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Kapitel 37: Die letzte Reise von Paulus nach Jerusalem
Kapitel 37: Die letzte Reise von Paulus nach Jerusalem
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Auf Grundlage von Apostelgeschichte 20,4 bis Apostelgeschichte 21,16. DAp.255 Teilen

Paulus wünschte sich so sehr, Jerusalem noch vor dem Passafest zu erreichen, damit er mit Leuten zusammentreffen könnte, die aus allen Teilen der Welt das Fest besuchen würden. Er hegte die Hoffnung, dass es ihm irgendwie möglich wäre, zur Beseitigung des Vorurteils seiner Ungläubigen Landsleute beizutragen, damit sie dahin geführt würden, das köstliche Licht des Evangeliums anzunehmen. Zudem wollte er mit der Gemeinde in Jerusalem zusammenkommen, um ihnen die Gaben zu überreichen, die die nichtjüdischen Gemeinden den armen Brüdern in Judäa sandten. Schließlich hoffte er durch diesen Besuch ein festeres Band zu knüpfen zwischen den zum Glauben bekehrten Juden und den Christen aus den Heiden. DAp.255.1 Teilen

Als er seinen Dienst in Korinth beendet hatte, beschloss er, direkt zu einem der Häfen an der Küste Palästinas zu reisen. Als alle Vorbereitungen bereits getroffen waren und er sich an Bord des Schiffes begeben wollte, erhielt er die Mitteilung, dass die Juden einen Anschlag gegen ihn geplant hatten. Bisher war es diesen Widersachern des Glaubens trotz aller Bemühungen nicht gelungen, der Arbeit des Apostels ein Ende zu setzen. DAp.255.2 Teilen

Der Erfolg der Evangeliumsverkündigung hatte jedoch den Zorn der Juden erneut angefacht. Von überallher trafen Berichte über die weitere Ausbreitung der neuen Lehre ein, die die Juden von den Bräuchen des Zeremonialgesetzes entband und den Nichtjuden die gleichen Rechte mit den Juden als den Kindern Abrahams einräumte. Diese Grundsätze hatte Paulus in seinen Predigten in Korinth mit demselben Nachdruck vertreten wie schon in seinen Briefen. Seine eindeutige Feststellung: „Da ist nicht mehr Grieche, Jude, Beschnittener, Unbeschnittener, Nichtgrieche, Skythe, Knecht, Freier, sondern alles und in allen Christus“ (Kolosser 3,11), wurde von seinen Feinden als verwegene Lästerung angesehen. Deshalb hatten sie vor, seine Stimme zum Schweigen zu bringen. DAp.255.3 Teilen

Da Paulus vor dieser Verschwörung gewarnt wurde, beschloss er, über Mazedonien zu reisen. Seinen Plan, Jerusalem noch zum Passafest zu erreichen, musste er aufgeben. Er hoffte jedoch, zu Pfingsten dort zu sein. DAp.255.4 Teilen

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Mit Paulus und Lukas zogen „Sopater aus Beröa, des Pyrrhus Sohn, aus Thessalonich aber Aristarchus und Sekundus, und Gajus aus Derbe und Timotheus, aus der Landschaft Asien aber Tychikus und Trophimus“. Apostelgeschichte 20,4. Paulus hatte eine große Geldsumme von den nichtjüdischen Gemeinden bei sich, die er den leitenden Brüdern des Werkes in Judäa überreichen wollte. Deshalb hatte er dafür gesorgt, dass die genannten Brüder als Vertreter der Gemeinden, die zu diesem Opfer beigetragen hatten, ihn auf dem Weg nach Jerusalem begleiteten. DAp.256.1 Teilen

Während des Passafestes hielt sich Paulus in Philippi auf. Nur Lukas blieb bei ihm, während seine anderen Begleiter nach Troas weiterreisten, um ihn dort zu erwarten. Die Philipper waren von allen, die durch den Apostel bekehrt worden waren, am liebevollsten und aufrichtigsten, und so verbrachte er die acht Tage des Festes in ungetrübter, glücklicher Gemeinschaft mit ihnen. DAp.256.2 Teilen

Dann fuhren Paulus und Lukas mit dem Schiff von Philippi nach Troas, wo sie fünf Tage später ihre Begleiter trafen und weitere sieben Tage bei den Gläubigen dort blieben. DAp.256.3 Teilen

