Portrait von Ellen White
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Elias Verzagtheit
Elias Verzagtheit
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Auf dem Berg Hor starb Aaron und wurde dort begraben. Mose, Aarons Bruder und Eleasar, sein Sohn, begleiteten ihn auf den Berg. Mose wurde die schmerzliche Pflicht auferlegt, seinem Bruder die heiligen Gewänder auszuziehen und sie Eleasar anzuziehen, denn Gott hatte bestimmt, dass er der Nachfolger Aarons in der Priesterschaft sein sollte. Mose und Eleasar waren Zeugen des Todes Aarons und begruben ihn auf dem Berg. Diese Szene auf dem Berg Hor führt unsere Gedanken zurück auf die bemerkenswertesten Ereignisse im Leben Aarons. Z3.310.1 Teilen

Aaron war ein Mann liebenswürdigen Charakters, den Gott erwählte, Mose zur Seite zu stehen und für ihn zu sprechen, sein Sprachrohr zu sein. Gott hätte Aaron zum Leiter wählen können. Da er aber mit den Menschenherzen bekannt ist und den Charakter richtig einschätzen kann, wusste er, dass Aaron nachgiebig war und dass es ihm an moralischem Mut fehlte, unter allen Umständen und ungeachtet der Konsequenzen für das Recht einzustehen. Aarons Wunsch, dem Volk zu gefallen, führte ihn manchmal dahin, große Verkehrtheiten zu begehen. Zu oft gab er ihrem Begehren nach und entehrte dadurch Gott. Der gleiche Mangel an Festigkeit in seiner Familie führte zum Tod seiner beiden Söhne. Aaron war bekannt für seine Frömmigkeit und Brauchbarkeit. Doch er versäumte, seine Familie in Zucht zu halten. Anstatt sich der Aufgabe zu stellen, von seinen Söhnen Respekt und Ehrerbietung zu fordern, gestattete er ihnen, ihren Neigungen zu folgen. Er unterwies sie nicht in Selbstbeherrschung, sondern gab ihren Wünschen nach. Sie waren nicht dazu erzogen, elterliche Autorität zu respektieren und zu ehren. Der Vater sollte der rechtmäßige Herrscher seiner Familie sein, so lange er lebte. Seine Autorität sollte selbst dann nicht enden, wenn seine Kinder erwachsen waren und eigene Familien hatten. Gott selbst war der Monarch der Nation und vom Volk forderte er Gehorsam und Ehre. Z3.310.2 Teilen

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Die Ordnung und das Wohlergehen des Reiches hingen von der guten Ordnung der Gemeinde ab. Und das Gedeihen, die Einigkeit und Ordnung der Gemeinde hingen von der guten Ordnung und gründlichen Disziplin der Familien ab. Gott bestraft die Untreue der Eltern, denen er die Pflicht aufgetragen hat, die Grundsätze elterlicher Herrschaft aufrecht zu erhalten, die den Grund zu Gemeindeordnung und zur Wohlfahrt der Nation legen. Ein unerzogenes Kind hat oftmals den Frieden und die Harmonie einer Gemeinde zerstört und eine ganze Nation zum Murren und zu Rebellion veranlasst. Der Herr hat in höchst feierlicher Weise den Kindern ihre Pflicht eingeschärft, ihre Eltern liebevoll zu respektieren und zu ehren. Andrerseits fordert er von den Eltern, ihre Kinder zu erziehen und sie in unermüdlichem Fleiß betreffs der Ansprüche seines Gesetzes zu unterrichten und sie in der Erkenntnis und Furcht Gottes zu unterweisen. Diese ausdrücklichen Befehle, die Gott den Juden so feierlich erteilte, ruhen mit gleichem Gewicht auf christlichen Eltern. Diejenigen, die das Licht und die Unterweisungen Gottes in seinem Wort betreffs der Erziehung ihrer Kinder und des Gebietens in ihrem Heim vernachlässigen, müssen einer furchtbaren Abrechnung entgegensehen. Aarons sündhafte Vernachlässigung, seine Söhne Achtung und Ehrfurcht zu lehren, hatte ihren Tod zur Folge. Z3.311.1 Teilen

