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Kapitel 42: Seereise und Schiffbruch
Kapitel 42: Seereise und Schiffbruch
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Auf Grundlage von Apostelgeschichte 27; Apostelgeschichte 28,1-10. DAp.287 Teilen

Endlich war Paulus auf dem Weg nach Rom. „Als es aber beschlossen war, dass wir nach Italien fahren sollten, übergaben sie Paulus und einige andre Gefangene einem Hauptmann mit Namen Julius von einer kaiserlichen Abteilung. Wir bestiegen aber ein Schiff aus Adramyttion, das die Küstenstädte der Provinz Asien anlaufen sollte, und fuhren ab; mit uns war auch Aristarch, ein Mazedonier aus Thessalonich.“ Apostelgeschichte 27,1f. DAp.287.1 Teilen

Im ersten Jahrhundert des christlichen Zeitalters war das Reisen zur See mit allerlei Mühsal und Gefahren verbunden. Die Seeleute konnten ihren Kurs meist nur nach dem Stand der Gestirne bestimmen. Waren diese aber nicht zu sehen und deuteten Anzeichen auf einen bevorstehenden Sturm, dann fürchteten sich die Schiffseigner, sich auf die offene See hinauszuwagen. Während einer gewissen Zeit des Jahres war eine sichere Schifffahrt deshalb fast unmöglich. DAp.287.2 Teilen

Der Apostel Paulus musste nun die bitteren Erfahrungen machen, die das Los eines in Ketten gelegten Gefangenen während einer langen, ermüdenden Seefahrt nach Italien war. Ein Umstand allerdings erleichterte ihm die Härte seiner Lage wesentlich: er durfte Lukas und Aristarchus als Begleiter mitnehmen. In seinem Brief an die Kolosser erwähnte er später letzteren als seinen Mitgefangenen. Kolosser 4,10. Doch Aristarchus teilte freiwillig die Gefangenschaft des Paulus, um ihm in seinem Missgeschick zur Seite zu stehen. DAp.287.3 Teilen

Die Reise fing günstig an. Schon am nächsten Tag gingen sie im Hafen von Sidon vor Anker. Hauptmann Julius „hielt sich freundlich gegen Paulus und erlaubte ihm“, als er erfuhr, dass in Sidon Christen wohnten, „zu seinen Freunden zu gehen und sich pflegen zu lassen“. Apostelgeschichte 27,3. Diese Genehmigung schätzte der Apostel sehr, da seine Gesundheit angegriffen war. DAp.287.4 Teilen

Nachdem das Schiff Sidon verlassen hatte, musste es gegen widrige Winde ankämpfen, die es vom Kurs abtrieben. So kam es nur langsam voran. In Myra in der Landschaft Lyzien fand der Hauptmann ein großes Schiff aus Alexandrien, das zur italienischen Küste fahren sollte, und ließ sogleich seine Gefangenen übersteigen. Doch immer noch stand der Wind ihnen entgegen, so dass das Schiff nur schwer vorwärtskam. Lukas schreibt: „Wir kamen aber viele Tage nur langsam vorwärts und gelangten mit Mühe bis auf die Höhe von Knidos, denn der Wind hinderte uns; und wir fuhren im Schutz von Kreta hin, bis auf die Höhe von Salmone, und gelangten kaum daran vorbei und kamen an einen Ort, der ‚Guthafen‘ heißt.“ Apostelgeschichte 27,7f. DAp.287.5 Teilen

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Dort mussten sie einige Zeit liegen bleiben, um günstigen Wind abzuwarten. Da der Winter schnell herannahte und „nunmehr die Schifffahrt gefährlich war“ (Apostelgeschichte 27,9), mussten die Schiffsleute die Hoffnung aufgeben, ihren Bestimmungsort zu erreichen, ehe die günstige Zeit für die Seefahrt zu Ende ging. Entschieden werden musste noch die Frage, ob man in Gutfurt bleiben oder lieber versuchen sollte, einen günstigeren Ort zum Überwintern zu erreichen. DAp.288.1 Teilen

