Portrait von Ellen White
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Selbstvertrauen — ein Fallstrick
Selbstvertrauen — ein Fallstrick
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Es wurde mir einiges betreffs unserer Pflicht gegenüber den Unglücklichen gezeigt und ich sehe mich veranlasst, es jetzt niederzuschreiben. Z3.541.2 Teilen

Ich sah, dass es in Gottes Vorsehung bestimmt ist, Witwen, Waisen, Blinde, Gehörlose, Lahme und sonst auf verschiedene Weise Angefochtene in enge Verbindung mit seiner Gemeinde zu bringen. Dadurch will Gott sein Volk prüfen und ihren wahren Charakter entwickeln. Die Engel Gottes wachen darüber, wie wir Menschen, die unser Mitgefühl, unsere Liebe und selbstlose Wohltätigkeit brauchen, behandeln. So prüft Gott unseren Charakter. Besitzen wir die wahre Bibelreligion, werden wir empfinden, dass wir Christo in Gestalt seiner Brüder Liebe, Freundlichkeit und Interesse schulden. Wir können unsere Dankbarkeit für seine unermessliche Liebe zu uns während wir Sünder und seiner Gnade unwürdig waren, nur dadurch zeigen, dass wir jenen tiefes Interesse und selbstlose Liebe entgegenbringen, die unsere Brüder sind, sich aber in einer unglücklicheren Lage befinden, als wir selbst. Z3.541.3 Teilen

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Die beiden großen Grundregeln des Gesetzes Gottes sind größte Liebe zu Gott und selbstlose Liebe zu unserem Nächsten. Die ersten vier Gebote und die letzten sechs entspringen diesen beiden Prinzipien. Christus erklärte dem Schriftgelehrten, wer sein Nächster sei am Gleichnis von dem Mann, der von Jerusalem nach Jericho ging und unter die Räuber fiel, der beraubt, geschlagen und halb tot zurückgelassen wurde. Der Priester und der Levit sahen diesen Mann leiden, aber ihre Herzen bekümmerten sich nicht darum. Sie ließen ihn links liegen und wandten sich von ihm ab. Als der Samariter des Weges kam und die Not des Fremdlings sah, fragte er nicht, ob er ein Verwandter, sein Landsmann war oder seiner Kirche angehörte. Er half dem Leidenden, weil da ein Werk zu tun war, das getan werden musste. Er linderte seine Schmerzen so gut er konnte, hob ihn auf sein Tier, brachte ihn in eine Herberge und traf Vorsorge für seine Bedürfnisse auf seine Kosten. Dieser Samariter, sagte Christus, war des Mannes, der unter die Räuber fiel, Nächster. Der Levit und der Priester stellen eine Menschenklasse in der Gemeinde dar, die sich gleichgültig gegen jene verhalten, die ihres Mitgefühls und ihrer Hilfe bedürfen. Diese Klasse, ganz gleich, welche Position sie in der Gemeinde bekleiden mögen, sind Übertreter des Gesetzes. Der Samariter stellt eine Klasse dar, die wahre Mitarbeiter Christi sind und sein Vorbild im Gutestun nachahmen. Z3.542.1 Teilen

Diejenigen, die Mitleid mit den Unglücklichen, den Blinden, den Lahmen, den Angefochtenen, den Witwen, den Waisen und den Bedürftigen haben, halten die Gebote und bekommen das ewige Leben. So wird es von Christo dargestellt. In ... besteht ein großer Mangel an persönlicher Religion und am Empfinden persönlicher Verpflichtung, anderer Weh und Leid zu fühlen und selbstlos zum Wohlergehen der Unglücklichen und Angefochtenen zu wirken. Einige haben keine Erfahrung in dieser Pflicht. Ihr ganzes Leben lang waren sie dem Leviten und dem Priester gleich, die sich abwandten. Die Gemeinde hat ein Werk zu verrichten, das, wenn es ungetan bleibt, sie in Dunkel hüllen wird. Die Gemeinde als Ganzes und jeder Einzelne sollten ihre Beweggründe getreulich prüfen und mit dem Leben und den Lehren des einzig wahren Vorbildes vergleichen. Christus betrachtet alle Taten der Barmherzigkeit, der Wohltätigkeit und rücksichtsvoller Beachtung, die den Unglücklichen, den Blinden, den Lahmen, den Kranken, der Witwe und dem Waisen zugute kommen, als ihm selbst getan. Diese Taten werden im himmlischen Bericht aufbewahrt und einst belohnt. Andererseits wird auch ein Bericht im Buch gegen jene niedergeschrieben, die so wie der Priester und der Levit gleichgültig gegen die Unglücklichen sind oder gar selbstsüchtige Vorteile aus ihrer Not ziehen und sie dadurch noch vermehren. Gott wird mit Sicherheit jeden Akt der Ungerechtigkeit und jede Offenbarung sorgloser Gleichgültigkeit gegenüber den Unglücklichen in unseren Reihen bestrafen. Jeder wird schließlich danach belohnt, wie seine Werke gewesen sind. Z3.542.2 Teilen

