Portrait von Ellen White
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Kapitel 30: Zu geistlichem Wachstum berufen
Kapitel 30: Zu geistlichem Wachstum berufen
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Paulus hatte es sich zum Ziel gesetzt, den Gläubigen in Korinth die Bedeutung entschiedener Selbstbeherrschung, verantwortungsbewusster Mäßigkeit und unermüdlicher Einsatzbereitschaft im Dienst für Christus einzuprägen. Deshalb verglich er in seinem ersten Brief den Glaubenskampf des Christen mit den berühmten Wettkämpfen, die zu bestimmten Zeiten in der Nähe von Korinth durchgeführt wurden. Bei allen von Griechen und Römern veranstalteten Spielen gehörte der Wettlauf zu den ältesten Sportarten und war nicht zuletzt deshalb besonders geschätzt. Selbst Könige, Fürsten und Staatsmänner wohnten den Kämpfen bei. Angesehene und wohlhabende junge Leute nahmen an den Kämpfen teil. Sie scheuten sich nicht, all ihre Kräfte einzusetzen, um den Preis zu bekommen. DAp.202.1 Teilen

Für diese Wettkämpfe galten strenge Regeln, die keine Ausnahme duldeten. Wer sich als Mitkämpfer um den Preis bewerben wollte, musste sich zuvor einem harten Training unterziehen. Schädigende Genusssucht und alles andere, was die geistige oder körperliche Leistungsfähigkeit schmälern konnte, waren streng untersagt. Nur wer feste, geschmeidige Muskeln und volle Kontrolle über seine nervlichen Reaktionen besaß, konnte hier, wo es auf Stärke und Schnelligkeit ankam, den Sieg erhoffen. Jede Bewegung musste beherrscht, jeder Schritt schnell und sicher erfolgen und die körperliche Leistungsfähigkeit musste den höchsten Stand erreichen. Während die Wettläufer vor der wartenden Menge erschienen, wurden ihre Namen aufgerufen und die Regeln des Wettlaufs laut verlesen. Dann starteten alle Läufer gleichzeitig, und die gespannte Aufmerksamkeit der Zuschauer trug zu ihrem Siegeswillen bei. Nahe am Ziel saßen die Preisrichter, so dass sie den Wettlauf von Anfang bis Ende genau beobachten und den wahren Sieger ermitteln konnten. Hatte etwa ein Läufer sich einen unerlaubten Vorteil verschafft und dadurch das Ziel als erster erreicht, so wurde ihm der Preis nicht zuerkannt. DAp.202.2 Teilen

Bei diesen Wettkämpfen wurde viel riskiert. Manche erholten sich nie wieder von den ungeheuren körperlichen Anstrengungen. Es kam vor, dass Männer, aus Mund und Nase blutend, während des Laufs zusammenbrachen, ja, dass Wettläufer sogar tot umfielen, als sie den Siegespreis in Empfang nehmen wollten. Aber angesichts der hohen Ehre, die dem siegreichen Kämpfer winkte, wurden weder eine lebenslängliche Schädigung der Gesundheit noch der Tod als zu hoher Einsatz angesehen. DAp.202.3 Teilen

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Erreichte der Sieger das Ziel, empfing ihn donnernder Beifall, dessen Echo von den umliegenden Bergen und Höhen widerhallte. Vor allen Zuschauern überreichte der Kampfrichter dem Läufer die Zeichen des Sieges — einen Lorbeerkranz und einen Palmzweig, den der Sieger in seiner Rechten tragen musste. Im ganzen Land erscholl sein Ruhm. Seine Eltern teilten mit ihm die Ehre, und selbst die Stadt, in der er wohnte, stand in hohem Ansehen, weil sie einen so erfolgreichen Wettkämpfer hervorgebracht hatte. DAp.203.1 Teilen