Diese Frage wurde ernstlich erwogen und schließlich vom Hauptmann dem Paulus vorgelegt, der die Achtung der Schiffsleute und Soldaten gewonnen hatte. „Ich sehe“, sagte er, „dass die Fahrt nur mit Leid und großem Schaden vor sich gehen wird, nicht allein für die Ladung und das Schiff sondern auch für unser Leben.“ Apostelgeschichte 27,10. Aber der Steuermann und der Schiffsherr sowie die meisten Reisenden und Besatzungsmitglieder waren nicht bereit, diesen Rat anzunehmen. „Da der Hafen“, in dem sie ankerten, „zum Überwintern ungeeignet war, bestanden die meisten von ihnen auf dem Plan, von dort weiterzufahren und zu versuchen, ob sie zum Überwintern bis nach Phönix kommen könnten, einem Hafen auf Kreta, der gegen Südwest und Nordwest offen ist.“ Apostelgeschichte 27,12. DAp.288.2 Teilen

Der Hauptmann beschloss, der Meinung der Mehrheit zu folgen. So verließen sie, als „der Südwind wehte“, Gutfurt in der Hoffnung, bald den gewünschten Hafen zu erreichen. „Nicht lange aber danach brach ... ein Sturmwind los, den man Nordost nennt.“ Von ihr wurde das Schiff „ergriffen ... und konnte sich nicht wider den Wind halten.“ Apostelgeschichte 27,13-15. DAp.288.3 Teilen

Vom Sturm getrieben, näherte sich das Schiff der kleinen Insel Klauda. Unter ihrem Schutz bereiteten sich die Schiffsleute auf das Schlimmste vor. Das Rettungsboot, ihre einzige Zuflucht, sofern das Schiff zerschellen sollte, hing noch im Schlepptau, konnte aber jeden Augenblick zertrümmert werden. Man musste es als erstes an Deck ziehen. Dann wurden alle möglichen Vorkehrungen getroffen, die das Schiff widerstandsfähiger gegen den Sturm machen sollten. Der geringe Schutz, den ihnen die kleine Insel bot, währte nicht lange, und bald waren sie wieder der ganzen Heftigkeit des Sturms ausgesetzt. DAp.288.4 Teilen

Der Sturm tobte die ganze Nacht. Trotz aller Vorkehrungen wurde das Schiff so leck geschlagen, dass während „des nächsten Tages Ladung ins Meer“ (Apostelgeschichte 27,18) geworfen werden musste. Wieder brach die Nacht herein, aber der Sturm ließ immer noch nicht nach. Mit unverminderter Gewalt warf er das Schiff umher, dessen Mast zertrümmert und dessen Segel zerfetzt waren. Es schien, als ob die ächzenden Planken jeden Augenblick nachgeben müssten, so heftig schlingerte und zitterte das Schiff im Wüten des Sturmes. Das Leck wurde zusehends größer. Unentwegt arbeiteten Reisende und Besatzung an den Pumpen. Keiner an Bord hatte auch nur einen Augenblick Ruhe. „Am dritten Tag“, so schreibt Lukas, „warfen sie mit eigenen Händen das Schiffsgerät hinaus. Da aber in vielen Tagen weder Sonne noch Sterne erschienen und ein gewaltiges Ungewitter uns bedrängte, war alle Hoffnung auf Rettung dahin.“ Apostelgeschichte 27,19f. DAp.288.5 Teilen

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Vierzehn Tage lang trieben sie so dahin. Die Wolken verhüllten die Sonne und auch die Sterne. Obwohl der Apostel körperlich sehr litt, fand er doch auch in den dunkelsten Stunden aufmunternde Worte und half wo immer es notwendig war. Vertrauensvoll umklammerte er den Arm des Allmächtigen; seine Seele war stille in Gott. Er selbst fürchtete sich nicht, wusste er doch, dass Gott ihn erhalten würde, um in Rom für die Wahrheit in Christus zu zeugen. Aber von Herzen empfand er Mitleid mit den armen Menschen um ihn herum, die in ihrem sündigen, armseligen Zustand völlig unvorbereitet waren, zu sterben. Als er nun ernstlich Gott um die Erhaltung ihres Lebens bat, wurde ihm offenbart, dass sein Gebet erhört worden sei. DAp.289.1 Teilen