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Es wurde mit gezeigt, dass Bruder E von seinen Brüdern nicht gerecht behandelt wurde. Es missfiel Gott, wie die Brüder F, G und andere mit ihm verfahren sind. Bruder F hatte kein besonderes Interesse an Bruder E, nur so weit, wie er dachte, Vorteil aus ihm zu ziehen. Es wurde mir gezeigt, dass einige Bruder E als geizig und unehrlich betrachteten. Gott missfiel dieses Urteil. Bruder E hätte sich nicht in Schwierigkeiten befunden und hätte reichlich Mittel gehabt, sich zu unterhalten, wäre nicht die selbstsüchtige Haltung seiner Brüder gewesen, die ihr Augenlicht und Eigentum besaßen, und gegen ihn arbeiteten, indem sie seine Fähigkeiten ihren eigenen egoistischen Interessen dienlich machten. Diejenigen, die Vorteil aus dem harten Studium eines blinden Mannes ziehen und sich selbst durch seine Erfindungen zu bereichern trachten, begehen Diebstahl und sind Übertreter des Gesetzes im wahrsten Sinne des Wortes. Z3.543.1 Teilen

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Es gibt einige in der Gemeinde, die vorgeben, das Gesetz Jehovas zu halten, die aber Übertreter jenes Gesetzes sind. Da sind Männer, die ihre eigenen Fehler nicht erkennen. Sie haben einen selbstsüchtigen, habgierigen Geist und verschließen ihre Augen vor dem Geiz, den die Bibel Abgötterei nennt. Männer diesen Charakters mögen von ihren Brüdern als vorbildliche Christen angesehen werden; aber Gott liest in den Herzen und kennt die Beweggründe. Er sieht, was vor Menschen in den Gedanken und im Wesen verborgen ist. In seiner Vorsehung bringt er diese Personen in Lagen, die mit der Zeit ihre Charakterfehler offenbaren, damit sie diese, falls sie es wollen, sehen und korrigieren können. Es gibt solche, die ihr ganzes Leben lang nur eigenen Interessen gedient haben und nur selbstsüchtigen Plänen folgten, die immer bestrebt waren, Vorteile aus allem zu ziehen, ohne einen Gedanken zu verlieren, ob andere durch ihre Pläne oder Handlungen in Bedrängnis und Not gerieten. Selbstsüchtige Interessen verdrängen Barmherzigkeit und die Liebe zu Gott. Manchmal gestattet der Herr dieser Menschenklasse, ihrem selbstsüchtigen Kurs in geistlicher Verblendung zu folgen, bis ihre Mängel andern mit geistlichem Unterscheidungsvermögen offenbar werden und sie durch ihre Werke zeigen, dass sie keine wahren Christen sind. Z3.544.1 Teilen

