Portrait von Ellen White
A-   A+
A-   A+
Bücher
Achtung, noch nicht 100% für das Handy optimiert.
Ich arbeite parallel an der APP.
Ernährung und geistige Entwicklung
Ernährung und geistige Entwicklung
271

„Wie mich der Vater in diese Welt gesandt hat, so sende ich euch in die Welt.“Johannes 20,21. Ez.271 Teilen

„Setze alles daran, dass du in deiner Arbeit zuverlässig bistund dich dafür nicht schämen musst.“2.Timotheus 2,15. Ez.271 Teilen

275

In der Regel ist die Mutter die erste Lehrerin des Kindes. In den Lebensjahren, in denen die Kinder am empfänglichsten sind und sich am schnellsten entwickeln, liegt die Erziehung überwiegend in ihren Händen. Sie hat die erste Möglichkeit, den Charakter ihres Kindes positiv oder negativ zu formen. Ez.275.1 Teilen

Jede Mutter sollte wissen, wie prägend gerade ihr Einfluß für das Leben des Kindes ist. Eigentlich müßte sie für ihre Erziehungsaufgabe besser ausgebildet sein als jeder andere Lehrer. Leider ist das weithin nicht der Fall, im Gegenteil. Auf kaum etwas werden junge Leute weniger vorbereitet als auf die Elternschaft. Obwohl jeder weiß, dass die Mutter den größten erzieherischen Einfluß auf ihr Kind hat, wird so gut wie nichts getan, um sie für diese Aufgabe zu befähigen. Ez.275.2 Teilen

Häufig haben junge Mütter nur verschwommene Vorstellungen von den körperlichen Bedürfnissen eines Säuglings oder Kleinkindes. Sie wissen wenig darüber, wie man ein Kind gesund erhält und seine Entwicklung fördert. Genauso wenig Ahnung haben sie von seinen seelischen, geistigen oder geistlichen Bedürfnissen. Sie wissen vielleicht, wie man Geschäfte abwickelt und sich auf dem gesellschaftlichen Parkett bewegt; möglicherweise haben sie beachtliche literarische oder naturwissenschaftliche Erfolge aufzuweisen, aber Kindererziehung ist für sie ein weißer Fleck. Sie wissen auch nicht, dass eine wesentliche Ursache für die hohe Kindersterblichkeit darin besteht, dass viele Kinder zuwenig Zuwendung und sachkundige Fürsorge empfangen. Und wenn solche Kinder überleben und erwachsen werden, leiden sie ihr Leben lang — vor allem seelisch — an den Folgen dieser frühkindlichen Erfahrungen. Ez.275.3 Teilen

276

Mütter und Väter tragen große Verantwortung für die frühkindliche und spätere Erziehung ihrer Kinder. Deshalb ist es für beide Elternteile wichtig, sich auf diese Aufgabe gründlich vorzubereiten. Bevor sich junge Eheleute zur Elternschaft entschließen, sollten sie sich mit den Gegebenheiten der körperlichen Entwicklung eines Kindes vertraut machen: mit Physiologie und Hygiene, mit der Bedeutung vorgeburtlicher Einflüsse und der Erbanlagen, mit Gesundheitspflege und zweckmäßiger Kleidung, mit Bewegungsübungen und der Behandlung von Krankheiten. Und nicht weniger wichtig: sie sollten etwas über die seelische und geistige Entwicklung eines Kindes wissen. Ez.276.1 Teilen

Wie wichtig Kindererziehung für Gott ist, geht aus einer alttestamentlichen Geschichte hervor. Nachdem ein Gottesbote dem Israeliten Manoach und seiner bis dahin kinderlosen Frau die Geburt eines Sohnes, Simson, angekündigt hatte, betete der werdende Vater: „Bitte, Herr, schick doch deinen Boten noch einmal zu uns, damit er uns genau sagt, was wir mit dem Jungen tun sollen, den wir bekommen.“ 1 Gott reagierte auf diese Bitte prompt, indem er den Engel ein zweites Mal mit detaillierten Anweisungen zu den angehenden Eltern sandte. Ez.276.2 Teilen

Erziehung wird nur dann ihr Ziel erreichen, wenn die Eltern diese Verantwortung bewußt übernehmen und sich gewissenhaft auf die Elternschaft vorbereiten. Ez.276.3 Teilen

Dass Lehrer eine fundierte Ausbildung brauchen, ist unbestritten, aber über die Frage, welche Lehrinhalte am wichtigsten sind, und worauf angehende Pädagogen am dringendsten vorbereitet werden müßten, gehen die Meinungen weit auseinander. Wenn Lehrer dann im Schuldienst tätig sind, merken sie sehr schnell, dass Fachwissen allein — sei es auf naturwissenschaftlichem oder geisteswissenschaftlichem Gebiet oder in anderen Bereichen — für die Erziehungsarbeit an jungen Menschen nicht ausreicht. Lehrer brauchen nicht nur Geistesschärfe, sondern geistige Weite, nicht nur fachliche Kompetenz und Begeisterung für ihren Beruf, sondern auch ein weites, warmes Herz für ihre Schüler. Ez.276.4 Teilen

277

Gott hat den menschlichen Verstand geschaffen und die Gesetzmäßigkeiten festgelegt, nach denen er arbeitet. Deshalb weiß er auch am besten, wie man ihn entwickeln und fördern kann. Darum können auch nur die Erziehungsgrundsätze, die er uns vermittelt, eine sichere Richtschnur sein. Sie sind eine Grundvoraussetzung für den Lehrer, und wenn er diese Regeln kennt und akzeptiert, müssen sie zunächst sein eigenes Leben bestimmen. Ez.277.1 Teilen

Lebenserfahrung ist wichtig, aber Ordnungssinn und Sorgfalt, Pünktlichkeit, Selbstbeherrschung, ein ausgeglichenes Wesen, Opferbereitschaft, Ehrlichkeit und rücksichtsvolles Verhalten sind ebenso wichtige Eigenschaften. Ez.277.2 Teilen

Heutzutage wachsen viele junge Menschen in einer Welt auf, die geprägt ist von Charakterlosigkeit und Heuchelei. An der Einstellung, dem Verhalten und der Sprache ihrer Lehrer sollten die Schüler erkennen, dass ihre Erzieher anders sind: ehrlich, zuverlässig, rechtschaffen und anständig. Junge Leute haben ein feines Gespür dafür, was echt ist oder vorgetäuscht wird, was von Herzen kommt oder aufgesetzt ist. Die beste Art, die Achtung oder gar Zuneigung seiner Schüler zu gewinnen, besteht für den Lehrer darin, sich selbst an die Prinzipien zu halten, die er sie lehrt. Nur so wird er auf die Dauer einen positiven und nachhaltigen Einfluß auf die Schüler ausüben können. Ez.277.3 Teilen