Gott zeichnete Aaron aus, indem er ihn und seine männlichen Nachkommen zum Priesterdienst bestimmte. Seine Söhne dienten im heiligen Amt. Nadab und Abihu versäumten, das Gebot Gottes zu befolgen, heiliges Feuer für ihren Weihrauch zu verwenden, der vor ihm dargebracht wurde. Gott hatte ihnen unter Todesandrohung verboten, zum Darbringen des Weihrauchs gewöhnliches Feuer zu benutzen. Z3.311.2 Teilen

Aber hier sieht man die Folgen von nachsichtiger Disziplin. Weil diese Söhne Aarons nicht dazu erzogen waren, die Gebote ihres Vaters zu respektieren und zu achten, sahen sie es nicht für notwendig an, die Forderungen Gottes genau zu befolgen. Sie gaben ihrem Verlangen nach Wein nach, und während sie sich unter seinem erregenden Einfluss befanden, war ihre Vernunft umwölkt, und sie konnten den Unterschied zwischen Gewöhnlichem und Heiligem nicht mehr erkennen. Entgegen Gottes ausdrücklicher Anweisung entehrten sie ihn, indem sie gewöhnliches anstatt heiliges Feuer darbrachten. Gott verfuhr zornig mit ihnen. Feuer fuhr aus von seiner Gegenwart und verzehrte sie. Z3.311.3 Teilen

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Aaron ertrug sein großes Leid mit Geduld und demütiger Unterwerfung. Sorge und tiefer Schmerz erfüllte seine Seele. Er war davon überzeugt, dass er seine Pflicht versäumt hatte. Er war Priester des höchsten Gottes, der die Sünden des Volkes versöhnen musste. Er war der Priester seines Hauses, und doch neigte er dazu, die Torheiten seiner Kinder zu übersehen. Er hatte versäumt, sie zum Gehorsam, zu Selbstverleugnung und Ehrfurcht vor elterlicher Autorität zu erziehen. Durch Gefühle und falsch verstandener Liebe hatte er versäumt, tiefe Ehrfurcht vor heiligen Dingen in ihnen zu erwecken. Aaron erkannte ebenso wenig, wie viele christliche Eltern heutzutage, dass diese unangebrachte Liebe und Nachsicht gegenüber den Verkehrtheiten seiner Kinder das sichere Missfallen Gottes und seinen Zorn hervorrufen musste, der zu ihrem Untergang führen würde. Weil Aaron versäumte, seine Autorität auszuüben, kam Gottes Strafe über sie. Aaron sollte lernen, dass sein freundliches Ermahnen, ohne eine feste Ausübung elterlicher Einschränkung, und seine unkluge Zärtlichkeit seinen Söhnen gegenüber in Wirklichkeit größte Grausamkeit darstellte. Gott nahm das Werk der Gerechtigkeit in seine eigenen Hände und vernichtete Aarons Söhne. Z3.312.1 Teilen

Als Gott Mose berief, auf den Berg zu kommen, verstrichen sechs Tage, ehe er ihn in der Wolke, in der unmittelbaren Gegenwart Gottes, empfing. Die Spitze des Berges erglühte von der Herrlichkeit Gottes. Trotzdem den Israeliten diese Herrlichkeit sichtbar vor Augen stand, war Unglauben etwas so natürliches für sie, dass sie unzufrieden wegen Moses Abwesenheit zu murren begannen. Während der Glanz Gottes von seiner heiligen Gegenwart auf dem Berge zeugte und ihr Leiter sich in engster Unterhaltung mit Gott befand, hätten sie sich durch genaue Herzenserforschung, Demütigung und Gottesfurcht heiligen sollen. Gott hatte Aaron und Hur zurückgelassen, die Stelle Moses einzunehmen. In seiner Abwesenheit sollte das Volk bei diesen von Gott bestimmten Männern Rat und Unterweisung suchen. Z3.312.2 Teilen

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Hier kam Aarons Unzulänglichkeit als Leiter oder Herrscher über Israel deutlich zum Ausdruck. Die Israeliten bestürmten ihn, Götter zu machen, die vor ihnen nach Ägypten vorausgehen sollten. Hier war eine Gelegenheit für Aaron, seinen Glauben und sein unerschütterliches Vertrauen in Gott unter Beweis zu stellen und dem Ansinnen des Volkes mit Festigkeit und Entschlusskraft entgegenzutreten. Aber sein natürlicher Wunsch, dem Volk zu gefallen, verleitete ihn, Gottes Ehre zu opfern. Er forderte vom Volk, ihm ihren Schmuck zu bringen, und daraus machte er ihnen ein goldenes Kalb und ließ verkündigen: „Das sind deine Götter, Israel, die dich aus Ägypten geführt haben!“ 2.Mose 32,4. Und für diesen toten Götzen errichtete er einen Altar und setzte für den nächsten Tag ein Fest des Herrn an. Jede Einschränkung schien von dem Volk entfernt zu sein. Sie brachten dem goldenen Kalb Opfer dar, und ein leichtfertiger Geist nahm von ihnen Besitz. Sie gaben sich einer schändlichen Orgie und der Trunkenheit hin. Sie aßen, tranken und standen auf zu spielen. Z3.313.1 Teilen