Unter Hinweis auf diese Wettläufe als ein Bild für den Kampf des Glaubens hob Paulus hervor, wie wichtig gute Vorbereitungen für den Erfolg der Wettkämpfer sind: strenge Selbstzucht, Enthaltsamkeit und maßvolle Lebensweise. „Ein jeglicher aber, der da kämpft“, erklärte Paulus, „enthält sich alles Dinges.“ 1.Korinther 9,25. Die Läufer verzichteten auf jeden Genuss, der ihre körperlichen Kräfte hätte schwächen können, und suchten durch anhaltendes, straffes Training ihre Muskeln zu stärken, damit sie am Wettkampftag ihrem Körper das Äußerste abverlangen konnten. Wieviel wichtiger ist es dann für den Christen, seine Begierden und Leidenschaften der Vernunft und dem Willen Gottes unterzuordnen, steht doch bei ihm das ewige Heil auf dem Spiel! Niemals darf er sich durch Vergnügungen, Genusssucht oder Bequemlichkeit von seinem Ziel ablenken lassen. Alle seine Gewohnheiten und Neigungen gehören unter strenge Selbstzucht. Ein durch das Wort Gottes erleuchteter und vom Heiligen Geist geleiteter Verstand muss über alles die Kontrolle ausüben. DAp.203.2 Teilen

Selbst wenn dies geschehen ist, muss sich der Christ noch äußerst anstrengen, um den Sieg zu erlangen. Bei den Spielen in Korinth setzten die Wettläufer auf der letzten Wegstrecke ihre ganze Energie ein, um ihre Geschwindigkeit unvermindert beizubehalten. So wird auch der Christ, je näher er dem Ziel kommt, mit noch mehr Eifer und Entschlossenheit als zu Beginn des Laufes voranstreben. DAp.203.3 Teilen

Paulus zeigt außerdem den Unterschied auf zwischen dem verwelkenden Lorbeerkranz des Siegers eines Wettlaufs und der unvergänglichen Krone der Herrlichkeit für alle, die den Glaubenskampf siegreich bestehen. Jene setzen sich ein, so sagt er, „dass sie einen vergänglichen Kranz empfangen, wir aber einen unvergänglichen“. 1.Korinther 9,25. Die griechischen Wettläufer scheuten weder Mühe noch Disziplin, um einen vergänglichen Preis zu erwerben. Wir aber streben nach einem unendlich wertvolleren Preis, nach der Krone des ewigen Lebens. Wieviel sorgfältiger sollten wir uns da bemühen, wie viel mehr zu Opfer und Selbstverleugnung bereit sein! DAp.203.4 Teilen

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Im Brief an die Hebräer wird besonders hervorgehoben, dass Zielstrebigkeit den Lauf des Christen um das ewige Leben kennzeichnen muss: „Lasset uns ablegen alles, was uns beschwert, und die Sünde, die uns ständig umstrickt, und lasset uns laufen mit Geduld in dem Kampf, der uns verordnet ist, und aufsehen auf Jesus, den Anfänger und Vollender des Glaubens.“ Hebräer 12,1.2. Neid, Hass, Argwohn, Verleumdung und Habsucht sind hinderliche Lasten, die der Christ abwerfen muss, wenn er beim Lauf um das ewige Leben siegreich sein will. Alle Gewohnheiten und Praktiken, die zur Sünde verleiten und Christus verunehren, müssen unbedingt abgelegt werden. Denn den Segen des Himmels kann niemand erhalten, der sich über Gottes ewiges Recht hinwegsetzt. Hegen wir auch nur eine Sünde in uns, so reicht das aus, unseren Charakter zu verderben und andere Menschen irrezuführen. DAp.204.1 Teilen

„Wenn aber deine Hand dir Ärgernis schafft, so haue sie ab?“ sagte der Heiland. „Es ist dir besser, dass du als ein Krüppel zum Leben eingehest, als dass du zwei Hände habest und fahrest in die Hölle, in das ewige Feuer ... Wenn dir dein Fuß Ärgernis schafft, so haue ihn ab! Es ist besser, dass du lahm zum Leben eingehest, als dass du zwei Füße habest und werdest in die Hölle geworfen.“ Markus 9,43-45. Ginge es darum, den Leib vor dem Tod zu retten, ließe man durchaus den Fuß oder die Hand vom Körper trennen oder sich das Augenlicht nehmen. Wieviel mehr sollte dann ein Christ darauf bedacht sein, die Sünde zu lassen, die den ewigen Tod bringt! DAp.204.2 Teilen