Männer, die Eigentum und ein gewisses Maß an Gesundheit besitzen, die sich der unschätzbaren Segnung des Augenlichts erfreuen, haben jeden Vorteil gegenüber einem Blinden. In ihrem Berufsleben stehen ihnen viele Wege offen, die einem Mann, der sein Augenlicht verloren hat, verschlossen sind. Personen, die sich des Gebrauchs aller Sinnesorgane erfreuen, sollten nicht selbstsüchtige Interessen im Auge haben und einem blinden Bruder auch nur in geringster Weise daran hindern, Mittel zu erlangen. Bruder E ist ein armer Mann. Er ist schwach und außerdem blind. Er hegte den ernsthaften Wunsch, sich selbst zu helfen. Obgleich er unter einem Gewicht von entmutigenden Schwächen lebte, hat sein Leiden nicht die freigebigen Impulse seiner Seele abgetötet. Unter seinen beschränkten Umständen hat er in Gottes Augen mehr für solche getan, die der Hilfe bedurften, als viele seiner Brüder, die mit Augenlicht gesegnet sind und Eigentum besitzen. Bruder E besitzt ein Kapital in seiner Geschäftskalkulation und Erfindergabe. Er hat ernsthaft und mit Hoffnung gearbeitet, um sich durch seine Erfindung eine Lebensgrundlage zu schaffen, wodurch er sich selbst unterhalten kann, um von seinen Brüdern unabhängig zu sein. Z3.544.2 Teilen

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Ich wünschte, wir könnten alle so sehen, wie Gott sieht. Ich wünschte, alle möchten erkennen, wie Gott jene Männer betrachtet, die sich Christi Nachfolger nennen, die sich des Segens des Augenlichts und aller finanzieller Vorteile erfreuen, und die das bisschen Wohlergehen beneiden, das sich ein armer blinder Mann erworben hat. Zu gerne möchten sie sich noch auf Kosten ihres leidenden Bruders bereichern und ihr Vermögen vermehren. Gott betrachtet dies als verbrecherischste Selbstsucht und Räuberei. Es ist eine schlimme Sünde, die er ganz gewiss bestrafen wird. Gott vergisst nie. Er betrachtet diese Sache nicht mit menschlichen Augen und mit kaltem, gefühllosem, menschlichem Urteil; nicht nach dem Standpunkt von Weltmenschen, sondern nach dem Grundsatz der Barmherzigkeit, des Mitgefühls und unendlicher Liebe. Z3.545.1 Teilen

Bruder H versuchte Bruder E zu helfen, doch nicht aus selbstlosen Motiven. Zuerst wurde sein Mitleid erregt. Er sah, dass Bruder E Hilfe brauchte. Bald jedoch verlor er sein Interesse. Egoistische Gefühle gewannen die Oberhand, bis die Handlungsweise seiner Brüder darauf abzielte, Bruder E eher zu benachteiligen als ihm zu helfen. Dies hat Bruder E sehr entmutigt und sein Vertrauen in seine Brüder erschüttert. Ihr Verhalten führte dahin, ihn in Schulden zu stürzen, die er nicht bezahlen konnte. Als er die selbstsüchtigen Gefühle, die einige seiner Brüder gegen ihn hegten, wahrnahm, war er sehr bekümmert und manchmal erregt. Zu Zeiten waren seine Gefühle unkontrollierbar, wenn er seine hilflose Lage betrachtete, ohne Augenlicht, ohne Geld, ohne Gesundheit, und einige seiner Brüder arbeiteten noch gegen ihn. All dies hat seine Anfechtung sehr vermehrt und seiner Gesundheit beträchtlich geschadet. Z3.545.2 Teilen

Es wurde mir gezeigt, dass Bruder E einige gute Wesenszüge besitzt, die mehr geschätzt werden würden, wenn er bessere Selbstbeherrschung besäße und nicht erregt reagieren würde. Jeder Ausbruch von Ungeduld und Zorn spricht gegen ihn, und einige, die sich viel schlimmerer Sünden in Gottes Augen schuldig gemacht haben, ziehen jeden Vorteil daraus und stellen es so schlimm wie möglich hin. Bruder E‘s Prinzipien sind gut. Er ist redlich. Er ist kein unehrlicher Mann. Er würde niemand wissentlich betrügen. Aber er hat Fehler und Sünden, die er überwinden muss. Er, wie jeder andere, hat mit seiner Natur zu kämpfen. Oft ist er ungeduldig und anmaßend. Er sollte einen freundlicheren, höflicheren Geist hegen und denen dankbar sein, die sich für seinen Fall eingesetzt haben. Von Natur aus hat er ein heftiges Temperament, wenn es plötzlich geweckt oder unvernünftig herausgefordert wird. Doch trotz alledem möchte er recht handeln und fühlt aufrichtige Reue Gott gegenüber, wenn er seiner Verkehrtheiten gewahr wird. Z3.545.3 Teilen