Nur wenige Wochen waren vergangen, wo sie einen feierlichen Bund mit Gott geschlossen hatten, seiner Stimme zu gehorchen. Sie hatten dem Wortlaut von Gottes Gesetz gelauscht, in Ehrfurcht gebietender Majestät vom Berg Sinai herab verkündigt, inmitten von Donner und Blitz und Erdbeben. Sie hatten von Gottes eigenen Lippen die Erklärung vernommen: „Ich bin der Herr, dein Gott, der ich dich aus Ägyptenland, aus dem Diensthause, geführt habe. Du sollst keine anderen Götter neben mir haben. Du sollst dir kein Bildnis noch irgendein Gleichnis machen, weder des, das oben im Himmel, noch des, das unten auf Erden, oder des, das im Wasser unter der Erde ist. Bete sie nicht an und diene ihnen nicht. Denn ich, der Herr, dein Gott, bin ein eifriger Gott, der da heimsucht der Väter Missetat an den Kindern bis in das dritte und vierte Glied, die mich hassen; und tue Barmherzigkeit an vielen Tausenden, die mich lieb haben und meine Gebote halten.“ 2.Mose 20,2-6. Z3.313.2 Teilen

Aaron und seine Söhne waren geehrt worden, da sie auf den Berg berufen wurden, um Gottes Herrlichkeit zu schauen. „Und (sie) sahen den Gott Israels. Unter seinen Füssen war es wie ein schöner Saphir und wie die Gestalt des Himmels, wenn‘s klar ist.“ 2.Mose 24,10. Z3.313.3 Teilen

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Gott hatte Nadab und Abihu zum allerheiligsten Werk berufen. Darum ehrte er sie auf wunderbarste Weise. Er gestattete ihnen einen Blick auf seine große Herrlichkeit, damit die Szenen auf dem Berg in ihrem Gedächtnis haften bleiben und sie umso mehr befähigen sollten, seinen Dienst auszurichten. Sie sollten dazu dienen, ihm vor dem Volk jene erhabene Ehre und Ehrerbietung zu erweisen, damit sie einen klareren Begriff seines Charakters bekamen und in ihnen den ihm gebührenden Gehorsam und Ehrfurcht gegenüber all seinen Forderungen zu wecken. Z3.314.1 Teilen

Bevor Mose das Volk verließ, um auf den Berg zu steigen, las er ihnen die Worte des Bundes vor, den Gott mit ihnen gemacht hatte, und mit einer Stimme antworteten sie: „Alle Worte, die der Herr gesagt hat, wollen wir tun.“ 2.Mose 24,3. Wie groß muss Aarons Sünde gewesen sein, wie anstößig in Gottes Augen! Z3.314.2 Teilen

Während Mose auf dem Berg Gottes Gesetz empfing, informierte ihn der Herr über die Sünde des empörerischen Israels und ersuchte ihn, es aufzugeben, damit er es vernichten könne. Aber Mose legte vor Gott Fürbitte für das Volk ein. Obgleich Mose der sanftmütigste Mensch auf Erden war, verlor er seine natürliche Schüchternheit, wenn es um die Interessen des Volkes ging, über das Gott ihn als Leiter eingesetzt hatte. Dann konnte er sehr hartnäckig sein und mit wunderbarer Kühnheit mit Gott ringen, um Israels willen. Er gab nicht seine Zustimmung, dass Gott sein Volk vernichte, obgleich Gott ihm versprach, dass ihre Vernichtung dazu dienen würde, Mose zu erhöhen und aus ihm ein Volk zu erwecken, das besser sei als Israel. Z3.314.3 Teilen

