Portrait von Ellen White
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Mitarbeiter Gottes
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In einem Gesicht, das mir am 10. Dezember 1871 in Bordoville, Vermont, gegeben wurde, sah ich, dass mein Mann eine sehr schwierige Stellung bekleidet. Er wird von Sorgen und Arbeit niedergebeugt. Seine Brüder im Predigtamt hatten nicht diese Lasten zu tragen und haben seine Arbeiten nicht gewürdigt. Der ständige Druck hat ihn geistig und körperlich stark in Anspruch genommen. Es wurde mir gezeigt, dass sein Verhältnis zum Volke Gottes in gewisser Hinsicht dem von Mose zu Israel glich. Es gab solche, die gegen Mose murrten, wenn sich schwierige Umstände erhoben, und es gibt auch solche, die gegen meinen Mann murren. Z3.93.2 Teilen

Nicht einer in den Reihen der Sabbathalter würde so handeln, wie mein Mann es getan hat. Er hat sein Interesse fast völlig dem Aufbau des Werkes Gottes gewidmet, ohne Rücksicht auf persönliche Belange und unter Aufopferung aller geselligen Freuden mit seiner Familie. In seiner Hingabe an das Werk hat er oftmals seine Gesundheit und sein Leben gefährdet. Er war so mit den Bürden dieses Werkes belastet, dass er nicht genügend Zeit zum Studium, zum Nachdenken und zum Gebet hatte. Gott hat dies nicht von ihm gefordert, selbst nicht, wenn es um den Fortschritt des Verlagswerkes in Battle Creek ging. Es gibt andere Zweige des Werkes, andere Interessen, die durch seine Hingabe an diesen einen Zweig vernachlässigt wurden. Gott hat uns beiden ein Zeugnis gegeben, das Herzen erweichen wird. Er hat mir viele Kanäle des Lichtes eröffnet, nicht nur zu meinem eigenen Nutzen, sondern zum Nutzen seines Volkes im Allgemeinen. Er hat auch meinem Mann große Erkenntnis über biblische Themen gegeben, nicht für ihn allein, sondern für andere. Ich sah, dass diese Themen niedergeschrieben und darüber gesprochen werden sollte, und dass fortwährend neues Licht aus dem Wort hervorleuchten würde. Z3.93.3 Teilen

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Ich sah, dass wir das Zehnfache bewirken könnten, das Werk aufzubauen, wenn wir unter dem Volke Gottes wirkten, verschiedene Zeugnisse ablegten, um den Bedürfnissen des Werkes an verschiedenen Orten und unter unterschiedlichen Verhältnissen abzuhelfen, als wenn wir in Battle Creek bleiben würden. Unsere Gaben werden im weiten Arbeitsfeld benötigt, sowohl was Schreiben als auch Sprechen anbelangt. Während mein Mann derart mit Sorgen und finanziellen Angelegenheiten überlastet ist, kann er nicht so erfolgreich am Wort dienen, wie es sonst der Fall wäre. Außerdem ist er den Angriffen des Feindes ausgesetzt. Er befindet sich in ständigem Stress, und Männer und Frauen werden versucht, wie einst die Israeliten, denjenigen anzuklagen und gegen den zu murren, der die verantwortlichste Stellung im Werke Gottes einnimmt. Z3.94.1 Teilen

Während er unter diesen Lasten niedergebeugt war, die niemand anders auf sich nehmen würde, hat mein Mann manchmal gesprochen ohne gründliche Überlegung und mit scheinbarer Strenge. Er hat manchmal die Arbeiter im Verlag gerügt, weil sie keine Sorgfalt walten ließen. Wenn unnötige Fehler passierten, hat er empfunden, dass Entrüstung um des Werkes Gottes willen sein Verhalten vor Gott entschuldigten. Dieses Verhalten hat nicht immer die besten Resultate hervorgebracht. Manchmal haben die Getadelten dann gerade das vernachlässigt, was sie tun sollten, da sie fürchteten, falls sie etwas falsch machten, würden sie wieder zurechtgewiesen. Wo dies der Fall gewesen ist, fiel die Last umso schwerer auf meinen Mann. Z3.94.2 Teilen

