Portrait von Ellen White
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Kapitel 87 „Zu meinem Vater und zu eurem Vater“
Kapitel 87 „Zu meinem Vater und zu eurem Vater“
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Auf der Grundlage von Lukas 24,50-53; Apostelgeschichte 1,9-12. DM.668 Teilen

Für Jesus war die Zeit gekommen, zum Thron Seines Vaters aufzusteigen. Als .göttlicher Überwinder würde Er mit dem Zeichen des Sieges zu den himmlischen Höfen zurückkehren. Vor Seinem Tod hatte Er Seinem Vater erklärt: „Ich habe ... das Werk vollendet, das du mir gegeben hast.“ Johannes 17,4. Nach Seiner Auferstehung blieb Er noch für kurze Zeit auf Erden, damit Seine Jünger Ihn in Seinem auferstandenen und verklärten Leib kennen lernen konnten. Jetzt wollte Er Abschied nehmen. Er hatte deutlich bewiesen, dass Er ein lebendiger Heiland ist. Seine Nachfolger brauchten nun nicht länger an das Grab zu denken, wenn sie an Ihn dachten. Sie konnten ihren Meister als den in Erinnerung behalten, der vor himmlischen Welten verherrlicht worden war. DM.668.1 Teilen

Als Schauplatz für die Himmelfahrt wählte Jesus jenen Ort, der so oft durch Seine Gegenwart geheiligt worden war, als Er noch unter den Menschen weilte. Weder der Berg Zion, auf dem die Stadt Davids lag, noch der Berg Morija, auf dem der Tempel stand, sollten durch dieses Ereignis ausgezeichnet werden. Dort war Jesus gelästert und verworfen worden, dort waren die Wellen der göttlichen Barmherzigkeit an Herzen abgeprallt, die so hart wie Stein waren und von dort war Jesus müde und mit schwerem Herzen fortgegangen, um am Ölberg Ruhe zu finden. Als die Herrlichkeit Gottes vom ersten Tempel gewichen war, hatte sie auf dem östlichen Berg verweilt, als wollte sie die auserwählte Stadt nicht verlassen. Ebenso stand Christus auf dem Ölberg und schaute wehmütigen Herzens auf Jerusalem. Die Haine und Niederungen des Ölbergs waren durch Seine Gebete und Tränen geheiligt worden. An den steilen Hängen hatten sich die begeisterten Schreie der Menge gebrochen, die Ihn zum König ausrief. Auf der einen Seite des Berges hatte Er bei Lazarus in Bethanien ein gastliches Heim gefunden, und im Garten Gethsemane am Fuß des Berges hatte Er allein gebetet und gerungen. Von dort wollte Er nun zum Himmel auffahren. Auf dem Gipfel wird Er auch verweilen, wenn Er wieder erscheinen wird. Nicht als ein Mann der Schmerzen, sondern als siegreicher und triumphierender König wird Er dann auf dem Ölberg stehen, während die große Schar der Erlösten ihren Lobgesang anheben wird: Krönt Ihn, den Herrn aller Herren! Jetzt schritt Jesus mit den elf Jüngern dem Berg zu. Als sie das Jerusalemer Tor passierten, schauten viele der kleinen Gruppe nach, die von einem angeführt wurde, den die Obersten erst kurz zuvor verurteilt und ans Kreuz geschlagen hatten. Die Jünger wussten nicht, dass dies ihr letztes Beisammensein mit dem Meister sein würde. Jesus sprach die ganze Zeit über mit ihnen und wiederholte dabei, was Er ihnen früher schon mitgeteilt hatte. Als sie dann dem Garten Gethsemane näher kamen, blieb Jesus stehen, damit sich die Jünger an die Lehren erinnern konnten, die Er ihnen in der Nacht Seines großen Seelenkampfes gegeben hatte. Erneut betrachtete Er den Weinstock, der Ihm damals dazu gedient hatte, die Gemeinschaft der Gläubigen mit Ihm selbst und mit Seinem Vater darzustellen, und Er sprach abermals von den Wahrheiten, die Er zuvor enthüllt hatte. Um Ihn gab es überall Erinnerungen an Seine unerwidert gebliebene Liebe. Selbst die Jünger, die Ihm so nahe standen, hatten Ihm in der Stunde Seiner Erniedrigung Vorwürfe gemacht und Ihn verlassen. DM.668.2 Teilen

