Portrait von Ellen White
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Ernährung und geistige Entwicklung
Ernährung und geistige Entwicklung
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In diesem Zusammenhang muss auch auf den Zusammenhang zwischen Ernährung und geistiger Entfaltung hingewiesen werden. Geistige Trägheit oder wirres Denken sind nicht selten die Folge von Ernährungsfehlern. Ez.210.3 Teilen

Oft wird argumentiert, dass uns die Nahrung, auf die wir Appetit haben, am besten bekommt. Das träfe vermutlich zu, wenn sich unsere Essgewohnheiten an den biblischen Gesundheitsregeln orientiert hätten. Leider ist das nicht der Fall. Jede Generation hat in dieser Beziehung schlechte Gewohnheiten von der vorhergehenden übernommen, fragwürdige neue entwickelt und alles an die nächste weitergegeben. So sind im Laufe der Zeit Essgewohnheiten und Gelüste entstanden, die zwar als normal gelten, aber alles andere als gesund sind. Appetit ist durchaus keine so verläßliche Richtschnur wie manche uns glauben machen wollen. Ez.210.4 Teilen

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Deshalb ist es wichtig, dass die Schüler im Unterricht auch etwas über Ernährungslehre erfahren. Sie sollten sich darüber informieren können, welchen Nährwert die verschiedenen Nahrungsmittel haben. Jedenfalls sollten sie wissen, dass nährstoffreiche, naturbelassene Lebensmittel ihnen zuträglicher sind als solche mit geringem Nährwert. Auch schwarzer Tee, Kaffee, Weißbrot, Essiggurken und dergleichen, Schokolade und andere Süßigkeiten oder Cremetorten sind nicht gerade das, was zu einer gesunden Ernährung gehört. Viele Menschen — zunehmend auch junge — werden krank, weil sie sich falsch ernähren. Was ihnen widerfährt, ist kein unabwendbares Schicksal, sondern Folge einer Mangelernährung. Ez.211.1 Teilen

In Früchten, Nüssen, Vollkorn und Gemüse sind alle notwendigen Nähstoffe enthalten, und wenn sie richtig zubereitet werden, sind sie die beste Grundlage für unsere körperliche, geistige und seelische Gesundheit. Allerdings genügt es nicht, nur auf den Nährwert der Lebensmittel zu achten. Sie müssen für den, der sie ißt, auch verträglich sein. Manche Speisen bekommen jemandem, der körperlich arbeitet, sehr gut, während einer, der überwiegend geistig arbeitet, sie nur schlecht verträgt. Es liegt auf der Hand, dass jemand, der einer sitzenden Tätigkeit mit wenig Bewegung nachgeht, keine so reichhaltigen Mahlzeiten braucht wie einer, der körperlich anstrengende Arbeit verrichten muss. Ez.211.2 Teilen

Und noch eins: Man kann sich auch mit gesunder Nahrung unvernünftig ernähren. Wer übermäßig viel ißt, schadet seiner Gesundheit auch. Der Körper braucht nicht mehr als das, was zur Aufrechterhaltung der verschiedenen Körperfunktionen nötig ist. Was darüber hinausgeht, belastet nur den Stoffwechsel und den Kreislauf. Bei so manchem Studenten meint man, er sei zusammengebrochen, weil er zu viel gelernt hat, dabei war die eigentliche Ursache: Unmäßigkeit im Essen. Wenn man sich an die Regeln einer gesunden Lebensweise hält, ist die Gefahr der geistigen Überforderung gering. Häufig ist es nichts weiter als Überlastung des Magens, wenn der Leib müde und der Geist träge wird. Ez.211.3 Teilen

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In vielen Fällen wären zwei Mahlzeiten am Tag gesünder als drei. Das Abendessen sollte nicht zu früh, aber auch nicht sehr spät eingenommen werden. Im einen Fall stört es das Verdauen der Mittagsmahlzeit, vor allem dann, wenn spät zu Mittag gegessen wird. Im anderen Fall hat der Körper nicht genügend Zeit, die Nahrung vor dem Schlafengehen zu verarbeiten. Wer sich mit vollem Magen zur Ruhe legt, schläft unruhig, gönnt dem Kreislauf und den Nerven nicht die erforderliche Erholung und hat morgens kaum Appetit. Er fühlt sich unausgeschlafen und zerschlagen. Kein guter Start in einen neuen Tag mit einer Fülle von Pflichten. Ez.212.1 Teilen

Zum Essen sollte man sich Zeit lassen. Steht die nicht zur Verfügung, ist es besser, weniger zu essen oder eine Mahlzeit auszulassen, als die Speisen schnell hinunterzuschlingen. Darüber hinaus sollte Essenszeit ein geselliges Ereignis sein, bei dem man entspannen und sich erholen kann. Deshalb gehört alles, was Ärger oder Streit auslöst nicht an den Esstisch. Freundlichkeit, Mitgefühl, Fröhlichkeit und Dankbarkeit schaffen dagegen ein Klima, das Leib und Seele guttut. Ez.212.2 Teilen

Im Verzicht auf alles, was uns schadet, und in einem geregelten Leben steckt eine wunderbare Kraft. Häufig trägt das mehr zum inneren und äußeren Wohlbefinden bei als günstige Lebensumstände oder hohe Begabung. Bewußter Verzicht bewirkt Selbstbeherrschung; die wiederum ist nicht mit Gold aufzuwiegen, wenn es darum geht, den vielfältigen Anforderungen des Lebens gerecht zu werden. Ez.212.3 Teilen

Ein Land „kann sich glücklich preisen, wenn ein König fähig ist, selbst zu entscheiden, und die Minister zur rechten Zeit essen und trinken und sich dabei wie Männer benehmen und sich beherrschen können.“ 1 Nun sind wir zwar nicht Könige oder Minister, aber uns allen, ob alt oder jung, stehen Enthaltsamkeit und Selbstbeherrschung nicht weniger gut zu Gesicht. Ez.212.4 Teilen

„Alles, was auf der Erde geschieht,hat seine von Gott bestimmte Zeit.“Prediger 3,1 (GN). Ez.212 Teilen

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Manche meinen, Erholung und Vergnügen seien dasselbe, aber das stimmt nicht. Erholung hat etwas mit Erneuerung und Kraftschöpfen zu tun. Ez.213.1 Teilen

Indem wir Abstand vom Alltagsleben und vom Beruf gewinnen, werden Geist, Seele und Leib erfrischt und neu aufgebaut, um den kommenden Anforderungen gewachsen zu sein. Vergnügen dagegen ist vorwiegend auf „Spaß haben“ ausgerichtet. Wenn es ums Vergnügen geht, scheuen viele weder Zeit, Geld noch Mühe. Sie wollen halt etwas „vom Leben haben“. Meist geht dabei eine Menge Kraft verloren, die eigentlich an anderer Stelle sinnvoller eingesetzt werden könnte. Gerade bei jungen Menschen blockiert die Jagd nach Vergnügung oft den wirklichen Erfolg im Leben. Ez.213.2 Teilen

Der Mensch ist zum Tätigsein geboren. Der Körper braucht Bewegung, wenn er sich gesund entwickeln und leistungsfähig bleiben soll. Mangel an Bewegung macht körperlich krank und hindert den Menschen auch daran, seine geistigen Kräfte voll auszuschöpfen. Der Schulbetrieb bringt es mit sich, dass vor allem Kinder unter permanentem Bewegungsmangel leiden. Zusammen mit anderen ungesunden Bedingungen — schlechte Belüftung und nicht körpergerechte Schulbänke — kann das zu einer starken Belastung werden, vor allem für Kinder, die von Natur aus nicht besonders kräftig sind. Ausgerechnet das empfindlichste Organ des Menschen, das Gehirn, wird durch Bewegungsmangel am stärksten geschädigt, weil es über weite Strecken nicht genügend mit Sauerstoff versorgt wird. Dennoch werden dem Kind gerade in der Schule schon früh hohe geistige Leistungen abverlangt — und das oft unter höchst ungesunden Bedingungen. Kein Wunder, dass sich manche Kinder lebenslang mit Beschwerden herumschlagen müssen, für die bereits im Klassenzimmer der Grundstein gelegt wurde. Ez.213.3 Teilen

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Kinder sollten einfach nicht stundenlang in ein Klassenzimmer „eingesperrt“ sein, ohne sich zwischendurch genügend bewegen zu können. Sie sollten auch nicht zu früh eingeschult werden, denn intensives Lernen erfordert nicht nur eine gewisse geistige Reife, sondern setzt auch einen bestimmten körperlichen Entwicklungsstand voraus. Ez.214.1 Teilen

Während der ersten acht bis zehn Lebensjahre eines Kindes ist das freie Feld oder der Garten das beste Klassenzimmer, die Mutter ist die beste Lehrerin und die Natur das beste Lehrbuch. Auch wenn Kinder für die Schule alt genug sind, sollte ihre Gesundheit immer Vorrang gegenüber der Wissensvermittlung haben. Das schulische Umfeld sollte so beschaffen sein, dass es dem körperlichen und geistigen Wachstum förderlich ist. Leider wird dem zur Stunde weder in den Grundschulen noch in den höheren Bildungseinrichtungen genügend Beachtung geschenkt. Etwas mehr Bewegung und frische Luft könnten manchmal Wunder wirken. Ez.214.2 Teilen

Manchen Schülern und Studenten steht aus finanziellen Gründen nur ein begrenzter Zeitrahmen für ihre Ausbildung zur Verfügung. Deshalb „büffeln“ sie Tag und Nacht, ohne sich die dringend nötige Bewegung und Erholung zu gönnen. Das ist zwar verständlich, aber höchst töricht. Bei jedem Menschen läßt nach einer gewissen Zeit die Konzentrationsfähigkeit nach. Wer trotzdem weiter macht, arbeitet zwar, aber er lernt nichts. Hier wäre Bewegung, Entspannung und Abschalten angesagt, denn dadurch würde die geistige Aufnahmefähigkeit wiederhergestellt. Auch für Schüler heißt das Geheimnis des Erfolgs: Aktiv sein und entspannen! Ez.214.3 Teilen

Wer nur geistig aktiv ist, gerät leicht in die Gefahr, sich in bestimmte Ideen und Gedankengänge zu verrennen und das seelische Gleichgewicht zu verlieren. Wer sich abwechselnd geistig und körperlich betätigt, ist erheblich besser dran. Die wechselnde Belastung und die unterschiedlichen Themenbereiche sorgen für einen natürlichen Ausgleich, und das tut Leib, Seele und Geist gut. Ez.214.4 Teilen

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Körperliche Untätigkeit vermindert nicht nur die geistige, sondern auch die sittliche Kraft. Wie ist das zu verstehen? Unser Gehirn steuert über die Nervenbahnen alle körperlichen, seelischen und geistigen Prozesse. Über genau diesen Weg nimmt auch Gott Einfluß auf unser Denken, Fühlen und Wollen. Alles, was die elektrochemischen Vorgänge im Nervensystem stört oder blockiert, verringert die geistige Aufnahmefähigkeit und schwächt zugleich das moralische Empfinden. Ez.215.1 Teilen