Es wäre für ihn besser gewesen, nicht so viel im Verlag zu sein und die Arbeit andern zu überlassen. Wenn diese sich dann nach geduldiger und unparteiischer Prüfung als untreu oder nicht zu dieser Aufgabe befähigt erwiesen, sollten sie entlassen werden und eine Arbeit annehmen, wo ihre Fehler und ihre Nachlässigkeit die persönlichen Interessen betreffen, nicht aber das Werk Gottes. Z3.94.3 Teilen

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Es gab solche unter den Leitern der Verlagsanstalt, die, um es nur gelinde auszudrücken, untreu waren. Und wären besonders jene, die als Treuhänder eingesetzt waren, wachsam und ihre Augen nicht verblendet, ihr Empfinden nicht gelähmt gewesen, würden diese Männer schon längst vom Werk entfernt worden sein. Z3.95.1 Teilen

Als mein Mann sich von seiner langen und schweren Krankheit erholte, fand er das Werk in Verwirrung und verschuldet vor, so wie diese untreuen Männer es verlassen hatten. Er arbeitete mit aller Entschlusskraft und Einspannung von Geist und Körper, die ihm zur Verfügung stand, um das Werk wieder aufzurichten und es aus der schimpflichen Verworrenheit zu befreien, in welche es diejenigen gestürzt hatten, die eigenen Interessen den ersten Platz eingeräumt hatten und nicht empfanden, dass sie mit einem heiligen Werk betraut waren. Gottes Hand hat diese Ungetreuen mit Gerichten heimgesucht. Ihr Verhalten und die Folgen sollten eine Warnung für andere sein, nicht so zu handeln wie sie. Z3.95.2 Teilen

Die Erfahrung, durch die mein Mann während seiner Krankheit hindurch musste, war sehr unglücklich für ihn. Er hatte in diesem Werk mit Interesse und Hingabe gewirkt wie kein anderer. Er hatte Wagnisse unternommen und war vorangegangen, wie die Vorsehung leitete, ohne Rücksicht auf Tadel oder Lob. Er stand allein im Kampf wider körperliche und seelische Leiden, ohne an eigene Interessen zu denken, während andere, die ihm nach Gottes Willen zur Seite stehen sollten, ihn verließen, als er ihre Hilfe am meisten benötigte. Er wurde nicht nur allein gelassen, sich ohne Hilfe abzumühen und abzuquälen, oftmals musste er auch noch ihrem Widerstand und ihren Anklagen begegnen — Anklagen gegen den, der zehnmal mehr zum Aufbau des Werkes Gottes beigetragen hatte als einer von ihnen. All das hat einen Einfluss ausgeübt. Es hat das Gemüt, das einst frei von Argwohn und voller Vertrauen war, geprägt und hat ihn veranlasst, das Vertrauen in seine Brüder zu verlieren. Alle, die an diesem Werk beteiligt waren, werden in großem Maße verantwortlich für die Folgen sein. Gott würde sie geleitet haben, wenn sie ihm ernstlich und ergeben gedient hätten. Z3.95.3 Teilen

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Es wurde mir gezeigt, dass mein Mann seinen Brüdern unmissverständlichen Beweis von seinem Interesse am Werke Gottes und seiner Hingabe geliefert hatte. Nachdem er Jahre seines Lebens in Entbehrung und unermüdlicher Plackerei zugebracht hatte, um das Verlagswerk auf eine gesunde Grundlage zu stellen, übergab er dem Volk Gottes das, was ihm rechtmäßig gehörte. Er hätte es behalten und außerdem die Gewinne einstecken können, wenn er erwählt hätte, so zu handeln. Aber durch sein Verhalten zeigte er dem Volk, dass er keine eigenen Vorteile suchte, sondern das Werk Gottes fördern wollte. Z3.96.1 Teilen

Als Krankheit meinen Mann heimsuchte, behandelten ihn viele genauso gefühllos, wie die Pharisäer die Unglücklichen und Unterdrückten behandelten. Die Pharisäer erklärten den Leidenden, dass sie ihrer Sünden wegen angefochten seien und dass nun Gottes Gerichte über sie gekommen wären. Damit erschwerten sie noch das Gewicht ihrer Leiden. Als mein Mann unter seiner Sorgenlast zusammenbrach, waren sie es, die ihn unbarmherzig behandelten. Z3.96.2 Teilen

