Portrait von Ellen White
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Prediger müssen ein würdiges Beispiel geben
Prediger müssen ein würdiges Beispiel geben
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Die Prediger müssen der Jugend ein würdiges, ein dem heiligen Beruf angemessenes Beispiel sein. Sie sollten den jüngeren helfen, offen aber bescheiden und würdevoll in ihrem Umgang mit anderen zu sein. Tag für Tag säen sie Samen, der aufgehen und später Früchte tragen wird. Sie müssen alle Unfeinheit, alle Tändeleien ablegen und stets bedenken, dass sie Erzieher sind, und dass ihre Worte und Taten für die, mit denen sie in Berührung kommen, sich als ein Geruch des Lebens oder des Todes erweisen — ob sie wollen oder nicht. DE.71.4 Teilen

Zucht des Geistes, Reinheit des Herzens und der Gedanken sind nötig. Sittenreinheit hängt vom rechten Denken und Handeln ab. Böse Gedanken verderben die Seele, während richtig geleitete Gedanken den Geist zubereiten, einheitlich für den Meister zu wirken. Jeder Gedanke sollte unter den Gehorsam Christi gefangen genommen werden. DE.71.5 Teilen

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Die Lehrer der Wahrheit sollten weise sein und vorsichtig mit ihren Worten und Taten umgehen. Sie müssen der Herde Gottes Speise zur rechten Zeit geben können und dürfen nicht im geringsten eine niedrige Lebensweise akzeptieren. Sie müssen jenen Glauben besitzen, der durch Liebe tätig ist und die Seele reinigt von allen fleischlichen Gedanken und Begierden. Solche Diener Christi haben kein Gefallen an gemeinen irdischen Dingen und stehen nicht unter der Knechtschaft von Menschen oder den Versuchungen Satans. Sie verhalten sich wie Männer und sind stark. Sie wenden sich der Sonne der Gerechtigkeit zu und erheben sich über alles Niedrige in eine Atmosphäre, die frei ist von geistiger und sittlicher Befleckung. DE.72.1 Teilen

Wer nach den Grundsätzen der Bibel lebt, wird nicht schwach sein an sittlicher Kraft. Unter dem veredelnden Einfluss des Heiligen Geistes werden Geschmack und Neigungen rein und heilig. Nichts gewinnt eine so starke Macht über die Gemütsbewegungen, nichts dringt so tief hinein in die innersten Beweggründe des Tuns, nichts übt einen so mächtigen Einfluss auf das Leben aus und gibt dem Charakter eine so große Festigkeit und Stärke wie die Religion Christi. Sie führt den Gläubigen immer höher, beseelt ihn mit edlen Absichten, lehrt ihn Anstand im Benehmen und verleiht einer jeden Tat die gebührende Würde. DE.72.2 Teilen

Wodurch soll der junge Mann seine bösen Neigungen unterdrücken und das Gute und Edle in seinem Charakter entwickeln? Indem er die Worte beachtet: „Ihr esset nun oder trinket oder was ihr tut, so tut es alles zu Gottes Ehre.“ 1.Korinther 10,31. Das ist der Grundsatz, auf dem jeder Beweggrund, jeder Gedanke und jede Handlung ruhen sollte. Unheilige Leidenschaften müssen gekreuzigt werden. Zwar werden sie Nachsicht beanspruchen, aber Gott hat hohe und heilige Absichten und Wünsche ins Herz gepflanzt, und diese brauchen nicht erniedrigt werden. Nur wenn wir uns weigern, der Vernunft und dem Gewissen die Herrschaft zu überlassen, werden wir in den Schlamm hinabgezogen. Paulus erklärte: „Ich vermag alles durch den, der mich mächtig macht, Christus.“ Philipper 4,13. DE.72.3 Teilen

Haltet ihr euch eng an Jesus und trachtet ihr danach, euren Beruf mit einem wohlgeordneten Wandel und gottseliger Unterhaltung zu umgeben, dann werden eure Füße bewahrt bleiben, verbotenes Gebiet zu betreten. Wenn ihr wacht, ständig unter Gebet wacht, wenn ihr alles so tut, als ob ihr in der unmittelbaren Gegenwart Gottes steht, dann werdet ihr in keine Versuchung einwilligen und dürft hoffen, bis zum Ende rein, heilig und unbefleckt zu bleiben. Wenn ihr euer anfängliches Vertrauen fest bis zum Ende bewahrt, dann werden eure Wege in Gott gegründet sein. Und was die Gnade angefangen hat, wird die Herrlichkeit im Reich Gottes krönen. Die Früchte des Geistes sind: Liebe, Freude, Friede, Geduld, Freundlichkeit, Gütigkeit, Glaube, Sanftmut, Keuschheit. Wider solche ist das Gesetz nicht. Gehören wir Christus an, so kreuzigen wir das Fleisch samt den Lüsten und Begierden. DE.72.4 Teilen