Nahezu alle anderen Eigenschaften des Lehrers, die zu seinem Erfolg beitragen, erfordern vor allem körperliche Ausdauer und seelische Spannkraft. Je gesünder er ist, desto mehr kann er leisten. Lehrer tragen eine schwere Verantwortung und haben einen nervenaufreibenden Dienst. Deshalb sollten sie bewußt und gezielt auf ihre Gesundheit achten. Oft sind Lehrer geistig und seelisch so ausgelaugt, dass sie gereizt und abweisend reagieren oder gar depressiv werden. Wenn es erst einmal so weit gekommen ist, gestaltet sich das Lehrer-Schüler-Verhältnis schwierig. Deshalb sollten Lehrer schon im Vorfeld alles tun, was solch einer Entwicklung vorbeugt. Das heißt: sie müssen auf ihre körperliche, seelische und geistige Gesundheit achten. Ez.277.4 Teilen

278

Auch im Lehrerberuf geht Qualität vor Quantität. Erzieher geraten schnell in die Gefahr, sich zu überfordern und die Grenzen ihrer Leistungsfähigkeit zu überschreiten. Da sie meist beruflich voll gefordert sind, sollten sie sich außerhalb ihres Berufs nicht zu viel Verantwortung aufladen oder aufbürden lassen. Und bei der Freizeitgestaltung sollten sie darauf achten, dass sie sich wirklich erholen können. Erfahrungsgemäß erholen sich Leib, Seele und Geist am besten bei Tätigkeiten an der frischen Luft. Und wenn die Schüler sehen, dass ihr Lehrer auch zupacken kann, werden sie ebenfalls dazu angeregt und lernen auf diese Weise körperliche Arbeit schätzen. Ez.278.1 Teilen

Wichtig ist auch, dass der Lehrer in jeder Hinsicht die Regeln einer gesunden Lebensweise beachtet. Er sollte in allen Lebensbereichen ein vernünftiges, ausgeglichenes Leben führen, sei es nun in Sachen Ernährung, Kleidung, Arbeit oder Freizeit. Das ist nicht nur für ihn selber von Vorteil, sondern hat auch Signalwirkung für seine Schüler. Ez.278.2 Teilen

Selbstverständlich braucht er neben körperlicher Gesundheit und charakterlicher Reife auch eine gute fachliche Ausbildung. Je umfangreicher sein Wissen ist, desto besser wird sein Unterricht sein. Im Klassenzimmer reichen oberflächliche Kenntnisse nicht aus. Lehrer, die sich mit Halbwissen zufriedengeben und sich nicht weiterbilden, können keine wirklich gute Arbeit leisten. Andererseits nützt großes Wissen wenig, wenn es nicht mit einer klar umrissenen Zielstellung eingesetzt wird. Ein Lehrer sollte nicht meinen, er werde seinem Erziehungsauftrag gerecht, wenn er nichts weiter tut, als seinen Schülern trockenen Lehrstoff einzubläuen. Gute Lehrer wollen nicht nur Wissen vermitteln, sondern ihre Schüler zu geistiger Arbeit anspornen und sie charakterlich formen. Um das zu erreichen, werden sie immer wieder ihre Lehrmethode überprüfen und gegebenenfalls ändern. Ez.278.3 Teilen

Keine Frage, ein Lehrer sollte pädagogisch begabt sein. Er braucht Weisheit, Einfühlungsvermögen und psychologisches Geschick, denn sein „Werkstoff“ sind Menschenseelen. Wir brauchen Lehrer, die rasch erkennen, wo sie Gutes bewirken können, die begeisterungsfähig sind und eine Ausstrahlung haben, die den Schülern Respekt abverlangt, Lehrer, die über natürliche Autorität verfügen und fähig sind, den Lehrstoff so zu vermitteln, dass er zu selbständigem Denken anregt, die in den Schülern verborgene Kräfte wecken und ihnen Mut zum Leben vermitteln. Ez.278.4 Teilen

279

Es gibt Lehrer, denen es aus verschiedenen Gründen nicht vergönnt war, sich das wünschenswerte Fachwissen anzueignen. Doch in vielen Fällen hat sich gezeigt, dass dieser Mangel mehr als ausgeglichen werden kann durch eine gute Menschenkenntnis, durch Liebe zum Beruf und den Schülern, durch Verantwortungsbewußtsein, geistige Beweglichkeit, vollen Einsatz und die Bereitschaft, sich weiterzubilden. Ez.279.1 Teilen

Lehrer haben es mit jungen Leuten zu tun, die von ihrer Veranlagung, ihren Gewohnheiten und ihrer häuslichen Erziehung her ganz unterschiedlich sind. Manche sind fleißig und wissen genau, was sie wollen. Anderen fehlt die Zielstrebigkeit, und sie haben auch keine festen Grundsätze. Die müssen behutsam dahin geführt werden, dass sie sich ihrer Verantwortung und Möglichkeiten bewußt werden. Es ist traurig, das sagen zu müssen, aber leider ist es so, dass nur wenige Kinder von zu Hause aus eine wirklich gute Erziehung mitbekommen. Manche werden verwöhnt und wissen deshalb gar nicht, was Erziehung ist. Sie dürfen tun, was ihnen gerade einfällt und brauchen keine Verantwortung zu übernehmen. Belastungen kennen sie nicht, weil ihnen alle Schwierigkeiten aus dem Weg geräumt werden. Kein Wunder, dass sie später haltlos sind, keine Ausdauer haben und auf nichts verzichten können. Meist betrachten solche Kinder Regeln, Ordnungen und Verbote als unzumutbare Einengung. Ez.279.2 Teilen

Andere Kinder werden übermäßig streng erzogen und fühlen sich dadurch gedemütigt und entmutigt. Willkürliche Verbote und Härte haben sie widerspenstig und trotzig gemacht. In vielen Fällen ist es die Aufgabe des Lehrers, solchen charakterlichen Fehlentwicklungen entgegenzuwirken. Das verlangt ein hohes Maß an Einfühlungsvermögen und Verständnis sowie einen erheblichen Zeitaufwand. Ez.279.3 Teilen

Bevor er helfen und korrigieren kann, muss der Lehrer erst einmal die Ursachen für die charakterliche Fehlentwicklung des Schülers herausfinden. Dann sind Feingefühl, pädagogisches Geschick, Geduld und Festigkeit vonnöten, dem Schüler die Hilfe zu geben, die er braucht. Unentschlossene und träge Schüler muss er anspornen und zur Mitarbeit bewegen, den entmutigten muss er Verständnis entgegenbringen, Mut machen und zeigen, welche Fähigkeiten in ihnen stecken. Ez.279.4 Teilen

280

Vielen Lehrern fällt es schwer, mit ihren Schülern freundlichen Umgang zu pflegen und so ein Vertrauensverhältnis aufzubauen. Sie halten mehr Abstand als nötig wäre, pochen auf ihre Autorität und sind eher zum Tadel als zum Lob geneigt. Ein Lehrer muss zwar entschieden und manchmal auch unnachgiebig sein, aber er darf seine Schüler auch nicht überfordern oder unter Druck setzen. Sich seinen Schülern gegenüber hart, streng, distanziert oder gleichgültig zu verhalten heißt: sich die Zugänge zu versperren, durch die man sie zum Guten beeinflussen könnte. Ez.280.1 Teilen