Am letzten Abend seines Aufenthalts waren noch einmal die Brüder zusammen, um „das Brot zu brechen“. Apostelgeschichte 20,7. Der Umstand, dass ihr geliebter Lehrer Abschied von ihnen nehmen wollte, hatte mehr Personen als gewöhnlich zusammenkommen lassen. Sie versammelten sich „in dem Obergemach“ (Apostelgeschichte 20,8) im dritten Stockwerk. Dort predigte der Apostel mit dem Eifer seiner Liebe und Besorgnis um sie bis Mitternacht. DAp.256.4 Teilen

In einem der offenen Fenster saß während dieser Zeit „ein Jüngling mit Namen Eutychus“. Auf diesem gefährlichen Platz schlief er ein und fiel hinab auf den Hof. Sofort geriet alles in Aufregung und Verwirrung. Der Jüngling „ward tot aufgehoben“, und viele standen weinend und klagend um ihn herum. Paulus jedoch bahnte sich einen Weg durch die erschrockene Menge zu ihm, „umfing ihn“ und flehte zu Gott, Er möge dem Toten das Leben zurückgeben. Seine Bitte wurde erhört. Die Stimme des Apostels übertönte alles Jammern und Wehklagen: „Machet kein Getümmel; denn seine Seele ist in ihm.“ Apostelgeschichte 20,9f. Voller Freude setzten die Gläubigen daraufhin ihre Versammlung im Obergeschoss fort. Sie hielten miteinander das Abendmahl, und Paulus „redete viel mit ihnen, bis der Tag anbrach“. Apostelgeschichte 20,11. DAp.256.5 Teilen

Das Schiff, mit dem Paulus und seine Begleiter ihre Reise fortsetzen wollten, war zur Abfahrt bereit, und so begaben sich die Brüder unverzüglich an Bord. Der Apostel selbst zog es jedoch vor, den kürzeren Landweg von Troas nach Assos zu benutzen und dort wieder mit seinen Reisegefährten zusammenzutreffen. Dadurch gewann er ein wenig Zeit zur Andacht und zum Gebet. Die Schwierigkeiten und Gefahren, die mit seinem bevorstehenden Besuch in Jerusalem verbunden waren, die Haltung der dortigen Gemeinde gegenüber ihm und seinem Wirken, aber auch der geistliche Zustand in den Gemeinden und die Belange des Evangeliumswerkes in anderen Feldern, all das war ihm Anlass zu ernstem, sorgenvollem Nachdenken. Und so nutzte er die sich ihm bietende besondere Gelegenheit, um Gott um Kraft und Führung zu bitten. DAp.256.6 Teilen

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Als die Reisenden von Assos südwärts segelten, kamen sie an der Stadt Ephesus vorbei, die so lange der Wirkungsort des Apostels gewesen war. Zu gerne hätte Paulus die dortige Gemeinde besucht, um ihr wichtige Unterweisungen und Ratschläge zu erteilen. Nach reiflicher Überlegung entschloss er sich jedoch zur Weiterreise; denn er hatte vor, „am Pfingsttag in Jerusalem zu sein, wenn es ihm möglich wäre“. Apostelgeschichte 20,16. Bei seiner Ankunft in Milet, das ungefähr 45 km von Ephesus entfernt lag, erfuhr er, dass es sich noch ermöglichen ließe, mit der Gemeinde Ephesus in Verbindung zu treten, ehe das Schiff weiterfahre. Sofort ließ er die Ältesten dieser Gemeinde durch eine Nachricht dringend bitten, nach Milet zu kommen, damit er sie sprechen könne, ehe er seine Reise fortsetzte. DAp.257.1 Teilen

Sie folgten seiner Aufforderung, und er richtete eindringliche, zu Herzen gehende Worte der Ermahnung und des Abschieds an sie: „Ihr wisst, wie ich mich vom ersten Tag an, als ich Asia betrat, die ganze Zeit unter euch verhalten habe, dass ich dem Herrn diente mit aller Demut, unter vielen Tränen und Anfechtungen, die mir widerfuhren durch die Nachstellungen der Juden; und wie ich nichts verschwiegen habe von dem, was nützlich ist, sondern es euch verkündigt und euch gelehrt habe, öffentlich und in den Häusern, indem ich Juden und Griechen die Buße zu Gott und den Glauben an unseren Herrn Jesus Christus bezeugt habe.“ Apostelgeschichte 20,18-21. DAp.257.2 Teilen