Mose errang den Sieg. Gott nahm seine ernste Fürbitte an, sein Volk nicht zu vertilgen. Mose nahm die Tafeln des Bundes, das Gesetz der Zehn Gebote, und stieg vom Berg herab. Das lärmende, trunkene Festgelage der Kinder Israel erreichte seine Ohren, lange bevor er zum Lager gelangte. Als er ihren Götzendienst sah, und dass sie in auffälligster Weise die Worte des Bundes gebrochen hatten, wurde er von Kummer und Entrüstung angesichts ihres gottlosen Götzenkults erfüllt. Verwirrung und Scham überkam ihn, und er warf die Gesetzestafeln von sich und zerbrach sie. Im Zerbrechen der Tafeln deutete Mose den Israeliten an, dass Gott seinen Bund mit ihnen brach, wie sie ihren Bund mit Gott gebrochen hatten. Die Tafeln, worauf Gottes Gesetz geschrieben stand, waren zerbrochen. Z3.314.4 Teilen

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Aaron in seiner liebenswürdigen Haltung, so äußerst milde und wohlgefällig, versuchte Mose zu beschwichtigen, als wäre die vom Volk begangene Sünde doch nicht so groß, dass er darüber so tief empfinden müsste. Zornig fragte Mose: „Was hat dir das Volk getan, dass du eine so große Sünde über sie gebracht hast? Aaron sprach: Mein Herr lasse seinen Zorn nicht ergrimmen. Du weißt, dass dies Volk böse ist. Sie sprachen zu mir: Mache uns Götter, die vor uns her gehen; denn wir wissen nicht, wie es diesem Manne Mose geht, der uns aus Ägyptenland geführt hat. Ich sprach zu ihnen: Wer Gold hat, der reiß es ab und gebe es mir. Und ich warf‘s ins Feuer; daraus ist das Kalb geworden.“ 2.Mose 32,21-24. Aaron wollte Mose glauben machen, dass ein spezielles Wunder ihren Goldschmuck in die Figur eines Kalbes verwandelt habe. Er berichtete Mose nicht, dass er dieses Bildnis zusammen mit anderen Werksleuten hergestellt hatte. Z3.315.1 Teilen

Aaron hatte gedacht, Mose sei zu unnachgiebig gegenüber den Wünschen des Volkes. Er dachte, dass Mose viel weniger Schwierigkeiten haben und dass es weit mehr Frieden und Harmonie im Lager Israels geben würde, wenn er doch nur nicht so hart, so kompromisslos zu gewissen Zeiten wäre, und wenn er öfter den Wünschen des Volkes nachkäme. Nun hatte er versucht, einmal diese neue Methode anzuwenden. Er richtete sich nach seiner natürlichen Veranlagung, indem er den Wünschen des Volkes nachgab. Er glaubte damit der Unzufriedenheit vorzubeugen, das Volk bei Laune zu halten und eine Rebellion aufzuhalten, zu der es bestimmt kommen würde, falls er ihre Wünsche nicht erfüllte. Wäre Aaron aber ohne zu wanken für Gott eingestanden, wäre er dem Begehren des Volkes, ihnen Götter zu machen, die nach Ägypten zurück vor ihnen hergehen sollten, mit jener Entrüstung und jenem Entsetzen, das ihr Vorschlag verdiente, entschlossen entgegengetreten; hätte er sie an die Schrecken Sinais erinnert, wo Gott sein Gesetz unter solcher Prachtentfaltung und Majestät verkündigt hatte; hätte er ihnen ihren feierlichen Bund mit Gott, allen seinen Geboten zu gehorchen, ins Gedächtnis gerufen; hätte er zu ihnen gesagt, dass er nie ihrem Ersuchen nachgeben werde, koste es selbst sein Leben — dann hätte er Einfluss aufs Volk gewonnen und den schrecklichen Abfall verhütet. Als jedoch in Moses Abwesenheit von ihm gefordert wurde, seinen Einfluss auf Seiten des Rechts geltend zu machen, als er fest und unbeweglich hätte dastehen sollen wie Mose, um das Volk davor zu bewahren, einen sündigen Weg einzuschlagen, da übte er einen schlechten Einfluss auf der verkehrten Seite aus. Er war machtlos, seinen Einfluss zur Verteidigung von Gottes Ehre im Beachten seines heiligen Gesetzes einzusetzen. Aber auf der falschen Seite wog sein Einfluss schwer. Er befahl und das Volk gehorchte. Z3.315.2 Teilen