Bestimmte Schüler vorzuziehen, ist eine pädagogische Todsünde. Wer die liebenswerten und „pflegeleichten“ Schüler begünstigt, den problematischen dagegen kritisch, ungeduldig oder lieblos begegnet, verrät damit, dass er eine völlig falsche Auffassung vom Beruf des Lehrers hat. Gerade im Umgang mit unbequemen oder schwierigen Schülern werden die charakterlichen Eigenschaften des Lehrers erprobt, und es zeigt sich, ob er für seinen Beruf geeignet ist oder nicht. Ez.280.2 Teilen

Menschenführung bringt eine große Verantwortung mit sich. Besonders Mütter und Väter nehmen in dieser Beziehung eine Vertrauensstellung ein, der sie sich ihr Leben lang nicht völlig entziehen können. Jeder Mensch wird vom Anfang bis zum Ende seines Lebens spüren, dass die Bindung an seine Eltern ein schier unzerreißbares Band ist — gleichgültig, ob sie positiv oder negativ zu werten ist. Wie die Eltern handeln, reden oder mit ihnen umgehen, wird die Kinder für immer beeinflussen. Lehrer tragen eine vergleichbare Verantwortung. Sie sollten sich dessen bewußt sein, dass auch sie prägend wirken, und dass dies ein göttlicher Auftrag ist, der auf ein ganz bestimmtes Ziel ausgerichtet ist. Ez.280.3 Teilen

Ein Lehrer kann seine Arbeit nicht nur so machen, dass sein Arbeitgeber zufriedengestellt und der gute Ruf der Schule gewahrt bleibt. Seine Berufung ist es vielmehr, junge Menschen auf dem Weg ins Leben zu begleiten und jeden einzelnen so zu fördern, dass er später seinen Aufgaben in Familie und Gesellschaft gerecht werden kann. Der Einfluß, den Lehrer und Erzieher auf ihre Schüler ausüben, reicht weit über die direkte Lehrer-Schüler-Beziehung hinaus. Denn jeder Schüler beeinflußt seinerseits wieder andere Menschen und die wiederum andere, so dass sich letztlich eine Einflußkette bildet, die in irgendeiner Form bis ans Ende der Zeit weiterwirkt. Für die Früchte seiner Arbeit muss schließlich jeder Mensch — zwar nicht nur Eltern und Lehrer, aber sie gerade — an jenem Tag einstehen, wenn jede Tat und jedes Wort von Gott beurteilt wird. Ez.280.4 Teilen

281

Wenn sich ein Lehrer das bewußt macht, wird er nicht mehr sagen können, seine Aufgabe sei erfüllt, wenn er sein tägliches Unterrichtspensum hinter sich gebracht hat und die Schüler für den Rest des Tages seiner direkten Einflußnahme entzogen sind. Er wird sich vielmehr über das Unterrichtsgeschehen hinaus fragen, inwieweit er dazu beitragen kann, dass seine Schüler in der bestmöglichen Weise auf ihr späteres Leben vorbereitet werden. Dafür wird er alles tun, was in seinen Kräften steht. Vor allem wird er sich bemühen, das, was er seine Schüler lehrt und was er von ihnen verlangt, im eigenen Leben zu verwirklichen. Ez.281.1 Teilen

Da wird es nicht ausbleiben, dass er eigene Mängel erkennt und spürt, wo er trotz allen guten Willens an seine Grenzen stößt. Vielleicht wird er dann wie der Apostel Paulus fragen: „Wer ist für diese große Aufgabe geeignet?“ 1 Ez.281.2 Teilen

Lieber Lehrer, wenn dir bewußt wird, wie nötig du Christi Kraft und Führung brauchst, weil du von keinem Menschen wirklich Hilfe erwarten kannst, denke an seine wunderbaren Verheißungen. Es gibt keinen besseren Ratgeber als ihn. Er sagt: „Siehe, ich habe dir eine Tür geöffnet, die niemand verschließen kann. Deine Kraft ist klein; doch du hast an meinem Wort festgehalten und dich unerschrocken zu mir bekannt.“ 2 Oder: „Rufe zu mir, dann will ich dir antworten und dir große und geheimnisvolle Dinge zeigen, von denen du nichts weißt!“ 1 Und in den Psalmen läßt Gott dir sagen: „Ich sage dir, was du tun sollst und zeige dir den richtigen Weg. Ich lasse dich nicht aus den Augen.“ 2 Und darüber hinaus sagt Jesus: „Ihr dürft sicher sein: Ich bin immer und überall bei euch, bis an das Ende dieser Welt!“ 3 Ez.281.3 Teilen

282

Wenn du wissen willst, wie du deiner hohen erzieherischen Verantwortung am besten gerecht werden kannst, dann schaue auf Jesus — auf seine Worte, sein Leben und seine Arbeitsweise. Die Erkenntnisse, die du dabei gewinnst, werden nicht ohne Rückwirkung auf deine Arbeit bleiben, denn es ist so, wie der Apostel Paulus sagt: „Wir alle sehen ... die Herrlichkeit des Herrn. Dabei werden wir selbst in das verwandelt, was wir sehen, und bekommen mehr und mehr Anteil an seiner Herrlichkeit.“ 4 Ez.282.1 Teilen

Hier liegt das Geheimnis, wie du deine Schüler gewinnen kannst: Bewege dich selbst im Einflußbereich Christi, und du wirst erfahren, wie sich sein Wesen in deinem Leben widerspiegelt. Ez.282.2 Teilen

„Als einzelne aber stehen wir zueinander wie Teile,die sich gegenseitig ergänzen.“Römer 12,5 (GN). Ez.282 Teilen

283

Den stärksten Einfluß auf die Charakterbildung hat die Familie. Deshalb ist Erziehung zuerst eine Aufgabe der Eltern. Der Lehrer sollte sie darin unterstützen und ergänzen, aber nicht versuchen, an ihre Stelle zu treten. Hier ist Zusammenarbeit gefragt, nicht Konkurrenzdenken. Ez.283.1 Teilen

Wenn von Zusammenarbeit die Rede ist, dann gilt das natürlich zuerst für das erzieherische Zusammenwirken von Vater und Mutter. Beide tragen Verantwortung für die Erziehung ihrer Kinder und sollten sich einig sein. Sie sollten sich bei Gott Rat holen, um einander unterstützen zu können. Sie sollten ihre Kinder dazu erziehen, Gott, sich selbst und anderen Menschen gegenüber treu zu sein. Wo das geschieht, brauchen Eltern nicht besorgt zu sein, wenn ihre Kinder zur Schule kommen. Ez.283.2 Teilen

