Portrait von Ellen White
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Ungewöhnliche Prüfungen
Ungewöhnliche Prüfungen
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Die Stellung, die mein Mann so lange im Werke Gottes bekleidet hat, war mit ungewöhnlichen Prüfungen verbunden. Seine Geschäftstüchtigkeit und seine klare Voraussicht hat seine Brüder im Predigtamt veranlasst, alle Verantwortlichkeit, die sie selbst hätten tragen sollen, ihm aufzubürden. Dies hat ihn sehr belastet. Und während seine Brüder sich nicht am Tragen der Lasten beteiligten, haben sie eine wertvolle Erfahrung verloren, die sie hätten erlangen können, wenn sie sich angestrengt hätten, zu sehen und zu fühlen, was zum Aufbau des Werkes erforderlich war. Z3.104.1 Teilen

Die Brüder im Predigtamt haben große Prüfungen über meinen Mann gebracht, weil sie ihm nicht zur Seite standen, als er ihrer Hilfe am dringendsten bedurfte. Die Enttäuschung, die er wiederholt empfand, wenn jene, auf die er sich verließ, ihn in Zeiten der größten Not im Stich ließen, hat nahezu seine Kraft zerstört, an die Standhaftigkeit seiner Brüder zu glauben und Hoffnung darauf zu setzen. Seine Seele wurde so verwundet, dass er sich berechtigt fühlte, gekränkt zu sein und sich der Entmutigung hinzugeben. Gott möchte, dass er sich von dieser Finsternis abwendet, denn er ist in Gefahr, hier Schiffbruch zu erleiden. Wenn er niedergedrückt ist, ist es natürlich für ihn, an die Vergangenheit zu denken und bei seinen früheren Leiden zu verweilen. Dann hadert er mit Gott, dass er es zugelassen hat, dass er unter Prüfungen leiden musste, die ihm unnötigerweise auferlegt wurden. Z3.104.2 Teilen

Gottes Geist ist betrübt worden, weil er nicht alles völlig Gott überließ, es seinen Händen anvertraute, und stattdessen Zweifel und Unglauben an der Redlichkeit seiner Brüder hegte. Indem er Zweifel und Entmutigung Ausdruck gab, hat dies die Übel nicht beseitigt, sondern seine eigene Kraft geschwächt und Satan gestattet, ihn zu belästigen und zu quälen. Er hat darin gefehlt, über seine Entmutigung zu sprechen und bei den unangenehmen Dingen in seiner Erfahrung zu verweilen. Wenn er darüber redet, verbreitet er Finsternis anstatt Licht. Manchmal lud er seine Entmutigung bei seinen Brüdern ab, was ihm nicht im geringsten half, sondern nur ihre Hände schwächte. Er muss es sich zur Regel machen, nicht über Unglauben oder Entmutigung zu sprechen noch bei seinen Klagen zu verweilen. Im Allgemeinen haben seine Brüder ihn geliebt und bemitleidet und ihn darin entschuldigt, da sie doch seine Sorgen und seine Hingabe an Gottes Werk kannten. Z3.104.3 Teilen

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Mein Mann war unermüdlich tätig, um dem Verlagswerk zu seinem gegenwärtigen gedeihlichen Zustand zu verhelfen. Ich sah, dass seine Geschwister ihm mehr Liebe und Mitgefühl entgegenbrachten, als er zu empfinden schien. Eifrig durchblätterten sie die Zeitschrift, ob sie etwas aus seiner Feder finden konnten. Wenn sie etwas Freudiges, Ermutigendes in seinem Artikel entdeckten, wurden ihre Herzen froh bewegt, ja oft zu Tränen gerührt. Wenn aber Trübsinn und Traurigkeit zum Ausdruck kommen, macht sich Traurigkeit auf den Angesichtern seiner Brüder und Schwestern bemerkbar, und der Geist, der aus seinem Artikel spricht, wird von ihnen reflektiert. Z3.105.1 Teilen