Paulus hatte stets Gottes Gesetz hochgehalten, aber auch aufgezeigt, dass das Gesetz selbst keinerlei Kraft enthalte, um die Menschen von der Strafe des Ungehorsams zu retten. Übeltäter müssten ihre Sünde bereuen und sich vor Gott demütigen, dessen gerechten Zorn sie sich durch die Übertretung Seines Gesetzes zugezogen hätten, und sie mussten ihr Vertrauen auf das Blut Christi setzen als ihre einzige Möglichkeit, Vergebung zu erhalten. Gottes Sohn habe für sie den Opfertod erlitten, sei zum Himmel aufgefahren und stehe nun als Ihr Fürsprecher vor dem Vater. Durch Reue und Glauben konnten sie vom Fluch der Sünde erlöst werden und fortan durch Christi Gnade dem Gesetz Gottes gehorsam sein. DAp.257.3 Teilen

Paulus sprach weiter: „durch den Geist gebunden fahre ich nach Jerusalem und weiß nicht, was mir dort begegnen wird, nur dass der Heilige Geist in allen Städten mir bezeugt, dass Fesseln und Bedrängnisse auf mich warten. Aber ich achte mein Leben nicht der Rede wert, wenn ich nur meinen Lauf vollende und das Amt ausrichte, das ich von dem Herrn Jesus empfangen habe, zu bezeugen das Evangelium von der Gnade Gottes. Und nun siehe, ich weiß, dass ihr mein Angesicht nicht mehr sehen werdet, ihr alle, zu denen ich hingekommen bin und das Reich gepredigt habe.“ Apostelgeschichte 20,22-25. DAp.257.4 Teilen

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Paulus hatte zuerst nicht beabsichtigt, dieses Zeugnis abzulegen. Aber während er sprach, kam der Geist der Weissagung über ihn und bestätigte ihm die Befürchtungen, dass dies die letzte Zusammenkunft mit den Glaubensgeschwistern von Ephesus sein würde. DAp.258.1 Teilen

„Darum“, so fuhr er fort, „bezeuge ich euch am heutigen Tage, dass ich rein bin vom Blut aller; denn ich habe nicht unterlassen, euch den ganzen Ratschluss Gottes zu verkündigen.“ Apostelgeschichte 20,26f. Weder die Furcht, jemand zu beleidigen, noch der Wunsch, Freundschaft oder Beifall zu erlangen, hatten Paulus bewegen können, ihnen Worte vorzuenthalten, die Gott ihm zu ihrer Belehrung, Warnung und Zurechtweisung gegeben hatte. Auch heute erwartet Gott von Seinen Dienern Furchtlosigkeit bei der Verkündigung des Wortes und bei der Ausführung Seiner Vorschriften. Der Diener Christi soll den Leuten nicht nur die Wahrheiten verkündigen, die ihnen angenehm sind. Er darf ihnen auch die nicht vorenthalten, die schmerzlich berühren könnten, sondern sollte mit großer Sorgfalt auf die Entwicklung ihres Charakters achten. Sieht er, dass einige seiner ihm Anbefohlenen sündigen, ist er als treuer Hirte verpflichtet, ihnen aus Gottes Wort die für ihren Fall zutreffende Unterweisung zu erteilen. Lässt er sie aber den verkehrten Weg selbstsicher weitergehen, ohne sie zu warnen, so wird er vor Gott für sie Rechenschaft ablegen müssen. Wer als Seelsorger seinen hohen Auftrag erfüllen will, muss die ihm Anbefohlenen in allen Fragen des christlichen Glaubens treu unterweisen und ihnen zeigen, was sie sein sollen und wie sie handeln müssen, um am großen Tag des Herrn vollkommen dastehen zu können. Nur der treue Lehrer der Wahrheit wird am Ende seines Wirkens wie Paulus sagen können: „Ich bin rein von aller Blut.“ DAp.258.2 Teilen

Der Apostel ermahnte hierauf seine Brüder: „So habt nun Acht auf euch selbst und auf die ganze Herde, in der euch der Heilige Geist eingesetzt hat zu Bischöfen, zu weiden die Gemeinde Gottes, die er durch sein eigenes Blut erworben hat.“ Apostelgeschichte 20,28. Wenn sich doch die Diener des Evangeliums daran erinnerten, dass sie es mit Menschen zu tun haben, die durch Christi Blut erkauft sind, dann würden sie sich der Wichtigkeit ihres Werkes mehr bewusst sein. Sie sollen auf sich selbst und auf ihre Herde achtgeben. Ihr eigenes Beispiel sollte ihre Unterweisungen veranschaulichen und bekräftigen. Als Lehrer des Weges zum Leben sollten sie keinerlei Veranlassung geben, dass von der Wahrheit schlecht geredet werde. Als Stellvertreter Christi haben sie die Ehre Seines Namens hochzuhalten. Schon durch ihre Hingabe und die Reinheit ihres Lebens, sowie durch ihren gottesfürchtigen Wandel, können sie sich ihrer hohen Berufung würdig erweisen. DAp.258.3 Teilen

