Portrait von Ellen White
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Kapitel 46: In Freiheit
Kapitel 46: In Freiheit
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W.ährend das Wirken des Apostels Paulus in Rom unter göttlichem Segen zur Bekehrung vieler und zur Stärkung und Ermutigung der Gläubigen diente, zogen sich düstere Wolken zusammen, die nicht nur seine Sicherheit, sondern auch das Wohl der Gemeinde bedrohten. Bei seiner Ankunft in Rom war er dem Hauptmann der kaiserlichen Wache übergeben worden, einem rechtschaffenen, aufrichtigen Mann, durch dessen Entgegenkommen er sich ziemlich frei bewegen und evangelistisch arbeiten konnte. Aber noch ehe die zweijährige Gefangenschaft zu Ende ging, wurde dieser Mann von einem Beamten abgelöst, von dem Paulus kein besondere Gunst erwarten konnte. DAp.319.1 Teilen

Die Juden agierten jetzt aktiver als zuvor gegen Paulus. Eine willige Helferin war die sittenlosen Frau, die Nero zu seiner zweiten Gemahlin nahm. Sie war zum Judentum übergetreten und nutzte es, um die verbrecherischen Absichten gegen diesen herausragenden Mann des Christentums zu unterstützen. DAp.319.2 Teilen

Paulus konnte vom Kaiser kaum Gerechtigkeit erwarten. Nero war in seiner Lebensführung verkommener, in seinem Charakter ruchloser und zu scheußlichen Grausamkeiten fähiger als alle Herrscher vor ihm. Die Regierungsgewalt hätte keinem gewalttätigeren Herrscher anvertraut werden können. Bereits im ersten Jahr seiner Regierung hatte er seinen jungen Stiefbruder, den rechtmäßigen Thronerben, vergiften lassen. Immer stärker und unaufhaltsamer geriet Nero in den Strudel von Laster und Verbrechen, bis er sogar seine eigene Mutter und später seine Gemahlin ermorden ließ. Es gab keine Gräueltat, zu der er nicht fähig gewesen wäre, keine noch so niederträchtige Handlung, die er nicht hätte ausführen können. In jedem rechtschaffenen Gemüt weckte er Abscheu. DAp.319.3 Teilen

Die Einzelheiten der an seinem Hof begangenen Schlechtigkeiten waren zu gemein und zu schlimm, als dass man sie berichten könnte. Seine Bosheit erregte Abscheu selbst bei vielen, die gezwungen waren, an seinen Verbrechen teilzuhaben. Ständig schwebten sie in Furcht davor, auf welche Ungeheuerlichkeiten er noch verfallen könnte. Doch selbst diese Verbrechen Neros erschütterten die Loyalität seiner Untertanen nicht. Er wurde als unumschränkter Herrscher über die gesamte zivilisierte Welt anerkannt und genoss darüber hinaus Verehrung und Anbetung wie ein Gott. Menschlich gesehen war eine Verurteilung des Apostels vor so einem Richter so gut wie sicher. Solange Paulus Gott treu bliebe, hatte er nichts zu fürchten. Der bisher sein Schutz war, konnte ihn auch jetzt vor dem Hass der Juden und der Macht des Kaisers bewahren. DAp.319.4 Teilen

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Und Gott beschützte seinen Diener. Als Paulus verhört wurde, konnte man die gegen ihn erhobenen Beschuldigungen nicht aufrechterhalten. Entgegen allen Erwartungen und aus Rücksicht auf die Gerechtigkeit, was für ihn unüblich war, ließ Nero dem Gefangenen die Ketten abnehmen, und er war frei. DAp.320.1 Teilen

Wäre die Verhandlung länger hinausgeschoben worden oder hätte sich Paulus aus irgendeinem Grund bis zum nächsten Jahr in Rom aufgehalten, so wäre er zweifellos bei der dann beginnenden Verfolgung umgekommen. Während seiner Gefangenschaft hatte die Zahl der Bekehrten so zugenommen, dass dadurch die Aufmerksamkeit und Feindschaft der Behörden geweckt wurde. Der Zorn des Kaisers wurde besonders dadurch entfacht, dass sich selbst Mitglieder seines eigenen Hofes zu Christus bekannten. Bald fand er dann auch einen Vorwand für seine erbarmungslose Grausamkeit den Christen gegenüber. DAp.320.2 Teilen

Um diese Zeit brach in Rom ein Feuer aus, durch die fast die halbe Stadt zerstört wurde. Das Gerücht ging um, Nero selbst habe den Brand legen lassen. Um von ihm abzulenken, gab er sich den Anschein besonderer Großmut, indem er Obdachlosen und Notleidenden Hilfe gewährte. Trotzdem beschuldigte man ihn weiterhin des Verbrechens. Das Volk war aufgebracht. Um alle Verdächtigungen zurückzuweisen und gleichzeitig die Stadt von denen zu säubern, die er fürchtete und hasste, wälzte Nero alle Schuld auf die Christen ab. Diese List hatte Erfolg, und Tausende Nachfolger Christi — Männer, Frauen und Kinder — wurden auf grausame Weise umgebracht. DAp.320.3 Teilen

Davor blieb Paulus bewahrt, denn bald nach seinem Freispruch hatte er Rom verlassen. Die ihm verbliebene Zeit nutzte er dazu, den Gemeinden zu dienen. Besonders lag ihm daran, eine innigere Verbindung zwischen den griechischen und den östlichen Gemeinden herzustellen und das Herz der Gläubigen gegen die Irrlehren zu festigen, die sich einschlichen und den Glauben gefährdeten. DAp.320.4 Teilen

Die vielen Anfechtungen und Sorgen hatten die körperlichen Kräfte von Paulus aufgezehrt. Die Gebrechen des Alters machten sich bemerkbar. Er fühlte, dass seine Arbeit bald getan sein würde. Je mehr sich sein Wirken dem Ende näherte, desto mehr setzte er sich ein. Zielbewusst, entschlussfreudig und stark im Glauben reiste er von Gemeinde zu Gemeinde, von Land zu Land. Wie nur möglich stärkte er die Gläubigen, damit sie treu blieben im Dienst der Menschenrettung für Christus, in den bereits angebrochenen schweren Zeiten standhaft am Evangelium festhielten und als treue Zeugen für Jesus wirkten. DAp.320.5 Teilen

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