Eltern, die ihren Erziehungsauftrag in diesem Sinne ernst nehmen, treten in der Regel nicht als Kritiker der Lehrerschaft auf. Sie wissen, dass Elternhaus und Schule eine gemeinsame Aufgabe haben und deshalb auch an einem Strang ziehen sollten. Leider machen gerade in dieser Hinsicht viele Eltern verhängnisvolle Fehler. Durch voreilige oder sachlich unbegründete Kritik kann der Einfluß eines verantwortungsbewußten Lehrers nicht nur geschmälert, sondern sogar völlig zunichte gemacht werden. Viele Eltern verziehen ihre Kinder, weil sie zu nachgiebig oder nachlässig sind, erwarten dann aber, dass all ihre Fehler von der Schule wieder ausgebügelt werden. Für die Lehrer ist das an sich schon ein schwieriges Unterfangen, das völlig hoffnungslos wird, wenn ihnen die Arbeit auch noch durch ungerechtfertigte Kritik erschwert wird. Elterliche Mißbilligung und Kritik an schulischen Belangen verfestigt in den Kindern den Ungehorsam und bestärkt sie in ihren falschen Gewohnheiten. Ez.283.3 Teilen

284

Gibt es berechtigte Kritik oder Änderungsvorschläge bezüglich des Unterrichts, sollte man die mit dem Lehrer persönlich besprechen. Wenn das nichts nützt, kann man sich an die Schulleitung wenden. Aber es sollte nichts gesagt oder getan werden, was die Autorität des Lehrers untergräbt. Ez.284.1 Teilen

Mancher Lehrer hätte es leichter, wenn die Eltern mit ihm über die Charaktereigenschaften und körperlichen Besonderheiten oder Gebrechen ihrer Kinder offen sprechen würden. Die meisten scheuen sich davor, andere denken nicht daran oder halten es nicht für nötig. Viele Eltern kümmern sich auch nicht um die Arbeitsweise und die fachliche Qualifikation der Lehrer, die ihre Kinder unterrichten. Da sich Eltern so selten darum bemühen, den Lehrer kennenzulernen, ist es um so wichtiger, dass der mit ihnen Kontakt aufnimmt. Er sollte Hausbesuche machen, damit er weiß, in was für einer Umgebung und unter welchen Bedingungen seine Schüler leben. Wenn er ihre Familien und ihre Lebensumstände persönlich kennt, kann zwischen ihm und den Schülern eine engere Bindung entstehen, und es wird ihm leichter fallen, mit ihren Eigenheiten und Veranlagungen umzugehen. Ez.284.2 Teilen

Wenn sich der Lehrer darum kümmert, wie seine Schüler zu Hause erzogen werden, kann das in zweierlei Hinsicht vorteilhaft sein. Viele Eltern sind von ihrer Arbeit, ihren Plänen und Sorgen so in Anspruch genommen, dass sie der Erziehung und dem Wohl ihrer Kinder zu wenig Beachtung schenken. Lehrer können dem bewußt entgegenwirken, indem sie den Eltern klar machen, welches Vorrecht es ist, Kinder zu erziehen. Nicht selten werden sie es auch mit Müttern und Vätern zu tun bekommen, denen der Erziehungsauftrag wie eine schwere Last auf den Schultern liegt, weil sie ihre Kinder zu ordentlichen Menschen erziehen möchten. Indem sie mit denen zusammenarbeiten, könnte das beiden Seiten die Aufgabe erleichtern. Ez.284.3 Teilen

285

In der Familie ist das Einander-Helfen ein wesentlicher Erziehungsfaktor. Kinder sollten so früh wie möglich daran gewöhnt werden, dass sie Teil einer Familie sind und neben Rechten auch Pflichten haben. Schon die ganz Kleinen können ihren Möglichkeiten entsprechend zur Mithilfe herangezogen werden. Dabei sollte ihnen signalisiert werden, dass sie gebraucht werden, und dass man sich über ihre Hilfe freut. Ältere Kinder sollten zur Mitverantwortung herangezogen und in Pläne eingeweiht werden. Das hilft ihnen, Familienleben realistisch zu sehen — mit seinen Licht- und Schattenseiten. Wenn Väter und Mütter sich Zeit nehmen für die Erziehung ihrer Kinder und ihnen zeigen, dass sie ihre Hilfe schätzen, ihnen vertrauen und sich über sie freuen, dauert es nicht lange, bis die Kinder entsprechend reagieren. Dadurch werden die Eltern entlastet, die Kinder lernen wichtige Dinge fürs spätere Leben, und es entsteht eine enge familiäre Bindung, die eine gute Grundlage für die weitere charakterliche Entwicklung ist. Ez.285.1 Teilen

Auch in der Schule sollte Hilfsbereitschaft eine der Grundregeln des Zusammenlebens sein. Wenn es einem Lehrer gelingt, seine Schüler zur Zusammenarbeit zu bewegen, wirkt sich das meist auch positiv auf Ruhe und Ordnung im Klassenzimmer aus. Wenn sie an einer gemeinsamen Aufgabe arbeiten, fügen sich auch sehr lebhafte Kinder in die Gemeinschaft ein. Ältere Kinder sollten den jüngeren helfen, die starken den schwächeren. Soweit wie möglich sollte jedem Kind eine Aufgabe übertragen werden, für die es besonders gut geeignet ist. Das stärkt die Selbstachtung und weckt den Wunsch, sich auch über die spezielle Aufgabe hinaus nützlich zu machen. Ez.285.2 Teilen

Eltern, Lehrer und Schüler sollten sich auch mit den Bibelstellen auseinandersetzen, in denen von Zusammenarbeit und gemeinsamem Tun die Rede ist. Ein Musterbeispiel ist in dieser Hinsicht der Bau der Stiftshütte, an dem nicht nur bildende Künstler und Handwerker beteiligt waren, sondern ein großer Teil des Volkes, denn „alle, die es dazu trieb, brachten ein freiwilliges Opfer ...“ 1 Oder lest nach, wie die Mauern Jerusalems wieder aufgebaut wurden, als das Volk aus der Verbannung zurückkehrte. Trotz Armut, Schwierigkeiten und Gefahr bewältigte Israel die große Aufgabe, „weil alle mit Eifer bei der Sache waren.“ 1 Denkt an den Part der Jünger, als Jesus mehr als 5000 Menschen auf wunderbare Weise speiste. In seinen Händen vermehrte sich das Brot, aber die Jünger verteilten es an die wartende Menge und sammelten später die Reste zusammen. Ez.285.3 Teilen

286

„Wir sind doch als Christen die Glieder eines Leibes“, deshalb soll jeder „dem anderen mit der Begabung dienen, die ihm Gott gegeben hat. Wenn ihr die vielen Gaben Gottes in dieser Weise gebraucht, verwaltet ihr sie richtig.“ 2 Ez.286.1 Teilen

Zuletzt sei ein Wort erwähnt, das auch für das Zusammenleben in Familie, Schule und Gemeinde hilfreich sein kann, obwohl es in einem negativen Zusammenhang — und zwar mit Götzendienst — gebraucht wird: „Einer hilft nun dem anderen, gegenseitig sprechen sie sich Mut zu.“ 3 Ez.286.2 Teilen

