Portrait von Ellen White
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Elias Verzagtheit
Elias Verzagtheit
304

Man sollte meinen, dass Elia, nachdem er so unerschrocken seinen Mut bewiesen und so vollständig über König, Priester und Volk triumphiert hatte, hernach nie mehr hätte verzagt gemacht und eingeschüchtert werden können. Z3.304.2 Teilen

305

Nach seinem ersten Erscheinen vor Ahab, als er ihm Gottes Gerichte wegen seines und Israels Abfall ankündigte, hatte Gott ihn vor Isebels Zorn und Macht zu einem Ort der Sicherheit in den Bergen, an den Bach Krith, geführt. Hier ehrte er Elia, indem er im morgens und abends Nahrung durch Engel vom Himmel sandte. Als der Bach vertrocknete, schickte er ihn zur Witwe von Zarpath, wo er täglich ein Wunder verrichtete, um die Familie der Witwe und Elia mit Nahrung zu versorgen. Nachdem er mit so viel Beweisen und solcher Liebe und Fürsorge von Gott gesegnet worden war, sollte man annehmen, dass Elia ihm nie mehr misstraut hätte. Aber der Apostel sagt uns, dass Elia ein Mensch gleich wie wir war, den gleichen Neigungen unterworfen und Versuchungen ausgesetzt genau wie wir. Z3.305.1 Teilen

Ahab erzählte seiner Frau von den wunderbaren Begebenheiten des Tages und von der herrlichen Offenbarung der göttlichen Macht, die Israel bewiesen hatte, dass Jehova, der Schöpfer Himmels und der Erde, der wahre Gott war. Er berichtete auch, dass Elia die Priester Baals erschlagen hatte. Bei diesen Worten geriet Isebel, verhärtet in Sünden, wie sie war, vor Wut außer sich. Kühn, herausfordernd und entschlossen in ihrem Götzendienst, erklärte sie Ahab, dass Elia sterben müsse. Z3.305.2 Teilen

In derselben Nacht weckte ein Bote den müden Propheten und überbrachte ihm den Entscheid Isebels, im Namen ihrer heidnischen Götter erteilt, dass sie in Gegenwart Israels Elia tun würde, was er den Baalspriestern angetan hatte. Elia hätte dieser Drohung und diesem Schwur Isebels dadurch begegnen sollen, dass er den um Schutz anflehte, der ihn zu dem Werk, das er vollzogen hatte, den Auftrag gab. Er hätte dem Boten antworten sollen, dass der Gott, dem er vertraute, ihn vor dem Hass der Königin schützen werde. Aber Glaube und Mut scheinen ihn verlassen zu haben. Bestürzt fährt er aus seinem Schlummer auf. Der Regen strömt vom Himmel hernieder, und Finsternis umgibt ihn von allen Seiten. Er verliert Gott aus den Augen und flieht um sein Leben, als sei der Bluträcher hinter ihm her. Er lässt seinen Diener auf dem Weg zurück, und der Morgen findet ihn weit von den menschlichen Behausungen entfernt, allein in einer trostlosen Wüste. Z3.305.3 Teilen

306

„Da er das sah, machte er sich auf und ging hin um seines Lebens willen und kam gen Beer-Seba in Juda und ließ seinen Diener daselbst. Er aber ging hin in die Wüste eine Tagereise und kam hinein und setzte sich unter einen Wacholder und bat, dass seine Seele stürbe, und sprach: Es ist genug, so nimm nun, Herr, meine Seele; ich bin nicht besser denn meine Väter. Und er legte sich und schlief unter dem Wacholder. Und siehe, ein Engel rührte ihn an und sprach zu ihm: Steh auf und iss! Und er sah sich um, und siehe, zu seinen Häupten lag ein geröstetes Brot und eine Kanne mit Wasser. Und da er gegessen und getrunken hatte, legte er sich wieder schlafen. Und der Engel des Herrn kam zum andernmal wieder und rührte ihn an und sprach: Steh auf und iss! denn du hast einen großen Weg vor dir. Er stand auf und aß und trank und ging durch die Kraft derselben Speise vierzig Tage und vierzig Nächte bis an den Berg Gottes Horeb und kam daselbst in eine Höhle und blieb daselbst über Nacht. Und siehe, das Wort des Herrn kam zu ihm und sprach zu ihm: Was machst du hier, Elia?“ 1.Könige 19,3-9. Z3.306.1 Teilen

Elia hätte auf Gott vertrauen sollen, der ihn gewarnt hatte, wann er vor dem Grimm Isebels fliehen und wo er einen Zufluchtsort finden sollte, der vor den fleißigen Nachforschungen Ahabs sicher war. Jetzt hatte der Herr ihm nicht geboten zu fliehen. Er hatte nicht darauf gewartet, dass der Herr zu ihm sprach. Er handelte unüberlegt. Hätte er im Glauben und in Geduld ausgeharrt, würde Gott seinen Diener beschützt und ihm einen weiteren glorreichen Sieg in Israel verliehen haben, indem er Isebel mit Gerichten heimsuchte. Z3.306.2 Teilen

Müde und kraftlos setzt er sich zur Ruhe nieder. Er ist entmutigt und möchte sich am liebsten dem Murren hingeben. Er spricht: „Nimm nun, Herr, meine Seele; ich bin nicht besser denn meine Väter.“ Er empfindet sein Leben nicht mehr als wünschenswert. Nach der außerordentlichen Machtentfaltung Gottes vor Israel hatte er erwartet, dass sie jetzt Gott treu und gehorsam ergeben wären. Er erwartete, dass Isebel nicht länger Einfluss auf Ahab haben würde und dass es im Reiche Israel zu einer allgemeinen Erhebung käme. Als die Androhung Isebels ihn erreichte, vergaß er, dass Gott noch die gleiche Macht und dasselbe Erbarmen hatte, wie in dem Augenblick, als er ihn um Feuer vom Himmel anflehte und es herabfuhr und als er um Regen bat, auch dieser kam. Gott hatte jede Bitte erfüllt. Doch jetzt ist Elia ein Flüchtling, weit von menschlichen Wohnungen entfernt und von dem Wunsch erfüllt, nie wieder Menschen begegnen zu müssen. Z3.306.3 Teilen

307

Wie betrachtete Gott seinen leidenden Diener? Verließ er ihn in seiner Verzagtheit und seiner Verzweiflung? Keineswegs! Elia war von Entmutigung niedergebeugt. Den ganzen Tag hatte er sich ohne Nahrung abgeplagt. Als er den Wagen Ahabs begleitet und bis zum Stadttor vor ihm hergelaufen war, hatte der Mut ihn stark gemacht. Er hegte große Hoffnungen, dass Israel als Nation zu seiner Untertanentreue gegenüber Gott zurückkehren und wiederum in seine Gunst aufgenommen werden würde. Ein Rückschlag, wie er sich häufig nach einer großen Glaubenserfahrung und einem herrlichen Erfolg einstellt, machte Elia zu schaffen. Er war gleichsam auf der Höhe des Berges Pisga gewesen; jetzt aber befand er sich tief unten im Tal. Aber Gottes Auge ruhte auf seinem Diener. Er liebte ihn jetzt, wo er gebrochenen Herzens war und sich von Gott verlassen fühlte, nicht weniger als zu der Zeit, wo er in Beantwortung seines Gebets Feuer vom Himmel sandte und Karmel in blendendes Licht hüllte. Z3.307.1 Teilen

Männer, die niemals schwere Verantwortung getragen haben oder die nicht zu tiefem Empfinden fähig sind, können Elias Gefühle nicht verstehen und sind nicht geneigt, ihm das zarte Mitgefühl entgegenzubringen, das ihm gebührt. Gott weiß um die schreckliche Seelenpein und Herzensangst unter Versuchung und schwerem Kampf. Z3.307.2 Teilen