Als er anfing, sich etwas zu erholen und in Schwachheit und Armut mit der Arbeit begann, bat er die damaligen Leiter des Verlags um einen Preisnachlass von 40 % auf die Bücher. Er war bereit, sechzig Dollar für Bücher zu zahlen, die den Verlag fünfzig kosteten. Er bat um diesen besonderen Nachlass wegen seiner früheren Arbeit und den Opfern, die er zugunsten der Verlagsanstalt gebracht hatte, aber man verweigerte ihm diese kleine Gunst. Ihm wurde kühl erklärt, dass sie ihm nur 25 % Nachlass gewähren könnten. Mein Mann empfand dies als sehr hart, doch er versuchte es in christlicher Weise zu ertragen. Der Gott des Himmels merkte auf diesen ungerechten Beschluss und nahm von der Zeit an den Fall in seine Hände. Er hat die vorenthaltenen Segnungen zurückerstattet, wie im Falle des treuen Hiob. Von der Zeit jenes herzlosen Beschlusses an hat er für seinen Diener gewirkt und ihm bessere körperliche Gesundheit, Klarheit und Kraft des Verstandes und einen freieren Geist geschenkt wie je zuvor. Und seit jener Zeit hat mein Mann das Vergnügen gehabt, mit eigenen Händen Schriften im Werte von einigen Tausend Dollars umsonst zu verbreiten. Gott wird nicht gänzlich und für immer diejenigen verlassen, die treu gewesen sind, obgleich sie manchmal Fehler machen. Z3.96.3 Teilen

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Mein Mann war immer eifrig für Gott und für die Wahrheit, und manchmal verleitete ihn dieser Eifer dazu, sich zu überarbeiten, sehr zum Schaden für seine körperliche und geistige Kraft. Aber Gott hat dies nicht als eine so große Sünde betrachtet wie die Nachlässigkeit und Untreue seiner Diener im Tadeln von Verkehrtheiten. Diejenigen, die die Untreuen lobten und den Ungeheiligten schmeichelten, machten sich zu Teilhabern ihrer Vernachlässigung und Untreue. Z3.97.1 Teilen

Gott hat meinen Mann erwählt und ihm spezielle Gaben, natürliche Fähigkeiten und eine Erfahrung verliehen, sein Volk im Fortschritt des Werkes zu leiten. Doch unter den sabbathaltenden Adventisten hat es Murrende gegeben wie unter dem alten Israel. Diese Eifersüchtigen und Argwöhnischen haben den Feinden unseres Glaubens durch ihre Einflüsterungen und Andeutungen Anlass gegeben, der Ehrlichkeit meines Mannes zu misstrauen. Diese Eifersüchtigen gleichen Glaubens haben Tatsachen in einem falschen Licht vor Ungläubigen dargestellt und haben viele davon abgehalten, die Wahrheit anzunehmen. Sie betrachten meinen Mann als einen Intriganten, als einen selbstsüchtigen, habgierigen Mann, und sie fürchten sich vor ihm und der Wahrheit, die wir als Volk vertreten. Z3.97.2 Teilen

Wenn die Esslust des alten Volkes Israel eingeschränkt oder ihnen irgendeine strenge Anforderung auferlegt wurde, klagten sie Mose an, er sei despotisch, dass er sie beherrschen und ein Fürst über sie sein wolle, wobei er doch nur ein Werkzeug in Gottes Hand war, um sein Volk zur Unterwerfung und zum Gehorsam gegen Gottes Stimme zu veranlassen. Z3.97.3 Teilen