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Dem Apostel war offenbart worden, welche Gefahren auf die Gemeinde zu Ephesus zukommen würden. „Das weiß ich“, sagte er, „dass nach meinem Abschied reißende Wölfe zu euch kommen, die die Herde nicht verschonen werden. Auch aus eurer Mitte werden Männer aufstehen, die Verkehrtes lehren, um die Jünger an sich zu ziehen.“ Apostelgeschichte 20,29f. Paulus fürchtete um die Gemeinde, als er in die Zukunft blickte und die Angriffe sah, die ihr von äußeren und inneren Feinden drohten. Mit heiligem Ernst bat er seine Brüder, das ihnen Anvertraute sorgsam zu bewahren. Dabei wies er hin auf sein eigenes Beispiel unermüdlichen Wirkens. „Darum seid wachsam und denkt daran, dass ich drei Jahre lang Tag und Nacht nicht abgelassen habe, einen jeden unter Tränen zu ermahnen.“ Apostelgeschichte 20,31. DAp.259.1 Teilen

„Und nun, liebe Brüder“, fuhr er fort, „befehle ich euch Gott und dem Wort seiner Gnade, der da mächtig ist, euch zu erbauen und zu geben das Erbe unter allen, die geheiligt sind. Ich habe von niemand unter euch Silber oder Gold oder Kleidung begehrt.“ Apostelgeschichte 20,32f. Einige Brüder in Ephesus waren wohlhabend; aber Paulus hatte niemals versucht, daraus für sich einen persönlichen Nutzen zu ziehen. Es passte nicht zu der ihm aufgetragenen Botschaft, die Aufmerksamkeit auf seine eigenen Bedürfnisse zu lenken. Er konnte vielmehr erklären: „Denn ihr wisst selber, dass mir diese Hände zum Unterhalt gedient haben für mich und die, die mit mir gewesen sind.“ Apostelgeschichte 20,34. DAp.259.2 Teilen

Trotz seiner mühevollen Arbeit und seiner weiten Reisen für Christi Werk vermochte er nicht nur für seinen eigenen Unterhalt zu sorgen, sondern konnte auch noch etwas für seine Mitarbeiter und für unterstützungswürdige Arme erübrigen. Dies konnte er jedoch nur durch unermüdlichen Fleiß und äußerste Sparsamkeit erreichen. Deshalb konnte er mit Recht auf das Beispiel hinweisen, das er selbst gegeben hatte: „Ich habe euch in allem gezeigt, dass man so arbeiten und sich der Schwachen annehmen muss im Gedenken an das Wort des Herrn Jesus, der selbst gesagt hat: Geben ist seliger als nehmen. DAp.259.3 Teilen

Und als er das gesagt hatte, kniete er nieder und betete mit ihnen allen. Da begannen alle laut zu weinen und sie fielen Paulus um den Hals und küssten ihn, am allermeisten betrübt über das Wort, das er gesagt hatte, sie würden sein Angesicht nicht mehr sehen. Und sie geleiteten ihn auf das Schiff.“ Apostelgeschichte 20,35-38. DAp.259.4 Teilen

Von Milet aus fuhren Paulus und seine Begleiter „direkt nach Kos und am folgenden Tag nach Rhodus und von da nach Patara“ an der Südwestküste Kleinasiens. „Und da wir ein Schiff fanden, das nach Phönizien fuhr, stiegen wir ein und fuhren hin.“ Apostelgeschichte 21,1f. DAp.259.5 Teilen

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In Tyrus, wo das Schiff zunächst entladen werden musste, trafen sie einige Jünger, bei denen sie sieben Tage bleiben durften. Diese hatte der Heilige Geist auf die Gefahren aufmerksam gemacht, die Paulus in Jerusalem drohten. Deshalb baten sie ihn, „er sollte nicht hinauf nach Jerusalem ziehen“. Apostelgeschichte 21,4. Aber der Apostel ließ sich durch Furcht vor Trübsal und Einkerkerung nicht von seinem Vorhaben abbringen. DAp.260.1 Teilen