Während Elia unter dem Wacholderbusch schläft, wird er sanft berührt und von einer freundlichen Stimme geweckt. Erschreckt richtet er sich auf, bereit zur Flucht, denn er fürchtet, der Feind habe ihn entdeckt, der ihm nach dem Leben trachtet. Doch das mitleidsvolle Antlitz, das sich über ihn beugt, ist nicht das Antlitz eines Feindes, sondern eines Freundes. Ein Engel wurde vom Himmel gesandt, um den treuen Diener Gottes mit Nahrung zu versehen. Seine Stimme sagt zu Elia: „Steh auf und iss!“ Nachdem Elia die für ihn bereitete Erquickung zu sich genommen hatte, schlief er wieder ein. Ein zweites Mal erscheint der Engel, um den Bedürfnissen Elias zu dienen. Er berührt den müden, erschöpften Mann und sagt in mitleidsvollem Ton zu ihm: „Steh auf und iss! Denn du hast einen weiten Weg vor dir.“ 1.Könige 19,7. Elia war gestärkt und unternahm nun seine Reise zum Horeb. Er befand sich in der Wüste. Zum Schutz vor wilden Tieren übernachtete er in einer Höhle. Z3.307.3 Teilen

308

Hier begegnete ihm Gott durch seine Engel und fragte ihn: „Was machst du hier, Elia?“ 1.Könige 19,9. Ich sandte dich zum Bach Krith. Ich sandte dich zur Witwe von Zarpath. Ich sandte dich mit einer Botschaft an Ahab nach Samaria. Aber wer sandte dich auf diese lange Reise in die Wüste? Und welchen Auftrag erfüllst du hier? Elia schüttet die Verbitterung seiner Seele vor dem Herrn aus: „Er sprach: Ich habe geeifert um den Herrn, den Gott Zebaoth; denn die Kinder Israel haben deinen Bund verlassen und deine Altäre zerbrochen und deine Propheten mit dem Schwert erwürgt, und ich bin allein übrig geblieben, und sie stehen darnach, dass sie mir mein Leben nehmen. Er sprach: Gehe heraus und tritt auf den Berg vor den Herrn! Und siehe, der Herr ging vorüber und ein großer, starker Wind, der die Berge zerriss und die Felsen zerbrach, vor dem Herrn her; der Herr war aber nicht im Winde. Nach dem Winde aber kam ein Erdbeben; aber der Herr war nicht im Erdbeben. Und nach dem Erdbeben kam ein Feuer; aber der Herr war nicht im Feuer. Und nach dem Feuer kam ein stilles, sanftes Sausen. Da das Elia hörte, verhüllte er sein Antlitz mit seinem Mantel und ging heraus und trat in die Tür der Höhle. Und siehe, da kam eine Stimme zu ihm und sprach: Was hast du hier zu tun, Elia? Er sprach: Ich habe um den Herrn, den Gott Zebaoth, geeifert; denn die Kinder Israel haben deinen Bund verlassen, deine Altäre zerbrochen, deine Propheten mit dem Schwert erwürgt, und ich bin allein übrig geblieben, und sie stehen darnach, dass sie mir das Leben nehmen.“ 1.Könige 19,10-14. Z3.308.1 Teilen

Dann offenbart sich der Herr dem Elia und zeigt ihm, dass ein ruhiges Vertrauen und Festhalten an Gott immer beweisen wird, dass er eine gegenwärtige Hilfe zurzeit der Not ist. Z3.308.2 Teilen

Es wurde mir gezeigt, dass mein Mann irrte, indem er der Verzagtheit Raum gab und Gott misstraute. Immer wieder hatte sich Gott ihm durch bemerkenswerte Beweise seiner Fürsorge, Liebe und Macht offenbart. Wenn er jedoch sah, dass sein Interesse und sein Eifer für Gott und sein Werk weder verstanden noch geschätzt wurden, hat er sich zu Zeiten der Entmutigung und Verzweiflung hingegeben. Gott hat meinem Mann und mir eine besondere und wichtige Aufgabe in seinem Werk zugewiesen, nämlich sein Volk zu tadeln und zu beraten. Wenn wir sehen, wie unser Tadel geringschätzig behandelt und mit Hass anstatt mit Mitgefühl vergolten wird, dann haben wir oft unsern Glauben und unser Vertrauen in den Gott Israels fahren lassen. Gleich Elia haben wir der Verzagtheit und Verzweiflung Raum gegeben. Hierin lag der große Irrtum im Leben meines Mannes — er wurde entmutigt, weil seine Brüder Prüfungen über ihn brachten, anstatt ihm zu helfen. Und wenn seine Brüder in der Traurigkeit und Verzagtheit meines Mannes die Auswirkung ihres Unglaubens und ihres Mangels an Mitgefühl sahen, sind einige bereit, über ihn zu triumphieren. Sie ziehen Vorteil aus seinem entmutigten Zustand und empfinden, dass Gott nach allem nicht mit Bruder White sein könne, sonst würde er doch nicht solche Schwäche offenbaren. Ich verweise solche Brüder auf das Werk Elias und seine Verzagtheit und Entmutigung. Elia, obgleich ein Prophet Gottes, war ein Mensch wie wir, den gleichen Schwächen unterworfen. Wir haben mit der Schwachheit menschlicher Gefühle zu kämpfen. Aber wir vertrauen auf Gott, er wird uns nie verlassen. Wir dürfen unter allen Umständen festes Vertrauen in Gott haben, dass er uns niemals verlassen noch versäumen wird, solange wir an unserer Redlichkeit festhalten. Z3.308.3 Teilen

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Mein Mann darf in seiner Anfechtung Mut fassen, dass er einen mitleidsvollen himmlischen Vater hat, der die Beweggründe wägt und die Absichten der Seele versteht. Diejenigen, die in vorderster Front des Kampfes stehen, die vom Geist Gottes getrieben werden, ein spezielles Werk für ihn zu tun, werden oftmals eine Reaktion verspüren, wenn der Druck entfernt ist. Verzagtheit wird sie niederdrücken, und mag den heldenmütigsten Glauben der Standhaftesten erschüttern. Gott kennt all unsere Schwächen. Er kann bemitleiden und lieben, wenn Menschenherzen hart wie Kieselsteine sind. Geduldig und vertrauensvoll auf Gott zu warten, wenn alles dunkel scheint, ist die Lektion, die mein Mann noch völliger lernen muss. Gott wird ihn nicht in seiner Redlichkeit verlassen. Z3.309.1 Teilen

310

Auf dem Berg Hor starb Aaron und wurde dort begraben. Mose, Aarons Bruder und Eleasar, sein Sohn, begleiteten ihn auf den Berg. Mose wurde die schmerzliche Pflicht auferlegt, seinem Bruder die heiligen Gewänder auszuziehen und sie Eleasar anzuziehen, denn Gott hatte bestimmt, dass er der Nachfolger Aarons in der Priesterschaft sein sollte. Mose und Eleasar waren Zeugen des Todes Aarons und begruben ihn auf dem Berg. Diese Szene auf dem Berg Hor führt unsere Gedanken zurück auf die bemerkenswertesten Ereignisse im Leben Aarons. Z3.310.1 Teilen

Aaron war ein Mann liebenswürdigen Charakters, den Gott erwählte, Mose zur Seite zu stehen und für ihn zu sprechen, sein Sprachrohr zu sein. Gott hätte Aaron zum Leiter wählen können. Da er aber mit den Menschenherzen bekannt ist und den Charakter richtig einschätzen kann, wusste er, dass Aaron nachgiebig war und dass es ihm an moralischem Mut fehlte, unter allen Umständen und ungeachtet der Konsequenzen für das Recht einzustehen. Aarons Wunsch, dem Volk zu gefallen, führte ihn manchmal dahin, große Verkehrtheiten zu begehen. Zu oft gab er ihrem Begehren nach und entehrte dadurch Gott. Der gleiche Mangel an Festigkeit in seiner Familie führte zum Tod seiner beiden Söhne. Aaron war bekannt für seine Frömmigkeit und Brauchbarkeit. Doch er versäumte, seine Familie in Zucht zu halten. Anstatt sich der Aufgabe zu stellen, von seinen Söhnen Respekt und Ehrerbietung zu fordern, gestattete er ihnen, ihren Neigungen zu folgen. Er unterwies sie nicht in Selbstbeherrschung, sondern gab ihren Wünschen nach. Sie waren nicht dazu erzogen, elterliche Autorität zu respektieren und zu ehren. Der Vater sollte der rechtmäßige Herrscher seiner Familie sein, so lange er lebte. Seine Autorität sollte selbst dann nicht enden, wenn seine Kinder erwachsen waren und eigene Familien hatten. Gott selbst war der Monarch der Nation und vom Volk forderte er Gehorsam und Ehre. Z3.310.2 Teilen