Das heutige Israel hat gegen meinen Mann gemurrt und ist eifersüchtig auf ihn, weil er Gottes Werk vertreten hat. Er hat Freigebigkeit ermutigt, er hat jene getadelt, die diese Welt lieben und Selbstsucht angeprangert. Er hat um Spenden für das Werk Gottes gebeten. Um Freigebigkeit in seinen Brüdern zu ermutigen, hat er selbst reichlich gegeben. Aber viele der Murrenden und Eifersüchtigen haben selbst dies so ausgelegt, dass er sich selbst durch das Geld seiner Brüder bereichern wolle und dass er dies auch auf Kosten des Werkes Gottes getan habe. In Wirklichkeit ist es so, dass Gott seinen Händen Mittel anvertraut hat, um ihn des Mangels zu entheben, so dass er nicht auf die Barmherzigkeit eines wechselhaften, murrenden und eifersüchtigen Volkes angewiesen ist. Weil wir nicht eigensüchtig auf unser eigenes Wohl bedacht waren, sondern für Witwen und Waisen gesorgt haben, hat Gott in seiner Vorsehung für uns gewirkt und uns mit Wohlergehen und Fülle gesegnet. Z3.97.4 Teilen

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Mose opferte ein angekündigtes Königreich, ein Leben weltlicher Ehre und den Luxus am Königshof und wollte lieber mit dem Volke Gottes Ungemach leiden, denn die zeitliche Ergötzung der Sünde zu haben, denn er achtete die Schmach Christi für größeren Reichtum als alle Schätze Ägyptens. Hebräer 11,25.26. Hätten wir ein Leben der Bequemlichkeit und der Freiheit von Arbeit und Sorge gewählt, wären wir frei gewesen, es zu tun. Aber das war nicht unsere Wahl. Wir haben Arbeit im Werke Gottes, ein Wanderleben mit all seinen Härten, Entbehrungen und Unbequemlichkeiten einem Leben in Trägheit vorgezogen. Wir haben nicht für uns selbst, uns zum Gefallen gelebt, sondern haben versucht, für Gott zu leben, ihm zu gefallen und ihn zu verherrlichen. Wir haben nicht nach Eigentum getrachtet; aber Gott hat seine Verheißung erfüllt und uns hundertfältig in diesem Leben gegeben. Er mag uns prüfen, indem er es wieder nimmt. Sollte das geschehen, dann bitten wir um Unterwerfung und dass wir die Prüfung geduldig ertragen möchten. Z3.98.1 Teilen

Weil er uns Geld und Einfluss anvertraut hat, wollen wir versuchen, sie in seinem Werk zu investieren, damit, falls sie durch Feuer oder Unglück vermindert würden, wir das Vergnügen der Gewissheit haben, dass einiges von unseren Schätzen dort angelegt ist, wo es weder durch Feuer noch durch Unglück hinweggerafft werden kann. Das Werk Gottes ist eine sichere Bank, die nie in Konkurs gerät, und die Anlage von unserer Zeit, unserem Interesse und unserem Geld ist ein Schatz im Himmel, der nie vergeht. Z3.98.2 Teilen

Es wurde mir vorgeführt, dass mein Mann die dreifache Sorgenlast trug von dem, was er tragen sollte. Er hat tief empfunden, dass die Brüder R. und S. ihm nicht halfen, die Verantwortung zu tragen. Es hat ihn gekränkt, dass sie nicht halfen, die geschäftlichen Angelegenheiten in Verbindung mit dem Gesundheitsinstitut und der Verlagsanstalt zu erledigen. Seit die untreuen Verwalter entfernt wurden, hat das Verlagswerk laufend Fortschritte erzielt. Und in dem Maße, wie das Werk zunahm, hätten Männer vorhanden sein sollen, die an der Verantwortung teilhatten. Einige, die es hätten tun können, hatten keine Lust dazu, weil diese Arbeit ihre Besitztümer nicht so vermehrt haben würde wie ein einträglicheres Geschäft. Z3.98.3 Teilen

