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Kapitel 51: Ein treuer Unterhirten
Kapitel 51: Ein treuer Unterhirten
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Auf Grundlage des 1.Petrusbriefs DAp.338 Teilen

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Nur wenig wird in der Apostelgeschichte von dem späteren Wirken des Apostels Petrus erwähnt. Während der bewegten Jahre seines Dienstes nach der Ausgießung des Heiligen Geistes zu Pfingsten gehörte er zu denen, die unermüdlich versuchten, die Juden zu erreichen, die anlässlich der jährlichen Feste nach Jerusalem kamen. DAp.339.1 Teilen

Als die Zahl der Gläubigen in Jerusalem und an anderen Orten, wohin die Sendboten des Kreuzes kamen, immer mehr wuchs, erwiesen sich die Fähigkeiten des Petrus von unschätzbarem Wert für die urchristliche Gemeinde. Der Einfluss seines Zeugnisses von Jesus von Nazareth wirkte sich nah und fern aus. Eine doppelte Verantwortung war ihm anvertraut worden: Vor den Ungläubigen legte er ein klares Zeugnis vom Messias ab und strebte ernstlich deren Bekehrung an. Gleichzeitig setzte er sich für die Gläubigen ein, um sie in ihrem Glauben an Christus zu stärken. DAp.339.2 Teilen

Erst nachdem Petrus dahin geführt worden war, sich nicht mehr auf sich selbst, sondern allein auf die göttliche Macht zu stützen, wurde er zum Hirtendienst berufen. Noch ehe Petrus ihn verleugnete, hatte Christus zu ihm gesagt: „Wenn du dereinst dich bekehrst, so stärke deine Brüder.“ Lukas 22,32. Diese Worte bezogen sich auf das große und erfolgreiche Werk, das dieser Apostel in der Zukunft für jene tun würde, die zum Glauben kommen sollten. Für diese Aufgabe war Petrus durch seine eigene Erfahrung mit der Sünde, sowie durch seine Reue und Buße vorbereitet worden. Erst als er seine eigene Schwäche erlebt hatte, konnte er erkennen, wie nötig es der Gläubige hat, sich auf Christus zu verlassen. Im Sturm der Versuchung hatte er einsehen gelernt, dass der Mensch nur dann seinen Lebensweg sicher gehen kann, wenn er nicht mehr auf sich selbst baut, sondern sich ganz auf den Heiland verlässt. DAp.339.3 Teilen

Bei der letzten Begegnung Christi mit seinen Jüngern am See Genezareth war Petrus durch die dreimalige Frage: „Hast du mich lieb?“ Johannes 21,15-17. geprüft und erneut in seine Stellung unter den Zwölfen eingesetzt worden. Dabei war ihm als Aufgabe übertragen worden, die Herde des Herrn zu weiden. Als Bekehrter und Angenommener sollte er nun nicht nur danach trachten, jene zu retten, die noch nicht zur Herde gehörten, sondern auch ein Hirte der Schafe zu sein. DAp.339.4 Teilen

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Christus hatte nur eine Voraussetzung für den Dienst des Petrus genannt: „Hast du mich lieb?“ Liebe ist die entscheidende Voraussetzung. Mochte Petrus auch jede andere Fähigkeit besitzen, so konnte er doch ohne die Liebe Christi kein treuer Hirte der Herde Gottes sein. Sicherlich sind auch Kenntnisse, Güte, Redegabe und Eifer in diesem Werk nötig, wo aber die Liebe Christi im Herzen fehlt, da versagt der christliche Prediger in seiner Arbeit. DAp.340.1 Teilen

Die Liebe Christi ist kein gelegentlich aufflackerndes Gefühl, sondern ein lebendiger Grundsatz, der in unserem Leben als bleibende Kraft sichtbar werden soll. Sind Wesen und Wandel eine Bestätigung der Wahrheit, die ein Hirte vertritt, dann wird Gott das Siegel seines Wohlgefallens der Arbeit aufdrücken. Hirte und Herde werden eins werden, verbunden durch die gemeinsame Hoffnung in Christus. DAp.340.2 Teilen

Die Art und Weise, wie der Heiland mit Petrus umging, enthielt für ihn wie für seine Brüder eine wichtige Lehre. Wenn Petrus auch seinen Herrn verleugnet hatte, so war doch Jesu Liebe zu ihm nie ins Wanken geraten. Als nun der Apostel beauftragt wurde, das Wort an andere weiterzureichen, war es unerlässlich, dass er dem Übertreter mit Geduld, Mitgefühl und vergebender Liebe begegnete. In Erinnerung an seine eigenen Schwächen und an sein Versagen sollte er die ihm anvertrauten Schafe und Lämmer so liebevoll behandeln, wie Christus ihn selbst behandelt hatte. DAp.340.3 Teilen

Menschen, die selbst dem Bösen ausgesetzt sind, neigen leicht dazu, die Angefochtenen und Irrenden schroff zu behandeln. Sie können nicht in den Herzen lesen und wissen daher nichts von deren Kampf und Schmerz. Deshalb müssen sie unbedingt lernen, wie man mit Liebe tadelt, wie man Schläge austeilt, um zu bessern, wie man warnt und dabei die Hoffnung nicht fehlen lässt. DAp.340.4 Teilen

Während der ganzen Zeit seines Dienstes als Hirte wachte Petrus treu über die ihm anvertraute Herde. Damit erwies er sich des ihm vom Heiland erteilten Auftrags und der ihm auferlegten Verantwortung würdig. Stets pries er Jesus von Nazareth als die Hoffnung Israels und als den Heiland der Menschheit. Sein eigenes Leben ordnete er völlig dem Willen seines Meisters unter. DAp.340.5 Teilen

Durch alle Mittel, die er zur Verfügung hatte, versuchte er die Gläubigen zur Mitarbeit heranzuziehen. Seine vorbildliche Frömmigkeit und sein rastloses Schaffen begeisterte vielversprechende junge Leute, sich rückhaltlos in den Dienst der Evangeliumsverkündigung zu stellen. Der Einfluss des Apostels als Erzieher und Leiter hatte sich im Laufe der Zeit immer mehr ausgeweitet. Obwohl er die Aufgabe, besonders unter den Juden zu arbeiten, nie aus dem Auge verlor, legte er doch in vielen Ländern sein Zeugnis ab und stärkte etliche im Glauben an das Evangelium. DAp.340.6 Teilen

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In den letzten Jahren seines Dienstes wurde Petrus vom Geist Gottes bewegt, den Gläubigen zu schreiben, „die zertreut wohnen in Pontus, Galatien, Kapitelpadozien, der Landschaft Asien und Bithynien“. 1.Petrus 1,1. Seine Briefe sollten dazu beitragen, den Mut und Glauben derer zu beleben und zu stärken, die Prüfungen und Leid ertragen mussten, und diejenigen erneut zu guten Werken anzuspornen, die wegen vieler Versuchungen in Gefahr waren, ihren Halt an Gott zu verlieren. Diese Briefe erwecken den Eindruck, von jemandem geschrieben zu sein, der viel von dem erlebt hatte, das Leiden als auch den Trost Christi — von jemandem, dessen Wesen durch die Gnade völlig umgewandelt worden war und der unbeirrt an der Hoffnung auf das ewige Leben festhielt. DAp.341.1 Teilen

Gleich am Anfang seines ersten Briefes brachte der bejahrte Knecht Gottes seinem Herrn Preis und Dank entgegen. „Gelobt sei Gott, der Vater unsres Herrn Jesus Christus, der uns nach seiner großen Barmherzigkeit wiedergeboren hat zu einer lebendigen Hoffnung durch die Auferstehung Jesu Christi von den Toten, zu einem unvergänglichen und unbefleckten und unverwelklichen Erbe, das behalten wird im Himmel für euch, die ihr aus Gottes Macht durch den Glauben bewahrt werdet zur Seligkeit, welche bereit ist, dass sie offenbar werde zu der letzten Zeit.“ 1.Petrus 1,3-5. DAp.341.2 Teilen

In der Hoffnung, auf der neuen Erde einmal ein sicheres Erbe zu erhalten, waren die ersten Christen selbst in Zeiten schwerer Anfechtungen und Leid von Freude erfüllt. Deshalb konnte Petrus ihnen schreiben: „Darüber jubelt ihr, mögt ihr jetzt auch eine kurze Zeit, wenn es so sein muss, durch mancherlei Anfechtungen in Trübsal versetzt sein; dadurch soll sich ja die Echtheit eures Glaubens bewahren und wertvoller erfunden werden als Gold, das vergänglich ist, aber durch Feuer in seiner Echtheit erprobt wird, und sich zum Lobe, zur Ehre und zur Verherrlichung bei der Offenbarung Jesu Christi erweisen. Ihn habt ihr lieb, obgleich ihr ihn nicht gesehen habt; an ihn glaubt ihr, obgleich ihr ihn jetzt nicht seht, und ihm jubelt ihr mit unaussprechlicher und verklärter Freude entgegen, weil ihr das Endziel eures Glaubens davontragt, nämlich die Errettung eurer Seelen.“ 1.Petrus 1,6-9 (Menge). DAp.341.3 Teilen

Die Worte des Apostels wurden zur Belehrung der Gläubigen aller Zeiten geschrieben. Sie sind aber von besonderer Bedeutung für jene, die am Leben sind, wenn herbeigekommen ist „das Ende aller Dinge“. 1.Petrus 4,7. Seine Ermahnungen und Warnungen sowie die Worte des Glaubens und der Ermutigung braucht jeder, der seinen Glauben „bis ans Ende fest behalten“ will. Hebräer 3,14. DAp.341.4 Teilen

Der Apostel versuchte die Gläubigen darüber zu unterweisen, wie wichtig es ist, die Gedanken daran zu hindern, sich mit verbotenen Dingen zu beschäftigen oder seine Kräfte an Nichtigkeiten zu vergeuden. Wer den Anschlägen Satans nicht zum Opfer fallen will, muss die Zugänge seines Herzens gut bewachen und sich davor hüten, das zu lesen, zu sehen oder zu hören, was unreine Gedanken hervorrufen könnte. Wir dürfen nicht zulassen, dass unsere Gedanken umherschweifen und nach Belieben bei jedem Gegenstand verweilen, den uns Satan einflüstert. Wachen wir nicht treu über unser Herz, dann wird das Böse von außen auch Böses im Innern wachrufen, und unsere Seele wird in Finsternis geraten. DAp.341.5 Teilen

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„Umgürtet die Lenden eures Gemüts“, schrieb Petrus, „seid nüchtern und setzt eure Hoffnung ganz auf die Gnade, die euch angeboten wird in der Offenbarung Jesu Christi ... und gebt euch nicht den Begierden hin, denen ihr früher in der Zeit eurer Unwissenheit dientet; sondern wie der, der euch berufen hat, heilig ist, sollt auch ihr heilig sein in eurem ganzen Wandel. Denn es steht geschrieben: 3.Mose 19,2. ‚Ihr sollt heilig sein, denn ich bin heilig.‘ Und da ihr den als Vater anruft, der ohne Ansehen der Person einen jeden richtet nach seinem Werk, so führt euer Leben, solange ihr hier in der Fremde weilt, in Gottesfurcht; denn ihr wisst, dass ihr nicht mit vergänglichem Silber oder Gold erlöst seid von eurem nichtigen Wandel nach der Väter Weise, sondern mit dem teuren Blut Christi als eines unschuldigen und unbefleckten Lammes. Er ist zwar zuvor ausersehen, ehe der Welt Grund gelegt wurde, aber offenbart am Ende der Zeiten um euretwillen, die ihr durch ihn glaubt an Gott, der ihn auferweckt hat von den Toten und ihm die Herrlichkeit gegeben, damit ihr Glauben und Hoffnung zu Gott habt.“ 1.Petrus 1,13-21. DAp.342.1 Teilen

Wäre es möglich gewesen, mit Silber und Gold das Heil der Menschen zu erkaufen, wie leicht hätte es dann der Herr vollbringen können, der da sagt: „Mein ist das Silber, und mein ist das Gold.“ Haggai 2,8. Doch nur das kostbare Blut des Sohnes Gottes konnte den Übertreter erlösen. Der Erlösungsplan gründet sich auf ein Opfer. Der Apostel Paulus schrieb: „Ihr kennt die Gnade unseres Herrn Jesus Christus: obwohl er reich ist, wurde er doch arm um euretwillen, damit ihr durch seine Armut reich würdet.“ 2.Korinther 8,9. Christus gab sich selbst für uns, um uns von aller Ungerechtigkeit zu erlösen. „Gottes Gabe aber ist ewiges Leben in Christus Jesus, unsrem Herrn.“ Römer 6,23. Durch diese Segensgabe wird das Heilswerk gekrönt. DAp.342.2 Teilen

„Da ihr eure Seelen im Gehorsam gegen die Wahrheit gereinigt habt durch den Geist zu ungeheuchelter Bruderliebe“, fuhr Petrus fort „liebt einander beharrlich und aus reinem Herzen!“ 1.Petrus 1,22. Durch Gottes Wort, die Wahrheit, lässt der Herr seinen Geist und seine Macht wirksam werden. Gehorsam gegen das Wort bringt Früchte der erforderlichen Güte hervor, nämlich ungeheuchelte Bruderliebe. Diese Liebe ist göttlichen Ursprungs. Aus ihr wachsen edle Beweggründe und selbstlose Taten. Wenn Gottes Wahrheit zum unverrückbaren Grundsatz des Lebens geworden ist, dann wird der Mensch „wiedergeboren ... nicht aus vergänglichem, sondern aus unvergänglichem Samen, nämlich aus dem lebendigen Wort Gottes, das da bleibt“. 1.Petrus 1,23. Diese Neugeburt geschieht, wo ein Mensch Christus als das Wort Gottes annimmt. Wird die göttliche Wahrheit durch den Heiligen Geist ins Herz hineingelegt, so geht dem Menschen ein neues Verständnis auf, und Kräfte, die bis dahin schlummerten, werden zum Dienst für Gott geweckt. DAp.342.3 Teilen

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Das hatten auch Petrus und seine Mitjünger erfahren. Christus hatte der Welt die Wahrheit offenbart und den unvergänglichen Samen, das Wort Gottes, in die Herzen der Menschen gesät. Doch viele der wertvollen Unterweisungen des großen Lehrers wurden an Menschen gerichtet, die sie damals nicht verstanden. Als dann nach der Himmelfahrt Christi der Heilige Geist die Jünger an diese Lehren erinnerte, wurden ihre Sinne geweckt. Plötzlich ging ihnen das Verständnis für die Bedeutung dieser Wahrheiten wie eine neue Offenbarung auf und die reine, unveränderte Wahrheit fand ihren Weg. Nun machten sie in ihrem Leben dieselbe wunderbare Erfahrung wie er in dem seinen. Das göttliche Wort gab Zeugnis durch sie, die Männer seiner Wahl, und sie verkündigten die herrliche Wahrheit: „Das Wort ward Fleisch und wohnte unter uns, und wir sahen seine Herrlichkeit, eine Herrlichkeit als des eingeborenen Sohnes vom Vater, voller Gnade und Wahrheit ... Und von seiner Fülle haben wir alle genommen Gnade um Gnade.“ Johannes 1,14.16. DAp.343.1 Teilen

Der Apostel ermahnte die Gläubigen, in der Schrift zu forschen, denn deren richtiges Verständnis würde sie gut auf die Ewigkeit vorbereiten. Petrus erkannte, dass jeder Mensch mit Schwierigkeiten und Anfechtungen zu kämpfen habe, ehe er den Sieg davontragen könne. Aber er wusste auch, dass das Verständnis der Heiligen Schrift den Geprüften und Versuchten befähigen würde, sich jener Verheißungen zu erinnern, die Trost geben und das Vertrauen zu dem Allmächtigen stärken können. DAp.343.2 Teilen

„Denn alles Fleisch ist wie Gras und alle Herrlichkeit des Menschen wie die Blume des Grases. Das Gras ist verdorrt und seine Blume abgefallen; aber das Wort des Herrn bleibt in Ewigkeit. Das ist aber das Wort, welches euch als Evangelium verkündigt worden ist.“ 1.Petrus 1,24f. „So legt nun ab alle Bosheit und allen Betrug und Heuchelei und Neid und alle Verleumdungen, und seid als neugeborene Kindlein begierig nach der unverfälschten Milch des Wortes, damit ihr durch sie heranwachst, wenn ihr wirklich geschmeckt habt, dass der Herr freundlich ist.“ 1.Petrus 2,1-3. DAp.343.3 Teilen

Viele der Gläubigen, an die Petrus seine Briefe richtete, lebten unter den Heiden, und es hing viel davon ab, dass sie ihrer hohen Berufung treu blieben. Darum erinnerte sie der Apostel daran, wie sehr sie als Nachfolger Christi begünstigt waren und schrieb: „Ihr seid eine königliche Priesterschaft, Gottes heiliges Volk, sein persönliches Eigentum. So seid ihr ein lebendiges Beispiel für die Güte Gottes, denn er hat euch aus der Finsternis in sein wunderbares Licht gerufen. Früher wart ihr kein Volk; jetzt seid ihr das Volk Gottes. Früher habt ihr Gottes Barmherzigkeit nicht empfangen; jetzt aber habt ihr seine Barmherzigkeit empfangen. Hosea 2,25. Liebe Brüder, in dieser Welt seid ihr ohne Bürgerrecht und Fremde. Deshalb warne ich euch: Lasst euch nicht von den Versuchungen dieser Welt bestimmen, denn sie schaden eurer Seele. Achtet sorgfältig darauf, wie ihr unter euren ungläubigen Mitmenschen lebt. Selbst wenn sie euch eines Unrechts anklagen, wird sie euer einwandfreies Verhalten beeindrucken, und sie werden an Gott glauben und ihm die Ehre geben, wenn er kommt, um die Welt zu richten.“ 1.Petrus 2,9-12 (NL). DAp.343.4 Teilen

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Klar skizzierte der Apostel auch, wie sich der Gläubige gegenüber dem Staat verhalten sollte: „Ordnet euch deshalb aller menschlichen Ordnung unter um des Herrn willen, es sei dem König als dem Oberhaupt oder den Statthaltern als seinen Gesandten zur Bestrafung der Übeltäter und zum Lob derer, die Gutes tun. Denn das ist der Wille Gottes, dass ihr durch Gutestun die Unwissenheit der unverständigen Menschen zum Schweigen bringt; als Freie, und nicht als solche, die die Freiheit als Deckmantel für die Bosheit benutzen, sondern als Knechte Gottes. Erweist jedermann Achtung, liebt die Bruderschaft, fürchtet Gott, ehrt den König!“ 1.Petrus 2,13-17. DAp.344.1 Teilen

Den Knechten empfahl er, sich den Weisungen ihrer Herren unterzuordnen „mit aller Furcht ..., nicht allein den gütigen und freundlichen, sondern auch den wunderlichen. Denn das ist Gnade“, erklärte er, „wenn jemand vor Gott um des Gewissens willen das Übel erträgt und leidet das Unrecht. Denn was ist das für ein Ruhm, wenn ihr um schlechter Taten willen geschlagen werdet und es geduldig ertragt? Aber wenn ihr um guter Taten willen leidet und es ertragt, das ist Gnade bei Gott. Denn dazu seid ihr berufen, da auch Christus gelitten hat für euch und euch ein Vorbild hinterlassen, dass ihr sollt nachfolgen seinen Fußtapfen; er, der keine Sünde getan hat und in dessen Mund sich kein Betrug fand; der nicht widerschmähte, als er geschmäht wurde, nicht drohte, als er litt, er stellte es aber dem anheim, der gerecht richtet; der unsre Sünde selbst hinaufgetragen hat an seinem Leibe auf das Holz, damit wir, der Sünde abgestorben, der Gerechtigkeit leben. Durch seine Wunden seid ihr heil geworden. Denn ihr wart wie die irrenden Schafe; aber ihr seid nun bekehrt zu dem Hirten und Bischof eurer Seelen.“ 1.Petrus 2,18-25. DAp.344.2 Teilen

Der Apostel ermahnte die gläubigen Frauen, sittsam in ihrem Wandel sowie einfach in ihrer Kleidung und ihrem Verhalten zu sein. „Euer Schmuck soll nicht äußerlich sein wie Haarflechten, goldene Ketten oder prächtige Kleider, sondern der verborgene Mensch des Herzens im unvergänglichen Schmuck des sanften und stillen Geistes: das ist köstlich vor Gott.“ 1.Petrus 3,3f. DAp.344.3 Teilen

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Das gilt den Gläubigen aller Zeiten. „An ihren Früchten sollt ihr sie erkennen.“ Matthäus 7,20. Der Schmuck eines sanftmütigen und stillen Geistes ist von unschätzbarem Wert. Im Leben des wahren Christen stimmt der äußere Schmuck mit dem inneren Frieden und der verborgenen Heiligkeit überein. „Will mir jemand nachfolgen“, sagt Jesus, „der verleugne sich selbst und nehme sein Kreuz auf sich und folge mir.“ Matthäus 16,24. Selbstverleugnung und Opferwilligkeit kennzeichnen das Leben des Christen. Die Bekehrung zeigt sich auch im Geschmack derer, die auf dem Pfad gehen, der für die Erlösten des Herrn bereitet ist. Es wird sich daran zeigen, wie sie sich kleiden. DAp.345.1 Teilen

Es ist in Ordnung, das Schöne zu lieben und zu erstreben. Aber Gott fordert uns auf, vor allem das Vollkommen zu lieben und zu suchen, das unvergänglich ist. Kein äußerer Schmuck kann in seinem Wert und seiner Lieblichkeit mit dem „sanften und stillen Geist“ verglichen werden, dem Wesensmerkmal aller Heiligen auf Erden, die mit „weißer, reiner Leinwand“ Offb. 19,14 angetan sind. Dieses Kleid macht sie schon hier auf Erden schön und liebenswert und wird sie einmal zum Betreten des Palastes ihres Königs berechtigen, der ihnen verheißen hat: „Die werden mit mir wandeln in weißen Kleidern, denn sie sind‘s wert.“ Offb. 3,4 DAp.345.2 Teilen