Bei aller Selbstverleugnung und strengen Selbstzucht konnten die Teilnehmer an jenen alten Wettkämpfen des Sieges nicht ganz sicher sein. „Wisst ihr nicht“, fragte Paulus, „dass die, so in der Kampfbahn laufen, die laufen alle, aber einer empfängt den Siegespreis?“ 1.Korinther 9,24. Wie eifrig und ernstlich die Läufer auch kämpften, der Preis konnte doch nur einem gegeben werden. Nur eine Hand konnte den begehrten Siegeskranz in Empfang nehmen. Wie oft mögen manche nach äußerster Kraftanstrengung bereits die Hand nach dem Kampfpreis ausgestreckt haben, doch dann kam ihnen im letzten Augenblick ein anderer zuvor und sicherte sich das begehrte Kleinod! DAp.204.3 Teilen

Im Glaubenskampf ist das aber nicht so. Keiner, der sich den geltenden Regeln unterwirft, wird am Ende enttäuscht sein. Wer sich rückhaltlos einsetzt und darin bleibt, wird auch siegen. Hier geht es ja nicht um einen Wettlauf nur der Schnellen oder einen Kampf nur der Starken. Der schwächste Gläubige kann ebenso wie der stärkste die Krone der unvergänglichen Herrlichkeit erlangen. Sieger kann jeder werden, der durch die Kraft der göttlichen Gnade sein Leben dem Willen Christi unterwirft. Oft wird das praktische Ausleben der im Wort Gottes für den Alltag festgelegten Grundsätze als zu unwichtig und zu geringfügig angesehen, um sich ernstlich mit ihm zu befassen. Erkennt man jedoch, was auf dem Spiel steht, dann ist nichts nebensächlich, das die Erreichung dieses Zieles fördert oder behindert. Jede einzelne Tat wirft ihr Gewicht in die Waagschale und entscheidet mit über Sieg oder Niederlage. Selbst der Lohn, der auf die Sieger wartet, wird sich nach dem Eifer und der Tatkraft richten, wie sie kämpften. DAp.204.4 Teilen

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Der Apostel verglich sich selbst mit einem Teilnehmer am Wettkampf, der seine ganze Kraft einsetzt, um den Sieg zu erringen. „Ich laufe aber so, nicht als aufs Ungewisse“, bekannte er; „ich fechte so, nicht als der in die Luft schlägt, sondern ich züchtige meinen Leib und zähme ihn, dass ich nicht den andern predige und selbst verwerflich werde.“ 1.Korinther 9,26f. Um nicht „aufs Ungewisse“ zu laufen oder ohne Zielbewusstsein am Glaubenslauf teilzunehmen, unterwarf Paulus sich strenger Disziplin. Die Worte „Ich züchtige meinen Leib“ bedeuten wörtlich, durch Selbstbeherrschung alle Wünsche, Triebe und Leidenschaften in der Gewalt zu haben. DAp.205.1 Teilen

Paulus sorgte sich darüber, dass er selbst verworfen werden könnte, obwohl er anderen gepredigt hatte. Es war ihm bewusst, dass all seine Bemühungen um andere ihm nichts helfen würden, wenn er die Grundsätze, die er glaubte und lehrte, nicht selbst auslebte. DAp.205.2 Teilen

Sein Umgang, sein Einfluss, sein Verzicht auf die Befriedigung eigener Wünsche mussten zeigen, dass sein Glaube nicht nur ein Lippenbekenntnis war, sondern in der täglichen lebendigen Verbindung mit Gott bestand. Stets hatte er nur ein Ziel vor Augen: „die Gerechtigkeit, die aus Gott kommt, auf Grund des Glaubens“. Philipper 3,9. Er setzte alles ein, um das zu erreichen. DAp.205.3 Teilen

Paulus wusste, dass sein Kampf gegen das Böse nicht aufhören würde, solange er lebte. Umso deutlicher spürte er, wie notwendig es ist, auf sich selbst zu achten, damit irdische Wünsche nicht den geistlichen Eifer unterdrückten. Mit aller Kraft kämpfte er gegen seine natürlichen Neigungen an. Dabei blickte er stets auf das Ziel, das er in willigem Gehorsam gegen Gottes Gebote zu erreichen suchte. Sein Reden und Handeln sowie seine Empfindungen stellte er unter die Herrschaft des Geistes Gottes. DAp.205.4 Teilen

