Portrait von Ellen White
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Körperliche Arbeit für Studenten
Körperliche Arbeit für Studenten
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Der gegenwärtige Erziehungsplan setzt die Jugend manchen Versuchungen aus. Obgleich sie im Allgemeinen zuviele Unterrichtsstunden haben, bleiben ihnen doch noch viele Stunden zum Müßiggang. Diese Freistunden werden oft auf leichtsinnige Weise vertan. Die Kenntnis übler Gewohnheiten verbreitet sich von einem zum andern, und so nimmt das Laster zu. Sehr viele junge Männer, die daheim religiös erzogen wurden und die verhältnismäßig unschuldig und tugendhaft waren, als sie zur Schule kamen, werden durch den Umgang mit lasterhaften Gefährten verdorben. Sie verlieren ihre Selbstachtung und opfern edle Grundsätze. Dann sind sie bereit, den ins Verderben führenden Weg zu beschreiten. Sie haben ihr Gewissen verletzt, und die Sünde erscheint ihnen nicht mehr so verabscheuungswürdig. Diese Übelstände, die in den Schulen vorherrschen, die nach dem augenblicklichen System geführt werden, könnten größtenteils vermieden werden, wenn das Studium mit körperlicher Arbeit kombiniert würde. Die gleichen Übel bestehen in den höheren Schulen, nur in noch größerem Maße; denn viele der Jugendlichen sind dem Laster verfallen, und ihr Gewissen ist abgestumpft. Z3.159.1 Teilen

Viele Eltern überschätzen die Festigkeit und die guten Eigenschaften ihrer Kinder. Sie scheinen nicht zu bedenken, dass sie den trügerischen Einflüssen lasterhafter Jugendlicher ausgesetzt sein werden. Eltern haben einige Befürchtungen, wenn sie ihre Kinder in auswärtige Schulen schicken; aber sie schmeicheln sich, dass sie in ihrem Leben an der Hochschule schon grundsatztreu bleiben werden, da sie ja daheim gute Vorbilder hatten und religiös erzogen wurden. Viele Eltern haben nur eine schwache Vorstellung davon, welche sittliche Verdorbenheit an diesen Lehranstalten herrscht. In vielen Fällen haben die Eltern hart gearbeitet und große Entbehrungen gelitten, um ihren Kindern eine abgeschlossene Ausbildung zu verschaffen. Und nach all ihren Bemühungen müssen viele die bittere Erfahrung machen, dass ihre Kinder mit ausschweifenden Gewohnheiten und zerrütteter Konstitution aus der Schule zurückkehren. Oft sind sie respektlos ihren Eltern gegenüber und undankbar und verdorben. Diese missbrauchten Eltern, die auf diese Weise von ihren undankbaren Kindern belohnt werden, beklagen, dass sie ihre Kinder fortschickten, um Versuchungen ausgesetzt zu sein und sie als körperliche, geistige und moralische Wracks zurückzubekommen. Mit enttäuschten Hoffnungen und beinahe zerbrochenen Herzen müssen sie mit ansehen, wie ihre Kinder, auf die sie so hohe Hoffnungen setzten, den Weg des Verderbens beschreiten und ein elendes Leben führen. Z3.159.2 Teilen

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Zum Glück gibt es auch andere Kinder mit festen Grundsätzen, welche die Erwartungen von Eltern und Lehrern erfüllen. Sie durchlaufen den Lehrgang mit reinem Gewissen, in guter Verfassung und unverdorbener Moral. Leider ist diese Zahl gering. Z3.160.1 Teilen

Einige Studenten setzen sich voll ein und konzentrieren ihre ganze Aufmerksamkeit auf ihr Studium und das Ziel, eine gute Erziehung zu erlangen. Sie strengen ihren Kopf an, beanspruchen aber nicht ihre körperlichen Kräfte. Das Gehirn ist überanstrengt, und die Muskeln erschlaffen, weil sie nicht betätigt werden. Wenn diese Studenten ihren Abschluss haben, zeigt es sich, dass sie ihre Erziehung auf Kosten ihres Lebens erlangten. Sie haben Jahr um Jahr Tag und Nacht studiert, ihr Gehirn fortwährend strapaziert, während sie versäumten, ihren Muskeln genügend Bewegung zu verschaffen. Sie haben alles für eine Erkenntnis der Wissenschaften aufgeopfert und sinken dann ins Grab. Z3.160.2 Teilen

Junge Mädchen geben sich oft einem Studium hin, versäumen aber, andere Dinge zu erlernen, die fürs praktische Leben sehr viel wichtiger sind als alles Buchwissen. Nachdem sie dann ihre Ausbildung erlangt haben, sind sie oft lebenslange Invaliden. Sie achteten nicht auf ihre Gesundheit, weil sie zu viel Zeit innerhalb des Hauses verbrachten und sich der reinen Himmelsluft und des von Gott geschenkten Sonnenlichts beraubten. Diese jungen Mädchen hätten in ihrer Schulzeit gesund bleiben können, wenn sie Hausarbeit und Bewegung an der frischen Luft mit ihren Studien verbunden hätten. Z3.160.3 Teilen

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Gesundheit ist ein kostbares Gut. Es ist der größte Reichtum, den Menschen besitzen können. Wohlstand, Ehre oder Wissen ist teuer erkauft, wenn sie durch Verlust der Gesundheit erlangt werden. Keine von diesen Errungenschaften kann Glück gewährleisten, wenn es an Gesundheit fehlt. Es ist eine schreckliche Sünde, die Gesundheit zu missbrauchen, die Gott uns verliehen hat; denn jeder Missbrauch der Gesundheit schwächt uns fürs Leben und macht uns zu Verlierern, selbst wenn wir uns viel Wissen angeeignet haben. Z3.161.1 Teilen

In vielen Fällen sehen reiche Eltern es nicht für wesentlich an, ihren Kindern eine Ausbildung in den praktischen Pflichten des Lebens ebenso wie in den Wissenschaften zu geben. Sie erkennen nicht die Notwendigkeit, ihren Kindern ein gründliches Wissen über nützliche Arbeit zu vermitteln, um einen gesunden Geist und sittliches Empfinden und zukünftige Brauchbarkeit zu gewährleisten. Sie schulden es ihren Kindern, ihnen beizubringen, wie sie ihre Hände gebrauchen und in edler Unabhängigkeit dastehen können, falls sie von irgendeinem Unglück oder Missgeschick betroffen werden. Wenn sie ein Kapital an Kraft besitzen, können sie niemals arm sein, selbst wenn sie keinen Dollar besitzen. Viele, die in der Jugend im Überfluss lebten, mögen all ihres Reichtums beraubt werden und mit Eltern und Geschwistern zurückbleiben, die für ihren Unterhalt von ihnen abhängig sind. Wie wichtig ist es deshalb für alle Jugendlichen, zur Arbeit erzogen zu werden, damit sie jeder Notlage begegnen können! Reichtum ist in der Tat ein Fluch, wenn sein Besitzer ihn verleitet, seinen Söhnen und Töchtern im Wege zu stehen, eine Kenntnis in nützlicher Arbeit zu erlangen und fürs praktische Leben geschickt zu sein. Z3.161.2 Teilen

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Diejenigen, die nicht zur Arbeit gezwungen sind, haben oftmals nicht genügend aktive Bewegung, um ihre körperliche Gesundheit zu erhalten. Junge Männer, deren Gedanken und Hände nicht mit aktiver Arbeit beschäftigt sind, entwickeln Gewohnheiten der Trägheit und erlangen oft, was am meisten zu befürchten ist, eine Straßenerziehung — sie lungern herum, rauchen, trinken und spielen Karten. Z3.162.1 Teilen

Junge Mädchen lesen Romane und entschuldigen sich von körperlicher Arbeit, weil sie von schwächlicher Gesundheit sind. Ihre Schwäche ist die Folge davon, dass sie die Muskeln, die Gott ihnen gegeben hat, nicht beanspruchen. Sie mögen denken, sie seien zu schwach, um häusliche Arbeit zu verrichten. Sie wollen sich nur mit Häkeln oder sonstigen nichtigen Dingen beschäftigen, um die modische Blässe ihrer Hände und ihres Gesichts zu bewahren, während ihre mit Arbeit überlasteten Mütter ihre Kleider waschen und bügeln. Diese jungen Mädchen sind keine Christen, denn sie übertreten das fünfte Gebot. Sie ehren ihre Eltern nicht. Die Schuld liegt jedoch bei der Mutter. Sie hat ihre Töchter verwöhnt und sie von Haushaltspflichten befreit, bis ihnen die Arbeit zuwider ist und sie sich am eitlen Nichtstun ergötzen. Sie essen, schlafen, lesen Romane, reden über die Mode und führen ein völlig unnützes Leben. Z3.162.2 Teilen

In vielen Fällen ist Armut ein Segen, denn sie bewahrt Jugendliche und Kinder davor, durch Untätigkeit ruiniert zu werden. Die körperlichen sowie die geistigen Kräfte müssen herangebildet und richtig entwickelt werden. Die erste und fortwährende Sorge der Eltern sollte sein, darauf zu achten, dass ihre Kinder eine gesunde Konstitution haben, damit sie zu vernünftigen Männern und Frauen heranwachsen. Es ist unmöglich, dieses Ziel ohne körperliche Übung zu erreichen. Zu ihrer eigenen körperlichen Gesundheit und ihrem sittlichen Wohl sollten Kinder zur Arbeit angehalten werden, selbst wenn es, was Mangel anbetrifft, nicht notwendig wäre. Wenn sie einen reinen und tugendhaften Charakter entwickeln sollen, brauchen sie die Disziplin geregelter Arbeit, die alle Muskeln in Tätigkeit versetzt. Die Zufriedenheit, die Kinder durch Nützlichkeit und Selbstverleugnung um anderer willen erlangen können, wird das gesündeste Vergnügen sein, dessen sie sich erfreuen können. Warum sollen die Begüterten sich selbst und ihre lieben Kinder dieser großen Segnung berauben? Z3.162.3 Teilen

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Eltern, Untätigkeit ist der größte Fluch, der je über die Jugend kommen kann. Gestattet euren Töchtern nicht, morgens lange im Bett zu liegen und die kostbaren Stunden, die Gott ihnen zu guten Zwecken gab und für die sie von ihm zur Verantwortung gezogen werden, schlafend zu verbringen. Die Mutter tut ihren Töchtern großes Unrecht, wenn sie die Lasten trägt, die sie mit ihnen zu ihrem gegenwärtigen und zukünftigen Wohl teilen sollte. Der Kurs, den viele Eltern einschlagen, indem sie ihren Kindern erlauben, untätig zu sein und ihren Wunsch nach Romanen zu befriedigen, macht sie unfähig für das praktische Leben. Das Lesen von Romanen und Liebesgeschichten ist das größte Übel, dem Jugendliche huldigen können. Die sich damit beschäftigt haben, werden keine guten, praktisch veranlagten Mütter. Sie bauen Kartenhäuser und leben in einer unwirklichen, eingebildeten Welt. Sie werden sentimental und leiden an krankhafter Einbildung. Ihre künstliche Lebensführung verdirbt sie für alles, was nützlich ist. Ihr Verstand ist verkümmert, obwohl sie sich einbilden mögen, einen hervorragenden Geist und beste Manieren zu haben. Übung in häuslichen Pflichten ist für junge Mädchen nur von Vorteil. Z3.163.1 Teilen

Körperliche Arbeit wird die Bildung des Geistes nicht verhindern. Die Vorteile, die durch körperliche Arbeit erlangt werden, führen zu gleichmäßiger Entwicklung und verhindern Überbeanspruchung des Gehirns. Durch Anstrengung der Muskeln wird das übermüdete Gehirn entlastet. Es gibt viele lustlose, unnütze Mädchen, die es undamenhaft finden, körperliche Arbeit zu verrichten. Aber sie können vernünftige Personen betreffs ihrer Wertlosigkeit nicht hinters Licht führen. Sie lachen und kichern und betragen sich affektiert. Sie scheinen nicht richtig sprechen zu können, sie lispeln und lächeln recht einfältig bei jedem Wort, das sie äußern. Sind das „Damen?“ Sie wurden nicht als Toren geboren, sondern als solche erzogen. Ist Zerbrechlichkeit, Hilflosigkeit, übertriebene Putzsucht und Kichern erforderlich, um jemand als „Dame“ auszuweisen? Um einen gesunden, normalen Geist zu erlangen, ist ein gesunder Körper erforderlich. Körperliche Gesundheit und eine praktische Kenntnis aller notwendigen häuslichen Pflichten wird einem wohl entwickelten Geist nie im Wege stehen. Beides ist sehr wichtig für eine richtige „Dame“. Z3.163.2 Teilen

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Alle Verstandeskräfte sollten eingesetzt und entwickelt werden, damit Männer und Frauen ein ausgeglichenes Wesen erlangen. Die Welt ist angefüllt mit einseitigen Männern und Frauen, weil einige ihrer Fähigkeiten entwickelt wurden, während andere durch Nichtinanspruchnahme brach lagen. Die Erziehung der meisten jungen Leute ist ein Fehlschlag. Sie sind überstudiert, haben aber keine Ahnung vom praktischen Geschäftsleben. Männer und Frauen werden Eltern, ohne sich ihrer Verantwortung bewusst zu sein, und ihre Nachkommen sind in jeder Hinsicht unzulänglicher als sie selbst. Auf diese Weise geht die Entartung der menschlichen Rasse immer schneller vor sich. Das fortwährende Studium, wie es in den heutigen Schulen üblich ist, macht die Jugend unfähig fürs praktische Leben. Der menschliche Geist braucht Beschäftigung. Ist er nicht aktiv in der rechten Richtung, dann ist er es in der verkehrten. Um einen ausgeglichenen Geist zu bewahren, müssen in den Schulen körperliche Arbeit mit dem Studium verbunden werden. Z3.164.1 Teilen

Bereits während der vergangenen Generationen hätte die Erziehung auf eine breitere Grundlage gestellt werden müssen. In Verbindung mit den Schulen hätte Bodenbewirtschaftung und Handwerk betrieben werden müssen. Auch hätten Lehrer in Hauswirtschaft unterrichten sollen. Ein Teil der Tageszeit hätte täglich körperlicher Arbeit gewidmet sein sollen, damit die körperlichen und die geistigen Kräfte gleichermaßen in Anspruch genommen werden. Wären die Schulen nach dem eben erwähnten Plan gegründet worden, gäbe es heute nicht so viele unausgeglichene Charaktere. Z3.164.2 Teilen

Gott bereitete für Adam und Eva einen schönen Garten. Er gab ihnen alles, was ihre Bedürfnisse erforderten. Er pflanzte für sie fruchtbringende Bäume jeder Art. Mit freigebiger Hand umgab er sie mit seinen reichen Wohltaten. Die nützlichen und schönen Bäume und die lieblichen Blumen in ihrer Pracht und ihrem Duft wussten nichts von Fäulnis und Verfall. Adam und Eva waren in der Tat reich. Sie besaßen Eden. Adam war Herr über ein herrliches Reich. Niemand kann daran zweifeln, dass er reich war. Aber Gott wusste, dass Adam ohne Beschäftigung nicht glücklich sein konnte. Deshalb gab er ihm etwas zu tun, die Bearbeitung des Gartens. Z3.164.3 Teilen

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Wenn Männer und Frauen dieses entarteten Zeitalters viel von irdischen Schätzen haben, die im Vergleich zum wunderschönen Paradies und dem Reichtum des herrschaftlichen Adams nichts sind, dann fühlen sie sich über körperliche Arbeit erhaben und erziehen ihre Kinder, diese als entwürdigend zu betrachten. Solch reiche Eltern unterweisen ihre Kinder durch Wort und Beispiel, dass Geld sie zu „Herren“ und „Damen“ macht. Aber unserer Ansicht nach geschieht dies durch Verstand und sittlichen Wert. Gott schätzt einen Menschen nicht wegen seiner Kleider. Die Ermahnung des inspirierten Apostels Petrus lautet: „Ihr Schmuck soll nicht auswendig sein mit Haarflechten und Goldumhängen oder Kleideranlegen, sondern der verborgene Mensch des Herzens unverrückt mit sanftem und stillem Geiste; das ist köstlich vor Gott.“ 1.Petrus 3,3.4. Ein sanfter und stiller Geist ist über weltliche Ehre und Reichtum erhaben. Z3.165.1 Teilen

Durch den reichen Mann, der seine Scheunen niederriss und größere baute, um seine Güter unterzubringen, illustriert der Herr, wie er die weltlich Reichen einschätzt, die stolz auf ihren Besitz sind. Er dachte nicht an Gott und versäumte anzuerkennen, woher all seine Güter kamen. Er sandte keinen herzlichen Dank zu seinem gnadenvollen Wohltäter empor. Er gratulierte sich selbst mit folgenden Worten: „Liebe Seele, du hast einen großen Vorrat auf viele Jahre; habe nun Ruhe, iss, trink und habe guten Mut!“ Lukas 12,19. Der Meister, der ihm die irdischen Güter anvertraut hatte, um seinen Mitmenschen zu helfen und seinen Schöpfer zu verherrlichen, war zu Recht zornig wegen seiner Undankbarkeit und sprach: „Du Narr! diese Nacht wird man deine Seele von dir fordern; und wes wird‘s sein, das du bereitet hast? Also geht es, wer sich Schätze sammelt und ist nicht reich in Gott.“ Lukas 12,20.21. Hieraus sehen wir, wie der ewige Gott den Menschen einschätzt. Ein großes Vermögen oder Wohlstand, wie ansehnlich er sein mag, kann Gottes Gunst nicht erkaufen. All diese Gaben und Segnungen kommen von ihm, um den Charakter des Menschen zu prüfen, zu erproben und zu entwickeln. Z3.165.2 Teilen

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Menschen mögen unermesslich reich sein, wenn sie aber nicht reich in Gott sind, wenn sie nicht daran interessiert sind, sich den himmlischen Schatz und göttliche Weisheit zu sichern, dann bezeichnet ihr Schöpfer sie als Narren, und wir können sie ebenfalls als solche betrachten. Arbeit ist ein Segen. Es ist für uns unmöglich, ohne Arbeit gesund zu sein. Alle Fähigkeiten müssen in Tätigkeit versetzt werden, damit sie sich richtig entwickeln und dass Männer und Frauen sich eines ausgeglichenen Gemütszustandes erfreuen können. Wenn den jungen Leuten eine gründlichere Ausbildung in den verschiedenen Zweigen des Handwerks neben der Aneignung von theoretischem Wissen zuteil geworden wäre, würde die Erziehung für sie von weit größerem Nutzen sein. Z3.166.1 Teilen

Eine fortwährende Anspannung des Gehirns, während die Muskeln untätig bleiben, schwächt die Nerven, und die Studenten haben ein nahezu unstillbares Verlangen nach Veränderung und erregenden Vergnügungen. Wenn sie dann nach Stunden des täglichen Studiums freigelassen werden, sind sie nahezu toll. Viele wurden daheim nie unter Kontrolle gehalten. Man ließ sie ihren Neigungen folgen, und sie denken, dass die Einschränkung während der Schulstunden eine unerträgliche Belastung für sie ist, und weil sie nach ihrem Studium absolut nichts zu tun haben, verleitet Satan sie zu Sport und allerlei Unfug. Ihr Einfluss auf andere Studenten wirkt demoralisierend. Jene Studenten, die den Nutzen einer religiösen Belehrung daheim hatten und die betreffs der Sittenverderbnis der Gesellschaft unwissend sind, werden oft die besten Freunde derjenigen, die verdorbener Moral sind und die nur sehr wenig Kultur des Geistes und religiöse Erziehung genossen haben. Sie sind in Gefahr, auf den gleichen niedrigen moralischen Stand ihrer Gefährten herabzusinken, indem sie sich in Gesellschaft dieser Klasse begeben und die Atmosphäre einatmen, die nicht veredelnd, sondern erniedrigend und sittenverderblich wirkt. Sehr viele Studenten neigen dazu, sich in ihrer Freizeit ausgelassenem Vergnügen hinzugeben. Und sehr viele derer, die ihr Heim unschuldig und rein verlassen haben, werden durch ihre Schulkameraden verdorben. Z3.166.2 Teilen

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Ich habe mir die Frage gestellt: Muss alles Wertvolle in unserer Jugend geopfert werden, damit sie eine Schulbildung erhält? Wären Bodenbearbeitung und andere Berufszweige mit unseren Schulen verbunden gewesen, und hätte man erfahrene Lehrer eingestellt, die Jugendlichen in den verschiedenen Zweigen des Studiums und der Arbeit zu unterrichten, so dass täglich ein Teil der Zeit der Schulung des Geistes und ein Teil körperlicher Arbeit gewidmet wäre, dann könnte man erwarten, dass eine Klasse von Jugendlichen den Schauplatz der Tätigkeit betritt, die einen umgestaltenden Einfluss auf die Gesellschaft ausüben könnte. Viele der Jugendlichen, die eine solche Lehranstalt besuchten, würden mit einem gefestigten Charakter daraus hervorgehen. Sie besäßen Ausdauer, Seelenstärke und Mut, Widerständen zu begegnen und solche Grundsätze, die durch verkehrte Einflüsse, und seien sie noch so allgemein, nicht bewegt werden könnten. Man hätte erfahrene Lehrerinnen einsetzen sollen, die jungen Mädchen das Kochen beibringen. Die jungen Mädchen hätten unterrichtet werden müssen, wie man Stoffe zuschneidet, Kleidung näht und ausbessert, um so auf die praktischen Pflichten des Lebens vorbereitet zu werden. Z3.167.1 Teilen

Für junge Männer sollte es Einrichtungen geben, wo sie in verschiedenen Handwerken unterwiesen werden, die sowohl ihre Muskeln als auch ihre Geisteskräfte beanspruchen. Wenn es Jugendlichen ermöglicht ist, nur eine einseitige Ausbildung zu erhalten — was ist dann wohl wichtiger, eine Kenntnis der Wissenschaften, mit all ihren Nachteilen für Gesundheit und Leben, oder eine Kenntnis der Arbeit fürs praktische Leben? Wir antworten ohne zu zögern: die letztere. Wenn etwas vernachlässigt werden muss, dann lasst es das Studium von Büchern sein. Z3.167.2 Teilen

Es gibt sehr viele Mädchen, die geheiratet und Familien haben, aber nur wenig praktische Kenntnis von den Pflichten einer Hausfrau und Mutter besitzen. Sie können lesen, ein Musikinstrument spielen, aber nicht kochen. Sie verstehen nicht gutes Brot zu backen, was sehr wichtig für die Gesundheit der Familie ist. Sie können keine Kleidung herstellen, weil sie es niemals lernten. Sie haben diese Dinge als unnötig erachtet, und in ihrem Eheleben sind sie genau so abhängig von andern, diese Arbeiten für sie zu verrichten, wie ihre kleinen Kinder. Dies ist unentschuldbare Unwissenheit betreffs der notwendigsten Pflichten des Lebens, woraus viele unglückliche Familien entstehen. Z3.167.3 Teilen

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Die Ansicht, dass Arbeit nicht dem modernen Leben entspricht und erniedrigt, hat Tausende ins Grab gebracht, die leben könnten. Diejenigen, die nur mit den Händen arbeiten, übertreiben es und gönnen sich oft keine Ruhepause; während die Geistesarbeiter ihr Gehirn überbeanspruchen und unter Mangel an gesunder Lebensenergie leiden, die körperliche Betätigung vermittelt. Wenn die geistig Tätigen in bestimmtem Maße sich an den Lasten der arbeitenden Klasse beteiligten und dadurch ihre Muskeln stärkten, könnten die Arbeiter einen Teil ihrer Zeit darauf verwenden, ihren Geist und ihre sittlichen Kräfte zu schulen. Die Geistesarbeiter mit sitzender Lebensweise sollen sich unbedingt körperliche Bewegung verschaffen, selbst wenn sie es, finanziell betrachtet, nicht nötig haben, körperlich zu arbeiten. Die Gesundheit sollte einen genügenden Anreiz darstellen, körperliche Arbeit mit der geistigen zu verbinden. Z3.168.1 Teilen

Sittliche, geistige und körperliche Kultur müssen miteinander verbunden werden, wenn wir gesund entwickelte und ausgeglichene Männer und Frauen haben wollen. Einige sind befähigt zu größerer geistigen Entwicklung, während andere körperliche Arbeit vorziehen. Beide Klassen sollten versuchen, sich darin weiter zu entwickeln, wo sie schwach sind, damit sie Gott ihr ganzes Wesen als ein lebendiges Opfer darbringen können, „das da lebendig, heilig und Gott wohlgefällig sei, welches sei euer vernünftiger Gottesdienst.“ Römer 12,1. Die Gewohnheiten und Sitten der modernen Gesellschaft sollten kein Maßstab für ihr Verhalten sein. Paulus fügt hinzu: „Und stellet euch nicht dieser Welt gleich, sondern verändert euch durch Erneuerung eures Sinnes, auf dass ihr prüfen möget, welches da sei der gute, wohlgefällige und vollkommene Gotteswille.“ Römer 12,2. Z3.168.2 Teilen