Überzogene geistige Aktivität, wie sie oft bei Schülern und Studenten vorkommt, kann zu Übererregbarkeit führen, die die Kraft zur Selbstbeherrschung schwächt, plötzlichen Launen die Zügel schießen läßt und nicht selten der Unmoral Tor und Tür öffnet. Dass heutzutage die schmutzigen Fluten der Unmoral immer mehr ansteigen, hängt nicht zuletzt damit zusammen, dass viele Menschen ihre körperlichen Fähigkeiten entweder vernachlässigen oder mißbrauchen. Im Blick auf die entartete Stadt Sodom heißt es bei Hesekiel: „Sie war überheblich und lebte ... sorglos und im Überfluß.“ 1 Stolz, Überfluß und Untätigkeit sind heute noch ebenso tödlich für uns Menschen, wie das vor Tausenden von Jahren der Fall war. Ez.215.2 Teilen

Erzieher müssen sich diese Zusammenhänge bewußt machen und sie auch ihren Schülern erklären. Junge Leute müssen begreifen lernen, dass richtiger Lebensstil vom richtigen Denken abhängt, und dass sittlich reines Denken auch davon beeinflußt wird, ob sich jemand körperlich betätigt oder nicht. Ez.215.3 Teilen

Die Frage, welche körperlichen Aktivitäten für Studierende sinnvoll sind, wird unterschiedlich beantwortet. Der Schulsport ist sicher eine gute Möglichkeit, für einen angemessenen Ausgleich zu sorgen. Allerdings sollte darauf geachtet werden, dass Sport nicht übertrieben wird, weil er dann unkalkulierbare Risiken in sich birgt. Ez.215.4 Teilen

Schulsport in der Turnhalle kann natürlich die Bewegung an der frischen Luft nicht ersetzen, wie gut er auch organisiert sein mag. Deshalb sollten Schüler mehr Möglichkeiten haben, sich im Freien zu bewegen. Nichts ist schlimmer, als wenn junge Leute träge und ziellos in den Tag hineinleben. Dagegen kann Sport ein probates Mittel sein. Allerdings entwickelt sich der Sport mehr und mehr in eine Richtung, die bei Lehrern und Erziehern starke Bedenken aufkommen läßt. Training und Wettkämpfe nehmen häufig so viel Zeit in Anspruch, dass das Lernen zu kurz kommt und die schulischen Leistungen sinken. Außerdem sorgt Wettkampfsport nicht automatisch dafür, dass junge Leute angemessen auf eine sinnvolle Tätigkeit vorbereitet werden oder sich zu charakterlich gefestigten Persönlichkeiten entwickeln. Ez.215.5 Teilen

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Gerade so populäre Sportarten wie Boxen und American Football sind zu Brutstätten von Rücksichtslosigkeit und Härte geworden. Sie erinnern einen unwillkürlich an die Gladiatorenkämpfe und brutalen Schauspiele im antiken Rom. Der Machtrausch, das Zurschaustellen roher Gewalt und die fehlende Achtung vor der Gesundheit und dem Leben des Gegners wirken in erschreckendem Maße enthemmend und entsittlichend. Ez.216.1 Teilen

Andere Arten von Sport und Spiel mögen zwar nicht so brutal sein, bergen aber auch Gefahren in sich — vor allem wenn sie extrem betrieben werden und junge Menschen völlig in ihren Bann ziehen. Sie fördern das Bedürfnis nach Zeitvertreib und Spannung und sorgen zugleich dafür, dass die Freude an sinnvoller Arbeit und am Übernehmen von Verantwortung abnimmt. Das normale Leben erscheint langweilig, und die kleinen Freuden und Erfahrungen im Alltag üben nicht den gewünschten Reiz aus. Oft wird auf diese Weise einem zügellosen und unordentlichen Leben Vorschub geleistet — mit üblen Folgen, wie sich leicht feststellen läßt. Ez.216.2 Teilen

Viele gesellschaftliche Veranstaltungen, Partys und andere Zusammenkünfte, auf denen sich junge Leute heutzutage treffen, sind der geistigen und charakterlichen Entwicklung eher abträglich als förderlich. Man schließt leichtfertig fragwürdige Bekanntschaften und gewöhnt sich an eine lockere, vergnügungssüchtige, zügellose Lebensweise. Das kann auf die Dauer nicht gutgehen. Hier sind Eltern und Lehrer gefordert, sinnvolle Freizeitbeschäftigungen anzubieten, die Freude und Erholung ohne negative Begleiterscheinungen schaffen. Ez.216.3 Teilen

Wie in vielen anderen Lebensbereichen, so hilft uns auch hier Gottes Wort weiter. In biblischer Zeit lebten die Menschen in der Regel einfach und naturverbunden. Eltern und Kinder arbeiteten schon sehr früh zusammen und hatten dadurch viele gemeinsame Erlebnisse in Natur und Arbeitswelt. Das schuf Raum für die Weitergabe der heiligen Wahrheiten, die Gott den Vorfahren anvertraut hatte. Diese Form der Erziehung prägte die Heranwachsenden nachhaltig und ließ sie zu starken Persönlichkeiten werden. Ez.216.4 Teilen

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Heute ist das alles anders. Der Mensch hat kaum noch Kontakt zur freien Natur, sondern lebt oft unter Bedingungen, die man als „entartet“ bezeichnen müßte. Selbstverständlich können wir das Rad der Geschichte nicht zurückdrehen, auch wenn wir uns vielleicht nach dem einfachen und überschaubaren Leben früherer Generationen sehnen mögen. Dennoch können wir der Bibel auch in Sachen Freizeitgestaltung manchen Hinweis entnehmen, der uns hilft, Erholung wieder zu dem zu machen, was sie sein soll: Ein Auffrischen der geistigen, seelischen und körperlichen Kräfte. Ez.217.1 Teilen

Die Erholungsmöglichkeiten für unsere Kinder hängen natürlich auch davon ab, wo sie zu Hause sind und zur Schule gehen. Daran sollte bei der Wohnungswahl und dem Bau von Schulen gedacht werden. Wer dem geistigen und körperlichen Wohl seiner Kinder mehr Gewicht beimißt als guten Verdienstmöglichkeiten oder gesellschaftlichem Eingebundensein, sollte ihnen soviel Natur bieten wie irgend möglich. Wenn auch noch die Schulen so angelegt wären, dass sie den Kindern einen natürlichen Kontakt zur Natur ermöglichen, hätte das einen unbezahlbaren erzieherischen Wert. Ez.217.2 Teilen

Die Erfahrung zeigt, dass die besten Erfolge erzielt werden, wenn Schüler und Lehrer einen Teil ihrer Freizeit gemeinsam gestalten. Das Beste, was ein Lehrer seinen Schülern außer Wissensvermittlung noch geben kann, ist Kameradschaft und Freundschaft. Freundschaftlicher Kontakt schafft Nähe, läßt aufeinander hören und einander verstehen. Das ist nicht nur bei Erwachsenen so, sondern auch bei Kindern. Solche Beziehungen lassen sich am leichtesten aufbauen, wenn Lehrer und Schüler auch außerhalb des Unterrichts Berührungspunkte haben. Manche Lehrer verbringen einen erheblichen Teil ihrer Freizeit mit ihren Schülern. Sie planen Unternehmungen gemeinsam und nehmen selbst an ihnen teil. Auf diese Weise haben die Kinder das Gefühl: Unser Lehrer gehört zu uns! Schön, wenn das auf unseren Schulen öfter so gehandhabt würde. Natürlich bringt ein Lehrer, der sich auch noch in der Freizeit mit seinen Schülern abgibt, ein großes Opfer. Aber das wird bei weitem aufgewogen durch die erzieherische Frucht, die daraus erwächst, und durch die Freude, die ins eigene Herz zurückkehrt. Junge Menschen sind von Natur aus begeisterungsfähig und meist schnell zu gemeinsamen Unternehmungen bereit. Wer diese Chance nutzt, gibt seinen Schülern Lebenshilfen mit, die weit über das Klassenzimmer und die Schulzeit hinaus wirksam sind. Ez.217.3 Teilen

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Jeder Lehrer ist gut beraten, wenn er seine Schüler zur Hilfsbereitschaft erzieht. Je jünger die Kinder sind, desto größer ist ihr Vertrauen zum Lehrer. Wenn er sie dazu ermutigt, der Mutter oder dem Vater zu helfen, kleine Pflichten zu übernehmen oder sich um Kranke und Hilfsbedürftige zu kümmern, verfehlt das nicht seine Wirkung. Irgendwie wirkt das dann auch auf ihn selbst zurück, denn die Eltern werden sich darüber freuen und ihn dafür in seiner Erziehungsarbeit unterstützen. Ez.218.1 Teilen

Manchmal kann es notwendig sein, den gewohnten Unterrichtsablauf zu unterbrechen, um den Schülern die Möglichkeit zum Bewegen und Entspannen zu geben. Solche Erholungsphasen sollte man nicht als Störung empfinden, denn sie zahlen sich hundertfach aus, weil die Schüler danach wieder aufnahmefähiger sind. Wenn es dem Lehrer gelingt, die überschäumende Energie seiner Schüler in sinnvolle Bahnen zu lenken, ist das wirksamer als alle Verbote und Strafen. Ez.218.2 Teilen

„Kümmert euch um eure eigenen Angelegenheitenund arbeitet für euren Lebensunterhalt.“1.Thessalonicher 4,11 (GN). Ez.218 Teilen

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Von der Schöpfungsordnung her war die Arbeit als Segen gedacht. Der Mensch sollte seine Fähigkeiten entfalten und dadurch Kraft und Freude gewinnen. Ez.219.1 Teilen

Natürlich blieb auch der Lebensbereich Arbeit nicht unberührt vom Einbruch der Sünde. Seitdem gehören zur Arbeit auch Sorgen, Belastungen, Enttäuschung, Mißerfolge und Erschöpfung. Doch dessen ungeachtet ist sie immer noch eine Quelle des Glücks und zugleich eine Möglichkeit für den Menschen, seine Gaben und Fähigkeiten auszuprobieren und weiterzuentwickeln. Arbeit verlangt Fleiß, Disziplin und Selbstverleugnung. Sie hindert den Menschen daran, sich gehen zu lassen und schützt vor Versuchung. Deshalb hat sie auch ihren Platz im Erlösungsplan Gottes. Ez.219.2 Teilen

Die Einstellung junger Menschen zur Arbeit hängt davon ab, ob sie Arbeit als notwendiges Übel und Last empfinden oder als Chance und Entfaltungsmöglichkeit verstehen. Wir Erwachsenen sollten ihnen helfen, die Würde und den Wert der Arbeit zu erkennen. Das könnte beispielsweise dadurch geschehen, dass sie begreifen: Gott ist ständig „bei der Arbeit“. Das komplizierte Zusammenwirken der Natur funktioniert nur solange, wie jedes „Rädchen im Getriebe“ die ihm zugewiesene Aufgabe erfüllt. Die ganze Schöpfung ist aktiv, und wenn wir unsere Aufgabe auf Erden erfüllen wollen, müssen auch wir tätig sein. Ez.219.3 Teilen