Mit prophetischem Blick schaute Petrus voraus auf die gefahrvollen Zeiten, denen die Gemeinde Christi entgegengehen wird. Deshalb ermahnte er die Gläubigen, trotz Anfechtungen und Leiden treu auszuharren. „Ihr Lieben, lasst euch durch die Hitze nicht befremden, die euch widerfährt zu eurer Versuchung, als widerführe euch etwas Seltsames.“ 1.Petrus 4,12. DAp.345.3 Teilen

Anfechtungen gehören zur Erziehung in der Schule Jesu Christi, damit Gottes Kinder von den Schlacken dieser Welt gereinigt werden. Gerade weil Gott Seine Kinder führt, erleben sie schwere Prüfungen. Schwierigkeiten und Hindernisse sind Seine bewährten Erziehungsmittel, ja sie sind die von Ihm festgelegten Voraussetzungen zum Erfolg. Gott, der die Herzen der Menschen erforscht, kennt ihre Schwächen besser, als sie es selbst vermögen. Er weiß, dass manche Menschen Fähigkeiten besitzen, die — in rechte Bahnen gelenkt — der Förderung Seines Werkes dienen könnten. In Seiner Vorsehung lässt Er darum Seine Kinder in Situationen kommen, in denen sie ihre verborgenen Fehler erkennen können. Er gibt ihnen dann auch Gelegenheit, diese Fehler zu überwinden und im Dienst des Herrn tüchtig zu werden. Oft bringt er sogar das Feuer der Trübsal über die Gläubigen, damit sie geläutert werden. DAp.345.4 Teilen

Unaufhörlich sorgt Gott für Sein Volk. Er lässt kein Leid über Seine Kinder kommen, das nicht zu ihrem gegenwärtigen oder ewigen Heil notwendig wäre. Er will seine Gemeinde so reinigen, wie Christus während seines Wirkens auf Erden den Tempel reinigte. Was immer er an Prüfungen und Bewährungsproben über sein Volk bringt, das geschieht nur, damit es zu größerer Frömmigkeit gelange und mehr Kraft empfange, den Sieg des Kreuzes auszuweiten. DAp.345.5 Teilen

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Es hatte für Petrus eine Zeit gegeben, in der er im Werk Christi nicht das Kreuz sehen wollte. Als der Heiland die Jünger auf die ihm bevorstehenden Leiden und auf seinen Tod hinwies, hatte Petrus ausgerufen: „Herr, das verhüte Gott! Das widerfahre dir nur nicht!“ Matthäus 16,22. Selbstmitleid, das davor zurückschreckte, am Leiden Christi teilzuhaben, hatte Petrus zu diesem Einspruch veranlasst. Nur langsam nahm er die bittere Wahrheit an, dass der Weg Christi auf Erden durch Leid und Demütigungen führt. Doch in der Hitze der Trübsal sollte er das noch lernen. Als seine einst so rüstige Gestalt jetzt unter der Last der Jahre und der Arbeit gebeugt war, konnte er schreiben: „Ihr Lieben, lasset euch die Hitze nicht befremden, die euch widerfährt, dass ihr versucht werdet. Meinet nicht, es widerfahre euch etwas Seltsames, sondern freuet euch, dass ihr mit Christus leidet, auf dass ihr auch zurzeit der Offenbarung seiner Herrlichkeit Freude und Wonne haben möget.“ 1.Petrus 4,12f. DAp.346.1 Teilen

An die Gemeindeältesten schrieb der Apostel bezüglich ihrer Verantwortung als Hirten der Herde Christi: „Weidet die Herde Gottes, die euch befohlen ist, nach Gottes Willen, nicht gezwungen, sondern willig; nicht um schändlichen Gewinnes willen, sondern von Herzensgrund; nicht als die über die Gemeinden herrschen, sondern werdet Vorbilder der Herde. So werdet ihr, wenn erscheinen wird der Erzhirte, die unverwelkliche Krone der Ehren empfangen.“ 1.Petrus 5,2-4. DAp.346.2 Teilen

Wer als Unterhirte berufen ist, sollte mit Fleiß über die Herde des Herrn wachen; nicht diktatorisch sondern in einer Weise, die ermutigt, stärkt und erbaut. Der Predigtdienst erfordert weit mehr als nur predigen. Er erfordert ernste, persönliche Arbeit. Die Gemeinde auf Erden besteht aus fehlerhaften Männern und Frauen. Sie heranzubilden, in diesem Leben ein rechtes Werk zu tun und im zukünftigen Leben mit Herrlichkeit und Unsterblichkeit gekrönt zu werden, das kostet viel Geduld und Mühe. Seelsorger, treue Hirten werden gebraucht, die Gottes Volk weder schmeicheln noch hart mit ihm umgehen, sondern es mit dem Brot des Lebens speisen. Männer sind nötig, die in ihrem Leben täglich die umwandelnde Kraft des Heiligen Geistes verspüren und eine starke selbstlose Liebe denen gegenüber empfinden, für die sie tätig sind. DAp.346.3 Teilen

Die Aufgabe eines Hirten erfordert viel Takt, um Entfremdung, Neid, Verbitterung und Eifersucht in der Gemeinde entgegentreten zu können. Er muss im Geist Christi arbeiten, um alles in Ordnung halten zu können. Da müssen Warnungen erteilt, Sünden gerügt, Unrecht gutgemacht werden, nicht aber nur vom Podium herab, sondern durch das Wirken am einzelnen. Wenn jemand sich in seinem Eigensinn der Botschaft widersetzt und Gottes Diener zu Unrecht beschuldigt und kritisiert, sollte er daran denken, dass „die Weisheit ... von oben her ist aufs erste lauter, danach friedsam, gelinde, lässt sich etwas sagen, voll Barmherzigkeit und guter Früchte, unparteiisch, ohne Heuchelei. Die Frucht aber der Gerechtigkeit wird gesät im Frieden denen, die Frieden halten.“ Jakobus 3,17f. DAp.346.4 Teilen

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Das Werk des Evangeliumspredigers besteht darin, „ans Licht zu bringen, wie Gott seinen geheimen Ratschluss ausführt, der von Ewigkeit her verborgen war in ihm“. Epheser 3,9. Wenn aber jemand diesen Dienst ausführt und sich nur die Bereiche heraussucht, die geringste Aufopferung erfordern, wenn er sich mit Predigen begnügt, die seelsorgerliche Arbeit aber einem andern überlässt, kann seine Arbeit nicht Gottes Wohlgefallen finden. Gerade aus Mangel an zielgerichteter, persönlicher Arbeit gehen Menschen verloren, für die Christus starb. Wer ins Predigtamt eintritt, ohne zur notwendigen Arbeit an einzelnen Menschen bereit zu sein, hat die Bedeutung seines Berufes nicht verstanden. DAp.347.1 Teilen

Der wahre Hirte zeichnet sich durch den Geist der Selbstlosigkeit aus. Um im Werk Gottes dienen zu können, verliert er sich selbst aus den Augen. Durch die Predigt des Wortes und durch Besuche in den Heimen der Leute lernt er deren Bedürfnisse, Kümmernisse und Anfechtungen kennen. Und da er mit Christus, dem großen Bürdenträger, zusammenarbeitet, fühlt er ihre Leiden mit, tröstet er sie in ihren Nöten, stillt er ihren geistlichen Hunger und gewinnt ihre Herzen für Gott. In diesem Wirken stehen die Engel des Himmels dem Prediger zur Seite, und er selbst wird durch die Wahrheit unterwiesen und erleuchtet, die zur Seligkeit führt. DAp.347.2 Teilen

Im Zusammenhang mit den Unterweisungen, die Petrus den Verantwortungsträgern in der Gemeinde erteilte, stellte er noch einige allgemeine Grundsätze auf, die jeder Gläubige beachten sollte. So ermahnte er die jüngeren Glieder, dem Beispiel der Ältesten in christlicher Demut zu folgen: „Desgleichen ihr Jüngeren, ordnet euch den Ältesten unter. Alle aber miteinander haltet fest an der Demut; denn Gott widersteht den Hochmütigen, aber den Demütigen gibt er Gnade. So demütigt euch nun unter die gewaltige Hand Gottes, damit er euch erhöhe zu seiner Zeit. Alle eure Sorge werft auf ihn; denn er sorgt für euch. Seid nüchtern und wacht; denn euer Widersacher, der Teufel, geht umher wie ein brüllender Löwe und sucht, wen er verschlinge. Dem widersteht, fest im Glauben.“ 1.Petrus 5,5-9. DAp.347.3 Teilen

So schrieb Petrus an die Gläubigen in einer Zeit besonderer Anfechtung für die Gemeinde. Viele hatten schon an den Leiden Christi teilgehabt, und bald sollte eine Zeit schrecklicher Verfolgung über die Gemeinde hereinbrechen. Nur noch wenige Jahre, dann würden viele von denen, die der Gemeinde als Lehrer und Leiter vorgestanden hatten, ihr Leben für das Evangelium lassen. Bald würden reißende Wölfe unter sie kommen und die Herde nicht verschonen. Aber nichts von alledem sollte die entmutigen, die ihre Hoffnung ganz auf Christus setzten. Mit tröstenden Worten lenkte Petrus die Gedanken der Gläubigen von den gegenwärtigen Prüfungen und den bevorstehenden Leiden hin „zu einem unvergänglichen und unbefleckten und unverwelklichen Erbe“. 1.Petrus 1,4. Inbrünstig betete er: „Der Gott aller Gnade aber, der euch berufen hat zu seiner ewigen Herrlichkeit in Christus Jesus, der wird euch, die ihr eine kleine Zeit leidet, aufrichten, stärken, kräftigen, gründen. Ihm sei die Macht von Ewigkeit zu Ewigkeit! Amen.“ 1.Petrus 5,10f. DAp.347.4 Teilen

Kapitel 52: Standhaft bis ans Ende
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Auf Grundlage des 2.Petrusbriefes DAp.349 Teilen

Im zweiten Brief, den Petrus an diejenigen richtete, die mit ihm „denselben teuren Glauben“ (2.Petrus 1,1) erlangt hatten, legt er den göttlichen Plan zur Bildung eines christlichen Charakters vor. Er schreibt dort: „Gott gebe euch viel Gnade und Frieden durch die Erkenntnis Gottes und unsres Herrn Jesus! Alles, was zum Leben und göttlichen Wandel dient, hat uns seine göttliche Kraft geschenkt durch die Erkenntnis des, der uns berufen hat durch seine Herrlichkeit und Kraft. Durch sie sind uns die teuren und allergrößten Verheißungen geschenkt, auf dass ihr dadurch teilhaftig werdet der göttlichen Natur, die ihr entkommen seid der verderblichen Lust in der Welt. So wendet allen euren Fleiß daran und beweist in eurem Glauben Tugend und in der Tugend Erkenntnis und in der Erkenntnis Mäßigkeit und in der Mäßigkeit Geduld und in der Geduld Gottesfurcht und in der Gottesfurcht brüderliche Liebe und in der brüderlichen Liebe die Liebe zu allen Menschen. Denn wenn solches reichlich bei euch ist, werdet ihr nicht faul noch unfruchtbar sein in der Erkenntnis unsres Herrn Jesus Christus.“ 2.Petrus 1,2-8. DAp.349.1 Teilen

Diese Worte sind voller Unterweisungen und schlagen einen sieghaften Ton an. Der Apostel zeigt darin den Gläubigen die Stufenleiter christlichen Wachstums. Jeder Schritt bedeutet eine Zunahme an Gotteserkenntnis. Da darf es keinen Stillstand geben. Glaube, Tugend, Erkenntnis, Mäßigkeit, Geduld, Gottseligkeit, brüderliche Liebe und die Liebe zu allen Menschen sind die Sprossen dieser Leiter. Wir werden gerettet, wenn wir Stufe um Stufe hinaufsteigen bis zu dem uns von Christus vorgehaltenen Ideal. So ist Er uns gemacht zur Weisheit, zur Gerechtigkeit, zur Heiligung und zur Erlösung. DAp.349.2 Teilen

Gott hat Sein Volk zu Herrlichkeit und Tugend berufen. Das wird sich im Lebensstil derer zeigen, die wahrhaft mit ihm verbunden sind. Nachdem sie Teilhaber der himmlischen Gabe geworden sind, sollen sie — „aus Gottes Macht durch den Glauben bewahrt“ (1.Petrus 1,5) — zur Vollkommenheit schreiten. Gott wird verherrlicht, wenn er Seinen Kindern Seine Tugenden verleiht. Er möchte, dass Männer und Frauen das höchste Ziel erreichen. Ergreifen sie durch den Glauben die Kraft Christi, beanspruchen sie die sicheren Verheißungen für sich und trachten sie unbeirrt nach der Kraft des Heiligen Geistes, dann werden sie auch zur Vollkommenheit gelangen. DAp.349.3 Teilen

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Hat jemand das Evangelium im Glauben angenommen, dann ist es seine nächste Aufgabe, seinen Charakter zu vervollkommnen. Dadurch wird das Herz gereinigt und der Verstand für die Aufnahme der Erkenntnis Gottes vorbereitet. Die bildet die Grundlage jeder wahren Bildung und jedes echten Dienstes. Sie ist der einzig sichere Schutz vor Versuchungen und kann den Menschen in seinem Wesen Gott ähnlich machen. Durch die Erkenntnis Gottes und seines Sohnes Jesus Christus wird dem Gläubigen alles gegeben, „was zum Leben und göttlichen Wandel dient“. 2.Petrus 1,3. Keine gute Gabe wird dem vorenthalten, der sich aufrichtig danach sehnt, die Gerechtigkeit Gottes zu erlangen. DAp.350.1 Teilen

„Das ist aber das ewige Leben, dass sie dich, der du allein wahrer Gott bist, und den du gesandt hast, Jesus Christus, erkennen.“ Johannes 17,3. Und der Prophet Jeremia erklärte: „Ein Weiser rühme sich nicht seiner Weisheit, ein Starker rühme sich nicht seiner Stärke, eine Reicher rühme sich nicht seines Reichtums. Sondern wer sich rühmen will, der rühme sich dessen, dass er klug sei und mich kenne, dass ich der Herr bin, der Barmherzigkeit, Recht und Gerechtigkeit übt auf Erden; denn solches gefällt mir, spricht der Herr.“ Jeremia 9,22f. Wir können uns kaum eine Vorstellung von der Breite, Tiefe und Höhe des geistlichen Vermögens eines Menschen machen, der diese Erkenntnis gewinnt. DAp.350.2 Teilen

Jeder kann in seinem Bereich einen vollkommenen christlichen Charakter erlangen. Durch das Opfer Christi sind alle Vorkehrungen getroffen, dass der Gläubige das empfängt, was zum Leben und göttlichen Wandel dient. Gott fordert uns auf, nach Vollkommenheit zu streben. Den Charakter Christi hat er uns als Vorbild gegeben. Durch beharrlichen Widerstand gegen das Böse bewies der Heiland in den Tagen seines Menschseins, dass Menschen durch das Zusammenwirken mit Gott bereits in diesem Leben die Vollkommenheit des Charakters erlangen können. Damit gibt Gott die Gewähr, dass auch wir einen vollständigen Sieg erringen können. DAp.350.3 Teilen

So ist dem Gläubigen die wunderbare Möglichkeit geschenkt, Christus ähnlich zu werden und allen Forderungen des Gesetzes gehorsam zu sein. Aus sich selbst ist der Mensch dazu jedoch nicht in der Lage. Die Heiligkeit, die er entsprechend dem Wort Gottes haben sollte, um gerettet zu werden, ist die Frucht der göttlichen Gnade, die er empfängt, wenn er sich der Zucht und dem mäßigenden Einfluss des Geistes der Wahrheit unterwirft. Der Gehorsam des Menschen wird erst durch den Weihrauch der Gerechtigkeit Christi vollkommen gemacht, der jede unserer Taten des Gehorsams mit göttlichem Wohlgeruch erfüllt. Der Christ soll seinerseits beharrlich gegen jeden Fehler ankämpfen und ständig den Heiland bitten, sein sündenkrankes Herz zu heilen. Er selbst besitzt weder Weisheit noch Kraft zum Überwinden. Allein der Herr hat sie, und er gibt sie denen, die demütig und bußfertig um Hilfe nachsuchen. DAp.350.4 Teilen

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Die Umwandlung des ungeheiligten Menschen zu einem geheiligten ist ein kontinuierlicher Vorgang. Gott arbeitet Tag für Tag an der Heiligung des Menschen, der Mensch aber soll mit Gott zusammenarbeiten und beharrlich darum ringen, gute Gewohnheiten zu entfalten. Er soll sich eine Tugend nach der anderen aneignen. Und während er sie so zu vermehren sucht, wird Gott auf seine Weise für ihn wirken und das Erlangte vervielfachen. Unser Heiland ist stets bereit, das Gebet eines bußfertigen Herzens zu erhören und seinen Getreuen Gnade und Frieden zu mehren. Gern gewährt er ihnen die Segnungen, die sie im Kampf gegen die Schwierigkeiten brauchen, die ihnen zu schaffen machen. DAp.351.1 Teilen

Manche Menschen versuchen, in ihrem Christenleben Fortschritte zu machen. Sobald sie aber vorankommen, fangen sie an, ihr Vertrauen auf ihre eigene Kraft zu setzen, und verlieren Jesus, den Anfänger und Vollender ihres Glaubens, aus dem Auge. Das führt dann zum Misserfolg, zum Verlust alles Erreichten. Höchst betrüblich ist der Zustand jener Menschen, die auf dem Weg müde geworden sind und es zulassen, dass Satan sie der christlichen Tugenden beraubt, die sie in ihrem Leben bereits entwickelt hatten. „Wer aber solches nicht hat“, erklärte der Apostel, „der ist blind und tappt im Dunkeln und hat vergessen, dass er rein geworden ist von seinen vorigen Sünden.“ 2.Petrus 1,9. DAp.351.2 Teilen

Der Apostel Petrus hatte in geistlichen Dingen viele Erfahrungen gesammelt. Sein Glaube an Gottes rettende Kraft war mit den Jahren gewachsen, bis er unstreitig bewiesen hatte, dass die Gefahr des Misserfolgs für denjenigen in keiner Weise besteht, der im Glauben stets aufwärts- und vorwärtsschreitet, bis er die letzte Stufe erklimmt, die zur Himmelspforte führt. DAp.351.3 Teilen

Viele Jahre hindurch hatte Petrus den Gläubigen nahegelegt, wie nötig es sei, ständig in der Gnade und Erkenntnis der Wahrheit zu wachsen. Und jetzt, wo er wusste, dass er um seines Glaubens willen den Märtyrertod sterben musste, lenkte er die Aufmerksamkeit noch einmal auf die kostbaren Gnadengaben, die jeder Gläubige erlangen kann. In der vollen Gewissheit seines Glaubens ermahnte der greise Apostel seine Brüder, entschlossen daran festzuhalten, im christlichen Wandel dem Ziel entgegenzugehen. Er bat sie: „bemüht euch desto mehr, eure Berufung und Erwählung festzumachen. Denn wenn ihr dies tut, werdet ihr nicht straucheln und so wird euch reichlich gewährt werden der Eingang in das ewige Reich unseres Herrn und Heilands Jesus Christus.“ 2.Petrus 1,10f. DAp.351.4 Teilen

Welch eine kostbare Zusicherung. Eine herrliche Hoffnung eröffnet sich für den Nachfolger Jesu, der im Glauben der christlichen Vollkommenheit zustrebt! Der Apostel sagte weiter: „Darum will ich‘s nicht lassen, euch allezeit daran zu erinnern, obwohl ihr‘s wisst und gestärkt seid in der Wahrheit, die unter euch ist. Ich halte es aber für richtig, solange ich in dieser Hütte bin, euch zu erwecken und zu erinnern; denn ich weiß, dass ich meine Hütte bald verlassen muss, wie es mir auch unser Herr Jesus Christus eröffnet hat. Ich will mich aber bemühen, dass ihr dies allezeit auch nach meinem Hinscheiden im Gedächtnis behalten könnt.“ 2.Petrus 1,12-15. DAp.351.5 Teilen

352

Der Apostel war bestens dazu in der Lage, über Gottes Absicht mit den Menschen zu sprechen, denn während des Wirkens Christi auf Erden hatte er viel vom Reich Gottes gesehen und viel darüber gehört. „Denn wir sind nicht ausgeklügelten Fabeln gefolgt, als wir euch kundgetan haben die Kraft und das Kommen unseres Herrn Jesus Christus; sondern wir haben seine Herrlichkeit selber gesehen. Denn er empfing von Gott, dem Vater, Ehre und Preis durch eine Stimme, die zu ihm kam von der großen Herrlichkeit: Dies ist mein lieber Sohn, an dem ich Wohlgefallen habe. Und diese Stimme haben wir gehört vom Himmel kommen, als wir mit ihm waren auf dem heiligen Berge.“ 2.Petrus 1,16-18. DAp.352.1 Teilen

So überzeugend diese Beweise für die Gewissheit der Hoffnung der Gläubigen waren, so war das Zeugnis der Prophetie doch noch überzeugender, denn durch sie konnte der Glaube aller bestätigt und verankert werden. Petrus erklärte: „Umso fester haben wir das prophetische Wort, und ihr tut gut daran, dass ihr darauf achtet als auf ein Licht, das da scheint an einem dunklen Ort, bis der Tag anbreche und der Morgenstern aufgehe in euren Herzen. Und das sollt ihr vor allem wissen, dass keine Weissagung in der Schrift eine Sache eigener Auslegung ist. Denn es ist noch nie eine Weissagung aus menschlichem Willen hervorgebracht worden, sondern getrieben von dem Heiligen Geist haben Menschen im Namen Gottes geredet.“ 2.Petrus 1,19-21. DAp.352.2 Teilen