„Rede ihnen ins Gewissen, weise sie zurecht,und ermutige sie, wo es nötig ist.“2.Timotheus 4,2. Ez.286 Teilen

287

Gehorsam ist uns nicht in die Wiege gelegt, wir müssen ihn lernen — und zwar so früh wie möglich. Noch bevor es alt genug ist für vernünftige Argumente, kann ein Kind Gehorsam lernen, wenn Eltern sich konsequent und liebevoll darum bemühen. Ez.287.1 Teilen

Wo das gelingt, können Auseinandersetzungen, die unweigerlich auftreten, wenn der Wille des Kindes und die Autorität der Eltern aufeinanderprallen, entschärft und auf ein Minimum beschränkt werden. Solche Reibereien geraten nämlich schnell außer Kontrolle, wachsen sich zu Konflikten aus und verursachen Bitterkeit und Entfremdung Eltern und Lehrern gegenüber. Im Extremfall kann das dazu führen, dass ein junger Mensch jegliche Autorität ablehnt, sowohl menschliche als auch göttliche. Ez.287.2 Teilen

Ziel der Erziehung ist es, Kindern zu einem selbständigen und eigenverantwortlichen Leben zu verhelfen. Sie sollen Selbstvertrauen und Selbstbeherrschung entwickeln. Wenn es ums Gehorchen geht, muss man an die Vernunft des Kindes appellieren, sobald es in der Lage ist, Zusammenhänge zu erkennen. Alles, was man von ihm verlangt, muss zeigen, dass die Forderung nach Gehorsam gerechtfertigt und sinnvoll ist. Kinder müssen erst verstehen lernen, dass auch das Verhalten des Menschen von Gesetzmäßigkeiten bestimmt ist, und dass Ungehorsam letztlich Unheil und Leid im Gefolge hat. Wenn Gott sagt, „du sollst nicht,“ warnt er uns aus Liebe vor den Folgen des Ungehorsams, weil er uns vor Schaden, Gefahr und Verlust bewahren möchte. Ez.287.3 Teilen

288

Helft euren Kindern zu erkennen, dass Eltern und Lehrer Stellvertreter Gottes auf Erden sind — vorausgesetzt natürlich, dass sie in Übereinstimmung mit ihm handeln. Gelingt euch das, werden sie begreifen, dass die Ordnungen in Heim und Schule Gottes Gebote zur Grundlage haben. Und noch eins: So wie Kinder lernen, den Eltern und Lehrern zu gehorchen, lernen sie auch Gott zu gehorchen. Ez.288.1 Teilen

Eltern und Lehrer sollten darüber nachdenken, wie sie die Entwicklung ihrer Kinder lenken können, ohne sie zu gängeln. Eine harte und strenge Erziehung ist genauso schlecht wie eine zu lasche und nachgiebige. Einer der schrecklichsten und folgenschwersten Fehler ist der, dass man meint, man müsse einem Kind „den Willen brechen“. Mag sein, dass der Schaden, den man dadurch anrichtet, nicht überall gleich groß ist — schließlich sind die Menschen unterschiedlich veranlagt —, aber mit Gewalt wird man nicht mehr als eine Scheinunterwerfung erreichen, die nur für einige Zeit verdeckt, dass derart gequälte Kinder innerlich nur um so rebellischer sind. Und wenn es wirklich gelingen sollte, ein Kind völlig zu beherrschen, ist das, was dabei herauskommt ein einziges Trauerspiel. Ez.288.2 Teilen

Einen Menschen, der zum Ebenbild Gottes geschaffen ist, und den der Schöpfer mit Vernunft ausgestattet hat, darf man nicht wie ein Tier dressieren — auch nicht zu Gehorsam und Wohlverhalten. Haustiere müssen es lernen, sich ihrem Herrn unterzuordnen, weil der für sie denken und die Situation beurteilen muss. Wenn man solche Methoden auf Kinder anwendet, was nicht gerade selten geschieht, macht man sie zu mehr oder weniger unterwürfigen Werkzeugen. Verstand, Wille und Gewissen werden von anderen beherrscht. Gott will nicht, dass so etwas geschieht. Wer es dennoch tut und damit die Persönlichkeit des Kindes zerstört, lädt schwere Schuld auf sich, deren Folgen nicht abzusehen sind. Ez.288.3 Teilen

Gewiß, solange derart geschädigte Kinder unter Kontrolle sind, „funktionieren“ sie einigermaßen, aber wehe, wenn sie „losgelassen“ werden. Sobald die Kontrolle aufhört und der lange Arm der Eltern nicht mehr zu verspüren ist, zeigt sich, dass es solchen Kindern meist an Standhaftigkeit, Durchhaltevermögen und Charakterstärke fehlt. Solche jungen Leute haben nie gelernt, sich selbst zu beherrschen, und wenn die „Erzieher“ nicht mehr da sind, um Grenzen zu setzen, wissen sie nicht, wie sie mit ihrer Freiheit umgehen sollen, geraten oft außer Rand und Band und rennen ins Verderben. Ez.288.4 Teilen

289

Manchen Schülern fällt es auf Grund ihrer Anlagen besonders schwer, zu gehorchen. Deshalb sollten Eltern und Lehrer es ihnen so leicht wie möglich machen, ihre Forderungen zu akzeptieren. Erzieher sollen den Willen ihrer Schüler formen und lenken, ihn aber nicht mißachten oder gar zerstören. Willensstärke sollte nicht um ihrer selbst willen gepflegt werden, sondern weil sie für das Leben des Menschen unverzichtbar ist. Ez.289.1 Teilen

Kinder sollten verstehen lernen, worin wahre Willenskraft besteht und welch große Verantwortung mit dieser Gabe verbunden ist. Der Wille ist die beherrschende Macht im Wesen des Menschen, auf ihm beruht die Fähigkeit zu wählen und zu entscheiden. Jeder vernünftig denkende Mensch hat die Kraft, das Richtige zu wählen. In allen Lebenslagen gilt Gottes Wort: „Entscheidet euch heute, wem ihr ... dienen wollt.“ 1 Wir können uns frei dafür entscheiden, Gott zu gehorchen und ihm unseren Willen unterzuordnen. Wer das tut, verbündet sich mit dem allmächtigen Gott, und niemand kann ihn zwingen, Böses zu tun. In jedem Kind und in jedem jungen Menschen steckt die Kraft, mit der Hilfe Gottes einen ordentlichen Charakter zu entwickeln und ein nützliches Leben zu führen. Ez.289.2 Teilen

Eltern und Lehrer, die Kinder unter solchen Voraussetzungen zur Selbstbeherrschung erziehen, sind auf lange Sicht die erfolgreichsten Erzieher. Für den oberflächlichen Beobachter mag es den Anschein haben, als sei eine autoritäre Erziehung, in der das Kind total beherrscht wird, sinnvoller, weil sie scheinbar schnelle Erfolge bringt. Aber das stellt sich meist nach kurzer Zeit als Trugschluß heraus. Ez.289.3 Teilen