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Christus ist 33 Jahre lang auf dieser Erde gewesen. Während dieser Zeit hat Er Verachtung, Beschimpfung und Spott ertragen. Er ist verworfen und gekreuzigt worden. Als Er nun im Begriff steht, zum Thron Seiner Herrlichkeit auf zu steigen und noch einmal die Undankbarkeit derer überdenkt, die zu retten Er gekommen ist, wird Er ihnen da nicht Seine Teilnahme und Liebe entziehen? Wird sich Seine Zuneigung nicht dorthin wenden, wo Er recht gewürdigt wird und wo sündlose Engel auf Ihn warten? O nein — denen, die Er liebt und auf Erden zurücklassen muss, verspricht Er: „Ich bin bei euch alle Tage bis an der Welt Ende.“ Matthäus 28,20. DM.669.1 Teilen

Als sie den Ölberg erreicht hatten, führte sie Jesus quer über den Gipfel auf die nach Bethanien weisende Seite. Hier blieb Er stehen, und Seine Jünger scharten sich um Ihn. Von Seinem Antlitz schienen Lichtstrahlen auszugehen, als Er sie liebevoll anschaute. Er tadelte sie nicht für ihre Fehler und ihr Versagen. Die letzten Worte, die aus Seinem Mund kamen und die Ohren Seiner Zuhörer erreichten, waren von tiefer Innigkeit getragen. Mit segnend ausgebreiteten Händen, als ob es die Gewissheit Seiner schützenden Gegenwart verbürgte, stieg Er langsam aus ihrer Mitte auf — von einer Macht gen Himmel gezogen, die alle irdische Anziehungskraft übertraf. Als Er sich himmelwärts entfernte, schauten Ihm die Jünger, von Ehrfurcht ergriffen, gespannt nach, um noch einen letzten Blick ihres aufsteigenden Herrn zu erhaschen. Dann verbarg Ihn eine herrliche Wolke vor ihren Augen. Und als der aus Engeln bestehende Wolkenwagen den Herrn aufnahm, vernahmen sie erneut die Worte: „Und siehe, ich bin bei euch alle Tage bis an der Welt Ende.“ Matthäus 28,20. Zugleich hörten sie aus der Höhe die lieblichen, von großer Freude erfüllten Gesänge des Engelchores. Während die Jünger noch nach oben starrten, wurden sie von einer Stimme angesprochen, die ihnen wie klangvolle Musik ans Ohr drang. Sie wandten sich um und sahen zwei Engel in menschlicher Gestalt, die zu ihnen sagten: „Ihr Männer von Galiläa, was steht ihr da und seht zum Himmel? Dieser Jesus, der von euch weg gen Himmel aufgenommen wurde, wird so wiederkommen, wie ihr ihn habt gen Himmel fahren sehen.“ Apg. 1,11 Diese Engel gehörten zu der Schar, die in einer leuchtenden Wolke auf den Heiland gewartet hatte, um Ihn in Seine himmlische Heimat zu begleiten. Als besonders ausgezeichnete Engel hatten diese beiden zurzeit der Auferstehung Jesu an Seinem Grab gestanden, auch waren sie während Seines Erdenlebens immer um Ihn gewesen. Mit ungeduldigem Verlangen hatte der ganze Himmel auf das Ende des Aufenthaltes Jesu in einer durch den Fluch der Sünde verderbten Welt gewartet. Endlich war für die himmlische Welt die Stunde gekommen, ihren König zu empfangen. Sehnten sich nicht auch die beiden Engel danach, bei der Schar zu sein, die Jesus begrüßte? Sie blieben jedoch in liebevoller Anteilnahme zurück, um denen tröstend beizustehen, die Er verlassen hatte. „Sind sie nicht allesamt dienstbare Geister, ausgesandt zum Dienst um derer willen, die das Heil ererben sollen?“ Hebräer 1,14. DM.669.2 Teilen