Während der Apostel einerseits auf das feste prophetische Wort als sicheren Führer in Zeiten der Gefahr hinwies, warnte er andererseits die Gemeinde vor der Fackel falscher Prophetie in den Händen falscher Lehrer, die versuchen würden, verkehrte Auffassungen einzuführen und sogar den Herrn zu verleugnen. Diese Irrlehrer, die innerhalb der Gemeinde aufstehen und von vielen Glaubensbrüdern für echt gehalten würden, verglich der Apostel mit „Brunnen ohne Wasser und Wolken, vom Wirbelwind umhergetrieben. Ihr Los ist die dunkelste Finsternis.“ 2.Petrus 2,17. Es ist „mit ihnen am Ende ärger geworden als zuvor“, versicherte er. „Denn es wäre ihnen besser, dass sie den Weg der Gerechtigkeit nicht erkannt hätten, als dass sie ihn erkennen und sich abkehren von dem heiligen Gebot, das ihnen gegeben ist.“ 2.Petrus 2,20f. DAp.352.3 Teilen

Als Petrus dann über die Jahrhunderte bis hin zum Ende der Zeiten überblickte, befähigte ihn der Heilige Geist, die Zustände zu beschreiben, die kurz vor der Wiederkunft Christi in der Welt herrschen würden: „Wisset aufs erste, dass in den letzten Tagen kommen werden Spötter, des Spottes voll, die nach ihrem eignen Gelüste wandeln und sagen: Wo bleibt die Verheißung seines Kommens? denn nachdem die Väter entschlafen sind, bleibt es alles, wie es von Anfang der Schöpfung gewesen ist.“ 2.Petrus 3,3f. Doch „wenn sie sagen werden: Es ist Friede, es hat keine Gefahr, dann wird sie das Verderben schnell überfallen“. 1.Thessalonicher 5,3. Aber nicht alle würden sich von den Täuschungen Satans umgarnen lassen. Wenn das Ende aller irdischen Dinge naht, wird es auch Getreue geben, die die Zeichen der Zeit recht zu beurteilen wissen. Während viele Namenschristen ihren Glauben durch ihre Werke verleugneten, werde ein Rest bis zum Ende ausharren. DAp.352.4 Teilen

353

Petrus hielt in seinem Herzen die Hoffnung auf die Wiederkunft Christi lebendig und versicherte der Gemeinde, dass sich die Verheißung des Heilandes ganz bestimmt erfüllen würde: „Wenn ich hingehe, euch die Stätte zu bereiten, so will ich wieder kommen und euch zu mir nehmen“. Johannes 14,3. Mag es den treu Ausharrenden auch so vorkommen, als zögere der Herr sein Kommen lange hinaus, so gab der Apostel ihnen die Zusicherung: „Der Herr verzögert nicht die Verheißung, wie es einige für eine Verzögerung halten; sondern er hat Geduld mit euch und will nicht, dass jemand verloren werde, sondern dass jedermann zur Buße finde. Es wird aber des Herrn Tag kommen wie ein Dieb; dann werden die Himmel zergehen mit großem Krachen; die Elemente aber werden vor Hitze schmelzen, und die Erde und die Werke, die darauf sind, werden ihr Urteil finden. Wenn nun das alles so zergehen wird, wie müsst ihr dann dastehen in heiligem Wandel und frommem Wesen, die ihr das Kommen des Tages Gottes erwartet und erstrebt, an dem die Himmel vom Feuer zergehen und die Elemente vor Hitze zerschmelzen werden. Wir warten aber auf einen neuen Himmel und eine neue Erde nach seiner Verheißung, in denen Gerechtigkeit wohnt. DAp.353.1 Teilen

Darum, meine Lieben, während ihr darauf wartet, seid bemüht, dass ihr vor ihm unbefleckt und untadelig im Frieden befunden werdet, und die Geduld unseres Herrn erachtet für eure Rettung, wie auch unser lieber Bruder Paulus nach der Weisheit, die ihm gegeben ist, euch geschrieben hat. Davon redet er in allen Briefen, in denen einige Dinge schwer zu verstehen sind, welche die Unwissenden und Leichtfertigen verdrehen, wie auch die anderen Schriften, zu ihrer eigenen Verdammnis. Ihr aber, meine Lieben, weil ihr das im Voraus wisst, so hütet euch, dass ihr nicht durch den Irrtum dieser ruchlosen Leute samt ihnen verführt werdet und fallt aus eurem festen Stand. Wachset aber in der Gnade und Erkenntnis unseres Herrn und Heilands Jesus Christus.“ 2.Petrus 3,9-18. DAp.353.2 Teilen

Nach dem Ratschluss Gottes durfte Petrus sein Wirken in Rom beschließen. Nero ließ ihn dort gefangennehmen, etwa zur gleichen Zeit, da Paulus zum zweiten Mal eingekerkert wurde. So sollten die beiden erfahrenen Apostel, die viele Jahre lang weit voneinander getrennt gearbeitet hatten, ihr letztes Zeugnis für Christus in der damaligen Hauptstadt der Welt ablegen. Dort sollte ihr Blut die Saat für eine reiche Ernte von Heiligen und Märtyrern werden. DAp.353.3 Teilen

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Seit Petrus nach seiner Verleugnung Christi erneut berufen worden war, hatte er unerschrocken allen Gefahren getrotzt und bei der Verkündigung des gekreuzigten und auferstandenen Heilandes edlen Mut bewiesen. Nun im Kerker erinnerte er sich der Worte Jesu: „Wahrlich, wahrlich, ich sage dir: Als du jünger warst, gürtetest du dich selbst und wandeltest, wo du hinwolltest; wenn du aber alt wirst, wirst du deine Hände ausstrecken, und ein anderer wird dich gürten und führen, wo du nicht hinwillst.“ Johannes 21,18. Damit hatte Jesus ihm die Art seines Todes angedeutet und ihm sogar das Ausstrecken der Hände am Kreuz vorausgesagt. DAp.354.1 Teilen

Petrus wurde als Jude und Ausländer auch zur Geißelung und Kreuzigung verurteilt. In Erwartung dieses furchtbaren Todes dachte der Apostel an seine schwere Sünde, als er Jesus in der Stunde des Verhörs verleugnet hatte. Damals war er nicht bereit gewesen, das Kreuz auf sich zu nehmen. Jetzt dagegen war es ihm eine Freude, sein Leben für das Evangelium hinzugeben. Aber er empfand, dass es für ihn, der seinen Herrn verleugnet hatte, eine zu große Ehre sei, in gleicher Weise wie sein Herr zu sterben. Petrus hatte seine Sünde aufrichtig bereut, und Christus hatte sie ihm vergeben, das bewies Jesu Auftrag an ihn, die Schafe und Lämmer der Herde zu weiden. Doch Petrus konnte sich sein Versagen nie verzeihen. Nicht einmal der Gedanke an die Qualen der letzten schrecklichen Stunde vermochten die Bitterkeit seiner Trauer und seiner Buße zu mindern. So erbat er sich von den Henkern als letzte Gunst, dass sie ihn mit dem Kopf nach unten ans Kreuz schlugen. Diese Bitte wurde ihm gewährt, und so starb der große Apostel Petrus in dieser Weise. DAp.354.2 Teilen

Kapitel 53: Der Lieblingsjünger Johannes
355

Johannes wird im Vergleich zu den anderen Aposteln als der Jünger hervorgehoben, „den Jesus liebhatte“. Johannes 21,20. Er scheint sich offensichtlich besonders der Freundschaft Jesu erfreut zu haben. Viele Zeichen des Vertrauens ...und der Liebe des Heilandes hatte er empfangen. Er war einer von den dreien, die Zeugen der Herrlichkeit Christi auf dem Verklärungsberg und des Seelenkampfes in Gethsemane sein durften. Und in den letzten Stunden seines Leidens am Kreuz hatte der Herr gerade ihm die Sorge für seine Mutter übertragen. DAp.355.1 Teilen

Die besondere Zuneigung des Heilandes zu seinem geliebten Jünger war mit der ganzen Kraft begeisterter Hingabe erwidert worden. Johannes klammerte sich so fest an Christus, wie die Weinranke den stützenden Pfosten umrankt. Trotz der Gefahren war er seinem Meister bis in die Gerichtshalle gefolgt und hatte selbst am Kreuz bei ihm ausgehalten. Auf die Kunde, dass Christus auferstanden sei, war er so schnell zum Grab geeilt, dass er sogar den ungestümen Petrus überholte. DAp.355.2 Teilen

Die vertrauende Liebe und die selbstlose Hingabe, die sich im Leben und Charakter des Johannes zeigten, enthalten für die christliche Gemeinde unschätzbare Lehren. Johannes hatte nicht von Natur aus das liebenswürdige Wesen, das sich in seinem späteren Leben zeigte. Anfangs wies er bedenkliche Charakterfehler auf. Er war nicht nur stolz, geltungssüchtig und ehrgeizig, sondern auch hitzig und empfindlich, wenn er beleidigt wurde. Er und sein Bruder wurden deshalb „Donnerskinder“ genannt. Der geliebte Jünger hatte ein aufbrausendes Temperament, war rachsüchtig und kritisierte gerne. Doch der göttliche Lehrer entdeckte unter all diesen Fehlern ein brennendes, aufrichtiges und liebevolles Herz. Jesus tadelte die Selbstsucht des Johannes, zerbrach seinen Ehrgeiz und stellte seinen Glauben auf die Probe. Gleichzeitig aber offenbarte er ihm das, wonach sich sein Herz sehnte — nämlich die Schönheit der Heiligkeit, die umwandelnde Macht der Liebe. DAp.355.3 Teilen

Die Mängel im Charakter des Johannes traten bei verschiedenen Gelegenheiten des gemeinsamen Lebens mit dem Heiland stark hervor. Christus sandte einmal Boten in ein Dorf der Samariter, um die Einwohner zu bitten, eine Erfrischung für ihn und seine Jünger vorzubereiten. Als er sich aber dem Ort näherte, sah es so aus, als wolle er nach Jerusalem weiterreisen. Das erregte den Neid der Samariter, und anstatt ihn zum Bleiben einzuladen, erwiesen sie ihm nicht einmal das Entgegenkommen, das sie sonst jedem beliebigen Reisenden gegeben hätten. Jesus drängt seine Gegenwart niemandem auf, und den Samaritern ging der Segen verloren, der ihnen geschenkt geworden wäre, wenn sie Jesus als Gast aufgenommen hätten. DAp.355.4 Teilen

356

Die Jünger wussten, dass Christus die Samariter durch seinen Besuch hatte segnen wollen. Deshalb waren sie angesichts dieser Kälte, Eifersucht und Unhöflichkeit überrascht und empört. Vor allem Jakobus und Johannes ärgerten sich sehr darüber. Dass ihr Meister, den sie hoch verehrten, so behandelt wurde, war nach ihrer Ansicht ein so großes Unrecht, dass es sofort bestraft werden musste. In ihrem Eifer fragten sie: „Herr, willst du, so wollen wir sagen, dass Feuer vom Himmel falle und verzehre sie, wie auch Elia tat.“ Dabei bezogen sie sich auf die Vernichtung der samaritischen Hauptleute und Soldaten, die seinerzeit ausgesandt worden waren, um den Propheten Elia festzunehmen. Erstaunt stellten die Jünger fest, dass ihre Worte Jesus kränkten. Noch mehr aber waren sie über seine Zurechtweisung überrascht: „Wisst ihr nicht, welches Geistes Kinder ihr seid? Des Menschen Sohn ist nicht gekommen, der Menschen Seelen zu verderben, sondern zu erhalten!“ Lukas 9,54-56. DAp.356.1 Teilen

Es ist nicht Teil des Auftrages Christi, Menschen zu zwingen, ihn aufzunehmen. Aber Satan und die Menschen, die von seinem Geist beherrscht werden, versuchen dagegen, Zwang auf das Gewissen auszuüben. Unter dem Vorwand, für die Gerechtigkeit zu eifern, bringen diese Menschen, die mit bösen Engeln im Bunde stehen, zuweilen Leiden über ihre Mitmenschen, um ihnen ihre religiösen Anschauungen aufzunötigen. Christus jedoch erweist sich stets barmherzig. Er versucht immer, Menschen dadurch zu gewinnen, dass Er ihnen Seine Liebe offenbart. Er kann keinem Rivalen Raum in der Seele lassen noch sich mit einem halben Dienst begnügen. Doch Er möchte freiwilligen Dienst, die willige Übergabe des Herzens aus Liebe. DAp.356.2 Teilen

Bei einer anderen Gelegenheit hatten Jakobus und Johannes durch ihre Mutter die Bitte an Christus gerichtet, ihnen in Seinem Reich die höchsten Ehrenstellen einzuräumen. Ungeachtet der wiederholten Aussagen Jesu über das Wesen Seines Reiches hegten diese jungen Nachfolger Jesu immer noch die Hoffnung auf einen Messias, dessen Reich und königliche Macht den menschlichen Vorstellungen entsprach. Die Mutter, die sich nun Ehrenplätze für ihre Söhne erbat, hatte gesagt: „Lass diese meine zwei Söhne sitzen in deinem Reich, einen zu deiner Rechten und den andern zu deiner Linken.“ DAp.356.3 Teilen

357

Der Heiland entgegnete: „Ihr wisset nicht, was ihr bittet. Könnt ihr den Kelch trinken, den ich trinken werde, und euch taufen lassen mit der Taufe, mit der ich getauft werde?“ Obwohl sie sich seiner geheimnisvollen Worte über die ihm bevorstehenden Prüfungen und Leiden erinnerten, antworteten sie zuversichtlich: „Ja, das können wir.“ Matthäus 20,21f. Sie würden, so dachten sie, es sich zur höchsten Ehre anrechnen, ihre Treue dadurch zu beweisen, dass sie alles, was ihrem Herrn zustoßen sollte, mit Ihm teilen könnten. DAp.357.1 Teilen

„Ihr werdet ... den Kelch trinken, den ich trinke, und getauft werden mit der Taufe, mit der ich getauft werde“ (Matthäus 10,39), erklärte ihnen Jesus daraufhin, denn nicht ein Thron, sondern ein Kreuz wartete auf ihn, zwei Übeltäter als Gefährten zu seiner Rechten und zu seiner Linken. Jakobus und Johannes sollten aber teilhaben an den Leiden ihres Meisters. Auf den einen wartete der Tod durch das Schwert, der andere sollte von allen Jüngern am längsten unter Schmach und Verfolgung im Dienst seines Herrn ausharren. Jesus fuhr fort: „Aber das Sitzen zu meiner Rechten und Linken zu geben, steht mir nicht zu, sondern denen es bereitet ist von meinem Vater.“ Matthäus 20,23. DAp.357.2 Teilen

Jesus wusste, welche Beweggründe die beiden Jünger zu dieser Bitte veranlasst hatten. Deshalb tadelte Er ihren Stolz und Ehrgeiz mit den Worten: „Ihr wisst, dass die Herrscher ihre Völker niederhalten und die Mächtigen ihnen Gewalt antun. So soll es nicht sein unter euch; sondern wer unter euch groß sein will, der sei euer Diener; und wer unter euch der Erste sein will, der sei euer Knecht, so wie der Menschensohn nicht gekommen ist, dass er sich dienen lasse, sondern dass er diene und gebe sein Leben zu einer Erlösung für viele.“ Matthäus 20,25-28. DAp.357.3 Teilen

Im Reich Gottes werden wichtige Positionen nicht durch Begünstigung erlangt. Man kann sie weder verdienen, noch werden sie willkürlich verliehen. Sie sind vielmehr die Frucht des Charakters. Die Krone und der Thron sind Zeichen einer erfüllten Voraussetzung — Zeichen der Selbstüberwindung durch die Gnade unseres Herrn Jesus Christus. Lange danach, als Johannes wie Christus durch Leiden gegangen war und ihn verstehen gelernt hatte, offenbarte ihm der Herr Jesus, unter welcher Voraussetzung man Teilhaber Seines Reiches wird. „Wer überwindet“, sagte Er, „dem will ich geben, mit mir auf meinem Thron zu sitzen, wie ich überwunden habe und mich gesetzt mit meinem Vater auf seinen Thron.“ Offenbarung 3,21. Der wird Christus am nächsten stehen, wer am meisten von Jesu selbstaufopfernder Liebe in sich aufgenommen hat. Diese Liebe „prahlt nicht, sie bläht sich nicht auf; sie ist nicht unanständig, sie sucht nicht das Ihre, sie lässt sich nicht erbittern, sie rechnet das Böse nicht zu“. 1.Korinther 13,4f. Das ist eine Liebe, die den Jünger ebenso wie seinen Herrn dazu bewegt, für die Rettung der Menschheit alles hinzugeben, dafür zu leben, zu wirken und selbst das Leben einzusetzen. DAp.357.4 Teilen

358

Ein anderes Mal — es war während der ersten Zeit ihres Verkündigungsdienstes — begegneten Jakobus und Johannes einem Mann, der im Namen Jesu Teufel austrieb, obwohl er nicht zum Jüngerkreis gehörte. Die beiden Jünger untersagten ihm das und meinten, sie hätten ein Recht dazu. Als sie aber die Angelegenheit Christus unterbreiteten, wies Er sie zurecht: „Ihr sollt‘s ihm nicht verbieten. Denn niemand, der ein Wunder tut in meinem Namen, kann bald übel von mir reden.“ Markus 9,39. Niemand sollte zurückgestoßen werden, der sich in irgendeiner Weise freundlich gegen Christus verhielt. Die Jünger sollten weder engherzig noch überheblich gesinnt sein, sondern dasselbe großzügige Verständnis bekunden, das sie von ihrem Meister kannten. Jakobus und Johannes hatten gedacht, für die Ehre ihres Herrn eintreten zu müssen, als sie diesem Mann Einhalt geboten. Nun aber erkannten sie, dass sie es aus Selbstsucht getan hatten. Sie sahen ihren Irrtum ein und nahmen die Zurechtweisung an. DAp.358.1 Teilen

Die Unterweisung Christi, dass Sanftmut, Geduld und Liebe wesentliche Voraussetzungen für ein Wachstum in der Gnade und für die Brauchbarkeit in seinem Dienst sind, war für Johannes von höchstem Wert. Sorgfältig prägte er sie sich ein und trachtete beständig danach, dass sein Leben dem göttlichen Vorbild ähnlich werde. Johannes hatte zu erkennen angefangen, worin die Herrlichkeit Christi besteht — nicht in weltlicher Pracht und Macht, auf die zu hoffen er gelehrt worden war, sondern dass es sich um „eine Herrlichkeit als des eingeborenen Sohnes vom Vater, voller Gnade und Wahrheit“ (Johannes 1,14) handelt. DAp.358.2 Teilen

Die innige Zuneigung des Johannes zu seinem Meister hatte nicht Christi Liebe zu ihm zur Folge, sondern war das Ergebnis seiner Liebe. Johannes wünschte Jesus ähnlich zu werden, und unter dem umwandelnden Einfluss der Liebe Christi wurde er sanftmütig und demütig. Sein Ich war in Jesus verborgen. Mehr als alle seine Mitjünger ordnete sich Johannes der Macht jenes wunderbaren Lebens unter. DAp.358.3 Teilen

Er konnte sagen: „Das Leben ist erschienen, und wir haben gesehen ... das Leben.“ 1.Johannes 1,2. „Und von seiner Fülle haben wir alle genommen Gnade um Gnade.“ Johannes 1,16. Johannes kannte den Heiland aus persönlicher Erfahrung. Die Lehren seines Meisters waren ihm ins Herz geschrieben. Wenn er von der Gnade des Heilandes sprach, dann verlieh die Liebe, die sein ganzes Wesen durchdrang, seinen Worten Vollmacht. DAp.358.4 Teilen

Diese innige Liebe zu Jesus ließ Johannes immer danach trachten, in seiner Nähe zu bleiben. Wohl liebte der Heiland alle Zwölf, doch keiner von ihnen war innerlich so aufgeschlossen wie Johannes. Er war jünger als die anderen und hatte mit der Treuherzigkeit eines Kindes sein Herz dem Herrn geöffnet. So kam er in immer innigere Übereinstimmung mit Christus, und durch ihn teilte der Erlöser seine tiefsten geistlichen Lehren seinem Volk mit. DAp.358.5 Teilen

359

Jesus liebt alle, die den himmlischen Vater recht darstellen, und Johannes konnte von der Liebe des Vaters reden wie kein anderer Jünger. Er bezeugte seinen Mitmenschen, was er in seinem Innern empfand, und offenbarte in seinem Charakter die Eigenschaften Gottes. Die Herrlichkeit des Herrn fand Ausdruck in seinem Angesicht. Die Schönheit, die der Heiligkeit entspringt, und die ihn umgewandelt hatte, ließ sein Angesicht wie Christi Antlitz strahlen. In Anbetung und Liebe blickte er auf den Heiland, bis er nur noch den einen Wunsch hatte: Christus ähnlich zu sein und Gemeinschaft mit ihm zu haben, so dass sich in seinem Leben das Wesen des Meisters widerspiegelte. DAp.359.1 Teilen

„Seht“, schrieb er, „welch eine Liebe hat uns der Vater erzeiget, dass wir Gottes Kinder sollen heißen! ... Meine Lieben, wir sind nun Gottes Kinder; und es ist noch nicht erschienen, was wir sein werden. Wir wissen aber, wenn es erscheinen wird, dass wir ihm gleich sein werden; denn wir werden ihn sehen, wie er ist.“ 1.Johannes 3,1f. DAp.359.2 Teilen

Kapitel 54: Ein treuer Zeuge
360

Auf Grundlage des 1.-3.Johannesbriefs DAp.360 Teilen

361

Nach der Himmelfahrt Christi erwies sich Johannes als ein treuer, gewissenhafter Arbeiter für seinen Meister. Ebenso wie die anderen Jünger hatte er Anteil an der Ausgießung des Heiligen Geistes zu Pfingsten. Mit neuem Eifer und frischer Kraft fuhr er fort, dem Volk die Worte des Lebens zu verkündigen, um die Gedanken der Hörer auf den Unsichtbaren zu lenken. Er war ein gewaltiger Prediger, voll Eifer und tiefer Überzeugung. In ausgewählter Rede und mit wohlklingender Stimme sprach er von den Lehren und Taten Christi. Seine Worte erreichten die Herzen seiner Zuhörer. Seine schlichte Ausdrucksweise, die erhebende Macht der von ihm verkündigten Wahrheiten und die lebendige Darbietung seiner Lehren verschafften ihm Zugang zu allen Gesellschaftsschichten. DAp.361.1 Teilen