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Das nützliche Wirken junger, verheirateter oder unverheirateter Prediger wird oft durch die ihnen von jungen Mädchen erwiesene Aufmerksamkeit beeinträchtigt. Diese Mädchen machen es sich nicht klar, dass die Augen anderer sie beobachten und ihr ungebührliches Verhalten leicht den Einfluss des Predigers schädigt, dem sie so viel Aufmerksamkeit schenken. Würden sie genau die Regeln des Anstands beachten, so wäre es besser für sie und auch weit besser für den Prediger. Weil sie das aber nicht tun, bringen sie ihn in eine unangenehme Lage und veranlassen andere, ihn in schlechtem Licht zu sehen. DE.73.1 Teilen

Aber die Prediger selbst tragen die Hauptschuld. Würden sie Widerwillen gegen solche Aufmerksamkeiten bekunden und den von Gott gewünschten Weg einschlagen, so würden sie nicht lange belästigt werden. Sie sollten deshalb jeden bösen Schein meiden, und wenn junge Mädchen sich sehr gesellig zeigen, ist es die Pflicht der Prediger, deutlich zu verstehen zu geben, dass es ihnen unangenehm ist. Sie müssen, selbst auf die Gefahr hin, für grob zu gelten, alle Dreistigkeit zurückweisen, damit die heilige Sache kein Tadel treffe. Junge Mädchen, die zu Gott und zur Wahrheit bekehrt sind, werden den Verweis annehmen und sich ändern. DE.73.2 Teilen

Scherze, Späße und weltliche Unterhaltungen gehören zur Welt. Christen, die den Frieden Gottes im Herzen haben, sind heiter und glücklich, ohne sich in Flatterhaftigkeit oder Leichtfertigkeit zu ergehen. Während sie unter Gebet wachen, werden sie Heiterkeit und Frieden bekunden, die sie vor allem Überflüssigen bewahren. DE.73.3 Teilen

Ist dem Diener Christi das Geheimnis der Gottseligkeit eröffnet, so wird es ihn über alle irdischen und sinnlichen Freuden erheben. Er wird dem Verderben entfliehen, das durch die Lüste in der Welt ist und Teilhaber der göttlichen Natur sein. Der Umgang zwischen Gott und seiner Seele wird ihm eine Erkenntnis des Willens Gottes bereiten und Schätze von praktischen Unterweisungen erschließen, die er seinen Zuhörern vorführen kann, ohne Heiterkeit oder auch nur ein Lächeln zu erregen, die aber im Gegenteil das Gemüt feierlich stimmen, das Herz berühren und die Seelen empfänglich machen für die heiligen Ansprüche, die Gott auf die Neigungen und das Leben hat. Alle, die in der Verkündigung des Wortes tätig sind, sollten Gottesmänner von reinem Herzen und Wandel sein. — Testimonies for the Church III, 241. DE.73.4 Teilen