Bald darauf legte sich der Sturm ein wenig. Paulus begab sich aufs Deck, erhob seine Stimme und sagte: „Liebe Männer, man sollte mir gehorcht haben und nicht von Kreta aufgebrochen sein und uns dieses Leides und Schadens überhoben haben. Doch nun ermahne ich euch, dass ihr unverzagt seid; denn keiner von euch wird umkommen, nur das Schiff. Denn diese Nacht ist bei mir gestanden der Engel Gottes, des ich bin und dem ich diene, und sprach: Fürchte dich nicht, Paulus, du musst vor den Kaiser gestellt werden; und siehe, Gott hat dir geschenkt alle, die mit dir fahren. Darum, liebe Männer, seid unverzagt; denn ich glaube Gott, es wird also geschehen, wie mir gesagt ist. Wir müssen aber anfahren an eine Insel.“ Apostelgeschichte 27,21-26. DAp.289.2 Teilen

Bei diesen Worten fassten alle neuen Mut. Reisende wie Mannschaften rafften sich aus ihrer Teilnahmslosigkeit auf. Es gab noch viel zu tun, und sie mussten alle verfügbaren Kräfte einsetzen, um den Untergang abzuwenden. DAp.289.3 Teilen

In der vierzehnten Nacht ihres Kampfes mit den dunklen, hochaufschäumenden Wogen hörten die Schiffsleute „um Mitternacht“ ein Geräusch wie von einer Brandung und dachten, „sie kämen an ein Land. Und sie warfen das Senkblei aus und fanden es zwanzig Faden tief; und ein wenig weiter loteten sie abermals und fanden es fünfzehn Faden tief. Da fürchteten sie, wir würden auf Klippen geraten, und warfen hinten vom Schiff vier Anker aus und wünschten, dass es Tag würde.“ Apostelgeschichte 27,27-29. DAp.289.4 Teilen

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Bei Tagesanbruch erkannte man die verschwommenen Umrisse einer umbrandeten Küste, doch konnte man nicht feststellen, wo man war. Die Lage sah so hoffnungslos aus, dass die heidnischen Seeleute allen Mut verloren und „zu fliehen suchten“. Unter dem Vorwand, „sie wollten die Anker vorn aus dem Schiff lassen“, ließen sie das Rettungsboot nieder. Paulus aber erriet ihre Absicht und sprach zu dem Hauptmann und den Kriegsknechten: „Wenn diese nicht im Schiff bleiben, so könnt ihr nicht gerettet werden. Da hieben die Kriegsknechte die Stricke ab von dem Boot und ließen es fallen.“ Apostelgeschichte 27,30-32. DAp.290.1 Teilen

Doch die gefährlichste Stunde stand ihnen noch bevor. Wiederum sprach Paulus ermutigend zu allen und bat die Seeleute wie auch die Reisenden, etwas Nahrung zu sich zu nehmen. „Es ist heute der vierzehnte Tag, dass ihr wartet und ohne Speise geblieben seid und habt nichts zu euch genommen. Darum ermahne ich euch, Speise zu nehmen, denn das dient zu eurer Rettung; es wird euer keinem ein Haar vom Haupt fallen. Und da er das gesagt, nahm er ein Brot, dankte Gott vor ihnen allen und brach‘s und fing an zu essen.“ Apostelgeschichte 27,33-35. Die erschöpfte und entmutigte Schar von 275 Männern, die ohne Paulus verzweifelt wäre, folgte seinem Beispiel. „Nachdem sie satt geworden, erleichterten sie das Schiff und warfen das Getreide in das Meer.“ Apostelgeschichte 27,38. DAp.290.2 Teilen

Inzwischen war es völlig Tag geworden, aber sie konnten immer noch nichts entdecken, woran sie hätten bestimmen können, wo sie waren. „eine Bucht aber wurden sie gewahr, die hatte ein flaches Ufer. Dahin wollten sie das Schiff treiben lassen, wenn es möglich wäre. Und sie hieben die Anker ab und ließen sie im Meer, banden die Steuerruder los und richteten das Segel nach dem Wind und hielten auf das Ufer zu. Und als sie auf eine Sandbank gerieten, ließen sie das Schiff auflaufen und das Vorderschiff bohrte sich ein und saß fest, aber das Hinterschiff zerbrach unter der Gewalt der Wellen.“ Apostelgeschichte 27,39-41. DAp.290.3 Teilen