Den gleichen Vorsatz, den Wettlauf um die Krone des ewigen Lebens zu gewinnen, wollte Paulus auch im Leben der Gläubigen von Korinth offenbart sehen. Er wusste, dass ihnen ein lebenslanger Kampf bevorstand, der keinem erlassen werden konnte, der das von Christus gesteckte Ziel erreichen wollte. Er bat sie dringend, recht zu kämpfen und täglich nach Frömmigkeit und sittlicher Vervollkommnung zu trachten. Er forderte sie auf, alle hindernden Lasten abzulegen und dem Ziel der Vollkommenheit in Christus nachzujagen. DAp.205.5 Teilen

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Paulus wies die Korinther auf die Erfahrungen des alten Volkes Israel hin, auf die Segnungen, die seinen Gehorsam belohnten, und auf die Gerichte als Folge seiner Übertretungen. Er erinnerte sie daran, wie wunderbar die Hebräer unter dem Schutz der Wolke bei Tag und der Feuersäule bei Nacht aus Ägypten geführt worden waren. So wurden sie auch sicher durch das Rote Meer geleitet, während die Ägypter bei dem Versuch, genauso hindurchzukommen, alle ertranken. Durch solche Taten hatte sich Gott zu Israel als Seiner Gemeinde bekannt. Sie „haben alle einerlei geistliche Speise gegessen und haben alle einerlei geistlichen Trank getrunken; sie tranken aber von dem geistlichen Fels, der mitfolgte, welcher war Christus“. 1.Korinther 10,3f. Auf allen ihren Wegen war Christus ihr Führer gewesen. Der geschlagene Fels war ein Sinnbild auf Christus, der um der Übertretungen der Menschen willen verwundet werden würde, damit der Strom des Heils für alle fließen könnte. DAp.206.1 Teilen

Weil sich die Israeliten jedoch immer wieder nach den Bequemlichkeiten Ägyptens zurücksehnten und weil sie in Sünde und Empörung verharrten, brach Gottes Gericht — ungeachtet all der bis dahin erwiesenen Wohltaten — zuletzt doch über sie herein. Der Apostel ermahnte nun die Gläubigen in Korinth, die Lehren aus den Erfahrungen Israels zu beachten. „Das ist aber geschehen uns zum Vorbild“, schrieb er, „damit wir nicht am Bösen unsre Lust haben, wie jene sie hatten.“ 1.Korinther 10,6. Er zeigte ihnen, wie die Liebe zu Behaglichkeit und Vergnügen den Weg für Sünden geebnet hatte, die Gott außerordentlich erzürnten. Als sich einmal die Kinder Israel lagerten, um zu essen und zu trinken, und aufstanden, um zu spielen (siehe 1.Korinther 10,7), gaben sie alle Gottesfurcht auf, die sie noch bei der Gesetzgebung empfunden hatten. Die Folge war, dass sie ein goldenes Kalb gossen, das Gott darstellen sollte, und es anbeteten. Viele Hebräer waren infolge ihrer Zügellosigkeit umgekommen, als sie bei einer anderen Gelegenheit ein üppiges Gelage feierten, das mit der Anbetung des Baal-Peor verbunden war. Auch diesmal wurde Gott sehr zornig. Auf seinen Befehl hin „fielen an einen Tag dreiundzwanzigtausend.“ 1.Korinther 10,8. DAp.206.2 Teilen

Deshalb ermahnte der Apostel die Korinther: „Wer meint, er stehe, der sehe zu, dass er nicht falle!“ 1.Korinther 10,12. Falls sie überheblich und selbstsicher werden und das Beten und Wachen vernachlässigen sollten, würden auch sie in schwere Sünden fallen und Gottes Zorn auf sich ziehen. Doch da Paulus sie durch diesen Hinweis weder verzagt machen noch entmutigen wollte, versicherte er ihnen: „Gott aber ist treu; er wird nicht zulassen, dass ihr über euer Vermögen versucht werdet, sondern er wird zugleich mit der Versuchung auch den Ausgang schaffen, so dass ihr sie ertragen könnt“. 1.Korinther 10,13. DAp.206.3 Teilen