Dem Dienst Gottes wollen sich aber auch solche jungen Männer widmen, die von der Heiligkeit und Verantwortung des Werkes kaum einen Begriff haben. Sie erlangten noch wenig Erfahrung im Glaubensleben und kennen noch nicht den Seelenhunger nach dem Geist Gottes, der immer Früchte zeigt. Einige wohl befähigte Männer, die einen wichtigen Posten ausfüllen können, wissen aber nicht, wes Geistes Kinder sie sind. Ihre Gespräche bewegen sich auf scherzhaften Bahnen so natürlich, wie das Wasser den Hügel hinabfließt. Sie reden Unsinn, belustigen sich mit jungen Mädchen und hören dabei fast täglich die feierlichsten, herzergreifenden Wahrheiten. Solche haben die Religion im Kopf, während ihre Herzen durch die gehörten Wahrheiten nicht geheiligt sind. Sie können andere niemals zu der Quelle des lebendigen Wassers führen, ehe sie selbst von dem Strom getrunken haben. Für Leichtsinn, Eitelkeit oder Tändelei ist jetzt keine Zeit. Die Geschichte dieser Erde naht sich ihrem Abschluss. Wer sich lockeren Gedanken hingab, muss anderen Sinnes werden. Der Apostel Petrus sagt: „Darum umgürtet die Lenden eures Gemüts, seid nüchtern und setzt eure Hoffnung ganz auf die Gnade, die euch angeboten wird in der Offenbarung Jesu Christi. Als gehorsame Kinder gebt euch nicht den Begierden hin, denen ihr früher in der Zeit eurer Unwissenheit dientet; sondern wie der, der euch berufen hat, heilig ist, sollt auch ihr heilig sein in eurem ganzen Wandel. Denn es steht geschrieben: (3.Mose 19,2) ‚Ihr sollt heilig sein, denn ich bin heilig.‘“ 1.Petrus 1,13-16. DE.73.5 Teilen

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Die Gedanken müssen so gelenkt werden, dass Gott zu ihrem Mittelpunkt wird. Jeder Gedanke muss unter den Gehorsam Gottes gestellt werden. Ein Lob sollte nicht ausgeteilt oder erwartet werden, denn dadurch wird viel mehr die Neigung zum Selbstvertrauen geweckt, als dass die Demut zunimmt und verhilft viel mehr zum Verderben als zur Besserung. Tüchtige Männer, die sich berufen fühlen, mit dem Werk Gottes verbunden zu sein, werden sich vom Bewusstsein der Heiligkeit des Werkes so beschwert fühlen wie ein beladener Wagen unter den Garben. Jetzt ist es an der Zeit, sich aufs äußerste anzustrengen, um die natürlichen Gefühle des fleischlichen Herzens zu überwinden. — Testimonies for the Church III, 473.474. DE.74.1 Teilen

Wenn ein Prediger, der die feierliche Warnungsbotschaft an die Welt trägt, die gastfreundlichen Angebote von Freunden oder Geschwistern entgegennimmt und es vernachlässigt, seinen Pflichten als Hirte der Herde nachzukommen, wenn er unbedacht in seinem Beispiel und Benehmen ist, sich mit der Jugend in alberne Gespräche, in Scherze und Neckereien einlässt und humoristische Anekdoten erzählt, um Gelächter zu erregen, dann ist er seines Amtes unwürdig und hat Belehrung nötig, ehe ihm die Sorge für die Lämmer und Schafe anvertraut werden darf. Prediger, welche die ihnen als treue Hirten gegebenen Pflichten vernachlässigen, bezeugen so, dass sie durch die Wahrheiten, die sie anderen bringen wollen, nicht selbst geheiligt sind; sie sollten als Arbeiter im Weinberg des Herrn nicht bezahlt werden, bis sie die Heiligkeit des Predigtamtes mehr schätzen. — Testimonies for the Church III, 233. DE.74.2 Teilen

Der Diener Christi soll ein Mann des Gebets und der Frömmigkeit sein. Er soll fröhlich sein, aber nie derb, grob, scherzend oder albern. Das Spaßmachen passt zum Komiker und Schauspieler, aber es ist tief unter der Würde eines Mannes, der erwählt ist, zwischen den Lebendigen und Toten zu stehen und ein Werkzeug Gottes zu sein. DE.74.3 Teilen

Unabhängig denkende Männer werden gebraucht, die fest entschlossen sind und nicht solche, die durch menschliche Eindrücke formbar sind wie Glaserkitt. Männer, die ihre Arbeit ihrem eigenen Gutdünken angepasst haben und die nur ein bestimmtes Pensum verrichten wollen, ein festes Gehalt beanspruchen und eine für sie gerade geeignete Stellung wünschen, anstatt sich ihr anzupassen und sich dafür auszubilden, sind nicht die Männer, die Gott für seine Reichssache beruft. Wer seine Fähigkeiten nicht fast jeder Situation anpassen kann, wenn die Notwendigkeit es verlangt, ist nicht der Mann für diese Zeit. Männer, die Gott mit seinem Werk verbinden will, sind nicht schlaff und lässig, ohne Muskelkraft oder Charakterfestigkeit. DE.74.4 Teilen