Das Gehirn der Geistesarbeiter wird zu sehr angestrengt. Sie gehen oft mit ihren Geisteskräften verschwenderisch um. Bei andern ist körperliche Arbeit das höchste Lebensziel. Die letztere Klasse ist nicht geübt im Denken. Ihre Muskeln sind eingespannt, während ihr Gehirn seiner geistigen Kraft beraubt wird. Jene, die damit zufrieden sind, ihr Leben mit körperlicher Arbeit zu verbringen und andern das Denken zu überlassen, während sie nur das ausführen, was andere geplant haben, werden Muskelkraft entwickeln, aber einen schwachen Verstand. Ihr Einfluss zum Guten ist nur gering im Vergleich zu dem, was er sein könnte, wenn sie ihr Gehirn ebenso einsetzen würden. Diese Menschen neigen eher dazu, krank zu werden. Der Organismus wird durch die elektrischen Kräfte des Gehirns belebt, Krankheiten zu widerstehen. Z3.168.3 Teilen

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Menschen, die mit guter Körperkraft ausgerüstet sind, sollten sich zum Denken erziehen, und nicht erwarten, dass andere es für sie tun. Viele Menschen hängen dem volkstümlichen Irrtum an, dass körperliche Arbeit erniedrige. Deshalb sind junge Männer bestrebt, Lehrer, Sekretäre, Kaufleute, Rechtsgelehrte zu werden und beinah jede andere Stellung einzunehmen, die keine körperliche Arbeit erfordert. Junge Frauen betrachten Arbeit im Haushalt als entwürdigend. Und obgleich die körperliche Arbeit im Haushalt, wenn sie nicht zu schwer ist, die Gesundheit fördert, ziehen sie es vor, sich als Lehrerin oder Büroangestellte ausbilden zu lassen oder einen anderen Beruf zu ergreifen, der sie ans Haus fesselt. Die blühende Gesundheit erblasst auf ihren Wangen, und Krankheit bemächtigt sich ihrer, weil sie körperlicher Bewegung ermangeln und ihre Gewohnheiten im Allgemeinen verkehrt sind. All das, weil es einem modernen Leben entspricht! Sie erfreuen sich eines verzärtelten Lebens, das Schwäche und Verfall bedeutet. Z3.169.1 Teilen

Es ist wahr, man kann junge Frauen entschuldigen, wenn sie den Haushalt nicht als berufliche Beschäftigung erwählen, weil Arbeitgeber, die Küchenpersonal beschäftigen, sie als Mägde behandeln. Sie werden oft nicht respektiert und so behandelt, als wären sie unwürdig, sie als Familienglieder zu betrachten. Sie räumen ihnen nicht die Vorrechte ein, die sie der Schneiderin, der Büroangestellten und der Musiklehrerin gewähren. Es gibt aber keine wichtigere Beschäftigung als die Hausarbeit. Gut zu kochen und gesunde Kost in einladender Qualität auf den Tisch zu bringen, erfordert Weisheit und Erfahrung. Die Köchin, die Nahrung zubereitet, die in unseren Magen gelangt, die in Blut umgewandelt wird und den Körper ernährt, nimmt eine sehr bedeutende und hohe Stellung ein. Die Stellung einer Büroangestellten, einer Schneiderin oder einer Musiklehrerin ist bei weitem nicht so wichtig wie die der Köchin. Z3.169.2 Teilen

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Dieser Artikel ist eine Darlegung davon, was durch ein richtiges Erziehungsprogramm hätte erreicht werden können. Die Zeit ist jetzt zu weit fortgeschritten, nur nachzuholen, was in früheren Generationen versäumt wurde. Aber wir können selbst in diesen letzten Tagen noch viel tun, um die bestehenden Übel in der Erziehung der Jugend zu korrigieren. Weil die Zeit kurz ist, müssen wir uns ernsthaft an die Arbeit machen, um den jungen Leuten eine Erziehung zu ermöglichen, die mit unserem Glauben übereinstimmt. Wir sind Reformer. Wir wünschen, dass unsere Kinder eine erfolgreiche Ausbildung erhalten. Deshalb sollten wir für sie eine Beschäftigung anstreben, die ihre Muskeln in Bewegung bringt. Tägliche, systematische körperliche Arbeit soll einen Teil der Erziehung der Jugend bilden, selbst noch in dieser späten Zeitperiode. Viel kann gewonnen werden, wenn körperliche Arbeit mit den Schulen verbunden wird. Wenn dieser Plan befolgt wird, werden die Studenten eine Belebung des Geistes und eine Gedankenschärfe erfahren, die sie befähigt, in einer vorgegebenen Zeit mehr Geistesarbeit zu leisten, als wenn sie sich nur dem Studium widmeten. Sie können dann die Schule mit gesundem Körper und ausgestattet mit Kraft und Mut verlassen, um irgendeine Stellung einzunehmen, zu der Gottes Vorsehung sie berufen mag. Z3.170.1 Teilen

Weil die Zeit kurz ist, müssen wir mit Fleiß und doppelter Energie ans Werk gehen. Unsere Kinder mögen nie eine Hochschule besuchen, aber sie können eine Ausbildung in notwendigen Berufszweigen erlangen, die sie praktisch anwenden können und die zur Erziehung des Geistes beitragen und seine Kräfte zur Anwendung bringen. Sehr viele junge Menschen, die eine Hochschule besuchten, haben nicht jene wahre Erziehung genossen, die sie im praktischen Leben brauchen. Sie mögen dem Namen nach eine höhere Bildung besitzen, aber in Wirklichkeit sind sie nur eingebildete Schwachköpfe. Z3.170.2 Teilen

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Es gibt viele junge Männer, deren Dienst Gott annehmen würde, wenn sie sich ihm rückhaltlos weihten. Wenn sie ihre Geisteskräfte im Dienste Gottes einsetzen würden, die sie jetzt verwenden, um sich selbst zu dienen und Vermögen zu erwerben, könnten sie ernste, ausdauernde, erfolgreiche Arbeiter im Weinberg des Herren werden. Viele unserer jungen Männer sollten die Schrift studieren, damit Gott sie in seinem Werk gebrauchen kann. Doch sie eignen sich weniger Erkenntnisse in geistlichen Dingen an als in alltäglichen. Deshalb versäumen sie, das Werk zu tun, was sie annehmbar verrichten könnten. Es gibt nur wenige, die Sünder warnen und Seelen für Christum gewinnen, wo viele an der Arbeit sein sollten. Unsere jungen Männer im Allgemeinen sind gut geschult in weltlichen Angelegenheiten, aber nicht in Dingen, die das Reich Gottes betreffen. Sie könnten sich mit himmlischen, göttlichen Dingen beschäftigen, im Lichte wandeln und von Erkenntnis zu Erkenntnis voranschreiten, bis sie Sünder zu Christo führen und den Ungläubigen und Verzweifelten den Weg zum Himmel weisen können. Und wenn der Kampf vollendet ist, könnten sie zur Freude im Herrn eingehen. Z3.171.1 Teilen

Junge Männer sollten nicht andern die Schrift zu erklären suchen und Prophezeiungen auslegen, ohne sich zuvor selbst eine genaue Kenntnis der wichtigen Bibelwahrheiten angeeignet zu haben, die sie andern vorführen. Sie mögen unzulänglich geschult sein in den allgemeinen Zweigen des Wissens und können deshalb keinen so guten Dienst verrichten, als wenn sie die Möglichkeit gehabt hätten, eine gute Schule zu besuchen. Unwissenheit wird weder die Demut noch die geistliche Gesinnung bei irgendeinem der bekenntlichen Nachfolger Christi fördern. Die Wahrheiten des göttlichen Wortes können besser von einem geistig gebildeten Christen gewürdigt werden. Christus wird am besten durch diejenigen verherrlicht, die ihm verständig dienen. Das große Ziel der Erziehung besteht darin, uns zu befähigen, die uns von Gott verliehenen Kräfte so zu benutzen, dass wir die Religion der Bibel im klarsten Licht darstellen und Gottes Ehre fördern können. Z3.171.2 Teilen

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Wir sind demjenigen für alle verliehenen Gaben verpflichtet, der uns das Dasein schenkte. Wir schulden unserm Schöpfer die Pflicht, die Talente, die er uns anvertraut hat, zu pflegen und zu benutzen. Erziehung wird den Geist heranbilden, seine Kräfte entwickeln und sie mit Verstand einsetzen, so dass wir sie zur Verherrlichung Gottes benutzen können. Wir brauchen eine Schule, wo diejenigen, die ins Predigtamt eintreten wollen, zumindest in den gewöhnlichen Lehrfächern unterwiesen werden und wo sie auch die göttlichen Wahrheiten für diese Zeit völliger lernen können. In Verbindung mit diesen Schulen sollten Seminare über die Prophezeiungen abgehalten werden. Die wirklich gute Fähigkeiten besitzen, die Gott als Arbeiter in seinem Weinberg annehmen möchte, würden großen Nutzen davon haben, wenigstens einige Monate Unterricht an einer solchen Schule zu erhalten. Z3.172.1 Teilen

Am 10. Dezember 1871 wurde mir erneut gezeigt, dass die Gesundheitsreform ein Zweig des Gesamtwerkes ist, der ein Volk auf das Kommen des Herrn vorbereiten soll. Dieser Zweig ist mit der dritten Engelsbotschaft so eng verbunden wie die Hand mit dem Körper. Das Gesetz der Zehn Gebote wurde von den Menschen kaum geachtet, doch der Herr würde nicht kommen, um die Übertreter dieses Gesetzes zu strafen, ohne ihnen eine Warnungsbotschaft gesandt zu haben. Der dritte Engel verkündet diese Botschaft. Hätten die Menschen immer den Zehn Geboten gehorcht und sie in ihrem Leben befolgt, wäre die Welt jetzt nicht mit dem Fluch schrecklicher Krankheiten belastet. Z3.172.2 Teilen

Indem die Menschen ihrer verderblichen Esslust frönen und sich ihren Leidenschaften hingeben, übertreten sie nicht nur die Naturgesetze, sondern verletzen auch das Gesetz Gottes. Gott schenkte uns das Licht der Gesundheitsreform, damit wir die Übertretung der Gesetze, denen unser Körper untersteht, als Sünde erkennen. All unsere Freuden oder Leiden können auf die Befolgung oder auch Übertretung der Naturgesetze zurückgeführt werden. Unser barmherziger himmlischer Vater sieht die hoffnungslose Lage der Menschen, die teils wissentlich, teils unwissentlich die Gesetze übertreten, die er verordnet hat. In Liebe und Erbarmen zur Menschheit lässt er durch sein Licht die Gesundheitsreform erhellen, ja, er lässt nicht nur sein Gesetz bekannt werden, sondern auch die Strafe, die der Übertretung seines Gesetzes folgt, damit alle Menschen Lehre annehmen und Sorgfalt üben können, um in Übereinstimmung mit den Naturgesetzen zu leben. Er verkündigt sein Gesetz so klar, geradezu in die Augen fallend, dass es einer auf einem Hügel erbauten Stadt gleicht. Alle mit Vernunft begabten Wesen können es verstehen, wenn sie nur wollen, und die Unzurechnungsfähigen werden nicht zur Verantwortung gezogen. Es ist mit das Anliegen der dritten Engelsbotschaft, die Naturgesetze eindeutig herauszustellen und auf ihre Beachtung zu drängen, um Gottes Volk auf die Wiederkunft des Herrn vorzubereiten. Z3.172.3 Teilen

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Adam und Eva fielen durch die Esslust. Christus kam und widerstand den feurigsten Versuchungen Satans. Er überwand die Esslust um des Menschengeschlechts willen und zeigte, dass der Mensch überwinden kann. So wie Adam durch die Esslust fiel und das gesegnete Heim in Eden verlor, so können die Nachkommen Adams durch Christum den Appetit besiegen und durch Mäßigkeit in allen Dingen Eden zurückgewinnen. Z3.173.1 Teilen

Heute ist Unwissenheit keine Entschuldigung mehr für die Übertretung des Gesetzes. Das Licht scheint hell. Niemand braucht unwissend zu sein, denn der große Gott selbst ist der Lehrer des Menschen. Alle sind Gott heiligst verpflichtet, die vernünftige Philosophie und echte Erfahrung zu beachten, die er ihnen jetzt durch den wichtigen Gegenstand der Gesundheitsreform kundgetan hat. Es ist seine Absicht, dass die Gesundheitsreform erörtert, und dass der Öffentlichkeit ernstlich nahe gelegt wird, diese Frage zu studieren; denn es ist Männern und Frauen mit all ihren sündigen, gesundheitszerstörenden und das Gehirn schwächenden Gewohnheiten unmöglich, die heiligende Wahrheit zu erfassen. Durch diese sollen sie geheiligt, geläutert, veredelt und für die Gesellschaft heiliger Engel im Reich der Herrlichkeit zubereitet werden. Z3.173.2 Teilen

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Die Bewohner der Welt zurzeit Noahs wurden vernichtet, weil sie durchs Frönen der Esslust verdorben waren. Sodom und Gomorra fielen dem Feuer zum Opfer, weil sie ihren unnatürlichen Appetit befriedigten, der ihren Verstand so umnebelte, dass sie den Unterschied zwischen den heiligen Ansprüchen Gottes und dem ungestümen Verlangen des Appetits nicht mehr erkennen konnten. Diese ungezügelte Genusssucht versklavte sie. Sie wurden so wild und kühn in ihren verabscheuungswürdigen Gräueln, dass Gott sie nicht mehr auf Erden dulden konnte. Gott schreibt auch die Bosheit Babylons ihrer Schlemmerei und Trunkenheit zu. Z3.174.1 Teilen

Der Apostel Paulus ermahnt die Gemeinde: „Ich ermahne euch nun, liebe Brüder, durch die Barmherzigkeit Gottes, dass ihr eure Leiber begebet zum Opfer, das da lebendig, heilig und Gott wohlgefällig sei, welches sei euer vernünftiger Gottesdienst.“ Römer 12,1. Menschen können ihren Leib also entheiligen durch sündige Befriedigung. Sind sie unheilig, können sie keine geistlichen Anbeter sein und sind des Himmels unwürdig. Wenn der Mensch das Licht annimmt, das Gott ihm in Gnaden durch die Gesundheitsreform scheinen lässt, kann er durch die Wahrheit geheiligt und für die Unsterblichkeit geschickt gemacht werden. Missachtet er aber dieses Licht und übertritt das Naturgesetz, dann muss er die Strafe erdulden. Z3.174.2 Teilen

Gott schuf den Menschen vollkommen und heilig. Aber er fiel von seiner erhabenen Stellung, weil er Gottes Gesetz übertrat. Seit dem Sündenfall haben Krankheit, Leiden und Tod rapide zugenommen. Obgleich der Mensch seinen Schöpfer beleidigt hat, wendet Gott ihm noch immer seine Liebe zu. Er lässt sein Licht scheinen, damit der Mensch erkennen kann, dass er in Übereinstimmung mit jenen Naturgesetzen leben muss, die sein Dasein beherrschen, wenn sein Leben vollkommen sein soll. Darum ist es für ihn von größter Wichtigkeit zu wissen, wie er leben muss, damit er die Kräfte des Körpers und des Geistes so einsetzt, dass es zur Verherrlichung Gottes gereicht. Z3.174.3 Teilen

Es ist dem Menschen unmöglich, seinen Leib als Opfer darzubringen, das lebendig, heilig und Gott wohlgefällig ist, während er Gewohnheiten huldigt, die seine körperliche, geistige und sittliche Kraft schwächen. Der Apostel fügt hinzu: „Und stellet euch nicht dieser Welt gleich, sondern verändert euch durch Erneuerung eures Sinnes, auf dass ihr prüfen möget, welches da sei der gute, wohlgefällige und vollkommene Gotteswille.“ Römer 12,2. Als Jesus auf dem Ölberg saß, unterwies er seine Jünger betreffs der Zeichen, die seiner Wiederkunft vorausgehen sollten. Er sagte: „Aber gleichwie es zu der Zeit Noahs war, also wird auch sein die Zukunft des Menschensohnes. Denn gleichwie sie waren in den Tagen vor der Sintflut — sie aßen, sie tranken, sie freiten und ließen sich freien, bis an den Tag, da Noah zu der Arche einging; und sie achteten‘s nicht, bis die Sintflut kam und nahm sie alle dahin, also wird auch sein die Zukunft des Menschensohnes.“ Matthäus 24,37-39. Z3.174.4 Teilen

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Die gleichen Sünden, die Gottes Zorn über die Welt in Noahs Tagen brachten, bestehen auch heute. Männer und Frauen lassen ihr Essen und Trinken zu Schwelgerei und Trunkenheit ausarten. Diese vorherrschende Sünde, das Frönen verdorbener Esslust, entflammte die Leidenschaften der Menschen in den Tagen Noahs und führte zu allgemeiner Verdorbenheit, bis ihre Gewalttaten und Verbrechen bis an den Himmel reichten und Gott die Erde durch eine Flut von ihrer moralischen Befleckung rein wusch. Z3.175.1 Teilen

Die gleichen Sünden der Völlerei und Trunksucht benebelten die sittlichen Empfindungen der Bewohner Sodoms, so dass Männer und Frauen jener gottlosen Stadt sich an Verbrechen ergötzten. Christus warnt die Welt: „Desgleichen wie es geschah zu den Zeiten Lots: sie aßen, sie tranken, sie kauften, sie verkauften, sie pflanzten, sie bauten; an dem Tage aber, da Lot aus Sodom ging, da regnete es Feuer und Schwefel von Himmel und brachte sie alle um. Auf diese Weise wird‘s auch gehen an dem Tage, wenn des Menschen Sohn soll offenbart werden.“ Lukas 17,28-30. Z3.175.2 Teilen

Christus hat uns hier eine äußerst wichtige Lektion hinterlassen. In seinen Lehren ermutigt er nicht die Trägheit. Sein Beispiel zeigt das Gegenteil. Christus war ein fleißiger Arbeiter. Er führte ein Leben der Selbstverleugnung, des Fleißes, der Ausdauer, der Betriebsamkeit und Sparsamkeit. Er zeigte, wie gefährlich es ist, Essen und Trinken zum Lebenszweck zu machen. Er offenbarte die Folgen der Befriedigung der Esslust. Die sittlichen Kräfte werden dadurch geschwächt, so dass die Sünde nicht mehr verabscheuungswürdig erscheint. Verbrechen werden auf die leichte Schulter genommen, niedrige Leidenschaften beherrschen das Gemüt, bis allgemeine Verdorbenheit jeden guten Grundsatz und Impuls entwurzelt, und Gott gelästert wird. All dies sind die Folgen ungezügelten Essens und Trinkens. Christus erklärt, dass genau dieser Zustand zurzeit seines zweiten Kommens herrschen wird. Z3.175.3 Teilen

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Werden Männer und Frauen sich warnen lassen? Werden sie das Licht annehmen, oder werden sie zu Sklaven der Esslust und niedriger Leidenschaften werden? Christus stellt uns ein höheres Ziel vor Augen, als nur danach zu trachten, was wir essen und trinken und womit wir uns kleiden werden. Essen, Trinken und Kleiden werden so übertrieben, dass sie zum Verbrechen werden, zu einer bezeichnenden Sünde der letzten Tage und eines der Zeichen von Christi baldigem Kommen. Zeit, Geld und Kraft, die dem Herrn gehören und die er uns anvertraut hat, werden vergeudet für nutzlosen überflüssigen Kleideraufwand und Leckerbissen, um der Genusssucht zu dienen, die nur die Lebenskraft vermindern und zu Leiden und Verfall führen. Es ist unmöglich, Gott unsern Leib als ein lebendiges Opfer darzubringen, wenn er durch sündige Befriedigung mit Verdorbenheit und Krankheit erfüllt ist. Z3.176.1 Teilen

Man muss sich Kenntnisse darüber aneignen, was man essen und trinken und wie man sich kleiden muss, um gesund zu bleiben. Krankheit wird durch Übertretung der Naturgesetze verursacht und ist eine unausbleibliche Folge davon. Unsere erste Pflicht, die wir Gott, uns selbst und unsern Mitmenschen schulden, besteht darin, Gottes Gesetzen zu gehorchen, die auch das Naturgesetz einschließen. Wenn wir krank sind, legen wir unsern Freunden eine schwere Bürde auf und es ist unmöglich, unsern Pflichten gegenüber unserer Familie und unsern Nachbarn nachzukommen. Und wenn vorzeitiger Tod die Folge unserer Übertretung der Naturgesetze ist, bringen wir andern Sorge und Leid. Wir berauben unsere Nächsten der Hilfe, die wir ihnen geben könnten, wenn wir am Leben wären. Wir berauben unsere Familie des Trostes und Beistandes, und berauben Gott des Dienstes, den er zur Verherrlichung seines Namens von uns fordert. Sind wir dann nicht im schlimmsten Sinne Übertreter des göttlichen Gesetzes? Z3.176.2 Teilen

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Aber Gott ist überaus mitleidig, gnädig und zärtlich, und wenn Erkenntnis kommt, um zu zeigen, wer seine Gesundheit durch sündhafte Befriedigung geschädigt hat, und er ist von der Sünde überzeugt und bereut und bittet um Vergebung, dann nimmt er das ärmliche Opfer, das ihm dargebracht wird, an und vergibt. Wie groß ist doch seine Gnade und Barmherzigkeit, dass er den kläglichen Überrest des misshandelten Körpers des leidenden, bußfertigen Sünders nicht verschmäht! In seiner gnadenvollen Barmherzigkeit rettet er diese Seelen wie durchs Feuer. Doch welch ein unzulängliches Opfer, das da einem reinen und heiligen Gott dargebracht wird! Edle Fähigkeiten sind durch verkehrte Gewohnheiten und sündige Befriedigung gelähmt. Das Sinnen und Trachten ist verdorben, und Seele und Leib sind entstellt. Z3.177.1 Teilen

Das große Werk der Reform muss vorangehen. Das Gesundheitsinstitut in Battle Creek ist errichtet worden, um den Kranken zu helfen, Licht zu verbreiten, Nachfrage zu wecken und die Reform zu fördern. Dieses Institut wird von Grundsätzen geleitet, die sich von allen andern ähnlichen Einrichtungen im Land unterscheiden. Geld spielt bei seinen Gönnern und Leitern nicht die Hauptrolle. Sie führen diese Einrichtung aus gewissenhaften, religiösen Gründen und richten sich nach den Prinzipien biblischer Gesundheitslehre. Die meisten Anstalten dieser Art handeln nach andern Grundsätzen, bleiben bei dem Althergebrachten und haben zum Ziel, der volkstümlichen Gesellschaftsklasse halbwegs entgegen zu kommen, um sich auf diese Weise die größte Gönnerschaft und hohe Einnahmen zu sichern. Z3.177.2 Teilen

Das Gesundheitsinstitut in Battle Creek ist auf fester religiöser Grundlage errichtet. Seine Leiter anerkennen, dass Gott der rechtmäßige Eigentümer ist. Ärzte und Helfer schauen auf zu ihm um Hilfe und haben die Absicht, gewissenhaft in der Furcht Gottes zu wandeln. Aus diesem Grund steht die Einrichtung auf sicherem Fundament. Wenn schwache, leidende Kranke von den Prinzipien der Leiter, Verwalter, Ärzte und des Pflegepersonals hören und bemerken, dass sie Gott fürchten, werden sie sich sicherer als in andern Einrichtungen fühlen. Z3.177.3 Teilen

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Wenn diejenigen, die mit dem Gesundheitsinstitut in Battle Creek verbunden sind, von den reinen, erhabenen Grundsätzen der biblischen Wahrheit herabsteigen würden, um die Theorien und Handlungsweise der Leiter anderer Institutionen nachzuahmen, die nur die Krankheiten der Patienten behandeln, und das aus finanziellen Gründen, dann könnte Gottes besonderer Segen nicht auf dieser Einrichtung ruhen. Gottes Absicht ist es, sie zur größten Hilfe zu machen, ein Volk vorzubereiten, damit es vollkommen vor Gott bestehen kann. Um zu dieser Vollkommenheit zu gelangen, müssen Männer und Frauen körperliche und geistige Kraft besitzen, die erhabenen Wahrheiten des Wortes Gottes zu würdigen und die Unvollkommenheit ihres moralischen Charakters zu erkennen. Sie sollten sich mit allem Ernst reformieren, damit sie Freundschaft mit Gott haben können. Die Religion Christi darf nicht in den Hintergrund gedrängt und ihre heiligen Grundsätze dürfen nicht beiseite gesetzt werden, um den Beifall irgendeiner Gesellschaftsklasse zu erlangen, wie volkstümlich diese auch sein mag. Wenn der Maßstab von Wahrheit und Heiligkeit herabgesetzt wird, dann bleibt Gottes Absicht mit diesem Institut unerfüllt. Z3.178.1 Teilen

Aber unsere speziellen Glaubenslehren sollten nicht mit Patienten diskutiert werden. Ihre Gemüter sollten nicht unnötig über Themen erregt werden, worin wir unterschiedlicher Ansicht sind, es sei denn, sie selbst wünschen es. Auch dann sollte man große Vorsicht walten lassen, um ihre Gemüter nicht durch Aufdrängen unserer für sie fremdartigen Glaubenspunkte zu erregen. Das Gesundheitsinstitut ist nicht der Ort, um vorwitzig über Punkte unseres Glaubens zu diskutieren, worin wir uns von der allgemeinen religiösen Welt unterscheiden. Im Institut können Gebetsversammlungen anberaumt werden, an denen jeder freiwillig teilnehmen kann; aber es gibt eine Menge Themen über Bibelreligion, die behandelt werden können, ohne strittige Punkte zu berühren. Stiller Einfluss wird weit mehr ausrichten als offener Wortstreit. Z3.178.2 Teilen