311

Die Ordnung und das Wohlergehen des Reiches hingen von der guten Ordnung der Gemeinde ab. Und das Gedeihen, die Einigkeit und Ordnung der Gemeinde hingen von der guten Ordnung und gründlichen Disziplin der Familien ab. Gott bestraft die Untreue der Eltern, denen er die Pflicht aufgetragen hat, die Grundsätze elterlicher Herrschaft aufrecht zu erhalten, die den Grund zu Gemeindeordnung und zur Wohlfahrt der Nation legen. Ein unerzogenes Kind hat oftmals den Frieden und die Harmonie einer Gemeinde zerstört und eine ganze Nation zum Murren und zu Rebellion veranlasst. Der Herr hat in höchst feierlicher Weise den Kindern ihre Pflicht eingeschärft, ihre Eltern liebevoll zu respektieren und zu ehren. Andrerseits fordert er von den Eltern, ihre Kinder zu erziehen und sie in unermüdlichem Fleiß betreffs der Ansprüche seines Gesetzes zu unterrichten und sie in der Erkenntnis und Furcht Gottes zu unterweisen. Diese ausdrücklichen Befehle, die Gott den Juden so feierlich erteilte, ruhen mit gleichem Gewicht auf christlichen Eltern. Diejenigen, die das Licht und die Unterweisungen Gottes in seinem Wort betreffs der Erziehung ihrer Kinder und des Gebietens in ihrem Heim vernachlässigen, müssen einer furchtbaren Abrechnung entgegensehen. Aarons sündhafte Vernachlässigung, seine Söhne Achtung und Ehrfurcht zu lehren, hatte ihren Tod zur Folge. Z3.311.1 Teilen

Gott zeichnete Aaron aus, indem er ihn und seine männlichen Nachkommen zum Priesterdienst bestimmte. Seine Söhne dienten im heiligen Amt. Nadab und Abihu versäumten, das Gebot Gottes zu befolgen, heiliges Feuer für ihren Weihrauch zu verwenden, der vor ihm dargebracht wurde. Gott hatte ihnen unter Todesandrohung verboten, zum Darbringen des Weihrauchs gewöhnliches Feuer zu benutzen. Z3.311.2 Teilen

Aber hier sieht man die Folgen von nachsichtiger Disziplin. Weil diese Söhne Aarons nicht dazu erzogen waren, die Gebote ihres Vaters zu respektieren und zu achten, sahen sie es nicht für notwendig an, die Forderungen Gottes genau zu befolgen. Sie gaben ihrem Verlangen nach Wein nach, und während sie sich unter seinem erregenden Einfluss befanden, war ihre Vernunft umwölkt, und sie konnten den Unterschied zwischen Gewöhnlichem und Heiligem nicht mehr erkennen. Entgegen Gottes ausdrücklicher Anweisung entehrten sie ihn, indem sie gewöhnliches anstatt heiliges Feuer darbrachten. Gott verfuhr zornig mit ihnen. Feuer fuhr aus von seiner Gegenwart und verzehrte sie. Z3.311.3 Teilen

312

Aaron ertrug sein großes Leid mit Geduld und demütiger Unterwerfung. Sorge und tiefer Schmerz erfüllte seine Seele. Er war davon überzeugt, dass er seine Pflicht versäumt hatte. Er war Priester des höchsten Gottes, der die Sünden des Volkes versöhnen musste. Er war der Priester seines Hauses, und doch neigte er dazu, die Torheiten seiner Kinder zu übersehen. Er hatte versäumt, sie zum Gehorsam, zu Selbstverleugnung und Ehrfurcht vor elterlicher Autorität zu erziehen. Durch Gefühle und falsch verstandener Liebe hatte er versäumt, tiefe Ehrfurcht vor heiligen Dingen in ihnen zu erwecken. Aaron erkannte ebenso wenig, wie viele christliche Eltern heutzutage, dass diese unangebrachte Liebe und Nachsicht gegenüber den Verkehrtheiten seiner Kinder das sichere Missfallen Gottes und seinen Zorn hervorrufen musste, der zu ihrem Untergang führen würde. Weil Aaron versäumte, seine Autorität auszuüben, kam Gottes Strafe über sie. Aaron sollte lernen, dass sein freundliches Ermahnen, ohne eine feste Ausübung elterlicher Einschränkung, und seine unkluge Zärtlichkeit seinen Söhnen gegenüber in Wirklichkeit größte Grausamkeit darstellte. Gott nahm das Werk der Gerechtigkeit in seine eigenen Hände und vernichtete Aarons Söhne. Z3.312.1 Teilen

Als Gott Mose berief, auf den Berg zu kommen, verstrichen sechs Tage, ehe er ihn in der Wolke, in der unmittelbaren Gegenwart Gottes, empfing. Die Spitze des Berges erglühte von der Herrlichkeit Gottes. Trotzdem den Israeliten diese Herrlichkeit sichtbar vor Augen stand, war Unglauben etwas so natürliches für sie, dass sie unzufrieden wegen Moses Abwesenheit zu murren begannen. Während der Glanz Gottes von seiner heiligen Gegenwart auf dem Berge zeugte und ihr Leiter sich in engster Unterhaltung mit Gott befand, hätten sie sich durch genaue Herzenserforschung, Demütigung und Gottesfurcht heiligen sollen. Gott hatte Aaron und Hur zurückgelassen, die Stelle Moses einzunehmen. In seiner Abwesenheit sollte das Volk bei diesen von Gott bestimmten Männern Rat und Unterweisung suchen. Z3.312.2 Teilen

313

Hier kam Aarons Unzulänglichkeit als Leiter oder Herrscher über Israel deutlich zum Ausdruck. Die Israeliten bestürmten ihn, Götter zu machen, die vor ihnen nach Ägypten vorausgehen sollten. Hier war eine Gelegenheit für Aaron, seinen Glauben und sein unerschütterliches Vertrauen in Gott unter Beweis zu stellen und dem Ansinnen des Volkes mit Festigkeit und Entschlusskraft entgegenzutreten. Aber sein natürlicher Wunsch, dem Volk zu gefallen, verleitete ihn, Gottes Ehre zu opfern. Er forderte vom Volk, ihm ihren Schmuck zu bringen, und daraus machte er ihnen ein goldenes Kalb und ließ verkündigen: „Das sind deine Götter, Israel, die dich aus Ägypten geführt haben!“ 2.Mose 32,4. Und für diesen toten Götzen errichtete er einen Altar und setzte für den nächsten Tag ein Fest des Herrn an. Jede Einschränkung schien von dem Volk entfernt zu sein. Sie brachten dem goldenen Kalb Opfer dar, und ein leichtfertiger Geist nahm von ihnen Besitz. Sie gaben sich einer schändlichen Orgie und der Trunkenheit hin. Sie aßen, tranken und standen auf zu spielen. Z3.313.1 Teilen

Nur wenige Wochen waren vergangen, wo sie einen feierlichen Bund mit Gott geschlossen hatten, seiner Stimme zu gehorchen. Sie hatten dem Wortlaut von Gottes Gesetz gelauscht, in Ehrfurcht gebietender Majestät vom Berg Sinai herab verkündigt, inmitten von Donner und Blitz und Erdbeben. Sie hatten von Gottes eigenen Lippen die Erklärung vernommen: „Ich bin der Herr, dein Gott, der ich dich aus Ägyptenland, aus dem Diensthause, geführt habe. Du sollst keine anderen Götter neben mir haben. Du sollst dir kein Bildnis noch irgendein Gleichnis machen, weder des, das oben im Himmel, noch des, das unten auf Erden, oder des, das im Wasser unter der Erde ist. Bete sie nicht an und diene ihnen nicht. Denn ich, der Herr, dein Gott, bin ein eifriger Gott, der da heimsucht der Väter Missetat an den Kindern bis in das dritte und vierte Glied, die mich hassen; und tue Barmherzigkeit an vielen Tausenden, die mich lieb haben und meine Gebote halten.“ 2.Mose 20,2-6. Z3.313.2 Teilen