Wer im Sinne Gottes arbeiten will, muss mit ihm zusammenwirken. Gott hat dafür gesorgt, dass die Erde alles bietet, was zur Gestaltung und Erhaltung des Lebens nötig ist. Aber diese Gaben fallen uns nicht in den Schoß, sondern müssen erarbeitet und nutzbar gemacht werden. Gott sorgt dafür, dass die Bäume wachsen, aber wir bearbeiten das Holz und bauen das Haus. Er hat Gold und Silber, Erz und Kohle in die Tiefen der Erde gelegt, wir müssen diese Güter fördern, um sie nutzen zu können. Ez.219.4 Teilen

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Macht die jungen Leute darauf aufmerksam, dass Gott zwar der Schöpfer und Erhalter aller Dinge ist, dass er uns aber mit Fähigkeiten ausgestattet hat, die den seinen ähnlich sind. Bis zu einem gewissen Grad sind wir dazu bestimmt und auch fähig, die Kräfte der Natur zu beherrschen. Gott hat die Welt aus dem Nichts geschaffen. So etwas ist uns nicht möglich, aber wir können immerhin in begrenztem Maß aus Unordnung Ordnung machen. Und wenn wir eine Aufgabe gelöst oder eine Arbeit zur Zufriedenheit beendet haben, dann empfinden wir heute noch etwas von der Freude, die Gott bewegte, als er von seiner Schöpfung sagte: „Alles ist sehr gut!“ Ez.220.1 Teilen

Wenn junge Menschen sinnvoll tätig sein können, entwickeln sie sich am besten. Für kleine Kinder ist das Spiel weniger Zeitvertreib als vielmehr Lernvorgang. Sie lernen im wahrsten Sinne des Wortes spielend und wachsen dadurch nicht nur körperlich, sondern auch seelisch und geistig. Größere Kinder spielen zwar auch noch gern, aber sie möchten sich darüber hinaus schon nützlich machen und mithelfen. Wir sollten uns dieses Bedürfnis zunutze machen und sie mit Aufgaben betrauen, die ihren Fähigkeiten und ihrem Entwicklungsstand angemessen sind. Das beschert ihnen neue Erfahrungen, schärft den Geist und prägt den Charakter. Sie werden dann sehr schnell begreifen, dass das Leben von ihnen gewissenhafte Arbeit, Verantwortungsbewußtsein und Umsicht verlangt. Ez.220.2 Teilen

Trotz allem, was über die Würde der Arbeit gesagt und geschrieben worden ist, haftet körperlicher und handwerklicher Arbeit nach wie vor ein gewisser Makel an. Ez.220.3 Teilen

Viele junge Männer wollen Lehrer, Büroangestellter, Verkäufer, Arzt, Rechtsanwalt werden oder einen entsprechenden Beruf ergreifen, Hauptsache, sie müssen sich dabei nicht die Hände schmutzig machen. Manche jungen Mädchen würden fast jeden Beruf ergreifen, nur, um ja keine Hausarbeit tun zu müssen. Deshalb sei hier noch einmal ganz deutlich gesagt: Ehrliche Arbeit — welcher Art sie auch sein mag — erniedrigt niemanden. Es sind andere Dinge, die den Menschen erniedrigen: Faulheit und Selbstsucht. Auf dem Akker des Müßiggangs wächst die Vergnügungssucht. Am Ende bleibt ein leeres, unfruchtbares Leben zurück, ein brachliegendes Feld, auf dem jedes Unkraut wachsen kann. Deshalb heißt es im Hebräerbrief: „Wer für Gott ein guter Acker ist, der wird von ihm gesegnet. Er nimmt den Regen auf, der immer wieder über ihm niedergeht und nützliche Pflanzen wachsen läßt. Schließlich bringt er eine gute Ernte. Wer aber einem schlechten Acker gleicht, weil auf ihm nichts als Dornen und Disteln wachsen, dem droht Gottes Fluch. Wie ein Bauer seinen Unkrautacker abbrennt, so wird ein solcher Mensch Gottes vernichtenden Zorn erfahren.“ 1 Ez.220.4 Teilen

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Vieles von dem, was Schüler heutzutage mühsam lernen müssen, ist nur nutzloser Ballast. Es macht sie nicht tüchtiger für das Leben und auch nicht glücklicher. Wirklich wichtig ist, dass sie auf die praktischen Anforderungen des Alltags vorbereitet werden, um im Lebenskampf bestehen zu können. Zur Not kann eine junge Frau auch ohne Französisch, Algebra oder Klavierunterricht auskommen, wenn sie weiß, wie man Brot backt, näht, gesund kocht und einen Haushalt führt. Ez.221.1 Teilen

Selbstverständlich sollte die Verantwortung für Haushalt und Familie nicht nur auf die Frau abgewälzt werden. Der Mann hat ebenfalls seinen Teil beizutragen. Deshalb sollten Jungen und Mädchen gleichermaßen lernen, was in einem Haushalt zu tun ist: Betten machen, Ordnung halten, Geschirr spülen, waschen und vieles andere. All diese Arbeiten machen einen Jungen nicht unmännlich, sondern brauchbarer fürs Leben. Und wenn die Mädchen lernen würden, wie man ein Pferd anschirrt und einen Wagen lenkt, wie man mit Hammer und Säge umgeht oder mit einem Rechen, würde ihnen das später gewiß nicht schaden. 2 Ez.221.2 Teilen

Kinder und Jugendliche sollten anhand der Bibel lernen, wie sehr Gott gewissenhafte und beständige Arbeit schätzt. Macht sie auf die Bibelstelle aufmerksam, in der von den „Prophetenjüngern“ 1 die Rede ist. Das waren Schüler, die sich erst eine Unterkunft bauen mussten, bevor sie beim Propheten Elisa „studieren“ konnten. Ez.221.3 Teilen

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Unsere Kinder sollten auch etwas erfahren über Jesus, den gelernten Zimmermann, und über Paulus, den Zeltmacher, die beide ihr Handwerk ausübten und zugleich Gott dienten. Sie könnten auch nachlesen, wie Jesus die fünf Brote eines Jugendlichen benutzte, um damit mehr als fünftausend Zuhörer zu speisen; oder wie Tabea, die Näherin, aus dem Tod zurückgerufen wurde, um die Armen weiterhin mit Kleidung versorgen zu können; nicht zu vergessen das Loblied auf die kluge Frau in den Sprüchen: „Sie sorgt dafür, dass sie immer Flachs und Wolle hat; sie spinnt und webt mit fleißigen Händen ... Sie steht schon auf, wenn es noch dunkel ist, bereitet die Mahlzeiten vor und weist den Mägden die Arbeit zu. Sie schaut sich nach einem Stück Land um, kauft es mit dem Geld, das sie sich selber verdient hat, und bepflanzt es mit Reben. Sie packt die Aufgaben energisch an und scheut keine Mühe ... Den Armen und Notleidenden gibt sie reichlich und gern ... Alles was im Haus geschieht, behält sie im Auge; Müßiggang ist ihr unbekannt.“ Sprüche 31,16.17.20.27 (GN).2 Abschließend heißt es dann: „Anmut und Schönheit sind vergänglich und kein Grund, eine Frau zu rühmen; aber wenn sie im Gehorsam gegen Gott lebt, dann verdient sie Lob. Ihre Mühe darf nicht unbelohnt bleiben: für das was sie leistet, soll die ganze Stadt sie ehren.“ 3 Ez.222.1 Teilen

Die erste „Lehrstelle“ der Kinder sollte die Familie sein. Und soweit es möglich ist, sollten in jeder Schule Einrichtungen vorhanden sein, die es möglich machen, den Schülern einfache handwerkliche Kenntnisse beizubringen. Solch ein Werkunterricht könnte den Sportunterricht ergänzen und hätte zugleich den Vorteil, dass den Kindern eine gesunde Einstellung zur Arbeit vermittelt werden könnte. Jedenfalls sollte auf die handwerkliche Ausbildung wesentlich mehr Wert gelegt werden, als das gemeinhin der Fall ist. Ez.222.2 Teilen

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Wir sollten Schulen einrichten, die neben der besten geistigen und ethischen Ausbildung auch die besten Möglichkeiten anbieten für die körperliche Entwicklung und handwerkliche Schulung. Es sollten landwirtschaftliche und handwerkliche Kenntnisse vermittelt werden; ebenso sollten Hauswirtschaft, gesundes Kochen, Nähen und Krankenpflege gelehrt werden. Um das verwirklichen zu können, müßten Gärten, Werkstätten und Behandlungsräume zur Verfügung stehen, und jeder Bereich müßte von einem ausgebildeten Fachlehrer betreut werden. Ez.223.1 Teilen

Jede Aufgabe sollte zielgerichtet sein und gründlich erledigt werden. Es ist gut, wenn sich junge Leute allgemeine Kenntnisse in verschiedenen Gewerken aneignen, aber zumindest in einem Beruf sollten sie sich gründlich ausbilden lassen. Wenn ein Jugendlicher seine Ausbildungszeit beendet hat, sollte er sich in einem Handwerk oder Beruf so gut auskennen, dass er damit seinen Lebensunterhalt verdienen kann. Ez.223.2 Teilen

Meist wird gegen solch eine kombinierte Ausbildung in den Schulen geltend gemacht, dass der finanzielle Aufwand zu hoch sei. Mag sein, dass die Kosten höher sind, aber sie sind durch die Ergebnisse mehr als gerechtfertigt. Wie könnten wir unserem Erziehungsauftrag besser entsprechen als dadurch, dass wir unseren Kindern eine gediegene und umfassende Ausbildung zuteil werden lassen? Jede Mark, die wir dafür ausgeben, ist gut angelegt. Ez.223.3 Teilen

Selbst wenn man nur den finanziellen Aspekt im Auge hätte, würde sich eine allgemeinbildend-handwerkliche Schulausbildung aufs Ganze gesehen wahrscheinlich lohnen. Die Anzahl der jungen Leute, die heutzutage auf der Straße herumlungern und die Kneipen bevölkern, würde sich drastisch verringern. Die Mehrausgaben im Ausbildungsbereich würden weit weniger zu Buche schlagen als die Aufwendungen, die später für Krankenkosten, Erziehungsheime und die Folgen krimineller Aktivitäten anfallen. Ganz abgesehen davon, welch ein Aktivposten verantwortungsbewußt erzogene, gut ausgebildete und an gewissenhafte Arbeit gewöhnte junge Menschen für Staat und Gesellschaft sind. Ez.223.4 Teilen

Der beste Ausgleich für die geistige Beanspruchung durch Schule und Studium ist körperliche Tätigkeit an der frischen Luft — wenn möglich naturnah in Garten oder Feld. Eltern und Erzieher sollten darauf hinweisen, dass Gott den ersten Menschen den Auftrag gab, ihren Lebensraum — den Garten in Eden — zu pflegen und das Land zu bebauen und zu bewahren. Ez.223.5 Teilen

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Manche der bedeutenden Persönlichkeiten aus vergangener Zeit waren ursprünglich Bauern oder Hirten. Ez.224.1 Teilen