Paulus und den anderen Gefangenen drohte nun ein noch schrecklicheres Schicksal als der Schiffbruch. Die Kriegsknechte erkannten die Unmöglichkeit, auf die Gefangenen zu achten. Jeder würde genug mit seiner eigenen Rettung zu tun haben. Doch wenn ein Gefangener fehlte, hafteten die Kriegsknechte mit ihrem Leben für ihn. Daher wollten sie alle Gefangenen töten. Das römische Gesetz billigte diese grausame Handlungsweise, und der Plan wäre auch sofort ausgeführt worden, wenn unter ihnen nicht der gewesen wäre, dem alle in gleicher Weise Dank schuldeten. Der Hauptmann Julius wusste, dass alle, die sich an Bord befanden, ihre Rettung Paulus zu verdanken hatten. Außerdem war er davon überzeugt, dass der Herr mit Paulus sei, und so fürchtete er sich schon deshalb, dem Apostel ein Leid zuzufügen. Er „wehrte ihrem Vorhaben und ließ die, die schwimmen konnten, als Erste ins Meer springen und sich ans Land retten, die andern aber einige auf Brettern, einige auf dem, was noch vom Schiff da war. Und so geschah es, dass sie alle gerettet ans Land kamen.“ Apostelgeschichte 27,43f. Als dort die Namensliste vorgelesen wurde, fehlte auch nicht einer. DAp.290.4 Teilen

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Die schiffbrüchige Besatzung wurde von den Bewohnern der Insel Malta freundlich aufgenommen. Sie „zündeten ein Feuer an“, schrieb Lukas, „und nahmen uns alle auf um des Regens, der über uns gekommen war, und um der Kälte willen“. Apostelgeschichte 28,2. Paulus gehörte zu denen, die tatkräftig für das Wohlergehen der anderen sorgten. Als er „Reiser zusammenraffte und sie aufs Feuer“ legte, „kam eine Otter von der Hitze hervor und fuhr Paulus an seine Hand“. Apostelgeschichte 28,3. Die Umherstehenden erschraken. Als sie an den Ketten erkannten, dass Paulus ein Gefangener war, sprachen sie zueinander: „Dieser Mensch muss ein Mörder sein, den die Göttin der Rache nicht leben lässt, obgleich er dem Meer entkommen ist.“ Apostelgeschichte 28,4. Paulus jedoch schleuderte das Tier ins Feuer, „und ihm widerfuhr nichts Übles“. Apostelgeschichte 28,5. Die Leute wussten, wie giftig dieses Tier war, und rechneten damit, dass er im nächsten Augenblick unter schrecklichen Krämpfen umfallen würde. „Als sie nun lange gewartet hatten und sahen, dass ihm nichts Schlimmes widerfuhr, änderten sie ihre Meinung und sprachen: Er ist ein Gott.“ Apostelgeschichte 28,6. DAp.291.1 Teilen

Drei Monate lang blieben die Insassen des Schiffes auf Malta. Während dieser Zeit bot sich für Paulus und seine Mitarbeiter manche Gelegenheit, das Evangelium zu predigen. Und der Herr wirkte sichtbar durch sie. Paulus war der Anlass dafür, dass alle Schiffbrüchigen freundlich behandelt und möglichst alle ihre Wünsche erfüllt wurden. Als sie endlich Malta verließen, wurden sie mit allem versorgt, was man für eine Reise braucht. Die wesentlichen Geschehnisse während ihres Aufenthalts beschreibt Lukas mit folgenden Worten: „In dieser Gegend hatte der angesehenste Mann der Insel, mit Namen Publius, Landgüter; der nahm uns auf und beherbergte uns drei Tage lang freundlich. Es geschah aber, dass der Vater des Publius am Fieber und an der Ruhr darnieder lag. Zu dem ging Paulus hinein und betete und legte die Hände auf ihn und machte ihn gesund. Als das geschehen war, kamen auch die andern Kranken der Insel herbei und ließen sich gesund machen. Und sie erwiesen uns große Ehre; und als wir abfuhren, gaben sie uns mit, was wir nötig hatten.“ Apostelgeschichte 28,7-10. DAp.291.2 Teilen

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