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Christus war in menschlicher Gestalt zum Himmel aufgefahren. Die Jünger hatten eine Wolke gesehen, die Ihn aufnahm. Derselbe Jesus, der neben ihnen geschritten war, der mit ihnen geredet und gebetet hatte, der vor ihnen das Brot gebrochen hatte, der mit ihnen zusammen in ihren Booten auf dem See gewesen war und noch am selben Tag mit ihnen mühsam den Ölberg erstiegen hatte — derselbe Jesus war nun hinweg gegangen, um den himmlischen Thron mit Seinem Vater zu teilen. Und die Engel hatten ihnen versichert, dass derselbe Jesus, den sie zum Himmel hatten auffahren sehen, so wiederkommen würde, wie Er aufgestiegen war. Er wird kommen „mit den Wolken, und es werden ihn sehen alle Augen“. Offenbarung 1,7. „Denn Er selbst, der Herr, wird, wenn der Befehl ertönt, wenn die Stimme des Erzengels und die Posaune Gottes erschallen, herabkommen vom Himmel, und zuerst werden die Toten, die in Christus gestorben sind, auferstehen.“ 1.Thessalonicher 4,16. „Wenn aber der Menschensohn kommen wird in seiner Herrlichkeit und alle Engel mit ihm, dann wird er sitzen auf dem Thron seiner Herrlichkeit.“ Matthäus 25,31. Dann wird sich auch des Herrn Zusage erfüllen, die Er Seinen Jüngern gegeben hatte: „Wenn ich hingehe, euch die Stätte zu bereiten, will ich wiederkommen und euch zu mir nehmen, damit ihr seid, wo ich bin.“ Johannes 14,3. So durften die Jünger sich freuen in der Hoffnung auf die Wiederkunft ihres Herrn Jesus Christus. DM.670.1 Teilen

Als die Jünger nach Jerusalem zurückkehrten, wurden sie von den Leuten verwundert angeschaut. Man hatte gedacht, sie nach dem Verhör und der Kreuzigung Christi niedergeschlagen und beschämt zu sehen. Ihre Feinde erwarteten, auf ihren Angesichtern Trauer und Enttäuschung zu erkennen. Stattdessen strahlten sie nur Freude und Siegesgewissheit aus. Auf ihren Gesichtern leuchtete eine geradezu überirdische Glückseligkeit. Sie betrauerten keine enttäuschten Hoffnungen mehr, sondern waren voll Lob und Dank gegen Gott. Mit großer Freude erzählten sie das wunderbare Geschehen von der Auferstehung und Himmelfahrt Christi, und ihr Zeugnis wurde von vielen angenommen. DM.670.2 Teilen

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Die Jünger waren auch wegen der Zukunft nicht mehr misstrauisch. Sie wussten, dass Jesus zwar im Himmel war, dass ihnen aber dennoch Seine innigste Anteilnahme galt. Ihnen war bewusst, dass sie einen Freund am Thron Gottes hatten; deshalb brachten sie Gott mit allem Eifer im Namen Jesu ihre Bitten vor. In heiliger Ehrfurcht beugten sie sich im Gebet und wiederholten die Verheißung: „Wenn ihr den Vater um etwas bitten werdet in meinem Namen, wird er‘s euch geben. Bisher habt ihr um nichts gebeten in meinem Namen. Bittet, so werdet ihr nehmen, dass eure Freude vollkommen sei.“ Johannes 16,23.24. Ihr Glaube nahm immer mehr zu, hatten sie doch das durchschlagende Argument: „Christus ist hier, der gestorben ist, ja vielmehr, der auch auferweckt ist, der zur Rechten Gottes ist und uns vertritt.“ Römer 8,34. Das Pfingstfest brachte ihnen dann die Fülle der Freude durch die Gegenwart des Trösters, wie es Christus versprochen hatte. DM.671.1 Teilen

Der ganze Himmel wartete darauf, den Heiland in den himmlischen Höfen willkommen zu heißen. Als Er aufstieg, führte Er den großen Zug derer an, die in den Gräbern gefangen gewesen und nach Seiner Auferstehung befreit worden waren. Das himmlische Heer begleitete diesen Freudenzug mit lauten Lobrufen und Gesängen. Sie nähern sich der Stadt Gottes, und die begleitenden Engel rufen laut: „Machet die Tore weit und die Türen in der Welt hoch, dass der König der Ehre einziehe!“ Freudig erwidern die Wächter: „Wer ist der König der Ehre?“ Die Engel stellen diese Frage nicht etwa, weil sie nicht wüssten, wer dieser König ist, sondern um als Antwort ein begeistertes Lob zu vernehmen: „Es ist der Herr, stark und mächtig, der Herr, mächtig im Streit. Machet die Tore weit und die Türen in der Welt hoch, dass der König der Ehre einziehe!“ Wieder ist der Ruf zu hören: „Wer ist der König der Ehre?“ Denn die Engel werden niemals müde, wenn es darum geht, Christi Namen zu verherrlichen. So antworten die begleitenden Engel wieder: „Es ist der Herr Zebaoth; er ist der König der Ehre.“ Psalm 24,7-10. Dann werden die Tore der Gottesstadt weit geöffnet, und die Engelschar zieht unter lauten Klängen von herrlicher Musik in die Stadt ein. DM.671.2 Teilen