Welche Bedeutung der Landwirtschaft früher beigemessen wurde, geht aus einem Spruch König Salomos hervor: „Doch ein Gewinn für das Land ist bei alldem (dies): Ein König, (der) für das bebaute Feld (sorgt).“ 1 Und über den Bauern sagt Jesaja: „Sein Wissen hat er von Gott, der ihn unterwiesen hat, wie er vorgehen soll.“ 2 Und im Blick auf den Gartenbau heißt es im Buch der Sprüche: „Wer seinen Feigenbaum pflegt, bekommt dafür Feigen zu essen ...“ 3 Ez.224.2 Teilen

Wer in der Landwirtschaft tätig ist, muss sich mit vielen Versuchungen gar nicht erst herumschlagen, denen die Arbeitnehmer in den großen Städten ausgesetzt sind. Überdies genießt er viele Vorteile, auf die er in der Stadt verzichten müßte. In einer Zeit, wo die großen Konzerne die Arbeitsbedingungen diktieren und harter Konkurrenzkampf das Arbeitsklima prägt, gibt es wohl kaum eine Berufsgruppe, die sich freier entfalten kann als die Landwirte. Sie sehen mehr von der Frucht ihrer Arbeit als die meisten anderen Berufstätigen. Ez.224.3 Teilen

Landwirtschaftliche Ausbildung darf sich nicht in Theorie erschöpfen, sondern sollte auch die Möglichkeit bieten, das Gelernte in der Praxis zu erproben. Selbstverständlich müssen die Schüler wissen, was die Agrarwissenschaft über Bodenbeschaffenheit und Anbaumethoden, verschiedene Getreidesorten und Produktionsverfahren lehrt, aber das kann nicht alles sein. Ez.224.4 Teilen

Ideal wäre es, wenn die Lehrer gemeinsam mit ihren Schülern den Lehrstoff praktisch umsetzen würden. Das würde nicht nur das Interesse der jungen Leute wecken, sondern auch die Bereitschaft, später einen landwirtschaftlich orientierten Beruf zu ergreifen. Dadurch würde der beängstigend ansteigenden Landflucht entgegengewirkt. 1 Ez.224.5 Teilen

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Auf diese Weise könnten unsere Schulen dazu beitragen, die Lage vieler Arbeitsloser zu verbessern. Tausende von hungernden, verzweifelten Menschen, die derzeit lediglich dazu beitragen, die Kriminalstatistik in die Höhe zu treiben, könnten in der Landwirtschaft ihr Brot verdienen und wieder ein geregeltes, eigenverantwortliches Leben führen. Ez.225.1 Teilen

Auch für den, der später einen akademischen Beruf ausüben will, ist es von Vorteil, eine handwerkliche Tätigkeit zu erlernen. Ein scharfer Verstand, schnelle Auffassungsgabe und umfangreiches Fachwissen mögen ihm große berufliche Chancen eröffnen, aber das allein ist noch nicht die Gewähr dafür, dass er für seine Tätigkeit auch tatsächlich geeignet ist. Eine Ausbildung, die sich hauptsächlich auf das theoretische Erfassen von Lehrstoff stützt, kann zu einseitigem Denken führen. Praktische Arbeit verlangt Genauigkeit, schärft die Beobachtungsgabe und schafft letztlich das, was wir einen gesunden Menschenverstand nennen. Sie entwickelt die Fähigkeit, eigenständig zu planen und das Geplante auszuführen. Der Mensch wird zielstrebiger, geschickter und selbstbewußter. Ez.225.2 Teilen

Wenn beispielsweise ein Arzt während seines Studiums praktische Erfahrungen im Umgang mit Kranken gesammelt hat, wird ihm das später zugute kommen. Er wird manche Zusammenhänge schneller erkennen, und das praktische Wissen wird es ihm ermöglichen, im Notfall unverzüglich die richtige Entscheidung zu treffen. Manches, was man im Berufsleben braucht, läßt sich eben nicht aus Büchern lernen, sondern bedarf der praktischen Erfahrung vor Ort. Ez.225.3 Teilen

Auch ein Prediger, Missionar oder Lehrer wird bald merken, dass sein Einfluß in dem Maße wächst, wie die Leute spüren, dass er mit beiden Beinen im Leben steht und über praktische Fähigkeiten verfügt, die im Alltag gebraucht werden. Manchmal hängen Erfolg oder Mißerfolg lediglich davon ab, ob jemand ein Essen zubereiten kann, ob er im Notfall weiß, was zu tun ist, ob er mit Kranken umgehen oder ein Haus bauen kann. Alles Tätigkeiten, die landläufig nicht zu einer theologischen oder pädagogischen Ausbildung gehören. Ez.225.4 Teilen

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Manchen Studenten würde es guttun, wenn sie ihr Studium selbst finanzieren müßten. Anstatt Schuldenberge anzuhäufen oder sich darauf zu verlassen, dass die Eltern sich krumm legen, um ihnen eine akademische Ausbildung zu ermöglichen, sollten sie selbst dafür arbeiten. Sie würden dann nämlich den Wert des Geldes und der Arbeit mehr schätzen, würden ihre Zeit besser einteilen und weniger Kraft in überflüssige und sinnlose Aktivitäten stecken. Was sie dabei in Sachen Sparsamkeit, Fleiß, Zielstrebigkeit lernen — ganz abgesehen von der Unabhängigkeit, die sie sich dadurch schaffen —, würde sich im späteren Leben als äußerst hilfreich erweisen. Ez.226.1 Teilen

Junge Leute müssen begreifen, dass der Sinn der Schulbildung nicht darin besteht, sie zu lehren, wie man unbequemen Aufgaben oder den Belastungen des Lebens am besten aus dem Weg geht, sondern dass sie befähigt werden sollen, ihren Platz in Beruf und Gesellschaft nutzbringend auszufüllen. Sie sollten auch wissen, dass der wahre Sinn des Lebens nicht darin besteht, möglichst viel Geld zu verdienen, sondern für Gott und die Mitmenschen da zu sein. Ez.226.2 Teilen

Heutzutage steht körperliche Arbeit nicht hoch im Kurs. Das liegt nicht an der Arbeit selbst, sondern an der Einstellung zu ihr. Wem es lästig ist, Hand anzulegen, der wird solche Arbeit nur widerwillig und nachlässig verrichten. Und weil er seine Tätigkeit selbst nicht schätzt, wird sie auch von anderen nicht geachtet. Der Werkunterricht in den Schulen ist eine gute Möglichkeit, solch negativer Arbeitseinstellung von vornherein vorzubeugen. Er sollte zu genauer und gründlicher Arbeit anleiten. Die Schüler müssen lernen, systematisch, zielstrebig und zuverlässig zu arbeiten. Das wird um so besser gelingen, je mehr man mit ihnen gemeinsam in der Praxis nach den besten Arbeitsmethoden sucht, anstatt sie nur darüber zu belehren, wie man was am besten macht. Ez.226.3 Teilen

Wenn junge Menschen so ausgebildet sind, werden sie ihre Aufgaben nutzbringend und ehrenvoll wahrnehmen, ganz gleich, welchen Beruf sie auch ausüben, sofern es sich nur um eine ehrliche Arbeit handelt. Ez.226.4 Teilen

„Gib acht, dass alles genau nach dem Muster angefertigt wird, das ich dich hier auf dem Berge sehen ließ.“2.Mose 25,40 (GN). Ez.226 Teilen

„Nur ein Dummkopf lehnt Lebensweisheit und Selbstbeherrschung ab.“Sprüche 1,7. Ez.226 Teilen

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Biblisch orientierte Erziehung ist keineswegs wissenschafts- oder bildungsfeindlich, wie mitunter behauptet wird. Aber sie hält Charakterbildung für wichtiger als Geistesbildung. Ez.229.1 Teilen

Selbstverständlich braucht die Welt begabte, geistig hochstehende Menschen, aber was sie noch viel dringender braucht, sind Menschen mit Charakter. Klug sein ist gut, weise sein ist besser. Deshalb mahnt die Bibel: „Nur eins im Leben ist wirklich wichtig: Werde weise! Werde verständig! Kein Preis darf dir zu hoch dafür sein.“ 1 Ez.229.2 Teilen

Wahre Erziehung ist bemüht, nicht nur Wissen, sondern auch Weisheit zu vermitteln. Sie ist nicht einseitig ausgerichtet, sondern lehrt, alle Fähigkeiten und Kräfte sinnvoll einzusetzen, um allen Verpflichtungen gerecht zu werden — den eigenen ebenso wie denen Gott und den Mitmenschen gegenüber. Ez.229.3 Teilen

Für Eltern und Erzieher ist nichts wichtiger als bei der Charakterbildung junger Menschen mitzuwirken. Heute ist das womöglich noch dringlicher als in früheren Zeiten. Nie mussten sich die jungen Leute mit so schicksalsträchtigen Entwicklungen auseinandersetzen, wie das in unseren Tagen der Fall ist. Und nie waren sie größeren Versuchungen ausgesetzt als heute. Ez.229.4 Teilen

Wie reagiert moderne Erziehung im allgemeinen auf diese Situation? Welche Ziele verfolgt sie? Das Zauberwort heißt: Selbstverwirklichung. Das klingt gut, aber in Wirklichkeit geht es um nichts anderes als Eigenliebe und Selbstsucht. Dazu bedarf es eigentlich keiner Erziehung, denn das steckt von Anfang an im Menschen drin. Wahre Erziehung stößt genau in die entgegengesetzte Richtung vor. Sie will dem Menschen helfen, mit Selbstsucht, Machtstreben, Rücksichtslosigkeit und manchen anderen Verhaltensweisen, die wie ein Fluch auf unserer Welt lasten, fertig zu werden. Auf Gottes Erde soll Platz für alle sein — wie groß oder gering ihre Gaben und Fähigkeiten auch sein mögen. Ez.229.5 Teilen

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Gott möchte, dass sich jeder seiner Art und seinen Möglichkeiten entsprechend entwickeln kann. Aber das soll nicht auf Kosten der Schwächeren geschehen. Gott will in dieser Beziehung keinen Konkurrenzkampf, nicht Gegeneinander, sondern Miteinander — besser noch: Füreinander. Und dafür gibt es bestimmte Regeln, aber die scheinen den Menschen zu keiner Zeit gefallen zu haben. Paulus beispielsweise klagte im Blick auf einige seiner christlichen Gegner: „Sie sind so unverständig, dass sie sich ihre eigenen Maßstäbe aufrichten und sich an sich selbst messen.“ 1 Ez.230.1 Teilen

Was wir tun, soll „durch Jesus Christus zur Ehre Gottes geschehen.“ 2 Und Paulus mahnt: „Tut alles von Herzen, als Leute, die dem Herrn und nicht Menschen dienen. Denkt daran: Der Herr wird euch dafür als Lohn geben, was er seinem Volk versprochen hat! Dient mit eurem Tun Christus, dem Herrn!“ 3 Ez.230.2 Teilen

Wie wertvoll ist ein Dienst, der von solchen Gesichtspunkten getragen ist, und Bildung, die auf einer solchen Grundlage erworben wird! Leider ist die Erziehung, die heutzutage vermittelt wird, ziemlich weit von diesen Grundsätzen entfernt! Ez.230.3 Teilen