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Als Aaron den ersten Schritt in der verkehrten Richtung unternahm, wurde er vom Geist angesteckt, womit das Volk erfüllt war. Er übernahm die Leitung wie ein General, und das Volk war einzigartig gehorsam. Hier willigte Aaron entschieden in die schlimmsten Sünden ein, weil es leichter war, nachzugeben, als das Recht zu verteidigen. Als er von seiner Redlichkeit abließ, indem er das Volk in seinen Sünden unterstützte, schien er mit einer Entschlusskraft, einem Ernst und einem Eifer inspiriert zu sein, die ihm neu waren. Plötzlich schien seine Schüchternheit ihn zu verlassen. Mit einem Eifer, den er nie in der Verteidigung von Gottes Ehre und gegen das Verkehrte an den Tag gelegt hatte, nahm er die Werkzeuge zur Hand, um aus dem Gold ein Kalb herzustellen. Er ließ einen Altar errichten, und mit einer Entschlossenheit, die einer besseren Sache dienlicher gewesen wäre, verkündigte er dem Volk, dass es morgen ein Fest für den Herrn geben würde. Die Posaunenbläser gaben die Ankündigung Aarons an alle Lager des Heeres Israels weiter. Z3.316.1 Teilen

Aarons ruhiges Selbstvertrauen auf falschem Weg hatte größeren Einfluss auf das Volk, als Mose hätte haben können, wenn er sie den rechten Weg wies und ihrer Rebellion Einhalt gebot. Welch schreckliche geistliche Blindheit hatte Aaron befallen, dass er Licht als Finsternis ansah und Finsternis als Licht! Welche Anmaßung, ein Fest des Herrn anzukündigen, wo es sich doch um die Anbetung eines goldenen Bildes handelte! Hier kann man sehen, welche Macht Satan über Gemüter hat, die sich nicht völlig der Herrschaft des Geistes Gottes übergeben haben. Satan hatte sein Banner inmitten Israels aufgepflanzt, und es wurde erhöht als Banner Gottes. Z3.316.2 Teilen

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„Dies“, sagte Aaron ohne zu zögern und ohne Scham, „sind deine Götter, Israel, die dich aus Ägyptenland geführt haben.“ 2.Mose 32,4. Aaron beeinflusste die Kinder Israel, in ihrem Götzendienst weiter zu gehen, als sie je die Absicht hatten. Sie waren nicht länger traurig darüber, falls die blendende Herrlichkeit gleich verzehrendem Feuer ihren Leiter vernichtet hatte. Sie glaubten jetzt einen General zu haben, wie er ihnen gefiel, und sie waren bereit, alles zu tun, was er vorschlug. Sie brachten ihrem goldenen Abgott Opfer dar. Sie brachten Friedensopfer dar und gaben sich dem Vergnügen, der Schlemmerei und der Trunkenheit hin. Sie fassten dann den Beschluss in ihrem Sinn, dass nicht ihre Verkehrtheiten ihnen soviel Schwierigkeiten in der Wüste bereiteten, sondern, dass letzten Endes ihr Leiter an allem schuld war. Er war nicht der rechte Mann. Er war zu unnachgiebig. Immer hielt er ihnen ihre Sünden vor. Immer warnte und tadelte er sie und drohte ihnen mit Gottes Missfallen. Eine Neuordnung der Dinge bahnte sich an, und sie waren zufrieden mit Aaron und zufrieden mit sich. Sie dachten: Wenn Mose doch nur so liebenswürdig und milde wie Aaron gewesen wäre, welchen Friedens und welcher Harmonie hätten sie sich im Lager Israels erfreuen können! Sie sorgten nicht länger darum, ob Mose je vom Berg zurückkehren würde oder nicht. Z3.317.1 Teilen

Als Mose den Götzendienst Israels sah und in seiner Entrüstung wegen ihrer schandbaren Gottvergessenheit die Steintafeln auf die Erde warf und sie zerbrach, stand Aaron sanften Gemüts daneben und ertrug Moses Rüge mit bemerkenswerter Geduld. Das Volk fühlte sich von Aarons liebenswürdigem Geist angezogen und abgestoßen von Moses hitzigem Ausbruch. Aber Gott sieht nicht wie ein Mensch sieht. Er verurteilte Moses Eifer und Entrüstung wegen des gottlosen Abfalls des Volkes nicht. Z3.317.2 Teilen