Aaron und seine Söhne waren geehrt worden, da sie auf den Berg berufen wurden, um Gottes Herrlichkeit zu schauen. „Und (sie) sahen den Gott Israels. Unter seinen Füssen war es wie ein schöner Saphir und wie die Gestalt des Himmels, wenn‘s klar ist.“ 2.Mose 24,10. Z3.313.3 Teilen

314

Gott hatte Nadab und Abihu zum allerheiligsten Werk berufen. Darum ehrte er sie auf wunderbarste Weise. Er gestattete ihnen einen Blick auf seine große Herrlichkeit, damit die Szenen auf dem Berg in ihrem Gedächtnis haften bleiben und sie umso mehr befähigen sollten, seinen Dienst auszurichten. Sie sollten dazu dienen, ihm vor dem Volk jene erhabene Ehre und Ehrerbietung zu erweisen, damit sie einen klareren Begriff seines Charakters bekamen und in ihnen den ihm gebührenden Gehorsam und Ehrfurcht gegenüber all seinen Forderungen zu wecken. Z3.314.1 Teilen

Bevor Mose das Volk verließ, um auf den Berg zu steigen, las er ihnen die Worte des Bundes vor, den Gott mit ihnen gemacht hatte, und mit einer Stimme antworteten sie: „Alle Worte, die der Herr gesagt hat, wollen wir tun.“ 2.Mose 24,3. Wie groß muss Aarons Sünde gewesen sein, wie anstößig in Gottes Augen! Z3.314.2 Teilen

Während Mose auf dem Berg Gottes Gesetz empfing, informierte ihn der Herr über die Sünde des empörerischen Israels und ersuchte ihn, es aufzugeben, damit er es vernichten könne. Aber Mose legte vor Gott Fürbitte für das Volk ein. Obgleich Mose der sanftmütigste Mensch auf Erden war, verlor er seine natürliche Schüchternheit, wenn es um die Interessen des Volkes ging, über das Gott ihn als Leiter eingesetzt hatte. Dann konnte er sehr hartnäckig sein und mit wunderbarer Kühnheit mit Gott ringen, um Israels willen. Er gab nicht seine Zustimmung, dass Gott sein Volk vernichte, obgleich Gott ihm versprach, dass ihre Vernichtung dazu dienen würde, Mose zu erhöhen und aus ihm ein Volk zu erwecken, das besser sei als Israel. Z3.314.3 Teilen

Mose errang den Sieg. Gott nahm seine ernste Fürbitte an, sein Volk nicht zu vertilgen. Mose nahm die Tafeln des Bundes, das Gesetz der Zehn Gebote, und stieg vom Berg herab. Das lärmende, trunkene Festgelage der Kinder Israel erreichte seine Ohren, lange bevor er zum Lager gelangte. Als er ihren Götzendienst sah, und dass sie in auffälligster Weise die Worte des Bundes gebrochen hatten, wurde er von Kummer und Entrüstung angesichts ihres gottlosen Götzenkults erfüllt. Verwirrung und Scham überkam ihn, und er warf die Gesetzestafeln von sich und zerbrach sie. Im Zerbrechen der Tafeln deutete Mose den Israeliten an, dass Gott seinen Bund mit ihnen brach, wie sie ihren Bund mit Gott gebrochen hatten. Die Tafeln, worauf Gottes Gesetz geschrieben stand, waren zerbrochen. Z3.314.4 Teilen

315

Aaron in seiner liebenswürdigen Haltung, so äußerst milde und wohlgefällig, versuchte Mose zu beschwichtigen, als wäre die vom Volk begangene Sünde doch nicht so groß, dass er darüber so tief empfinden müsste. Zornig fragte Mose: „Was hat dir das Volk getan, dass du eine so große Sünde über sie gebracht hast? Aaron sprach: Mein Herr lasse seinen Zorn nicht ergrimmen. Du weißt, dass dies Volk böse ist. Sie sprachen zu mir: Mache uns Götter, die vor uns her gehen; denn wir wissen nicht, wie es diesem Manne Mose geht, der uns aus Ägyptenland geführt hat. Ich sprach zu ihnen: Wer Gold hat, der reiß es ab und gebe es mir. Und ich warf‘s ins Feuer; daraus ist das Kalb geworden.“ 2.Mose 32,21-24. Aaron wollte Mose glauben machen, dass ein spezielles Wunder ihren Goldschmuck in die Figur eines Kalbes verwandelt habe. Er berichtete Mose nicht, dass er dieses Bildnis zusammen mit anderen Werksleuten hergestellt hatte. Z3.315.1 Teilen

Aaron hatte gedacht, Mose sei zu unnachgiebig gegenüber den Wünschen des Volkes. Er dachte, dass Mose viel weniger Schwierigkeiten haben und dass es weit mehr Frieden und Harmonie im Lager Israels geben würde, wenn er doch nur nicht so hart, so kompromisslos zu gewissen Zeiten wäre, und wenn er öfter den Wünschen des Volkes nachkäme. Nun hatte er versucht, einmal diese neue Methode anzuwenden. Er richtete sich nach seiner natürlichen Veranlagung, indem er den Wünschen des Volkes nachgab. Er glaubte damit der Unzufriedenheit vorzubeugen, das Volk bei Laune zu halten und eine Rebellion aufzuhalten, zu der es bestimmt kommen würde, falls er ihre Wünsche nicht erfüllte. Wäre Aaron aber ohne zu wanken für Gott eingestanden, wäre er dem Begehren des Volkes, ihnen Götter zu machen, die nach Ägypten zurück vor ihnen hergehen sollten, mit jener Entrüstung und jenem Entsetzen, das ihr Vorschlag verdiente, entschlossen entgegengetreten; hätte er sie an die Schrecken Sinais erinnert, wo Gott sein Gesetz unter solcher Prachtentfaltung und Majestät verkündigt hatte; hätte er ihnen ihren feierlichen Bund mit Gott, allen seinen Geboten zu gehorchen, ins Gedächtnis gerufen; hätte er zu ihnen gesagt, dass er nie ihrem Ersuchen nachgeben werde, koste es selbst sein Leben — dann hätte er Einfluss aufs Volk gewonnen und den schrecklichen Abfall verhütet. Als jedoch in Moses Abwesenheit von ihm gefordert wurde, seinen Einfluss auf Seiten des Rechts geltend zu machen, als er fest und unbeweglich hätte dastehen sollen wie Mose, um das Volk davor zu bewahren, einen sündigen Weg einzuschlagen, da übte er einen schlechten Einfluss auf der verkehrten Seite aus. Er war machtlos, seinen Einfluss zur Verteidigung von Gottes Ehre im Beachten seines heiligen Gesetzes einzusetzen. Aber auf der falschen Seite wog sein Einfluss schwer. Er befahl und das Volk gehorchte. Z3.315.2 Teilen

316

Als Aaron den ersten Schritt in der verkehrten Richtung unternahm, wurde er vom Geist angesteckt, womit das Volk erfüllt war. Er übernahm die Leitung wie ein General, und das Volk war einzigartig gehorsam. Hier willigte Aaron entschieden in die schlimmsten Sünden ein, weil es leichter war, nachzugeben, als das Recht zu verteidigen. Als er von seiner Redlichkeit abließ, indem er das Volk in seinen Sünden unterstützte, schien er mit einer Entschlusskraft, einem Ernst und einem Eifer inspiriert zu sein, die ihm neu waren. Plötzlich schien seine Schüchternheit ihn zu verlassen. Mit einem Eifer, den er nie in der Verteidigung von Gottes Ehre und gegen das Verkehrte an den Tag gelegt hatte, nahm er die Werkzeuge zur Hand, um aus dem Gold ein Kalb herzustellen. Er ließ einen Altar errichten, und mit einer Entschlossenheit, die einer besseren Sache dienlicher gewesen wäre, verkündigte er dem Volk, dass es morgen ein Fest für den Herrn geben würde. Die Posaunenbläser gaben die Ankündigung Aarons an alle Lager des Heeres Israels weiter. Z3.316.1 Teilen