Von klein auf wird der Ehrgeiz der Kinder angestachelt. Der Leistungsdruck ist groß und führt zwangsläufig zu selbstsüchtigem Konkurrenzdenken oder zu rücksichtsloser Selbstverwirklichung, die immer zu Lasten von Schwächeren geht. Selbstsucht war aber schon immer die Wurzel allen Übels. Ez.230.4 Teilen

In manchem Klassenzimmer tobt ein gnadenloser Konkurrenzkampf. Wer nicht mithalten kann, bleibt auf der Strecke. Und um mithalten zu können, muss mit unlauteren Mitteln gearbeitet und ohne Rücksicht auf die Gesundheit „gepaukt“ werden. Viele halten das nicht lange durch und rutschen nur noch weiter ab. Das macht unzufrieden, verbittert, ruhelos oder aggressiv. So zieht man sich selbst die Menschen heran, die später für die Gesellschaft zur Belastung oder gar zur Gefahr werden. Ez.230.5 Teilen

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Leider sind nicht nur die Methoden dieser Art von Erziehung fragwürdig, sondern auch die Lehrinhalte. Mit welchem Unterrichtsmaterial müssen sich die Kinder gerade in jener Zeit befassen, in der sie besonders beeinflußbar sind? Welche Bücher gibt man ihnen im Fach Literatur oder im Fremdsprachenunterricht zu lesen? Sie müssen sich mit antiken Schriftstellern und deren heidnischer Philosophie befassen. Oder sie haben es mit Literatur zu tun, deren Verfasser keinen Hehl daraus machen, dass sie von moralischen Grundsätzen nicht viel halten. Mag sein, dass solche Werke von hoher sprachlicher Qualität sind und zur Weltliteratur gehören, aber was nützt das schon, wenn der Inhalt über weite Strecken abstoßend und zersetzend ist! Ez.231.1 Teilen

Darüber hinaus gibt es eine Fülle von Büchern, die den Leser lediglich in eine fragwürdige Scheinwelt führen, die nichts mit dem wirklichen Leben zu tun hat. Weil sie nicht wirklich lesenswert sind, vergeudet man damit nur seine Zeit, die man anderweitig sinnvoller einsetzen könnte. Ez.231.2 Teilen

Auch in den naturwissenschaftlichen Fächern -jedenfalls so, wie sie heute angelegt sind — lauern große Gefahren. Die Evolutionslehre und verwandte Theorien gehören zum festen Bestandteil des Unterrichts — vom Kindergarten angefangen bis hin zu den Hochschulen. Dadurch wird das naturwissenschaftliche Studium, das eigentlich zur Gotteserkenntnis hinführen sollte, so mit menschlichen Spekulationen und Theorien durchsetzt, dass es letztlich zum Unglauben verführt. Ez.231.3 Teilen

Sogar das Studium der Bibel, wie es an vielen Ausbildungsstätten betrieben wird, verbirgt die Schätze, die Gott in seinem Wort anbietet, eher, als dass es sie sichtbar macht. Die „wissenschaftliche“ Bibelkritik ergeht sich in Vermutungen, zerstückelt das Bibelwort und setzt es wieder zusammen, selektiert, rekonstruiert und deutet um — bis bei den Studenten auch der letzte Funke Glauben an die göttliche Herkunft der Heiligen Schrift erstickt ist. Kein Wunder, dass viele es nicht mehr für möglich halten, dass Gottes Wort heute noch ein Wegweiser zum Heil ist und das Leben des Menschen von Grund auf verändern kann. Ez.231.4 Teilen

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Es ist wirklich beängstigend, womit sich unsere Kinder in dieser Welt auseinandersetzen müssen. Sie begegnen vorwiegend Geldgier, Vergnügungssucht, Verschwendung und Luxus, Eigennutz, Betrug, Raub und moralischer Verwahrlosung. Ez.232.1 Teilen

Und auf religiösem Gebiet ist es mitunter nicht viel besser. Wieviel spiritistisches und pseudoreligiöses Gedankengut wird zurzeit kolportiert! Da heißt es, die Menschen seien eigentlich Halbgötter, die tun und lassen könnten, was sie wollten, ohne zu sündigen; oder es heißt, „dass ein jeder Geist sich selbst richten wird“, und dass „wahre Erkenntnis den Menschen über alle Gesetze stellt“. Andere wiederum behaupten, „alle Sünden seien harmlos“, denn „was es auch geben mag, es ist gut ... Gott verdammt niemanden“. Manche sind sogar der Überzeugung, dass selbst die verworfensten Typen ihren Platz im Himmel sicher haben. Diese Leute erklären allen Ernstes: „Es spielt keine Rolle, was du tust; lebe, wie es dir gefällt, vom Reich Gottes wirst du deshalb nicht ausgeschlossen.“ Ez.232.2 Teilen

Und man sollte nicht meinen, dass solche Ideen keinen Widerhall in Menschenherzen finden. Unzählige sind zu dem Irrglauben verleitet worden, die Begierden dürften ihr Handeln bestimmen, Zügellosigkeit bedeute Freiheit, letztlich seien sie niemandem verantwortlich außer sich selbst. Ez.232.3 Teilen

Wenn junge Leute, die noch „unausgegoren“ sind, entsprechend impulsiv reagieren und Selbstbeherrschung erst noch lernen müssen, mit solchen Ideen bombardiert werden, haben sie es besonders schwer, den richtigen Weg zu gehen. Da kann einem schon Angst werden, und man fragt sich: Was wird die Welt davor bewahren, ein zweites Sodom zu werden? Ez.232.4 Teilen

Hinzu kommt, dass die Anarchie immer mehr um sich greift. Gesetze — nicht nur die göttlichen, sondern mehr und mehr auch staatliche und bürgerliche — werden als unerträgliche Einengung empfunden und einfach hinweggefegt. Reichtum und Macht befinden sich in den Händen weniger, die sich auf Kosten der Mehrheit schamlos bereichern. Die Armen und Ausgebeuteten tun sich zusammen, um ihre Rechte und Ansprüche zu verteidigen. Das führt zu Unruhen, Aufruhr und Blutvergießen. Das alles scheint die Welt in eine Situation zu treiben, die der ähnlich ist, die zurzeit der Französischen Revolution ganz Europa erschütterte. Ez.232.5 Teilen

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Mit solchen Einflüssen müssen sich heutzutage gerade junge Menschen auseinandersetzen. Um dem die Stirn bieten zu können, brauchen sie einen gefestigten Charakter. Das Fundament dafür muss jetzt gelegt werden! Ez.233.1 Teilen

Der Grundstock für die Charakterbildung war, ist und bleibt immer dasselbe: „Du sollst Gott, deinen Herrn, lieben mit deinem ganzen Herzen, von ganzer Seele, mit aller Kraft und deinem ganzen Verstand. Und auch deinen Mitmenschen sollst du so lieben wie dich selbst.“ 1 Jesus selbst hat diese Forderung zur Grundlage seines Lebens gemacht, und auch für uns gibt es keine andere verläßliche Leitlinie. Ez.233.2 Teilen

Für den, der sich daran hält, gilt, was der Prophet seinen Landsleuten zusagte: „... ihr werdet in Sicherheit leben, und es wird euch in jeder Hinsicht gut gehen. Weisheit und Erkenntnis besitzt ihr dann in reichem Maß, euer größter Schatz aber wird die Ehrfurcht vor dem Herrn sein.“ 2 Das ist die Weisheit und Erkenntnis, die allein Gottes Wort vermitteln kann. Sie macht es dem Menschen möglich, redlich in dieser Welt zu leben, sie sorgt für den Bestand der Familien, und sie entscheidet darüber, was aus einer Gesellschaft und einem Volk wird. Ez.233.3 Teilen

Inmitten aller Schwierigkeiten des Lebens, aller Gefahren und Konflikte kann es für jung und alt nur heißen: Gott gehorchen! Ez.233.4 Teilen

„Meister ... wir wissen,dass Gott dich als Lehrer zu uns gesandt hat.“Johannes 3,2. Ez.233 Teilen

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Lange Zeit galt das Auswendiglernen als die beste Bildungsmethode. Gedächtnisleistung war gefragt, während andere geistige Fähigkeiten mehr oder weniger brach lagen. Die Schüler verbrachten viel Zeit damit, ihr Gedächtnis mit Lehrstoff vollzustopfen, der häufig nur von geringem praktischen Nutzen war. Ez.234.1 Teilen

Wenn der Verstand ständig mit Dingen belastet wird, die er weder zu verstehen noch zu verarbeiten in der Lage ist, kann er sich nicht richtig entwickeln. Auf die Dauer wird der Mensch unfähig, Zusammenhänge zu erkennen und selbständig zu denken. Er verläßt sich mehr und mehr auf das Urteil anderer, weil es ihm schwerfällt, selbst sachgerechte Entscheidungen zu treffen. Ez.234.2 Teilen

Inzwischen gilt die Methode des „sturen Paukens“ weithin als überholt. Allerdings verfallen manche Reformpädagogen mit ihren gegenläufigen Bildungsmethoden ins entgegengesetzte Extrem. Sie meinen, man müsse den Schülern beim Entwickeln ihrer Fähigkeiten und in dem, was sie lernen wollen, größtmögliche Entscheidungsfreiheit lassen. Diese Art Pädagogik räumt den Schülern im Blick auf den Lernprozeß mehr Eigenverantwortung ein als ihnen zugemutet werden darf — und überfordert sie damit ebenfalls. Beide erwähnten pädagogischen Konzepte sind höchst fragwürdig, vor allem, wenn sie radikal verwirklicht werden. Ez.234.3 Teilen

Die Gefahren seelenlosen Paukens dürfen nicht unterschätzt werden. Es erschwert oder verhindert sachgerechtes, eigenes Denken. Wenn der Schüler es nicht lernt, für sich selbst zu denken und zu urteilen, kann er nicht zwischen Wahrheit und Irrtum unterscheiden und wird leicht zum Opfer von Täuschungen. Er kann sich nur an dem orientieren, was allgemeine Sitte ist, oder was die anderen sagen und tun. Das sind jedoch fragwürdige Quellen, denn der Irrtum kommt nicht im Gewand des Irrtums daher, sondern versteckt sich in den Falten von Halbwahrheiten. Unsere Ureltern im Paradies mussten das bitter am eigenen Leib verspüren. Dass sie dem Gemisch von Wahrheit und Lüge glaubten, das Satan ihnen auftischte, wurde ihnen zum Verhängnis. Heute ist es im Grunde nicht anders. Wer sich auf das Urteil anderer Menschen verläßt, steht immer in der Gefahr, in die Irre geführt zu werden. Ez.234.4 Teilen