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Dann nimmt der treue General seine Stellung für Gott ein. Er ist unmittelbar aus des Herrn Gegenwart gekommen, wo er mit ihm gerungen hat, seinen Zorn von seinem irrenden Volk abzuwenden. Jetzt hat er als Gottes Gesandter ein anderes Werk zu tun, nämlich seine Ehre vor dem Volk zu erhöhen und ihnen zu zeigen, dass Sünde Sünde ist, und Gerechtigkeit Gerechtigkeit. Er hat die Aufgabe, dem schrecklichen Einfluss Aarons entgegenzutreten. Dann trat Mose „an das Tor des Lagers und sprach: Her zu mir, wer dem Herrn angehört! Da sammelten sich zu ihm alle Kinder Levi. Und er sprach zu ihnen: So spricht der Herr, der Gott Israels: Gürte ein jeglicher sein Schwert um seine Lenden und durchgehet hin und zurück von einem Tor zum andern das Lager, und erwürge ein jeglicher seinen Bruder, Freund und Nächsten. Die Kinder Levi taten, wie ihnen Mose gesagt hatte; und fielen des Tages vom Volk dreitausend Mann. Da sprach Mose: Füllet heute eure Hände dem Herrn, ein jeglicher an seinem Sohn und Bruder, dass heute über euch der Segen gegeben werde.“ 2.Mose 32,26-29. Z3.318.1 Teilen

Hier definierte Mose echte Hingabe als Gehorsam Gott gegenüber, als Verteidigung des Rechten, als Bereitschaft, Gottes Absichten auch in den unangenehmsten Pflichten auszuführen, zu zeigen, dass Gottes Ansprüche höher sind als die von Freunden oder selbst das Leben der nächsten Angehörigen. Die Söhne Levis weihten sich Gott, um seiner Gerechtigkeit gegenüber Verbrechen und Sünde Genüge zu tun. Z3.318.2 Teilen

Aaron und Mose sündigten beide, als sie am Wasser Meriba Gott nicht die ihm gebührende Ehre und Verherrlichung erwiesen. Sie waren beide des fortwährenden Murrens der Israeliten müde geworden. Sie fühlten sich herausgefordert, und gerade zu einer Zeit, wo Gott gnädiglich seine Herrlichkeit vor dem Volk offenbaren wollte, um ihre Herzen zu besänftigen, zu unterwerfen und sie zur Busse zu leiten, beanspruchten Mose und Aaron die Macht, den Felsen für sie zu öffnen. „Höret ihr Ungehorsamen, werden wir euch auch Wasser bringen aus diesem Fels?“ 4.Mose 20,10. Hier war eine goldene Gelegenheit, den Herrn in ihrer Mitte zu verherrlichen, ihnen Gottes Langmut und zärtliches Mitgefühl vor Augen zu führen. Sie hatten gegen Mose und Aaron gemurrt, weil sie kein Wasser fanden. Mose und Aaron betrachteten dieses Murren als eine große Prüfung und Entehrung ihrer Person und vergaßen, dass das Volk damit Gott kränkte. Es war Gott, gegen den sie sündigten und den sie entehrten, nicht diejenigen, die von Gott erwählt waren, seine Absichten durchzuführen. Sie beleidigten ihren besten Freund, indem sie ihre Missgeschicke Mose und Aaron zuschrieben. Sie murrten wider Gottes Vorsehung. Z3.318.3 Teilen

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Die Sünde dieser Männer war groß. Ihr Leben hätte bis zum Ende ein Ruhm sein können. Sie waren sehr erhöht und geehrt worden. Doch Gott wird keine Sünde in jenen, die eine hohe Stellung einnehmen, entschuldigen, genau so wenig, wie er sie bei denen entschuldigt, die eine niedrigere Position bekleiden. Viele bekenntlichen Christen betrachten Männer, die das Verkehrte nicht tadeln und verurteilen, als wirklich fromm und wahre Christen, während sie denken, dass diejenigen, die kühn für das Rechte einstehen und ihre Redlichkeit nicht unter ungeheiligtem Einfluss preisgeben wollen, der Frömmigkeit und eines christlichen Geistes ermangeln. Z3.319.1 Teilen