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Einige Sabbathalter haben empfunden, dass sie bei jeder Ansprache in Gebetsversammlungen den Sabbat und die dreifache Engelsbotschaft erörtern müssen, oder sie hätten nicht ihre Pflicht erfüllt. Das zeugt von engstirniger Gesinnung. Patienten, die mit unserm Glauben nicht bekannt sind, wissen nicht, was mit der dreifachen Engelsbotschaft gemeint ist. Die Verwendung dieses Ausdrucks ohne deutliche Erklärung kann nur Schaden anrichten. Wir müssen den Leuten da begegnen, wo sie sich befinden, und doch brauchen wir nicht einen Grundsatz der Wahrheit aufzugeben. Die Gebetsversammlung wird sich für Patienten, Personal und Ärzte zum Segen erweisen. Kurze und interessante Zeiten des Gebets und gemeinsamer Anbetung wird das Vertrauen der Patienten in ihre Ärzte und Helfer stärken. Das Pflegepersonal sollte durch Arbeit nicht von diesen Versammlungen abgehalten werden, wenn es nicht unbedingt notwendig ist. Sie brauchen diese Zusammenkünfte und sollten sich daran erfreuen. Z3.179.1 Teilen

Wenn reguläre Versammlungen anberaumt werden, fassen die Patienten Vertrauen zum Institut und fühlen sich heimischer. Auf diese Weise wird der Weg für den Samen der Wahrheit vorbereitet, um in einigen Herzen Wurzel zu fassen. Diese Versammlungen finden besonderes Interesse bei einigen, die sich als Christen bekennen, und hinterlassen einen günstigen Eindruck bei solchen, die es nicht sind. Gegenseitiges Vertrauen wird geweckt und Vorurteil wird abgebaut und in vielen Fällen ganz entfernt. Dann macht sich das Verlangen bemerkbar, an den Sabbatgottesdiensten teilzunehmen. Und im Hause Gottes ist dann der Platz, wo man über die Glaubenspunkte unserer Gemeinschaft sprechen kann. Dort kann der Prediger deutlich über die wesentlichen Themen der gegenwärtigen Wahrheit sprechen und im Geiste Christi, in Liebe und Zartgefühl Nachdruck darauf legen, wie notwendig es ist, allen Forderungen Gottes zu gehorchen. Die Wahrheit wird die Herzen überzeugen. Z3.179.2 Teilen

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Es wurde mir gezeigt, dass ein größeres Werk verrichtet werden könnte, wenn wir Ärzte mit wahrer Herzensbildung und einem gründlichen Verständnis einer jeden Aufgabe, die der Arztberuf in sich schließt, hätten. Die Ärzte sollten viel Geduld, Nachsicht, Freundlichkeit und Mitgefühl aufbringen. Diese Wesenszüge benötigen sie im Umgang mit Kranken, die körperlich leiden und von denen viele körperlich als auch seelisch krank sind. Es ist keine leichte Aufgabe, die richtigen Männer und Frauen zu finden, die für diesen Beruf geeignet sind und die einträchtig, eifrig und selbstlos zum Nutzen der leidenden Invaliden wirken. Es werden Menschen im Institut benötigt, die in Gottesfurcht wandeln, kranken Seelen dienen und die Gesundheitsreform vom religiösen Standpunkt aus hochhalten können. Z3.180.1 Teilen

Diejenigen, die sich mit diesem Werk befassen, sollten sich Gott weihen und es sich zum Ziel setzen, nicht nur den Körper zu behandeln, um die Krankheit zu heilen. So arbeiten die Ärzte im Allgemeinen. Unsere Ärzte sollten geistliche Väter sein, die sich auch mit dem kranken Gemüt befassen und die leidende Seele auf das nie versagende Heilmittel — den Heiland, der für sie starb — hinweisen. Wer von Krankheit ergriffen ist, leidet nicht nur in einer Hinsicht. Er kann viel besser körperliche Schmerzen ertragen als die Seelenpein. Viele leiden unter einem verletzten Gewissen. Sie können nur unter Berücksichtigung der Prinzipien der Religion der Bibel erreicht werden. Z3.180.2 Teilen

Als der arme, leidende Gichtbrüchige zum Heiland gebracht wurde, schien die Dringlichkeit des Falles keine Verzögerung zu dulden, denn der Körper war bereits dem Tode verfallen. Als die Träger sahen, dass sie nicht sofort in Christi Gegenwart gelangen konnten, stiegen sie sofort aufs Dach und entfernten es soweit, dass sie das Bett mit dem Gelähmten direkt vor Jesu Füßen niederlassen konnten. Unser Heiland sah und erkannte seinen Zustand vollkommen. Er wusste, dass dieser arme Mann viel mehr unter einer seelischen als unter seiner körperlichen Krankheit litt. Er sah, dass er seit Monaten eine Last mit sich herumschleppte, die durch seine Sünden verursacht war. Die vielen Leute ringsum warteten beinahe atemlos still, was Christus in diesem offensichtlich hoffnungslosen Fall unternehmen würde. Wie erstaunt waren sie über seine Worte: „Sei getrost, mein Sohn; deine Sünden sind dir vergeben.“ Matthäus 9,2. Z3.180.3 Teilen

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Dies waren die köstlichsten Worte, die das Ohr des armen Leidenden vernehmen konnte, denn die Sündenlast hatte ihn so furchtbar niedergedrückt, dass er nicht die geringste Erleichterung finden konnte. Christus nimmt die Bürde von ihm, die ihn so belastet hat: „Sei getrost, mein Sohn“, ich, dein Heiland, bin gekommen, um Sünden zu vergeben! Wie rasch verändert sich das bleiche Angesicht des Dulders! Hoffnung nimmt den Platz dunkler Verzweiflung ein; Frieden und Freude den Platz von qualvollem Zweifel und anhaltender Schwermut. Nachdem die Seele zu Frieden und Glückseligkeit zurückgefunden hat, kann der kranke Körper erreicht werden. Als nächstes kommen die Worte von göttlichem Lippen: „Deine Sünden sind dir vergeben“; „Stehe auf und wandle.“ Im Bemühen, dem Willen zu gehorchen, beleben sich die erlahmten, blutleeren Arme. Ein gesunder Lebensstrom durchflutet die Adern. Die fahle Farbe seiner Haut weicht einer lebendigen, gesunden Röte. Die Gliedmaßen, die sich seit vielen Jahren geweigert haben, dem Willen zu gehorchen, sind nun zu neuem Leben erwacht. Der geheilte Gelähmte ergreift sein Bett und begibt sich durch die Menschenmenge nach Hause, während er Gott verherrlicht. Z3.181.1 Teilen

Dieser Fall wurde uns zur Lehre niedergeschrieben. Ärzte, die in der Behandlung von Krankheiten erfolgreich sein wollen, müssen wissen, wie man einer kranken Seele dient. Sie können einen machtvollen Einfluss zum Guten ausüben, wenn sie Gott zu ihrem Vertrauten machen. Einige Kranke müssen zuerst von Schmerzen befreit werden, ehe ihr Gemüt erreicht werden kann. Nachdem der Körper entlastet ist, kann der Arzt oftmals umso erfolgreicher an das Gewissen appellieren, und das Herz wird für den Einfluss der Wahrheit zugänglicher sein. Für alle, die mit dem Gesundheitsinstitut verbunden sind, besteht die Gefahr, dass sie den Zweck, warum eine solche Einrichtung von Siebenten-Tags-Adventisten gegründet wurde, aus den Augen verlieren und die Sache vom Standpunkt der Weltmenschen betrachten und andere Anstalten nachahmen. Z3.181.2 Teilen

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Das Gesundheitsinstitut wurde nicht zu dem Zweck unter uns aufgerichtet, um Geld zu erlangen, obgleich Geld sehr notwendig ist, wenn es erfolgreich verwaltet werden soll. Alle, die mit dem Ausgeben des Geldes zu tun haben, sollten in allem Sparsamkeit üben, damit nichts unnötig ausgegeben wird. Aber es sollten genügend Mittel investiert werden, alles Notwendige anzuschaffen, was die Arbeit des Pflegepersonals und besonders der Ärzte, so leicht wie möglich macht. Die Direktoren des Instituts sollten alle notwendigen Geräte anschaffen, die zur erfolgreichen Behandlung der Patienten beitragen. Z3.182.1 Teilen

Die Patienten sollten mit größtem Mitgefühl und Zärtlichkeit behandelt werden. Und doch müssen die Ärzte fest entschlossen vorgehen und sich in ihrer Behandlung der Kranken nicht von den Patienten diktieren lassen. Festigkeit vonseiten der Ärzte ist zum Besten der Patienten notwendig. Aber diese Festigkeit muss mit respektvoller Höflichkeit verbunden sein. Kein Arzt oder Helfer sollte mit einem Patienten streiten, harte, aufreizende Worte gebrauchen oder auch nur unfreundlich sein, wie herausfordernd der Patient sich auch betragen mag. Z3.182.2 Teilen

Eines der hervorragendsten Ziele unseres Gesundheitsinstituts besteht darin, sündenkranke Seelen auf den großen Arzt, die wahre Quelle der Heilung, hinzuweisen und ihre Aufmerksamkeit auf die Notwendigkeit einer Reform vom religiösen Standpunkt aus zu lenken, damit sie nicht länger Gottes Gesetz durch sündige Befriedigung übertreten. Wenn das sittliche Empfinden der Kranken geweckt werden kann und sie einsehen, dass sie gegen ihren Schöpfer sündigen, wenn sie sich durch Befriedigung der Esslust und erniedrigender Leidenschaften selbst krank machen, werden sie beim Verlassen des Gesundheitsinstituts ihre Grundsätze nicht zurücklassen, sondern sie mitnehmen und rechte Gesundheitsreformer sein. Wenn das moralische Empfinden geweckt ist, werden sie entschlossen sein, die Überzeugung ihres Gewissens auszuleben und den erkannten Wahrheiten zu gehorchen. Sie werden wahre, edle Unabhängigkeit besitzen, die Wahrheiten auszuleben, denen sie zustimmen. Und wenn die Seele Frieden mit Gott erlangt hat, wird der körperliche Zustand günstiger sein. Z3.182.3 Teilen

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Auf der Gemeinde in Battle Creek ruht die größte Verantwortung, in Übereinstimmung mit dem Licht zu wandeln und ihre Einfachheit und ihre Trennung von der Welt zu bewahren, damit ihr Einfluss mit überzeugender Macht auf Freunde einwirken kann, die unsern Gottesdiensten beiwohnen. Wenn die Gemeinde in Battle Creek einem leblosen Körper gleicht, angefüllt mit Stolz, über die Einfachheit wahrer Frömmigkeit erhaben und sich der Welt zuneigt, dann wird ihr Einfluss dazu dienen, von Christo zu zerstreuen und die feierlichsten und notwendigsten Wahrheiten der Bibel kraftlos zu machen. Die Glieder dieser Gemeinde haben Gelegenheiten, aus den Vorträgen unserer Ärzte des Gesundheitsinstituts Nutzen zu ziehen. Sie können sich über den wichtigen Gegenstand der Gesundheitsreform informieren, wenn sie es wünschen. Aber die Gemeinde in Battle Creek, die ein großes Bekenntnis der Wahrheit ablegt, hinkt weit hinter andern Gemeinden zurück, die nicht mit so vielen Vorteilen gesegnet sind. Das Versäumnis der Gemeinde, das empfangene Licht über die Gesundheitsreform auszuleben, ist eine Entmutigung für die Ärzte und Freunde des Gesundheitsinstituts. Würde die Gemeinde größeres Interesse an den Reformen zeigen, die Gott von ihnen fordert, um sie auf sein Kommen vorzubereiten, dann könnte ihr Einfluss zehnmal stärker sein, als er jetzt ist. Z3.183.1 Teilen

Viele, die vorgeben an die Zeugnisse zu glauben, vernachlässigen das verliehene Licht. Die Kleiderreform wird von vielen sehr gleichgültig behandelt, von andern sogar mit Verachtung, weil sie ein Kreuz einschließt. Ich danke Gott für dieses Kreuz. Genau das benötigen wir, um Gottes Volk, das die Gebote hält, von der Welt zu unterscheiden und zu trennen. Die Kleiderreform stellt für uns das dar, was für das alte Israel die blauen Schnüre und Quasten an ihren Kleidern waren. Siehe 4.Mose 15,37-39. Die Hochmütigen und jene, welche die heilige Wahrheit nicht lieben, die sie von der Welt trennt, werden dies durch ihre Werke zeigen. Gott hat uns in seiner Vorsehung die Erkenntnis über die Gesundheitsreform geschenkt, damit wir sie in ihrem ganzen Umfang verstehen, dem Licht folgen und durch richtiges Verhalten Gesundheit besitzen und Gott verherrlichen und andern ein Segen sein können. Z3.183.2 Teilen

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Die Gemeinde in Battle Creek im Allgemeinen hat das Institut nicht durch ihr Beispiel unterstützt. Sie haben das Licht der Gesundheitsreform nicht geehrt, indem sie in ihren Familien Gebrauch davon machten. Die Krankheiten, die viele Familien in Battle Creek heimgesucht haben, hätten vermieden werden können durch Beachtung des Lichts, das Gott ihnen zuteil werden ließ. Gleich dem alten Israel haben sie das Licht missachtet. Sie haben nicht mehr die Notwendigkeit, ihre Esslust einzuschränken, eingesehen, wie das alte Israel. Die Israeliten wollten Fleischspeisen und sagten wie viele heutzutage: Wir werden sterben ohne Fleisch. Gott gab dem empörerischen Israel Fleisch, aber sein Fluch war darin. Tausende von ihnen starben, als das verlangte Fleisch noch zwischen ihren Zähnen war. Wir haben ihr Beispiel vor Augen und werden gewarnt, nicht so zu tun wie sie. Ihre Geschichte des Unglaubens und der Empörung ist uns als besondere Warnung übermittelt, damit wir nicht ihrem Beispiel des Murrens gegen Gottes Anforderung folgen. Wie können wir so gleichgültig sein, unsern eigenen Weg wählen und uns nach eigenen Ansichten richten, und uns immer weiter von Gott entfernen, wie die Hebräer taten? Gott kann wegen ihrer Herzenshärtigkeit und ihres sündhaften Unglaubens nicht große Dinge für seine Gemeinde tun. Z3.184.1 Teilen

Gott sieht nicht die Person an. Doch in jeder Generation nimmt er die an, die ihn fürchten und gerecht handeln. Diejenigen aber, die murren, ungläubig sind und rebellieren, werden weder seine Gunst noch seinen Segen erlangen, die jenen verheißen sind, die die Wahrheit lieben und darin wandeln. Solche, die Erkenntnis haben und nicht danach leben, sondern Gottes Forderungen missachten, werden herausfinden, dass seine Segnungen sich in Fluch und seine Gnadenerweise sich in Gerichte umwandeln. Gott möchte, dass wir Demut und Gehorsam lernen, wenn wir die Geschichte des alten Israel lesen, das sein auserwähltes, besonderes Volk war, aber Verderben über sich brachte, weil es eigene Wege wählte. Z3.184.2 Teilen

Die Religion der Bibel ist der Gesundheit von Leib und Geist nicht abträglich. Der Einfluss des Geistes Gottes ist das beste Heilmittel, das ein kranker Mann oder eine kranke Frau anwenden kann. Der Himmel bedeutet Gesundheit, und je deutlicher der himmlische Einfluss wahrgenommen wird, desto sicherer ist die Genesung des gläubigen Kranken. In anderen Gesundheitsinstituten werden Vergnügungen, Spiele und Tanzen verordnet, um Anregung zu geben; aber sie fürchten sich vor den Folgen religiösen Einflusses. Die Theorie von Dr. Jackson in dieser Hinsicht ist nicht nur irrig, sondern auch gefährlich. Er hat auf solche Weise davon gesprochen, würden seine Anweisungen befolgt, die Patienten auf den Gedanken kommen können, dass ihre Heilung davon abhinge, so wenig wie möglich an Gott und den Himmel zu denken. Es ist wahr, es gibt unnüchterne Personen mit der krankhaften Einbildung, sie seien sehr religiös, die zum Schaden ihrer Gesundheit sich dem Fasten und Gebet hingeben. Diese Seelen betrügen sich selbst. Gott hat dies nicht von ihnen gefordert. Sie besitzen eine pharisäische Gerechtigkeit, die nicht von Christo kommt, sondern von ihnen selbst. Sie vertrauen auf ihre eigenen guten Werke und versuchen das Seelenheil und den Himmel durch eigene verdienstliche Werke zu erkaufen, anstatt sich, wie jeder Sünder, allein auf die Verdienste eines gekreuzigten und auferstandenen Erlösers zu verlassen. Christus und wahre Gottseligkeit werden heute und immer Gesundheit des Körpers und Seelenstärke gewährleisten. Z3.184.3 Teilen

185

Die Wolke, die sich über unser Gesundheitsinstitut ausgebreitet hatte, löst sich auf. Gottes Segen hat den Bemühungen, es auf eine richtige Grundlage zu stellen, Erfolg beschieden. Die Irrtümer derer, die es durch ihre Untreue in große finanzielle Schwierigkeiten brachten und überall seine Gönner entmutigten, konnten korrigiert werden. Z3.185.1 Teilen

Diejenigen, die der Einrichtung die Zinsen oder Dividenden ihres Kapitals für mildtätige Zwecke zur Verfügung stellten, haben ein edles Werk getan, das belohnt werden wird. Alle, die bisher nichts in dieser Richtung getan haben, sollten die erste Gelegenheit wahrnehmen, alles oder einen Teil ihres Kapitals zur Verfügung zu stellen, wie es die Fondsbesitzer getan haben. In dem Maße, wie das Interesse an diesem Institut und seine Nützlichkeit zunimmt, sollten alle, besonders jene, die bisher nichts taten, fortfahren, Mittel darin zu investieren. Z3.185.2 Teilen

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Ich sah, dass unsere Geschwister über große Summen überflüssigen Geldes verfügen, wovon ein Teil im Gesundheitsinstitut investiert werden sollte. Ich sah auch, dass es unter uns würdige Arme gibt, die krank und leidend, aber nicht imstande sind, die regulären Preise für Behandlung, Verpflegung usw. aufzubringen, die jedoch gerne das Gesundheitsinstitut aufsuchen möchten. Während der letzten drei Jahre hatte das Institut schwer mit Verschuldung zu kämpfen und konnte keine Patienten ohne volle Bezahlung behandeln. Es wäre Gott wohlgefällig, wenn alle Geschwister, die dazu imstande sind, Geld im Institut investierten, damit es Gottes würdigen Armen helfen kann. In Verbindung hiermit sah ich, dass Christus sich der leidenden Menschheit gleichstellt, und dass, wenn wir dem geringsten seiner Kinder die er seine Brüder nennt, Gutes erweisen, wir es dem Sohn Gottes tun. Und dies sollten wir als ein Vorrecht betrachten. Z3.186.1 Teilen

„Da wird dann der König sagen zu denen zu seiner Rechten: Kommt her, ihr Gesegneten meines Vaters, ererbet das Reich, das euch bereitet ist von Anbeginn der Welt! Denn ich bin hungrig gewesen, und ihr habt mich gespeist. Ich bin durstig gewesen, und ihr habt mich getränkt. Ich bin ein Gast gewesen, und ihr habt mich beherbergt. Ich bin nackt gewesen, und ihr habt mich bekleidet. Ich bin krank gewesen, und ihr habt mich besucht. Ich bin gefangen gewesen, und ihr seid zu mir gekommen. Dann werden ihm die Gerechten antworten und sagen: Herr, wann haben wir dich hungrig gesehen und haben dich gespeist? Oder durstig und haben dich getränkt? Und der König wird antworten und sagen zu ihnen: Wahrlich ich sage euch: Was ihr getan habt einem unter diesen meinen geringsten Brüdern, das habt ihr mir getan. Dann wird er auch sagen zu denen zur Linken: Gehet hin von mir, ihr Verfluchten, in das ewige Feuer, das bereitet ist dem Teufel und seinen Engeln! Ich bin hungrig gewesen, und ihr habt mich nicht gespeist. Ich bin durstig gewesen, und ihr habt mich nicht getränkt. Ich bin ein Gast gewesen, und ihr habt mich nicht beherbergt. Ich bin nackt gewesen, und ihr habt mich nicht bekleidet. Ich bin krank und gefangen gewesen, und ihr habt mich nicht besucht. Da werden sie ihm auch antworten und sagen: Herr, wann haben wir dich gesehen hungrig oder durstig oder als einen Gast oder nackt oder krank oder gefangen und haben dir nicht gedient? Dann wird er ihnen antworten und sagen: Wahrlich ich sage euch: Was ihr nicht getan habt einem unter diesen Geringsten, das habt ihr mir auch nicht getan. Und sie werden in die ewige Pein gehen, aber die Gerechten in das ewige Leben.“ Matthäus 25,34-46. Z3.186.2 Teilen

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Um das Gesundheitsinstitut seit seiner Gründung im Herbst 1869 von seinem geringen Anfang bis zum gegenwärtigen gedeihlichen, hoffnungsvollen Zustand zu bringen, waren Opfer und Anstrengungen notwendig, von denen seine heutigen Gönner nur wenig wissen. Damals hatte es dreizehntausend Dollar Schulden und nur acht zahlende Patienten. Und was noch am schlimmsten war, die vorherigen Leiter hatten so gewirtschaftet, dass die Gönner entmutigt und nicht willens waren, Mittel zur Verfügung zu stellen, um die Schulden zu tilgen oder Kranke zu ermutigen, das Institut aufzusuchen. Zu diesem entmutigenden Zeitpunkt fasste mein Mann in Gedanken den Beschluss, das Institut zu verkaufen, die Schulden zu bezahlen und den verbleibenden Rest des Geldes an diejenigen zu verteilen, die ihre Mittel im Institut angelegt hatten, und zwar im Verhältnis zur investierten Summe. Aber eines Morgens, als er am Familienaltar niederkniete und um göttliche Leitung betreffs des Instituts betete, kam Gottes Geist über ihn, und er erklärte, noch auf seinen Knien: „Der Herr wird jedes Wort wahr machen, das er durchs Gesicht bezüglich des Gesundheitsinstitutes gesagt hat. Er wird ihm aus seinem gegenwärtigen Zustand heraushelfen und ihm Gedeihen schenken.“ Z3.187.1 Teilen

Von jenem Zeitpunkt an haben wir das Werk ernstlich in Angriff genommen und Schulter an Schulter gearbeitet, um dem Einfluss der selbstsüchtigen Männer entgegen zu wirken, die das Institut in solche Schulden gestürzt hatten. Wir haben von unserm Geld gegeben, um andern ein Beispiel zu setzen. Wir haben Sparsamkeit und Fleiß in allen, die im Institut arbeiten, angeregt und Ärzte und Pflegepersonal gedrängt, für geringes Entgelt hart zu arbeiten, bis das Institut wieder das volle Vertrauen unseres Volkes haben würde. Wir haben ein deutliches Zeugnis gegen die Selbstsucht vonseiten derer, die im Institut angestellt waren, abgelegt, haben beraten und Verkehrtheiten gerügt. Wir wussten, dass das Gesundheitsinstitut ohne den Segen des Herrn nicht gedeihen konnte. Wenn es vom Segen Gottes begleitet würde, dann würden die Gönner des Werkes es als Gottes Werk betrachten und sich sicher fühlen, Geld zu spenden, um es zu einem lebendigen Unternehmen zu machen, damit es imstande wäre, Gottes Absicht zu erfüllen. Z3.187.2 Teilen

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Die Ärzte und einige der Helfer gingen ernst an die Arbeit. Sie arbeiteten schwer unter großer Entmutigung. Die Ärzte Ginley, Chamberlain und Lamson arbeiteten mit Ernst und Ausdauer für geringen Lohn, um diese am Boden liegende Einrichtung aufzubauen. Und, dem Herrn sei Dank, die ursprünglichen Schulden sind bezahlt, die Bequemlichkeiten für die Patienten wurden sehr verbessert, und alles ist bezahlt. Die Verbreitung der Zeitschrift Health Reformer, von welcher der Erfolg des Instituts zum großen Teil abhängt, hat sich verdoppelt und ist zu einem lebendigen Journal geworden. Die meisten unserer Geschwister haben wieder volles Vertrauen zum Institut gefasst, und das ganze Jahr über waren so viele Patienten vorhanden, wie unsere Ärzte verkraften konnten. Z3.188.1 Teilen

Es ist sehr zu bedauern, dass die ersten Verantwortlichen für das Institut es zuließen, dass es von Schulden und Entmutigung überwältigt wurde. Aber die finanziellen Verluste, welche die Anleger erlitten, sind noch gering im Vergleich zu der Arbeit, der Verlegenheit und Sorge, die mein Mann und ich ohne Bezahlung, und die Ärzte und Helfer mit nur geringem Lohn, zu ertragen hatten. Wir haben eintausendfünfhundert Dollar im Institut investiert; aber dies ist ein geringer Verlust im Vergleich zu allem, was wir wegen dem rücksichtslosen Verhalten der früheren Verwalter zu erdulden hatten. Da aber das Institut jetzt in weit höherem Ansehen dasteht und viel mehr Patienten behandelt werden als je zuvor, und da es weit höheren Wert als alles Geld, das darin investiert wurde, besitzt, und da frühere Irrtümer berichtigt wurden, haben diejenigen, die ihr Vertrauen verloren, heute keine Entschuldigung mehr, wenn sie Vorurteile hegen. Wenn sie weiterhin kein Interesse zeigen, dann deshalb, weil sie lieber Vorurteile hegen wollen, als sich von der Vernunft leiten zu lassen. Z3.188.2 Teilen