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Wenn er sieht, dass seine Brüder ihn gerecht behandeln möchten, ist er zu großmütiger Vergebung bereit und demütig genug, Frieden zu wünschen, auch dann, wenn er nur unter großen Opfern seinerseits erlangt werden kann. Aber er ist leicht erregt und von nervösem Temperament. Er benötigt den besänftigenden Einfluss des Geistes Gottes. Würden diejenigen, die ihn so bereitwillig tadeln, auf ihre eigenen Fehler schauen und seine Fehler so großzügig übersehen, wie sie es tun sollten, dann würden sie Christi Geist offenbaren. Bruder E muss überwinden. Seine Worte und sein Verhalten andern gegenüber sollten freundlich, höflich und angenehm sein. Er sollte über alles wachen, was nach einem herrschsüchtigen Geist und anmaßendem Wesen aussieht. Z3.546.1 Teilen

Während Gott ein Freund der Blinden und Unglücklichen ist, entschuldigt er doch nicht ihre Sünden. Er fordert von ihnen, dass sie überwinden und im Namen Jesu, der ihretwillen überwunden hat, einen vollkommenen Charakter entwickeln. Aber Jesus hat Mitleid mit unserer Schwachheit. Wenn wir unsere Lasten auf ihn werfen, ist er bereit, Kraft zum Ertragen der Prüfungen zu geben, damit wir Satans Versuchungen widerstehen können. Engel werden gesandt, den körperlich blinden Kindern Gottes zu dienen. Sie wachen über ihre Schritte und retten sie aus tausend Gefahren, die, ihnen selbst unbewusst, auf ihren Wegen lauern. Aber sein Geist wird sie nicht geleiten, wenn sie nicht einen Geist der Freundlichkeit hegen und ernsthaft danach streben, ihre Natur zu beherrschen und ihre Leidenschaften und alle Kräfte Gott zu unterwerfen. Sie müssen einen Geist der Liebe pflegen und ihre Worte und Handlungen beherrschen. Z3.546.2 Teilen

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Es wurde mir gezeigt, dass Gott von seinen Kindern weit mehr Mitleid und Beachtung gegenüber den Unglücklichen fordert, als es allgemein geschieht. „Ein reiner und unbefleckter Gottesdienst vor Gott dem Vater ist der: die Waisen und Witwen in ihrer Trübsal besuchen und sich von der Welt unbefleckt erhalten.“ Jakobus 1,27. Hier wird wahre Religion beschrieben. Gott fordert, dass die gleiche Beachtung, die den Witwen und Waisen zuteil werden soll, auch jenen erwiesen wird, die blind sind oder unter anderen körperlichen Schwächen zu leiden haben. Uneigennützige Wohltätigkeit ist heutzutage sehr rar in der Welt. Z3.547.1 Teilen

Es wurde mir gezeigt, dass diejenigen, die im Fall von Bruder E ungerecht gegen ihn handeln und ihn in seinem Bemühen, sich selbst zu helfen, entmutigen, oder die den blinden Mann beneiden und sich zu seinem Nachteil Vorteile verschaffen wollen, Gottes Fluch über sich bringen, der des blinden Mannes Freund ist. Betreffs der Blinden wurden den Israeliten spezielle, ausdrückliche Befehle erteilt. „Du sollst deinem Nächsten nicht unrecht tun noch ihn berauben. Es soll des Tagelöhners Lohn nicht bei dir bleiben bis an den Morgen. Du sollst dem Tauben nicht fluchen und sollst dem Blinden keinen Anstoß setzen; denn du sollst dich vor deinem Gott fürchten, denn ich bin der Herr. Ihr sollt nicht unrecht handeln im Gericht, und sollst nicht vorziehen den Geringen noch den Großen ehren; sondern du sollst deinen Nächsten recht richten.“ 3.Mose 19,13-15. „Verflucht sei wer seines Nächsten Grenze verengert! Und alles Volk soll sagen: Amen. Verflucht sei, wer einen Blinden irren macht auf dem Wege! Und alles Volk soll sagen: Amen. Verflucht sei, wer das Recht des Fremdlings, des Waisen und der Witwe beugt! Und alles Volk soll sagen: Amen.“ 5.Mose 27,17-19. Z3.547.2 Teilen