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Die Fähigkeit, zwischen Recht und Unrecht zu unterscheiden, können wir nur durch eine persönliche Beziehung zu Gott erlangen. Das wiederum ist nur möglich, wenn wir uns mit Gottes Wort befassen und persönliche Lehren daraus ziehen. Gott hat uns den Verstand geschenkt, damit wir uns seiner bedienen. Durch sein Wort will er direkt mit uns in Verbindung treten. Deshalb heißt es: „So spricht der Herr: ‚Kommt, wir wollen miteinander verhandeln, wer von uns im Recht ist, ihr oder ich.’“ 1 Ihm liegt viel daran, dass wir mit seiner Hilfe zwischen Recht und Unrecht zu unterscheiden lernen. Deshalb rät Jakobus: „Falls jemand von euch nicht weiß, was der Wille Gottes ist in einer bestimmten Sache, soll er um Weisheit bitten.“ 2 Ez.235.1 Teilen

Wie in der Erziehung überhaupt, so spielt auch im Unterricht die persönliche Beziehung eine wesentliche Rolle. In dieser Hinsicht können wir eine Menge von Christus lernen. Wann immer es möglich war, stellte er sich in seiner Lehrtätigkeit auf den einzelnen Menschen ein. Seine zwölf Jünger bereitete er auf ihren Dienst vor, indem er gemeinsam mit ihnen lebte und dabei auf jeden von ihnen persönlich einging. Einige seiner aufschlußreichsten Lehren verdanken wir Einzelgesprächen, wie dem, das er mit dem Rabbiner Nikodemus zu später Stunde auf dem Ölberg führte. Nicht zu vergessen seine Begegnung mit der Samaritanerin am Jakobsbrunnen oder sein Gespräch mit dem Zolleinnehmer Zachäus. Wer Hilfe brauchte und sich Jesus innerlich öffnete, dem wandte sich der Herr auch ganz persönlich zu. Und selbst wenn er zu einer großen Menge sprach, waren die Zuhörer für ihn nicht nur eine gesichtslose Masse. Er versuchte das Herz jedes einzelnen zu erreichen. Während er sprach, beobachtete er die Menschen und nahm zur Kenntnis, wenn ein verstehendes Lächeln über ihre Gesichter huschte oder ihre Augen aufleuchteten, als Zeichen dafür, dass sie seine Botschaft verstanden hatten. Ez.235.2 Teilen

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Christus wußte, welche Möglichkeiten in jedem Menschen schlummern. Deshalb ließ er sich nicht durch Äußerlichkeiten abschrecken, wenn es darum ging, mit jemandem Kontakt aufzunehmen. Matthäus berief er in den engsten Jüngerkreis, obwohl er zu den verachteten und gehaßten Zolleinnehmern gehörte. Und Petrus holte er mitsamt seinen Brüdern direkt vom Fischerboot weg, damit sie von ihm lernten. Ez.236.1 Teilen

Die gleiche persönliche Anteilnahme und Aufmerksamkeit tut not bei der Erziehung unserer Kinder. Ihre Fähigkeiten liegen oft noch verborgen, und nicht immer erkennen wir sie sofort. In manchem Jungen oder Mädchen, die äußerlich so wenig anziehend wirken wie ein grob behauener Stein, verbirgt sich ein wertvoller Kern, der den Belastungen des Lebens standzuhalten vermag. Ein guter Erzieher erkennt den wahren Wert des Materials, mit dem er es zu tun hat, und denkt immer daran, was aus seinen Schülern werden kann. Er nimmt persönlich Anteil an der Entwicklung jedes einzelnen Schülers und wird ihn fördern so gut er kann. Jedes noch so unvollkommene Bemühen, das Richtige zu tun, wird er unterstützen. Ez.236.2 Teilen

Jeder Schüler muss lernen, wie wichtig und nützlich es ist, das Gelernte praktisch anzuwenden. Das ist für den Erfolg meist entscheidender als Wissen und Begabung. Nicht selten kann man erleben, dass überdurchschnittlich Begabte nichts Richtiges zuwege bringen, weil sie ihre Gaben nicht ordentlich anzuwenden wissen, während weniger Talentierte durch Anstrengung und Ausdauer Großes bewirken. Selbst die geniale Leistung, die wir so sehr bewundern, ist in der Regel mit unermüdlichem Fleiß und konzentrierter Arbeit verbunden. Ez.236.3 Teilen

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Lehren wir deshalb unsere Kinder, all ihre Gaben, auch die geringsten, zu gebrauchen. Viele interessieren sich nur für die Fächer, die ihnen besonders liegen. Das ist ein entscheidender Fehler, und darüber sollten wir auch mit ihnen reden. In vielen Fällen ist es natürlich so, dass offensichtliche Gaben und Fähigkeiten schon die Weichen für die spätere Berufswahl stellen. Deshalb sollten solche Veranlagungen auch besonders gefördert werden, sofern sie akzeptabel sind. Bei alledem sollte bedacht werden, dass gute Leistungen und ein ausgeglichener Charakter auch davon abhängen, ob ein Kind sich ungestört und vielseitig entwickeln kann. Ez.237.1 Teilen

Wie wichtig der Faktor Begeisterung in der Erziehungsarbeit ist, mag eine Anekdote aus England veranschaulichen. Der Erzbischof von Canterbury soll einst einen berühmten Schauspieler gefragt haben, warum er das Publikum so stark mitreißen könne, obwohl er doch nur Ausgedachtes widergebe, während Pastoren, die das Evangelium predigen, oft nur wenig Eindruck auf die Zuhörer machten. Der Künstler antwortete: „Mit Verlaub, Hochwürden, das ist leicht zu erklären. Es liegt an der Fähigkeit, andere zu begeistern. Wir tragen auf der Bühne erfundene Geschichten so vor, als wären sie wahr, ihr dagegen redet auf der Kanzel von wahren Dingen so, als wären sie erfunden.“ Ez.237.2 Teilen

Lehrer haben es im Unterricht mit wirklichen Dingen zu tun. Sie sollten sie so weitergeben, dass die Schüler merken, wie sehr ihr Lehrer selbst von dem überzeugt ist, was er lehrt. Natürlich genügt Begeisterung allein nicht, denn die Qualität des Unterrichts hängt entscheidend davon ab, ob der Unterrichtende gut vorbereitet ist und ein klar umrissenes Lehrziel hat. Seine Arbeit ist erst getan, wenn die Schüler den jeweiligen Stoff erfaßt haben und in den wesentlichen Punkten wiedergeben können. Ez.237.3 Teilen

Die Art, wie sich die Schüler den Lehrstoff aneignen, kann unterschiedlich sein. Jeder sollte ermutigt werden, das in einer seinen Fähigkeiten angemessenen Weise zu tun. Allerdings darf der Lehrer dabei das Gesamtziel der Erziehung nicht aus den Augen verlieren. Er sollte auch darauf achten, dass sein Unterricht systematisch aufgebaut ist, das heißt: für weiterführende Erkenntnisse muss immer erst das entsprechende Fundament an Grundkenntnissen geschaffen werden. In Fachschulen und an Universitäten müssen sich die Studenten mit höherer Mathematik befassen, obwohl viele von ihnen zu einer einfachen Buchführung unfähig sind. Manche studieren Rhetorik, sind aber nicht einmal in der Lage, verständlich und ausdrucksvoll zu lesen oder einen ordentlichen Brief zu schreiben. Ez.237.4 Teilen

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Ob man für ein Studium geeignet ist und Aussicht auf Erfolg hat, hängt nicht unwesentlich von einer gediegenen Grundausbildung und dem erworbenen Allgemeinwissen ab. In jedem Bildungszweig gibt es Ziele, die man noch nicht dadurch erreicht, dass man sich lediglich theoretisches Wissen aneignet. Es ist ein fragwürdiges Unterfangen, wenn man sich an Fremdsprachen heranwagt — seien es nun tote oder solche, die heute noch gesprochen werden —, aber seine eigene Muttersprache in Wort und Schrift nicht richtig beherrscht. Ganz abgesehen davon, dass Sprache weit mehr ist als das, was sich in grammatische und orthographische Regeln fassen läßt. Wie jemand spricht und wie er mit der Sprache umgeht, läßt Rückschlüsse auf seine Einstellung und sein Wesen zu. Paulus rät: „Schließlich, meine lieben Brüder, orientiert euch an dem, was wahrhaftig, gut und gerecht, was anständig, liebenswert und schön ist. Wo immer ihr etwas Gutes entdeckt, das Lob verdient, darüber denkt nach.“ 1 Unsere Sprache verrät früher oder später, wie ernst wir diesen Rat des Apostels nehmen. Ez.238.1 Teilen

Die beste Sprachschule ist die Familie. Leider wird dem häufig nicht Rechnung getragen, so dass die Kinder zu Hause nicht das lernen, was sie lernen könnten und sollten. In vielen Fällen muss deshalb die Schule in Sachen Sprachgewohnheiten das nachholen, was im Elternhaus versäumt wurde. Lehrer sollten zum Beispiel darauf achten, dass verbale Untugenden, die in der Familie, im gesellschaftlichen Umfeld oder in der Öffentlichkeit so viel Schaden anrichten, abgebaut werden. Hier ist vor allem an Klatsch, Verleumdung und niedermachende Kritik gedacht. Wenn sie es nicht daheim gelernt haben, dann sollten junge Leute es wenigstens in der Schule erfahren, dass solche Verhaltensweisen einen bedenklichen Mangel an Anstand, Bildung und Herzensgüte offenbaren. Solche Verhaltensweisen gefährden nicht nur das Miteinander hier auf Erden, sondern belasten auch die Beziehung zum Himmel. Ez.238.2 Teilen

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Uns schaudert, wenn wir sehen, wie Menschen übereinander herfallen und sich gegenseitig umbringen. Dabei vergessen wir leider allzu oft, dass man andere auch durch üble Nachrede, Unterstellungen, Verleumdung und Rufmord tödlich verletzen kann. Deshalb sollten junge Menschen so früh wie möglich lernen, dass „Worte Macht haben: sie können über Leben und Tod entscheiden. Darum ist jeder für die Folgen seiner Worte verantwortlich.“ 1 Ez.239.1 Teilen

In der Bibel werden Menschen, die gehässig über andere reden oder Rufmord betreiben, in einem Atemzug mit denen genannt, die Gott verachten, ständig auf Böses sinnen und gewalttätig, überheblich und prahlerisch sind. Nach Gottes Urteil haben sie dafür nichts anderes als den Tod verdient. 2 Von Gotteskindern wird dagegen erwartet, dass sie „die Wahrheit denken und sagen“ und nichts tun, „was den Freunden schadet“ oder „den Nachbarn in Verruf“ bringt. 3 Ez.239.2 Teilen

Gottes Wort verurteilt auch gedankenloses Gerede, leichtfertige Sprüche, unehrliche Komplimente, faule Ausreden, Übertreibungen und alle Versuche, andere um des eigenen Vorteils willen hinters Licht zu führen. „Wer einen anderen betrügt und dann sagt: ‚Ich habe doch nur Spaß gemacht!‘, der ist wie ein Verrückter, der mit tödlichen Waffen um sich schießt!“ 4 Gerade im Blick auf unsere Sprache sollten wir Jesu Mahnung beherzigen: „Sage einfach ‚Ja‘ oder ‚Nein‘. Alle anderen Beteuerungen zeigen nur, dass du dich vom Bösen bestimmen läßt.“ 5 Damit wollte er sagen: Bleibt bei der Wahrheit! Wenn ihr „Ja“ sagt, müßt ihr auch „Ja“ meinen; und wenn ihr „Nein“ sagt, muss es auch wirklich ein „Nein“ sein. Ez.239.3 Teilen