189

Nach Gottes Vorsehung hat Bruder A. sein Interesse und seine Kraft dem Gesundheitsinstitut gewidmet. Er hat selbstlos die Interessen des Instituts gefördert und sich weder geschont noch begünstigt. Wenn er sich von Gott abhängig fühlt und ihn zu seiner Stärke und seinem Ratgeber macht, kann er ein Segen für Ärzte, Helfer und Patienten sein. Er interessiert sich für alles, was mit dem Institut verbunden ist und war ein Segen für andere, indem er freudig Lasten auf sich nahm, die weder wenig noch leicht waren. Er war andern zum Segen, und diese Segnungen werden auf ihn zurückkommen. Z3.189.1 Teilen

Doch Bruder A. ist in Gefahr, Lasten auf sich zu nehmen, die andere tragen können und übernehmen sollten. Er sollte sich nicht erschöpfen im Verrichten solcher Arbeiten, die andere tun können, deren Zeit weniger wertvoll ist als seine. Man sollte ihm die Stellung eines Direktors und Aufsehers übertragen. Er sollte seine Kräfte sparen, damit er mit seinem erfahrenen Urteil andern Arbeit zuteilen kann. Dies ist notwendig, damit er eine einflussreiche Position im Institut bekleiden kann. Seine Erfahrung in weiser und sparsamer Verwaltung ist wertvoll. Aber für ihn besteht die Gefahr, dass er sich zu wenig um seine Familie kümmert, all seine Kräfte im Institut einsetzt und sich zu viele Lasten auflädt, wie es mein Mann getan hat. Das Interesse meines Mannes am Gesundheitsinstitut, am Verlagshaus und dem Werk im Allgemeinen war so ausgeprägt, dass er zusammenbrach und gezwungen war, eine Zeit auszusetzen. Hätte er sich weniger für diese Anstalten eingesetzt und sein Interesse mit seiner Familie geteilt, wäre sein Stress nicht so groß gewesen und er würde seine Kräfte geschont haben, um seine Arbeit ohne Unterbrechung zu tun. Bruder A. ist der rechte Mann am rechten Platz. Er soll nicht so tun, wie es mein Mann getan hat, selbst wenn der Zustand der Dinge nicht so gedeihlich ist, als wenn er all seine Kräfte einsetzen würde. Gott fordert weder von meinem Mann noch von Bruder A, dass sie sich kein Zusammensein mit ihrer Familie gönnen, dass sie sich von Heim und Familie fernhalten. Selbst im Interesse dieser wichtigen Einrichtungen wird das nicht verlangt. Z3.189.2 Teilen

Während der vergangenen drei oder vier Jahre haben verschiedene Brüder ihre Teilnahme am Gesundheitsinstitut bekundet und sich bemüht, es auf eine bessere Grundlage zu stellen. Aber einigen hat es an Unterscheidungsgabe und Erfahrung gemangelt. Solange Bruder A. selbstlos handelt und sich an Gott klammert, wird er sein Helfer und Ratgeber bleiben. Z3.189.3 Teilen

190

Die Ärzte im Gesundheitsinstitut sollten sich nicht verpflichtet fühlen, Arbeiten zu verrichten, die dem Pflegepersonal zukommen. Sie sind nicht dazu da, im Bad oder im Gymnastikraum zu dienen und ihre Kräfte für Arbeiten zu verausgaben, die andere tun können. Es darf nicht an Personal fehlen, das die Kranken pflegt und bei Schwachen die Wache übernimmt. Die Ärzte sollen ihre Kräfte einsetzen, um ihren Pflichten als Arzt erfolgreich nachzukommen. Lasst sie andern sagen, was sie zu tun haben. Wenn ein Mangel an solchen besteht, die mit diesen Arbeiten betraut werden können, dann sollten geeignete Leute angestellt, gründlich unterrichtet und entsprechend für ihre Dienste bezahlt werden. Z3.190.1 Teilen

Es sollte niemand als Arbeiter eingestellt werden, der nicht selbstlos für die Interessen des Instituts eintritt, und dann sollte er für seinen Dienst gerechten Lohn empfangen. Es ist notwendig, dass genügend Personal vorhanden ist, besonders während des Sommers, wo die Krankheiten saisonbedingt zunehmen, damit sich niemand überarbeiten muss. Das Gesundheitsinstitut hat seine Schulden überwunden, und Ärzte und Helfer sollten nicht gezwungen sein, genauso schwer zu arbeiten und Entbehrungen zu erdulden wie zu der Zeit, als es durch untreue Männer verschuldet war, die es beinahe in den Ruin gewirtschaftet hatten. Z3.190.2 Teilen

Es wurde mir gezeigt, dass die Ärzte des Instituts Männer und Frauen des Glaubens und geistlicher Gesinnung sein sollten. Sie müssen ihr Vertrauen auf Gott setzen. Viele, die das Institut aufsuchen, haben durch sündige Befriedigung Krankheiten beinahe jeder Art über sich gebracht. Diese Leute verdienen nicht das Mitgefühl, das sie oft beanspruchen. Es ist den Ärzten schmerzlich, für diese Klasse Zeit und Kraft einsetzen zu müssen, die körperlich, geistig und moralisch herabgesunken ist. Andere gibt es, die durch Unwissenheit die Naturgesetze übertreten haben. Sie waren in der Arbeit und im Essen unmäßig, weil das der Brauch ist. Einige haben viel unter der Behandlung von Ärzten gelitten, die den Zustand nicht gebessert, sondern sehr verschlechtert haben. Schließlich verlieren sie ihre Arbeit und werden von der Gesellschaft und ihren Familien verstoßen. Als letzte Zuflucht kommen sie zum Gesundheitsinstitut mit der schwachen Hoffnung, dass sie etwas Linderung ihrer Leiden finden. Diese Klasse bedarf tiefen Mitgefühls. Sie sollten mit größtem Zartgefühl behandelt werden. Ihre Aufmerksamkeit sollte auf die Naturgesetze gelenkt werden, damit sie, indem sie aufhören, diese zu übertreten und sich selbst beherrschen, weitere Leiden und Krankheiten vermeiden können, die eine sichere Folge der Übertretung sind. Z3.190.3 Teilen

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Dr. B. ist nicht so gut für eine Stellung als Arzt im Institut geeignet. Er sieht Männer und Frauen mit zusammengebrochener Konstitution, die schwach an geistiger und sittlicher Stärke sind, und er denkt, dass es verlorene Zeit sei, solche Fälle zu behandeln. Auf einige mag das zutreffen. Aber er sollte nicht entmutigt und angewidert werden durch kranke, sieche Patienten. Er darf sein Mitleid, sein Mitgefühl und seine Geduld nicht verlieren. Er soll nicht empfinden, dass er sein Leben umsonst einsetzt, wenn er für solche arbeitet, die die aufgewendete Mühe niemals würdigen werden, und die ihre wiedergewonnenen Kräfte nicht zum Segen der Gesellschaft einsetzen, sondern in ihrer Selbstbefriedigung fortfahren werden, durch die sie ihre Gesundheit verloren. Dr. B. sollte nicht müde oder entmutigt werden. Lass ihn an Christum denken, der in direkten Kontakt mit der leidenden Menschheit kam. Obgleich die Kranken in vielen Fällen durch sündiges Verhalten in Übertretung des Naturgesetzes ihre Gesundheit verloren, hatte Jesus Mitleid mit ihrer Schwäche. Und selbst wenn sie mit schrecklichster Krankheit behaftet waren, stand er nicht aus Furcht vor Ansteckung in der Ferne, sondern berührte sie und gebot der Krankheit zu weichen. Z3.191.1 Teilen

„Und als er in einen Markt kam, begegneten ihm zehn aussätzige Männer, die standen von ferne und erhoben ihre Stimme und sprachen: Jesu, lieber Meister, erbarme dich unser! Und da er sie sah, sprach er zu ihnen: Gehet hin und zeiget euch den Priestern! Und es geschah, da sie hingingen, wurden sie rein. Einer aber unter ihnen, da er sah, dass er geheilt war, kehrte er um und pries Gott mit lauter Stimme und fiel auf sein Angesicht zu seinen Füßen und dankte ihm. Und das war ein Samariter. Jesus aber antwortete und sprach: Sind ihrer nicht zehn rein geworden? Wo sind aber die neun? Hat sich sonst keiner gefunden, der wieder umkehrte und gäbe Gott die Ehre, denn dieser Fremdling? Und er sprach zu ihm: Stehe auf, gehe hin; dein Glaube hat dir geholfen.“ Lukas 17,12-19. Z3.191.2 Teilen

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Hierin liegt eine Lehre für uns alle. Diese Aussätzigen waren so von der Krankheit gekennzeichnet, dass man sie wegen der Ansteckungsgefahr aus der Gesellschaft verbannt hatte. Die Obrigkeit hatte diese Beschränkung vorgeschrieben. Jesus kommt in ihre Nähe, und in ihrem schrecklichen Leiden schreien sie zu ihm, der allein Macht hat, sie zu heilen. Jesus gebietet ihnen, sich den Priestern zu zeigen. Sie bringen den Glauben auf, sich auf den Weg zu machen und vertrauen der Macht Christi, sie wiederherzustellen. Während sie ihres Weges gehen, bemerken sie, dass die schreckliche Krankheit sie verlassen hat. Doch nur einer von ihnen ist dankbar; nur einer fühlt sich wegen des großen Werkes, das für ihn getan wurde, Christo verpflichtet. Dieser eine kehrt zurück und preist Gott. In tiefer Demut fällt er zu Christi Füßen nieder und anerkennt dankbar das Werk, das an ihm geschehen ist. Und dieser eine Mann war ein Fremdling; die andern neun waren Juden. Z3.192.1 Teilen

Um dieses einen Mannes willen, der rechten Gebrauch vom Segen der Gesundheit machen würde, heilte Jesus alle zehn. Die neun gingen ihres Weges, ohne das für sie vollbrachte Werk zu würdigen und fanden keine Dankesworte für Jesum. Z3.192.2 Teilen

So wird man auch mit den Bemühungen der Ärzte im Gesundheitsinstitut umgehen. Wenn aber in ihrer Arbeit, der leidenden Menschheit zu helfen, einer unter zwanzig rechten Gebrauch von den empfangenen Segnungen macht und die Bemühungen um ihn würdigt, dann sollten die Ärzte dankbar und zufrieden sein. Wenn ein Leben unter zehn erhalten und eine Seele von hundert fürs Reich Gottes gerettet wird, sind alle Angestellten des Instituts reichlich belohnt für ihre Anstrengungen. Ihre Sorge und Pflege ist nicht gänzlich umsonst gewesen. Wenn der König der Herrlichkeit, die Majestät des Himmels, für die leidende Menschheit wirkte und seine göttliche Hilfe nur von so Wenigen gewürdigt wurde, dann sollten Ärzte und Helfer erröten, wenn sie sich darüber beklagen, dass ihre schwachen Bemühungen nicht von allen geschätzt werden und für einige scheinbar umsonst gewesen sind. Z3.192.3 Teilen

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Es wurde mir gezeigt, dass die neun Aussätzigen, die nicht zurückkamen, um Gott die Ehre zu geben, einige Sabbathalter korrekt darstellen, die als Patienten ins Gesundheitsinstitut kommen. Sie empfangen viel Aufmerksamkeit und sollten ein Gefühl für die Sorge und Entmutigung der Ärzte haben und sollten die letzten sein, sie unnötig zu belasten. Es tut mir leid, sagen zu müssen, dass die Patienten, die im Institut am schwierigsten zu behandeln sind, oftmals Angehörige unseres Glaubens sind. Sie fühlen sich freier, Klagen vorzubringen, als alle anderen Patienten. Weltmenschen und bekenntliche Christen anderer Glaubensgemeinschaften würdigen die für sie aufgewandten Anstrengungen zu ihrer Genesung mehr als viele Sabbathalter. Wenn sie nach Hause zurückkehren, üben sie einen günstigeren Einfluss betreffs des Gesundheitsinstituts aus als Sabbathalter. Und einige von denen, die so frei sind, die Verwaltung des Instituts in Frage zu stellen und sich zu beklagen, sind solche, die zu herabgesetzten Preisen behandelt werden. Z3.193.1 Teilen

Dies hat Ärzte und Helfer sehr entmutigt. Sie sollten aber an Christum, unser großes Vorbild, denken und im Gutestun nicht müde werden. Wenn einer unter vielen dankbar ist und einen guten Einfluss ausübt, dann lasst sie Gott danken und neuen Mut fassen. Dieser Eine mag ein Fremdling sein, und die Frage mag sich erheben: Wo sind die neun? Warum widmen nicht alle Sabbathalter ihr Interesse und ihre Unterstützung dem Gesundheitsinstitut? Einige Sabbathalter zeigen so wenig Anteilnahme am Institut, dass sie während ihres Aufenthaltes dort vor Patienten die Behandlung zur Heilung der Kranken herabsetzen und kritisieren, und das bei freier Station. Ich wünsche, dass diese Personen ihre Handlungsweise überdenken. Der Herr betrachtet sie wie die neun Aussätzigen, die nicht zurückkamen und ihm die Ehre gaben. Fremde tun ihre Pflicht und schätzen die Bemühungen um ihre Heilung, während diese ihren Einfluss gegen ihre Wohltäter anwenden. Z3.193.2 Teilen

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Dr. B. muss sich befleißigen, Höflichkeit und Freundlichkeit zu üben, andernfalls wird er die Gefühle der Patienten unnötigerweise verletzen. Er ist frei und offenherzig, gewissenhaft, aufrichtig und eifrig. Er versteht viel von Krankheiten, aber er bedarf einer besseren Erkenntnis im Umgang mit den Kranken. Dazu benötigt er Selbsterziehung, verfeinertes Benehmen, und während seiner Gespräche im Behandlungszimmer sollte er ausgewähltere Worte und Vergleiche benutzen. Z3.194.1 Teilen

Dr. B. ist sehr empfindsam und von raschem, impulsivem Temperament. Im Moment ist er erregt. Er hat sich bemüht, seinen hastigen Geist zu zügeln und seine Schwächen zu überwinden, aber er muss sich noch mehr anstrengen. Wenn er sieht, dass etwas verkehrt läuft, hat er es zu eilig, dem Irrenden zu sagen, was er denkt, und dabei benutzt er nicht immer die passendsten Worte, die der Gelegenheit angemessen sind. Manchmal hat er Patienten so beleidigt, dass sie ihn gehasst und das Institut mit unguten Gefühlen verlassen haben, zum Nachteil für sich selbst und fürs Institut. Es bewirkt selten etwas Gutes, in anklagendem Ton mit Patienten zu sprechen, die krank an Körper und Geist sind. Nur wenige, die sich in weltlicher Gesellschaft bewegt und alles vom Standpunkt eines Weltmenschen aus betrachtet haben, sind bereit, mit Tatsachen, sie persönlich betreffend, konfrontiert zu werden. Selbst die Wahrheit darf nicht zu allen Zeiten ausgesprochen werden. Es gibt eine rechte Zeit und Gelegenheit, etwas zu sagen, ohne jemand zu beleidigen. Die Ärzte sollten nicht überarbeitet und ihr Nervensystem nicht zu belastet sein, denn diese Körperbeschaffenheit fördert nicht ein ruhiges Gemüt, starke Nerven und einen freudigen, glücklichen Geist. Dr. B. ist dem Institut zu sehr verhaftet. Er braucht eine Veränderung. Er sollte gelegentlich Battle Creek verlassen, sich ausruhen und Besuche machen, jedoch keine ärztlichen Besuche, sondern solche, wo er sich frei fühlen kann und wo seine Gedanken sich nicht mit Kranken beschäftigen müssen. Z3.194.2 Teilen

Das Vorrecht, gelegentlich das Gesundheitsinstitut zu verlassen, sollte allen Ärzten gewährt werden, besonders denen, die die Last der Verantwortung tragen. Wenn nur so wenig Ersatz vorhanden ist, dass dies nicht durchgeführt werden kann, dann müssen eben mehr Kräfte eingestellt werden. Zuzulassen, dass Ärzte sich überarbeiten und dadurch unfähig werden, ihren ärztlichen Pflichten in rechter Weise nachzukommen, ist etwas, wovor man sich fürchten sollte. Dies sollte, wenn irgend möglich, vermieden werden, denn es richtet sich gegen die Interessen des Instituts. Den Ärzten sollte es gesundheitlich gut gehen. Sie sollen nicht durch zu große Belastung oder eigene Unklugheit krank werden. Z3.194.3 Teilen

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Es wurde mir gezeigt, dass Dr. B. zu leicht entmutigt wird. Es wird immer Dinge geben, die herausfordern, verwirren und die Geduld von Ärzten und Pflegepersonal strapazieren. Sie müssen darauf vorbereitet sein und nicht dadurch erregt und aus dem Gleichgewicht gebracht werden. Sie müssen ruhig und freundlich bleiben, was auch geschehen mag. Sie üben einen Einfluss zum Guten oder Bösen aus, der durch die Patienten bis in andere Staaten reicht und wieder zurückfällt aufs Gesundheitsinstitut. Sie müssen immer daran denken, dass sie mit Männern und Frauen kranken Gemüts zu tun haben, die oftmals die Dinge in einem verkehrten Licht sehen und doch glauben, dass sie alles richtig verstehen. Ärzte sollten einsehen, dass eine gelinde Antwort den Zorn stillt. In einer Einrichtung, wo Kranke behandelt werden, muss man Klugheit walten lassen, um kranke Gemüter erfolgreich zu beeinflussen und den Kranken zu helfen. Wenn Ärzte ruhig inmitten des Sturms von uneinsichtigen, leidenschaftlichen Worten bleiben und ihren eigenen Geist beherrschen können, wenn sie herausgefordert und geschmäht werden, sind sie in der Tat Überwinder. „Der seines Mutes Herr ist, (ist besser,) denn der Städte gewinnt.“ Sprüche 16,32. Das eigene Ich zu unterwerfen und die Leidenschaften unter die Herrschaft des Willens zu bringen, ist der größte Sieg, den Männer und Frauen erringen können. Z3.195.1 Teilen

Dr. B. ist seinem besonderen Temperament gegenüber nicht blind. Er sieht, worin er zu kurz kommt. Wenn er unter Druck steht, neigt er dazu, den Rückzug anzutreten, um dem Kampfplatz den Rücken zu kehren. Das bringt nichts ein. Sein Aufenthalt ist da, wo seine Umgebung und der Druck der Umstände die strengen Charakterzüge in ihm entwickeln, von denen die Rauheiten entfernt werden müssen, damit er geläutert und veredelt wird. Dem Kampf auszuweichen wird seine Charakterfehler nicht entfernen. Dies würde auch nicht gelingen, wenn er die Arbeit im Institut aufgäbe. Er muss diese Fehler überwinden, wenn er zur Zahl derer gehören will, die ohne Fehl am Throne Gottes stehen, die aus großer Trübsal gekommen sind und die Kleider ihres Charakters im Blut des Lammes gewaschen haben. Diese Vorsehung ist zu unserer Reinigung getroffen worden. Unter unendlichen Kosten wurde die Quelle bereitet, und es ist unsere Aufgabe, die wir unvollkommen vor Gott sind, uns zu waschen. Der Herr hat nicht die Absicht, die Flecken der Verunreinigung zu beseitigen, ohne dass wir unsrerseits etwas tun. Wir müssen unsere Kleider im Blut es Lammes waschen. Wir können im Glauben die Verdienste des Blutes Christi ergreifen. Durch seine Gnade und Kraft können wir unsere Irrtümer, unsere Sünden und Unvollkommenheiten des Charakters entfernen und zu Siegern werden, die ihre Kleider im Blut des Lammes gewaschen haben. Z3.195.2 Teilen

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Dr. B. sollte täglich seine Kenntnisse erweitern und danach streben, Höflichkeit zu üben und sein Verhalten zu verfeinern. In seinen Sprechstunden nimmt er ein zu niedriges Niveau ein, sein Einfluss dient nicht dazu, einen höheren Stand zu erreichen. Er sollte immer bedenken, dass er mit allen Arten von Gemütern zu tun hat und dass die Eindrücke sich auf andere Staaten ausdehnen und auf das Institut rückwirken. Mit Männern und Frauen umzugehen, deren Gemüter und Körper krank sind, ist eine heikle Aufgabe. Die Ärzte des Instituts benötigen große Weisheit, den Körper durch das Gemüt zu heilen. Nur wenige erkennen, welch großen Einfluss das Gemüt auf den Körper hat. Ein Großteil der Krankheiten, worunter die Menschheit leidet, hat ihren Ursprung im Gemüt und können nur geheilt werden, wenn das Gemüt gesundet. Weit mehr Menschen als wir uns vorstellen, sind geisteskrank. Herzenskummer macht viele magenkrank, denn geistige Trübsal hat auf die Verdauungsorgane einen lähmenden Einfluss. Z3.196.1 Teilen

Um diese Klasse von Patienten erreichen zu können, braucht der Arzt Unterscheidungsgabe, Geduld, Freundlichkeit und Liebe. Ein verletztes, krankes Herz, ein entmutigter Geist braucht milde Behandlung. Nur durch zärtliches Mitgefühl können solche Gemüter geheilt werden. Zuerst sollte der Arzt ihr Vertrauen gewinnen, und dann kann er sie auf den alles heilenden großen Arzt hinweisen. Wenn ihre Gedanken auf den Lastenträger hingewiesen werden können, wenn sie glauben, dass er Interesse an ihnen hat, dann wird die Kur ihres kranken Körpers und Gemüts erfolgreich sein. Z3.196.2 Teilen

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Andere gesundheitliche Einrichtungen schauen mit Eifersucht auf das Gesundheitsinstitut in Battle Creek. Sie handeln nach weltlichen Gesichtspunkten, während die Leiter unseres Gesundheitsinstituts sich nach religiösen Grundsätzen richten und Gott als Eigentümer betrachten. Sie arbeiten nicht nur selbstsüchtig um Geldes willen, sondern um Christi und der Menschheit willen. Sie versuchen der leidenden Menschheit zu helfen, sowohl kranke Seelen als auch den leidenden Körper zu heilen und die Kranken auf Christum, den Freund der Sünder, hinzuweisen. Sie lassen die Religion nicht aus dem Spiel, sondern machen Gott zu ihrem Vertrauten und fühlen sich von ihm abhängig. Die Kranken werden auf Jesum verwiesen. Nachdem die Ärzte alles getan haben, was in ihrer Macht steht, bitten sie Gott um Zusammenarbeit mit ihren Bemühungen und die Gesundheit der Kranken wiederherzustellen. Dies hat er in einigen Fällen getan in Beantwortung glaubensvollen Gebets. Dies wird er auch weiterhin tun, wenn sie treu sind und ihr Vertrauen in ihn setzen. Das Gesundheitsinstitut wird ein Erfolg sein, denn es hat Gottes Unterstützung. Und wenn sein Segen darauf ruht, wird es gedeihen und viel Gutes bewirken. Andere Anstalten bemerken, dass in unserem Institut ein hoher moralischer Standard und ein religiöser Einfluss herrscht. Sie erkennen, dass seine Leiter nicht von egoistischen, weltlichen Prinzipien geführt werden, und sie wachen eifersüchtig über seinen beherrschenden und führenden Einfluss. Z3.197.1 Teilen

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Es ist mir gezeigt worden, dass große Vorsicht angewandt werden muss, selbst wenn es nötig ist, Männer und Frauen von einer drückenden Last zu befreien, damit sie sich nicht auf ihre eigene Weisheit verlassen und vergessen, dass sie von Gott allein abhängig sind. Es ist nicht gut, Personen zu loben oder die Fähigkeit eines Dieners Christi zu rühmen. Am Tage Gottes werden viele in der Waage gewogen und infolge menschlicher Erhebung zu leicht erfunden werden. Ich möchte meine Brüder und Schwestern ermahnen, niemals Personen ihrer Fähigkeiten wegen zu schmeicheln, denn sie können es nicht vertragen. Das eigene Ich überhebt sich so leicht und Menschen verlieren infolgedessen das Gleichgewicht. Abermals sage ich meinen Geschwistern, wenn ihr eure Seelen von dem Blut aller Menschen rein halten wollt, so schmeichelt niemals, rühmt niemals die Bemühungen armer Sterblicher; denn es mag ihnen zum Verderben gereichen. Es ist gefährlich, durch unsere Worte oder Handlungen einen Bruder oder eine Schwester zu erhöhen, wie demütig auch ihr Benehmen scheinbar sein mag. Wenn sie wirklich den sanftmütigen und demütigen Geist besitzen, den Gott so hoch schätzt, so helft ihnen, denselben zu behalten. Dies soll nicht durch Tadel noch dadurch geschehen, dass ihr wahrer Wert nicht richtig geschätzt werde; aber es gibt wenige, die ohne Schaden Lob ertragen können. Z3.198.1 Teilen