Ist es nicht befremdlich, dass bekenntlich christliche Männer die deutlichen, klaren Anweisungen des Wortes Gottes missachten und keine Gewissensbisse verspüren sollten? Gott auferlegt ihnen die Verantwortung, für die Unglücklichen, die Blinden, die Lahmen, die Witwen und Waisen zu sorgen; aber viele bemühen sich nicht, danach zu handeln. Um solche zu retten, bringt Gott sie oft unter die Zuchtrute und versetzt sie in ähnliche Lagen wie jene Personen, die ihre Hilfe und ihr Mitgefühl benötigen, die sie aber nicht aus ihren Händen empfingen. Z3.547.3 Teilen

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Gott wird die Gemeinde in ... als Körperschaft für das verkehrte Handeln ihrer Glieder zur Verantwortung ziehen. Wenn zugelassen wird, dass ein selbstsüchtiger und gefühlloser Geist von irgendeinem ihrer Glieder gegenüber den Unglücklichen — der Witwe, dem Waisen, dem Blinden, dem Lahmen oder dem Kranken am Körper oder am Geist — gehegt wird, wird Gott sein Angesicht von seinem Volk abwenden, bis es zu seiner Pflicht erwacht und das Unrecht aus seiner Mitte verbannt. Wenn irgend jemand, der sich zum Namen Christi bekennt, seinen Heiland so falsch darstellt, dass er seine Pflicht gegenüber den Leidenden vernachlässigt, oder sich zum Schaden des Unglücklichen Vorteile verschafft und ihn seiner Geldmittel beraubt, hält Gott die Gemeinde für die Sünden ihrer Glieder verantwortlich, bis sie alles getan haben, das Unrecht wieder gut zu machen. Er wird nicht auf die Gebete seines Volkes hören, während die Waisen, die Vaterlosen, die Lahmen, die Blinden und Kranken unter ihnen vernachlässigt werden. Z3.548.1 Teilen

Die Worte „auf des Herrn Seite stehen“ bedeuten weit mehr, als sie in der Versammlung auszusprechen. Des Herrn Seite ist immer die Seite der Barmherzigkeit, des Mitleids und des Mitgefühls mit den Leidenden, wie es uns Christi Beispiel lehrt. Es wird von uns gefordert, seinem Vorbild zu folgen. Aber es gibt einige, die sich betreffs dieser Dinge nicht auf seiner Seite befinden. Sie befinden sich auf der Seite des Feindes. Indem Jesus seinen Zuhörern diesen Gegenstand illustrierte, sagte er: Z3.548.2 Teilen

„Und der König wird antworten und sagen zu ihnen: Wahrlich ich sage euch: Was ihr getan habt einem unter diesen meinen geringsten Brüdern, das habt ihr mir getan. Dann wird er auch sagen zu denen zur Linken: Gehet hin von mir, ihr Verfluchten, in das ewige Feuer, das bereitet ist dem Teufel und seinen Engeln! Ich bin hungrig gewesen, und ihr habt mich nicht gespeist. Ich bin durstig gewesen, und ihr habt mich nicht getränkt. Ich bin ein Gast gewesen, und ihr habt mich nicht beherbergt. Ich bin nackt gewesen, und ihr habt mich nicht bekleidet. Ich bin krank und gefangen gewesen, und ihr habt mich nicht besucht. Da werden sie ihm antworten und sagen: Herr, wann haben wir dich gesehen hungrig oder durstig oder als einen Gast oder nackt oder krank oder gefangen und haben dir nicht gedient? Dann wird er ihnen antworten und sagen: Wahrlich ich sage euch: Was ihr nicht getan habt einem unter diesen Geringsten, das habt ihr mir auch nicht getan. Und sie werden in die ewige Pein gehen, aber die Gerechten in das ewige Leben.“ Matthäus 25,40-46. Z3.548.3 Teilen

