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Kapitel 50: Zum Tod verurteilt
Kapitel 50: Zum Tod verurteilt
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Paulus hatte während seines letzten Verhörs vor Nero durch seine Worte einen so starken Eindruck auf den Kaiser gemacht, dass dieser die Entscheidung des Verfahrens hinausschob. Er sprach den angeklagten Apostel weder frei noch verurteilte er ihn. Doch bald war der Kaiser sehr verärgert über Paulus. Er war erbittert, weil es ihm nicht gelang, die Ausbreitung des christlichen Glaubens am kaiserlichen Hof zu unterbinden. So beschloss er, den Apostel töten zu lassen, sobald sich ein entsprechender Vorwand dafür fände. Nicht lange danach gab Nero den Entscheid bekannt, nach dem Paulus den Märtyrertod sterben musste. Da er als römischer Bürger nicht der Folterung unterworfen werden durfte, lautete das Urteil auf Enthauptung. DAp.335.1 Teilen

Unauffällig wurde Paulus zur Hinrichtungsstätte geführt. Nur wenige Zuschauer durften zugegen sein, denn seine Verfolger fürchteten, beunruhigt durch seinen starken Einfluss, dass sein Sterben andere veranlassen könnte, sich zum Christentum zu bekehren. Doch selbst die harten Kriegsknechte, die ihn begleiteten, hörten seinen Worten zu, und verwundert sahen sie, wie er heiter, ja sogar freudig dem Tod entgegensah. Seine Bereitschaft, seinen Mördern zu vergeben, und sein bis zum letzten Augenblick unwandelbares Vertrauen auf Christus wurde manchem Zeugen seines Märtyrertodes ein Anstoß zum ewigen Leben. Mehr als einer von ihnen nahm den Heiland an, den Paulus ihnen gepredigt hatte, und besiegelten selbst nur kurze Zeit später den neuen Glauben mit ihrem Blut. DAp.335.2 Teilen

Bis zur letzten Stunde seines Lebens bezeugte Paulus die Wahrheit seiner Worte an die Korinther: „Gott, der da hieß das Licht aus der Finsternis hervorleuchten, der hat einen hellen Schein in unsre Herzen gegeben, dass durch uns entstünde die Erleuchtung zur Erkenntnis der Herrlichkeit Gottes in dem Angesicht Jesu Christi. Wir haben aber solchen Schatz in irdenen Gefäßen, auf dass die überschwängliche Kraft sei Gottes und nicht von uns. Wir haben allenthalben Trübsal, aber wir ängsten uns nicht. Uns ist bange, aber wir verzagen nicht. Wir leiden Verfolgung, aber wir werden nicht verlassen. Wir werden unterdrückt, aber wir kommen nicht um und tragen allezeit das Sterben Jesu an unserem Leibe, auf dass auch das Leben Jesu an unserem Leibe offenbar werde.“ 2.Korinther 4,6-10. Seine Tüchtigkeit war nicht in ihm selbst begründet, sondern in der Gegenwart und Wirksamkeit des göttlichen Geistes, der ihn völlig erfüllte und all sein Denken dem Willen Christi unterordnete. Der Prophet erklärt: „Wer festen Herzens ist, dem bewahrst du Frieden; denn er verlässt sich auf dich.“ Jesaja 26,3. Dieser himmlische Friede prägte das Antlitz des Apostels und gewann manch eine Seele für das Evangelium. DAp.335.3 Teilen

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Stets war Paulus von himmlischer Atmosphäre umgeben. Alle, die mit ihm Umgang hatten, spürten seine Gemeinschaft mit Christus. Dass die von ihm verkündigte Wahrheit sich in seinem Leben offenbarte, verlieh seiner Predigt überzeugende Kraft. Hierin liegt die Macht der Wahrheit. Der unbeabsichtigte, unbewusste Einfluss eines geheiligten Lebens ist eine Predigt, die mehr als alles andere vom Christentum überzeugt. Beweisgründe können mitunter, selbst wenn sie unwiderlegbar sind, nur noch stärkeren Widerstand erregen. Von dem Beispiel eines göttlichen Wandels geht aber eine Kraft aus, der man sich unmöglich ganz entziehen kann. DAp.336.1 Teilen

In seiner Sorge für alle, die er nun verlassen sollte und die den Kampf gegen Vorurteil, Hass und Verfolgung aufnehmen mussten, verlor der Apostel die Leiden ganz aus den Augen, die ihm selbst bevorstanden. Die wenigen Christen, die ihn zur Hinrichtungsstätte begleiteten, erinnerte er an die Verheißungen, die denen gelten, die um der Gerechtigkeit willen verfolgt werden. Auf diese Weise konnte er sie stärken und ermutigen. Er versicherte ihnen, dass nichts von dem ausbleiben werde, was der Herr seinen angefochtenen und treuen Kindern verheißen hatte. Selbst wenn sie eine Zeitlang in Anfechtung und Bedrängnis geraten und alle irdischen Annehmlichkeiten entbehren müssten, dürften sie doch aus der Zusicherung der Treue Gottes neuen Mut schöpfen und bekennen: „Ich weiß, an wen ich glaube, und bin gewiss, er kann mir bewahren, was mir anvertraut ist, bis an jenen Tag.“ 2.Timotheus 1,12. Bald werde die Nacht der Schwierigkeiten und Leiden enden und der frohe Morgen des Friedens und des vollkommenen Tages anbrechen. DAp.336.2 Teilen