Ein kluger Erzieher wird im Umgang mit seinen Schülern versuchen, ihr Vertrauen zu gewinnen und ihr Ehrgefühl zu stärken. Kinder und Jugendliche sollten spüren, dass man ihnen vertraut. Die meisten Kinder, auch schon die ganz kleinen, haben ein ausgeprägtes Ehrgefühl. Sie möchten nicht nur geliebt, sondern auch mit Achtung behandelt werden — und das ist ihr gutes Recht. Sie sollten nicht den Eindruck haben, dass sie ständig beobachtet und in ihrer Bewegungsfreiheit eingeengt werden. Argwohn verletzt und verursacht genau die Übel, die man zu verhindern sucht. Lehrer, die ein gutes Verhältnis zu ihren Schülern haben, merken es, wenn irgend etwas im Gange ist und können geschickt gegensteuern, ohne den Eindruck zu erwecken, dass sie ständig auf der Lauer liegen, um Böses aufzudecken. Wenn junge Menschen spüren, dass man ihnen vertraut, versuchen sie in aller Regel, dieses Vertrauen nicht zu mißbrauchen. Ez.289.4 Teilen

290

Es empfiehlt sich auch, jungen Leuten nicht einfach alles vorzuschreiben, sondern sie zu bitten, etwas zu tun oder nicht zu tun. Wer um etwas gebeten wird, hat die Möglichkeit zu beweisen, dass er von sich aus das Richtige tun möchte. Wenn er dann der Bitte entspricht, geschieht das aus freier Entscheidung und nicht unter Zwang. Ez.290.1 Teilen

Die Grundsätze, die in einer Schule als verbindlich gelten, sollten selbstverständlich den Geist dieser Institution widerspiegeln. Verhaltensregeln dürfen den Schülern nicht aus der Luft gegriffen erscheinen, sondern müssen für sie nachvollziehbar sein und ihnen im Prinzip als gerechtfertigt erscheinen. Wenn das der Fall ist, entwickeln sie Verantwortungsgefühl und werden selbst dafür sorgen, dass die Regeln, hinter denen sie stehen, auch befolgt werden. Ez.290.2 Teilen

Es ist besser, sich auf wenige, gut durchdachte Regeln zu beschränken, als einen endlosen Katalog von Verordnungen aufzustellen. Das Einhalten der einmal festgelegten Ordnungen sollte dann aber konsequent gefordert werden. Wenn man merkt, dass etwas unumstößlich ist, gewöhnt man sich gedanklich daran und lernt, sich danach zu richten. Fehlt diese Konsequenz, schafft das Unsicherheit, provoziert Widerstand und untergräbt die Autorität des Lehrerkollegiums und der Schulleitung. Jungen Leuten muss bewußt werden, dass es dort, wo Gott herrscht, keine Kompromisse mit dem Unrecht geben kann. Deshalb kann Ungehorsam weder in der Familie noch in der Schule einfach hingenommen werden. Natürlich werden Kinder immer wieder versuchen, sich auch gegen gerechtfertigte Forderungen aufzulehnen und sich durch Ausflüchte vor dem Gehorchen zu drücken. Eltern und Lehrer sind gut beraten, in solchen Fällen nicht nach Kompromissen zu suchen. Wer sich auf Diskussionen und Verhandlungen einläßt, obwohl er weiß, dass Unrecht geschieht, wer Gehorsam erkaufen oder durch Schmeichelei sicherstellen will, sich am Ende aber doch auf einen Kompromiß einläßt, der handelt nicht aus Liebe, sondern aus Nützlichkeitserwägungen oder Gefühlsduselei. Ez.290.3 Teilen

291

„Leichtfertigen Menschen ist ihre Sünde gleichgültig — ja, sie spotten darüber ...“ 1 Sünde darf man nicht leicht nehmen, denn sie hat einen unheimlichen Einfluß auf den, der sündigt. In den Sprüchen heißt es anschaulich: „Wer Gottes Gebote mißachtet, dreht sich selbst einen Strick und ist gefangen in seiner Schuld. Wer sich nicht beherrschen kann, schaufelt sich sein eigenes Grab.“ 2 Eltern und Lehrer fügen ihren Schutzbefohlenen unendlichen Schaden zu, wenn sie aus falscher Rücksichtnahme tatenlos zuschauen, wie sich die Kinder in den Fallstricken fragwürdiger Gewohnheiten verfangen. Ez.291.1 Teilen

Der Drang nach Freiheit ist jungen Menschen angeboren. Sie wollen frei und ungebunden sein. Deshalb fällt es ihnen nicht leicht zu lernen, dass Freiheit zwar ein wertvolles, aber auch ständig gefährdetes Gut ist. Wirkliche Freiheit läßt sich nur im Gehorsam gegenüber Gottes Willen erlangen. Und nur durch Gottes Gebote bleibt uns die Freiheit auch erhalten, denn sie machen die Dinge sichtbar, die uns erniedrigen und versklaven. Deshalb ist Gehorsam der beste Schutz gegen die Macht des Bösen. Der Psalmdichter sagt: „Du gewährst mir großen Freiraum für mein Leben, weil ich deine Ordnungen beständig erforsche.“ 3 Und: „Über deine Gesetze freue ich mich sehr, denn sie sind hervorragende Ratgeber.“ 4 Ez.291.2 Teilen

Allerdings müssen sich Erzieher in ihrem Bemühen, dem Unrecht zu widerstehen, vor Nörgelei und Kritiksucht hüten. Ständige Kritik verunsichert, ohne wirklich etwas zu verändern. Auf Kinder wirkt eine lieblos kritische Atmosphäre lähmend, vor allem, wenn sie empfindsam sind. Es ist beinahe so wie mit den Blumen, die sich auch nicht richtig entfalten können, wenn ständig ein scharfer, kalter Wind über sie hinwegstreicht. Ez.291.3 Teilen

292

Ein Kind, das dauernd wegen eines bestimmten Fehlers gerügt wird, muss schließlich zu dem Schluß kommen, dass es sinnlos ist, dagegen anzukämpfen, weil es sowieso nichts nützt. Meist sieht es dann so aus, als sei es gleichgültig oder frech, dabei ist es nur entmutigt und hat die Hoffnung aufgegeben. Veränderungen sind nur dann zu erwarten, wenn nicht wild draufloskritisiert, sondern zur Einsicht geführt und an den Willen des Kindes appelliert wird. Wenn das gelungen ist, muss man das Kind an die Quelle der Vergebung und der Kraft heranführen. Es ist wichtig, dass ihm die Selbstachtung erhalten bleibt und dass ihm Hoffnung vermittelt und Mut gemacht wird. Ez.292.1 Teilen

Das ist die schönste, aber auch die schwierigste Aufgabe, die Erzieher zu erfüllen haben. Sie verlangt Takt und Einfühlungsvermögen, Einsicht in die Psyche des Menschen und gottgegebene Zuversicht und Geduld. Man muss willens sein, sich einzusetzen, zu wachen und zu warten. Aber es gibt nichts Wichtigeres! Ez.292.2 Teilen