Paulus bat seine Brüder inständig, zu bedenken, welchen Einfluss ihre Worte und Handlungen auf andere haben können. Sie sollten nichts tun — wie harmlos es an sich auch sein mochte ?, das den Götzendienst dulden oder die Gefühle der Schwachen im Glauben verletzen könnte. „Ihr esset nun oder trinket oder was ihr tut, so tut es alles zu Gottes Ehre. Gebet kein Ärgernis weder den Juden noch den Griechen noch der Gemeinde Gottes.“ 1.Korinther 10,31f. DAp.206.4 Teilen

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Die Warnungen des Apostels an die Gemeinde in Korinth gelten zu allen Zeiten und sind heute besonders angebracht. Unter Götzendienst verstand Paulus nicht nur die Verehrung von Götzenbildern, sondern auch Selbstsucht, Hang zur Bequemlichkeit sowie die Befriedigung der Triebe und Begierden. Das bloße Bekenntnis des Glaubens an Christus, das Wert legt auf die Kenntnis der Wahrheit macht jemanden noch lange nicht zum Christen. Ein Glaube, der nur das Auge, das Ohr und den Geschmack befriedigen oder die Selbstsucht hervorheben wollte, hat nichts mit dem Glauben Christi zu tun. DAp.207.1 Teilen

Durch den Vergleich der Gemeinde mit dem menschlichen Körper veranschaulichte der Apostel das herzliche und einmütige Verhältnis, das unter allen Gliedern der Gemeinde Christi bestehen soll. „Wir sind“, so schrieb er, „durch einen Geist alle zu einem Leibe getauft, wir seien Juden oder Griechen, Unfreie oder Freie, und sind alle mit einem Geist getränkt. Denn auch der Leib ist nicht ein Glied, sondern viele. Wenn aber der Fuß spräche: Ich bin keine Hand, darum bin ich des Leibes Glied nicht, sollte er um deswillen nicht des Leibes Glied sein? Und wenn das Ohr spräche: Ich bin kein Auge, darum bin ich nicht des Leibes Glied, sollte es um deswillen nicht des Leibes Glied sein? Wenn der ganze Leib Auge wäre, wo bliebe das Gehör? Wenn er ganz Gehör wäre, wo bliebe der Geruch? Nun aber hat Gott die Glieder gesetzt, ein jegliches am Leibe besonders, wie er gewollt hat. Wenn aber alle Glieder ein Glied wären, wo bliebe der Leib? Nun aber sind der Glieder viele, aber der Leib ist einer. Es kann das Auge nicht sagen zu der Hand: Ich bedarf dein nicht; oder wiederum das Haupt zu den Füßen: Ich bedarf euer nicht ... Gott hat den Leib zusammengefügt und dem geringeren Glied höhere Ehre gegeben, auf dass nicht eine Spaltung im Leibe sei, sondern die Glieder füreinander gleich sorgen. Und wenn ein Glied leidet, so leiden alle Glieder mit, und wenn ein Glied wird herrlich gehalten, so freuen sich alle Glieder mit. Ihr seid aber der Leib Christi und Glieder, ein jeglicher nach seinem Teil.“ 1.Korinther 12,13-21.24-27. DAp.207.2 Teilen

Mit Worten, die bis heute Männer und Frauen wahrhaft begeistern und ermutigen, schilderte Paulus dann die Bedeutung jener Liebe, die von Jesu Nachfolgern gepflegt werden sollte: „Wenn ich mit Menschen- und mit Engelzungen redete und hätte der Liebe nicht, so wäre ich ein tönend Erz oder eine klingende Schelle. Und wenn ich weissagen könnte und wüsste alle Geheimnisse und alle Erkenntnis und hätte allen Glauben, so dass ich Berge versetzte, und hätte der Liebe nicht, so wäre ich nichts. Und wenn ich alle meine Habe den Armen gäbe und ließe meinen Leib brennen und hätte der Liebe nicht, so wäre mir‘s nichts nütze.“ 1.Korinther 13,1-3. DAp.207.3 Teilen