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In unserem Verlag ist nicht das benötigte Talent vorhanden. Das Werk erfordert die besten und auserwähltesten Leute. Wie der Fall im Augenblick liegt, wird mein Mann weiterhin dem Druck im Verlag ausgesetzt sein, den er bisher fühlte, den er aber nicht länger ertragen sollte. Es ist nur einem göttlichen Wunder zuzuschreiben, dass er so lange die Last tragen konnte. Doch jetzt müssen viele Dinge in Betracht gezogen werden. Durch seine ausdauernde Fürsorge und seine Hingabe ans Werk hat er gezeigt, was in der Literaturabteilung getan werden kann. Männer mit selbstlosem Interesse und geheiligtem Urteilsvermögen können den Verlag erfolgreich voranbringen. Mein Mann hat die Last so lange allein getragen, dass seine Kraft sehr darunter gelitten hat, und es ist wirklich an der Zeit, eine Veränderung vorzunehmen. Ihm muss diese Sorge größtenteils abgenommen werden. Er kann dem Werke Gottes durch Sprechen und Schreiben dienen. Z3.99.1 Teilen

Als wir im Herbst 1870 von Kansas zurückkehrten, benötigten wir beide eine Ruhepause. Einige Wochen in Freiheit von Sorgen wären dringend nötig gewesen, um unsere erschöpften Kräfte zu erneuern. Aber als wir in Battle Creek eine Menge unerledigter wichtiger Post vorfanden, fühlten wir uns gezwungen, die Arbeit in Angriff zu nehmen mit doppelter Energie, und so arbeiteten wir über unsere Kräfte. Es wurde mir gezeigt, dass mein Mann dort nicht länger stehen sollte, bis sich Männer gefunden haben, die die Bedürfnisse des Werkes erkennen und die Last auf sich nehmen, während er nur als Ratgeber dient. Er muss die Bürde niederlegen, denn Gott hat eine wichtige Aufgabe für ihn im Schreiben und Verkündigen der Wahrheit. Der Einfluss unserer Arbeit im weiten Missionsfeld wird mehr zum Aufbau des Werkes Gottes beitragen. In vielen Gemütern besteht großes Vorurteil. Falsche Darlegungen haben uns vor dem Volk in ein schlechtes Licht gestellt. Dies hindert viele an der Annahme der Wahrheit. Wenn man sie glauben macht, dass die Männer, die in Battle Creek leitende Stellungen einnehmen, ränkevoll und fanatisch sind, schlussfolgern sie, dass das ganze Werk verkehrt ist und dass unsere Ansichten über die biblische Wahrheit unkorrekt sind, und sie fürchten sich davor, die Wahrheit zu prüfen und sie anzunehmen. Unsere Aufgabe ist es nicht, das Volk aufzufordern, auf uns zu schauen. Wir wollen nicht in der Hauptsache von uns sprechen und unseren Charakter verteidigen. Wir sollen von der Wahrheit sprechen, die Wahrheit erhöhen, von Jesus sprechen, ihn erhöhen, und dann wird dies, begleitet von der Macht Gottes, Vorurteile entfernen und Widerstand brechen. Z3.99.2 Teilen

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Die Brüder R. und S. schreiben gerne. Auch mein Mann. Gott hat sein Licht scheinen lassen und hat ihm große Erkenntnis geschenkt, die sich für Gottes Volk im Allgemeinen als Segen erweisen würde. Während er eine dreifache Last getragen hat, haben einige seiner Brüder im Predigtamt die Verantwortung schwer auf ihm ruhen lassen, sich mit dem Gedanken tröstend, dass Gott Bruder White als Leiter des Werkes eingesetzt und ihn dazu befähigt hat, während sie nicht dafür geeignet sind. Deshalb haben sie weder Verantwortung noch Bürden auf sich genommen, die sie gut hätten tragen können. Z3.100.1 Teilen

Es sollte Männer geben, die das gleiche Interesse fühlen wie mein Mann. Es gab nie eine wichtigere Periode in der Geschichte der Siebenten-Tags-Adventisten als die gegenwärtige. Die Arbeit an der Herausgabe von Literatur vermindert sich nicht, da das Verlangen nach unserem Schrifttum ständig zunimmt. Es gibt immer mehr anstatt weniger zu tun. Es wurde so viel gegen meinen Mann gemurrt. Er hat so lange gegen Eifersucht und Falschheit ankämpfen müssen und hat so wenig Gewissenhaftigkeit bei Männern gefunden, dass er beinahe gegen alle argwöhnisch geworden ist, selbst gegen seine Brüder im Predigtamt. Seine Brüder haben das gefühlt, und aus Furcht, etwas falsch zu machen, haben sie in einigen Fällen gar nichts mehr unternommen. Die Zeit ist gekommen, wo diese Männer gemeinsam die Lasten auf sich nehmen müssen. Die Brüder im Predigtamt ermangeln des Glaubens und des Vertrauens in Gott. Sie glauben an die Wahrheit, und in der Furcht Gottes sollten sie ihre Anstrengungen vereinen und die Lasten dieses Werkes tragen, die Gott ihnen auferlegt hat. Z3.100.2 Teilen