Wer andere Menschen leiten will, muss sich zuerst selbst im Griff haben. Wenn man mit Kindern und Jugendlichen unbeherrscht umgeht, hat das bittere Folgen. Eltern oder Lehrer sollten lieber schweigen, als aufbrausend zu reagieren und im Zorn Dinge zu sagen, die sie hinterher bereuen. Im Schweigen liegt eine wunderbare Kraft. Ez.292.3 Teilen

Jeder Lehrer hat es auch mit schwierigen Kindern zu tun, die seine Geduld und seinen guten Willen bis zur Schmerzgrenze strapazieren. Im Umgang mit ihnen sollte er nicht vergessen, dass auch er einmal ein Kind war, das erzogen werden musste und anderen viel Arbeit gemacht hat. Und nicht nur das: Selbst als Erwachsener macht er trotz seines Alters und seiner Erfahrung Fehler und ist auf die Geduld und Barmherzigkeit anderer angewiesen. Wer Jugendliche ausbildet, sollte sich daran erinnern, dass er es mit Menschen zu tun hat, die ähnliche schlechte Neigungen mitbringen wie er. Sie müssen alles erst lernen, und manchen fällt das schwerer als anderen. Mit schwachen Schülern muss er geduldig sein und darf sie nicht als unfähig bloßstellen. Vielmehr sollte er keine Gelegenheit auslassen, sie zu ermutigen. Sensible, nervöse Schüler müssen feinfühlig behandelt werden. Das Bewußtsein seiner eigenen Unzulänglichkeiten sollte den Lehrer veranlassen, gerade denen, die mit Schwierigkeiten zu kämpfen haben, geduldig und liebevoll zu begegnen. Ez.292.4 Teilen

293

Alle, die mit der Erziehung von Kindern und Jugendlichen zu tun haben, sollten sich die Weisung Jesu zu eigen machen: „Behandelt jeden so, wie ihr selbst von ihm behandelt sein wollt.“ 1 Und das gilt nicht nur für die „pflegeleichten“ Kinder, sondern erst recht und gerade für diejenigen, die uns Mühe machen. Die einen wie die anderen gehören zur Familie Gottes und sind mit uns gemeinsam Erben des Lebens, das wir alle nur deshalb empfangen werden, weil Gott gnädig mit uns ist. Ez.293.1 Teilen

Jesu Lebensregel verbietet es dem Lehrer, einen Schüler wegen irgendwelcher Fehler oder Mängel öffentlich bloßzustellen oder gar lächerlich zu machen. Und wenn eine angemessene Strafe unumgänglich ist, dann sollte sie die Würde des Schülers nicht verletzen und auf keinen Fall als öffentliche „Hinrichtung“ zelebriert werden. Ein guter Lehrer wird auch nicht dafür stimmen, dass ein schwieriger Schüler von der Schule verwiesen wird, bevor nicht alles versucht wurde, ihn zur Besserung zu bewegen. Wenn allerdings kein Wandel zum Guten zu erreichen ist, weil der Schüler aufsässig reagiert und seine Mißachtung der Autorität die Schuldisziplin untergräbt, oder wenn er einen schlechten Einfluß auf andere Schüler ausübt, ist es unumgänglich, ihn von der Schule zu entfernen. Dabei sollte aber immer bedacht werden, dass ein „öffentlicher Rausschmiß“ gerade junge Menschen so verletzen kann, dass sie danach völlig den Halt verlieren und ins eigene Verderben rennen. Wenn es denn keine andere Möglichkeit mehr gibt als die, einen Schüler von der Schule zu verweisen, dann sollte das nicht an die große Glocke gehängt werden. Es läßt sich fast immer ein Weg finden, dass solch eine Disziplinarmaßnahme nach Rücksprache mit den Eltern und durch gemeinsame Überlegungen ohne großes Aufsehen vollzogen werden kann. Ez.293.2 Teilen

294

Wir leben in einer gefahrvollen Zeit, in der junge Menschen vielen Versuchungen ausgesetzt sind. Mit dem Strom zu schwimmen ist leicht, gegen ihn dagegen schwer. Die Gefahr des Abdriftens ist für gläubige junge Leute allgegenwärtig. Deshalb sollte sich eine christliche Schule als Rettungsinsel für unsere bedrängten Jugendlichen verstehen. Sie sollte ein Ort sein, an dem man auch mit ihren Torheiten klug und geduldig umgeht. Verantwortungsbewußte Lehrer werden sich darum bemühen, dass es in ihrem Wesen und in ihrem Leben nichts gibt, was sie davon abhält, auch mit eigenwilligen und unbotmäßigen Schülern angemessen umzugehen. Liebe und Freundlichkeit, Geduld und Selbstbeherrschung wird ihre Gespräche bestimmen. Ihr Gerechtigkeitssinn wird von Barmherzigkeit und Mitleid geleitet sein. Zurechtweisung wird nicht scharf oder spöttisch geschehen, sondern verständnisvoll und gewinnend. Für einen Lehrer ist es besser, sich in Sachen Barmherzigkeit zu irren als in Sachen Strenge. Ez.294.1 Teilen

Im übrigen zeigt die Erfahrung, dass viele junge Leute innerlich gar nicht so unverbesserlich und verhärtet sind, wie es nach außen den Anschein hat. So mancher hoffnungslose Fall war plötzlich keiner mehr, weil ein Lehrer den Panzer der Abwehr durch freundliche Behandlung und kluge Erziehungsmaßnahmen aufbrechen konnte. Deshalb kann man Erziehern nur raten: Versucht das Vertrauen schwieriger Schüler zu gewinnen, kümmert euch um die guten Seiten ihres Charakters und fördert sie, macht den jungen Leuten Mut. Sie werden dann nämlich immer wieder erfahren, dass sich nach und nach positive Veränderungen einstellen und scheinbar unüberwindbare Probleme plötzlich gelöst werden können. Und wir stehen in dieser Hinsicht ja nicht allein. Jesus Christus, der göttliche Lehrer, trägt die irrenden jungen Menschen auch in den rebellischen Phasen ihres Lebens mit Geduld. Ez.294.2 Teilen

Seine Liebe erkaltet nicht. Mit offenen Armen wartet er auf die Verirrten, die Aufbegehrenden — sogar auf die, die sich von ihm abgewandt haben — und nimmt sie wieder bei sich auf. Es berührt ihn zutiefst, wenn er sieht, dass ein hilfloses Kind schroff und lieblos behandelt wird. Kein Notschrei verhallt bei ihm ungehört. Christus liebt alle Menschen, aber den unfertigen, ungestümen, halsstarrigen und verlorenen ist er besonders zugetan, weil er die Ursachen für ihr Verhalten kennt. Um sie sorgt er sich am meisten. Ez.294.3 Teilen