Dem Klatsch verwandt sind versteckte Anspielungen und zweideutige Bemerkungen, mit denen die Aufmerksamkeit auf Dinge gelenkt werden soll, über die man nicht offen sprechen möchte. All diese Verhaltensweisen sollten gläubige junge Menschen meiden wie die Pest. Ez.239.4 Teilen

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Man kann durch die Wahl seiner Worte und die Art, sich auszudrücken, großen Schaden anrichten — vor allem, wenn man erregt ist oder die Herrschaft über sich verliert. Zur Entschuldigung heißt es dann oft: „Tut mir leid, ich habe mich wohl gehen lassen! Es war nicht so gemeint!“ Aber damit sind die Folgen unbeherrschten Redens meist nicht wirklich aus der Welt geschafft. Gottes Wort jedenfalls geht nicht so leicht über solche Verhaltensweisen hinweg. In den Sprüchen heißt es: „Kennst du jemanden, der redet, ohne vorher überlegt zu haben? Ich sage dir: Für einen Dummkopf gibt es mehr Hoffnung als für ihn!“ 1 Und: „Wer sich nicht beherrschen kann, ist so schutzlos wie eine Stadt ohne Mauer.“ 2 Ez.240.1 Teilen

Leichtfertiges, unbeherrschtes Gerede kann in einem Augenblick so viel zerstören, dass ein ganzes Leben nicht ausreicht, den angerichteten Schaden wieder gutzumachen. Wie viele Herzen wurden verletzt, wie viele Freundschaften gingen in die Brüche, wie manches Leben scheiterte, weil Menschen ihre Zunge nicht im Zaum halten konnten und leichtfertig oder fahrlässig daherredeten, anstatt zu trösten und Mut zu machen. Deshalb sollten wir sehr sorgfältig darauf achten, was wir sagen und wie wir es sagen, denn: „Die Worte eines gedankenlosen Schwätzers verletzen wie Messerstiche; was ein weiser Mensch sagt, heilt und belebt.“ 3 Ez.240.2 Teilen

Wer mit Kindern zu tun hat, sollte besonders darauf achten, dass sie bescheiden bleiben. Bescheidenheit ist eine der wichtigsten Charaktereigenschaften. Sie macht das Zusammenleben angenehm und ist in der Regel ein Zeichen wahrer menschlicher Größe. Ez.240.3 Teilen

Kinder brauchen Anerkennung, Anteilnahme und Ermutigung, aber man muss darauf achten, dass man sie dabei nicht zu Egoisten erzieht. Es ist höchst unklug, sie ständig zu bewundern, in ihrem Beisein zu rühmen, was sie schon alles können, oder zu erzählen, welch gescheiten Ausspruch sie unlängst von sich gegeben haben. Das trägt nicht zu einer gesunden Charakterbildung bei, sondern fördert lediglich die Eigenliebe und führt zu Überheblichkeit. Kinder sollten auch nicht dazu ermutigt werden, sich mit ihren Gaben oder Leistungen zu brüsten. Wer von sich selbst wegsehen kann, wird bescheiden bleiben und dabei doch eine Selbstsicherheit entwickeln, die sich nicht durch großtuerisches Gehabe anderer beeindrucken läßt. Ez.240.4 Teilen

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Charakterbildung ist keine Sache von starren Regeln und Verordnungen, sondern hängt vor allem von der Hingabe an alles Reine, Edle und Wahre ab. Und wie jemand charakterlich beschaffen ist, zeigt sich in seinem Benehmen, seiner Sprache und seinem Verhalten. „Wer ehrlich ist und treffende Worte findet, den nimmt [sogar] der König zum Freund.“ 1 Ez.241.1 Teilen

Natürlich kann nicht nur der Sprachunterricht zu einer positiven Charakterbildung beitragen, sondern auch jedes andere Unterrichtsfach. In diesem Sinne noch einige Anmerkungen zum Fach Geschichte. Ez.241.2 Teilen

An vielen Schulen wird Geschichte so vermittelt, dass fast nur vom Aufstieg und Untergang von Königen, von politischen oder privaten Intrigen, von Siegen und Niederlagen, von Ehrgeiz, Neid, Täuschung, Grausamkeit und Blutvergießen die Rede ist. Wenn das alles ist, kann das zu einer Saat werden, die im Leben der Schüler zu einer bösen Ernte heranreift. Ez.241.3 Teilen

Es ist wesentlich sinnvoller, wenn Geschichte im Licht des Wortes Gottes betrachtet wird. Dabei lernen junge Leute nämlich verstehen, dass die Geschicke der Völker davon bestimmt werden, ob sie Gottes Willen respektieren oder nicht. Es lohnt sich auch, die Geschichte der großen reformatorischen Bewegungen zu studieren. Dabei zeigt sich nämlich, dass die christlichen Grundsätze — für die Unzählige ins Gefängnis gehen oder aufs Schafott steigen mussten — sich am Ende gegen allen Widerstand durchsetzten. Das wird jungen Menschen helfen, über Jahreszahlen und dürre Geschichtsfakten hinaus, den Blick für das Wesentliche zu schärfen. Sie werden verstehen lernen, dass wir Menschen — ob in der Familie, der Gesellschaft oder Völkerwelt — aufeinander angewiesen sind, und dass die Unterdrückung und Erniedrigung einzelner immer zu Lasten aller geht. Ez.241.4 Teilen

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Auch die Mathematik sollte sich nicht nur mit Zahlen, Gleichungen und mathematischen Formeln beschäftigen. Kinder sollten auch angeleitet werden, ordentlich Buch zu führen über ihre Einnahmen und Ausgaben. Ganz gleich, ob es sich um Taschengeld handelt, oder um Beträge, die sie selbst verdient haben. Und wenn sie im Rahmen ihrer Möglichkeiten angehalten werden, bestimmte Anschaffungen selbst zu finanzieren, lernen sie den Wert des Geldes am ehesten kennen. Das ist eine gute Übung, Sparsamkeit von Pfennigfuchserei und sinnvolle Ausgaben von Verschwendung zu unterscheiden. So lernen sie es, an der richtigen Stelle zu sparen und andererseits dort wegzugeben, wo es nötig ist. Und das nicht nur aus dem Gefühl oder einer augenblicklichen Laune heraus, sondern mit Herz und Verstand. Ez.242.1 Teilen

In diesem Sinne kann jeder Unterricht dazu beitragen, das größte aller Erziehungsprobleme zu lösen, nämlich junge Menschen dahingehend zu erziehen, dass sie den vielfältigen Anforderungen des Lebens gewachsen sind. Ez.242.2 Teilen

„Liebe ist weder verletzend noch auf sich selbst bedacht.“1.Korinther 13,5. Ez.242 Teilen

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Höflichkeit wird häufig nicht gebührend geschätzt. Mancher ist zwar herzensgut, aber ihm fehlt gutes Benehmen. Wir kennen wahrscheinlich alle Menschen, deren Aufrichtigkeit und Gradheit uns Achtung abnötigt, in deren Nähe aber nichts von Güte und Freundlichkeit zu spüren ist. Ihre Unfreundlichkeit stößt andere ab und macht sie selbst nur noch unzufriedener. Dem Unhöflichen entgehen viele schöne und wertvolle Lebenserfahrungen. Ez.243.1 Teilen

Eltern und Lehrer sollten darauf achten, dass die Kinder in einer Atmosphäre aufwachsen, in der man heiter und höflich miteinander umgeht. Dem Einfluß eines fröhlichen Gesichts, einer freundlichen Stimme und guter Umgangsformen, kann sich eigentlich niemand entziehen. Kinder fühlen sich davon besonders angesprochen. In der Regel antworten sie mit einem ähnlichen Verhalten. Ez.243.2 Teilen

Mag sein, dass man seinem Verhalten einen gewissen Schliff verleiht, indem man sich an bestimmte Anstandsregeln hält, aber echte Höflichkeit lernt man dadurch nicht. Ez.243.3 Teilen

Selbstverständlich ist gutes Benehmen immer angebracht. Wenn es die eigenen Grundsätze erlauben, sollte man sich im Umgang mit anderen an die jeweils herrschenden Regeln halten und auch auf andere Rücksicht nehmen. Aber man sollte die eigene Überzeugung nicht aus Höflichkeit oder um des „guten Benehmens“ willen verleugnen. Höflichkeit hat es mit der Achtung vor der Würde des anderen zu tun, unabhängig davon, zu welcher gesellschaftlichen Gruppierung oder zu welchem Volk er gehört. Man kann natürlich auch zuviel Gewicht auf äußere Umgangsformen und gutes Benehmen legen und damit viel Zeit vergeuden. Viele, die ganz besonderen Wert auf Etikette legen, haben wenig Achtung vor allem, was nicht ihrem blasierten Lebensstil entspricht. Solche Erziehung verbiegt den Charakter, weil sie den Eindruck erweckt, etwas Besonderes zu sein, und außerdem zu liebloser Kritik verleitet. Ez.243.4 Teilen

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Echte Höflichkeit hat den anderen Menschen im Blick und will auf ihn Rücksicht nehmen. Eltern und Lehrer sollten deshalb in den Kindern Mitgefühl wecken und sie zur Freundlichkeit gegen jedermann anhalten. Die Erziehung hat dann ihren Sinn verfehlt, wenn der junge Mensch es nicht lernt, seinen Eltern gegenüber ehrerbietig zu sein. Die heranwachsende Jugend sollte die Vorzüge der Älteren schätzen, ihre Mängel geduldig tragen und ihnen beistehen, wenn ihre Hilfe gebraucht wird. Rücksichtsvoll, mitfühlend und hilfsbereit gegen Alte und Unglückliche zu sein und sich jedermann gegenüber höflich zu erweisen, das ist ein Ziel, das es anzustreben gilt. Ez.244.1 Teilen

Solch eine Gesinnung läßt sich am ehesten in der Schule des göttlichen Lehrmeisters lernen; durch bloßes Einhämmern bestimmter Verhaltensregeln ist da nicht viel zu erreichen. Wenn Christi Liebe das Herz durchdringt, formt sich der Charakter wie von selbst nach seinem Bilde. Das vermittelt eine Herzensbildung, die nicht zu vergleichen ist mit dem förmlichen Getue der sogenannten feinen Gesellschaft. Ez.244.2 Teilen

Die Bibel fordert zur Höflichkeit auf und bietet eine Fülle von Beispielen selbstloser Gesinnung und zuvorkommenden Verhaltens. Das alles ist ein Widerschein des Charakters Christi. Er ist es, der diese Wesenszüge auch in seinen Nachfolgern zum Leuchten bringt. Er fordert dazu auf: „Ihr sollt euch untereinander lieben, so wie ich euch geliebt habe.“ 1 Ez.244.3 Teilen

Besonders wertvolle Hinweise finden wir in dieser Hinsicht in den Schriften des Apostels Paulus. Eine der schönsten Stellen ist das Hohelied der Liebe: Ez.244.4 Teilen