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Es gibt Männer, die sich schmeicheln, etwas Großes und Gutes vollbringen zu können, wenn sie nur anders gestellt wären. Sie setzen aber ihre Fähigkeiten nicht dort ein, wohin die Vorsehung sie geführt hat. Persönliche Unabhängigkeit und persönlicher Kraftaufwand sind jetzt die erforderlichen Eigenschaften. Der persönliche Charakter braucht nicht geopfert zu werden, aber er muss angepasst, verfeinert und veredelt werden. DE.75.1 Teilen

Gottes Werk braucht Männer, die schnell wahrnehmen und augenblicklich, zur rechten Zeit und mit Kraft handeln können. Wartet ihr erst, um jede Schwierigkeit zu bewerten, jedes Hindernis abzuwägen, dann könnt ihr nur wenig tun. Überall werdet ihr auf Hindernisse und Schwierigkeiten stoßen, und ihr müsst euch fest entschließen, sie zu überwinden, sonst werden sie euch besiegen. DE.75.2 Teilen

Manchmal scheinen verschiedene Wege und Ratschlüsse, verschiedene Handlungsweisen von gleichem Wert im Werk Gottes zu sein. Gerade dann ist das genaueste Unterscheidungsvermögen nötig. Und wenn etwas erfolgreich getan werden soll, muss es in dem richtigen, dem goldenen Augenblick geschehen. Das geringste Neigen der Waagschale muss beachtet werden und sofort ausschlaggebend für die Situation sein. Langer Verzug ermüdet die Engel. Manchmal ist sogar ein verkehrter Entschluss verzeihlicher als ein beständiges Schwanken, ein Zögern, ein Neigen bald zu dieser, bald in jener Richtung hin. Aus solchem Zögern und Zweifeln entsteht mehr Verwirrung und Unheil als aus zu schnellem Handeln. DE.75.3 Teilen

Das Handeln zur rechten Zeit spricht sehr für die Wahrheit. Siege werden häufig durch Zögern verloren. Wendepunkte werden eintreten und schnelles und entschiedenes Handeln zur rechten Zeit wird herrliche Triumphe erzielen, während Zögern und Nachlässigkeit große Niederlagen und entschiedene Unehre für Gott entstehen lassen. Ein schnelles Handeln im kritischen Augenblick entwaffnet oft den Feind. Er ist enttäuscht und überwältigt, denn er erwartete, Zeit zu haben, um noch planen zu können und durch Kunstgriffe zu wirken. DE.75.4 Teilen

Blitzschnelles Handeln in der Stunde der Gefahr ist unbedingt notwendig. Ein Plan kann gut gelegt sein, um ein gewisses Ziel zu erreichen, und doch können die Dinge durch eine kurze Verzögerung sich ganz anders entwickeln. Und das Große, das sich hätte erzielen lassen, geht durch Mangel an schneller Umsicht und flinker Ausführung verloren. Viel lässt sich tun, um die Gedankenträgheit zu überwinden. Es gibt Zeiten, wo Vorsicht und reifliche Überlegung notwendig sind und Übereilung eine Torheit wäre; aber selbst dann ist durch zu großes Zögern schon viel verloren gegangen. Vorsicht bis zu einem gewissen Grad ist erforderlich, aber Zögern und Zagen sind bei besonderen Gelegenheiten unheilvoller gewesen, als ein Missgriff aus Übereilung. — Testimonies for the Church III, 496-498. DE.75.5 Teilen

Viele sind eine Zeitlang erfolgreich in ihrem Kampf gegen eigennütziges Verlangen nach Vergnügen und Bequemlichkeit. Sie sind aufrichtig und meinen es ernst, ermüden aber unter den lange sich hinziehenden Bemühungen, dem täglichen Sterben und der endlosen Unruhe. Die Trägheit scheint einladend, das Absterben des eigenen Ichs abstoßend. Sie schließen ihre schläfrigen Augen und fallen unter die Macht der Versuchung, anstatt ihr zu widerstehen. DE.75.6 Teilen

