und verärgert zurückzuziehen. Die Entschiedenheit des Statthalters öffnete auch dem lärmenden Pöbel, der die Juden unterstützt hatte, die Augen, und zum ersten Mal, seit Paulus in Europa wirkte, stellte sich dieser auf seine Seite. Vor den Augen des Statthalters und ohne dessen Dazwischentreten bedrängten sie die führenden Ankläger des Apostels. „Da ergriffen alle Griechen Sosthenes, den Synagogenvorsteher, und schlugen ihn vor dem Richterstuhl; und Gallion kümmerte sich nicht weiter darum.“ Apostelgeschichte 18,17. Auf diese Weise errang das Christentum einen bemerkenswerten Sieg. DAp.165.4 Teilen

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„Paulus aber blieb noch eine Zeitlang dort.“ Apostelgeschichte 18,18. Wäre Paulus gezwungen gewesen, zu dieser Zeit Korinth zu verlassen, so hätte dies die zum Glauben an Jesus Bekehrten in eine gefährliche Situation gebracht. Die Juden hätten hinfort alles darangesetzt, den erlangten Vorteil bis zur Vernichtung des Christentums in jener Gegend auszunutzen. DAp.166.1 Teilen

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