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Wenn jemand in einer Angelegenheit Verbesserungsmöglichkeiten zu erkennen glaubt, obwohl ein anderer diesbezüglich bereits alles in seinen Kräften Stehende getan hat, sollte er seinem Glaubensbruder den Vorteil seines Urteils freundlich und geduldig auseinandersetzen. Er sollte ihn weder kritisieren noch die Redlichkeit seiner Absichten in Frage stellen. Das umso weniger, da er selbst nicht wünscht, verdächtigt oder zu Unrecht getadelt zu werden. Der Bruder, dessen Herz für das Werk Gottes schlägt, wird zutiefst betrübt sein, wenn sein ernstes Bemühen um Gottes Werk gescheitert ist. Er wird deswegen dazu neigen, gegen sich selbst misstrauisch zu sein und das Vertrauen in seine Urteilskraft zu verlieren. Nichts entmutigt ihn mehr, als wenn er sich seine Fehler bei dem Werk vergegenwärtigt, das Gott ihm aufgetragen hat und das ihm mehr bedeutet als das Leben. Wie unrecht ist es dann von seinen Brüdern, die seine Fehler bemerken, den Stachel unausgesetzt immer tiefer in sein Herz zu treiben. Mit jedem Stich schwächen sie seinen Glauben und Mut sowie sein Selbstvertrauen zu einem erfolgreichen Wirken beim Aufbau des Werkes Gottes. Z3.101.1 Teilen

Oftmals müssen Wahrheit und Tatsachen den Irrenden deutlich gesagt werden, damit sie ihren Irrtum erkennen und bereuen und sich reformieren. Dies sollte aber nicht mit Strenge und Härte, sondern immer in mitfühlendem Zartgefühl geschehen, das die eigene Schwachheit berücksichtigt und sich selbst der Versuchung ausgesetzt sieht. Statt dem Betroffenen weh zu tun und ihn zu kränken, sollten wir ihm Trost geben, sobald er seine Fehler einsieht. Christus sprach in der Bergpredigt: „Richtet nicht, auf dass ihr nicht gerichtet werdet. Denn mit welcherlei Gericht ihr richtet, werdet ihr gerichtet werden; und mit welcherlei Maß ihr messet, wird euch gemessen werden.“ Matthäus 7,1.2. Unser Heiland tadelte vorschnelles Urteilen. „Was siehest du aber den Splitter in deines Bruders Auge, ... und siehe, ein Balken ist in deinem Auge?“ Matthäus 7,3.4. Es ist häufig der Fall, dass jemand die Fehler seiner Brüder sehr rasch entdeckt; dabei ist er selbst mit noch größeren Fehlern behaftet, denen gegenüber er aber blind ist. Z3.101.2 Teilen