Der Lebenswandel des Apostels stimmte mit seinen Worten überein. Die Liebe zu Christus, die in seinem Herzen brannte, trieb ihn zu ernster, unermüdlicher Arbeit für seine Mitmenschen an, besonders für die Brüder in der christlichen Gemeinde. Christus hatte die ersten Jünger aufgefordert, sich untereinander zu lieben, wie er sie selbst geliebt hatte. Auf diese Weise sollten sie vor der Welt bezeugen, dass ihre Herzen von Christus, der Hoffnung der Herrlichkeit, erfüllt waren. „Ein neu Gebot“, so hatte er ihnen gesagt, „gebe ich euch, dass ihr euch untereinander liebet, wie ich euch geliebt habe, damit auch ihr einander liebhabet.“ Johannes 13,34. DAp.361.2 Teilen

Als er damals diese Worte sprach, konnten die Jünger sie nicht verstehen. Nachdem sie aber Zeugen der Leiden Christi, Seiner Kreuzigung, Auferstehung und Himmelfahrt geworden waren und nachdem der Heilige Geist zu Pfingsten auf sie herniedergekommen war, besaßen sie eine klarere Vorstellung von der Liebe Gottes und darüber, wie die Liebe untereinander beschaffen sein sollte. Nun konnte Johannes seinen Mitjüngern sagen : „Daran haben wir erkannt die Liebe, dass er sein Leben für uns gelassen hat; und wir sollen auch das Leben für die Brüder lassen.“ 1.Johannes 3,16. DAp.361.3 Teilen

Als die Jünger nach der Ausgießung des Heiligen Geistes hinauszogen, um den lebendigen Heiland zu verkündigen, war ihr einziges Ziel die Rettung von Menschen. Dabei wurden sie erfreut und gestärkt durch die beglückende Gemeinschaft mit den Gläubigen. Sie waren rücksichtsvoll, aufmerksam, selbstlos und um der Wahrheit willen zu jedem Opfer bereit. Im täglichen Umgang bekundeten sie einander die Liebe, die Christus ihnen geboten hatte. Durch selbstlose Worte und Taten versuchten sie, diese Liebe auch in den Herzen anderer zu entfachen. DAp.361.4 Teilen

362

Solche Liebe sollten die Gläubigen allezeit üben und in willigem Gehorsam das neue Gebot befolgen. So innig sollten sie mit Christus verbunden sein, dass sie fähig würden, all seinen Forderungen nachzukommen. Sie waren ausersehen, durch ihr Leben die Macht des Erlösers zu verherrlichen, der sie durch Seine Gerechtigkeit rechtfertigen konnte. DAp.362.1 Teilen

Allmählich veränderte sich jedoch die Lage. Die Gläubigen fingen an, bei anderen nach Mängeln zu suchen. Während sie sich mit Fehlern beschäftigten und sich in unfreundlicher Kritik ergingen, verloren sie den Heiland und Seine Liebe aus den Augen. Sie wurden strenger in der Beachtung äußerer Formen und legten mehr Gewicht auf die bloße Lehre als auf das Ausleben des Glaubens. In ihrem Eifer, andere zu verurteilen, übersahen sie die eigenen Fehler. So nahm die brüderliche Liebe, die Christus geboten hatte, bei ihnen ab. Das Traurigste aber war, dass sie diesen Verlust nicht einmal wahrnahmen. Sie merkten nicht, dass Glück und Freude aus ihrem Leben schwanden und dass sie bald in Finsternis geraten würden, weil sie ihre Herzen der Liebe Gottes verschlossen hatten. DAp.362.2 Teilen

Als Johannes erkannte, dass die brüderliche Liebe in der Gemeinde immer mehr schwand, wies er die Gläubigen darauf hin, dass sie diese Liebe ständig benötigten. Seine Briefe an die Gemeinden bringen diese Gedanken immer wieder zum Ausdruck. „Ihr Lieben“, so schreibt er, „lasset uns einander liebhaben; denn die Liebe ist von Gott, und wer liebhat, der ist von Gott geboren und kennt Gott. Wer nicht liebhat, der kennt Gott nicht; denn Gott ist Liebe. Darin ist erschienen die Liebe Gottes unter uns, dass Gott seinen eingeborenen Sohn gesandt hat in die Welt, dass wir durch ihn leben sollen. Darin steht die Liebe: nicht, dass wir Gott geliebt haben, sondern dass er uns geliebt hat und gesandt seinen Sohn zur Versöhnung für unsere Sünden. Ihr Lieben, hat uns Gott so geliebt, so sollen wir uns auch untereinander lieben.“ 1.Johannes 4,7-11. DAp.362.3 Teilen

Dann schreibt der Apostel, in welcher Art sich diese Liebe unter den Gläubigen zeigen sollte: „Wiederum, ein neues Gebot schreibe ich euch, das da wahr ist in ihm und in euch; denn die Finsternis vergeht, und das wahre Licht scheint jetzt. Wer da sagt, er sei im Licht, und hasset seinen Bruder, der ist noch in der Finsternis. Wer seinen Bruder liebt, der bleibt im Licht, und ist kein Ärgernis in ihm. Wer aber seinen Bruder hasset, der ist in der Finsternis und wandelt in der Finsternis und weiß nicht, wo er hingeht; denn die Finsternis hat seine Augen verblendet.“ 1.Johannes 2,8-11. „Das ist die Botschaft, die ihr gehört habt von Anfang, dass wir uns untereinander lieben sollen.“ 1.Johannes 3,11. „Wer nicht liebt, der bleibt im Tode. Wer seinen Bruder hasset, der ist ein Totschläger; und ihr wisset, dass ein Totschläger nicht hat das ewige Leben in ihm bleibend. Daran haben wir erkannt die Liebe, dass er sein Leben für uns gelassen hat; und wir sollen auch das Leben für die Brüder lassen.“ 1.Johannes 3,14-16. DAp.362.4 Teilen

363

Der Widerstand der Welt bildet nicht die größte Gefahr für die Gemeinde Christi, sondern das in den Herzen der Gläubigen gehegte Böse fügt ihr den schwersten Schaden zu und hält den Fortschritt des Werkes Gottes auf. Nichts schwächt das geistliche Leben so sehr, als wenn Neid, Misstrauen, Tadelsucht und Argwohn gehegt werden. Andererseits sind Einmütigkeit und Eintracht unter so verschieden veranlagten Menschen, wie sie in der Gemeinde Christi zusammenkommen, der beste Beweis dafür, dass Gott Seinen Sohn in die Welt gesandt hat. Es ist eine Ehre für die Nachfolger Christi, dieses Zeugnis ablegen zu dürfen. Um das aber tun zu können, müssen sie sich selbst der Herrschaft Christi unterordnen. Ihr Charakter muss Seinem Charakter ähnlich werden, ihr Wille Seinem Willen entsprechen. DAp.363.1 Teilen

Christus hat gesagt: „Ein neues Gebot gebe ich euch, dass ihr euch untereinander liebt, wie ich euch geliebt habe.“ Johannes 13,34. Was für eine wunderbare Aussage, doch wie wenig wird dieses Gebot in die Tat umgesetzt! In der Gemeinde Gottes herrscht heute ein beklagenswerter Mangel an brüderlicher Liebe. Viele, die vorgeben, den Heiland zu lieben, üben keine Liebe untereinander. Ungläubige achten darauf, ob der Glaube derer, die sich zu Christus bekennen, einen heiligenden Einfluss auf ihr Leben ausübt. Sie stellen sehr bald fest, wo sich Charakterfehler und wo sich Widersprüche im Handeln zeigen. Christen sollten dem Feind keine Gelegenheit geben, mit Fingern auf sie zu zeigen und zu sagen: Seht nur, wie diese Bekenner Christi einander hassen. Alle Nachfolger Christi sind Glieder einer Familie, Kinder desselben himmlischen Vaters, und sie haben die gleiche selige Hoffnung auf die Unsterblichkeit. Das Band, das sie miteinander verbindet, sollte sehr stark und zugleich zart sein. DAp.363.2 Teilen

Wenn die göttliche Liebe uns auffordert, dasselbe herzliche Mitgefühl zu bekunden, das Jesus offenbarte, wendet sie sich am eindringlichsten an unser Herz. Nur wer seinem Bruder selbstlose Liebe entgegenbringt, liebt auch Gott wahrhaftig. Der wahre Christ kann keinen Menschen, der sich in Not und Gefahr befindet, absichtlich ohne Warnung und Hilfe lassen. Er wird sich nicht von den Irrenden abwenden, so dass sie noch tiefer in Unglück und Entmutigung versinken oder auf Satans Schlachtfeld fallen. DAp.363.3 Teilen

Wer noch nie die herzliche, gewinnende Liebe Christi an sich erfahren hat, kann auch andere nicht zur Lebensquelle führen. Jesu Liebe ist im Herzen eine Macht, die Menschen veranlasst, Christus zu offenbaren, — in ihren Gesprächen, durch ihr Mitgefühl, durch ihren sanften Geist und durch Besserung des Lebens derer, mit denen sie Umgang haben. Mitarbeiter Christi müssen Christus kennen, wenn ihre Bemühungen gelingen sollen. Um Ihn aber zu kennen, müssen sie Seine Liebe erst selbst erfahren haben. Im Himmel wird ihre Fähigkeit als Mitarbeiter Gottes daran gemessen, ob sie so lieben können, wie Jesus geliebt hat, und so arbeiten können, wie Er gearbeitet hat. DAp.363.4 Teilen

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„Lasset uns nicht lieben mit Worten ...“, ermahnt der Apostel, „sondern mit der Tat und mit der Wahrheit.“ 1.Johannes 3,18. Die Vollkommenheit des christlichen Charakters wird erreicht, wenn der Antrieb, anderen zu helfen und ihnen zum Segen zu sein, ständig dem Innern des Gläubigen entspringt. Gerade diese Atmosphäre der Liebe, die den Gläubigen umgibt, macht ihn für andere zu einem Geruch des Lebens zum Leben, und Gott kann deshalb seine Arbeit zu segnen. DAp.364.1 Teilen

Die beste Gabe, die unser himmlischer Vater uns schenken kann, ist die uneingeschränkte Liebe zu Gott und die selbstlose Liebe zueinander. Diese Liebe ist nicht impulsiv, sondern ein göttliches Prinzip, eine beständige Kraft. Ein ungeheiligtes Herz kann sie weder erzeugen noch hervorbringen. Sie ist nur in einem Herzen zu finden, in dem Jesus regiert. „Lasset uns lieben, denn er hat uns zuerst geliebt.“ 1.Johannes 4,19. In einem durch Gottes Gnade erneuerten Herzen ist die Liebe der leitende Beweggrund allen Tuns. Sie wandelt den Charakter um, beherrscht die Triebe, zähmt die Leidenschaften und veredelt das Gemüt. Geben wir solcher Liebe Raum, so macht sie das Leben freundlicher und verbreitet überall einen wohltuenden Einfluss. DAp.364.2 Teilen

Johannes war bemüht, den Gläubigen verständlich zu machen, welch herrlicher Segen ihnen zuteil werde, wenn sie solche Liebe übten. Erfüllt diese erlösende Macht das Herz, dann überwacht sie alle anderen Beweggründe und hebt die Menschen, die sie besitzen, über die verderblichen Einflüsse der Welt empor. Und räumten sie dieser Liebe gar die volle Herrschaft im Leben ein und ließen sie zur einzigen Triebkraft ihres Handelns werden, dann würde das Vertrauen der Gläubigen zu Gott und zu Seinem Handeln mit ihnen den Grad der Vollkommenheit erreichen. Dann könnten sie in voller Glaubenszuversicht zu Ihm kommen, wissen sie doch, dass sie von Ihm alles empfangen werden, was zu ihrem gegenwärtigen und ewigen Wohl nötig ist. „Darin ist die Liebe völlig bei uns, dass wir Zuversicht haben am Tage des Gerichts; denn gleichwie er ist, so sind auch wir in dieser Welt. Furcht ist nicht in der Liebe, sondern die völlige Liebe treibt die Furcht aus.“ 1.Johannes 4,17f. „Und das ist die Zuversicht, die wir haben zu ihm, dass, wenn wir etwas bitten nach seinem Willen, so hört er uns. Und wenn wir wissen, dass er uns hört ... so wissen wir, dass wir erlangen, was wir von ihm gebeten haben.“ 1.Johannes 5,14f. DAp.364.3 Teilen

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„Und wenn jemand sündigt, so haben wir einen Fürsprecher bei dem Vater, Jesus Christus, der gerecht ist. Und derselbe ist die Versöhnung für unsere Sünden, nicht allein aber für die unseren, sondern auch für die der ganzen Welt.“ 1.Joh. 2,1f „Wenn wir aber unsere Sünden bekennen, so ist er treu und gerecht, dass er uns die Sünden vergibt und reinigt uns von aller Untugend.“ 1.Johannes 1,9. Die Bedingungen zur Erlangung der Gnade Gottes sind einfach und vernünftig. Der Herr erwartet nicht, dass wir irgend etwas Beschwerliches tun, um Vergebung zu empfangen. Wir brauchen weder lange, mühselige Wallfahrten zu machen noch schmerzliche Bußübungen auszuführen, um uns vor dem lebendigen Gott angenehm zu machen oder unsere Übertretungen zu sühnen. „Wer seine Sünde ... bekennt und lässt, der wird Barmherzigkeit erlangen.“ Sprüche 28,13. DAp.365.1 Teilen

Christus bittet vor dem Thron Gottes für Seine Gemeinde. Er bittet für die, die Er mit Seinem Blut erkauft hat. Weder Jahrhunderte noch Jahrtausende können die Kraft Seines Sühnopfers verringern. „Weder Tod noch Leben ... weder Hohes noch Tiefes ... kann uns scheiden von der Liebe Gottes, die in Christus Jesus ist“ (Römer 8,38f), nicht etwa, weil wir uns so fest an ihn klammern, sondern weil Er uns so fest hält. Würde unsere Erlösung von unseren eigenen Anstrengungen abhängen, dann könnten wir nicht gerettet werden. Sie hängt nur von dem Einen ab, der hinter all den Verheißungen steht. Es mag so scheinen, als klammerten wir uns nur schwach an Ihn, doch Seine Liebe ist die eines älteren Bruders. Solange wir mit Ihm die Gemeinschaft aufrechterhalten, kann uns niemand aus Seiner Hand reißen. DAp.365.2 Teilen

Als die Jahre so vergingen und die Zahl der Gläubigen zunahm, arbeitete Johannes zunehmend treu und noch viel ernstlicher für seine Brüder. Die damalige Zeit war voller Gefahren für die Gemeinde. Überall zeigten sich satanische Täuschungen. Durch Entstellung und Lüge suchten Satans Sendboten Widerspruch gegen die Lehren Christi zu wecken. Daraus entstanden Spaltungen und Irrlehren, die zur Gefahr für die Gemeinde wurde. Einige, die sich zu Christus bekannten, traten mit der Behauptung auf, dass die Liebe sie vom Gehorsam gegen Gottes Gebote entbinde. Andererseits lehrten viele, dass es nötig sei, die jüdischen Sitten und Kultformen zu beachten, und dass das Halten des Gesetzes für die Erlösung ausreiche, auch ohne den Glauben an das Blut Christi. Wieder andere behaupteten, Christus sei wohl ein guter Mensch gewesen, sie akzeptierten aber seine Gottheit nicht. Etliche, die vorgaben, treu zur Sache Gottes zu stehen, waren Betrüger und verleugneten mit ihrem Lebenswandel Christus und Sein Evangelium. Da sie selbst in Übertretungen lebten, brachten sie Irrlehren in die Gemeinde. So gerieten viele in das Labyrinth des Zweifels und der Täuschung. DAp.365.3 Teilen

Johannes war sehr traurig, als er sah, wie sich diese verheerenden Irrtümer in die Gemeinde einschlichen. Er erkannte die Gefahren, die der Gemeinde drohten, und trat ihnen schnell und entschieden entgegen. Die Briefe des Johannes atmen den Geist der Liebe. Man hat den Eindruck, er habe seine Feder in Liebe getaucht. Hatte er es aber mit Menschen zu tun, die Gottes Gebote übertraten und dennoch behaupteten, ein sündloses Leben zu führen, dann zögerte er nicht, sie vor dieser furchtbaren Täuschung zu warnen. DAp.365.4 Teilen

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Einer Frau von gutem Ruf und weitreichendem Einfluss, die am Evangeliumswerk mitarbeitete, schrieb er: „Viele Verführer sind in die Welt hinausgegangen, die nicht bekennen, dass Jesus Christus im Fleisch gekommen ist. Das ist der Verführer und der Widerchrist. Sehet euch vor, dass ihr nicht verlieret, was wir erarbeitet haben, sondern vollen Lohn empfanget. Wer weitergeht und bleibt nicht in der Lehre Christi, der hat Gott nicht; wer in der Lehre Christi bleibt, der hat beide, den Vater und den Sohn. So jemand zu euch kommt und bringt diese Lehre nicht, den nehmet nicht ins Haus und grüßet ihn auch nicht. Denn wer ihn grüßt, der macht sich teilhaftig seiner bösen Werke.“ 2.Johannes 7-11. DAp.366.1 Teilen

Es steht uns zu, den gleichen Maßstab wie Johannes an jene anzulegen, die behaupten, in Christus zu sein, während sie Gottes Gesetz übertreten. In diesen letzten Tagen gibt es ähnliche Übelstände, wie sie das Wohlergehen der ersten Gemeinde bedrohten. Deshalb sind die diesbezüglichen Lehren des Apostels Johannes sorgfältiger Beachtung wert. Ihr müsst Liebe üben! so hört man es überall, besonders von denen, die sich ihrer Heiligung rühmen. Aber wahre Liebe ist zu rein, um auch nur eine uneingestandene Sünde zuzudecken. Wir sollen zwar die Menschen lieben, für die Christus starb, dürfen jedoch keine Zugeständnisse der Sünde gegenüber machen. Wir dürfen uns nicht mit Aufrührern verbinden und das dann Liebe nennen. Gott erwartet, dass Sein Volk heute ebenso deutlich für das Recht einsteht, wie Johannes damals den für die Menschen verderblichen Irrtümern entgegentrat. DAp.366.2 Teilen

Der Apostel lehrt, dass wir einerseits christliche Höflichkeit bekunden sollen, andererseits aber dazu verpflichtet sind, Sünde und Sündern mit klaren Worten zu begegnen. Das widerspricht wahrer Liebe nicht. „Wer Sünde tut, steht wider das Gesetz und die Sünde ist Übertretung des Gesetzes. Und ihr wisset, dass er ist erschienen, damit er die Sünden wegnehme, und ist keine Sünde in ihm. Wer in ihm bleibt, der sündigt nicht; wer da sündigt, der hat ihn nicht gesehen noch erkannt.“ 1.Johannes 3,4-6. DAp.366.3 Teilen

Als Zeuge für Christus ließ sich Johannes nicht in Streit oder ermüdende Diskussionen ein. Er verkündigte, was er wusste, was er gesehen und gehört hatte. Eng war er mit Jesus verbunden gewesen, hatte dessen Lehren gelauscht und Seine mächtigen Wunder erlebt. Nur wenige konnten die überragende Schönheit des Wesens Christi so erkennen wie Johannes. Für ihn hatte sich die Finsternis aufgelöst. Auf ihn schien das wahre Licht. Sein Zeugnis über das Leben und den Tod des Heilands war klar und eindrucksvoll. Er sprach aus einem so vollen Herzen, dass es von Liebe zum Heiland überfloss, und nichts vermochte seine Worte zu hemmen. „Das da von Anfang war“, bezeugte er, „das wir gehört haben, das wir gesehen haben mit unsren Augen, das wir beschaut haben und unsere Hände betastet haben, vom Wort des Lebens ... was wir gesehen und gehört haben, das verkündigen wir euch, auf dass auch ihr mit uns Gemeinschaft habt; und unsere Gemeinschaft ist mit dem Vater und mit seinem Sohn Jesus Christus.“ 1.Johannes 1,1.3. DAp.366.4 Teilen

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So kann jeder wahre Gläubige aus eigener Erfahrung bezeugen, „dass Gott wahrhaftig ist“. Johannes 3,33. Er kann Zeugnis ablegen von dem, was er selbst von der Kraft Christi gesehen, gehört und verspürt hat. DAp.367.1 Teilen

Kapitel 55: Durch Gnade verwandelt
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Das Leben des Apostels Johannes ist ein Beispiel wahrer Heiligung. Während der Jahre inniger Gemeinschaft mit Christus war er oft vom Erlöser gewarnt und zur Vorsicht gemahnt worden. Diese Zurechtweisungen hatte er angenommen. Als ihm der Charakter des Gottessohnes offenbart wurde, erkannte er seine eigene Unzulänglichkeit und demütigte sich unter das offenbarte. Tag für Tag sah er im Gegensatz zu seinem eigenen ungestümen Wesen die Güte und Langmut Jesu und nahm dessen Unterweisungen über Demut und Geduld an. Jeden Tag wurde sein Herz mehr zu Christus hingezogen, bis er sein Ich vor lauter Liebe zu seinem Meister ganz aus dem Auge verloren hatte. Er bewunderte die Kraft und Güte, die Majestät und Sanftmut, die Stärke und Geduld, die er im täglichen Leben des Sohnes Gottes wahrnahm. Sein empfindliches, ehrgeiziges Wesen lieferte er der umgestaltenden Macht Christi aus, und die göttliche Liebe bewirkte in ihm eine entscheidende Wandlung seines Charakters. DAp.369.1 Teilen