Der Herr versucht meinen Mann zu lehren, dass er einen Geist des Vergebens hegen soll und die dunklen Erfahrungen vergessen möchte. Die Erinnerung an die unschöne Vergangenheit vergiftet nur die Gegenwart, und er durchlebt noch einmal den unglücklichen Teil seiner Lebensgeschichte. Wenn er es tut, klammert er sich an die Finsternis und treibt den Stachel nur tiefer in sein Gemüt. Darin besteht die Schwäche meines Mannes, und es missfällt Gott. Es bringt Finsternis und kein Licht. Es mag ihm scheinbar augenblickliche Entlastung bringen, wenn er seine Gefühle zum Ausdruck bringt. Aber dadurch wird das Gefühl, wie groß seine Leiden und Prüfungen gewesen sind, nur umso intensiver, alles wird in seiner Einbildung immer größer. Und die Irrtümer seiner Brüder, die ihn in diese Schwierigkeiten stürzten, sehen so schlimm aus, dass er ihre Verkehrtheiten kaum ertragen kann. Z3.105.2 Teilen

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Mein Mann hat diese Finsternis so lange gehegt, indem er über die unglückliche Vergangenheit nachgrübelte, dass er nur wenig Kraft besitzt, seine Sinne zu beherrschen. Umstände und Ereignisse, denen er früher nicht die geringste Bedeutung beigemessen hätte, stellen sich ihm jetzt als schlimme Vergehen vonseiten seiner Brüder dar. Unter dem ihm zugefügten Unrecht ist er so empfindlich geworden, dass er sich so wenig wie möglich in der Umgebung von Battle Creek aufhalten sollte, wo sich diese unschönen Dinge ereigneten. Gott wird seinen verwundeten Geist heilen, wenn er es geschehen lässt. Damit dies aber geschehen kann, muss er das Vergangene begraben. Er sollte darüber weder sprechen noch schreiben. Z3.106.1 Teilen

Es missfällt Gott, wenn mein Mann über seine Schwierigkeiten und die besonderen Kränkungen der Vergangenheit klagt. Hätte er es so betrachtet, dass diese Dinge nicht ihn betrafen, sondern den Herrn, dessen Werkzeug er ist, dann würde er großen Lohn empfangen haben. Doch er hat das Murren seiner Brüder betrachtet, als gelte es ihm, und sich berufen gefühlt, allen verständlich zu machen, wie verkehrt und böse es war, über ihn zu klagen, während er den Tadel und die Beschimpfung nicht verdiente. Z3.106.2 Teilen

Hätte mein Mann gefühlt, dass er die Sache dem Herrn überlassen sollte und dass ihre Anklagen und ihre Vernachlässigung sich gegen den Meister anstatt gegen den Diener des Meisters richteten, dann wäre er nicht so gekränkt gewesen und es hätte ihn nicht so verletzt. Er hätte es dem Herrn überlassen sollen, dessen Diener er ist, den Kampf für ihn auszufechten und seinen Fall zu verteidigen. Dann würde er schließlich einen köstlichen Lohn für all seine Leiden um Christi willen erlangt haben. Z3.106.3 Teilen

Ich sah, dass mein Mann nicht bei den traurigen Tatsachen in unserer Erfahrung verweilen sollte. Auch soll er seinen Kummer nicht niederschreiben, sondern ihn so weit wie möglich von sich fernhalten. Der Herr wird die Wunden der Vergangenheit heilen, wenn er seine Aufmerksamkeit von ihnen abwendet. „Denn unsre Trübsal, die zeitlich und leicht ist, schafft eine ewige und über alle Maßen wichtige Herrlichkeit uns, die wir nicht sehen auf das Sichtbare, sondern auf das Unsichtbare. Denn was sichtbar ist, das ist zeitlich; was aber unsichtbar ist, das ist ewig.“ 2.Korinther 4,17.18. Wenn von seinen Brüdern, die ihm Unrecht getan haben, Bekenntnisse abgelegt werden, sollte er diese annehmen und ihnen großzügig und edel vergeben. Er sollte diejenigen zu ermutigen trachten, die vom Feind betrogen worden sind. Er sollte einen Geist des Vergebens hegen und nicht über die Fehler und Irrtümer anderer sprechen, weil er damit nur seine eigene Seele schwächt und die Gemüter seiner irrenden Brüder foltert, wenn sie alles getan haben, was ihnen möglich war, um durch Bekenntnis ihre vergangenen Fehler gutzumachen. Wenn Gott es für notwendig erachtet, dass ihnen ein Teil ihres vergangenen Verhaltens vor Augen gestellt werden muss, damit sie erkennen, was sie in Zukunft vermeiden müssen, dann wird er das Werk tun. Mein Mann selbst sollte Abstand davon nehmen, da es nur die vergangenen Szenen des Leides in Erinnerung rufen würde, die er nach des Herrn Willen vergessen sollte. Z3.106.4 Teilen

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