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Oftmals ergibt sich die Notwendigkeit, Sünde und Unrecht offen zu rügen und zu tadeln. Doch Prediger, die für die Rettung ihrer Mitmenschen wirken, sollten weder den Fehlern der Menschen gegenüber mitleidlos sein noch die Schwächen ihres Wesens ans Licht zerren, bloßstellen oder schmähen. Sie brauchen nur zu überlegen, ob diese Handlungsweise, gegen sie angewandt, das gewünschte Resultat zeitigte. Würden Liebe und Vertrauen zu dem, der ihre Fehler auf diese Weise offenbarte, zunehmen können? Vor allem sollten die Fehler der Prediger, die im Werke Gottes beschäftigt sind, nur im engsten Kreise bekannt werden, denn es gibt viele schwache Menschen, die aus der Tatsache Nutzen ziehen, dass die Diener Gottes die gleichen Fehler und Schwächen haben wie andere Menschen auch. Es ist das Grausamste, wenn Ungläubigen die Fehler eines Predigers zugetragen werden, wenn derselbe Prediger für würdig erachtet wird, künftig für die Errettung von Menschen zu wirken. Aus dieser Bloßstellung kann nur Schaden erwachsen, aber nichts Gutes. Dem Herrn missfällt solche Handlungsweise, weil dadurch das Vertrauen des Volkes zu den Trägern des Werkes Gottes untergraben wird. Der Charakter jedes Mitarbeiters sollte von seinen Amtsbrüdern sorgsam in Schutz genommen werden. „Tastet meine Gesalbten nicht an und tut meinen Propheten kein Leid!“ 1.Chronik 16,22; Psalm 105,15. Fördert Liebe und Vertrauen! Fehlende Liebe und mangelndes Vertrauen unter den Predigern lassen den, der es daran fehlen lässt, ebenso wenig glücklich werden wie seinen Bruder, der unter der Lieblosigkeit zu leiden hat. Die Liebe ist mächtiger als der Tadel. Die Liebe bahnt sich ihren Weg auch über Hindernisse hinweg, während der Tadel jeden Weg zum Herzen verschließt. Z3.102.2 Teilen

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Mein Mann braucht Veränderung. In der Verlagsanstalt mögen aus Mangel an seiner langjährigen Erfahrung Verluste eintreten, aber der Verlust an Geld wiegt nicht so schwer wie die Gesundheit und das Leben von Gottes Diener. Das Einkommen von Geld mag nicht so hoch sein, weil es an sparsamen Leitern fehlt. Würde mein Mann jedoch wieder krank, wäre dies eine Entmutigung für seine Brüder und eine Schwächung ihrer Hände. Geld kann ihn nicht ersetzen. Z3.103.1 Teilen

Es gibt viel zu tun. Es sollte Missionare geben, die, wenn nötig, bereit wären, in ferne Länder zu gehen, um die Wahrheit denen zu verkündigen, die sich im Dunkeln befinden. Leider besteht unter jungen Männern wenig Neigung, sich Gott zu weihen und ihre Fähigkeiten in seinen Dienst zu stellen. Zu bereitwillig scheuen sie Verantwortung und Lasten. Sie erlangen nicht jene Erfahrung im Lastentragen oder in der Erkenntnis der Heiligen Schrift, die sie benötigen, damit Gott das Werk ihrer Hände akzeptieren kann. Es ist die Pflicht aller, darüber nachzudenken, wie viel sie für den Meister tun können, der für sie starb. Aber viele versuchen so wenig wie möglich zu tun und hegen die vage Hoffnung, zuletzt in den Himmel zu kommen. Es ist ihr Vorrecht, Sterne in ihren Kronen zu haben, weil Seelen durch ihre Arbeit gerettet wurden. Wie traurig! Untätigkeit und geistliche Trägheit herrschen überall. Egoismus und Stolz nehmen einen großen Platz in ihren Herzen ein, und es ist nur wenig Raum für himmlische Dinge. Z3.103.2 Teilen

Im Gebet, das Christus seine Jünger lehrte, heißt es: Vergib uns unsere Schuld, wie auch wir vergeben unsern Schuldigern. Wir können dieses Gebet nicht von Herzen wiederholen, wenn wir wagen, unversöhnlich zu sein, denn wir bitten den Herrn, unsere Übertretungen gegen ihn in der Weise zu vergeben, wie wir denjenigen vergeben, die sich an uns versündigt haben. Nur wenige erkennen die wahre Bedeutung dieses Gebets. Wenn diejenigen, die unversöhnlich sind, die tiefe Bedeutung erfassten, würden sie nicht wagen, das Gebet zu wiederholen und Gott zu bitten, so mit ihnen zu verfahren, wie sie mit ihren Mitmenschen umgehen. Und doch herrscht dieser Geist der Härte und Unversöhnlichkeit selbst unter Brüdern in traurigem Ausmaß. Ein Bruder begegnet dem andern mit Strenge. Z3.103.3 Teilen

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