Etliche fähige Prediger, welche die gegenwärtige Wahrheit verkündigen, lieben die Anerkennung. Beifall regt sie an, wie ein Glas Wein den Trinker. Stellt solche Prediger an einen Platz, wo sie nur eine kleine Versammlung haben, die nicht leicht begeistert wird und keinen entschiedenen Widerspruch herausfordert, so werden sie bald ihr Interesse und ihren Eifer verlieren und so mutlos in ihrem Werk sein wie der Trinker, dem sein Schnäpschen entzogen wird. Diese Männer werden keine wirklichen praktischen Arbeiter werden, bis sie es lernen, ohne die Anregung des Beifalls zu arbeiten. Z3.198.2 Teilen

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Die Brüder C. und D. haben in ihrer Regelung von Gemeindeangelegenheiten in Battle Creek in mancher Hinsicht geirrt. Sie gingen zu sehr nach eigenem Ermessen vor und fühlten sich nicht völlig von Gott abhängig. Sie versäumten ihre Pflicht, die Gemeinde zu Gott zu führen, der die Quelle des lebendigen Wassers ist, wo sie ihren Mangel ergänzen und ihren Seelenhunger stillen können. Dem erneuernden, heiligenden Einfluss des Heiligen Geistes, welcher dem verletzten Gewissen Friede und Hoffnung bringen und in der Seele Gesundheit und Frohsinn wiederherstellen würde, wurde nicht genügend Wichtigkeit beigemessen. Das gute Ziel, das sie im Auge hatten, wurde nicht erreicht. Diese Brüder besaßen einen Geist kalter Kritik in der Prüfung von Seelen, die gerne Glieder der Gemeinde geworden wären. Diese Brüder im Predigtamt folgten nicht der Anweisung: „Freuet euch mit den Fröhlichen und weinet mit den Weinenden“ (Römer 12,15), wie sie es hätten tun sollen. Z3.199.1 Teilen

Christus machte sich die Bedürfnisse seines Volkes zu eigen. Ihre Nöte und ihre Leiden waren auch die seinen. Er sagt: „Ich bin hungrig gewesen, und ihr habt mich gespeist. Ich bin durstig gewesen, und ihr habt mich getränkt. Ich bin ein Gast gewesen, und ihr habt mich beherbergt. Ich bin nackt gewesen, und ihr habt mich bekleidet. Ich bin krank gewesen, und ihr habt mich besucht. Ich bin gefangen gewesen, und ihr seid zu mir gekommen.“ Matthäus 25,35.36. Den Nachfolgern Christi herzliche Zuneigung und aufrichtige Liebe entgegenzubringen, das ist Aufgabe der Diener Gottes. Sie sollten jene tiefe Anteilnahme zeigen, die auch Christus in der Sorge des Hirten für das verlorene Schaf offenbarte; sie sollten seinem Beispiel folgen und das gleiche Erbarmen, die gleiche Freundlichkeit und die gleiche zärtliche, mitfühlende Liebe zeigen, die er uns entgegenbrachte. Z3.199.2 Teilen

Die stärksten sittlichen Kräfte der Seele sind Glaube, Hoffnung und Liebe. Mag ein Prediger auch noch so ernst und eifrig arbeiten, wie er will, Gott würde sein Wirken nicht anerkennen, wenn diese Kräfte untätig blieben, denn es könnte nicht zum Besten der Gemeinde dienen. Ein Diener Christi, der die ernste Botschaft Gottes an das Volk trägt, sollte immer gerecht handeln, Barmherzigkeit lieben und demütig vor Gott wandeln. Mit dem Geist Christi im Herzen wird er seine ganze Kraft einsetzen, um die Schafe seiner Weide zu ernähren und zu behüten gleich einem treuen und wahren Hirten. Liebe ist die goldene Kette, die gläubige Herzen untereinander mit freiwilligen Banden der Freundschaft und Treue verbindet und die Seele an Gott fesselt. Unter Brüdern besteht zu wenig Liebe, Erbarmen und mitfühlende Fürsorge. Die Diener Christi sind zu kalt und herzlos. Ihre Herzen erglühen nicht in gütigem Erbarmen und ernster Liebe. Die reinste und höchste Hingabe an Gott zeigt sich in dem aufopferungsvollen Bemühen, Menschen für Christum zu gewinnen. Mangelnder Glaube, fehlende Hoffnung und Liebe sind die Ursachen, warum Prediger, die die gegenwärtige Wahrheit verkündigen, nur wenig Erfolg haben. Wir alle begegnen Mühen und Kämpfen und haben Entsagungen und verborgene Prüfungen des Herzens zu erdulden. Wegen unserer Sünden wird es Sorgen und Tränen geben und wegen unserer Unzulänglichkeiten ständige Kämpfe sowie Schlaflosigkeit, von Gewissensbissen und Schamgefühl nicht zu reden. Z3.199.3 Teilen

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Die Prediger des Kreuzes Christi sollten ihre Erfahrungen in diesen Dingen nicht vergessen, sondern immer daran denken, dass sie nur Menschen sind, dem Irrtum ausgesetzt und mit den gleichen Neigungen behaftet wie ihre Brüder. Wenn sie ihren Brüdern helfen wollen, müssen sie sich beharrlich darum bemühen, ihnen Gutes zu erweisen. Ihre Herzen müssen von Liebe und Mitleid erfüllt sein. Sie müssen ihren Brüdern nahe kommen und dort helfen, wo diese schwach sind und der Hilfe am meisten bedürfen. Die Prediger des Wortes Gottes müssen erst ihre eigenen harten, stolzen, ungläubigen Herzen demütigen, wenn sie ihre Brüder zur Demut führen wollen. Christus hat alles für uns getan, weil wir hilflos waren. Wir waren in Finsternis, Sünde und Hoffnungslosigkeit gebunden und konnten deshalb für uns selbst nichts tun. Wenn wir beständig glauben, hoffen und lieben, nähern wir uns mehr und mehr dem Zustand vollkommener Heiligkeit. Unsere Brüder empfinden das gleiche Mitleid heischende Bedürfnis nach Hilfe, das wir empfunden haben. Wir dürfen sie nicht unnötig tadeln, sondern uns durch die Liebe Christi gedrungen fühlen, sie überaus zart und mitfühlend zu behandeln. Wir sollten die Irrenden und von Gott Abgewichenen beweinen können. Die Seele ist von unendlichem Wert, der nur an dem Preis zu ermessen ist, der für ihre Erlösung bezahlt wurde. Golgatha! Golgatha! Golgatha! — das zeigt den wahren Wert einer Menschenseele. Z3.200.1 Teilen

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Wahre Frömmigkeit ist ein Grundsatz, der gehegt werden muss. Die göttliche Macht kann ein Werk für uns verrichten, das alle Systeme der Welt nicht zu tun vermögen. Die Vervollkommnung des christlichen Charakters hängt völlig von der Gnade und Kraft ab, die allein in Gott gefunden wird. Ohne die Macht der Gnade, die am Herzen wirkt und unsere Bemühungen unterstützt und unsere Arbeit heiligt, werden wir verfehlen, unsere eigene Seele und die Seelen anderer zu retten. System und Ordnung sind unbedingt erforderlich, aber niemand sollte den Eindruck gewinnen, dass diese das Werk tun können ohne die Gnade und Kraft Gottes, die am Verstand und am Herzen wirken. Ohne die Kraft Gottes, die zum Handeln anregt und ermutigt, blieben Herz und Fleisch von einer Runde Zeremonien unberührt, und unsere Pläne gelangten nicht zur Ausführung. Z3.201.1 Teilen

Bruder E. machte die Sabbatschule in Battle Creek zum Hauptgegenstand seines Interesses. Sie fesselte die Gemüter der Jugendlichen, während andere religiöse Pflichten vernachlässigt wurden. Nachdem die Sabbatschule beendet war, gingen oftmals der Sabbatschulleiter, einige Lehrer und eine gute Anzahl der Schüler nach Hause, um der Ruhe zu pflegen. Sie fühlten, dass ihre Aufgabe beendet war und dass sie keine weitere Pflicht hatten. Wenn die Glocke zum allgemeinen Gottesdienst rief und die Leute sich zum Gotteshaus begaben, begegneten sie einer großen Schar, die von der Sabbatschule nach Hause ging. Wie wichtig die Predigt auch war, so konnten viele derer, die an der Sabbatschule teilgenommen hatten, nicht dazu bewegt werden, der Unterweisung zu lauschen, die der Prediger über wichtige Themen der Bibel erteilte. Während viele der Kinder der Predigt fernblieben, konnten solche, die zugegen waren, keinen Nutzen aus dem gesprochenen Wort ziehen, weil sie es als zu ermüdend empfanden. Z3.201.2 Teilen

202

In unseren Sabbatschulen muss Disziplin und Ordnung herrschen. Kinder, die diese Schulen besuchen, sollten das gebotene Vorrecht schätzen. Es sollte von ihnen gefordert werden, sich den Regeln der Schule anzupassen. Die Eltern sind verpflichtet, darauf zu achten, dass ihre Kinder ihre Sabbatschullektionen lernen, und zwar noch gründlicher, wie die Lektionen für die Tagesschule. Wenn Eltern und Kinder dies nicht für notwendig halten, dann sollten die Kinder besser zu Hause bleiben, da die Sabbatschule sich in diesem Fall nicht als Segen erweisen wird. Eltern und Kinder sollten einträchtig mit dem Sabbatschulleiter und den Lehrern zusammenarbeiten und damit bezeugen, dass sie die Arbeit schätzen, die für sie getan wird. Die Eltern sollten größten Wert auf die religiöse Erziehung ihrer Kinder legen, dass sie eine gründlichere Erkenntnis der Schrift erlangen. Z3.202.1 Teilen

Es gibt viele Kinder, die Zeitmangel als Entschuldigung anführen, dass sie ihre Sabbatschullektionen nicht gelernt haben. Hätten sie Interesse an diesen Lektionen, würden sie bestimmt Zeit finden, sie zu lernen. Einige vergeuden ihre Zeit mit Vergnügen und Besuche machen, andere mit unnötigem Ausschmücken ihrer Kleidung, um dem Stolz und der Eitelkeit zu dienen. Die kostbaren Stunden, so verschwenderisch verbracht, sind Gottes Zeit, für die er sie zur Verantwortung ziehen wird. Die Stunden, die mit nutzloser Ausschmückung oder mit Vergnügungen und törichter Unterhaltung verbracht werden, kommen alle ins Gericht. Z3.202.2 Teilen

Die Angestellten im Verlag, die sich zur Wahrheit bekennen, sollten in ihrem Leben die Kraft der Wahrheit unter Beweis stellen und zeigen, dass sie aus Prinzip vorwärts und aufwärts vorangehen. Sie sollten ihr Leben und ihren Charakter nach dem vollkommenen Vorbild ausrichten. Wenn alle mit klarem Blick die gewaltigen Wirklichkeiten der Ewigkeit erfassen könnten, welch ein Schrecken der Verdammnis würde einige im Verlag ergreifen, die jetzt so gleichgültig dahinleben, obgleich wir der Ewigkeit so nahe sind. Viele Warnungen wurden erteilt und ihnen mit tiefstem Empfinden und unter ernstem Gebet nahe gelegt, und alles ist im Himmel getreulich niedergeschrieben, um den Fall eines jeden im letzten Gericht zu entscheiden. Christi unermüdliche Liebe ist allen nachgegangen, die mit seinem Werk im Verlag beschäftigt sind. Gott ließ ihnen Segnungen und Einladungen zuteil werden, doch hasst er die Sünden und die Untreue, die ihnen wie Aussatz ankleben. Die tiefen und feierlichen Wahrheiten, denen die Angestellten im Verlag lauschen durften, sollten ihre Zustimmung gefunden und sie veranlasst haben, das ihnen von Gott gesandte Licht hoch zu schätzen. Wandeln sie in diesem Licht, wird es ihr Leben mit dem Schmuck des Himmels, mit Reinheit und wahrer Gottseligkeit, verschönen und veredeln. Z3.202.3 Teilen

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Für jeden Angestellten im Verlag ist der Weg offen, sich von Herzen dem Werk Christi und der Seelenrettung zu weihen. Christus verließ den Himmel und des Vaters Schoß, um in eine freundlose, verlorene Welt zu kommen und jene zu retten, die sich retten lassen. Er trennte sich vom Vater und vertauschte die reine Gesellschaft der Engel mit jener der gefallenen, mit Sünde befleckten Menschheit. Mit Kummer und Erstaunen blickt Christus auf die Kälte, die Gleichgültigkeit und Nachlässigkeit, mit welcher seine bekenntlichen Nachfolger im Verlag das Licht und die Botschaften der Warnung und der Liebe, die er ihnen gesandt hat, aufnehmen. Christus hat das Brot und das Wasser des Lebens für alle bereitgestellt, die hungern und dürsten. Z3.203.1 Teilen

Der Herr fordert von allen im Verlag Beschäftigten, dass sie aus erhabenen Beweggründen arbeiten. In seinem eigenen Leben hat Christus ihnen ein Beispiel gegeben. Alle sollten mit Interesse, Hingabe und Glauben zur Rettung von Seelen wirken. Wenn alle im Verlag selbstlos arbeiten und die Heiligkeit des Werkes erfassen, wird Gottes Segen auf ihnen ruhen. Hätten alle froh und freudig ihre verschiedenen Lasten getragen, wären meinem Mann viel Kummer und Schwierigkeiten erspart geblieben, die ihn so schwer belastet haben. Z3.203.2 Teilen

204

Wie wenig ernste Gebete wurden im Glauben zu Gott empor gesandt um derer willen, die im Verlag arbeiteten, aber nicht völlig in der Wahrheit standen! Wer hat den Wert von Seelen gefühlt, für die Christus starb? Wer waren die Arbeiter im Weinberg des Herrn? Ich sah, wie betrübt die Engel über die läppische Leichtfertigkeit der bekenntlichen Nachfolger Christi waren, die im Verlag mit heiligen Dingen beschäftigt sind. Einige haben nicht mehr Empfinden für die Heiligkeit des Werkes, als wenn sie mit gewöhnlicher Arbeit beschäftigt wären. Gott ruft jetzt die fruchtlosen Hinderer des Landes auf, ihre Zuneigung und ihre Hoffnung auf ihn zu richten. Z3.204.1 Teilen

Der Herr wünscht von allen, die mit dem Verlagswerk verbunden sind, dass sie Wächter und Bürdenträger werden. Wenn sie nach Vergnügen trachten und keine Selbstverleugnung üben, sind sie eines Platzes im Verlag nicht würdig. Wenn die Arbeiter den Verlag betreten, sollten sie empfinden, dass es ein heiliger Ort ist, ein Ort, wo Gottes Werk in Veröffentlichung einer Wahrheit verrichtet wird, die das Schicksal von Seelen entscheidet. Dies wird nicht empfunden noch wahrgenommen, wie es der Fall sein sollte. Im Raum, wo die Schriftsetzer tätig sind, werden Unterhaltungen geführt, welche die Gedanken von der Arbeit ablenken. Der Verlag ist kein Ort, sich gegenseitig zu besuchen, kein Ort für Liebelei, Vergnügen oder Selbstsucht. Alle sollten fühlen, dass sie ein Werk für Gott verrichten. Er, der alle Beweggründe kennt, alle Herzen liest, prüft, erprobt und sichtet sein Volk, besonders diejenigen, die Licht und Erkenntnis besitzen und in seinem heiligen Werk angestellt sind. Gott erforscht die Herzen und hält die Zügel in seiner Hand. Er wird nichts weniger annehmen als völlige Hingabe an das Werk und Weihe an Gott. Alle Angestellten im Verlag sollten ihre täglichen Pflichten tun als in Gottes Gegenwart. Sie dürfen sich nicht zufrieden geben, nur eben genug zu tun, um die Arbeitszeit auszufüllen und ihr Gehalt zu empfangen. Jeder sollte dort arbeiten, wo er am besten helfen kann. Während der Abwesenheit von Bruder White arbeiten einige getreulich. Es gibt jedoch auch Augendiener. Wenn alle im Verlag, die sich als Christi Nachfolger bekennen, treu ihren Pflichten nachgekommen wären, würde eine große Veränderung zum Guten stattgefunden haben. Junge Männer und Frauen haben zuviel Zeit in gegenseitiger Gesellschaft zugebracht, haben geredet, gescherzt und gelacht und die Engel Gottes aus dem Verlag vertrieben. Z3.204.2 Teilen

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Markus Lichtenstein war ein gottesfürchtiger junger Mann. Aber er bemerkte so wenig von wahrem religiösem Grundsatz in der Gemeinde und unter den Arbeitern im Verlag, dass er verwirrt, bekümmert und angewidert wurde. Er strauchelte über den Mangel an Gewissenhaftigkeit in der Sabbatbeobachtung vonseiten solcher, die vorgaben, die Gebote zu halten. Markus schätzte die Arbeit im Verlagswerk hoch ein. Aber die Eitelkeit, der Leichtsinn und der Mangel an Grundsatz stießen ihn ab. Gott hatte ihn erweckt und in seiner Vorsehung mit seinem Werk im Verlag verbunden. Doch einige der Angestellten dort verstanden so wenig von Gottes Absichten und dem göttlichen Willen, dass sie der Bekehrung von Markus, der ein Jude war, keinerlei Bedeutung beimaßen. Sein Wort fand keine Würdigung. Ihn schmerzte oftmals das Verhalten von F. und andern im Verlag. Wenn er versuchte, sie zu ermahnen, wurden seine Worte mit Verachtung aufgenommen, dass er es gewagt hatte, sie zu belehren. Seine fehlerhafte Sprache veranlasste einige zu Spott und Belustigung. Z3.205.1 Teilen

Markus war über den Fall von F. sehr betrübt, wusste aber nicht, wie er ihm helfen könnte. Markus würde den Verlag nie verlassen haben, wenn die jungen Männer ihrem Bekenntnis treu gewesen wären. Wenn er am Glauben Schiffbruch erleidet, wird sein Blut mit Sicherheit an den Kleidern der jungen Leute gefunden werden, die sich zwar zu Christo bekennen, die aber durch ihre Werke, ihre Worte und ihr Verhalten deutlich zeigen, dass sie nicht Christo, sondern der Welt angehören. Dieser bedauernswerte Zustand der Nachlässigkeit, der Gleichgültigkeit und Untreue muss beendet werden. Eine gründliche und dauerhafte Veränderung muss in der Verlagsanstalt stattfinden, oder jene, die so viel Erkenntnis und so große Vorteile besitzen, müssen entlassen und von andern ersetzt werden, selbst wenn sie Ungläubige sind. Selbstbetrug ist eine schreckliche Sache. Der Engel sagte, indem er auf die Angestellten im Verlag hinwies: „Es sei denn eure Gerechtigkeit besser denn der Schriftgelehrten und Pharisäer, so werdet ihr nicht in das Himmelreich kommen.“ Matthäus 5,20. Ein Bekenntnis genügt nicht. Es muss ein inneres Werk an der Seele geschehen und im Leben durchgeführt werden. Z3.205.2 Teilen

206

Die Liebe Christi reicht bis in die Tiefen irdischen Elends und Wehs hinab, oder sie könnte nicht dem Fall des ärgsten Sünders begegnen. Sie reicht auch bis zum Thron des Ewigen, oder der Mensch könnte nicht aus seinem herabgewürdigten Zustand emporgehoben und unserer Bedürftigkeit würde nicht abgeholfen und unsere Wünsche nicht befriedigt werden. Christus hat den Weg von der Erde zum Himmel geebnet. Er ist das Bindeglied zwischen beiden Welten. Er bringt die Liebe und Herablassung Gottes zum Menschen, und durch seine Verdienste versöhnt er den Menschen mit Gott. Christus ist der Weg, die Wahrheit und das Leben. Es ist harte Arbeit, Schritt für Schritt, schmerzhaft und langsam, vorwärts und aufwärts dem Pfad der Reinheit und Heiligkeit zu folgen. Aber Christus hat reichlich Vorsorge getroffen, zu jedem Schritt im göttlichen Leben neue Kraft und göttliche Stärke zu verleihen. Dies ist die Erkenntnis und Erfahrung, die alle im Verlag benötigen und haben müssen, oder sie bringen täglich neue Schande über Christi Werk. Z3.206.1 Teilen

Bruder G. begeht einen Fehler in seinem Leben. Er schätzt sich selbst zu hoch ein. Er hat noch nicht begonnen, den Weg zu beschreiten, der zum Erfolg im Leben führt. Er arbeitet am Dach, während das Fundament nicht recht gelegt ist. Das Fundament muss unter der Erde fest gegründet werden, dann kann das Gebäude entstehen. Er braucht eine Erziehung und Erfahrung in den täglichen Lebenspflichten, die wissenschaftliche Fächer ihm nicht geben können. Seine ganze Ausbildung wird ihm nicht die körperliche Übung verschaffen, die er braucht, um den Härten des Lebens begegnen zu können. Z3.206.2 Teilen

Nach dem, was mir vorgeführt wurde, sollte eine sorgfältige Auswahl getroffen werden, wenn man Helfer im Verlag einstellt. Junge, unerfahrene und ungeheiligte Personen sind nicht dazu geeignet, denn sie sind dort Versuchungen ausgesetzt und haben keine gefestigten Charaktere. Die bereits einen festen Charakter und Grundsätze gebildet haben und die göttliche Wahrheit im Herzen tragen, werden nicht eine fortwährende Quelle für Sorge und Unruhe sein, sondern eher eine Hilfe und ein Segen. Die Verlagsanstalt ist genugsam imstande, gute Arbeiter zu finden, die Befähigung und Grundsatz besitzen, und die Gemeinde ihrerseits sollte sich an denen, die im Verlag arbeiten und ihr Handwerk lernen wollen, nicht bereichern. Es gibt Berufe, wo man bessere Gehälter beziehen kann als im Verlag, aber es kann nie eine wichtigere, ehrenhaftere und erhabenere Stellung gefunden werden als im Werke Gottes im Verlag. Diejenigen, die treu und selbstlos arbeiten, werden Lohn empfangen. Für sie ist eine herrliche Krone bereitet, im Vergleich welcher alle irdischen Ehren und Vergnügen nur Staub und Asche in der Waagschale sind. Besonderen Segen werden jene empfangen, die Gott darin dienten, getreulich über das geistliche Wohl anderer im Verlag zu wachen. Finanzielle und zeitliche Belange sind im Vergleich dazu völlig unbedeutend. In der einen Waagschale ist Gold dem Staube gleich; in der andern ist eine menschliche Seele so schwerwiegend, dass Ehre, Reichtum und Herrlichkeit vom Sohne Gottes geopfert wurden, um sie aus der Knechtschaft der Sünde und Hoffnungslosigkeit zu erlösen. Jede Seele ist von unschätzbarem Wert und fordert die größte Aufmerksamkeit. Jeder Mann in diesem Verlag, der Gott fürchtet, soll alle kindischen und eitlen Dinge ablegen und mit wahrem sittlichen Mut in der Würde seiner Männlichkeit dastehen, jede niedrige Vertraulichkeit meiden, und doch mit den Banden christlichen Interesses und der Liebe mit andern verbunden sein. Herzen verlangen nach Mitgefühl und Liebe und werden dadurch ebenso erfrischt und gestärkt wie die Blumen durch Regen und Sonnenschein. Z3.206.3 Teilen

207

Die Bibel soll jeden Tag gelesen werden. Ein Leben der Religion und der Hingabe an Gott ist der beste Schutz für junge Leute, die durch ihre Verbindungen während ihrer Schulung Versuchungen ausgesetzt sind. Das Wort Gottes setzt den korrekten Maßstab für richtig und falsch und sittliches Verhalten. Ein unbeweglicher Grundsatz der Wahrheit ist der einzige Schutzwall für die Jugend. Eine feste Absicht und ein resoluter Wille wird so manche Tür der Versuchung und des Einflusses schließen, die der Aufrechterhaltung eines christlichen Charakters im Wege stehen. Ein schwacher, wankelmütiger Geist, in der Kindheit und Jugendzeit gehegt, wird im Leben ständig Mühe und Kampf verursachen, weil die Entscheidungskraft und fester Grundsatz fehlen. Solche werden immer gehemmt sein, Erfolg in diesem Leben zu haben und in Gefahr stehen, auch das zukünftige zu verlieren. Es ist immer sicher, für das Rechte einzustehen. Der erste Gedanke sollte sein, Gott zu ehren, und der zweite, ehrlich den Menschen gegenüber zu sein und treu die Pflichten zu erfüllen, die jeder Tag mit sich bringt, seinen Prüfungen zu begegnen und die Lasten mit Entschlossenheit und tapferem Herzen zu tragen. Ernste und unermüdliche Anstrengung, vereint mit entschlossener Absicht und völligem Vertrauen in Gott, wird in jeder Notlage hilfreich sein, wird zu einem nützlichen Leben in dieser Welt verhelfen und tauglich fürs ewige Leben machen. Z3.207.1 Teilen

208

Die Pflicht ist die Zwillingsschwester der Liebe. Beide gehören zusammen. Kinder werden halsstarrig, eigenwillig, verstockt, egoistisch und ungehorsam, wenn man ihnen nur Liebe entgegenbringt und dabei die Pflicht außer Acht lässt. Und wenn die strenge Pflicht ohne die mildernde und gewinnende Liebe für sich allein stehen muss, sehen wir ein ähnliches Resultat. Um Kinder richtig erziehen zu können, müssen Pflicht und Liebe zusammenwirken. Z3.208.1 Teilen