In auffallendem Gegensatz zu der Heiligung, die im Leben des Johannes erkennbar wurde, steht der Weg seines Mitjüngers Judas. Wie seine Gefährten, so bekannte Judas, ein Jünger Jesu zu sein, aber er hatte nur den Schein eines gottseligen Wesens. Dabei war er nicht unempfänglich für die einzigartigen Wesenszüge Christi. Oft fühlte er sich getroffen, wenn er den Worten des Heilandes zuhörte. Aber er wollte nicht sein Herz beugen und seine Sünden bekennen. Indem er sich dem göttlichen Einfluss widersetzte, entehrte er den Meister, den er zu lieben vorgab. Johannes kämpfte ernstlich gegen seine Fehler an. Judas dagegen vergewaltigte sein Gewissen, gab der Versuchung nach und verstrickte sich dadurch immer tiefer in seine sündigen Gewohnheiten. Das Ausleben der Wahrheiten, die Jesus lehrte, stand im Gegensatz zu seinen Neigungen und Zielen, und so brachte er es nicht über sich, seine Ideen aufzugeben, um dafür himmlische Weisheit zu erhalten. Anstatt im Licht zu wandeln, hatte er es vorgezogen, in der Finsternis zu bleiben. Er hegte Habsucht, Hassgefühle, finstere und trotzige Gedanken, bis Satan völlig die Herrschaft über ihn hatte. DAp.369.2 Teilen

370

Johannes und Judas stehen stellvertretend für alle, die Christi Nachfolger sein wollen. Beide Jünger hatten die gleichen Gelegenheiten, das göttliche Vorbild zu sehen und ihm nachzufolgen und Jesu Lehren zu hören. Jeder von ihnen wies ernste Charakterfehler auf, jeder hatte aber auch Zugang zur göttlichen Gnade, die den Charakter umwandelt. Doch während der eine demütig von Jesus lernte, war der andere ganz offenkundig kein Täter, sondern nur ein Hörer des Wortes. Einer der beiden starb täglich dem eigenen Ich ab, überwand die Sünde und wurde so durch die Wahrheit geheiligt, der andere hingegen geriet in die Knechtschaft Satans, weil er sich der umwandelnden Kraft der Gnade widersetzte und seinen selbstsüchtigen Wünschen nachgab. DAp.370.1 Teilen

Eine Umwandlung des Charakters, wie sie im Leben des Johannes zu sehen ist, zeigt stets die Folge der Gemeinschaft mit Christus. Mag jemand noch so auffallende Charakterfehler an sich haben — wird er ein wahrer Nachfolger Jesu, dann verwandelt und heiligt ihn die Kraft der göttlichen Gnade. Schaut er wie in einem Spiegel die Herrlichkeit des Herrn, so wird er „umgestaltet von Herrlichkeit zu Herrlichkeit“ (2.Korinther 3,18 (Menge)), bis er dem ähnlich ist, den er anbetet. DAp.370.2 Teilen

Johannes war ein Lehrer der Heiligung und legte in seinen Briefen an die Gemeinde unfehlbare Regeln für das Verhalten der Christen fest. „Ein jeglicher, der solche Hoffnung hat zu ihm, der reinigt sich, gleichwie er auch rein ist.“ 1.Johannes 3,3. „Wer da sagt, dass er in ihm bleibt, der soll auch wandeln, gleichwie er gewandelt hat.“ 1.Johannes 2,6. Er lehrte, dass ein Christ in seinem Herzen und Wandel rein sein müsse. Nie dürfe er sich mit einem bloßen Bekenntnis zufrieden geben. So wie Gott in Seinem Bereich heilig ist, soll der gefallene Mensch durch den Glauben an Christus in seinem Bereich heilig sein. DAp.370.3 Teilen

„Das ist der Wille Gottes, eure Heiligung“ (1.Thessalonicher 4,3), schrieb der Apostel Paulus. Die Heiligung der Gemeinde ist das Ziel Gottes in Seinem gesamten Handeln an Seinen Kindern. Von Ewigkeit her hat Er sie erwählt, dass sie heilig sein sollten. Er gab Seinen Sohn für sie in den Tod, damit sie geheiligt würden im Gehorsam gegen die Wahrheit und frei sein könnten von aller Kleinheit des Ichs. Gott fordert von ihnen persönlichen Einsatz und persönliche Übergabe. Er kann von denen, die angeblich an Ihn glauben, nur dann geehrt werden, wenn sie Seinem Bild ähnlich werden und sich von Seinem Geist leiten lassen. Dann können sie als Zeugen des Heilandes verkünden, was die göttliche Gnade alles für sie getan hat. DAp.370.4 Teilen

Wahre Heiligung kommt durch das Ausleben der Grundsätze der Liebe. „Gott ist Liebe; und wer in der Liebe bleibt, der bleibt in Gott und Gott in ihm.“ 1.Johannes 4,16. Das Leben eines Menschen, in dessen Herzen Christus wohnt, wird Frömmigkeit durch sein Handeln bekunden. Sein Charakter wird gereinigt, geheiligt, veredelt und verklärt. Dann wird Reinheit in der Lehre zusammen wird mit Werken der Gerechtigkeit und göttliche Unterweisungen mit heiligem Tun verbunden sein. DAp.370.5 Teilen

371

Jeder, der die Segnungen der Heiligung erlangen will, muss zuvor verstehen lernen, was Selbstaufopferung bedeutet. Das Kreuz Christi ist der Hauptpfeiler, an dem „eine ewige und über alle Maßen wichtige Herrlichkeit“ (2.Korinther 4,17) hängt. „Will mir jemand nachfolgen“, sagt Jesus, „der verleugne sich selbst und nehme sein Kreuz auf sich und folge mir.“ Matthäus 16,24. Es ist allein die Liebe zu unseren Mitmenschen, die sich wie ein Wohlgeruch ausbreitet und auf unsere Liebe zu Gott hinweist. Nur geduldiges Dienen schenkt der Seele innere Ruhe. Es ist demütige, fleißige und treue Arbeit, durch die das Wohl Israels wächst. Gott erhält und stärkt den, der willig den Wegen Christi folgt. DAp.371.1 Teilen

Heiligung ist nicht das, was in einem Augenblick, einer Stunde oder einem Tag geschieht, sondern was die ganze Lebenszeit beinhaltet. Sie geschieht auch nicht durch angenehme Gefühle, sondern dass man stetig der Sünde abstirbt und für Christus lebt. Schwache, gelegentliche Bemühungen können kein Unrecht in Ordnung bringen und bewirken auch keine Umwandlung des Charakters. Nur durch beharrliche Anstrengungen, Zucht und harten Kampf können wir überwinden. Keiner weiß heute, wie schwer der Kampf morgen sein wird. Solange Satan regiert, müssen wir unser Ich verleugnen und Sünden bekämpfen, die uns bedrängen. Solange wir leben, werden wir keinen Ort und keinen Punkt erreichen, an dem wir innehalten und sagen könnten: Ich habe das Endziel erreicht! Heiligung ist die Folge von lebenslangem Gehorsam. DAp.371.2 Teilen

Keiner von den Aposteln und Propheten hat je behauptet, sündlos zu sein. Gläubige, die Gott am nächsten standen und eher ihr Leben hingaben, als wissentlich ein Unrecht zu begehen und die Gott durch besondere Offenbarungen und Kraft ausgezeichnet hatte, haben sich zu der Sündhaftigkeit ihres Wesens bekannt. Sie setzten ihr Vertrauen nicht auf ihre sündige Natur, beanspruchten auch keine eigene Gerechtigkeit, sondern verließen sich ganz auf die Gerechtigkeit Jesu Christi. DAp.371.3 Teilen

So wird es allen gehen, die auf Christus schauen. Je näher wir Jesus kommen und je klarer wir die Reinheit seines Wesens erkennen, desto deutlicher werden wir feststellen, wie überaus verwerflich die Sünde ist, und um so weniger werden wir geneigt sein, uns selbst preisen zu müssen. Wir werden von einem stetigen Verlangen nach Gott erfüllt sein und dauerhaft unser Herz vor Ihm demütigen und unsere Sünde ernstlich und aufrichtig vor Ihm bekennen. Je weiter wir in unserer christlichen Erfahrung voranschreiten, desto mehr wird sich unsere Reue vertiefen. Wir wissen dann, dass alles, was wir brauchen, in Jesus Christus vorhanden ist. Wie der Apostel werden wir bekennen: „Ich weiß, dass in mir, das ist in meinem Fleisch, wohnt nichts Gutes.“ Römer 7,18. „Von mir aber sei es ferne, mich zu rühmen, als allein des Kreuzes unsres Herrn Jesus Christus, durch welchen mir die Welt gekreuzigt ist und ich der Welt.“ Galater 6,14. Engel mögen Bericht führen über das heilige Ringen und die Kämpfe der Kinder Gottes, sie mögen von ihren Gebeten und Tränen schreiben; niemals aber sollte Gott dadurch entehrt werden, dass ein Mensch erklärt: Ich bin ohne Sünde; ich bin heilig. Geheiligte Menschen werden solche vermessenen Worte niemals aussprechen. DAp.371.4 Teilen

372

Der Apostel Paulus war entrückt worden „bis an den dritten Himmel“ und hatte unaussprechliche Dinge gesehen und gehört. 2.Korinther 12,2-4. Trotzdem erklärte er ganz bescheiden: „Nicht dass ich‘s schon ergriffen habe oder schon vollkommen sei; ich jage ihm aber nach.“ Philipper 3,12. Möchten auch Engel Gottes von den Siegen des Apostels in dem guten Kampf des Glaubens berichten; mochte Freude im Himmel darüber herrschen, dass er unbeirrt dem ewigen Ziel nachjagte und alles andere dafür als Schaden achtete; ja, möchten Engel mit Freuden von seinen Triumphen erzählt haben: Paulus rühmte sich nicht dessen, was er erreicht hatte. Sein Verhalten sollte ein Beispiel für jeden Nachfolger Christi sein, der im Kampf um die „unverwelkliche Krone“ (1.Petrus 5,4) voranstrebt. DAp.372.1 Teilen

Wer dahin tendiert, sich für überaus heilig zu halten, sollte in den Spiegel des Gesetzes Gottes sehen. Sobald er erkennt, wie weitreichend die Forderungen sind und ihm bewusst wird, dass es ein Richter der Gedanken und Sinne des Herzens ist, wird sich nicht länger seiner Sündlosigkeit rühmen. Ohne einen Unterschied zwischen sich und seinen Brüdern zu machen, stellt Johannes fest: „Wenn wir sagen, wir haben keine Sünde, so verführen wir uns selbst, und die Wahrheit ist nicht in uns.“ 1.Johannes 1,8. „Wenn wir sagen, wir haben nicht gesündigt, so machen wir ihn zum Lügner, und sein Wort ist nicht in uns.“ 1.Johannes 1,10. „Wenn wir aber unsere Sünden bekennen, so ist er treu und gerecht, dass er uns die Sünden vergibt und reinigt uns von aller Untugend.“ 1.Johannes 1,9. DAp.372.2 Teilen

Es gibt Menschen, die halten sich für heilig und behaupten, sie gehörten ganz dem Herrn an und hätten deshalb Anspruch auf die Verheißungen Gottes. Sie weigern sich aber, Seinen Geboten zu gehorchen. Diese Übertreter des Gesetzes beanspruchen alles für sich, was Gottes Kindern verheißen ist. Das ist jedoch reine Vermessenheit, denn Johannes erklärt uns, dass sich die wahre Liebe zu Gott im Gehorsam gegen all Seine Gebote bekundet. Es genügt nicht, der Wahrheit lediglich theoretisch zuzustimmen, ein Bekenntnis des Glaubens an Christus abzulegen und davon überzeugt zu sein, dass Jesus kein Betrüger und der biblische Bericht keine schlau erdachte Fabel ist. Johannes schrieb dazu: „Wer da sagt: Ich kenne ihn, und hält seine Gebote nicht, der ist ein Lügner, und in solchem ist die Wahrheit nicht. Wer aber sein Wort hält, in dem ist wahrlich die Liebe Gottes vollkommen. Daran erkennen wir, dass wir in ihm sind.“ 1.Johannes 2,4f. „Wer seine Gebote hält, der bleibt in ihm und er in ihm.“ 1.Johannes 3,24. DAp.372.3 Teilen

373

Johannes lehrte nicht, dass das Heil durch Gehorsam erworben werden könnte, wohl aber, dass Gehorsam die Frucht des Glaubens und der Liebe ist. „Ihr wisset“, sagte er, „dass er ist erschienen, damit er die Sünden wegnehme, und ist keine Sünde in ihm. Wer in ihm bleibt, der sündigt nicht; wer da sündigt, der hat ihn nicht gesehen noch erkannt.“ 1.Johannes 3,5f. Wenn wir in Christus bleiben, wenn Gottes Liebe in unserem Herzen wohnt, dann werden unsere Gefühle, Gedanken und Handlungen mit Gottes Willen übereinstimmen. Ein geheiligtes Herz ist im Einklang mit den Weisungen des göttlichen Gesetzes. DAp.373.1 Teilen

Es gibt viele, die wenig Frieden und Freude haben, obwohl sie versuchen, den Geboten Gottes zu gehorchen. Diese mangelnde Erfahrung entsteht durch ungenügende Ausübung ihres Glaubens. Sie gehen, als befänden sie sich in einem salzigen Land, in einer verdorrten Einöde. Sie beanspruchen wenig für sich, während sie viel anfordern könnten, denn Gottes Verheißungen sind unbegrenzt. Sie geben kein zuverlässiges Bild von der Heiligung ab, die durch Gehorsam der Wahrheit gegenüber erlangt wird. Der Herr möchte, dass alle Seine Söhne und Töchter glücklich, friedfertig und gehorsam sind. Diese Segnungen erlangt der Gläubige dadurch, dass er Glauben übt. Dadurch kann jeder charakterliche Mangel ausgeglichen, jede Verunreinigung beseitigt, jeder Fehler behoben und jede Tugend entwickelt werden. DAp.373.2 Teilen

Das Gebet ist das uns vom Himmel verordnete Mittel, das uns siegreich im Kampf mit der Sünde und erfolgreich in der Entwicklung eines christlichen Charakters sein lässt. Die göttlichen Kräfte, die als Antwort auf das gläubige Gebet wirksam werden, vollbringen in der Seele des Beters all das, worum er bittet. Wir dürfen um Vergebung der Sünden bitten und um den Heiligen Geist, um eine christusähnliche Gesinnung und um Weisheit und Kraft, sein Werk zu tun, ja um jede verheißene Gabe dürfen wir bitten und haben die Zusage: „Ihr werdet‘s empfangen.“ Matthäus 21,22. DAp.373.3 Teilen

Als Mose bei Gott auf dem Berg war, sah er das Bild jenes wunderbaren Bauwerks, das die Stätte der Herrlichkeit Gottes werden sollte. An dem verborgenen Ort des Gebets, — wie auf dem Berg bei Gott, — sollen auch wir über Gottes herrliches Ziel mit der Menschheit nachdenken. Zu allen Zeiten hat Gott die Pläne für Seine Kinder verwirklicht, wenn sie mit Ihm Gemeinschaft pflegten, und Er hat ihnen immer mehr die Lehren Seiner Gnade offenbart. DAp.373.4 Teilen

Die Worte: „Er wird hervorbrechen wie die schöne Morgenröte“ (Hosea 6,3) veranschaulicht, wie Er ihnen die Wahrheit kundtat. Wer sich von Gott erleuchten lässt, wird aus dem ungewissen Dunkel der Dämmerung in die volle Helle des Mittags geführt. DAp.373.5 Teilen

374

Wahre Heiligung bedeutet vollkommene Liebe und Gehorsam, sowie vollständige Übereinstimmung mit dem Willen Gottes. Durch den Gehorsam der Wahrheit gegenüber sollen wir für Gott geheiligt werden. Unser Gewissen müssen wir von den toten Werken reinigen lassen, damit es dem lebendigen Gott dienen kann. Wir sind noch nicht vollkommen, aber es ist unser Vorrecht, dass wir von den Fesseln des Ichs und der Sünde frei werden und der Vollkommenheit entgegenschreiten können. Großartige Möglichkeiten, hohe und heilige Ziele sind für uns alle erreichbar aufgestellt. DAp.374.1 Teilen

Der Grund, weshalb heutzutage so viele keinen größeren Fortschritt in einem göttlichen Leben machen, liegt darin, dass sie das als Gottes Willen ansehen, was sie selbst tun wollen. Während sie ihren eigenen Wünschen folgen, reden sie sich ein, sie befolgten Gottes Willen. Mit sich selbst stehen sie nie im Widerstreit. Andere wiederum kämpfen eine Zeitlang erfolgreich gegen ihr selbstsüchtiges Verlangen nach Genuss und Bequemlichkeit. Sie meinen es aufrichtig und ernst, werden aber schließlich der andauernden Anstrengungen, des täglichen Sterbens, der ständigen Unruhe überdrüssig. Trägheit erscheint ihnen verlockend, dem eigenen Ich abzusterben widerwärtig. So schließen sie ihre schlaftrunkenen Augen und erliegen der Macht der Versuchung, anstatt ihr zu widerstehen. DAp.374.2 Teilen

Die im Wort Gottes gegebenen Richtlinien lassen keinen Raum für einen Kompromiss mit dem Bösen. Gottes Sohn ist erschienen, um alle Menschen zu Sich zu ziehen. Er kam nicht, um die Welt in den Schlaf zu wiegen, sondern ihr den schmalen Weg zu weisen, den alle gehen müssen, die schließlich die Tore der Stadt Gottes erreichen werden. Seine Kinder müssen den Weg gehen, den Er vorangegangen ist. Sie müssen ständig gegen das Ich ankämpfen, ganz gleich, was sie dabei an Bequemlichkeit oder selbstsüchtigem Genuss opfern oder was es sie an Mühen und Leiden kostet. DAp.374.3 Teilen

Gott wird am meisten durch Menschen verherrlicht, die sich Ihm als geweihte Kanäle zur Verfügung stehen, durch die Er wirken kann. Schnell eilt die Zeit der Ewigkeit zu. Lasst uns Gott nicht das vorenthalten, was Ihm gehört. Verweigern wir Ihm nicht das, was Ihm zwar nicht ohne Belohnung gegeben werden kann, das aber Verderben bringt, wenn wir es Ihm vorenthalten. Er bittet um dein ganzes Herz, gib es Ihm. Es gehört Ihm, weil Er es geschaffen und weil Er es erlöst hat. Er fordert deine Verstandeskräfte; gib sie Ihm; denn sie sind Sein! Er bittet um dein Geld; stelle es Ihm zur Verfügung, denn es gehört Ihm. Du bist nicht dein eigen, denn du bist „teuer erkauft“. 1.Korinther 6,19f. Gott erwartet Anbetung von geheiligten Menschen, die sich zurüsten ließen, ihm durch den Glauben zu dienen, „der durch die Liebe tätig ist“. Galater 5,6. Er hält uns das höchste Ziel vor Augen, nämlich die Vollkommenheit. Deshalb bittet er uns, voll und ganz für ihn in dieser Welt zu leben, so wie auch Christus für uns vor Gott einsteht. DAp.374.4 Teilen

375

„Das ist der Wille Gottes, eure Heiligung.“ 1.Thessalonicher 4,3. Ist das auch dein Wille? Deine Sünden mögen sich wie Berge vor dir auftürmen, doch wenn du dich von Herzen vor Gott demütigst, Ihm deine Sünden bekennst und dich auf die Verdienste des gekreuzigten und auferstandenen Heilandes verlässt, wird Er dir vergeben und dich von aller Ungerechtigkeit reinigen. Gott erwartet von dir völlige Übereinstimmung mit Seinem Gesetz. Dieses Gesetz ist der Widerhall Seiner Stimme, die dir zuruft: Heiliger, immer noch heiliger! Sehne dich nach dem Reichtum der Gnade Christi! Lass dein Herz erfüllt werden von dem inständigen Verlangen nach Seiner Gerechtigkeit. „Der Gerechtigkeit Frucht wird Friede sein, und der Ertrag der Gerechtigkeit wird ewige Stille und Sicherheit sein.“ Jesaja 32,17. DAp.375.1 Teilen

Wenn sich dein Herz nach Gott sehnt, dann wirst du immer mehr von den unerforschlichen Reichtümern Seiner Gnade entdecken. Und wenn du dann darüber nachdenkst, werden sie auch dein eigen werden. Dann wirst du die unermessliche Gnade, die in dem Opfer unseres Heilandes verborgen ist, den Schutz, den Seine Gerechtigkeit gewährt, und die Fülle Seiner Weisheit und Kraft verkündigen, mit der Er dich „unbefleckt und unsträflich“ (2.Petrus 3,14) vor dem Vater darstellen wird. DAp.375.2 Teilen

Kapitel 56: Auf Patmos
377

Mehr als ein halbes Jahrhundert war seit der Gründung der christlichen Gemeinde verstrichen. In dieser Zeit war das Evangelium ständig auf Widerstand gestoßen. Seine Feinde hatten nicht nachgelassen, bis es ihnen gelungen war, die Macht des römischen Kaisers gegen die Christen ins Feld zu führen. DAp.377.1 Teilen

In der schrecklichen Verfolgung, die daraufhin einsetzte, bemühte sich der Apostel Johannes sehr, die Brüder im Glauben zu festigen und zu stärken. Er legte ein Zeugnis ab, dem seine Gegner nicht widersprechen konnten und das zugleich seinen Brüdern half, mutig und standhaft der hereinbrechenden Trübsal zu begegnen. Sooft der Glaube der Christen unter dem furchtbaren Druck, den sie ertragen mussten, zu wanken schien, rief ihnen der bewährte Diener Jesu die Geschichte des gekreuzigten und auferstandenen Heilandes machtvoll und beredt in Erinnerung. Er hielt beharrlich an seinem Glauben fest, und von ihm war immer wieder die gleiche frohe Botschaft zu hören: „Das da von Anfang war, das wir gehört haben, das wir gesehen haben mit unsren Augen, das wir beschaut haben und unsere Hände betastet haben, vom Wort des Lebens ... Was wir gesehen und gehört haben, das verkündigen wir euch.“ 1.Johannes 1,1-3. DAp.377.2 Teilen

Johannes wurde sehr alt und überlebte alle Jünger. Er erlebte die Zerstörung Jerusalems und die Vernichtung des Tempels. Weil er mit dem Heiland sehr innig verbunden gewesen war, übten seine Worte einen großen Einfluss aus. Sie bezeugten die Tatsache: Jesus ist der Messias, der Erlöser der Welt! Niemand konnte seine Aufrichtigkeit bezweifeln, und durch seine Verkündigung wandten sich viele vom Unglauben ab. DAp.377.3 Teilen