Aarons ruhiges Selbstvertrauen auf falschem Weg hatte größeren Einfluss auf das Volk, als Mose hätte haben können, wenn er sie den rechten Weg wies und ihrer Rebellion Einhalt gebot. Welch schreckliche geistliche Blindheit hatte Aaron befallen, dass er Licht als Finsternis ansah und Finsternis als Licht! Welche Anmaßung, ein Fest des Herrn anzukündigen, wo es sich doch um die Anbetung eines goldenen Bildes handelte! Hier kann man sehen, welche Macht Satan über Gemüter hat, die sich nicht völlig der Herrschaft des Geistes Gottes übergeben haben. Satan hatte sein Banner inmitten Israels aufgepflanzt, und es wurde erhöht als Banner Gottes. Z3.316.2 Teilen

317

„Dies“, sagte Aaron ohne zu zögern und ohne Scham, „sind deine Götter, Israel, die dich aus Ägyptenland geführt haben.“ 2.Mose 32,4. Aaron beeinflusste die Kinder Israel, in ihrem Götzendienst weiter zu gehen, als sie je die Absicht hatten. Sie waren nicht länger traurig darüber, falls die blendende Herrlichkeit gleich verzehrendem Feuer ihren Leiter vernichtet hatte. Sie glaubten jetzt einen General zu haben, wie er ihnen gefiel, und sie waren bereit, alles zu tun, was er vorschlug. Sie brachten ihrem goldenen Abgott Opfer dar. Sie brachten Friedensopfer dar und gaben sich dem Vergnügen, der Schlemmerei und der Trunkenheit hin. Sie fassten dann den Beschluss in ihrem Sinn, dass nicht ihre Verkehrtheiten ihnen soviel Schwierigkeiten in der Wüste bereiteten, sondern, dass letzten Endes ihr Leiter an allem schuld war. Er war nicht der rechte Mann. Er war zu unnachgiebig. Immer hielt er ihnen ihre Sünden vor. Immer warnte und tadelte er sie und drohte ihnen mit Gottes Missfallen. Eine Neuordnung der Dinge bahnte sich an, und sie waren zufrieden mit Aaron und zufrieden mit sich. Sie dachten: Wenn Mose doch nur so liebenswürdig und milde wie Aaron gewesen wäre, welchen Friedens und welcher Harmonie hätten sie sich im Lager Israels erfreuen können! Sie sorgten nicht länger darum, ob Mose je vom Berg zurückkehren würde oder nicht. Z3.317.1 Teilen

Als Mose den Götzendienst Israels sah und in seiner Entrüstung wegen ihrer schandbaren Gottvergessenheit die Steintafeln auf die Erde warf und sie zerbrach, stand Aaron sanften Gemüts daneben und ertrug Moses Rüge mit bemerkenswerter Geduld. Das Volk fühlte sich von Aarons liebenswürdigem Geist angezogen und abgestoßen von Moses hitzigem Ausbruch. Aber Gott sieht nicht wie ein Mensch sieht. Er verurteilte Moses Eifer und Entrüstung wegen des gottlosen Abfalls des Volkes nicht. Z3.317.2 Teilen

318

Dann nimmt der treue General seine Stellung für Gott ein. Er ist unmittelbar aus des Herrn Gegenwart gekommen, wo er mit ihm gerungen hat, seinen Zorn von seinem irrenden Volk abzuwenden. Jetzt hat er als Gottes Gesandter ein anderes Werk zu tun, nämlich seine Ehre vor dem Volk zu erhöhen und ihnen zu zeigen, dass Sünde Sünde ist, und Gerechtigkeit Gerechtigkeit. Er hat die Aufgabe, dem schrecklichen Einfluss Aarons entgegenzutreten. Dann trat Mose „an das Tor des Lagers und sprach: Her zu mir, wer dem Herrn angehört! Da sammelten sich zu ihm alle Kinder Levi. Und er sprach zu ihnen: So spricht der Herr, der Gott Israels: Gürte ein jeglicher sein Schwert um seine Lenden und durchgehet hin und zurück von einem Tor zum andern das Lager, und erwürge ein jeglicher seinen Bruder, Freund und Nächsten. Die Kinder Levi taten, wie ihnen Mose gesagt hatte; und fielen des Tages vom Volk dreitausend Mann. Da sprach Mose: Füllet heute eure Hände dem Herrn, ein jeglicher an seinem Sohn und Bruder, dass heute über euch der Segen gegeben werde.“ 2.Mose 32,26-29. Z3.318.1 Teilen

Hier definierte Mose echte Hingabe als Gehorsam Gott gegenüber, als Verteidigung des Rechten, als Bereitschaft, Gottes Absichten auch in den unangenehmsten Pflichten auszuführen, zu zeigen, dass Gottes Ansprüche höher sind als die von Freunden oder selbst das Leben der nächsten Angehörigen. Die Söhne Levis weihten sich Gott, um seiner Gerechtigkeit gegenüber Verbrechen und Sünde Genüge zu tun. Z3.318.2 Teilen

Aaron und Mose sündigten beide, als sie am Wasser Meriba Gott nicht die ihm gebührende Ehre und Verherrlichung erwiesen. Sie waren beide des fortwährenden Murrens der Israeliten müde geworden. Sie fühlten sich herausgefordert, und gerade zu einer Zeit, wo Gott gnädiglich seine Herrlichkeit vor dem Volk offenbaren wollte, um ihre Herzen zu besänftigen, zu unterwerfen und sie zur Busse zu leiten, beanspruchten Mose und Aaron die Macht, den Felsen für sie zu öffnen. „Höret ihr Ungehorsamen, werden wir euch auch Wasser bringen aus diesem Fels?“ 4.Mose 20,10. Hier war eine goldene Gelegenheit, den Herrn in ihrer Mitte zu verherrlichen, ihnen Gottes Langmut und zärtliches Mitgefühl vor Augen zu führen. Sie hatten gegen Mose und Aaron gemurrt, weil sie kein Wasser fanden. Mose und Aaron betrachteten dieses Murren als eine große Prüfung und Entehrung ihrer Person und vergaßen, dass das Volk damit Gott kränkte. Es war Gott, gegen den sie sündigten und den sie entehrten, nicht diejenigen, die von Gott erwählt waren, seine Absichten durchzuführen. Sie beleidigten ihren besten Freund, indem sie ihre Missgeschicke Mose und Aaron zuschrieben. Sie murrten wider Gottes Vorsehung. Z3.318.3 Teilen

319

Die Sünde dieser Männer war groß. Ihr Leben hätte bis zum Ende ein Ruhm sein können. Sie waren sehr erhöht und geehrt worden. Doch Gott wird keine Sünde in jenen, die eine hohe Stellung einnehmen, entschuldigen, genau so wenig, wie er sie bei denen entschuldigt, die eine niedrigere Position bekleiden. Viele bekenntlichen Christen betrachten Männer, die das Verkehrte nicht tadeln und verurteilen, als wirklich fromm und wahre Christen, während sie denken, dass diejenigen, die kühn für das Rechte einstehen und ihre Redlichkeit nicht unter ungeheiligtem Einfluss preisgeben wollen, der Frömmigkeit und eines christlichen Geistes ermangeln. Z3.319.1 Teilen