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Auch durch ein noch so überzeugendes Bekenntnis wird niemand zu einem wahren Jünger Jesu, wenn sein Herz nicht von Liebe zu Gott und zu seinen Mitmenschen erfüllt ist. Selbst wenn er starken Glauben besäße und die Macht hätte, Wunder zu tun, so wäre sein Glaube ohne Liebe dennoch wertlos. Auch wenn er überaus freigebig wäre, so dass er beispielsweise sein Hab und Gut für die Armen hingäbe, fände er vor Gott doch kein Wohlgefallen, wenn dies nicht aus echter Liebe, sondern aus einem anderen Beweggrund geschähe. Sogar wenn er vor lauter Eifer den Märtyrertod erlitte, aber die Liebe nicht die Triebkraft dazu wäre, so sähe ihn Gott doch nur als verblendeten Schwärmer oder ehrgeizigen Heuchler an. DAp.208.1 Teilen

„Die Liebe ist langmütig und gütig, die Liebe beneidet nicht, die Liebe prahlt nicht, sie bläht sich nicht auf.“ 1.Korinther 13,4. Wirklich reine Freude entspringt echter Demut. Die stärksten und edelsten Charaktere entstehen auf dem Boden der Geduld, der Liebe und Unterordnung unter Gottes Willen. Weiter heißt es von der Liebe: „sie ist nicht unanständig, sie sucht nicht das Ihre, sie lässt sich nicht erbittern, sie rechnet das Böse nicht zu.“ 1.Korinther 13,5. Eine Liebe, wie Christus sie hatte, sieht die Beweggründe und Taten der anderen nur im besten Licht. Sie stellt deren Fehler nicht unnötigerweise heraus und leiht der üblen Nachrede kein Ohr, sondern verweist lieber auf die guten Eigenschaften der Mitmenschen. DAp.208.2 Teilen

Die Liebe „freut sich nicht an der Ungerechtigkeit, sie freut sich aber an der Wahrheit; sie erträgt alles, sie glaubt alles, sie hofft alles, sie erduldet alles“. Diese Liebe „hört niemals auf“. 1.Korinther 13,6-8. Sie kann niemals ihren Wert verlieren, denn sie ist ein Wesenszug Gottes. Wer sie besitzt, hat einen kostbaren Schatz, den er hineinnehmen wird, wenn er in die Gottesstadt einzieht. DAp.208.3 Teilen

„Nun aber bleibt Glaube, Hoffnung, Liebe, diese drei; aber die Liebe ist die größte unter ihnen.“ 1.Korinther 13,13. DAp.208.4 Teilen

Bei der allgemeinen Lockerung sittlicher Maßstäbe unter den Gläubigen in Korinth hatten einige auch grundlegende Wahrheiten ihres Glaubens aufgegeben. Etliche waren so weit gegangen, die Lehre von der Auferstehung zu leugnen. Diesem Abfall trat Paulus mit einem sehr klaren Wort von den nicht zu leugnenden Beweisen für die Auferstehung Christi entgegen. DAp.208.5 Teilen

Er versicherte, dass Christus nach seinem Tod, „auferstanden ist am dritten Tag, nach den Schriften und ... dem Kephas erschienen ist, danach den Zwölfen. Danach ist er mehr als 500 Brüdern auf einmal erschienen, von denen die meisten noch leben, etliche aber auch entschlafen sind. Danach erschien er dem Jakobus, hierauf sämtlichen Aposteln. Zuletzt aber von allen erschien er auch mir, der ich gleichsam eine unzeitige Geburt bin.“ 1.Kor. 15,4-8 DAp.208.6 Teilen

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Mit überzeugender Kraft erläuterte der Apostel die bedeutende Wahrheit von der Auferstehung. Seine Schlussfolgerung war: „Gibt es aber keine Auferstehung der Toten, so ist auch Christus nicht auferstanden. Ist aber Christus nicht auferstanden, so ist unsere Predigt vergeblich, so ist auch euer Glaube vergeblich. Wir würden aber auch erfunden als falsche Zeugen Gottes, weil wir wider Gott gezeugt hätten, er habe Christus auferweckt, den er nicht auferweckt hätte, wenn doch die Toten nicht auferstehen. Denn wenn die Toten nicht auferstehen, so ist Christus auch nicht auferstanden. Ist Christus aber nicht auferstanden, so ist euer Glaube nichtig, so seid ihr noch in euren Sünden; so sind auch die, die in Christus entschlafen sind, verloren. Hoffen wir allein in diesem Leben auf Christus, so sind wir die elendesten unter allen Menschen. Nun aber ist Christus auferstanden von den Toten und der Erstling geworden unter denen, die da schlafen.“ 1.Korinther 15,13-20. DAp.209.1 Teilen