Die Obersten der Juden waren von bitterem Hass gegen Johannes erfüllt, weil er sich mit unerschütterlicher Treue zu Christus bekannte. Sie erklärten, dass alle ihre Angriffe gegen die Christen nichts ausrichten würden, solange im Volk das Zeugnis des Johannes zu hören war. Sollten die Wunder und Lehren Jesu in Vergessenheit geraten, so musste die Stimme dieses mutigen Zeugen zum Schweigen gebracht werden. DAp.377.4 Teilen

378

So wurde Johannes nach Rom vor Gericht geladen, um dort seines Glaubens wegen verhört zu werden. Vor der Obrigkeit stellte man die Lehren des Apostels falsch dar, und falsche Zeugen beschuldigten ihn der Verbreitung aufrührerischer Irrlehren. Durch diese Beschuldigung hofften seine Feinde den Tod des Jüngers herbeizuführen. DAp.378.1 Teilen

Johannes verantwortete sich auf eine klare, überzeugende Weise und mit einer solchen Bescheidenheit und Offenheit, dass seine Worte einen starke Eindruck hinterließen. Seine Zuhörer waren erstaunt über seine Weisheit und seine gewandte Rede. Aber je überzeugender sein Zeugnis wurde, desto heftiger entbrannte der Hass seiner Gegner. Kaiser Domitian war von Wut erfüllt. Er konnte weder die Beweisführung des treuen Vertreters der Sache Christi entkräften, noch es mit der Macht aufnehmen die dessen Wahrheitsbekundungen begleitete. Dennoch beschloss der Kaiser, diese Stimme zum Schweigen zu bringen. DAp.378.2 Teilen

Johannes wurde in einen Kessel mit siedendem Öl geworfen. Der Herr bewahrte jedoch das Leben seines treuen Dieners, wie er es einst mit den drei Hebräern im feurigen Ofen getan hatte. Als es hieß: So sollen alle umkommen, die an den Betrüger Jesus Christus von Nazareth glauben, erklärte Johannes: Mein Meister ertrug geduldig alles, was Satan und seine Engel erdenken konnten, um ihn zu kränken und zu quälen. Er gab sein Leben, um die Welt zu retten. Es ist mir eine Ehre, um seinetwillen leiden zu dürfen. Ich bin ein schwacher, sündiger Mensch. Christus aber war heilig, unschuldig und makellos. Er tat keine Sünde, und kein Falsch wurde je in seinem Mund gefunden. Diese Worte verfehlten ihren Eindruck nicht, und Johannes wurde von denselben Männern, die ihn in den Kessel geworfen hatten, wieder herausgezogen. DAp.378.3 Teilen

Erneut bekam der Apostel die Hand der Verfolger schwer zu spüren. Auf Befehl des Kaisers wurde er auf die Insel Patmos verbannt „um des Wortes Gottes willen und des Zeugnisses von Jesus“. Offenbarung 1,9. Von dort aus — meinten seine Feinde — könnte er niemanden mehr beeinflussen und würde schließlich aufgrund von Entbehrungen und Leiden zugrunde gehen. DAp.378.4 Teilen

Patmos, eine öde, felsige Insel im Ägäischen Meer, war von der römischen Regierung als Verbannungsort für Verbrecher ausgewählt worden. Für den Knecht Gottes aber wurde dieser düstere Aufenthaltsort zur Pforte des Himmels. Abgeschnitten von dem geschäftigen Treiben des Lebens und dem Wirken der vergangenen Jahre, erlebte er dort die Gemeinschaft mit Gott, mit Christus und den himmlischen Engeln. Von ihnen empfing er für alle kommenden Zeiten Unterweisungen für die Gemeinde. Die Ereignisse, die sich am Ende der Weltgeschichte zutragen sollten, wurden dort vor seinen Blicken entrollt, und dort schrieb er die Visionen nieder, die er von Gott empfing. Wenn seine Stimme auch nicht länger von dem zeugen konnte, den er liebte und dem er diente, so sollten die Botschaften, die ihm auf dieser kahlen Felseninsel gegeben wurden, wie ein Leuchtfeuer hinausstrahlen und Gottes Ratschluss über alle Völker der Erde verkünden. DAp.378.5 Teilen

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Inmitten der Klippen und Felsen von Patmos lebte Johannes in enger Verbindung mit seinem Schöpfer. Er überblickte sein vergangenes Leben, und bei dem Gedanken an die empfangenen Segnungen erfüllte Friede sein Herz. Er hatte das Leben eines Christen gelebt und konnte zuversichtlich sagen: „Wir wissen, dass wir aus dem Tode in das Leben gekommen sind.“ 1.Johannes 3,14. Ganz anders war es mit dem Kaiser, der ihn verbannt hatte. Der konnte nur zurückblicken auf Schlachtfelder und Blutbäder, auf zerstörte Wohnhäuser sowie auf weinende Witwen und Waisen — die Früchte seiner ehrgeizigen Pläne nach Vorherrschaft. DAp.379.1 Teilen

Der einsame Aufenthaltsort bot Johannes mehr als je zuvor Gelegenheit, die Offenbarung der göttlichen Kraft zu studieren, wie sie im Buch der Natur und auf den Blättern der Heiligen Schrift verzeichnet stehen. Es bereitete ihm große Freude, über das Schöpfungswerk nachzudenken und den göttlichen Baumeister anzubeten. In früheren Jahren hatte er sich an dem Anblick bewaldeter Höhen, grüner Täler und fruchtbarer Felder erfreut, und es war ihm stets eine Wonne gewesen, in allem Schönen die Weisheit des Schöpfers zu erkennen. Jetzt aber lebte er inmitten einer Umgebung, die vielen landschaftlich düster und reizlos erschienen wäre. Doch nicht so Johannes. Mochte alles um ihn her verlassen und kahl aussehen, so war doch der Himmel, der sich über ihm wölbte, genauso klar und schön wie der über seinem geliebten Jerusalem. Die wilden, zerklüfteten Felsen, die Geheimnisse der Tiefe und die Pracht des Himmelszeltes vermittelten ihm wichtige Lehren. Sie alle legten Zeugnis ab von Gottes Macht und Herrlichkeit. DAp.379.2 Teilen

Überall um sich her sah der Apostel Zeugen der Sintflut, die über die Erde hereingebrochen war, weil ihre Bewohner es wagten, Gottes Gesetz zu übertreten. Die Felsblöcke, die durch die Gewalt des Wassers aus der Tiefe und aus dem Schoß der Erde herausgeschleudert worden waren, erinnerten ihn daran, wie schrecklich Gottes Zorn gewesen sein musste. In der Stimme vieler Wasser — „eine Tiefe ruft die andere“ (Psalm 42,8) — vernahm der Prophet die Stimme des Schöpfers. Das von erbarmungslosen Winden aufgepeitschte Meer wurde ihm zum Bild des Zornes eines gekränkten Gottes. Dass aber die mächtigen Wogen auch in ihrem schrecklichen Aufruhr wie von unsichtbarer Hand in den ihnen gesetzten Grenzen gehalten wurden, bezeugte ihm die Herrschaft des Allmächtigen. Er wurde sich bewusst, wie schwach und töricht sterbliche Menschen im Vergleich dazu sind, die schließlich zu Staub vergehen. Sie rühmen sich ihrer Weisheit und Stärke und lehnen sich gegen den Herrn des Weltalls auf, als ob Gott ihresgleichen wäre. Die Felsen erinnerten Johannes an Christus, den Fels seiner Stärke, in dessen Schutz er sich furchtlos bergen konnte. Von dem auf die felsige Insel Patmos verbannten Apostel stiegen aus verlangendem Herzen inbrünstige Gebete zu Gott empor, so sehnte er sich nach ihm. DAp.379.3 Teilen

380

Die Geschichte des Johannes liefert ein treffendes Beispiel dafür, wie Gott seine betagten Diener gebrauchen kann. Als Johannes auf die Insel Patmos verbannt wurde, meinten viele, dass es nun mit seinem Wirken vorbei sei und er wie ein geknicktes Rohr zusammenbrechen werde. Aber der Herr hielt es für gut, ihn noch länger zu gebrauchen. Obwohl Johannes von seiner früheren Wirkungsstätte verbannt war, hörte er doch nicht auf, für Gottes Wahrheit Zeugnis abzulegen. Selbst auf Patmos gewann er Freunde und Nachfolger Jesu. Ihm war eine frohe Botschaft anvertraut worden, die Verkündigung des auferstandenen Heilandes, der im Himmel für sein Volk Fürbitte einlegt, bis er wiederkommt, um die Seinen zu sich zu nehmen. Und gerade jetzt, da Johannes im Dienst seines Herrn ergraut war, empfing er mehr Botschaften von Gott als es während der früheren Jahre seines Lebens war. DAp.380.1 Teilen

Sehr einfühlsam sollten stets mit denen umgegangen werden, deren Lebensweg mit dem Werk Gottes eng verknüpft ist. Die betagten Arbeiter haben sich in Stürmen und Prüfungen treu erwiesen. Mögen sie nun auch gebrechlich sein, so besitzen sie doch immer noch Gaben, die sie befähigen, einen Platz im Werk Gottes auszufüllen. Auch wenn sie verbraucht und nicht mehr fähig sind, so schwere Lasten zu tragen, wie es jüngere Leute vermögen und sollen, sind doch die Ratschläge, die sie erteilen können, äußerst wertvoll. DAp.380.2 Teilen

Sie mögen Fehler gemacht haben, aber daraus haben sie gelernt, Irrtümer und Gefahren zu vermeiden. Sind sie nicht gerade aus diesem Grund befähigt, weisen Rat zu erteilen? Sie haben sich in Anfechtungen und Prüfungen bewährt, und obwohl sie etwas von ihrer Tatkraft eingebüßt haben, setzt sie der Herr doch nicht beiseite. Er verleiht ihnen vielmehr besondere Gnade und Weisheit. DAp.380.3 Teilen

Die dem Herrn gedient haben, als die Arbeit beschwerlich war, die Armut ertragen haben und treu geblieben sind, als nur wenige für die Wahrheit einstanden, sollen geschätzt und geachtet werden. Der Herr will, dass die jüngeren Mitarbeiter durch den Umgang mit diesen treuen Männern zunehmen an Weisheit, Stärke und Reife. Die jüngeren Leute sollten erkennen, dass es für sie ein großer Gewinn ist, solche Arbeiter in ihrer Mitte zu haben. Sie sollten ihnen deshalb einen Ehrenplatz bei ihren Beratungen einräumen. DAp.380.4 Teilen

Wenn diejenigen, die ihr Leben im Dienst für Christus verbracht haben, sich dem Ende ihrer irdischen Laufbahn nähern, wird der Heilige Geist sie veranlassen, die Erfahrungen zu berichten, die sie im Werk Gottes gemacht haben. Gottes wunderbares Handeln an Seinen Kindern, Seine große Güte, durch die Er sie aus Schwierigkeiten erlöste, all dies sollte den zum Glauben Gekommenen vor Augen gehalten werden. Gott will, dass die betagten und bewährten Arbeiter auf ihrem Platz ausharren und ihr Teil dazu beitragen, Männer und Frauen davor zu bewahren, dass sie nicht von dem mächtigen Strom des Bösen hinweggerissen werden. Er will, dass sie die Waffenrüstung so lange tragen, bis er ihnen gebietet, sie abzulegen. DAp.380.5 Teilen

381

Die Erfahrungen des Apostels Johannes während seiner Verfolgung enthalten eine wunderbare Lehre, die den Christen stärkt und tröstet. Gott verhindert nicht die Anschläge feindseliger Menschen, aber Er bewirkt, dass sie zum Besten derer dienen, die in Kampf und Anfechtung Treue bewahren. Oft muss der Evangeliumsarbeiter sein Werk unter schwerer Verfolgung, heftigem Widerstand und unbegründeten Vorwürfen ausführen. In solchen Zeiten soll er bedenken, dass die Erfahrungen, die er im feurigen Ofen der Prüfung und des Leidens sammelt, alle Schmerzen aufwiegen, die sie kosteten. So zieht Gott Seine Kinder an sich, damit Er ihnen ihre Schwäche und zugleich Seine Kraft zeigt. Er lehrt sie, sich ganz auf Ihn zu stützen. Auf diese Weise bereitet Er sie vor, Notlagen zu begegnen, Vertrauensstellungen einzunehmen und der hohen Aufgabe gerecht zu werden, für die Er ihnen Kraft geschenkt hat. DAp.381.1 Teilen

Immer schon haben Gottes erwählte Zeugen sich um der Wahrheit willen der Schmach und der Verfolgung ausgesetzt. Joseph wurde übel behandelt und verfolgt, weil er an Tugend und Rechtschaffenheit festhielt. David, den auserwählten Boten Gottes, jagten seine Feinde wie ein Raubtier. Daniel wurde in die Löwengrube geworfen, weil er Gott treu blieb. Hiob verlor seine irdischen Güter und wurde von körperlichen Leiden so heimgesucht, dass sich selbst seine Verwandten und Freunde von ihm abwandten. Trotzdem bewahrte er seine Rechtschaffenheit. Jeremia ließ sich nicht hindern, die Worte zu reden, die Gott ihm aufgetragen hatte. Sein Zeugnis machte König und Fürsten so wütend, dass sie ihn in eine widerliche Schlammgrube warfen. Stephanus wurde gesteinigt, weil er den gekreuzigten Christus predigte. Paulus wurde ins Gefängnis geworfen, gegeißelt, gesteinigt und zuletzt getötet, weil er ein treuer Zeuge Gottes unter den Heiden war. Und Johannes wurde „um des Wortes Willen und des Zeugnisses von Jesus“ auf die Insel Patmos verbannt. DAp.381.2 Teilen

Diese Beispiele von menschlicher Standhaftigkeit sind zugleich ein Zeugnis für die Zuverlässigkeit der Verheißungen Gottes, was Seine ständige Gegenwart und Seine erhaltenden Gnade angeht. Sie bestätigen ferner die Kraft des Glaubens, die den Mächten der Welt zu widerstehen vermag. Der Glaube bewirkt, dass wir uns selbst in den dunkelsten Stunden sicher in Gott geborgen wissen, weil wir sicher wissen, dass unser Vater am Steuer ist, wie sehr wir auch von Versuchungen und Stürmen bedrängt werden. Nur mit den Augen des Glaubens können wir über die zeitlichen Dinge hinwegschauen, um den Wert der ewigen Güter richtig einzuschätzen. DAp.381.3 Teilen

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Jesus stellt Seinen Nachfolgern nicht in Aussicht, irdische Ehren und Reichtümer, sowie ein Leben ohne Anfechtungen zu bekommen. Er ruft sie statt dessen auf, Ihm auf dem Pfad der Selbstverleugnung und Erniedrigung zu folgen. Ihm, der kam, um die Welt zu erlösen, widerstanden die vereinten Kräfte des Bösen. In einer unbarmherzigen Verschwörung erhoben sich böse Menschen und böse Engel gegen den Friedensfürsten. Mit jedem Wort und jeder Tat offenbarte er göttliche Barmherzigkeit, und weil er so völlig anders als die Welt war, erregte er die erbittertste Feindschaft. DAp.382.1 Teilen

So wird es all denen ergehen, die „gottesfürchtig leben wollen in Christus Jesus“. 2.Timotheus 3,12. Wer vom Geist Christi erfüllt ist, muss mit Schmach und Bedrängnis rechnen. Die Art und Weise der Verfolgung mag sich im Laufe der Zeit verändern, aber seit der Zeit Abels steht dahinter der gleiche Geist als treibende Kraft, die Erwählten des Herrn zu töten. DAp.382.2 Teilen

Satan hat zu allen Zeiten die Kinder Gottes verfolgt. Er hat sie gemartert und getötet, dennoch erwiesen sie sich selbst im Sterben als Überwinder. Sie legten Zeugnis ab von der Kraft des Herrn, der mächtiger ist als Satan. Mögen gottlose Menschen in ihrem Hass den Leib peinigen und zerstören — das Leben, das mit Christus in Gott verborgen ist, können sie nicht antasten. Sie können wohl Männer und Frauen hinter Gefängnismauern werfen, aber niemals ihren Geist binden. DAp.382.3 Teilen

In Anfechtungen und Verfolgungen wird die Herrlichkeit Gottes, d. h. Sein Charakter, an Seinen Auserwählten deutlich. Die Gläubigen, von der Welt gehasst und verfolgt, werden in der Schule Christi erzogen. Sie wandern auf schmalen Pfaden über die Erde und werden geläutert im Feuerofen der Trübsal. Sie bleiben Christus treu selbst in schweren Kämpfen. Sie verleugnen sich selbst und ertragen bittere Enttäuschungen. Dadurch lernen sie die Schwere und das Furchtbare der Sünde kennen und verabscheuen sie. Als Teilhaber an Christi Leiden können sie hinter dem Dunkel die Herrlichkeit Gottes erblicken und sagen: „Ich halte dafür, dass dieser Zeit Leiden der Herrlichkeit nicht wert sei, die an uns soll offenbart werden.“ Römer 8,18. DAp.382.4 Teilen

Kapitel 57: Die Offenbarung
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In den Tagen der Apostel erfüllten Eifer und Begeisterung die christlichen Gläubigen. Unermüdlich wirkten sie für ihren Meister, so dass das Evangelium vom Reich trotz heftigen Widerstandes in verhältnismäßig kurzer Zeit in allen damals bewohnten Gebieten der Erde verkündigt wurde. Zur Ermutigung der Gläubigen aller Zeiten wurden die Berichte über den Eifer, der die Nachfolger Jesu damals erfüllte, durch Eingebung des Heiligen Geistes aufgeschrieben. Die Gemeinde Ephesus benutzte der Herr Jesus als Sinnbild der gesamten Christenheit im apostolischen Zeitalter. Über sie sagt „der treue und wahrhaftige Zeuge“ (Offenbarung 3,14); „Ich kenne deine Werke und deine Mühsal und deine Geduld und weiß, dass du die Bösen nicht ertragen kannst; und du hast die geprüft, die sagen, sie seien Apostel und sind‘s nicht, und hast sie als Lügner befunden und hast Geduld und hast um meines Namens willen die Last getragen und bist nicht müde geworden.“ Offenbarung 2,2f. DAp.383.1 Teilen

Zuerst hatte sich die Gemeinde Ephesus durch kindliche Schlichtheit und großem Eifer ausgezeichnet. Die Gläubigen trachteten ernstlich danach, jedem Wort Gottes zu gehorchen, und ihr Wandel bekundete eine innige, aufrichtige Liebe zu Christus. Weil der Heiland stets in ihren Herzen wohnte, bereitete es ihnen Freude, Gottes Willen zu tun. Erfüllt von der Liebe zu ihrem Erlöser, war es ihr höchstes Ziel, Menschen für ihn zu gewinnen. Sie dachten gar nicht daran, das kostbare Geschenk der Gnade Christi für sich allein zu behalten. Sie waren sich der Bedeutung ihrer Berufung bewusst, und erfüllt von der Botschaft: „Friede auf Erden und den Menschen ein Wohlgefallen“ (Lukas 2,14), brannte in ihnen das Verlangen, die frohe Kunde von der Erlösung bis an die äußersten Enden der Erde zu tragen. Und die Welt erkannte, dass sie mit Jesus gewesen waren. Als sündige, aber reumütige und begnadete, als gereinigte und geheiligte Menschen hatten sie Gemeinschaft mit Gott durch Seinen Sohn gefunden. DAp.383.2 Teilen

Die Glieder der Gemeinde waren in ihrem Wesen und Tun mit einander eins geworden. Die Liebe zu Christus war die goldene Kette, die sie zusammenhielt. Sie wuchsen in der Erkenntnis des Herrn und offenbarten in ihrem Leben die Freude und den Frieden Christi. Sie besuchten die „Waisen und Witwen in ihrer Trübsal“ und bemühten sich, „von der Welt unbefleckt“ (Jakobus 1,27) zu bleiben. Sie wussten ja, dass ein solches Versäumnis ihrerseits dem Bekenntnis widerspräche und einem Verleugnen ihres Erlösers bedeuten würde. DAp.383.3 Teilen

384

In jeder Stadt ging das Werk voran. Menschen wurden bekehrt, die es wiederum als Pflicht ansahen, anderen von der unschätzbaren Gabe zu erzählen, die sie empfangen hatten. Sie konnten nicht eher ruhen, bis das Licht, das sie erleuchtet hatte, auch anderen schien. So war bald eine große Zahl von Ungläubigen mit den Grundlagen der christlichen Hoffnung bekannt gemacht worden. Unter dem Einfluss des Geistes Gottes sind persönliche Aufrufe ergangen an die Irrenden, Ausgestoßenen und auch an solche, die zwar vorgaben, die Wahrheit zu kennen, die aber doch die Lüste mehr liebten als Gott. 2.Timotheus 3,4. DAp.384.1 Teilen

Mit der Zeit aber ließ der Eifer der Gläubigen nach und ihre Liebe zu Gott und untereinander nahm ab. Kälte schlich in die Gemeinden ein. Manche vergaßen, unter welch wunderbaren Umständen sie die Wahrheit kennengelernt hatten. Von den alten Bannerträgern starb einer nach dem andern auf seinem Posten. Manche der jüngeren Arbeiter, die eigentlich schon einen Teil der Lasten dieser Bahnbrecher hätten auf sich nehmen sollen, um sich zu einsichtigen Führern heranzubilden, waren der so oft wiederholten Wahrheiten überdrüssig geworden. In ihrem Verlangen nach Neuem und Aufsehenerregendem versuchten sie, neue Lehren einzuführen, die vielen angenehmer erschienen, aber nicht im Einklang standen mit den Grundsätzen des Evangeliums. In ihrem Selbstvertrauen und ihrer geistlichen Blindheit konnten sie nicht sehen, dass diese spitzfindigen Anschauungen viele dazu verführen würden, die Erfahrungen der Vergangenheit in Frage zu stellen, und so Verwirrung und Unglauben aufkommen könnte. DAp.384.2 Teilen