Diejenigen, die fest in der Verteidigung der Ehre Gottes dastehen und die Reinheit der Wahrheit aufrechterhalten, was auch der Preis sei, werden vielerlei Prüfungen haben, wie unser Heiland bei seinen Versuchungen in der Wüste. Während solche, die nachgiebigen Geistes sind, die keinen Mut haben, das Verkehrte zu tadeln, die stille schweigen, wenn ihr Einfluss benötigt wird, gegen jeden Druck in Verteidigung des Rechten dazustehen, sich viel Herzeleid ersparen und vielen Schwierigkeiten entgehen mögen, werden sie auch reichen Lohn, wenn nicht gar ihre eigene Seele, verlieren. Die in Übereinstimmung mit Gott sind und die durch Glauben an ihn Kraft empfangen, dem Unrecht zu widerstehen und das Rechte zu verteidigen, werden immer schwere Kämpfe haben, und oftmals werden sie beinahe ganz alleine dastehen. Doch werden sie kostbare Siege erringen, während sie Gott zu ihrer Stärke machen. Seine Gnade wird ihre Stärke sein. Ihr sittliches Empfinden wird scharf und ungetrübt sein. Ihre moralischen Kräfte werden imstande sein, sich verkehrten Einflüssen entgegenzustellen. Ihre Redlichkeit wird, gleich Moses, reinster Art sein. Z3.319.2 Teilen

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Der milde und nachgiebige Geist Aarons und sein Wunsch, dem Volk zu gefallen, machte seine Augen gegenüber ihren Sünden und der Größe ihres Vergehens, das er gut hieß, blind. Sein Verhalten, Verkehrtheit und Sünde in Israel gutzuheißen, kostete dreitausend Leben unter den Israeliten. In welchem Gegensatz dazu stand Moses Verhalten: Nachdem er dem Volk bewiesen hatte, dass sie nicht ungestraft mit Gott spielen konnten; nachdem er ihnen das gerechte Missfallen Gottes wegen ihrer Sünden vor Augen geführt hatte; nachdem der schreckliche Auftrag ergangen war, Freunde und Verwandte zu töten, die in ihrem Abfall beharrten; nachdem das Werk der Gerechtigkeit geschehen war, um Gottes Zorn zu besänftigen, ungeachtet ihrer Gefühle und der Sympathie gegenüber geliebten Freunden und Angehörigen, die in ihrer Rebellion beharrten — nach all diesem war Mose bereit für ein anderes Werk. Er bewies, wer der wahre Freund Gottes und des Volkes war. Z3.320.1 Teilen

„Des Morgens sprach Mose zum Volk: Ihr habt eine große Sünde getan; nun will ich hinaufsteigen zu dem Herrn, ob ich vielleicht eure Sünde versöhnen möge. Als nun Mose wieder zum Herrn kam, sprach er: Ach, das Volk hat eine große Sünde getan, und sie haben sich goldene Götter gemacht. Nun vergib ihnen ihre Sünde; wo nicht, so tilge mich auch aus deinem Buch, das du geschrieben hast. Der Herr sprach zu Mose: Was? Ich will den aus meinem Buch tilgen, der an mir sündigt. So gehe nun hin und führe das Volk, dahin ich dir gesagt habe. Siehe, mein Engel soll vor dir her gehen. Ich werde ihre Sünde wohl heimsuchen, wenn meine Zeit kommt heimzusuchen. Also strafte der Herr das Volk, dass sie das Kalb hatten gemacht, welches Aaron gemacht hatte.“ 2.Mose 32,30-35. Z3.320.2 Teilen

Mose legte für das sündige Israel Fürbitte ein. Er versuchte nicht, ihre Sünde vor Gott zu verringern. Er entschuldigte ihre Sünde nicht. Er anerkannte freimütig, dass sie gesündigt hatten, dass ihre Sünde schwer wog und sie sich einen goldenen Götzen gemacht hatten. Dann verliert er seine Zurückhaltung, und Israels Interesse ist so eng mit seinem Leben verwoben, dass er kühn vor Gott hintritt und ihn bittet, seinem Volk zu vergeben. Er sagt, wenn ihre Sünde so groß ist, dass Gott sie nicht vergeben kann, dass er ihre Namen aus seinem Buch auslöschen muss, dann soll der Herr auch seinen Namen austilgen. Als der Herr Mose seine Zusicherung erneuerte, dass sein Engel vorangehen und sein Volk ins verheißene Land leiten würde, da wusste Mose, dass seine Fürbitte erhört war. Aber gleichzeitig versicherte der Herr Mose, dass wenn er herausgefordert würde, das Volk dieser Sünden wegen zu strafen, er es auch tun würde. Wären sie jedoch in Zukunft gehorsam, so würde er auch diese große Sünde aus seinem Buch auslöschen. Z3.320.3 Teilen

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