Diejenigen, die fest in der Verteidigung der Ehre Gottes dastehen und die Reinheit der Wahrheit aufrechterhalten, was auch der Preis sei, werden vielerlei Prüfungen haben, wie unser Heiland bei seinen Versuchungen in der Wüste. Während solche, die nachgiebigen Geistes sind, die keinen Mut haben, das Verkehrte zu tadeln, die stille schweigen, wenn ihr Einfluss benötigt wird, gegen jeden Druck in Verteidigung des Rechten dazustehen, sich viel Herzeleid ersparen und vielen Schwierigkeiten entgehen mögen, werden sie auch reichen Lohn, wenn nicht gar ihre eigene Seele, verlieren. Die in Übereinstimmung mit Gott sind und die durch Glauben an ihn Kraft empfangen, dem Unrecht zu widerstehen und das Rechte zu verteidigen, werden immer schwere Kämpfe haben, und oftmals werden sie beinahe ganz alleine dastehen. Doch werden sie kostbare Siege erringen, während sie Gott zu ihrer Stärke machen. Seine Gnade wird ihre Stärke sein. Ihr sittliches Empfinden wird scharf und ungetrübt sein. Ihre moralischen Kräfte werden imstande sein, sich verkehrten Einflüssen entgegenzustellen. Ihre Redlichkeit wird, gleich Moses, reinster Art sein. Z3.319.2 Teilen

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Der milde und nachgiebige Geist Aarons und sein Wunsch, dem Volk zu gefallen, machte seine Augen gegenüber ihren Sünden und der Größe ihres Vergehens, das er gut hieß, blind. Sein Verhalten, Verkehrtheit und Sünde in Israel gutzuheißen, kostete dreitausend Leben unter den Israeliten. In welchem Gegensatz dazu stand Moses Verhalten: Nachdem er dem Volk bewiesen hatte, dass sie nicht ungestraft mit Gott spielen konnten; nachdem er ihnen das gerechte Missfallen Gottes wegen ihrer Sünden vor Augen geführt hatte; nachdem der schreckliche Auftrag ergangen war, Freunde und Verwandte zu töten, die in ihrem Abfall beharrten; nachdem das Werk der Gerechtigkeit geschehen war, um Gottes Zorn zu besänftigen, ungeachtet ihrer Gefühle und der Sympathie gegenüber geliebten Freunden und Angehörigen, die in ihrer Rebellion beharrten — nach all diesem war Mose bereit für ein anderes Werk. Er bewies, wer der wahre Freund Gottes und des Volkes war. Z3.320.1 Teilen

„Des Morgens sprach Mose zum Volk: Ihr habt eine große Sünde getan; nun will ich hinaufsteigen zu dem Herrn, ob ich vielleicht eure Sünde versöhnen möge. Als nun Mose wieder zum Herrn kam, sprach er: Ach, das Volk hat eine große Sünde getan, und sie haben sich goldene Götter gemacht. Nun vergib ihnen ihre Sünde; wo nicht, so tilge mich auch aus deinem Buch, das du geschrieben hast. Der Herr sprach zu Mose: Was? Ich will den aus meinem Buch tilgen, der an mir sündigt. So gehe nun hin und führe das Volk, dahin ich dir gesagt habe. Siehe, mein Engel soll vor dir her gehen. Ich werde ihre Sünde wohl heimsuchen, wenn meine Zeit kommt heimzusuchen. Also strafte der Herr das Volk, dass sie das Kalb hatten gemacht, welches Aaron gemacht hatte.“ 2.Mose 32,30-35. Z3.320.2 Teilen

Mose legte für das sündige Israel Fürbitte ein. Er versuchte nicht, ihre Sünde vor Gott zu verringern. Er entschuldigte ihre Sünde nicht. Er anerkannte freimütig, dass sie gesündigt hatten, dass ihre Sünde schwer wog und sie sich einen goldenen Götzen gemacht hatten. Dann verliert er seine Zurückhaltung, und Israels Interesse ist so eng mit seinem Leben verwoben, dass er kühn vor Gott hintritt und ihn bittet, seinem Volk zu vergeben. Er sagt, wenn ihre Sünde so groß ist, dass Gott sie nicht vergeben kann, dass er ihre Namen aus seinem Buch auslöschen muss, dann soll der Herr auch seinen Namen austilgen. Als der Herr Mose seine Zusicherung erneuerte, dass sein Engel vorangehen und sein Volk ins verheißene Land leiten würde, da wusste Mose, dass seine Fürbitte erhört war. Aber gleichzeitig versicherte der Herr Mose, dass wenn er herausgefordert würde, das Volk dieser Sünden wegen zu strafen, er es auch tun würde. Wären sie jedoch in Zukunft gehorsam, so würde er auch diese große Sünde aus seinem Buch auslöschen. Z3.320.3 Teilen

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Lieber Bruder und Schwester A, seit ein paar Monaten habe ich gefühlt, dass es Zeit sei, euch einige Dinge zu schreiben, die der Herr mir vor einigen Jahren zeigte, was euch betrifft. Euer Fall wurde mir in Verbindung mit den Fällen anderer vorgeführt, die ein Werk für sich persönlich zu verrichten hatten, ehe sie befähigt waren, im Werk der Verkündigung der gegenwärtigen Wahrheit zu arbeiten. Ich sah, dass euch notwendige Befähigungen fehlen, die, wenn ihr euch sie nicht aneignet, eure Brauchbarkeit und selbst das Heil eurer Seelen gefährden. Ihr besitzt einige Charakterfehler, die ihr dringend korrigieren solltet. Wenn ihr versäumt, dieses Werk resolut und ernsthaft in Angriff zu nehmen, werden diese Verkehrtheiten zunehmen und euren Einfluss im Werke Gottes sehr einschränken und schließlich dahin führen, euch vom Werk der Verkündigung der Wahrheit, die ihr doch liebt, zu trennen. Z3.321.1 Teilen

Im Gesicht, das mir für B. gegeben wurde, sah ich, dass er sehr unglückliche Charakterzüge besitzt. Er war unerzogen und sein Temperament wurde nie gedämpft. Man hatte ihm gestattet, immer seinen Kopf durchzusetzen und zu tun, was ihm gefiel. Ihm mangelt es sehr an Ehrfurcht vor Gott und Menschen. Er besaß einen starken, unabhängigen Geist und hatte nicht die geringste Ahnung von angemessener Dankbarkeit denen gegenüber, die ihr Äußerstes für ihn taten. Er war extrem egoistisch. Z3.321.2 Teilen

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Es wurde mir gezeigt, dass Unabhängigkeit, ein fester, entschlossener, unbeugsamer Wille, ein Mangel an Ehrerbietung und angemessener Achtung für andere, Selbstsucht und ein großes Selbstvertrauen den Charakter von Schwester A. kennzeichneten. Wenn sie nicht acht gibt und diese Wesenszüge überwindet, wird sie nicht mit Christo auf seinem Thron sitzen dürfen. Z3.322.1 Teilen

Was dich, Bruder A, betrifft so wurde mir vorgeführt, dass viele der Punkte, die im Zeugnis für Bruder B. angeführt wurden, auch dir gelten. Mir wurde ein Blick auf dein vergangenes Leben gestattet. Von Kind auf an bist du selbstsicher, eigensinnig und eigenwillig gewesen und hast deinen Kopf durchgesetzt. Du besitzt einen unabhängigen Geist und es fällt dir sehr schwer, dich andern zu unterwerfen. Wenn es deine Pflicht gewesen wäre, deinen Willen und deine Wünsche andern anzupassen, hast du rasch nach eigenem Gutdünken gehandelt. Du empfandest, dass du völlig imstande wärst, unabhängig für dich selbst zu denken und zu handeln. Du hast die göttliche Wahrheit angenommen und geliebt, und sie hat viel für dich getan. Aber sie hat noch nicht alle notwendigen Veränderungen in dir hervorgerufen, die zur Vollkommenheit des christlichen Charakters gehören. Als du mit der Arbeit im Werke Gottes anfingst, warst du demütiger und williger, Rat anzunehmen und dich belehren zu lassen. Nachdem du jedoch einige Erfolge zu verzeichnen hattest, nahm dein Selbstvertrauen zu, du warst weniger demütig und wurdest unabhängiger. Z3.322.2 Teilen

Als du das Werk von Bruder und Schwester White in Betracht zogst, glaubtest du zu wissen, dass du es besser machen würdest als sie. In deinem Herzen erhoben sich Gefühle gegen sie. Du warst von Natur aus skeptisch und ungläubig. Als du ihre Aufgabe sahst und die Tadel an jene, die verkehrt waren, hörtest, fragtest du dich, wie du solch ein deutliches Zeugnis wohl ertragen könntest. Du fasstest den Beschluss, es nicht anzunehmen, und du fingst an, dich gegen die Art ihrer Arbeitsweise zu stählen. Dadurch öffnetest du dein Herz dem Misstrauen, dem Zweifel und der Eifersucht gegenüber ihrer Person und ihrem Werk. Z3.322.3 Teilen