Als die Woche in Tyrus vorüber war, geleiteten alle Brüder mit ihren Frauen und Kindern Paulus ans Schiff. Ehe er an Bord ging, knieten alle noch einmal am Ufer nieder und beteten, — er für sie und sie für ihn. DAp.260.2 Teilen

Die Reisenden fuhren in südlicher Richtung, „kamen nach Cäsarea und gingen in das Haus des Philippus, des Evangelisten, der einer von den Sieben war, und blieben bei ihm“. Apostelgeschichte 21,8. Hier verbrachte Paulus einige ungetrübte, glückliche Tage — die letzten für lange Zeit, die er in völliger Freiheit genießen durfte. DAp.260.3 Teilen

Während Paulus in Cäsarea weilte, „kam herab aus Judäa ein Prophet mit Namen Agabus“, berichtet Lukas. „Und als er zu uns kam, nahm er den Gürtel des Paulus und band sich die Füße und Hände und sprach: Das sagt der heilige Geist: Den Mann, des der Gürtel ist, werden die Juden so binden zu Jerusalem und überantworten in der Heiden Hände.“ DAp.260.4 Teilen

„Als wir aber solches hörten“, fuhr Lukas fort, „baten wir und die aus dem Ort waren, dass er nicht hinauf nach Jerusalem zöge.“ Apostelgeschichte 21,10-12. Aber Paulus wollte nicht vom Pfad der Pflicht abweichen, sondern Jesus folgen, selbst wenn es ins Gefängnis und in den Tod ginge. „Was macht ihr“, rief er aus, „dass ihr weinet und brechet mir mein Herz? Denn ich bin bereit, nicht allein mich binden zu lassen, sondern auch zu sterben zu Jerusalem um des Namens willen des Herrn Jesus.“ Apostelgeschichte 21,13. DAp.260.5 Teilen

Da die Brüder sahen, dass sie ihm Schmerz bereiteten, ohne ihn von seinem Vorhaben abbringen zu können, hörten sie auf in ihn zu dringen, und sagten nur: „Des Herrn Wille geschehe.“ Apostelgeschichte 21,14. DAp.260.6 Teilen

Die kurze Aufenthaltszeit in Cäsarea war bald abgelaufen, und so zogen Paulus und seine Gefährten weiter nach Jerusalem, begleitet von einigen Brüdern. Schwer lastete auf ihren Herzen das Vorgefühl künftigen Unheils. DAp.260.7 Teilen

Nie zuvor hatte sich der Apostel mit so traurigem Herzen der Stadt Jerusalem genähert wie jetzt. Dort wurde er, das wusste er, nur wenige Freunde, aber viele Feinde antreffen. Er kam der Stadt näher, die den Sohn Gottes verworfen und gekreuzigt hatte, und über der jetzt die drohenden Wolken des göttlichen Zornes hingen. Als er sich daran erinnerte, wie erbittert er in seinem Vorurteil gegen die Nachfolger Christi vorgegangen war, empfand er tiefes Mitleid mit seinen verblendeten Landsleuten. Und doch, wie gering war seine Hoffnung, dass er ihnen würde Hilfe bringen können! Derselbe blinde Zorn, der einst in seinem Herzen gelodert hatte, war jetzt mit unsagbarer Gewalt in den Herzen eines ganzen Volkes gegen ihn entbrannt. DAp.260.8 Teilen

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Er konnte nicht einmal auf das Mitgefühl und die Unterstützung seiner eigenen Glaubensbrüder rechnen. Die unbekehrten Juden, die ihm so dicht auf den Fersen gefolgt waren, hatten nicht versäumt, persönlich und per Brief in Jerusalem ungünstige Berichte über ihn und sein Werk zu verbreiten. Selbst einige Apostel und Ältesten hatten diese Gerüchte für bare Münze genommen, ohne einen Versuch zur Entgegnung zu unternehmen. Sie zeigten auch kein Verlangen danach, mit Paulus in Übereinstimmung zu kommen. DAp.261.1 Teilen

Trotz aller entmutigenden Umstände verzweifelte der Apostel nicht, sondern hoffte, dass die Stimme Gottes, die zu seinem Herzen gesprochen hatte, auch zu den Herzen seiner Landsleute reden werde und dass der Meister, den seine Mitjünger liebten und dem sie dienten, trotz allem ihre Herzen mit Seinem Herzen zu gemeinsamer Hingabe an das Evangeliumswerk verbinden würde. DAp.261.2 Teilen

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