Portrait von Ellen White
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Leben aus dem Tod
Leben aus dem Tod
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Um seinen Jüngern klar zu machen, welche Bedeutung sein Leiden und Sterben für sie und die Menschheit haben würde, bediente sich Jesus eines Vergleichs aus der Natur. Er sagte zu ihnen: Ez.113.2 Teilen

„Die Stunde ist gekommen. Jetzt soll der Menschensohn verherrlicht werden. Hört mir genau zu: Ein Weizenkorn, das nicht in den Boden kommt und stirbt, kann keine Frucht bringen, sondern bleibt ein einzelnes Korn. In der Erde aber keimt es und bringt viel Frucht, obwohl es selbst dabei stirbt.“ 1 So gesehen kann das Sterben und Auferstehen in der Natur auch zum Sinnbild für das Leben des Menschen und seinen Dienst für Gottes Reich werden. Ez.113.3 Teilen

Wer für Christus geistliche Frucht bringen will, muss zuvor in gewissem Sinne sterben. Das heißt zum Beispiel, Ehrgeiz, Eigenliebe oder Selbstsucht in den Tod zu schicken, damit Demut, Mitgefühl und Selbstverleugnung wachsen können. Dabei zeigt es sich, dass das Gesetz der Selbsthingabe zugleich ein Gesetz der Selbsterhaltung ist. Indem der Bauer das Weizenkorn in den Acker wirft, erhält er es in Form der reifen Ähre am Leben. In diesem Sinne sagte Jesus: „Wer sein Leben über alles liebt, der wird es verlieren. Wer aber bereit ist, sein Leben vorbehaltlos für Gott einzusetzen, wird es für alle Ewigkeit erhalten.“ 2 Ez.113.4 Teilen

Darüber hinaus ist die Gesetzmäßigkeit des Vergehens und Neuwerdens in der Natur auch ein Hinweis auf die Auferstehung. Rein menschlich gesehen gibt es aus dem Tod keine Wiederkehr. Wer stirbt, wird wieder zu dem, was er ursprünglich einmal war: tote Materie. Aus und vorbei! Das jedenfalls ist die Erfahrung über unzählige Generationen hinweg. Und doch heißt es im Neuen Testament: „Genauso könnt ihr euch die Auferstehung der Toten vorstellen. Unser irdischer Leib ist wie ein Samenkorn, das einmal vergeht. Wenn er aber auferstehen wird, ist er unvergänglich. Was begraben wird, ist unansehnlich und schwach, was aufersteht, läßt Gottes Herrlichkeit und Kraft erkennen. Begraben wird ein irdischer Leib; aber auferstehen werden wir mit einem Leib, der von göttlichem Leben erfüllt ist.“ 1 Ez.113.5 Teilen

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Hier bieten sich für Eltern und Lehrer großartige Möglichkeiten, geistliche Lehren und Sachverhalte an praktischen Beispielen zu veranschaulichen. Laßt die Kinder ein Stück Land für die Saat vorbereiten, selbst Samenkörner in die Erde legen und das Wachsen beobachten. Erklärt ihnen das natürliche Zusammenspiel von Saat und Ernte. Und dabei könnt ihr ihnen erzählen, dass unser Herz einem Garten ähnelt, in den Samenkörner gestreut werden, aus denen Gutes wachsen kann, aber auch Böses. Wenn sie den Samen in den Boden legen, kann man mit den Kindern über Jesu Tod reden, und wenn die Saat aufgeht, über das Wunder der Auferstehung. Sie sollten auch erfahren, dass sich die Prinzipien des natürlichen und geistlichen Wachstums ähneln. Ez.114.1 Teilen

Vom Bestellen des Ackers lassen sich übrigens noch eine ganze Reihe anderer geistlicher Wahrheiten ableiten. Niemand wird von einem Stück Brachland Frucht erwarten. Wer ernten will, muss vorher den Boden bearbeiten, Samen säen und später die Pflanzen pflegen. Auch geistliches Wachstum geschieht nicht von selbst. Zunächst muss der Boden aufgebrochen werden — das geschieht durch Reue und Bekehrung. Unkraut und Gestrüpp — das heißt: die bösen Neigungen des Herzens —, die den zarten Trieben Licht und Nahrung wegnehmen, müssen gejätet werden. Das alles verlangt fleißige Arbeit, Umsicht und Ausdauer. Ez.114.2 Teilen

Ackerbau und Gartenarbeit lehren uns, die Naturgesetze zu erkennen und richtig anzuwenden. Jede Pflanze hat spezielle Bedürfnisse, die es zu beachten gilt. Manche Pflanzenarten wachsen gut in sandigem Boden, andere brauchen schwere, lehmhaltige Erde. Auch die Pflege ist nicht für alle Gewächse gleich, sondern muss den spezifischen Bedürfnissen angepaßt sein. Müssen junge Pflanzen umgesetzt werden, dürfen ihre Wurzeln nicht beschädigt werden. Manche brauchen viel Sonne, andere gedeihen besser im Halbschatten. Wichtig ist auch, sie vor Nachtfrost und Schädlingen zu schützen. Es gibt Arten, die sich von selbst ausbreiten, andere brauchen Stützvorrichtungen und Wachstumshilfen. Nur wer das alles berücksichtigt, kann mit einer guten Ernte rechnen. Ez.114.3 Teilen