295

Und wenn Jesus die Sache der Traurigen, Leidenden und Angefochtenen zu seiner eigenen macht, dann gibt es keinen Grund dafür, dass wir das nicht auch tun sollten. Wir sollten ebenso wie er „mit den unwissenden und irrenden Menschen fühlen und sie verstehen“. 1 Wie steht es denn mit uns? Behandelt uns Jesus nicht weitaus besser als wir es verdienen? Deshalb sollten wir mit anderen so umgehen, wie er es mit uns tut. Jede erzieherische Maßnahme, die nicht dem entspricht, was Christus unter den gleichen Umständen getan hätte, ist fragwürdig. Ez.295.1 Teilen

Wenn der Mensch den Kinderschuhen entwachsen und dem Einfluß der Eltern und Lehrer entzogen ist, hört die Erziehung ja nicht auf. Nun erzieht ihn das Leben — und dessen Erziehungsmethoden sind nicht selten hart und unbequem. Ziel der Erziehung in Elternhaus und Schule muss es deshalb sein, die jungen Leute auf die mitunter recht rauhe Wirklichkeit vorzubereiten. Es ist wahr, dass Gott uns liebt, und dass er uns glücklich sehen möchte. Wenn wir uns stets nach seinem Willen richten würden, bliebe uns viel Leid erspart. Aber das ist ja leider nicht der Fall. Deshalb müssen wir immer wieder am eigenen Leibe erfahren, wie viel Schmerz, Mühsal und Belastung durch die Sünde in die Welt und unser eigenes Leben eingedrungen sind. Wenn wir die Kinder lehren, das alles auf sich zu nehmen, geben wir ihnen etwas unschätzbar Wichtiges mit auf den Lebensweg. Ez.295.2 Teilen

Wenn Kinder in Schwierigkeiten geraten, sollten wir Mitgefühl zeigen. Allerdings darf das nicht in einer Art geschehen, die sie in der Neigung bestätigt, sich selbst zu bemitleiden. Selbstmitleid hilft nicht weiter. Wir dürfen sie nicht verhätscheln und jeden Windhauch von ihnen fernhalten, sondern müssen ihnen Mut und Kraft vermitteln, auch in unbequemen und schwierigen Lebenslagen durchzuhalten. Unser Leben ist nämlich kein Ort, an dem Paraden oder Scheingefechte abgehalten werden, sondern ein Kriegsschauplatz, auf dem es um Leben oder Tod geht. Jeder muss Härten ertragen und mit Ungerechtigkeiten leben. Da wird Stärke und Durchhaltevermögen verlangt. Junge Leute müssen lernen, dass wahre Charakterstärke in der Bereitschaft besteht, Belastungen auf sich zu nehmen, nicht den Weg des geringsten Widerstands zu gehen und die Arbeit zu tun, die gerade dran ist, auch wenn sie keinen weltlichen Lohn und keine Ehre einbringt. Ez.295.3 Teilen

296

Prüfungen darf man nicht aus dem Wege gehen — das gelingt ohnehin nicht auf die Dauer —, sondern man muss sich ihnen stellen und mit ihnen so umgehen, dass sie einem noch zum Segen werden können. Es ist gut, wenn junge Leute so früh wie möglich an diese Sicht der Dinge gewöhnt werden. Wer die Erziehung der Kleinen schleifen läßt, sorgt dafür, dass sich negative Neigungen vertiefen und falsche Verhaltensweisen festigen. Das macht notwendige Korrekturen in späterer Zeit nur um so schwieriger und qualvoller, zumal Erziehung an sich schon ein schmerzhafter Prozeß ist, weil er sich oft gegen unsere natürlichen Wünsche und Neigungen richtet. Ez.296.1 Teilen

Unsere Kinder müssen lernen, dass jeder Fehler, jedes Versagen und jede Schwierigkeit eine Sprosse auf der Leiter sein kann, die zu Höherem und Besserem führt. Diese Erfahrung mussten alle machen, deren Leben lebenswert und erfolgreich war. Ez.296.2 Teilen

„Zur Höhe, die die Großen einst erklommen,gelangten niemals sie in schnellem Flug.Bei Nacht, mit Mühe wurde sie genommen,als andre süß der Schlaf ins Traumland trug. Ez.296.3 Teilen

Wir wachsen nur an dem, was wir bezwingen;die Sucht, im Kampf gemeistert, schafft Gewinn.Indem wir Stolz und Lüste niederringenund jedes Übel, reift der Edelsinn. Ez.296.4 Teilen

Was heute und auch morgen mag geschehen,was mit dem Augenblick entsteht, verrinnt.Des Alltags Freuden und die Kummerwehennur Stufen auf dem Weg zur Höhe sind.“ Ez.296.5 Teilen

297

Wir sollten nicht auf das bauen, „was man sieht, sondern auf das, was jetzt noch keiner sehen kann. Denn was wir jetzt sehen, besteht nur eine gewisse Zeit. Das Unsichtbare aber besteht ewig.“ 1 Ez.297.1 Teilen

Die Veränderung, die in uns vorgeht, wenn wir selbstsüchtige Wünsche und Neigungen aufgeben, ist kein schlechter Tausch, denn, indem wir auf Unbeständiges und Vergängliches verzichten, wächst uns das Beständige und Unvergängliche zu. Das ist kein Verlust, sondern Gewinn. Ez.297.2 Teilen

Das „Zauberwort“ der Erziehung heißt: Besseres anbieten! Wenn Christus uns auffordert, etwas aufzugeben, bietet er uns dafür stets etwas Besseres an. Junge Leute beschäftigen sich häufig mit vordergründigen Dingen, schmieden unbedacht Pläne oder nehmen an Vergnügungen teil, die sie von ihrer eigentlichen Aufgabe abhalten und vom Ziel wegführen. Man mag das bedauern, aber das ist einfach so. Wir sollten uns auch nicht vormachen, man könne sie auf dem „Verordnungsweg“ durch Ermahnungen und Verbote von dem abbringen, was ihnen Spaß macht. Die einzige Chance, die wir haben, heißt: ihnen etwas Besseres anbieten als Äußerlichkeiten, die Erfüllung ihrer materiellen Wünsche, die Befriedigung ihres Ehrgeizes und die Pflege ihres Ichs. Ez.297.3 Teilen

Sie müssen wahre Schönheit, sinnvolle Grundsätze und eine bessere Lebensweise kennenlernen. Führt sie zu Christus, der uneingeschränkt liebenswert ist. Wenn sie ihn erkennen, finden sie den Mittelpunkt ihres Lebens. Die Begeisterungsfähigkeit, die kompromißlose Hingabe und die leidenschaftliche Einsatzbereitschaft der Jugend findet in ihm ein lohnendes Ziel. Wo Christus die Mitte des Lebens ist, wird Pflicht zur Freude und Opfer zum Bedürfnis. Ihn zu ehren, ihm ähnlicher zu werden und sich für ihn einzusetzen, wird ihr wichtigstes Bestreben und ihre größte Freude sein. Ez.297.4 Teilen

„Was wir auch tun, wir tun es aus der Liebe, die Christus uns geschenkt hat.“ 2.Korinther 5,14.2 Ez.297.5 Teilen

10432
44265
Weiter zu ""
Stichwörter