Als diese Irrlehren mit Nachdruck verfochten wurden, entstanden Meinungsverschiedenheiten, und die Blicke vieler wurden von Jesus, dem Anfänger und Vollender des Glaubens, abgelenkt. Die Auseinandersetzung über belanglose Lehrpunkte und die Beschäftigung mit „klugen Fabeln“ (2.Petrus 1,16) menschlicher Erfindung nahmen die Zeit in Anspruch, die der Verbreitung des Evangeliums hätte dienen sollen. So blieben viele Menschen ungewarnt, die durch eine treue Verkündigung der Wahrheit hätten überzeugt und bekehrt werden können. Die Frömmigkeit nahm schnell ab, und Satan schien Macht über die zu erlangen die vorgaben, Nachfolger Christi zu sein. DAp.384.3 Teilen

An diesem entscheidenden Punkt in der Geschichte der Gemeinde wurde Johannes zur Verbannung verurteilt. Nie zuvor war seine Stimme für die Gemeinde nötiger gewesen als gerade jetzt. DAp.384.4 Teilen

Fast alle seine früheren Gefährten im Apostelamt hatten den Märtyrertod erlitten. Der gläubige Überrest sah sich heftigem Widerstand ausgesetzt. Dem äußeren Anschein nach war der Tag nicht mehr fern, an dem die Feinde der Gemeinde Christi triumphieren würden. DAp.384.5 Teilen

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Aber die Hand des Herrn waltete ungesehen auch im Verborgenen. Johannes wurde nach Gottes Plan dorthin gebracht, wo sich Christus ihm in wunderbarer Weise offenbaren und ihm göttliche Weisung zur Erleuchtung der Gemeinden übermitteln konnte. DAp.385.1 Teilen

Die Feinde der Wahrheit hatten doch geglaubt, durch die Verbannung von Johannes die Stimme des treuen Zeugen Gottes für immer zum Schweigen zu bringen, aber auf Patmos empfing er Botschaften, die bis ans Ende der Zeiten die Gemeinde stärken sollten. Zwar werden jene, die Johannes verbannten, dereinst wegen ihres unrechten Handelns zur Verantwortung gezogen werden, dennoch dienten sie als Werkzeuge in Gottes Hand, um den Plan des Himmels auszuführen. Gerade ihr starkes Bemühen, das Licht auszulöschen, setzte die Wahrheit auf den Leuchter. DAp.385.2 Teilen

Es war an einem Sabbattag, als der Herr der Herrlichkeit dem verbannten Apostel erschien. Johannes hielt diesen Tag auf Patmos ebenso heilig wie zu der Zeit, da er in den Städten und Dörfern Judäas dem Volk predigte. Er klammerte sich fest an die göttlichen Verheißungen, die bezüglich dieses Tages gegeben worden waren. Er schrieb: „Der Geist kam über mich an des Herrn Tag, und ich hörte hinter mir eine große Stimme wie von einer Posaune, die sprach: Ich bin das A und das O, der erste und der letzte ... Und ich wandte mich um, zu sehen nach der Stimme, die mit mir redete. Und als ich mich wandte, sah ich sieben goldene Leuchter und mitten unter den Leuchtern einen, der war eines Menschen Sohn gleich.“ Offenbarung 1,10-13. DAp.385.3 Teilen

Dieser geliebte Jünger ist besonders begnadet worden. Er war Zeuge des schweren Kampfes seines Meisters in Gethsemane gewesen, als auf dessen Angesicht der Schweiß wie Blutstropfen stand und „seine Gestalt hässlicher war als die anderer Leute und sein Aussehen als das der Menschenkinder“. Jesaja 52,14. Er hatte ihn in den Händen der römischen Soldaten gesehen, angetan mit einem alten Purpurmantel und gekrönt mit einer Dornenkrone. Er hatte miterleben müssen, wie Jesus am Kreuz von Golgatha hing, verhöhnt und verspottet. Nun durfte Johannes seinen Herrn noch einmal schauen. Doch wie ganz anders war seine Erscheinung! Er war nicht mehr ein Mann der Schmerzen, von Menschen verachtet und geschmäht. Jetzt war er in ein Gewand von himmlischem Glanz gekleidet. „Sein Haupt aber und sein Haar war weiß wie weiße Wolle, wie der Schnee, und seine Augen wie eine Feuerflamme, und seine Füße gleichwie goldenes Erz, das im Ofen glüht, und seine Stimme wie großes Wasserrauschen ... sein Antlitz leuchtete, wie die Sonne scheint.“ Offenbarung 1,14-16. „Und er hatte sieben Sterne in seiner rechten Hand, und aus seinem Munde ging ein scharfes, zweischneidiges Schwert“ (Offenbarung 1,16), ein Sinnbild der Macht seines Wortes. Patmos erglänzte von der Herrlichkeit des auferstandenen Herrn. „Und als ich ihn sah“, schrieb Johannes, „fiel ich zu seinen Füßen wie ein Toter; und er legte seine rechte Hand auf mich und sprach zu mir: Fürchte dich nicht!“ Offenbarung 1,17. DAp.385.4 Teilen

386

Johannes wurde gestärkt, um die Gegenwart seines verherrlichten Herrn ertragen zu können. Dann wurde vor seinem erstaunten Blick die Herrlichkeit des Himmels enthüllt. Er durfte den Thron Gottes schauen und über alle irdischen Kämpfe hinweg die weißgekleidete Schar der Erlösten sehen. Er hörte die Loblieder der Engel des Himmels und den Siegesgesang derer, die überwunden hatten durch des Lammes Blut und das Wort ihres Zeugnisses. In der Offenbarung, die ihm zuteil wurde, wurden ihm Begebenheiten über Begebenheiten enthüllt, die für die Erfahrung des Volkes Gottes höchst bedeutsam sind. Außerdem wurden ihm die künftigen Geschicke der Gemeinde bis zum Ende der Zeit gezeigt. In Zahlen und Sinnbildern erfuhr Johannes Dinge von weitreichender Bedeutung. Die sollte er niederschreiben, damit Gottes Volk in seinen wie auch in den kommenden Zeiten Aufschluss über die ihnen bevorstehenden Gefahren und Kämpfe erhielte. DAp.386.1 Teilen

Diese Offenbarung sollte der christlichen Gemeinde aller Zeiten zur Unterweisung und zum Trost dienen. Dennoch haben christliche Lehrer behauptet, dass sie ein versiegeltes Buch sei, und man ihre Geheimnisse nicht erklären könnte. Deshalb haben viele sich von dem prophetischen Buch abgewandt und weigern sich, Zeit und Mühe daran zu wenden, seine Geheimnisse zu erforschen. Gott will aber nicht, dass sein Volk solche Vorbehalte gegen dieses Buch hat. Es „ist die Offenbarung Jesu Christi, die ihm Gott gegeben hat, seinen Knechten zu zeigen, was in Kürze geschehen soll ... Selig ist“, erklärt der Herr, „der da liest und die da hören die Worte der Weissagung und behalten, was darin geschrieben ist; denn die Zeit ist nahe!“ Offenbarung 1,1.3. „Ich bezeuge allen, die da hören die Worte der Weissagung in diesem Buch: Wenn jemand etwas dazusetzt, so wird Gott zusetzen auf ihn die Plagen, die in diesem Buch geschrieben stehen. Und wenn jemand etwas davontut von den Worten des Buchs dieser Weissagung, so wird Gott abtun seinen Anteil vom Baum des Lebens und von der heiligen Stadt, davon in diesem Buch geschrieben steht. Es spricht, der solches bezeugt: Ja, ich komme bald.“ Offenbarung 22,18-20. DAp.386.2 Teilen

In der Offenbarung werden die Tiefen der Gottheit geschildert. Schon der Name, der diesem Buch gegeben wurde — „Die Offenbarung“ — widerspricht der Behauptung, dass es ein versiegeltes Buch sei. Eine Offenbarung ist etwas, das mitgeteilt wird. Der Herr selbst offenbarte Seinem Diener die in diesem Buch enthaltenen Geheimnisse, und Er möchte, dass sie allen zur Erforschung zugänglich sein sollen. Die darin enthaltenen Wahrheiten sind ebenso an die gerichtet, die in den letzten Tagen der Weltgeschichte leben, wie an die Zeitgenossen des Johannes. Einige der darin prophezeiten Geschehnisse haben sich bereits erfüllt, andere treffen gerade in unserer Zeit ein und wieder andere gewähren einen Ausblick auf die Ereignisse beim Abschluss des großen Kampfes zwischen den Mächten der Finsternis und dem Fürsten des Himmels. Schließlich beschreiben weitere Prophezeiungen den Jubel und die Freude der Erlösten auf der neuen Erde. DAp.386.3 Teilen

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Niemand sollte meinen, es sei sinnlos, in diesem Buch zu forschen und die darin enthaltene Wahrheit zu suchen, wenn er nicht gleich die Bedeutung eines jeden Sinnbildes erkennen kann. Der damals Johannes diese Geheimnisse offenbarte, wird auch dem ernstlich nach Wahrheit Suchenden einen Vorgeschmack der himmlischen Dinge schenken. Wer sein Herz der Wahrheit öffnet, wird die Lehren dieses Buches verstehen und den Segen empfangen können, der denen verheißen ist, „die da hören die Worte der Weissagung und behalten, was darin geschrieben ist; denn die Zeit ist nahe.“ Offenbarung 1,3. DAp.387.1 Teilen

In der Offenbarung münden alle Bücher der Bibel ein, um ihren Abschluss zu finden. Sie ergänzt das Buch Daniel. Das eine ist eine Prophezeiung, das andere eine Offenbarung. Das Buch, das versiegelt wurde, ist nicht die Offenbarung, sondern der Teil der Prophezeiung Daniels, der sich auf die letzten Tage bezieht. Der Engel gebot: „Und du, Daniel, verbirg diese Worte, und versiegele dies Buch bis auf die letzte Zeit.“ Daniel 12,4. Christus selbst forderte den Apostel auf, das zu berichten, was ihm eröffnet worden war. „Was du siehst, das schreibe in ein Buch und sende es zu den sieben Gemeinden: nach Ephesus und nach Smyrna und nach Pergamon und nach Thyatira und nach Sardes und nach Philadelphia und nach Laodizea.“ Offenbarung 1,11. „Ich bin ... der Lebendige. Ich war tot, und siehe, ich bin lebendig von Ewigkeit zu Ewigkeit ... Schreibe, was du gesehen hast ... und was geschehen soll danach. Das Geheimnis der sieben Sterne, die du gesehen hast in meiner rechten Hand, und die sieben goldenen Leuchter: die sieben Sterne sind Engel der sieben Gemeinden, und die sieben Leuchter sind die sieben Gemeinden.“ Offenbarung 1,17-20. DAp.387.2 Teilen

Die Namen der sieben Gemeinden sind Symbole der Gemeinde in den verschiedenen Abschnitten des christlichen Zeitalters. Die Zahl Sieben weist auf die Vollständigkeit hin und besagt, dass die Botschaften bis zum Ende der Zeiten reichen, während die Sinnbilder den Zustand der Gemeinde in den verschiedenen Abschnitten der Weltgeschichte offenbaren. DAp.387.3 Teilen

Von Christus wird gesagt, dass er mitten unter den sieben goldenen Leuchtern wandelt. Das versinnbildet Seine enge Beziehung zu den sieben Gemeinden. Er steht ständig mit Seinem Volk in Verbindung. Er kennt den wahren Zustand Seiner Kinder. Er achtet auf die Haltung, Frömmigkeit und Hingabe von ihnen. Wenn Er auch Hohepriester und Mittler im himmlischen Heiligtum ist, wird Er doch als der dargestellt, der inmitten Seiner Gemeinden hier auf Erden einhergeht. Mit unermüdlicher Wachsamkeit und unablässiger Sorgfalt beobachtet Er, ob etwa die Fackel irgendeines Seiner Wächter nur schwach brennt oder gar am Erlöschen ist. Wären die Leuchter nur menschlicher Fürsorge überlassen, dann würden die flackernden Flammen bald verglimmen und sterben. Nun aber ist Er selbst der treue Wächter im Hause des Herrn, der eigentliche Hüter der Tempelhöfe. Seine beständige Sorge und erhaltende Gnade sind die Quelle des Lebens und des Lichts. DAp.387.4 Teilen

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Christus wird auch als der dargestellt, der die 7 Sterne in Seiner Hand hält. Das gibt uns die Gewissheit, dass keine Gemeinde, die treu zu ihrer Pflicht steht, befürchten müsste, zunichte zu werden. Kein einziger Stern, der unter dem Schutz des Allmächtigen steht, kann nämlich der Hand Christi entrissen werden. DAp.388.1 Teilen

„Das sagt, der da hält die sieben Sterne in seiner Rechten.“ Offenbarung 2,1. Diese Worte gelten den Lehrern in der Gemeinde, denen Gott schwerwiegende Verantwortung auferlegt hat. Die guten Einflüsse, die in der Gemeinde reichlich verspürt werden sollten, sind eng verbunden mit Gottes Dienern, die Christi Liebe offenbaren sollen. Die Sterne des Himmels unterstehen Seiner Herrschaft. Er gibt ihnen das Licht und lenkt sie in ihren Bahnen. Täte Er dies nicht, so würden sie fallen. Das trifft auch auf Seine Diener zu. Sie sind nur Werkzeuge in Seiner Hand, und alles Gute, das sie ausführen, geschieht durch Seine Kraft. Durch sie soll Sein Licht weiterleuchten. Tüchtig werden sie allein durch den Heiland. Solange sie auf Ihn schauen, wie Er auf den Vater schaute, vermögen sie Sein Werk zu tun. Solange sie sich ganz auf Gott verlassen, verleiht Er ihnen Seine Herrlichkeit, damit sie diese in die Welt hinausstrahlen. DAp.388.2 Teilen

Schon früh in der Geschichte der Gemeinde hatte das von Paulus geweissagte Geheimnis der Bosheit sein verderbliches Werk begonnen. Als dann die falschen Lehrer, vor denen Petrus die Gläubigen gewarnt hatte, ihre Irrlehren verbreiteten, ließen sich viele von ihnen betören. Andere strauchelten in Anfechtungen und wurden versucht, ihren Glauben aufzugeben. Zu der Zeit, als Johannes die Offenbarung empfing, hatten schon viele ihre erste Liebe zur Wahrheit des Evangeliums verloren. Aber in Seiner Barmherzigkeit gab Gott die Gemeinde in diesem Zustand der Abtrünnigkeit nicht auf. In einer überaus herzlichen Botschaft offenbarte Er Seine Liebe zu ihr und forderte sie auf, entschieden für die Ewigkeit zu wirken. Er ermahnte sie mit den Worten: „Gedenke, wovon du gefallen bist, und tue Buße und tue die ersten Werke.“ Offenbarung 2,5. DAp.388.3 Teilen

Die Gemeinde wies viele Mängel auf, die Veranlassung zu ernstem Tadel und notwendiger Zurechtweisung gaben. Deshalb wurde dem Apostel Johannes vom Geist Gottes eingegeben, Botschaften der Warnung, Ermahnung und Bitte an die zu richten, deren Heil gefährdet war, weil sie die Grundlagen des Evangeliums aus dem Auge verloren hatten. Auch die Worte der Zurechtweisung, die Gott für notwendig erachtet, sind stets von herzlicher Liebe getragen und mit der Verheißung des Friedens für den reumütigen Gläubigen verbunden. „Siehe“, spricht der Herr, „ich stehe vor der Tür und klopfe an. So jemand meine Stimme hören wird und die Tür auftun, zu dem werde ich eingehen und das Abendmahl mit ihm halten und er mit mir.“ Offenbarung 3,20. DAp.388.4 Teilen

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Für diejenigen, die inmitten des Kampfes gläubig an Gott festhielten, empfing der Prophet Worte der Anerkennung und Verheißung: „Ich weiß deine Werke. Siehe, ich habe vor dir gegeben eine offene Tür, und niemand kann sie zuschließen; denn du hast eine kleine Kraft und hast mein Wort behalten und hast meinen Namen nicht verleugnet ... Weil du bewahrt hast das Wort von meiner Geduld, will ich auch dich bewahren vor der Stunde der Versuchung, die kommen wird über den ganzen Weltkreis, zu versuchen, die da wohnen auf Erden.“ Offenbarung 3,8.10. Die Gläubigen wurden ermahnt: „Werde wach und stärke das andere, das sterben will ... Siehe, ich komme bald; halte, was du hast, dass niemand deine Krone nehme!“ Offenbarung 3,2.11. DAp.389.1 Teilen

Durch einen, der sich selbst „Bruder und Mitgenosse an der Trübsal“ (Offenbarung 1,9) nennen konnte, offenbarte Christus Seiner Gemeinde, was sie um Seinetwillen würde erleiden müssen. Die vielen Jahrhunderte der Finsternis und des Aberglaubens überblickend, sah der greise Verbannte, wie viele Gläubige um ihrer Liebe zur Wahrheit willen den Märtyrertod erleiden würden. Er sah aber auch, dass der Herr, der Seinen ersten Zeugen beigestanden hatte, Seine Getreuen in der Verfolgung nicht verlassen werde, durch die sie vor dem Ende der Zeiten noch gehen mussten. „Fürchte dich vor keinem, was du leiden wirst!“ ermahnte der Herr. „Siehe, der Teufel wird etliche von euch ins Gefängnis werfen, auf dass ihr versucht werdet, und werdet Trübsal haben ... Sei getreu bis an den Tod, so will ich dir die Krone des Lebens geben.“ Offenbarung 2,10. DAp.389.2 Teilen

Für alle Treuen, die gegen das Böse kämpften, vernahm Johannes die Verheißung: „Wer überwindet, dem will ich zu essen geben von dem Baum des Lebens, der im Paradies Gottes ist.“ Offenbarung 2,7. „Wer überwindet, der soll mit weißen Kleidern angetan werden, und ich werde seinen Namen nicht austilgen aus dem Buch des Lebens, und ich will seinen Namen bekennen vor meinem Vater und vor seinen Engeln ... Wer überwindet, dem will ich geben, mit mir auf meinem Thron zu sitzen, wie ich überwunden habe und mich gesetzt mit meinem Vater auf seinen Thron.“ Offenbarung 3,5.21. DAp.389.3 Teilen

Johannes wurde die Barmherzigkeit und innige Liebe Gottes gezeigt, die mit Seiner Heiligkeit, Gerechtigkeit und Kraft eng verbunden ist. Er sah, dass Sünder in Ihm einen Vater fanden, vor dem sie sich nicht zu fürchten brauchen. Und als er über den Höhepunkt des großen Kampfes hinwegschaute, nahm er die Schar der Überwinder wahr, „die den Sieg behalten hatten ... die standen an dem gläsernen Meer und hatten Gottes Harfen und sangen das Lied des Mose ... und das Lied des Lammes.“ Offenbarung 15,2f. DAp.389.4 Teilen

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Johannes erblickte den Heiland unter dem Bild eines Löwen, „der da ist vom Geschlecht Juda“, und eines Lammes, „wie wenn es erwürgt wäre“. Offenbarung 5,5f. Diese Sinnbilder stellen die Verbindung der Allmacht mit der sich aufopfernden Liebe dar. Der „Löwe“ aus Juda, so schrecklich er für die Verächter der göttlichen Gnade ist, wird für die Gehorsamen und Treuen das „Lamm Gottes“ sein. Die Feuersäule, die den Vertretern des Gesetzes Gottes Schrecken und Zorn ankündet, ist denen, die Seine Gebote gehalten haben, ein Zeichen des Lichtes, der Barmherzigkeit und der Befreiung. Der Arm, der stark genug ist, die Aufrührer zu schlagen, wird auch stark sein, um die Getreuen zu erretten. Jeder, der treu ist, wird gerettet werden. „Er wird senden seine Engel mit hellen Posaunen, und sie werden sammeln seine Auserwählten von den vier Winden, von einem Ende des Himmels zu dem andern.“ Matthäus 24,31. DAp.390.1 Teilen

Im Vergleich zu den Millionen Menschen auf der Welt werden Gottes Kinder, wie dies schon immer der Fall war, nur eine kleine Herde sein. Stehen sie aber treu zu der in Seinem Wort geoffenbarten Wahrheit, dann wird Gott ihre Zuflucht sein. Sie stehen unter dem schützenden Schild des Allmächtigen. Gott ist stets eine Mehrheit. Wenn der Schall der letzten Posaune in das Verlies des Todes dringen wird, dann werden die Gerechten triumphierend aus ihren Gräbern hervorgehen und ausrufen: „Tod, wo ist dein Stachel? Hölle, wo ist dein Sieg?“ 1.Korinther 15,55. Vereint mit Gott, Christus, den Engeln und den Getreuen aller Zeiten, werden sie dann eine unübersehbare Mehrheit bilden. DAp.390.2 Teilen

Christi wahre Jünger folgen Ihm auch durch schwere Anfechtungen, sie üben Selbstverleugnung und ertragen bittere Enttäuschungen. Das alles zeigt ihnen jedoch, wie die Sünde, die sie verabscheuen gelernt haben, nur Schuld und Leid bringt. Als Teilhaber der Leiden Christi sind sie dazu ersehen, auch an Seiner Herrlichkeit teilzuhaben. In einem von Gott gegebenen Gesicht schaute Johannes den endgültigen Sieg der Gemeinde der Übrigen. Er schreibt: „Ich sah, und es war wie ein gläsernes Meer, mit Feuer gemengt; und die den Sieg behalten hatten ... standen an dem gläsernen Meer und hatten Gottes Harfen und sangen das Lied des Mose, des Knechtes Gottes, und das Lied des Lammes und sprachen: Groß und wundersam sind deine Werke, Herr, allmächtiger Gott! Gerecht und wahrhaftig sind deine Wege, du König der Völker.“ Offenbarung 15,2f. DAp.390.3 Teilen