Schon im Alten Testament wurden den Priestern Richtlinien gegeben: „Sie sollen mein Volk lehren, dass sie wissen Unterschied zu halten zwischen Heiligem und Unheiligem und zwischen Reinem und Unreinem. Und wo eine Sache vor sie kommt, sollen sie stehen und richten und nach meinen Rechten sprechen.“ Hesekiel 44,23.24. „Wenn ich nun zu dem Gottlosen sage: Du Gottloser musst des Todes sterben! und du sagst ihm solches nicht, dass sich der Gottlose warnen lasse vor seinem Wesen, so wird wohl der Gottlose um seines gottlosen Wesens willen sterben; aber sein Blut will ich von deiner Hand fordern. Warnest du aber den Gottlosen vor seinem Wesen, dass er sich davon bekehre, und er will sich nicht von seinem Wesen bekehren, so wird er um seiner Sünde willen sterben, und du hast deine Seele errettet.“ Hesekiel 33,8.9. Z3.208.2 Teilen

209

Hier ist die Pflicht der Diener Gottes deutlich herausgestellt. Sie können von der gewissenhaften Erfüllung ihrer Pflicht, die Sünden und das Unrecht des Volkes Gottes zu tadeln, nicht entschuldigt werden, obgleich dies ein unerfreulicher Auftrag ist, dessen Spruch der Schuldige nicht gerade mit Wohlgefallen empfangen wird. In den meisten Fällen würde jedoch der Zurechtgewiesene den Tadel beachten und die Warnung annehmen, wenn nicht andere Menschen dazwischenträten. Diese ergreifen Partei für den Zurechtgewiesenen, bedauern ihn und meinen, sie müssten ihn verteidigen. Sie erkennen nicht, dass der Herr dem Übeltäter zürnt, weil das Werk Gottes geschädigt und sein Name geschmäht wurde. Durch den falschen Weg, den der Schuldige einschlug, wurden Menschen der Wahrheit entfremdet und erlitten Schiffbruch am Glauben. Der Diener Gottes aber, dessen Durchblick und Urteilsfähigkeit durch ungute Einflüsse getrübt sind, schlägt sich gern auf die Seite des Missetäters, der erheblichen Schaden angerichtet hat, statt auf die Seite der Menschen, die Unrecht und Sünde tadeln. Handelt er in dieser Weise, spricht er zu dem Sünder: „Beunruhige dich nicht, und sei nicht niedergeschlagen; im großen Ganzen hast du doch recht!“ Wer aber so spricht, sagt damit nichts anderes als: „Es ist gut um dich bestellt.“ Z3.209.1 Teilen

Gott fordert von seinen Dienern, dass sie im Licht wandeln und ihre Augen nicht vor dem Wirken Satans verschließen. Sie sollten vorbereitet sein, die durch Satans Arglist Gefährdeten zu warnen und zu tadeln. Satan arbeitet mit allen Mitteln, um Vorteile zu gewinnen. Er ruht nicht und verfolgt zäh sein Ziel. In seinem Kampf gegen die Wahrheit und die Interessen des Reiches Gottes handelt er sehr aufmerksam und geschickt, um aus jeder Situation Nutzen zu ziehen und sie zu seinen Gunsten zu wenden. Es ist eine beklagenswerte Tatsache, dass sich Gottes Diener der Tücken Satans nicht halb so bewusst sind, wie es notwendig wäre. Statt dem Teufel zu widerstehen und seinem Einfluss zu entfliehen, neigen viele Menschen dazu, mit den Mächten der Finsternis einen Kompromiss zu schließen. Z3.209.2 Teilen

210

Es gibt ernste Bedenken dagegen, die Schule in Battle Creek zu eröffnen. Die Gemeinde ist groß, und es gehören viele Jugendliche dazu. Wäre der Einfluss, den ein Gemeindeglied über das andere hat, erhabenen Charakters, würde er zu Reinheit und Hingabe an Gott führen, dann könnten die jungen Leute, die nach Battle Creek kommen, dort größere Vorteile haben, als wenn die Schule anderswo wäre. Sind aber die Einflüsse, die in Battle Creek vorherrschen, in Zukunft das, was sie seit einigen Jahren sind, dann möchte ich die Eltern warnen, ihre Kinder von Battle Creek fernzuhalten. Es gibt nur wenige in der großen Gemeinde, deren Einfluss beständig Seelen zu Christo zieht. Leider gibt es dort viele, die durch ihr Beispiel die Jugend von Gott hinwegführen und die Liebe zur Welt ermutigen. Z3.210.1 Teilen

Viele in Battle Creek sind sich ihrer hohen Verantwortung nicht bewusst. Diejenigen, die praktische Religion besitzen, werden ihre Wesensart unter allen Umständen beibehalten. Sie werden nicht wie ein wankendes Rohr im Wind sein. Familien, die weit entfernt wohnen, denken, sie würden sehr begünstigt sein, könnten sie nur das Vorrecht haben, in Battle Creek zu wohnen, unter einer starken Gemeinde, wo ihre Kinder den Nutzen der Sabbatschule und der Versammlungen genießen könnten. Einige unserer Geschwister haben in der Vergangenheit Opfer gebracht, damit ihre Kinder dort leben können. In den allermeisten Fällen wurden sie enttäuscht. Es gab nur sehr wenige in der Gemeinde, die selbstloses Interesse an diesen Jugendlichen bekundeten. Die Gemeinde im Allgemeinen verhielt sich Fremden gegenüber, die ihrer Hilfe am meisten bedurften, pharisäerhaft. Einige der Jugendlichen in der Gemeinde, die angeblich Gott dienten, aber das Vergnügen und die Welt mehr liebten, standen bereit, Freundschaft mit den fremden Jugendlichen zu schließen, die zu ihnen gekommen waren. Sie übten einen starken Einfluss auf sie aus und führten sie der Welt zu anstatt näher zu Gott. Wenn diese jungen Leute nach Hause zurückkehren, sind sie weiter von der Wahrheit entfernt als zurzeit, da sie nach Battle Creek gingen. Z3.210.2 Teilen

211

In der Zentrale des Werkes werden Männer und Frauen benötigt, die wahre Väter und Mütter in Israel sind, die ein weites Herz haben und sich nicht nur um sich und die Ihren kümmern. Sie sollten Herzen haben, die in Liebe zur Jugend erglühen, ganz gleich, ob es sich um Glieder der eigenen Familie handelt oder um die Kinder ihrer Nachbarn. Sie sind Glieder der großen Gottesfamilie, denn Christus war so um sie besorgt, dass er jedes Opfer brachte, das ihm nur möglich war, um sie zu retten. Er verließ seine Herrlichkeit, seine Ehrenstellung, seinen königlichen Thron, legte seine königlichen Gewänder ab und wurde arm, damit die Menschen durch seine Armut reich werden konnten. Schließlich starb er eines grausamen Todes, um sie aus hoffnungslosem Elend zu befreien. Dieses Beispiel selbstloser Wohltätigkeit hat Christus uns hinterlassen, damit wir es nachahmen sollen. Z3.211.1 Teilen

In Gottes besonderer Vorsehung wurden viele jungen Leute und auch solche in fortgeschrittenem Alter der Gemeinde in Battle Creek anvertraut. Ihnen sollten sie das große Licht bringen, mit dem sie selbst gesegnet sind, damit sie durch ihre selbstlosen Bemühungen das kostbare Vorrecht benutzen möchten, Seelen zu Christo und zur Wahrheit zu führen. Christus beauftragt seine Engel, denen zu dienen, die unter den Einfluss der Wahrheit kommen, ihre Herzen zu besänftigen und sie für den Einfluss seiner Wahrheit empfänglich zu machen. Während Gott und seine Engel ihr Werk tun, scheinen die bekenntlichen Nachfolger Christi ganz gleichgültig zu sein. Sie arbeiten nicht mit Christo und den heiligen Engeln zusammen. Obgleich sie bekennen, Diener Gottes zu sein, folgen sie ihren eigenen Belangen und Vergnügungen, während Seelen um sie her verloren gehen. Diese Seelen können wirklich sagen: „Niemand kümmert sich um meine Seele.“ Die Gemeinde hat versäumt, die Vorrechte und Segnungen in ihrer Reichweite auszukaufen. Durch ihr Pflichtversäumnis haben sie goldene Gelegenheiten ungenutzt gelassen, Seelen für Christum zu gewinnen. Z3.211.2 Teilen

212

Ungläubige haben monatelang unter ihnen gelebt, und sie haben keine besonderen Anstrengungen gemacht, sie zu retten. Wie wird der Meister solche Diener betrachten? Die Ungläubigen würden auf Bemühungen ihrethalben reagiert haben, wenn die Geschwister nach ihrem hohen Bekenntnis gelebt hätten. Wenn sie nach einer Gelegenheit Ausschau gehalten hätten, Arbeit für den Meister zu tun, um sein Werk zu fördern, würden sie diesen Menschen mit Freundlichkeit und Liebe begegnet sein. Sie hätten eine Gelegenheit gesucht, mit ihnen und für sie zu beten. Sie würden eine feierliche Verpflichtung gefühlt haben, ihnen ihren Glauben durch ihre Werke, durch Wort und Beispiel zu zeigen. Durch ihre Mithilfe hätten diese Seelen vielleicht gerettet werden können, um als Sterne in ihren Kronen zu glänzen. In vielen Fällen ging die goldene Gelegenheit vorüber, um nie wieder zurückzukehren. Die Seelen, die am Scheideweg standen, haben ihre Entscheidung getroffen und ihre Stellung in den Reihen des Feindes eingenommen. Sie sind Feinde Gottes und der Wahrheit geworden. Und der Bericht über die Untreue der bekenntlichen Nachfolger Christi wurde gen Himmel getragen. Z3.212.1 Teilen

Es wurde mir gezeigt, dass die jungen Leute in Battle Creek einen starken Einfluss zum Guten über ihre jungen Gefährten hätten ausüben können, wenn sie treu zu ihrem Bekenntnis gestanden hätten. Aber sehr viele der Jugendlichen in Battle Creek bedürfen einer christlichen Erfahrung. Sie kennen Gott nicht durch persönlichen Umgang. Ihnen fehlt eine lebendige Erfahrung im christlichen Leben, und sie werden mit den Ungläubigen umkommen, wenn sie diese Erfahrung nicht erlangen. Die Jugendlichen mit dieser Gesinnung folgen lieber ihren Neigungen als der Pflicht. Einige sind nicht bemüht, sich von Grundsätzen beherrschen zu lassen. Sie ringen nicht danach, zur schmalen Pforte einzugehen, zitternd vor Furcht, dass sie es versäumen könnten. Sie sind selbstvertrauend, ruhmredig, stolz, ungehorsam, undankbar und unheilig. Gerade diese Klasse führt Seelen auf den breiten Weg ins Verderben. Wenn Christus nicht in ihnen wohnt, können sie ihn in ihrem Leben und Charakter nicht darstellen. Z3.212.2 Teilen

213

Die Gemeinde in Battle Creek hat großes Licht empfangen. Sie als Volk wurden von Gott besonders begünstigt. Sie wurden nicht in Unwissenheit darüber gelassen, was Gottes Wille für sie ist. Sie könnten viel weiter fortgeschritten sein, wenn sie nach ihrer Erkenntnis gelebt hätten. Sie sind nicht jenes abgesonderte, von der Welt getrennte und heilige Volk, wie es ihr Glaube fordert, und welches Gott als Kinder des Lichts anerkennt. Sie sind nicht so gehorsam und hingebungsvoll, wie ihre erhabene Stellung und ihre heilige Verpflichtung als Kinder des Lichts es von ihnen verlangt. Die feierlichste Gnadenbotschaft, die der Welt je gebracht wurde, ist ihnen anvertraut. Der Herr hat diese Gemeinde zur Bewahrerin seiner Gebote gemacht wie keine andere Gemeinde. Gott erwies ihnen nicht seine besondere Gunst, indem er ihnen seine heilige Wahrheit anvertraute, damit ausschließlich sie selbst Nutzen aus dem Licht zögen. Er ließ ihnen das Licht scheinen, damit sie es andern mitteilen sollten, und damit es durch jene, welche die Wahrheit annehmen und Gott verherrlichen, auf ihn zurückstrahle. Viele in Battle Creek werden am Tage Gottes für dies sündige Pflichtversäumnis zur Rechenschaft gezogen werden. Z3.213.1 Teilen

Viele von denjenigen, die sich in Battle Creek zur Wahrheit bekennen, verleugnen ihren Glauben durch ihre Werke. Sie sind ebenso ungläubig, ebenso unwillig, Gottes Forderungen zu erfüllen und nach ihrem Glaubensbekenntnis zu leben, wie es die jüdische Kirche zurzeit des ersten Kommens Christi war. Würde Christus unter ihnen erscheinen, ihre Selbstsucht, ihren Stolz und ihre Freundschaft mit der Welt rügen und tadeln, wie er es bei seiner ersten Ankunft tat, wären nur wenige bereit, ihn als den Herrn der Herrlichkeit anzuerkennen. Was er bezüglich der Vernachlässigung ihrer Pflicht zu ihnen sagen würde, würden sie nicht annehmen, sondern zu ihm sagen: „Da bist du völlig im Irrtum. Wir haben dies und das Gute getan, dieses und jenes wunderbare Werk vollbracht. Wir sind berechtigt, für unsere guten Werke eine hohe Stellung einzunehmen.“ Z3.213.2 Teilen

Die Juden gerieten nicht plötzlich in Finsternis. Es geschah allmählich, bis sie die Gabe Gottes in der Sendung seines Sohnes nicht mehr erkennen konnten. Die Gemeinde in Battle Creek hat überragende Vorteile genossen, und sie wird nach der Erkenntnis und den Vorrechten, die sie hatte, gerichtet werden. Ihre Unzulänglichkeit, ihr Unglaube, ihre Herzenshärtigkeit und ihre Nachlässigkeit, das Licht zu pflegen und ihm zu folgen, ist nicht geringer als jene der bevorzugten Juden, die die Segnungen, die sie hätten annehmen können, verwarfen, und den Sohn Gottes kreuzigten. Die Juden sind bis zum heutigen Tag für die Welt ein Gegenstand des Erstaunens und der Schande. Z3.213.3 Teilen

214

Die Gemeinde in Battle Creek ist Kapernaum gleich, das wegen des ihm gewährten Lichts und der Vorzüge von Christus als bis zum Himmel erhoben dargestellt wird. Wäre das Licht und die Vorrechte, womit sie gesegnet worden waren, Sodom und Gomorra zuteil geworden, möchten sie noch heute existieren. Wären das Licht und die Erkenntnis, deren sich die Gemeinde in Battle Creek erfreute, den Völkern gegeben worden, die sich in Dunkelheit befinden, wären sie jener Gemeinde vielleicht weit voraus. Z3.214.1 Teilen

Die Gemeinde Laodizea glaubte und erfreute sich der Segnungen des Evangeliums und dachte, sie sei reich und stände in Gottes Gunst, während der treue Zeuge sie als elend, jämmerlich, arm, blind und bloß bezeichnete. So steht es mit der Gemeinde in Battle Creek und einem Großteil derer, die sich als das Volk bezeichnen, das Gottes Gebote hält. Der Herr sieht nicht, wie Menschen sehen. Seine Gedanken und Wege sind nicht unsere Wege. Z3.214.2 Teilen

Das Wort und das Gesetz Gottes, ins Herz geschrieben und in einem geweihten, heiligen Leben zur Ausführung gebracht, übt einen machtvollen Einfluss aus, die Welt zu überzeugen. Geiz, welcher Abgötterei ist, Neid und Liebe zur Welt werden aus den Herzen derer verbannt, die Christo gehorchen, und es wird ihnen ein Vergnügen sein, gerecht zu handeln, Barmherzigkeit zu lieben und demütig vor Gott zu wandeln. Oh, wie viel schließt das ein, demütig vor Gott zu wandeln! Gottes Gesetz, ins Herz geschrieben, wird die Gedanken und den Willen dem Gehorsam Christi untertänig machen. Z3.214.3 Teilen

Unser Glaube ist etwas Besonderes. Viele, die sich dazu bekennen, unter der letzten Gnadenbotschaft zu leben, sind in ihren Neigungen nicht von der Welt getrennt. Sie beugen sich vor der Freundschaft der Welt und opfern Erkenntnis und Grundsatz, um sich ihre Gunst zu sichern. Der Apostel beschreibt das von Gott begünstigte Volk mit folgenden Worten: „Ihr aber seid das auserwählte Geschlecht, das königliche Priestertum, das heilige Volk, das Volk des Eigentums, dass ihr verkündigen sollt die Tugenden des, der euch berufen hat von der Finsternis zu seinem wunderbaren Licht.“ 1.Petrus 2,9. Z3.214.4 Teilen

215

Am 10. Dezember 1871 wurde mir gezeigt, dass Gott ein großes Werk durch die Wahrheit ausrichten will, wenn ergebene, aufopfernde Männer sich rückhaltlos dem Werke hingeben, um sie denen, die in der Finsternis sind, vorzuführen. Alle, die eine Erkenntnis der köstlichen Wahrheit besitzen und Gott geweiht sind, sollten die Wahrheit verkündigen, wo sich nur irgendeine Gelegenheit bietet. Gottes Engel arbeiten an den Herzen und Gewissen der Angehörigen anderer Nationen. Aufrichtige Seelen sind beunruhigt, wenn sie die Zeichen der Zeit an dem unsicheren Zustand der Nationen erkennen. Die Frage steigt in ihrem Herzen auf: Wo wird das alles noch enden? Während Gott und die Engel an der Arbeit sind, Herzen zu bewegen, scheinen Christi Diener zu schlafen. Nur wenige wirken in Gemeinschaft mit den himmlischen Boten. Alle Männer und Frauen, die im wahrsten Sinne des Wortes Christen sind, sollten Arbeiter im Weinberg des Herrn sein. Sie sollten völlig wach sein, eifrig für die Rettung ihrer Mitmenschen wirken und dem Beispiel folgen, das der Heiland der Welt ihnen in seinem Leben der Selbstverleugnung, Aufopferung und treuer, ernster Arbeit gegeben hat. Z3.215.1 Teilen

Unter den Adventisten, welche den Sabbat halten, bekundet sich nur wenig Missionsgeist. Wären Prediger und Volk genügend erweckt, dann würden sie nicht in solcher Gleichgültigkeit verharren. Gott hat sie so geehrt, dass er sie zu Verwaltern seines Gesetzes gemacht und es in ihren Sinn eingeprägt und in ihr Herz geschrieben hat. Diese Wahrheiten von größter Wichtigkeit sollen die Welt prüfen, und doch gibt es in unserem eigenen Land noch Städte, Ortschaften und Dörfer, die niemals die Warnungsbotschaft vernommen haben. Wohl sind durch die Aufrufe zur Hilfe in der Förderung des Werkes Gottes junge Männer bewegt worden, einige Schritte vorwärtszugehen, aber sie fühlen die Last des Werkes nicht genügend, um das auszuführen, was sie tun könnten. Sie sind nur bereit, eine kleine Arbeit zu verrichten, die keine besondere Anstrengung erfordert. Deshalb lernen sie nicht, sich vollständig auf Gott zu verlassen und in lebendigem Glauben von der reichen Quelle des Lichts und der Kraft zu schöpfen, damit ihre Bemühungen ganz erfolgreich sein möchten. Z3.215.2 Teilen

216

Diejenigen, die glauben, dass sie ein Werk für den Meister zu tun haben, sollten mit ihrer Arbeit nicht unter den Gemeinden anfangen, sondern in neue Felder gehen und ihre Gaben dort erproben. Auf diese Weise können sie sich selbst prüfen und nach ihrer eigenen Überzeugung entscheiden, ob Gott sie wirklich zu diesem Werk berufen hat. Sie werden die Notwendigkeit fühlen, im Worte Gottes zu forschen und ernstlich um himmlische Weisheit und göttliche Hilfe zu beten. Durch das Zusammentreffen mit Gegnern, die Einwände gegen die wichtigen Punkte unseres Glaubens erheben, werden sie sich sehr wertvolle Erfahrungen sammeln. Sie werden ihre Schwachheit fühlen und zu dem Wort Gottes und zum Gebet getrieben werden. Indem sie auf diese Weise ihre Gaben anwenden, werden sie lernen und Fortschritte machen, werden Vertrauen, Mut und Glauben gewinnen und mit der Zeit reich an Erfahrungen sein. Z3.216.1 Teilen

Die Brüder H. fingen dieses Werk richtig an. Sie arbeiteten nicht in den Gemeinden, sondern in neuen Feldern. Sie begannen in Demut, waren klein in ihren eigenen Augen und fühlten die Notwendigkeit, sich ganz auf Gott zu verlassen. Diese Brüder, besonders AH, sind jetzt in Gefahr, selbstgenügsam zu werden. Wenn er mit Gegnern debattierte und die Wahrheit den Sieg errang, begann er, sich stark zu fühlen. Sobald er über die Einfachheit des Werkes hinausgeht, wird seine Arbeit der kostbaren Sache Gottes keinen Nutzen bringen. Er sollte die Neigung zu Debatten nicht nähren, sondern letztere, wenn irgend möglich, vermeiden. Streit mit den Mächten der Finsternis in Debatten erzielt selten die besten Resultate zur Förderung der gegenwärtigen Wahrheit. Z3.216.2 Teilen

217

Wenn junge Männer, die in diesem Werke zu arbeiten beginnen, den wahren Missionsgeist haben, werden sie den Beweis liefern, dass Gott sie wirklich berufen hat. Gehen sie aber nicht nach neuen Orten, sondern geben sich damit zufrieden, von einer Gemeinde zur andern zu gehen, so beweisen sie dadurch, dass sie keine Last für das Werk tragen. Unseren jungen Predigern mangelt das tiefere Verständnis. Ihr Eifer ist zu schwach. Wären die jungen Männer eifrig und dem Herrn ergeben, so würden sie jeden Augenblick ihrer Zeit auskaufen, um auf dem Missionsfeld lieber tüchtige Arbeiter als Wortstreiter zu werden. Z3.217.1 Teilen

Junge Leute sollten Fleiß daran wenden, mit fremden Sprachen vertraut zu werden, damit Gott sie gebrauchen kann, seine rettende Wahrheit anderen Nationen mitzuteilen. Selbst während sie für Sünder arbeiten, können sie sich Sprachkenntnisse erwerben. Wenn sie mit ihrer Zeit sparsam umgehen, können sie ihre Kenntnisse erweitern und sich zu größerer Brauchbarkeit heranbilden. Würden junge Schwestern, die nur geringe Verantwortlichkeit getragen haben, sich Gott weihen, so könnten sie fremde Sprachen erlernen und sich nützlich machen, indem sie sich dem Werk des Übersetzens widmen. Z3.217.2 Teilen

Unsere Literatur sollte in anderen Sprachen erscheinen, damit fremde Völker erreicht werden können. Viel kann vermittels der Presse geschehen, aber noch mehr kann ausgerichtet werden, wenn der Einfluss des lebendigen Predigers unser Schrifttum begleitet. Wir brauchen Missionare, um in andere Länder zu gehen und dort die Wahrheit in vorsichtiger und sorgfältiger Weise zu predigen. Das Werk der gegenwärtigen Wahrheit kann durch persönliche Bemühungen sehr ausgedehnt werden. Wenn die Arbeit mit Umsicht geschieht, kann der persönliche Umgang mehr dazu beitragen, Vorurteile zu entfernen als unsere Schriften allein tun können. Wer sich diesem Werke widmet, darf sich weder mit eigener Bequemlichkeit oder Neigung beraten, noch nach Volkstümlichkeit oder nach Ruhm und Ehre trachten. Z3.217.3 Teilen

218

Die Gemeinden werden viel mehr ermutigt und gestärkt werden, wenn sie junge Leute sehen, die Eifer besitzen, sich selbst heranzubilden, um ihre Arbeit auf Städte, Ortschaften und Dörfer, die noch nichts von der Wahrheit gehört haben, auszudehnen, oder wenn sie sich freiwillig als Missionare anbieten, um andern Völkern die Wahrheit zu bringen, als wenn sie für sich selbst die Arbeit junger, unerfahrener Männer beanspruchen. Sehen sie, dass die Herzen ihrer Prediger mit Liebe und Eifer für die Wahrheit glühen und von dem einen Wunsch beseelt sind, Seelen zu retten, so werden sie sich selbst aufmachen. Gewöhnlich besitzen sie selbst die Gaben und die Kraft, einander zu stärken, ein Segen zu sein und die Schafe und Lämmer in die Herde zu sammeln. Es tut ihnen Not, auf ihre eigenen Hilfsmittel angewiesen zu sein, damit alle Gaben, die nun brachliegen, zu tätigem Dienst erweckt werden. Z3.218.1 Teilen

Bei der Gründung von Gemeinden muss ihnen erklärt werden, dass gerade von ihnen Männer ausgehen müssen, um andern die Wahrheit zu bringen und neue Gemeinden aufzubauen. Deshalb müssen sie alle arbeiten und die ihnen von Gott gegebenen Talente aufs äußerste pflegen und ihren Verstand ausbilden, um im Dienste ihres Meisters zu wirken. Wenn diese Boten reinen Herzens und Wandels sind, wenn ihr Beispiel rechter Art ist, so wird ihr Wirken großen Erfolg haben; denn sie verfügen über eine erhabene Wahrheit, eine Wahrheit, die klar und zusammenhängend ist und überzeugende Beweise auf ihrer Seite hat. Gott steht ihnen zur Seite und die Engel Gottes unterstützen ihre Bemühungen. Z3.218.2 Teilen