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Die Anweisungen in Gottes Wort lassen keinen Spielraum zum Vergleich mit der Sünde. Der Sohn Gottes offenbarte sich, damit er alle Menschen zu sich ziehen kann. Er kam nicht, um die Welt in Schlaf zu lullen, sondern um den schmalen Pfad zu kennzeichnen, auf dem alle wandeln müssen, die schließlich die Tore der Gottesstadt erreichen wollen. Seine Kinder müssen ihm folgen, wohin er sie führt. Es gilt, einen ständigen Kampf gegen sich selbst zu führen, selbst wenn es Bequemlichkeit und eigennützige Nachsicht zu opfern oder Mühe und Leid zu ertragen gilt. DE.76.1 Teilen

In einem Traum am 29. September 1886 ging ich in Gesellschaft vieler anderer Beeren zu suchen. Unter ihnen waren etliche junge Männer und Mädchen. Wir schienen in einer Stadt zu sein, denn es war nur sehr wenig freies Land zu sehen. Aber außerhalb der Stadt gab es aber freie Felder, schöne Haine und gut gepflegte Gärten. Ein für uns mit Lebensmitteln beladener Wagen fuhr voraus. DE.76.2 Teilen

Als der Wagen anhielt, zerstreute sich die Gesellschaft in alle Richtungen, um Früchte zu suchen. Um den Wagen herum waren sowohl hohe als auch niedrige, mit schönen Früchten behangene Heidelbeerbüsche, aber die Leute sahen alle zu weit über sie hinaus; als dass sie diese bemerkten. Ich fing an, die nahen Früchte zu sammeln, musste allerdings sehr vorsichtig sein, um nicht die unreifen mit abzupflücken. Diese waren so sehr mit den reifen Beeren vermischt, dass ich nur eine oder zwei Beeren auf einmal von einem Büschel pflücken konnte. DE.76.3 Teilen

Einige große schöne Beeren waren abgefallen und lagen, von Würmern und Insekten halb verzehrt, am Boden. „O,“ dachte ich, „wenn doch diese Stelle früher durchsucht worden wäre, dann hätten die köstlichen Beeren verwendet werden können. Aber jetzt ist es zu spät. Ich will die abgefallenen jedoch aufheben und sehen, ob noch etwas Gutes an ihnen ist. Und selbst wenn sie ganz verdorben sind, kann ich den Geschwistern zeigen, was sie hätten finden können, wenn sie nicht zu spät gekommen wären.“ DE.76.4 Teilen

Gerade in dem Augenblick kamen zwei oder drei unserer Gesellschaft dahin, wo ich war. Sie waren eifrig im Gespräch vertieft. Das beanspruchte ihre ganze Aufmerksamkeit. Als sie mich sahen, sagten sie: „Wir haben überall gesucht, können aber keine Beeren finden.“ Mit Erstaunen erblickten sie die Menge, die ich hatte. „Hier sind noch viele,“ sagte ich, „die Büsche sind voll reifer Beeren.“ Sie begannen zu pflücken, hielten aber bald an und sagten: „Es ist nicht recht, dass wir hier pflücken; du hast die Stelle gefunden, und die Beeren gehören rechtmäßig dir.“ Aber ich erwiderte: „Das macht nichts. Pflückt nur, wo ihr etwas findet. Dies ist Gottes Feld, und die Beeren gehören ihm und es ist euer Vorrecht, sie zu sammeln.“ DE.76.5 Teilen

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Aber bald schien ich wieder allein zu sein. Ab und zu hörte ich beim Wagen lachen und scherzen. Ich rief hinüber: „Was macht ihr da?“ Sie antworteten: „Wir konnten keine Beeren finden, und weil wir müde und hungrig waren, kamen wir hierher, um uns zu erfrischen. Wenn wir uns ausgeruht haben, werden wir weiter suchen.“ DE.77.1 Teilen

„Aber,“ sagte ich, „ihr habt noch nichts eingebracht. Ihr esst unseren Vorrat auf und gebt uns keinen neuen. Ich habe keine Zeit zum essen. Hier sind zu viele Beeren, die gepflückt werden müssen. Ihr fandet keine, weil ihr nicht genau genug hingesehen habt. Sie hängen nicht außen an den Büschen, ihr müsst danach suchen. Allerdings kann man sie nicht handweise pflücken, aber wenn man sie sorgfältig zwischen den grünen Beeren ausliest, findet man reichlich.“ DE.77.2 Teilen