Dann richtete der Apostel die Gedanken der Glaubensgeschwister in Korinth auf den sieghaften Anbruch des Auferstehungsmorgens, an dem alle schlafenden Heiligen auferweckt werden, um für ewig mit ihrem Herrn vereint zu sein. „Siehe, ich sage euch ein Geheimnis: Wir werden nicht alle entschlafen, wir werden aber alle verwandelt werden; und dasselbe plötzlich, in einem Augenblick, zurzeit der letzten Posaune. DAp.209.2 Teilen

Denn es wird die Posaune schallen, und die Toten werden auferstehen unverweslich, und wir werden verwandelt werden. Denn dies Verwesliche muss anziehen die Unverweslichkeit, und dies Sterbliche muss anziehen die Unsterblichkeit. Wenn aber dies Verwesliche wird anziehen die Unverweslichkeit und dies Sterbliche wird anziehen die Unsterblichkeit, dann wird erfüllt werden das Wort, das geschrieben steht: ‚Der Tod ist verschlungen in den Sieg. Tod, wo ist dein Stachel? Hölle, wo ist dein Sieg?‘ ... Gott aber sei Dank, der uns den Sieg gibt durch unseren Herrn Jesus Christus!“ 1.Korinther 15,51-57. DAp.209.3 Teilen

Wie herrlich ist der Sieg, der die treuen Gläubigen einmal erwartet. Da der Apostel genau wusste, welche Möglichkeiten sich für die Christen von Korinth ergaben, versuchte er ihnen vor Augen zu führen, was über Selbstsucht und Sinnlichkeit hinaushebt und das Leben durch die Hoffnung auf Unsterblichkeit verherrlicht. Er ermahnte sie deshalb ernstlich, ihrer hohen Berufung in Christus treu zu bleiben. „Meine lieben Brüder“, bat er, „seid fest, unbeweglich und nehmt immer zu in dem Werk des Herrn, weil ihr wisst, dass eure Arbeit nicht vergeblich ist in dem Herrn.“ 1.Korinther 15,58. DAp.209.4 Teilen

So bemühte sich der Apostel sehr entschieden und nachdrücklich darum, die verkehrten und gefährlichen Ansichten und Gewohnheiten zu berichtigen, die in der Gemeinde von Korinth herrschten. Er sprach klar, aber liebevoll zu ihnen. In seinen Warnungen und Zurechtweisungen strahlte Licht vom Thron Gottes über sie und offenbarte ihnen die verborgenen Sünden, die ihr Leben befleckten. Wie würden sie dieses himmlische Licht aufnehmen? DAp.209.5 Teilen

210

Nachdem der Brief abgesandt war, befürchtete Paulus, das Geschriebene könnte die Gläubigen zu Korinth, denen er doch helfen wollte, zu sehr verwunden. Er war sehr besorgt, sie könnten sich ihm noch mehr entfremden, und manchmal wünschte er, seine Worte zurücknehmen zu können. Wer wie der Apostel Verantwortung für geliebte Gemeinden oder Anstalten getragen hat, kann dessen Niedergeschlagenheit und die Selbstvorwürfe am besten verstehen. Diener Gottes, die heute die Last seines Werkes tragen, können von ähnlichen Erfahrungen her die Arbeit, den Kampf und die bangen Sorgen etwas verstehen, die auf dem Apostel lasteten. Er litt schwer unter den Spaltungen in der Gemeinde, hatte er doch Undankbarkeit und Verrat erfahren müssen, wo er Mitgefühl und Hilfe hätte erwarten können. Im Hinblick auf die Gefahr, in der jene Gemeinden schwebten, die Ungerechtigkeit in ihrer Mitte duldeten, sah er sich gezwungen, die Sünde mit einem scharfen Zeugnis unmissverständlich zu strafen. Zugleich drückte ihn die Sorge nieder, vielleicht zu streng vorgegangen zu sein. DAp.210.1 Teilen

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