Du hegtest voreingenommene Gefühle ihrer Arbeit gegenüber. Du wachtest, horchtest und sammeltest alles, was du konntest und hegtest großen Argwohn. Weil Gott dir etwas Erfolg gegeben hatte, setztest du deine kurze Erfahrung und deine Arbeit dem Werk von Bruder White gleich. Du schmeicheltest dir, dass du, wärest du an seiner Stelle, alles viel besser machen würdest als er. Du wurdest groß in deinen eigenen Augen. Du sahst dein Wissen für weit umfassender und wertvoller an, als es der Wirklichkeit entsprach. Hättest du nur den hundertsten Teil der Erfahrung in wirklicher Arbeit, in Sorgen, in Verlegenheiten und im Lastentragen in diesem Werk, wie Bruder White, dann wärst du besser imstande, sein Werk zu verstehen und Mitgefühl für ihn aufzubringen in seiner Arbeit, anstatt zu murren, zu misstrauen und eifersüchtig auf ihn zu sein. Z3.322.4 Teilen

323

Was deine eigene Arbeit anbelangt, solltest du sehr darauf achten, dass du sie zu Gottes Zufriedenheit verrichtest und dass du durch sie Gottes Werk nicht verunehrst. Demutsvoll solltest du dir selbst die Frage stellen: „Wer ist hierzu tüchtig?“ Der Grund, weshalb ihr beide so bereitwillig Bruder Whites Werk in Frage stellt und beargwöhnt, ist der, weil ihr so wenig darüber wisst. So wenig wirkliche Lasten haben je eure Seelen niedergedrückt, so wenig wirkliche Ängste um Gottes Werk haben je eure Herzen berührt, so wenig Unruhe und wirklichen Kummer habt ihr je um anderer willen empfunden, dass ihr sein Werk nicht mehr zu schätzen vermögt wie ein zehnjähriger Bub die Sorgen, die Not und die mühsame Plackerei seines geplagten Vaters. Der Bub mag sich seines Lebens erfreuen, weil er nicht die Erfahrung des geplagten und sorgenbeladenen Vaters besitzt. Er mag sich über die Ängste und Nöte des Vaters wundern, die ihm so unnötig erscheinen. Wenn er jedoch in die Jahre kommt, wo er selbst mit des Lebens Bürden belastet ist, dann mag er Rückschau halten auf das Leben seines Vaters und verstehen, was ihm in seinen jungen Jahren so geheimnisvoll erschien, denn eigene bittere Erfahrungen haben ihm Erkenntnis gebracht. Z3.323.1 Teilen

Es wurde mir gezeigt, dass du in Gefahr bist, von der Schlichtheit des Werkes abzuweichen und dich selbst sehr hoch einzuschätzen. Du meinst keinen Tadel und keinen Rat zu benötigen. Die Sprache deines Herzens ist: „Ich bin imstande zu urteilen, zu beschließen und zwischen Recht und Unrecht zu unterscheiden. Niemand darf meine Rechte verletzen. Niemand hat mir zu diktieren. Ich bin befähigt, meine eigenen Pläne zu formen. Ich bin so gut wie jeder andere. Gott ist mit mir und gibt mir Erfolg in meinen Bemühungen. Wer besitzt die Autorität, sich in meine Angelegenheiten einzumischen?“ Diese Worte hörte ich dich äußern, als dein Fall im Gesicht an mir vorüberzog. Du sprachst dies nicht zu irgend jemand, sondern wie in einem Selbstgespräch. Mein begleitender Engel wiederholte folgende Worte, während er auf euch beide deutete: „Wahrlich ich sage euch: Es sei denn, dass ihr umkehret und werdet wie die Kinder, so werdet ihr nicht ins Himmelreich kommen. Wer nun sich selbst erniedrigt wie dies Kind, der ist der Größte im Himmelreich.“ Matthäus 18,3-4. Z3.323.2 Teilen

324

Ich sah, dass die Stärke der Kinder Gottes in ihrer Demut liegt. Wenn sie in ihren eigenen Augen gering erscheinen, wird Jesus ihre Stärke und ihre Gerechtigkeit sein, und Gott wird ihrer Arbeit Gedeihen schenken. Es wurde mir gezeigt, dass Gott Bruder A. prüfen würde. Er würde ein ihm bestimmtes Maß Gedeihen schenken. Würde er die Prüfung bestehen, Gottes Segnungen gut anlegen, sich nicht selbst die Ehre zuschreiben, sich nicht erheben, selbstsüchtig und selbstvertrauend werden, dann würde der Herr ihn weiterhin um des Werkes Gottes und seiner Ehre willen, segnen. Z3.324.1 Teilen

Bruder A, ich sah, dass du in größter Gefahr warst, dich selbst zu erhöhen, selbstgerecht und selbstgenügsam zu werden und dich reich und gar satt zu dünken und nichts zu bedürfen. Wenn du betreffs dieser Punkte nicht über dich selbst wachst, wird der Herr dir gestatten, weiter deinem Kurs zu folgen, bis du deine Schwächen für alle sichtbar machst. Du wirst in Lagen geraten, wo du schwer geprüft wirst, wenn andere dich nicht als so erhaben betrachten, wie du dich selbst und deine Fähigkeiten einschätzt. Es wurde mir gezeigt, dass du nicht vorbereitet warst, Gedeihen und viel Erfolg zu ertragen. Nur eine gründliche Bekehrung kann dir noch helfen. Z3.324.2 Teilen

Es wurde mir gezeigt, dass ihr beide von Natur aus selbstsüchtig seid. Wenn ihr nicht über euch wacht, seid ihr fortwährend in Gefahr, dass euer Denken und Handeln sich nur um die eigene Person dreht. Euer Planen wird ganz auf eure eigene Bequemlichkeit ausgerichtet sein, ohne in Betracht zu ziehen, welche Unannehmlichkeiten dies anderen bereiten mag. Ihr seid geneigt, eure Ideen und Pläne durchzuführen, ohne Rücksicht auf die Vorhaben, Ansichten und Gefühle anderer. Ihr beide solltet euch der Ehrerbietung und der Achtung vor anderen befleißigen. Z3.324.3 Teilen

325

Bruder A, du hast deine Arbeit als viel zu wichtig gehalten, um dich herabzulassen und Haushaltspflichten zu übernehmen. Diese Anforderungen sind dir unbequem. Schon in deinen Jugendtagen hast du sie vernachlässigt. Aber diese kleinen Pflichten, die du versäumst, sind notwendig zur Bildung eines ausgeglichenen Charakters. Z3.325.1 Teilen

Es wurde mir gezeigt, dass unsere Prediger im Allgemeinen versäumen, sich in den Familien, deren Gastfreundschaft sie genießen, nützlich zu machen. Einige geben sich dem Studium hin, weil sie diese Beschäftigung lieben. Sie empfinden es nicht als eine Pflicht, die Gott Prediger aufgetragen hat, den Familien, die sie besuchen, zum Segen zu sein. Sie wenden sich Büchern zu, schließen sich von der Familie ab und sprechen nicht mit ihr über die verschiedenen Wahrheitspunkte. Die religiösen Interessen der Familie finden kaum Erwähnung. Das alles ist verkehrt. Prediger, die nicht die Lasten und Sorgen des Verlagswerkes zu tragen haben, die nicht die Schwierigkeiten und zahllosen Kümmernisse aller Gemeinden auf ihren Schultern tragen, sollten ihre Arbeit wirklich nicht als so übermäßig schwer ansehen. Sie sollten tiefstes Interesse für die Familien bekunden, die sie besuchen. Sie sollten nicht denken, man müsse sie verwöhnen und bedienen, während sie keine Gegenleistung erbringen. Es ist die Pflicht christlicher Familien, die Diener Christi aufzunehmen; aber die Prediger, welche die Gastfreundschaft ihrer christlichen Freunde in Anspruch nehmen, haben ihrerseits die Pflicht, so weit wie möglich für sich selbst zu sorgen, damit sie ihren Freunden nicht zur Last liegen. Viele Prediger sind der Ansicht, dass sie besonders begünstigt, verhätschelt und bedient werden sollten, was ihnen nur zum Schaden dient und ihre Brauchbarkeit sehr beeinträchtigt. Z3.325.2 Teilen