Der Grund, warum so wenig von denen ausgerichtet wird, welche die Wahrheit predigen, liegt nicht allein darin, dass die Wahrheit, die sie bringen, nicht volkstümlich ist, sondern weil die Männer, welche die Botschaft tragen, nicht durch die Wahrheiten, die sie predigen, geheiligt sind. Der Heiland entzieht ihnen sein Wohlgefallen, und der Geist Gottes ruht nicht auf ihnen. Die Gegenwart und Kraft Gottes, Sünder zu überführen und sie von aller Ungerechtigkeit zu reinigen, offenbart sich nicht. Plötzliches Verderben steht den Menschen unmittelbar bevor, und doch wird versäumt, sie zu alarmieren. Ungeheiligte Prediger erschweren ungemein das Werk für solche, die nach ihnen die Arbeit übernehmen und auf denen die Last und der Geist des Werkes ruht. Z3.218.3 Teilen

219

Der Herr hat Männer anderer Sprachen bewegt und sie unter den Einfluss der Wahrheit gebracht, damit sie befähigt werden möchten, in seinem Werk zu arbeiten. Er hat sie in den Bereich des Verlagshauses gebracht, damit die dortigen Leiter, eingedenk der Bedürfnisse des Werkes, ihre Dienste annehmen möchten. Schriften in andern Sprachen sind notwendig, um Interesse und Nachfrage unter anderen Völkern zu wecken. Z3.219.1 Teilen

So arbeitete der Herr in besonderer Weise an dem Herzen von Markus Lichtenstein und lenkte die Schritte dieses jungen Mannes nach Battle Creek, damit er dort unter den Einfluss der Wahrheit gebracht und bekehrt würde, sich Erfahrung sammeln und mit dem Verlagshaus in Verbindung treten möchte. Seine Erziehung in der jüdischen Religion würde ihn befähigt haben, Literatur vorzubereiten. Seine Kenntnis des Hebräischen wäre für den Verlag eine Hilfe in der Herstellung von Schriften gewesen, durch welche man Zutritt zu einer Klasse erlangt hätte, die auf andere Weise nicht zu erreichen war. Gott gab dem Verlagshaus keine geringe Gabe in Markus. Sein Betragen und seine Gewissenhaftigkeit waren in Übereinstimmung mit den Grundsätzen der kostbaren Wahrheiten, die er anfing zu erkennen und zu schätzen. Z3.219.2 Teilen

Aber der Einfluss etlicher im Verlagshaus betrübte und entmutigte Markus. Jene jungen Männer, die ihn nicht schätzten, wie er es verdiente und deren christliches Leben in Widerspruch zu ihrem Bekenntnis stand, waren die Mittel, die Satan benutzte, um die von Gott verliehene Gabe wieder vom Werk zu trennen. Er ging verwirrt, betrübt und entmutigt von dannen. Personen, die jahrelange Erfahrung hatten und deren Herzen von der Liebe Christi hätten erfüllt sein sollen, waren so weit durch Selbstsucht, Stolz und Torheit von Gott entfernt, dass sie das besondere Werk nicht erkennen konnten, welches Gott tun wollte, indem er Markus in das Verlagshaus führte. Z3.219.3 Teilen

Wenn die dort beschäftigten Arbeiter wachsam und nicht geistig gelähmt gewesen wären, so würde Bruder J. längst mit dem Verlagswerk verbunden sein und hätte ein gutes, sehr notwendiges Werk tun können. Er hätte junge Leute, Männer und Frauen unterrichten können, die jetzt befähigt wären, Arbeiter in Missionsfeldern zu werden. Z3.219.4 Teilen

220

Fast zwei Drittel der im Werk Angestellten waren geistig tot, weil sie sich verkehrten Einflüssen hingaben. Sie befanden sich da, wo Gott sie nicht durch seinen Heiligen Geist beeinflussen konnte. Und oh, mein Herz schmerzt, wenn ich sehe, dass so viel Zeit vergangen ist und dass das große Werk, welches hätte getan werden können, unterblieb, weil Personen in wichtigen Stellungen nicht im Lichte wandelten. Satan stand bereit, die Männer im heiligen Amt zu bemitleiden und ihnen zuzuflüstern, dass Gott von ihnen nicht so viel Eifer und selbstloses, hingebendes Interesse fordere wie Br. White. Sie ließen sich sorglos in Satans bequemen Stuhl nieder, und der stets wachsame, ausdauernde Feind band sie mit Ketten der Finsternis, während sie glaubten, recht zu handeln. Satan wirkte zu ihrer Rechten und Linken und um sie her, und sie wussten es nicht. Sie nannten die Finsternis Licht und das Licht Finsternis. Z3.220.1 Teilen

Wenn die im Verlagshaus Angestellten wirklich mit dem heiligen Werk beschäftigt sind, der Welt die letzte feierliche Warnungsbotschaft zu geben, wie sorgfältig sollten sie sein, die Grundsätze der Wahrheit, mit der sie umgehen, auszuleben. Sie sollten reine Herzen und Hände haben. Z3.220.2 Teilen

Unsere Leute im Verlagswerk sind nicht wachsam gewesen, ihre Vorrechte auszunützen und sich alle Gaben und Einflüsse, die Gott für sie vorgesehen hat, zu sichern. Sie kommen fast alle darin zu kurz, die Wichtigkeit und Heiligkeit des Werkes zu erkennen. Stolz und Selbstsucht herrschen in sehr hohem Grade und die Engel Gottes fühlen sich nicht so zu dem Ort hingezogen, wie es der Fall sein würde, wenn die Herzen dort rein und in Verbindung mit Gott wären. Die Arbeiter dort haben es sich nicht klar gemacht, dass die Wahrheiten, die sie handhaben, himmlischen Ursprungs sind, dazu bestimmt, ein gewisses und besonderes Werk auszuführen, wie vor der Sintflut die Predigt Noahs. Wie letztere die Bewohner der Welt warnte und prüfte, ehe die Wasserfluten sie von der Erde vertilgten, so verrichtet die Wahrheit Gottes in diesen letzten Tagen ein ähnliches Werk der Warnung und der Prüfung für die Welt. Die Schriften, die von dem Verlagshaus hinausgehen, tragen das Siegel des Ewigen. Sie sollen über das ganze Land verbreitet werden und das Schicksal von Seelen entscheiden. Wir benötigen jetzt Leute, die übersetzen und unsere Schriften in anderen Sprachen fertig stellen können, so dass die Warnungsbotschaft zu allen Völkern gehen und sie durch das Licht der Wahrheit erproben kann, damit Männer und Frauen, wenn sie das Licht sehen, sich von der Übertretung des Gesetzes Gottes zum Gehorsam gegen dasselbe wenden können. Z3.220.3 Teilen

221

Es sollte jede Gelegenheit benutzt werden, die Wahrheit anderen Völkern mitzuteilen. Dies wird mit beträchtlichen Auslagen verbunden sein, aber dies sollte in keiner Weise die Ausführung des Werkes hindern. Mittel sind nur von Wert, wenn sie zur Förderung des Reiches Gottes verwandt werden. Der Herr hat den Menschen gerade zu diesem Zweck Mittel anvertraut, damit die Wahrheit zu ihren Mitmenschen gelangen kann. Ein großer Betrag überschüssiger Mittel befindet sich in den Reihen der Siebenten-Tags-Adventisten. Das selbstsüchtige Zurückhalten derselben vom Werke Gottes blendet ihre Augen gegen seine Wichtigkeit und macht es ihnen unmöglich, die Feierlichkeit der Zeit, in der wir leben, oder den Wert der ewigen Güter zu erkennen. Sie sehen Golgatha nicht in dem rechten Licht und können deshalb nicht den Wert der Seelen würdigen, für die Christus solch unendlichen Preis bezahlte. Z3.221.1 Teilen

Die Menschen werden ihre Mittel für das anlegen, was sie am höchsten schätzen und wodurch sie den größten Nutzen zu erzielen hoffen. Wenn sie viel riskieren und ihre Mittel in weltlichen Unternehmungen anlegen, aber nicht wagen, viel für Gottes Sache zu investieren, damit die Wahrheit zu ihren Mitmenschen dringe, so beweisen sie, dass sie ihre irdischen Güter höher schätzen als die himmlischen. Z3.221.2 Teilen

Würden die Menschen ihre irdischen Schätze auf den Altar Gottes legen und so eifrig sein, sich himmlische Güter zu sichern, wie sie nach den irdischen streben, so würden sie fröhlich und freudig ihre Mittel anwenden, wo sich eine Gelegenheit bietet, um Gutes zu tun und das Werk ihres Meisters zu fördern. Christus hat ihnen unfehlbare Beweise seiner Liebe und Treue gegeben und ihnen ein Mittel anvertraut, um ihre Treue gegen ihn zu prüfen und zu erproben. Er verließ den Himmel, seinen Reichtum und seine Ehre und wurde um ihretwillen arm, damit sie durch seine Armut reich werden möchten. Nach dieser großen Herablassung, um den Menschen zu retten, fordert Christus nicht weniger von ihm, als dass er sich selbst verleugne und die ihm verliehenen Mittel zur Rettung seiner Mitmenschen gebrauche. Dadurch wird er einen Beweis seiner Liebe für seinen Erlöser erbringen und zeigen, dass er die Erlösung, die ihm durch solch unendliches Opfer gebracht wurde, schätzt. Z3.221.3 Teilen

222

Jetzt ist es an der Zeit, die Mittel für Gott hinzugeben, reich zu sein an guten Werken, Schätze zu sammeln, uns selbst einen guten Grund aufs Zukünftige zu legen, dass wir das wahre Leben ergreifen. Eine für das Reich Gottes errettete Seele hat mehr Wert als alle irdischen Reichtümer. Wir sind Gott für die Seelen verantwortlich, mit denen wir in Berührung gebracht werden, und je enger unsere Verbindung mit unseren Mitmenschen ist, desto größer ist unsere Verantwortlichkeit. Wir sind eine große Bruderschaft und sollten dem Wohlergehen unserer Mitmenschen unsere volle Teilnahme widmen. Wir haben keinen einzigen Augenblick zu verlieren. Sind wir in dieser Sache sorglos gewesen, so ist es nun hohe Zeit, ernstlich die Zeit auszukaufen, sonst wird das Blut von Seelen an unseren Kleidern gefunden werden. Als Kinder Gottes müssen wir alle Anteil nehmen an dem großen Werk Christi, unsere Mitmenschen zu retten. Z3.222.1 Teilen

Es wird schwer sein, das Vorurteil zu besiegen und die Ungläubigen zu überzeugen, dass unsere Bemühungen, ihnen zu helfen, uneigennützig sind. Aber dies sollte unsere Arbeit nicht hindern. Es gibt keine Vorschrift im Worte Gottes, die uns sagt, dass wir nur denen Gutes tun sollen, die unsere Bemühungen schätzen und erwidern und nur diejenigen zu begünstigen, die uns dafür danken. Gott hat uns gesandt, in seinem Weinberg zu arbeiten. Es ist unsere Aufgabe, zu tun, was wir können. „Frühe säe deinen Samen und lass deine Hand des Abends nicht ab; denn du weißt nicht, ob dies oder das geraten wird.“ Prediger 11,6. Wir haben zu wenig Glauben. Wir beschränken den Heiligen Israels. Wir sollten dankbar sein, dass Gott sich herablässt, uns als seine Werkzeuge zu gebrauchen. Jedes ernste Gebet, welches im Glauben für irgend etwas empor gesandt wird, wird erhört werden. Die Antwort mag nicht gerade so kommen, wie wir sie erwarten, aber sie wird kommen — vielleicht nicht zu der von uns bestimmten Zeit, aber gerade dann, wenn wir ihrer am nötigsten bedürfen. Oh, wie sündhaft ist unser Unglaube! „So ihr in mir bleibet, und meine Worte in euch bleiben, werdet ihr bitten, was ihr wollt, und es wird euch widerfahren.“ Johannes 15,7. Z3.222.2 Teilen

223

Junge Männer, die in diesem Werk beschäftigt sind, sollten nicht zu sehr auf ihre eigenen Fähigkeiten vertrauen. Sie sind unerfahren und sollten Weisheit suchen bei denen, die schon lange Erfahrungen im Werk gesammelt haben und Gelegenheit hatten, Charaktere zu studieren. Z3.223.1 Teilen

Anstatt dass unsere Prediger unter den Gemeinden arbeiten, wünscht Gott, dass wir uns weit ausbreiten und unsere Missionsbestrebungen über ein so großes Gebiet erstrecken, wie wir mit Vorteil bearbeiten können, indem wir in alle Richtungen gehen und neue Gruppen bilden. Wir sollten den Herzen neuer Jünger die Wichtigkeit unserer Mission einprägen. Werden fähige Männer zur Wahrheit bekehrt, so sollten sie keine Arbeiter verlangen, um ihren schwachen Glauben lebendig zu erhalten, sondern vielmehr von der Notwendigkeit überzeugt werden, selbst im Weinberg zu arbeiten. Solange Gemeinden sich auf andere Arbeiter verlassen, um ihren Glauben zu stärken und sie zu ermutigen, werden sie nicht stark in sich selbst werden. Sie müssen belehrt werden, dass ihre Kraft im Verhältnis zu ihren persönlichen Anstrengungen zunehmen wird. Je genauer der neutestamentliche Plan betreffs der Missionsarbeit befolgt wird, desto erfolgreicher werden die gemachten Bemühungen sein. Z3.223.2 Teilen

Wir sollten in derselben Weise arbeiten, wie unser göttlicher Lehrer es tat und den Samen der Wahrheit mit Sorgfalt, Furcht und Selbstverleugnung säen. Wir müssen den Geist Christi besitzen, um nicht im Gutestun müde zu werden. Sein Leben war ein beständiges Opfer zum Besten anderer. Wir müssen seinem Beispiel folgen, müssen den Samen der Wahrheit säen und Gott vertrauen, dass er ihn zum Leben erwecke. Der köstliche Same mag einige Zeit ruhen; wenn aber die Gnade Gottes das Herz bewegt, dann wird der Same zum Leben erwachen, aufgehen und Frucht tragen zur Ehre Gottes. In diesem großen Werk sind Missionare nötig, die als Mitarbeiter Christi und der himmlischen Engel selbstlos, ernst und ausdauernd für das Heil ihrer Mitmenschen wirken. Z3.223.3 Teilen

224

Unsere Prediger sollten sich besonders vor Trägheit und Stolz hüten, welche leicht aus dem Bewusstsein entspringen können, die Wahrheit zu haben, sowie auch aus den starken Beweisen, denen unsere Gegner nicht entgegentreten können. Während die Wahrheiten, welche sie verwalten, mächtig genug sind, die stärksten Bollwerke der Mächte der Finsternis niederzureißen, ist Gefahr vorhanden, dass sie die persönliche Frömmigkeit, die Reinheit des Herzens und die vollständige Weihe zu Gott vernachlässigen. Sie sind in Gefahr, sich reich und gar satt zu dünken, während ihnen die wesentlichen Eigenschaften eines Christen fehlen. Sie mögen elend und jämmerlich, arm, blind und bloß sein und doch nicht die Notwendigkeit fühlen, täglich und stündlich im Gehorsam gegen Christum zu leben. Geistiger Hochmut verzehrt die Lebenskräfte der Religion. Um Demut zu bewahren, würde es gut sein, uns daran zu erinnern, wie wir in den Augen des heiligen Gottes erscheinen, der das Geheimste der Seele kennt, und wie wir unseren Mitmenschen erscheinen würden, wenn sie uns so kennen würden, wie Gott uns kennt. Damit wir demütig bleiben, werden wir angewiesen, unsere Fehler zu bekennen und solche Gelegenheiten zu benutzen, um unseren Stolz zu unterdrücken. Z3.224.1 Teilen

Die Prediger sollten körperliche Arbeit nicht vernachlässigen. Sie sollten versuchen, sich nützlich zu machen und dort eine Hilfe zu sein, wo sie von der Gastfreundschaft anderer abhängig sind. Sie sollten sich nicht bedienen lassen, sondern vielmehr die Lasten derer erleichtern, die solch große Achtung für den Dienst des Evangeliums haben, dass sie sich gern großen Unbequemlichkeiten aussetzen, um für die Prediger zu tun, was diese für sich selbst tun sollten. Einige unserer Prediger haben deshalb eine schwache Gesundheit, weil sie ihren Körper nicht durch nützliche Arbeit stärken. Z3.224.2 Teilen

225

Wie die Sache steht, wäre es, wie mir gezeigt wurde, besser gewesen, wenn die Brüder J. alles getan hätten, um Traktate vorzubereiten und zu veranlassen, dass sie unter der französisch sprechenden Bevölkerung verbreitet werden. Wenn diese Schriften auch nicht in vollkommener Form vorbereitet werden können, ist es besser, sie so wie sie sind auszuteilen, damit die französischen Leute eine Gelegenheit haben, die Beweise unseres Glaubens zu erwägen. Verzögerung schließt ein großes Risiko ein. Die Franzosen sollten Bücher haben, die sich mit unseren Glaubenslehren befassen. Die Brüder J. waren für dieses Werk nicht vorbereitet, denn sie selbst benötigten der belebenden Kraft des Geistes Gottes; andernfalls würden die Bücher, die sie vorbereiten, den Stempel ihres Geistes tragen. Sie sollten korrigiert werden, sonst würden ihre Ansprachen und Schriften zu langatmig und ermüdend sein. Sie müssten sich selbst dazu erziehen, zum Punkt zu kommen und den Leuten die wichtigen Grundzüge unseres Glaubens klar und deutlich vorzuführen. Das Werk wurde von Satan gehindert. Viel ist verloren gegangen, weil diese Werke nicht vorlagen, als sie dringend benötigt wurden. Diese Brüder könnten viel Gutes tun, wenn sie sich völlig dem Werk weihten und dem Licht folgten, das Gott ihnen gegeben hat. Z3.225.1 Teilen

Am 10. Dezember 1871 wurden mir die Gefahren gezeigt, denen Bruder K. ausgesetzt ist. Sein Einfluss auf Gottes Werk ist nicht so, wie er sein sollte und sein könnte. Er scheint gegenüber den Folgen seiner Handlungsweise blind zu sein. Er sieht nicht, welche Spur er hinter sich zurücklässt. Er arbeitet nicht zu Gottes Zufriedenheit. Ich sah, dass er sich in ebenso großer Gefahr befindet wie Moses Hull, bevor er die Wahrheit aufgab. Er vertraute auf sich selbst. Er glaubte, dem Werk der Wahrheit von so großem Nutzen zu sein, dass es ohne ihn nicht ging. Bruder K. hat nahezu das gleiche Empfinden. Er verlässt sich zu sehr auf eigene Kraft und Weisheit. Könnte er seine Schwäche erkennen, wie Gott sie sieht, so würde er sich niemals selbst schmeicheln noch den geringsten Triumph empfinden. Es sei denn, er verlässt sich auf Gott und seine Stärke, andernfalls wird er ebenso sicher am Glauben Schiffbruch erleiden wie Moses Hull. Z3.225.2 Teilen

226

In seiner Arbeit verlässt er sich nicht auf die göttliche Kraft. Er baut auf eine Begeisterung, die seinen Ehrgeiz weckt. Wenn nur wenige Seelen anwesend sind, wo es zu keiner besonderen Begeisterung kommt, die ihn anregt, verliert er allen Mut. Geht die Arbeit schwer und er kann sich in keine Erregung hineinsteigern, klammert er sich nicht umso entschlossener an Gott noch macht er ernstere Anstrengungen, die Finsternis zu durchbrechen und den Sieg zu erlangen. Bruder K, du benimmst dich oft kindisch und bist schwach und leistungsunfähig zu einer Zeit, wo du am stärksten sein solltest. Dies sollte ein Beweis für dich sein, dass dein Eifer und dein Feuer nicht immer der rechten Quelle entstammt. Z3.226.1 Teilen

Es wurde mir vorgeführt, dass junge Prediger in Gefahr sind, sich in Diskussionen einzulassen. Sie wenden sich dem Schriftstudium zu, um ihre Waffen zu schärfen. Sie neigen zum Sarkasmus, und wenn sie einem Gegner gegenüber stehen, lassen sie Gott zu oft aus dem Spiel. Die Erregung, welche ihnen eine Debatte verleiht, verringert ihr Interesse an Versammlungen, wo diese besondere Erregung fehlt. Diejenigen, die Diskussionen lieben, sind nicht die erfolgreichsten Arbeiter noch am besten geeignet, das Werk aufzubauen. Einige verlangen nach Diskussionen, sie ziehen diese Art der Arbeit vor. Sie studieren die Bibel nicht mit demutsvollem Herzen, damit sie lernen, wie man Gottes Liebe erlangen kann, wie Paulus sagt: „Dass Christus wohne durch den Glauben in euren Herzen und ihr durch die Liebe eingewurzelt und gegründet werdet, auf dass ihr begreifen möget mit allen Heiligen, welches da sei die Breite und die Länge und die Tiefe und die Höhe; auch erkennen die Liebe Christi, die doch alle Erkenntnis übertrifft, auf dass ihr erfüllt werdet mit allerlei Gottesfülle.“ Epheser 3,17-19. Z3.226.2 Teilen

Junge Prediger sollten Diskussionen meiden, denn sie vermehren nicht die geistliche Gesinnung noch Herzensdemut. In manchen Fällen mag es notwendig sein, einem hochmütigen Prahler gegen die göttliche Wahrheit in offener Debatte den Mund zu stopfen. Aber im Allgemeinen bringen diese Debatten, mündlich oder schriftlich, mehr Schaden als Nutzen. Nach einer Diskussion trägt der Prediger umso höhere Verantwortung, das Interesse zu erhalten. Er sollte sich vor der Reaktion hüten, die gewöhnlich einer religiösen Begeisterung folgt, damit er nicht selbst entmutigt wird. Z3.226.3 Teilen

227

Männer, die sich den Forderungen des Gesetzes Gottes nicht beugen wollen, die doch so deutlich sind, schlagen für gewöhnlich einen gesetzlosen Kurs ein. Sie haben sich so lange auf die Seite des großen Empörers gegen Gottes Gesetz, welches das Fundament seiner Regierung im Himmel und auf Erden ist, gestellt, dass sie in dieser Arbeit geübt sind. In ihrem Kampf werden sie weder ihre Augen noch ihr Gewissen dem Licht öffnen. Sie verschließen ihre Augen, um ja nicht erleuchtet zu werden. Ihr Fall ist so hoffnungslos wie derjenige der Juden, die nicht das Licht sehen wollten, das Jesus ihnen brachte. Die wunderbaren Beweise, die er ihnen durchs Wirken von Wundern von seiner Stellung als Messias gab, indem er Kranke heilte, Tote auferweckte und Taten vollbrachte, die nie ein Mensch getan hatte noch tun konnte, inspirierten sie nur zu satanischem Hass und einer Wut, wie Satan sie besaß, als er vom Himmel ausgestoßen wurde. Sie trugen nicht dazu bei, ihre Herzen zu schmelzen und zu unterwerfen. Je größer das Licht und die Beweise waren, die ihnen zuteil wurden, desto größer war ihr Hass. Sie waren entschlossen, das Licht auszulöschen, indem sie Christum töteten. Z3.227.1 Teilen

Die Hasser von Gottes Gesetz, welches das Fundament seiner Regierung im Himmel und auf Erden ist, nehmen die gleiche Haltung ein wie die ungläubigen Juden. Sie werden ihre herausfordernde Macht gegen jene anwenden, die Gottes Gebote halten, und wie viel Licht ihnen auch scheinen mag, sie werden es verwerfen. Ihr Gewissen wurde so lange verletzt und ihre Herzen sind so hart geworden, weil sie die Finsternis dem Licht vorgezogen haben, dass sie es als Tugend ansehen, ihr Ziel zu erreichen, indem sie falsches Zeugnis ablegen und zu jeder Zweideutigkeit oder jedem Betrug Zuflucht nehmen, wie es die Juden in der Verwerfung Christi taten. Sie schlussfolgern, dass der Zweck die Mittel heilige. Sie kreuzigen ebenso wirklich das Gesetz des Vaters, wie die Juden Christum kreuzigten. Z3.227.2 Teilen

228

Unsere Aufgabe besteht darin, jede Gelegenheit zu nutzen, um die Wahrheit in ihrer Reinheit und Einfachheit zu verkündigen, wo irgendein Wunsch oder Interesse besteht, die Gründe unseres Glaubens anzuhören. Diejenigen, die sich bisher hauptsächlich mit den prophetischen und theoretischen Themen unseres Glaubens befasst haben, sollten unverzüglich die Bibel studieren, um mit den praktischen Gegenständen vertraut zu werden. Sie müssen reichlicher von der Quelle göttlicher Wahrheit trinken. Sie müssen Christi Leben und seine Lehren praktischer Frömmigkeit sorgfältig studieren, die zum Nutzen aller gegeben wurden und zur Lebensregel aller werden sollen, die an seinen Namen glauben. Sie müssen mit dem Geist ihres großen Vorbildes erfüllt werden und ein erhabenes Empfinden des heiligen Lebens eines Nachfolgers Christi haben. Z3.228.1 Teilen