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In dieser Predigt hat Christus sich selbst der leidenden Menschheit gleichgestellt. Deutlich zeigt er uns, dass er alle Gleichgültigkeit oder Ungerechtigkeit, die dem geringsten unter seinen Heiligen zugefügt wird, als ihm angetan betrachtet. Hier ist des Herrn Seite, und wer immer sich auf der Seite des Herrn befinden möchte, der beziehe mit uns seine Stellung. Unser teurer Heiland wird verwundet, wenn wir einen seiner bescheidenen Heiligen verletzen. Z3.549.1 Teilen

Der gerechte Hiob klagt über seine Heimsuchung und rechtfertigt sich, als er von einem seiner Tröster ungerecht angeklagt wird. Er sagt: „Ich war des Blinden Auge und des Lahmen Fuß. Ich war ein Vater der Armen; und die Sache des, den ich nicht kannte, die erforschte ich. Ich zerbrach die Backenzähne des Ungerechten und riss den Raub aus seinen Zähnen.“ Hiob 29,15-17. Z3.549.2 Teilen

Die Sünde eines einzigen Mannes brachte dem ganzen Heer Israels eine Niederlage. Ein verkehrtes Vorgehen eines Einzelnen gegen seinen Bruder wird das göttliche Licht von seinem Volk abwenden, bis das Unrecht erforscht ist und der Fall des Unterdrückten Rechtfertigung erfahren hat. Gott fordert von seinen Kindern, zärtliche Gefühle zu hegen und Scharfsinn an den Tag zu legen. Ihre Herzen sollen weit, ihr Empfinden breit und tief, aber nicht eng, egoistisch und knauserig sein. Edles Mitgefühl, Großherzigkeit und selbstlose Wohltätigkeit werden benötigt. Dann kann die Gemeinde in Gott triumphieren. Aber solange die Gemeinde in Selbstsucht gestattet, freundliches Mitgefühl und zartfühlende Liebe und Interesse gegenüber den Brüdern zu verzehren, wird jede Tugend zerstört. Jesajas Fasten sollte studiert werden und jeder sollte sich ernstlich prüfen, ob ihm die Grundsätze innewohnen, die Gottes Volk besitzen muss, wenn es die verheißenen reichen Segnungen empfangen will. Z3.549.3 Teilen

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Gott verlangt, dass sein Volk nicht gestattet, dass die Armen und Leidenden unterdrückt werden. Wenn sie jedes Joch zerbrechen, die Unterdrückten frei lassen und sich der Bedürftigen selbstlos und freundlich annehmen, dann werden die verheißenen Segnungen ihnen gehören. Wenn es solche in der Gemeinde gibt, die den Blinden zum Straucheln bringen, sollen sie zur Rechenschaft gezogen werden, denn Gott hat uns zu Beschützern der Blinden, der Leidenden, der Witwen und Vaterlosen gemacht. Der Stein des Anstoßes, der im Worte Gottes erwähnt wird, meint keinen Klotz, den wir dem Blinden vor die Füße legen, damit er darüber stolpern muss. Es meint viel mehr als das. Es meint, dass jemand den Einfluss seines blinden Bruders zerstört, gegen seine Interessen handelt und ihn an seinem Gedeihen hindert. Z3.550.1 Teilen

Ein blinder Bruder, der arm und krank ist und jede Anstrengung macht, sich selbst zu helfen, damit er nicht abhängig wird, sollte auf jede Art und Weise von seinen Brüdern ermutigt werden. Aber solche, die sich seine Brüder nennen, die alle Sinne gebrauchen können und unabhängig sind, und doch so sehr ihre Pflicht gegenüber dem Blinden vergessen, ihn in Verwirrung und Kummer versetzen und ihm den Weg versperren, haben ein Werk zu tun, das Buße und Wiedergutmachung erfordert, ehe Gott auf ihre Gebete achten wird. Und die Gemeinde Gottes, die zugelassen hat, dass ihr unglücklicher Bruder geschädigt wurde, wird der Sünde schuldig sein, bis sie alles, was in ihren Kräften steht, getan hat, um das Unrecht gut zu machen. Z3.550.2 Teilen