Bruder und Schwester A, ihr habt es euch zu oft, wenn ihr bei Geschwistern seid, zur Gewohnheit gemacht, Anordnungen zu treffen zur eigenen Bequemlichkeit und die Aufmerksamkeit auf euch zu lenken, ohne euch darum zu bekümmern, ob es andern passt oder nicht passt. Ihr seid in Gefahr, euch in den Mittelpunkt zu drängen. Ihr habt die Aufmerksamkeit und Fürsorge anderer in Anspruch genommen, wenn es zu eurem Besten und zum Nutzen anderer angemessener gewesen wäre, euren Gastwirten mehr Aufmerksamkeit zu schenken. Auf diese Weise hättet ihr einen weit größeren Einfluss ausüben und mehr Seelen für die Wahrheit gewinnen und ihnen zum Segen sein können. Z3.325.3 Teilen

326

Bruder A, du bist befähigt, andern die Wahrheit vorzuführen. Du besitzt Forschergeist. Doch in deinem Charakter gibt es ernsthafte Fehler, die ich erwähnt habe, und die überwunden werden müssen. Du vernachlässigst viele kleine Gefälligkeiten des Lebens, weil du so viel an dich selbst denkst, dass du gar nicht siehst, dass diese kleinen Aufmerksamkeiten von dir gefordert werden. Gott will nicht, dass du andere belastest, während du versäumst, die Dinge zu sehen und zu tun, die irgend jemand tun muss. Es tut der Würde eines Predigers des Evangeliums keinen Abbruch, Holz oder Wasser herbeizuholen, wenn benötigt, oder irgendeine andere notwendige Arbeit zu verrichten bei der Familie, deren Gastfreundschaft er genießt. Indem er diese kleinen notwendigen Pflichten und die Gelegenheit, sie zu tun, übersieht, beraubt er sich selbst wirklichen Segens und anderer der Hilfe, die ihnen gebührt. Z3.326.1 Teilen

Einigen unserer Prediger fehlt der notwendige Ausgleich körperlicher Betätigung, der im rechten Verhältnis zur Anspannung der geistigen Kräfte steht. Als Folge haben sie unter Schwäche zu leiden. Es besteht kein Grund, warum die Gesundheit der Prediger leiden müsste, die nur die gewöhnlichen Pflichten eines Predigers zu erfüllen haben. Ihre Sinne sind nicht fortwährend mit drückenden Sorgen und schweren Verantwortlichkeiten belastet, wie es die wichtigen Anstalten unseres Werkes erfordern. Ich sah, dass es für sie keinen wirklichen Grund gibt, in dieser wichtigen Periode des Werkes zusammenzubrechen, wenn sie dem Licht folgen, das Gott ihnen bezüglich ihrer Arbeitsweise in Verbindung mit körperlicher Betätigung und ihrer Ernährung gegeben hat. Z3.326.2 Teilen

327

Einige unserer Prediger sind tüchtige Esser, und dann verschaffen sie sich nicht genügend körperliche Bewegung, um die Abfallstoffe, die sich im Organismus angehäuft haben, zu beseitigen. Sie essen, und anschließend setzen sie sich hin, lesen, studieren oder schreiben, während eine gewisse Zeit systematischer körperlicher Arbeit gewidmet sein sollte. Unsere Prediger werden ganz gewiss ihre Gesundheit ruinieren, wenn sie nicht darüber wachen, ihren Magen nicht mit einer zu großen Menge Nahrung zu überladen, selbst wenn es sich um gesunde Speisen handelt. Ich sah, dass ihr beide, Bruder und Schwester A, betreffs dieses Punktes in Gefahr seid. Unmäßigkeit im Essen verhindert freien Gedankenflug und die Wortwahl und jenes intensive Gefühl, das so notwendig ist, um den Herzen der Zuhörer die Wahrheit einzuprägen. Das Frönen der Esslust umwölkt und behindert das Gehirn und stumpft die Gefühle der Seele ab. Die geistigen und moralischen Kräfte einiger unserer Prediger sind durch falsches Essen und Mangel an körperlicher Bewegung geschwächt. Diejenigen, die nach einer großen Nahrungsmenge Verlangen haben, sollten ihrer Esslust nicht nachgeben, sondern Selbstverleugnung üben und sich den Segen aktiver Muskeln und ungetrübten Verstandes bewahren. Überessen lähmt den gesamten Organismus, indem es alle Kräfte von anderen Organen abzieht, damit der Magen seine Arbeit verrichten kann. Z3.327.1 Teilen

Das Versäumnis unserer Prediger, alle Organe des Körpers gleichmäßig in Bewegung zu halten, lässt einige übermäßig beansprucht werden, während andere durch Untätigkeit erschlaffen. Wenn fast ausschließlich nur ein Organ oder bestimmte Muskeln beansprucht werden, ermüden diese und werden sehr geschwächt. Jede Fähigkeit des Verstandes und jeder Muskel haben ihre bestimmte Aufgabe, und alle wollen gleichermaßen in Tätigkeit gesetzt werden, damit sie sich recht entwickeln können und gesund bleiben. Jedes Organ hat sein Werk im lebenden Organismus zu verrichten. Jedes Rad in der Maschine muss ein lebendiges, aktives, arbeitendes Rad sein. Eines ist vom andern abhängig und muss betätigt werden, um sich gesund entwickeln zu können. Z3.327.2 Teilen

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Bruder und Schwester A, keiner von euch beiden liebt körperliche, anstrengende Arbeit. Ihr beide müsst eine Liebe zu den praktischen Pflichten des Lebens entwickeln. Diese Erziehung ist notwendig für eure Gesundheit und wird eure Brauchbarkeit vermehren. Ihr denkt zu viel übers Essen nach. Ihr solltet jene Dinge meiden, die eine schlechte Blutqualität verursachen. Ihr neigt beide zu Lymphdrüsentuberkulose. Z3.328.1 Teilen

Bruder A, deine Vorliebe für Lesen und deine Abneigung für körperliche Betätigung, während du sprichst und deine Stimmbänder beanspruchst, machen dich anfällig für Krankheiten des Kehlkopfes und der Lunge. Du solltest Acht geben, nicht zu schnell zu sprechen und herunterzurattern, was du zu sagen hast, als hättest du eine Lektion zu wiederholen. Du solltest nicht hauptsächlich nur den oberen Teil des Sprechmechanismus betätigen, denn dies wird ihn andauernd schwächen und irritieren und den Grund zur Krankheit legen. Die Betätigung sollte von den Bauchmuskeln ausgehen. Lunge und Kehlkopf sind der Kanal, aber sie sollen nicht die ganze Arbeit tun. Z3.328.2 Teilen

Es wurde mir gezeigt, dass deine und deiner Frau Ernährungsweise euch krank machen wird, und wenn ihr weiter darin fortfahrt, wird euch das Überwinden schwer fallen. Ihr mögt euch beide jahrelang halten, ohne sichtbares Zeichen von Zusammenbruch; aber der Ursache werden sichtbare Resultate folgen. Gott wird für keinen von euch beiden ein Wunder wirken, um eure Gesundheit und euer Leben zu erhalten. Ihr müsst verständig essen, studieren und arbeiten und einem erleuchteten Gewissen folgen. All unsere Prediger sollen ehrliche, wahre Gesundheitsreformer sein. Sie sollen die Reformen nicht annehmen, weil andere es tun, sondern aus Grundsatz, im Gehorsam gegenüber Gottes Wort. Gott hat uns großes Licht über die Gesundheitsreform gegeben, und er fordert von uns, es zu respektieren. Er sendet das Licht nicht, damit es verworfen oder missachtet wird von seinem Volk. Geschieht dies, müssen sie die Folgen tragen. Z3.328.3 Teilen

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