„Und ich sah, und siehe, das Lamm stand auf dem Berg Zion und mit ihm hundertvierundvierzigtausend, die hatten seinen Namen und den Namen seines Vaters geschrieben an ihrer Stirn.“ Offenbarung 14,1. In dieser Welt war ihr Wille Gott geweiht gewesen und sie hatten Ihm mit Verstand und Herz gedient. Nun kann Sein Name auf ihren Stirnen stehen. „Und sie werden regieren von Ewigkeit zu Ewigkeit.“ Offenbarung 22,5. Sie gehen nicht aus und ein, als müssten sie wie Bettler um einen Platz bitten, sondern gehören zu jenen, denen Christus zuruft: „Kommt her, ihr Gesegneten meines Vaters, ererbet das Reich, das euch bereitet ist von Anbeginn der Welt!“ Matthäus 25,34. Er heißt jeden von ihnen als Sein Kind willkommen und sagt: „Gehe ein zu deines Herrn Freude!“ Matthäus 25,21. „Diese ... folgen dem Lamme nach, wo es hingeht. Diese sind erkauft aus den Menschen zu Erstlingen Gott und dem Lamm.“ Offenbarung 14,4. Im Gesicht sieht sie der Prophet auf dem Berg Zion stehen, bereit zu heiligem Dienst und gekleidet in weiße Leinwand, welche die Gerechtigkeit der Heiligen darstellt. Doch alle, die dem Lamm im Himmel folgen, müssen Ihm zuvor auf Erden gefolgt sein; nicht widerwillig und verdrossen, sondern in vertrauensvollem, liebendem Gehorsam, wie die Herde dem Hirten folgt. „Die Stimme, die ich hörte, war wie von Harfenspielern, die auf ihren Harfen spielen, und sie sangen ein neues Lied vor dem Thron ...; und niemand konnte das Lied lernen außer den hundertvierundvierzigtausend, die erkauft sind von der Erde..., und in ihrem Munde ist kein Falsch gefunden; sie sind unsträflich.“ Offenbarung 14,2-5. DAp.390.4 Teilen

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„Und ich sah die heilige Stadt, das neue Jerusalem, von Gott aus dem Himmel herabfahren, bereitet wie eine geschmückte Braut ihrem Mann ... Ihr Licht war gleich dem alleredelsten Stein, einem Jaspis, klar wie Kristall. Und sie hatte eine große und hohe Mauer und hatte zwölf Tore und auf den Toren zwölf Engel und Namen darauf geschrieben, nämlich der zwölf Geschlechter der Kinder Israel ... Die zwölf Tore waren zwölf Perlen, und ein jegliches Tor war von einer einzigen Perle, und die Gassen der Stadt waren lauteres Gold wie durchscheinendes Glas. Und ich sah keinen Tempel darin; denn der Herr, der allmächtige Gott, ist ihr Tempel, und das Lamm.“ Offenbarung 21,2.11f.21f. DAp.391.1 Teilen

„Und es wird nichts Verfluchtes mehr unter dem Baum sein. Und der Thron Gottes und des Lammes wird darinnen sein, und seine Knechte werden ihm dienen und sehen sein Angesicht, und sein Name wird an ihren Stirnen sein. Und wird keine Nacht mehr sein, und sie werden nicht bedürfen einer Leuchte oder des Lichts der Sonne; denn Gott der Herr wird sie erleuchten.“ Offenbarung 22,3-5. DAp.391.2 Teilen

„Er zeigte mir einen Strom des lebendigen Wassers, klar wie Kristall, der ausgeht von dem Thron Gottes und des Lammes. Auf beiden Seiten des Stromes mitten auf der Gasse ein Baum des Lebens, der trägt zwölfmal Früchte und bringt seine Früchte alle Monate, und die Blätter des Baumes dienen zur Heilung der Völker.“ Offenbarung 22,1f. „Selig sind, die seine Gebote halten, auf dass sie Macht haben an dem Holz des Lebens und zu den Toren eingehen in die Stadt.“ Offenbarung 22,14 (SJB). „Und ich hörte eine große Stimme von dem Thron, die sprach: Siehe da, die Hütte Gottes bei den Menschen! Und er wird bei ihnen wohnen, und sie werden sein Volk sein, und er selbst, Gott, wird mit ihnen sein.“ Offenbarung 21,3. DAp.391.3 Teilen

Kapitel 58: Die triumphierende Gemeinde
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Über 1900 Jahre sind vergangen, seit die Apostel von ihrer Arbeit ruhen, aber die Geschichte ihrer Mühen und Opfer um Christi willen, gehört noch immer zu den kostbarsten Schätzen der Gemeinde. Diese Geschichte, geschrieben unter der Leitung des Heiligen Geistes, wurde festgehalten, damit die Nachfolger Christi aller Zeiten zu größerem Eifer und Ernst in der Sache des Heilandes angespornt werden. DAp.393.1 Teilen

Die Jünger erfüllten den Auftrag, den Jesus ihnen erteilt hatte. Als die Boten des Kreuzes hinaus gingen, um das Evangelium zu verkündigen, wurde die Herrlichkeit Gottes in einer Weise offenbart, wie sie sterbliche Menschen nie zuvor erlebt hatten. Durch die Mitwirkung des Heiligen Geistes vollbrachten die Apostel ein Werk, das die Welt bewegte. In einer einzigen Generation wurde das Evangelium zu allen Völkern getragen. DAp.393.2 Teilen

Herrlich waren die Werke, die den Dienst der auserwählten Boten Christi begleiteten. Zu Beginn ihres Dienstes waren sie ungelehrte Leute, aber sie stellten sich vorbehaltlos ihrem Meister zur Verfügung und erhielten durch Ihn die notwendige Unterweisung für das ihnen anvertraute große Werk. Gnade und Wahrheit erfüllten ihre Herzen, prägten ihre Beweggründe und bestimmten auch ihr Tun. Ihr Leben war „verborgen mit Christus in Gott“. Kolosser 3,3. Alle Selbstsucht war aus den Augen verloren, nachdem sie in den Tiefen der göttlichen Liebe eingetaucht war. DAp.393.3 Teilen

Die Jünger waren Männer, die ernstlich reden und beten konnten und bei dem Kraft zu erhalten vermochten, der Israels Stärke war. Wie eng hielten sie sich an der Seite Gottes und verknüpften ihre persönliche Ehre mit der Seines Thrones. Jahwe war ihr Gott. Seine Ehre war auch ihre Ehre, Seine Wahrheit ihre Wahrheit. Jeden Angriff auf das Evangelium empfanden sie als gegen sie selbst gerichtet, und so kämpften sie mit jeder ihnen möglichen Kraft für die Sache Christi. Weil sie die Salbung von oben empfangen hatten, waren sie fähig, das Wort des Lebens zu verkünden. Sie erwarteten viel, darum unternahmen sie viel. Christus hatte sich ihnen offenbart, und so überließen sie sich seiner Führung. Ihr Verständnis für die Wahrheit und ihre Bereitschaft, Widerwärtigkeiten zu begegnen, war in Übereinstimmung mit Gottes Willen. Jesus Christus, die Weisheit und die Kraft Gottes war das Thema all ihrer Predigten. Sie erhöhten Seinen Namen, den einzigen unter dem Himmel, durch den Menschen selig werden können. Apostelgeschichte 4,12. Wenn sie die Vollkommenheit Christi, des auferstandenen Heilandes, verkündigten, bewegten ihre Worte die Herzen, und Männer und Frauen wurden für das Evangelium gewonnen. Viele, die bis dahin den Namen des Heilandes geschmäht und Seine Kraft verachtet hatten, bekannten sich nun als Jünger des Gekreuzigten. DAp.393.4 Teilen

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Nicht in eigener Kraft, sondern in der des lebendigen Gottes führten die Apostel ihren Auftrag aus. Ihre Arbeit war nicht einfach. Die Anfänge der christlichen Gemeinde waren mit vielen Schwierigkeiten und manch bitterem Kummer verbunden, dazu ständig Entbehrung, Verleumdung und Verfolgung, doch sie achteten ihr eigenes Leben nicht teuer, sondern freuten sich, dass sie berufen waren, für Christus zu leiden. Unentschlossenheit, Unentschiedenheit und Ziellosigkeit fanden in ihrem Wirken keinen Platz. Sie waren bereit, zu opfern und selbst geopfert zu werden. 2.Korinther 12,15. Das Bewusstsein um ihre Verantwortung läuterte sie und erweiterte ihre Erfahrung, und Gottes Gnade wurde sichtbar in den Siegen, die sie für Christus errangen. In Seiner Allmacht wirkte Gott durch sie, um das Evangelium triumphieren zu lassen. DAp.394.1 Teilen

Auf dem Fundament, das Christus selbst gelegt hatte, bauten die Apostel die Gemeinde Gottes auf. Epheser 3,20f; 1.Korinther 3,11. Die Heilige Schrift verwendet oft das Bild von der Errichtung eines Tempels, um den Auftrag der Gemeinde zu veranschaulichen. So weist Sacharja hin auf Christus als den „Spross“ der den Tempel des Herrn bauen soll. Er spricht davon, dass sogar die Heiden bei diesem Werk helfen werden: „Es werden kommen von ferne, die am Tempel des Herrn bauen werden.“ Sacharja 6,12.15. Jesaja wiederum erklärt: „Fremde werden deine Mauern bauen.“ Jesaja 60,10. DAp.394.2 Teilen

In Bezug auf den Bau dieses Tempels schrieb Petrus: „Zu ihm kommet als zu dem lebendigen Stein, der von den Menschen verworfen ist, aber bei Gott ist er auserwählt und köstlich. Und bauet auch ihr euch als lebendige Steine zum geistlichen Hause und zur heiligen Priesterschaft, zu opfern geistliche Opfer, die Gott angenehm sind durch Jesus Christus.“ 1.Petrus 2,4f. DAp.394.3 Teilen

Bei ihrer Arbeit im „Steinbruch“ der jüdischen und auch der heidnischen Welt holten die Apostel „Steine“ hervor, mit denen sie auf diesem „Fundament“ weiterbauen konnten. In seinem Brief an die Gläubigen von Ephesus sagte Paulus zu ihnen: „So seid ihr nun nicht mehr Gäste und Fremdlinge, sondern Mitbürger der Heiligen und Gottes Hausgenossen, erbaut auf den Grund der Apostel und Propheten, da Jesus Christus der Eckstein ist, auf welchem der ganze Bau ineinandergefügt wächst zu einem heiligen Tempel in dem Herrn; auf welchem auch ihr miterbaut werdet zu einer Behausung Gottes im Geist.“ Epheser 2,19-22. DAp.394.4 Teilen

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Und an die Korinther schrieb er: „Ich nach Gottes Gnade, die mir gegeben ist, habe den Grund gelegt als ein weiser Baumeister; ein anderer baut darauf. Ein jeglicher aber sehe zu, wie er darauf baue. Einen andern Grund kann niemand legen außer dem, der gelegt ist, welcher ist Jesus Christus. Wenn aber jemand auf diesen Grund baut Gold, Silber, edle Steine, Holz, Heu, Stroh, so wird eines jeglichen Werk offenbar werden; der Tag wird‘s klar machen. Denn mit Feuer wird er sich offenbaren; und welcherlei eines jeglichen Werk sei, wird das Feuer bewähren.“ 1.Korinther 3,10-13. DAp.395.1 Teilen

Die Apostel bauten auf einen festen Grund, auf Christus, den ewigen Fels. Auf dieses Fundament legten sie die „Steine“, die sie aus der Welt herausgebrochen hatten. Das geschah aber nicht ohne Hindernisse. Ihr Werk wurde durch den Widerstand der Feinde Christi sehr erschwert. Die Apostel hatten gegen Fanatismus, Vorurteil und Hass von seiten derer zu kämpfen, die auf einen falschen Grund bauten. Viele von denen, die am Aufbau der Gemeinde tätig waren, konnten mit den Handwerkern an der Mauer Jerusalems zurzeit Nehemias verglichen werden, von denen geschrieben steht: „Die da Last trugen, arbeiteten so: mit der einen Hand taten sie die Arbeit, und mit der andern hielten sie die Waffe.“ Nehemia 4,11. DAp.395.2 Teilen

Könige und Statthalter, Priester und Oberste versuchten den Tempel Gottes zu zerstören. Aber trotz Gefangennahme, Folter und Tod führten treue Männer das Werk fort, und so wuchs der Bau eindrucksvoll und gleichmäßig. Manchmal konnten die Arbeiter in dem Nebel des Aberglaubens, der sie umgab, kaum noch etwas erkennen. Dann wieder wurden sie von der Gewalt ihrer Widersacher beinahe überwältigt. Aber mit unerschütterlichem Glauben und festem Mut setzten sie ihre Arbeit fort. DAp.395.3 Teilen

Einer nach dem andern von den Bauleuten an vorderster Front fielen durch Feindeshand. Stephanus wurde gesteinigt, Jakobus mit dem Schwert erschlagen, Paulus enthauptet, Petrus gekreuzigt, Johannes verbannt. Dennoch wuchs die Gemeinde. Neue Arbeiter traten an die Stelle der gefallenen. So wurde ein Stein auf dem anderen dem Gebäude hinzugefügt. Auf diese Weise entstand allmählich der Tempel der Gemeinde Gottes. DAp.395.4 Teilen

Jahrhunderte heftiger Verfolgung folgten der Gründung der Gemeinde Christi, aber nie fehlte es an Männern, die den weiteren Bau am Tempel Gottes für wichtiger hielten als ihr Leben. Von ihnen steht geschrieben: „Etliche haben Spott und Geißeln erlitten, dazu Ketten und Gefängnis; sie wurden gesteinigt, gefoltert, zersägt, durchs Schwert getötet; sie sind umhergezogen in Schafpelzen und Ziegenfellen, mit Mangel, mit Trübsal, mit Ungemach. Deren die Welt nicht wert war, die sind im Elend umhergeirrt in den Wüsten, auf den Bergen und in den Klüften und Löchern der Erde.“ Hebräer 11,36-38. DAp.395.5 Teilen

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Der Feind der Gerechtigkeit hat nichts unversucht gelassen, um das Werk, das den Bauleuten des Herrn anvertraut war, zum Stillstand zu bringen. Aber Gott hat „sich selbst nicht unbezeugt gelassen“. Apostelgeschichte 14,17. Es wurden Mitarbeiter erweckt, die erfolgreich den Glauben verteidigten, der einst den Heiligen übergeben worden war. Die Geschichte berichtet von der Tapferkeit und dem Heldenmut dieser Männer. Gleich den Aposteln fiel mancher von ihnen auf seinem Posten, aber der Bau des Tempels ging stetig weiter. Zwar wurden viele Bauleute umgebracht, doch das Werk ging voran. Die Waldenser, Johann Wiklif, Hus und Hieronymus, Martin Luther und Zwingli, Cranmer, Latimer und Knox, die Hugenotten, John und Charles Wesley und viele andere setzten auf dieses Fundament Bausteine, die bis in alle Ewigkeit bestehen werden. In späteren Jahren leisteten andere durch ihren Einsatz ihr Teil zur Verbreitung des Wortes Gottes und arbeiteten an der Errichtung des Baues ebenso wie jene, die durch ihre Tätigkeit in fernen Ländern der letzten großen Botschaft den Weg bereiteten. DAp.396.1 Teilen

Seit den Tagen der Apostel hat das Bauen am Tempel Gottes nie aufgehört. Schauen wir auf die vergangenen Jahrhunderte, so erkennen wir, dass die Gläubigen, die als lebendige Steine in diesen Bau eingefügt wurden, wie Lichtstrahlen durch die Finsternis des Irrtums und des Aberglaubens leuchteten. In aller Ewigkeit werden diese köstlichen Edelsteine immer stärker scheinen und die Kraft der Wahrheit Gottes bezeugen. Der helle Glanz dieser geschliffenen Steine lassen den großen Gegensatz zwischen Licht und Finsternis, zwischen Wahrheit und Irrtum erkennbar werden. DAp.396.2 Teilen

Paulus und die anderen Apostel, sowie alle Gerechten, die seitdem gelebt haben, hatten Anteil an der Errichtung dieses Tempels. Doch noch ist der Bau nicht fertig gestellt. Wir, die wir jetzt leben, haben ebenfalls unseren Beitrag zu diesem Werk zu leisten. Wir müssen Baustoffe auf dieses Fundament hinzufügen, die die Feuerprobe bestehen können: „Gold, Silber, edle Steine.“ Psalm 144,12. Paulus ermutigt und ermahnt alle, die an dieser Arbeit stehen: „Wird jemandes Werk bleiben, das er darauf gebaut hat, so wird er Lohn empfangen. Wird aber jemandes Werk verbrennen, so wird er Schaden leiden; er selbst aber wird gerettet werden, doch so wie durchs Feuer hindurch.“ 1.Korinther 3,12.14f. Der Christ, der gewissenhaft das Wort des Lebens weitergibt und Männer und Frauen auf den Weg der Heiligkeit und des Friedens führt, fügt dem Fundament Baumaterial hinzu, das ewiglich bleibt. Er wird im Reich Gottes als ein weiser Baumeister geehrt werden. DAp.396.3 Teilen

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Von den Aposteln steht geschrieben: „Sie aber gingen aus und predigten an allen Orten. Und der Herr wirkte mit ihnen und bekräftigte das Wort durch die mitfolgenden Zeichen.“ Markus 16,20. Wie Christus Seine Jünger aussandte, so sendet Er heute die Glieder Seiner Gemeinde aus. Die gleiche Kraft, die den Aposteln gegeben war, steht auch ihnen zur Verfügung. Wenn sie Gott zu ihrer Stärke machen, so wird Er durch sie wirken, und sie werden nicht vergeblich arbeiten. Sie sollen sich bewusst sein, dass Gott dem Werk, in dem sie arbeiten, Sein Siegel aufgedrückt hat. Er sprach zu Jeremia: „Sage nicht: ‚Ich bin zu jung‘, sondern du sollst gehen, wohin ich dich sende, und predigen alles, was ich dir gebiete. Fürchte dich nicht vor ihnen; denn ich bin bei dir und will dich erretten ... Und der Herr streckte seine Hand aus und rührte meinen Mund an und sprach zu mir: Siehe, ich lege meine Worte in deinen Mund.“ Jeremia 1,7-9. So bittet er auch uns, hinauszugehen und die Worte zu reden, die Er uns gibt, wobei wir verspüren, wie Er unsere Lippen mit heiliger Hand berührt. DAp.397.1 Teilen

Christus hat der Gemeinde eine heilige Pflicht auferlegt. Jedes Glied sollte wie ein Kanal sein, durch den Gott der Welt die Schätze Seiner Gnade und den unausforschlichen Reichtum Christi zufließen lassen kann. Nichts wünscht der Heiland so sehr, als Menschen, die Seinen Geist und Sein Wesen der Welt darstellen. Und die Welt braucht nichts so sehr wie eine Offenbarung der Liebe des Heilandes durch Menschen. Der ganze Himmel wartet auf Männer und Frauen, durch die Gott die Kraft des Christentums offenbaren kann. DAp.397.2 Teilen

Die Gemeinde ist Gottes Werkzeug zur Verkündigung der Wahrheit. Er hat sie zugerüstet, ein besonderes Werk zu tun. Wenn sie Ihm treu ist und willig Seinen Geboten gehorcht, wird die göttliche Gnade in ihrer ganzen Herrlichkeit in ihr wohnen. Wird sie ihrem Bund treu bleiben und den Herrn, den Gott Israels, ehren, dann wird keine Macht ihr widerstehen können. DAp.397.3 Teilen

Eifer für Gott und Seine Sache veranlasste die Jünger, mit großer Kraft das Evangelium zu bezeugen. Sollte nicht gleicher Eifer unsere Herzen zu der Entschlossenheit entfachen, anderen die Geschichte von der erlösenden Liebe und von Christus, dem Gekreuzigten, zu erzählen? Als Christen dürfen wir nicht nur auf die Wiederkunft des Heilandes warten, sondern können auch dazu beitragen, das Kommen dieses Tages zu beschleunigen. DAp.397.4 Teilen

Wenn die Gemeinde das Kleid der Gerechtigkeit Christi anlegt, und sich in keiner Weise dieser Welt gleichstellt, dann steht ihr der Anbruch eines neuen, herrlichen Tages unmittelbar bevor. Gottes Verheißungen an sie gelten für alle Zeiten. Er wird sie für alle Zeiten herrlich machen — zur Freude für viele Generationen. Die Wahrheit, die denen unerkannt bleibt, die sie verachten und verwerfen, wird zuletzt siegen. Wenn es zeitweise auch so schien, als ob sie aufgehalten wurde, so konnte ihr Fortgang doch nie aufgehalten werden. Stößt Gottes Botschaft auf Widerstand, dann verleiht ihr Gott vermehrte Kraft, damit ihr Einfluss um so größer ist. Ausgestattet mit göttlicher Macht, wird sie sich ihren Weg auch durch stärkste Bollwerke hindurch bahnen und so jedes Hindernis überwinden. DAp.397.5 Teilen

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Was hielt den Sohn Gottes in Seinem an Mühen und Opfern reichen Leben aufrecht? Er sah die Frucht Seiner Arbeit, und das machte ihn zufrieden. Im Blick auf die Ewigkeit schaute Er die Glückseligkeit derer, die durch Seine Menschwerdung Vergebung und ewiges Leben empfangen hatten. Sein Ohr vernahm das Jauchzen der Erlösten. Er hörte die durch Sein Blut Erkauften das Lied Moses und des Lammes singen. DAp.398.1 Teilen

Auch wir dürfen einen Blick in die Zukunft, in die Glückseligkeit des Himmels werfen. Die Bibel offenbart uns etwas von der künftigen Herrlichkeit, Bilder, die Gottes Hand für Seine Gemeinde aufgezeichnet hat und die der Gemeinde kostbar sind. Durch den Glauben können wir an der Schwelle der ewigen Stadt stehen und den Willkommensgruß vernehmen, der denen gilt, die in ihrem Leben Christi Mitarbeiter waren und es sich zur Ehre rechneten, um Seinetwillen zu leiden. Wenn es dann heißt: „Kommt her, ihr Gesegneten meines Vaters“ (Matthäus 25,34), dann legen sie ihre Kronen zu den Füßen des Erlösers nieder und rufen: „Das Lamm, das erwürget ist, ist würdig, zu nehmen Kraft und Reichtum und Weisheit und Stärke und Ehre und Preis und Lob ... Dem, der auf dem Thron sitzt, und dem Lamm sei Lob und Ehre und Preis und Gewalt von Ewigkeit zu Ewigkeit.“ Offenbarung 5,12f. DAp.398.2 Teilen

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