Ohne Zweifel sind alle mit Achans Fall bekannt. Er ist in der heiligen Geschichte für alle Generationen berichtet, speziell jedoch für jene, auf die das Ende der Welt gekommen ist. Josua lag klagend vor Gott auf seinem Angesicht, weil das Volk schändlich vor seine Feinden zurückweichen musste. Der Herr gebot Josua, sich zu erheben: „Steh auf! Warum liegst du also auf deinem Angesicht?“ Josua 7,10. Habe ich euch ohne Ursache gedemütigt und euch meine Gegenwart entzogen? Verlässt Gott sein Volk ohne Ursache? Nein! Er sagt zu Josua, dass er ein Werk zu tun hat, bevor sein Gebet beantwortet werden kann. „Israel hat sich versündigt, sie haben meinen Bund übertreten, den ich ihnen geboten habe, und haben des Verbannten etwas genommen und gestohlen und es verleugnet und unter ihre Geräte gelegt.“ Er erklärt: „Die Kinder Israel können nicht stehen vor ihren Feinden, sondern müssen ihren Feinden den Rücken kehren; denn sie sind im Bann. Ich werde hinfort nicht mit euch sein, wo ihr nicht den Bann aus euch vertilgt.“ Josua 7,11-12. Z3.550.3 Teilen

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Aus diesem Beispiel können wir erkennen, welche Verantwortung auf der Gemeinde ruht und was sie zu tun hat, damit sie sich der Gegenwart Gottes erfreuen kann. Für jede Gemeinde ist es eine Sünde, wenn sie nicht nach der Ursache forscht, weshalb sie sich in Finsternis befindet und warum es Niedergeschlagenheit in ihren Reihen gibt. Die Gemeinde in ... kann keine lebendige, gedeihliche Gemeinde sein, bis sie mehr auf das Unrecht, das in ihrer Mitte geschieht, achtet, wodurch Gottes Segen ihr vorenthalten wird. Die Gemeinde darf nicht dulden, dass Brüdern in Not Unrecht geschieht. Sie sind es, die in allen Herzen Mitgefühl wecken und edle Wohltätigkeit bei allen Nachfolgern Christi hervorrufen sollten. Die wahren Jünger Christi werden in Übereinstimmung mit ihm wirken, und seinem Beispiel folgend, denen helfen, die der Hilfe bedürfen. Bruder E‘s Blindheit ist eine schreckliche Heimsuchung, und alle sollten für ihn Auge sein, damit er seinen Verlust so wenig wie möglich fühlt. Da gibt es einige, die ihre Augen dazu benutzen, Gelegenheiten zu entdecken, wie sie zum eigenen Vorteil wirken und Gewinn erzielen können. Aber Gott kann sie auf eine Art und Weise in Verwirrung bringen, die sie nicht erwartet haben. Z3.551.1 Teilen

Wenn Gott in seiner Güte den blinden Mann mit einer Erfindergabe ausgestattet hat, die er zu seinem Besten benutzen kann, dann verhüte Gott, dass irgend jemand ihm dieses Vorrecht missgönne und beraube ihn des Nutzens, den er aus der von Gott verliehenen Gabe ziehen kann. Durch den Verlust seines Augenlichts ist der blinde Mann von allen Seiten benachteiligt. Das Herz, in welchem sich kein Mitleid und kein Mitgefühl beim Anblick eines Blinden, der seinen Weg in einer für ihn in Finsternis gehüllten Welt ertastet, regen, ist in der Tat verhärtet und muss durch Gottes Gnade erweicht werden. Der Blinde kann kein Angesicht sehen, und dort freundliches Mitgefühl und wahres Wohlwollen lesen. Er kann nicht auf die Schönheiten der Natur schauen und Gottes Hand in seinem Schöpfungswerk erkennen. Ihre heitere Stimmung spricht nicht zu ihm, ihn zu trösten und zu segnen, wenn ihn Verzweiflung überfällt. Wie gerne würde er alles andere, jede zeitliche Segnung, gegen den Segen des Augenlichts eintauschen! Aber er befindet sich in einer Welt der Finsternis und seine ihm von Gott verliehenen Rechte wurden mit Füssen getreten, um anderen Gewinn zu bringen. Z3.551.2 Teilen

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