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Dieser praktische Umgang mit der Natur und die Arbeit, die damit verbunden ist, sind für die Charakterbildung wichtig — ganz abgesehen davon, dass sich viele dieser Prinzipien auch auf die seelische, geistige und geistliche Entwicklung des Menschen übertragen lassen. Die Erziehung zu Sorgfalt, Geduld, Beachtung von Kleinigkeiten und Gehorsam ist außerordentlich wichtig. Die ständige Berührung mit den Geheimnissen des Lebens und der Schönheit der Natur sowie die Sorgfalt, die der Umgang mit Gottes Schöpfung erfordert, hilft dem Menschen, Tugenden wie Fürsorge, Geduld, Pflichtgefühl, Ausdauer und manches andere zu entwickeln. Das trägt nicht nur zur eigenen Charakterbildung bei, sondern hilft auch, ein gutes Verhältnis zu anderen Menschen auszubauen. Ez.115.1 Teilen

„Wer verständig ist ... wird erkennen,dass der Herr auf vielfache Weise zeigt, wie gnädig er ist!“Psalm 107,43. Ez.115 Teilen

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Überall in der Natur stoßen wir auf die heilende Kraft Gottes. Ob die Rinde eines Baums beschädigt oder ein Mensch verletzt wird, sofort setzt ein natürlicher Heilungsprozeß ein. Ez.116.1 Teilen

Im weitesten Sinne gilt das auch für das geistliche Leben. Wer sündigt, lädt damit nicht nur Schuld auf sich, sondern verletzt auch sein Gewissen und seine Seele. Aber Gott hat von Anfang an dafür gesorgt, dass es auch ein Heilmittel gegen die Sünde gibt. Christus sagte von sich: Gott „hat mich beauftragt, den Armen die frohe Botschaft zu bringen. Den Gefangenen soll ich die Freiheit verkünden, den Blinden sagen, dass sie sehen werden und den Unterdrückten, dass sie bald von jeder Gewalt befreit sein sollen. Jetzt erläßt Gott alle Schuld.“ 1 Ez.116.2 Teilen

Nachfolger Jesu sind berufen, ihren Herrn in dieser Aufgabe zu unterstützen. Der Apostel Paulus drückt das so aus: „Wenn sich aber einer von euch etwas zuschulden kommen läßt und sündigt, dann sollt ihr ihn als Menschen, die Gottes Geist leitet, verständnisvoll wieder zurechtbringen.“ 2 Was hier mit „zurechtbringen“ übersetzt wird, bedeutet eigentlich, ein ausgerenktes Gelenk oder einen gebrochenen Knochen wieder einrichten. Ein treffender Vergleich! Ez.116.3 Teilen

Durch die Sünde werden Beziehungen überstrapaziert oder gar zerstört. Selbst wenn jemand erkennt, dass er gesündigt hat — und das auch bitter bereut —, kann er das allein nicht wieder „einrenken“. Er ist bestürzt über sein Verhalten, fühlt sich anderen gegenüber schuldig und ganz allgemein gehemmt. Wir müssen ihn zurückholen, zurechtbringen und dazu beitragen, dass die Verletzungen, die er sich und anderen beigebracht hat, wieder heilen. Voraussetzung für diesen Dienst der Versöhnung ist natürlich eine geistliche Gesinnung. Deshalb wendet sich Paulus auch an Menschen, „die Gottes Geist leitet“. Liebe heilt, vor allem die Liebe Christi. Sie durchströmt den Menschen wie der Saft den Baum oder das Blut den Körper. Von ihr geht auch für die verwundete Seele heilende Kraft aus. Ez.116.4 Teilen

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In der Liebe stecken wunderbare Kräfte, denn sie ist ein göttliches Prinzip. Die gütige Antwort, die den Zorn stillt, die freundliche Zuwendung, die den anderen nicht bloßzustellen, sondern ihm zu helfen versucht, die Großmut, die auch einmal über einen Fehler hinwegsehen kann 1 — wären das unsere Verhaltensmuster im Umgang mit anderen Menschen, würde unser eigenes Leben total verändert, und auch das anderer. Das könnte schon jetzt ein Vorgeschmack dessen werden, was wir vom kommenden Gottesreich erwarten. Ez.117.1 Teilen

All das ist so einleuchtend und leicht zu verstehen — wenn auch nicht einfach zu praktizieren —, dass selbst kleine Kinder es begreifen. Kinderherzen sind noch empfindsam genug und deshalb leicht zu beeinflussen — im guten wie im schlechten Sinn. Wenn wir Älteren „so werden wie die Kinder“, 2 wenn wir von Christus schlichtes Vertrauen, Sanftmut, Herzensgüte und Liebe lernen, wird es uns nicht schwer fallen, das auch an unsere Kinder weiterzugeben. Ez.117.2 Teilen

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