Darauf sagte ich: „Wollt ihr diese Beeren wegstellen und dann mit mir kommen, um noch mehr von den hohen Büschen zu sammeln?“ Aber sie fingen nicht an, die gesammelten Früchte aufzuheben. Schüsseln und Töpfe waren genug vorhanden, aber sie waren für die Speisen benutzt worden. Ich wurde des Wartens müde und sagte schließlich: „Seid ihr nicht gekommen, Beeren zu sammeln? Warum seid ihr nicht bereit, sie aufzubewahren?“ DE.77.5 Teilen

Einer aus ihrer Mitte antwortete: „Wir hatten wirklich nicht erwartet, hier Heidelbeeren zu finden, wo die Häuser so nahe sind und so viele Leute vorübergehen. Weil du es aber so gern wolltest, entschlossen wir uns mitzugehen. Wir haben uns reichlich mit Erfrischungen versorgt und wollten eine kleine Erholung haben, wenn wir keine Beeren finden würden.“ DE.77.6 Teilen

Meine Erwiderung war: „Solche Einstellung kann ich nicht verstehen. Ich werde noch einmal zu den Büschen gehen. Der Tag geht zu Ende, bald wird es dunkel sein, und dann können wir nichts mehr sammeln.“ Einige gingen nun mit, die anderen blieben beim Wagen, um zu essen. DE.77.7 Teilen

An einer Stelle hatte sich eine kleine Gruppe gebildet, die sich sehr lebhaft etwas scheinbar Interessantes erzählte. Ich ging hin und bemerkte, dass ein kleines Kind auf dem Arm einer Frau die allgemeine Aufmerksamkeit fesselte. „Ihr habt nicht mehr lange Zeit. Arbeitet doch, so lange ihr könnt,“ sagte ich zu ihnen. DE.77.8 Teilen

Andere verfolgten mit den Augen einen jungen Mann und ein junges Mädchen, die um die Wette zum Wagen hin liefen. Dort angelangt, waren sie so ermüdet, dass sie sich setzen mussten, um auszuruhen. Noch andere von der Gesellschaft lagerten im Gras und ruhten sich aus. DE.77.9 Teilen

So verging der ganze Tag, und nur sehr wenig wurde erreicht. Zuletzt sagte ich: „Ihr nennt dies sicherlich einen erfolglosen Ausflug. Wenn ihr immer in der Weise arbeitet, dann wundert mich euer Mangel an Erfolg nicht. Erfolg oder Misslingen ist meistens darauf zurückzuführen, wie man das Werk anpackt. Es gibt hier Heidelbeeren, denn ich habe sie gefunden. Einige von euch haben vergeblich an den niedrigen Büschen gesucht, andere haben etliche gefunden; aber an den hohen Büschen seid ihr vorübergegangen, weil ihr dort keine Beeren erwartetet. Ihr seht, dass die von mir gesammelten Früchte groß und reif sind. Bald werden noch mehr reif sein, und wir können die Büsche wieder durchsuchen. So bin ich gelehrt worden, nach Beeren zu suchen. Hättet ihr gleich in der Nähe des Wagens angefangen zu suchen, dann hättet ihr ebenso gut Heidelbeeren gefunden wie ich. DE.77.10 Teilen

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Die Lehre, die ihr heute den Anfängern in dieser Arbeit gegeben habt, wird sich ihnen einprägen. Der Herr hat diese fruchttragenden Pflanzen ganz in der Nähe der dichtbewohnten Orte wachsen lassen, und er erwartet, dass ihr sie findet. Ihr habt euch aber zu sehr mit dem Essen und Vergnügen beschäftigt. Ihr seid nicht mit dem ernsten Vorsatz hierher gekommen, Beeren zu lesen. DE.78.1 Teilen

Ihr solltet künftig mit größerem Ernst und Eifer arbeiten und euch ein ganz anderes Ziel setzen, sonst wird eure Arbeit nie erfolgreich sein. Arbeitet ihr in der rechten Weise, dann werdet ihr die jüngeren Arbeiter darauf hinweisen, dass Essen und Erholung nicht so wichtig sind. Es war schwer, den Wagen mit den Lebensmitteln hierher zu bringen, aber ihr habt mehr an Erfrischungen gedacht als an die Früchte, die ihr als Lohn eurer Arbeit mit nach Hause bringen solltet. Ihr müsst fleißig sein und zuerst die vor euch stehenden Beeren sammeln und dann weiter weg suchen. Später könnt ihr wieder in der Nähe suchen, und so werdet ihr Erfolg haben.“ DE.78.2 Teilen

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