Dort steht der Thron, umgeben von dem Regenbogen der Verheißung. Da weilen Cherubim und Seraphim. Die Anführer der Engelheere, die Söhne Gottes, die Vertreter der nicht gefallenen Welten sind versammelt. Der himmlische Rat, vor dem Luzifer Gott und Seinen Sohn beschuldigt hatte, die Angehörigen jener sündlosen Reiche, über die Satan seine Herrschaft ausdehnen wollte — sie alle stehen bereit, den Erlöser zu grüßen. Sie haben nur einen Wunsch: Christi Sieg zu verkünden und ihren König zu verherrlichen. Doch Jesus wehrt dem Jubel. Die Zeit dafür ist noch nicht gekommen. Er kann noch nicht die Ehrenkrone und das königliche Gewand empfangen. Er geht in die Gegenwart Seines Vaters. Er weist auf Sein verwundetes Haupt, auf die zerstochene Seite und die entstellten Füße. Er hebt Seine Hände, die noch die Nägelmale tragen. Er weist auf die Zeichen Seines Sieges; dazu bringt Er Gott die Webegarbe dar, jene, die mit Ihm auferweckt wurden als Vertreter der großen Schar, die bei Seiner Wiederkunft aus ihren Gräbern hervorgehen wird. Dann nähert Er sich dem Vater, der sich über jeden Sünder freut, der bereut. Vor Grundlegung der Welt hatten Vater und der Sohn gemeinsam beschlossen, den Menschen zu erlösen, falls er von der Macht Satans überwunden werden sollte. Sie hatten feierlich gelobt, dass Christus der Bürge für das Menschengeschlecht werden sollte. Dieses Gelübde hat Christus nun erfüllt. Als Er am Kreuz ausrief: „Es ist vollbracht!“ (Johannes 19,30), wandte Er sich damit an den Vater. Die vor Erschaffung der Welt getroffene Übereinkunft war ganz erfüllt worden. Nun erklärt Er dem Vater: Es ist vollbracht! Deinen Willen, mein Gott, habe ich getan. Ich habe das Erlösungswerk vollendet. Wenn deiner Gerechtigkeit Genüge geschehen ist, dann will ich, „dass, wo ich bin, auch die bei mir seien, die du mir gegeben hast“. Johannes 17,24. Da erklärt Gott, dass die Gerechtigkeit erfüllt und Satan besiegt ist. Christi arbeitende und kämpfende Nachfolger seien „begnadet ... in dem Geliebten“. Epheser 1,6. DM.671.3 Teilen

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Vor den Engeln und den Vertretern der ungefallenen Welten sind sie als gerecht erklärt worden. Wo der Herr ist, da soll Seine Gemeinde auch sein. „Gnade und Wahrheit sind einander begegnet, Gerechtigkeit und Friede haben sich geküsst“. Psalm 85,11. Der Vater umarmt den Sohn und befiehlt: „Es sollen ihn alle Engel Gottes anbeten.“ Hebräer 1,6; Psalm 97,7. Mit unaussprechlicher Freude anerkennen alle Obersten, Fürsten und Gewaltigen die Oberhoheit des Lebensfürsten. Das Engelheer beugt sich vor Ihm, während der frohe Ruf die himmlischen Höfe erfüllt: „Würdig ist das Lamm, das geschlachtet worden ist, zu empfangen Kraft und Reichtum und Weisheit und Stärke und Ehre und Ruhm und Lob.“ Offb. 5,12 Jubellieder mischen sich mit Klängen der von Engeln gespielten Harfen, bis der Himmel vor Freude und Lob überzufließen scheint. DM.672.1 Teilen

Die Liebe hat gesiegt. Das Verlorene ist wiedergefunden. Der Himmel klingt wider von hellen, melodischen Stimmen: „Dem, der auf dem Thron sitzt, und dem Lamm sei Lob und Ehre und Preis und Gewalt von Ewigkeit zu Ewigkeit!“ Offenbarung 5,13. Von dieser Szene himmlischer Freude erreicht uns auf Erden das Echo der wunderbaren Worte Christi: „Ich fahre auf zu meinem Vater und zu eurem Vater, zu meinem Gott und zu eurem Gott.“ Johannes 20,17. Die himmlische und die irdische Familie sind dann vereint. Der Herr ist um unsertwillen zum Himmel aufgefahren und lebt für uns. „Daher kann er auch für immer selig machen, die durch ihn zu Gott kommen; denn er lebt für immer und bittet für sie.“ Hebr.7,25 DM.672.2 Teilen

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