Christus nahm in seinen Lehrthemen und der Art seines Lehrens Rücksicht auf alle Klassen seiner Zuhörer. Er saß bei Reichen und Armen zu Tische und machte sich mit den Belangen und Beschäftigungen der Menschen bekannt, um Zugang zu ihren Herzen zu finden. Die Gelehrtesten und Weisesten waren von seinen Predigten begeistert, und doch waren sie so deutlich und einfach, dass sie von den bescheidensten Gemütern erfasst werden konnten. Christus nahm jede Gelegenheit wahr, das Volk in jenen himmlischen Lehren und Vorschriften zu unterweisen, die mit ihrem Leben verwoben werden sollten und die sie von allen anderen Religionsbekennern wegen ihres heiligen, erhabenen Charakters unterscheiden würden. Diese Lehren göttlicher Unterweisung werden dem menschlichen Gewissen nicht so nahe gebracht, wie es der Fall sein sollte. Diese Predigten Christi versehen Prediger, die an die gegenwärtige Wahrheit glauben, mit Themen, die beinahe jeder Gelegenheit angepasst sind. Hier eröffnet sich ein Gebiet für den Studenten der Bibel, das ihn nur interessieren wird, wenn der Geist des himmlischen Lehrers in seinem Herzen wohnt. Hier sind Lehren, die Christus allen Gesellschaftsklassen vorführte. Tausende Menschen verschiedener Charakterprägung und jeden sozialen Standes wurden von den Themen angezogen und entzückt, die er ihnen vorführte. Z3.228.2 Teilen

229

Einige der Prediger, die seit langem die gegenwärtige Wahrheit verkündigen, haben einen großen Fehler in ihrer Arbeit gemacht. Sie haben sich zu Kämpfern erzogen. Sie haben Argumente zusammengestellt, die sie bei Diskussionen zu benutzen gedenken, und diese Themen, die sie vorbereitet haben, benutzen sie gerne. Die göttliche Wahrheit ist deutlich, klar und folgerichtig. Sie ist harmonisch, und im Gegensatz zum Irrtum erscheint sie mit Klarheit und Schönheit. Ihre Übereinstimmung überzeugt jeden, der nicht von Vorurteil erfüllt ist. Unsere Prediger bringen die Argumente der Wahrheit vor, die bereits vorbereitet wurden, und wenn sich keine Hindernisse in den Weg stellen, trägt die Wahrheit den Sieg davon. Es wurde mir jedoch gezeigt, dass sich in vielen Fällen das schwache Werkzeug den errungenen Sieg selbst zuschreibt, und das Volk, das mehr irdisch als geistlich gesinnt ist, gibt dem Werkzeug Lob und Ehre, während die Wahrheit Gottes nicht durch den erlangten Sieg erhöht wird. Z3.229.1 Teilen

Diejenigen, die gerne debattieren, verlieren im Allgemeinen ihre geistliche Gesinnung. Sie setzen ihr Vertrauen nicht in Gott, wie sie es tun sollten. Sie haben die Theorie der Wahrheit griffbereit, um einen Gegner zu schlagen. Die Gefühle ihres eigenen ungeheiligten Herzens haben viele scharfe, verletzende Dinge vorbereitet, die sie dann als Peitsche benutzen, um ihre Gegner zu irritieren und herauszufordern. Diese Dinge haben nichts mit Christi Geist zu tun. Weil der Debattierende mit folgerichtigen Argumenten ausgestattet ist, hält er sich bald für stark genug, seinen Gegner zu überwinden, und Gott wird völlig aus dem Spiel gelassen. Einige unserer Prediger haben Diskussion zu ihrer Hauptbeschäftigung gemacht. Wenn sie sich inmitten der Erregung, durch die Diskussion herbeigeführt, befinden, scheinen sie belebt zu sein. Sie fühlen sich stark und führen starke Reden; und in der Erregung geschehen manche Dinge, die dem Volk recht erscheinen, die aber in Wirklichkeit grundverkehrt sind und dem zur Schande gereichen, der Worte äußerte, die sich für einen christlichen Prediger nicht schickten. Z3.229.2 Teilen

230

Diese Dinge hinterlassen einen schlechten Eindruck bei Predigern, die mit heiligen, erhabenen Wahrheiten umgehen, mit Wahrheiten, die sich bei den Hörern entweder als Geruch des Lebens zum Leben oder als Geruch des Todes zum Tode erweisen werden. Im Allgemeinen haben Diskussionen auf unsere Prediger den Einfluss, sie selbstgenügsam zu machen und sich zu überschätzen. Aber das ist nicht alles. Diejenigen, die es lieben, zu debattieren, sind unfähig, Hirten der Herde zu sein. Sie haben sich darin geübt, Gegner zu schlagen und sarkastische Worte zu gebrauchen, und sie können sich nicht dazu herablassen, sorgevollen Herzen zu begegnen, die des Trostes bedürfen. Auch haben sie so viel bei Argumenten verweilt, dass sie die praktischen Themen, derer die Herde bedarf, vernachlässigt haben. Sie wissen nur wenig über die Lehren Christi, die sich mit dem täglichen Leben eines Christen befassen, und sie sind wenig geneigt, diese zu studieren. Sie haben die Einfachheit des Werkes aus den Augen verloren. Als sie noch gering in ihren eigenen Augen waren, half Gott ihnen. Engel Gottes dienten ihnen und verhalfen ihnen zum Erfolg, Männer und Frauen von der Wahrheit zu überzeugen. Aber in ihrer Vorbereitung auf Diskussionen wurden sie oftmals grob und unhöflich. Sie verloren das Interesse und das zärtliche Mitgefühl, das die Bemühungen eines Hirten Christi begleiten sollte. Z3.230.1 Teilen

Debattierende Prediger sind im Allgemeinen nicht geneigt, der Herde zu helfen, wenn sie der Hilfe am dringendsten bedarf. Da ihren eigenen Herzen und ihrem Leben praktische Religion mangelt, können sie diese auch ihrer Herde nicht vermitteln. Wenn es an Begeisterung fehlt, wissen sie nicht, wie sie arbeiten sollen; sie scheinen ihrer ganzen Kraft beraubt zu sein. Wenn sie versuchen zu sprechen, wissen sie keinen Gegenstand vorzubringen, der der Gelegenheit angepasst ist. Wenn sie ein Thema berühren sollten, das Speise für die Herde ist und die Herzen erreicht und erweicht, greifen sie auf irgendeinen alten abgedroschenen Gegenstand zurück und führen Argumente an, die trocken und uninteressant sind. So bringen sie der Herde und sich selbst Finsternis anstatt Licht und Leben. Z3.230.2 Teilen

Einige unserer Prediger versäumen, geistliche Gesinnung zu pflegen. Sie zeigen einen Eifer und eine gewisse Aktivität, die auf unsicherem Fundament gegründet sind. Zu dieser Zeit werden Prediger von ruhiger Überlegung, Besonnenheit und Hingabe, von Gewissenhaftigkeit und Glauben, verbunden mit Tatkraft und Eifer benötigt. Die beiden Wesenszüge, Überlegung und Weihe, Aktivität und Eifer, müssen zusammenarbeiten. Z3.230.3 Teilen

231

Prediger, welche den Wortstreit lieben, sind die unzuverlässigsten unter uns, denn man kann sich nicht auf sie verlassen, wenn die Arbeit schwer geht. Stelle sie an einen Platz, wo bloß wenig Interesse besteht, und sofort macht sich ein Mangel an Mut, Eifer und wirklichem Interesse bemerkbar. Um sich belebt und stark zu fühlen, sind sie von der Erregung abhängig, die Wortstreit oder Opposition ihnen vermitteln, wie der Trinker von seinem Schnaps. Diese Prediger müssen aufs neue bekehrt werden. Sie müssen vom nie versiegenden Strom trinken, der im ewigen Felsen entspringt. Z3.231.1 Teilen

Das ewige Wohlergehen der Sünder bestimmte Jesu Verhalten. Er ging umher und tat Gutes. Wohltätigkeit war sein Lebensinhalt. Er tat nicht nur solchen Gutes, die zu ihm kamen und ihn um Gnade baten, sondern er suchte unermüdlich nach ihnen. Er wurde nie durch Applaus angeregt noch durch Tadel oder Enttäuschung entmutigt. Wenn er größtem Widerstand oder grausamster Misshandlung begegnete, war er guten Muts. Die wichtigsten Unterredungen, die uns die Inspiration berichtet, führte Christus mit nur einem Zuhörer. Als er auf dem Brunnenrand saß, weil er müde war, kam eine Frau aus Samaria, um Wasser zu schöpfen. Er sah eine Gelegenheit, ihr Herz zu erreichen, und durch sie die Gemüter der Samariter, die sich in großer Finsternis und Irrtum befanden. Obgleich er müde war, verkündigte er die Wahrheiten seines geistlichen Königreichs, welche die heidnische Frau ergötzten und sie mit Bewunderung für Christum erfüllten. Sie eilte hinweg mit der Neuigkeit: „Kommt, sehet einen Menschen, der mir gesagt hat alles, was ich getan habe, ob er nicht Christus sei!“ Johannes 4,29. Das Zeugnis dieser Frau bekehrte viele zum Glauben an Christum. Durch ihren Bericht kamen viele, um sich selbst zu überzeugen, und glaubten Christi eigenen Worten. Z3.231.2 Teilen

Wie klein auch die Zahl interessierter Zuhörer sein mag, wenn das Herz erreicht und der Verstand überzeugt wird, können sie, gleichwie die samaritische Frau, einen Bericht abgeben, der das Interesse von Hunderten weckt, für sich selbst zu prüfen. Während ihr versucht, an einem Ort Interesse zu wecken, mögt ihr vielen Entmutigungen begegnen. Es mag zunächst scheinen, als ob nur geringes Interesse vorhanden ist. Aber das ist noch lange kein Beweis, dass ihr eure Pflicht missverstanden habt oder euch betreffs des Einsatzortes geirrt habt. Wenn das Interesse langsam zunimmt und die Leute verständnisvoll vorgehen, nicht von Gefühlen, sondern von Grundsätzen geleitet, ist das Interesse viel gesünder und dauerhafter, als wenn es rasch und unter größter Begeisterung geweckt wird. Im letzteren Fall wurden die Gefühle durch Beiwohnen einer Debatte, einer scharfen Auseinandersetzung beider Parteien, für und gegen die Wahrheit, erregt. Auf diese Weise wird hitziger Widerstand hervorgerufen, Stellungen werden eingenommen und rasche Entscheidungen getroffen. Ein fieberhafter Zustand ist das Resultat. Es fehlt an ruhiger Erwägung und gesundem Urteil. Erschlafft diese Erregung oder wird auf unbesonnenes Vorgehen reagiert, kann das Interesse der Leute nie wieder geweckt werden. Ihre Gefühle und Sympathien wurden angeregt; aber ihr Gewissen wurde nicht überzeugt und ihre Herzen zerbrachen und demütigten sich nicht vor Gott. Z3.231.3 Teilen

232

Bei der Vorführung unvolkstümlicher Wahrheit, die ein schweres Kreuz einschließt, müssen die Prediger sorgfältig jedes Wort erwägen, damit es dem Sinn Gottes entspricht. Ihre Worte sollten niemals verletzen. Sie sollten die Wahrheit demütig, von tiefster Liebe zu Seelen erfüllt und mit dem ernsten Wunsch, sie gerettet zu sehen, vorführen. Lasst die Wahrheit das Verletzen bewirken. Sie sollten Prediger anderer Glaubensgemeinschaften nicht angreifen noch eine Debatte herausfordern. Sie sollen keine Stellung wie Goliath einnehmen, der Israel Hohn sprach. Israel forderte Goliath nicht heraus, sondern Goliath rühmte sich stolz gegenüber Gott und seinem Volk. Die Herausforderung, das Rühmen und Beschimpfen muss von den Gegnern der Wahrheit kommen, die Goliaths Stellung einnehmen. Aber nichts von diesem Geist darf sich bei denen offenbaren, die Gott ausgesandt hat, der verurteilten Welt die letzte Warnungsbotschaft zu verkündigen. Z3.232.1 Teilen

233

Goliath vertraute auf seine Rüstung. Er jagte dem Heer Israels durch sein herausforderndes und wüstes Prahlen einen Schrecken ein, während er sich in seiner ganzen Rüstung präsentierte, die seine Stärke ausmachte. David in seiner Demut und seinem Eifer für Gott und sein Volk, entschloss sich, diesem Prahler zu begegnen. Saul war einverstanden und kleidete David in seine eigene Rüstung. Aber David mochte sie nicht tragen. Er legte sie wieder ab, denn er hatte sie nicht erprobt. Doch er hatte Gott erprobt, und weil er ihm vertraute, hatte er spezielle Siege errungen. Sauls Rüstung zu tragen hätte den Eindruck erweckt, als sei er ein Krieger, wo er doch nur der kleine David war, der Schafe hütete. Er wollte nicht, dass der Rüstung Sauls irgendeine Bedeutung beigemessen wurde, denn er setzte sein Vertrauen auf den Herrn Gott Israels. Er sammelte einige Kieselsteine aus dem Bach, und mit seiner Schleuder und seinem Stab, seine einzigen Waffen, ging er im Namen des Gottes Israels dem gewappneten Krieger entgegen. Z3.233.1 Teilen

Goliath verachtete David, denn seine Erscheinung war gleich einem Jüngling, ungelehrt in der Taktik des Kämpfens. Goliath schmähte David und verfluchte ihn im Namen seiner Götter. Er fühlte sich in seiner Ehre gekränkt, dass er sich mit einem solchen Knaben abgeben sollte, der nicht mal eine Rüstung trug. Er rühmte sich dessen, was er mit ihm tun würde. David ließ sich nicht davon beirren, dass er für so untauglich gehalten wurde noch erzitterte er vor seinen wüsten Androhungen, sondern erwiderte: „Du kommst zu mir mit Schwert, Spieß und Schild; ich aber komme zu dir im Namen des Herrn Zebaoth, des Gottes des Heers Israels, das du gehöhnt hast.“ 1.Samuel 17,45. David sagt zu Goliath, dass er ihm genau das antun wird, was Goliath David angedroht hat. „... dass alle diese Gemeinde innewerde, dass der Herr nicht durch Schwert und Spieß hilft; denn der Streit ist des Herrn, und er wird euch geben in unsere Hände.“ 1.Samuel 17,47. Z3.233.2 Teilen

Unsere Prediger sollten keine Diskussion herausfordern und hervorrufen. Das können die Gegner der Wahrheit tun. Es wurde mir gezeigt, dass Bruder K. und andere Prediger zu sehr die Rolle Goliaths gespielt haben. Wenn sie sich dann in die Diskussion eingelassen hatten, haben sie sich auf ihre wohl vorbereiteten Argumente verlassen, wie Saul David seine eigene Rüstung aufdrängen wollte. Sie haben ihr Vertrauen nicht wie der demütige David auf den Gott Israels gesetzt und ihn zu ihrer Stärke gemacht. Sie sind voll Selbstvertrauen und prahlerisch in den Kampf eingetreten wie Goliath, sich selbst verherrlichend, anstatt sich hinter Jesum zu verbergen. Sie wussten, dass die Wahrheit stark ist. Deshalb haben sie ihre Herzen nicht gedemütigt und glaubensvoll auf Gott vertraut, dass er der Wahrheit den Sieg verleihen möge. Sie sind stolz geworden, haben das Gleichgewicht verloren, und oftmals verlief die Diskussion nicht erfolgreich. Sie haben an ihrer eigenen Seele Schaden genommen und andere Seelen in Gefahr gebracht. Z3.233.3 Teilen

234

Es wurde mir gezeigt, dass einige unserer jungen Prediger Geschmack am Debattieren finden. Wenn sie ihre Gefahr nicht erkennen, wird sich diese Neigung als Fallstrick für sie erweisen. Ich sah, dass Bruder L. sich in großer Gefahr befindet. Er erzieht seinen Verstand in der falschen Richtung. Er steht in Gefahr, die Schlichtheit des Werkes aus den Augen zu verlieren. Wenn er, in Sauls Rüstung gekleidet, gleich David, die Weisheit besitzt, sie wieder auszuziehen, weil er sie nicht erprobt hat, dann mag er zurecht kommen, ehe er zu weit gegangen ist. Diese jungen Prediger sollten die praktischen Unterweisungen Christi ebenso studieren wie die theoretischen. Sie sollten von Jesu lernen, um seine Anmut, seine Sanftmut, seine Demut und Einfachheit des Gemüts zu besitzen. Wenn sie, wie David, dann in eine Lage gebracht werden, wo Gottes Werk wirklich erforderlich macht, jemand zu begegnen, der Israel verlästert, und wenn sie in der Kraft Gottes ans Werk gehen und sich völlig auf ihn verlassen, dann wird er ihnen hindurchhelfen, und seine Wahrheit wird herrlich triumphieren. Christus hat uns ein Beispiel gegeben. „Michael aber, der Erzengel, da er mit dem Teufel stritt und mit ihm redete über den Leichnam Moses, wagte er das Urteil der Lästerung nicht zu fällen, sondern sprach: Der Herr strafe dich!“ Judas 9. Z3.234.1 Teilen

Sobald ein Prediger von seiner erhabenen Stellung herabsteigt, die er einnehmen sollte, und sich zur Komik herablässt, um seinen Gegner lächerlich zu machen, oder wenn er sarkastische und scharfe Worte gebraucht und ihn schmäht, tut er etwas, was der Heiland der Welt nicht zu tun wagte. Er begibt sich auf Satans Grund und Boden. Prediger, die sich in einen Wortstreit mit Gegnern der Wahrheit Gottes einlassen, haben nicht nur Menschen, sondern Satan und seinem Heer böser Engel zu begegnen. Satan wartet auf eine Gelegenheit, Vorteil über die Prediger zu gewinnen, welche die Wahrheit verteidigen, und wenn sie aufhören, ihr Vertrauen völlig in Gott zu setzen, und ihre Worte nicht den Geist und die Liebe Christi zum Ausdruck bringen, können die Engel Gottes sie nicht stärken und erleuchten. Sie überlassen sie ihrer eigenen Stärke, und böse Engel hüllen sie in Finsternis. Aus diesem Grund scheinen die Gegner der Wahrheit manchmal einen Vorteil zu gewinnen, und die Diskussion richtet mehr Schaden als wirklichen Nutzen an. Z3.234.2 Teilen

235

Gottes Diener müssen ihm näher kommen. Die Brüder K, L, M. und N. sollten besser nach persönlicher Frömmigkeit trachten als eine Liebe zum Wortstreit zu entwickeln. Sie sollten danach trachten, Hirten der Herde zu werden, anstatt sich dahin zu erziehen, Enthusiasmus zu erwecken, indem sie sich an die Gefühle der Leute wenden. Diese Brüder sind in Gefahr, sich mehr auf ihre Volkstümlichkeit und ihren Erfolg beim Volk als geschickte Debattierer zu verlassen, als demutsvolle, treue Arbeiter und sanftmütige, ergebene Nachfolger Christi, seine Mitarbeiter zu sein. Z3.235.1 Teilen

Letzten Dezember wurden mir die Gefahren und Versuchungen der Jugend vor Augen geführt. Die beiden jüngeren Söhne von Vater O. müssen sich bekehren. Sie sollten täglich dem eigenen Ich absterben. Paulus, der treue Apostel, besaß eine täglich neue Erfahrung. Er sagt: „Ich sterbe täglich.“ 1.Korinther 15,31. Genau diese Erfahrung benötigten diese jungen Männer. Sie sind in Gefahr, gegenwärtige Pflichten zu übersehen und die Ausbildung, die fürs praktische Leben notwendig ist, zu vernachlässigen. Sie betrachten die Erlangung von Buchwissen als überaus wichtig, um Erfolg im Leben zu haben. Z3.235.2 Teilen

236

Diese jungen Männer haben Pflichten daheim, die sie übersehen. Sie haben nicht gelernt, diese Pflichten zu erfüllen und häusliche Verantwortlichkeiten zu tragen, wie es sich gebührt. Sie haben eine treue, praktische Mutter, die viele Lasten getragen hat, und die ihre Kinder ihr hätten abnehmen sollen. Darin haben sie versäumt, ihre Mutter zu ehren. Sie haben nicht teilgenommen an den Bürden des Vaters, wie es ihre Pflicht gewesen wäre. Sie haben versäumt, ihn zu ehren, wie sie es sollten. Sie folgen lieber ihren Neigungen als der Pflicht. Ihr Leben ist von Selbstsucht geprägt. Sie scheuen Lasten und mühevolle Arbeit und haben versäumt, eine Erfahrung zu erlangen, die sie nicht entbehren können, wenn ihr Leben erfolgreich sein soll. Sie haben nicht empfunden, wie wichtig es ist, treu in kleinen Dingen zu sein, noch haben sie sich ihren Eltern gegenüber verpflichtet gefühlt, gewissenhaft, gründlich und treu in den einfachen, bescheidenen Pflichten des Lebens zu sein, die direkt am Wege liegen. Sie übersehen die gewöhnlichen Zweige der Erkenntnis, die fürs praktische Leben so überaus notwendig sind. Z3.236.1 Teilen

Wenn diese jungen Männer sich irgendwo als Segen erweisen sollten, dann ist es daheim. Folgen sie ihren Neigungen anstatt vorsichtiger Entscheidung, nüchterner Vernunft, gesundem Urteil und einem erleuchteten Gewissen, können sie weder der Gesellschaft noch ihres Vaters Familie zum Segen gereichen, und ihre Aussichten in dieser und in der zukünftigen Welt sind in Frage gestellt. Viele Jugendliche hegen die Vorstellung, dass ihre ersten Lebensjahre keine Sorgsamkeit erfordern, sondern mit müßigem Sport, mit Scherzen, Späßen, Neckereien und törichten Vergnügungen vertrödelt werden können. Während sie mit Narrheit und Befriedigung ihrer Sinne beschäftigt sind, denken sie an nichts anderes als an den augenblicklichen Genuss, der damit verbunden ist. Ihr Wunsch nach Vergnügen, ihre Liebe für Geselligkeit, für Geschwätz und Herumalbern nimmt zu mit jeder Wiederholung, und sie verlieren jeden Geschmack an den nüchternen Wirklichkeiten des Lebens. Häusliche Pflichten erscheinen ihnen uninteressant. Es gibt nicht genug Abwechslung, um ihrem Verlangen zu entsprechen, und sie werden ruhelos, verdrießlich und reizbar. Diese jungen Männer sollten es als ihre Pflicht ansehen, das Heim glücklich und fröhlich zu machen. Sie sollten lieber Sonnenschein ins Heim bringen, anstatt durch unnötiges Klagen und unglückliche Unzufriedenheit einen Schatten. Z3.236.2 Teilen

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Diese jungen Männer sollten daran denken, dass sie verantwortlich sind für all die Vorrechte, deren sie sich erfreuen konnten; dass sie genaue Rechenschaft abzulegen haben über die Verwendung ihrer Zeit und ihrer Fähigkeiten. Sie mögen fragen: Dürfen wir kein Vergnügen haben oder uns erholen? Müssen wir immer nur arbeiten, arbeiten, arbeiten ohne Abwechslung? Jedes Vergnügen, wozu sie im Glauben Gottes Segen erbitten können, wird keine Gefahren in sich bergen. Aber jeder Zeitvertreib, der sie zum Gebet im Kämmerlein, zur Hingabe am Familienaltar oder zur Teilnahme an der Gebetsstunde unfähig macht, ist nicht sicher, sondern gefährlich. Eine Pause von körperlicher Arbeit, welche die Kraft sehr in Anspruch genommen hat, mag für eine bestimmte Zeit nötig sein, um die Arbeit dann wieder aufnehmen und sie mit größerem Erfolg durchführen zu können. Aber völlige Ruhe mag nicht notwendig sein noch die besten Resultate für die körperliche Gesundheit bringen. Es ist nicht erforderlich, selbst wenn durch eine bestimmte Arbeit ermüdet, die kostbaren Augenblicke unbenutzt zu vergeuden. Die jungen Männer können sich dann eine weniger erschöpfende Arbeit suchen, durch deren Verrichtung sie ihrer Mutter und ihren Schwestern zum Segen sind. In Erleichterung ihrer Sorgen, indem sie den schwersten Teil ihrer Lasten auf sich nehmen, werden sie das Vergnügen finden, das Grundsätzen entspringt und ihnen wahren Frohsinn vermittelt, und sie werden ihre Zeit nicht mit nutzloser Tändelei und eigensüchtiger Befriedigung zubringen. Sie können ihre Zeit immer nutzbringend verwenden, was genügend belebende Abwechslung bringt. So kaufen sie ihre Zeit aus, und jeder Augenblick wird irgend jemandem von Nutzen sein. Z3.237.1 Teilen

Ihr habt gedacht, die Erlangung einer Schulung in wissenschaftlichen Fächern sei von höchster Wichtigkeit. Unwissenheit ist gewiss keine Tugend, und Erkenntnis wird dem christlichen Wachstum keinesfalls im Wege stehen. Wenn ihr aus Prinzip danach trachtet, ein rechtes Ziel vor Augen habt und euch vor Gott verpflichtet fühlt, eure Fähigkeiten zu benutzen, um andern Gutes zu tun und Gott zu verherrlichen, wird Erkenntnis dazu dienen, dieses Ziel zu erreichen. Sie wird euch helfen, alle euch von Gott verliehenen Kräfte anzuwenden und sie in seinen Dienst zu stellen. Z3.237.2 Teilen

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