Nicht mit Ungewissheit oder Furcht, sondern mit freudiger Hoffnung und sehnsüchtiger Erwartung blickte der Apostel in das wunderbare Jenseits. Als er an der Stätte seines Martyriums stand, sah er weder das Schwert des Scharfrichters noch die Erde, die bald sein Blut aufnehmen sollte. Durch das Blau des Himmels blickte er an jenem Sommertag hinauf zum Thron des Ewigen. DAp.336.3 Teilen

Dieser Mann des Glaubens schaute — wie damals Jakob im Traum — die Himmelsleiter als ein Sinnbild auf Christus, der die Erde mit dem Himmel, den vergänglichen Menschen mit dem unvergänglichen Gott verbunden hat. Er wurde im Glauben gestärkt, als er sich daran erinnerte, wie sich schon die Patriarchen und Propheten auf den verlassen hatten, der auch seine Stütze und sein Trost war, und für den er nun sein Leben hingab. Von diesen heiligen Männern, die von Jahrhundert zu Jahrhundert Zeugnis für ihren Glauben abgelegt hatten, erhielt er die Gewissheit, dass Gott treu ist. Von seinen Mitaposteln, die um des Evangeliums willen vor jüdischem Fanatismus, heidnischem Aberglauben, Verfolgung und Verachtung nicht zurückgeschreckt waren und ihr Leben nicht geschont hatten, wenn inmitten geistlicher Finsternis das Licht vom Kreuz hochgehalten werden musste, vernahm er das klare Zeugnis, dass Jesus Gottes Sohn und der Welt Heiland sei. Von Folterstätten und Scheiterhaufen, aus Kerkern, Höhlen und Klüften der Erde drang der Siegesruf der Märtyrer an sein Ohr. Er hörte das Bekenntnis jener Standhaften, die, obwohl sie verlassen, verfolgt und gepeinigt waren, dennoch furchtlos und ernst ihren Glauben bezeugten und sprachen: „Ich weiß, an wen ich glaube!“ Die um ihres Glaubens willen ihr Leben hingaben, bekundeten damit vor der Welt, dass der, dem sie vertrauten, sie zu erretten vermag. DAp.336.4 Teilen

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Losgekauft durch das Opfer Christi, und reingewaschen in Seinem Blut von der Sünde und bekleidet mit Seiner Gerechtigkeit, trug Paulus in sich die Gewissheit, dass er in den Augen des Erlösers kostbar war. Sein Leben war verborgen mit Christus in Gott. Er war überzeugt, dass Er, der den Tod überwunden hat, auch das bewahren wird, was ihm anvertraut ist. Er klammerte sich an die Verheißung des Heilandes: „Ich werde ihn auferwecken am Jüngsten Tage.“ Johannes 6,40. Seine Gedanken und Hoffnung waren auf die Wiederkunft seines Herrn gerichtet. Als das Schwert des Henkers fiel und die Schatten des Todes den Märtyrer umfingen, war sein letzter Gedanke — der bei jenem großen Erwachen auch sein erster sein wird ?, dass er dem Herrn des Lebens begegnen werde, der ihn zur Freude der Gesegneten willkommen heißen wird. DAp.337.1 Teilen

Viele Jahrhunderte sind verstrichen, seitdem der betagte Paulus sein Blut als Zeuge für das Wort Gottes und das Zeugnis Jesu Christi vergoss. Keine treue Hand hat den nachfolgenden Generationen über die letzten Stunden dieses heiligen Mannes genau Bericht erstattet. Durch den Heiligen Geist wurde uns aber sein letztes Zeugnis aufbewahrt. Einem Posaunenton gleich erklang seither seine Stimme durch alle Zeiten. Tausende von Zeugen Christi wurden von seinem Mut beseelt, und in aber Tausenden von schwerbeladenen Herzen wurde ein Widerhall seiner siegesgewissen Freude erweckt: „Ich werde schon geopfert, und die Zeit meines Abscheidens ist vorhanden. Ich habe den guten Kampf gekämpft, ich habe den Lauf vollendet, ich habe Glauben gehalten; hinfort ist mir bereit die Krone der Gerechtigkeit, welche mir der Herr, der gerechte Richter, an jenem Tage geben wird, nicht mir aber allein, sondern auch allen, die seine Erscheinung liebhaben.“ 2.Timotheus 4,6-8. DAp.337.2 Teilen

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