„Wer liebt, ist geduldig und gütig.Wer liebt, der ereifert sich nicht,er prahlt nicht und spielt sich nicht auf. Ez.244 Teilen

Wer liebt, der verhält sich nicht taktlos,er sucht nicht den eigenen Vorteilund läßt sich nicht zum Zorn erregen.Wer liebt, der trägt keinem etwas nach;es freut ihn nicht, wenn einer Fehler macht,sondern wenn er das Rechte tut.Wer liebt, der gibt niemals jemand auf,in allem vertraut er und hofft er für ihn;alles erträgt er mit großer Geduld.Niemals wird die Liebe vergehen ...“ 1 Ez.244.5 Teilen

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Eine andere Tugend, die sorgfältig gepflegt werden sollte, ist die Ehrfurcht. Ehrfurcht vor Gott wird durch die Erkenntnis seiner unendlichen Größe und durch das Bewußtsein seiner ständigen Gegenwart in uns geweckt. Schon Kinder sollten erleben, dass die Stunde und der Ort des Gebets heilig sind, weil Gott im Geist zugegen ist. Ez.245.1 Teilen

Es wäre für jung und alt gut, wenn wir öfter darüber nachdächten, was es bedeutet, Gott nahe zu sein. Wahrscheinlich würden wir uns dann oft ganz anders verhalten, als das sonst der Fall ist. Mose hat eine Erfahrung gemacht, die auch uns heute zu denken geben sollte. Als er sich damals einem Busch näherte, aus dem Feuer loderte, und der trotzdem nicht verbrannte, gebot Gott: „Komm nicht näher ... zieh deine Sandalen aus, denn du stehst auf heiligem Boden.“ 2 Und als Jakob aus dem Traum, in dem er die Himmelsleiter gesehen hatte, erwachte, rief er aus: „Der Herr wohnt an diesem Ort ... und ich wußte es nicht! Man muss sich diesem Platz in Ehrfurcht nähern. Hier ist wahrhaftig das Haus Gottes, das Tor des Himmels!“ 3 Ez.245.2 Teilen

Schließlich forderte der Prophet Habakuk Israel auf: „Der Herr aber ist in seinem heiligen Tempel. Werdet still, erweist ihm Ehre, ihr Menschen überall auf der Erde.“ 4 Und der Psalmdichter schrieb: Ez.245.3 Teilen

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„Denn der Herr ist der höchste Gott,der größte König über alle Götter:In seiner Gewalt sind die Tiefen der Erde,und ihm gehorchen die Gipfel der Berge.Das Meer gehört ihm — er hat es gemacht,und auch das Land — er hat es geformt.Kommt, verneigt euch, werft euch nieder,geht auf die Knie und betet ihn an,ihn, den Herrn, unseren Schöpfer!“ 1 Ez.246.1 Teilen

„Denkt daran: Der Herr allein ist Gott!Er hat uns geschaffen, und ihm gehören wir.Sein Volk sind wir, für das er sorgtwie ein Hirt für seine Herde.Geht durch die Tempeltore mit einem Danklied,betretet den Festplatz mit Lobgesang!Preist ihn, dankt ihm für seine Taten!“ 2 Ez.246.2 Teilen

Auch den Namen Gottes wollen wir nur in Ehrerbietung nennen; nie sollte er leichtfertig oder gedankenlos verwendet werden. Selbst beim Beten sollten wir darauf achten, dass wir ihn nicht ständig wiederholen oder gar als Füllwort mißbrauchen. „Heilig und ehrfurchtgebietend ist sein Name“, heißt es in den Psalmen; Psalm 111,9 (GN).3 und von den Engeln wird gesagt, dass sie ihr Antlitz verhüllen, wenn sie Gottes Namen nennen. Mit wie viel mehr Ehrfurcht sollten dann wir sündige Menschen ihn über unsere Lippen bringen! Ez.246.3 Teilen

Auch mit Gottes Wort wollen wir ehrerbietig umgehen. Deshalb können wir unsere Bibel nicht wie einen alltäglichen Gegenstand behandeln, auch wenn wir sie täglich benutzen. Zur Ehrfurcht vor Gottes Wort gehört auch, dass man Bibeltexte nicht zum Spaß zitiert, um irgendwelche schlagfertigen Bemerkungen zu machen. Ez.246.4 Teilen

Wahre Ehrerbietung zeigt sich im Gehorsam. Wenn Gott etwas anordnet oder von uns verlangt, dann geschieht das nicht von ungefähr, sondern hat seine Bedeutung. Deshalb ehren wir ihn am besten dadurch, dass wir tun, was er von uns erwartet. Auch denen, die Gott berufen hat, hier auf Erden an seiner Statt zu sprechen und zu handeln — Eltern und Erzieher —, sollte Achtung entgegengebracht werden. Wer sie ehrt, erweist zugleich Gott die Ehre. Ez.246.5 Teilen

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Nicht zuletzt erwartet Gott Rücksichtnahme und Hilfsbereitschaft alten Menschen gegenüber: „Graues Haar ist ein würdevoller Schmuck — angemessen für alle, die Gottes Geboten folgen.“ 1 Es erzählt von durchlittenen Kämpfen, von der Last, die standhaft getragen, und von Versuchungen, denen widerstanden wurde. Es weist auch darauf hin, dass Menschen sich dem Ende ihres Lebenswegs nähern und bald Abschied nehmen müssen. Wenn Kindern das bewußt gemacht wird, fällt es ihnen leichter, älteren Menschen ehrerbietig zu begegnen. Es tut ihnen und anderen gut, wenn sie sich an Gottes Weisung halten: „Begegnet älteren Menschen mit Achtung und helft ihnen, wo ihr könnt. Dadurch zeigt ihr, dass ihr mich ehrt. Ich bin der Herr, euer Gott!“ 2 Ez.247.1 Teilen

Gott hat dem Kind Vater und Mutter gegeben und sie zu seinen Stellvertretern gemacht. Dieser hohen Verantwortung werden nicht alle Eltern gerecht. Sie vergessen, dass sie ihren Kindern durch ihr Verhalten im Alltag eine lebendige Auslegung des Bibelwortes vermitteln sollen: „Wie ein Vater seine Kinder liebt, so liebt der Herr alle, die ihn ehren.“ 3 Und: „Ich will euch trösten wie eine Mutter ihr Kind.“ 4 Glücklich das Kind, das durch Vertrauen und Gehorsam zu seinen Eltern auch Gott gehorchen und ihn ehren lernt. Etwas Wertvolleres kann man jungen Menschen kaum mitgeben auf ihren Lebensweg. Ez.247.2 Teilen

„Holt den schönsten Anzug, den wir im Hause haben,und gebt ihn meinem Sohn.“Lukas 15,22. Ez.247 Teilen

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Wenn es um Fragen der Erziehung geht, darf der Bereich Kleidung und Mode nicht ausgespart werden. Ohne klare Hinweise kommt christliche Erziehungsarbeit diesbezüglich nicht aus, zumindest gestaltet sie sich schwierig. Die meisten Lehrer können ein Lied davon singen, wie stark Kleider- und Modefragen in den schulischen Bereich hineinwirken — und das nicht nur positiv. Ez.248.1 Teilen

Im allgemeinen regiert Frau Mode mit harter Hand. Sie verlangt Aufmerksamkeit und diktiert die Regeln. Es ist geradezu beängstigend, wie viel Zeit und Kraft Eltern und Kinder aufwenden müssen, oft auch wollen, um ihren Anforderungen gerecht zu werden. Besonders ausgeprägt ist das bei den Reichen, die sich häufig der Mode bedienen, um ihren Reichtum zur Schau zu stellen und sich gegenseitig zu übertrumpfen. Damit setzen sie Maßstäbe, denen sich der Mittelstand — oft auch Leute, die es sich gar nicht leisten können — anzupassen versucht, um irgendwie mitzuhalten. Meist übersteigt das die finanziellen Möglichkeiten und wird so für viele zu einer unerträglichen Belastung. 1 Ez.248.2 Teilen

Heute wird nicht mehr danach gefragt, ob ein Kleidungsstück noch gut aussieht und seinen Zweck erfüllt, sondern ob es der Mode entspricht. Mit der Mode ändert sich nämlich der Geschmack, und was nicht mehr dem augenblicklichen Trend entspricht, muss umgearbeitet oder ausrangiert werden — am besten gleich neu kaufen. Das bindet Kraft und verschlingt Geld, so dass in vielen Familien kaum noch Zeit für die Kindererziehung, für Gottes Wort und fürs Gebet bleibt. Ez.248.3 Teilen

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Wenn es darum geht, eine gute Sache zu unterstützen, denken viele sofort: Wenn ich mir neue Garderobe kaufen will, muss ich mein Geld zusammenhalten! Ez.249.1 Teilen

Manche sparen um der Mode willen sogar am Essen. Sie fragen nicht danach, ob die Lebensmittel gesund sind und ihren Nährstoffbedarf decken, sondern ob sie billig sind und sich schnell zubereiten lassen. Die Folgen sind meist Mangelernährung und falsche Essgewohnheiten, die entweder Krankheiten nach sich ziehen oder zu Unmäßigkeit verleiten. Ez.249.2 Teilen

Gerade bei jungen Leute — allerdings nicht nur bei ihnen — besteht das Bedürfnis, sich durch das Äußere hervorzutun oder aufzuwerten. Oft führt das dazu, dass sie kaum Interesse an den Dingen zeigen, die einen Menschen erst wirklich wertvoll machen. Heutzutage begegnet man vielen jungen Menschen, die auf eine gediegene Ausbildung verzichten, um möglichst schnell Geld zu verdienen, mit dem sie sich ihre Modewünsche erfüllen können. Nicht wenigen ist das zum Verhängnis geworden. Ez.249.3 Teilen

Viele Familien geben mehr aus als sie verdienen können. Schon mancher Vater hat sich ruiniert oder zu krummen Touren verleiten lassen, weil er den Forderungen seiner Familie nicht Einhalt gebieten konnte. So etwas kann auf die Dauer nicht gut gehen. Entweder führt es zu ständiger Überforderung oder endet schlimmstenfalls in Schande und Hoffnungslosigkeit. Ez.249.4 Teilen

Auch der Sabbat und der Gottesdienst sind nicht vom Diktat der Mode verschont. Im Gegenteil, gerade hier zeigt sich, welche Macht die Mode auch über gläubige Menschen besitzt. Wie oft kann man es erleben, dass der Gemeindesaal quasi zur Modenschau wird, und dass man Kleiderfragen mehr Aufmerksamkeit widmet als der Verkündigung des Wortes Gottes. Manche bleiben sogar dem Gottesdienst fern, weil sie modemäßig nicht mithalten können und sich deshalb beschämt oder gar ausgegrenzt fühlen. In dem Maße, wie junge Menschen den Kontakt zur Gemeinde verlieren, wenden sie sich anderen Aktivitäten zu und geraten dabei nicht selten in fragwürdige Gesellschaft. Ez.249.5 Teilen

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Wenn sich jemand modisch kleidet, heißt das noch nicht, dass er auch zweckmäßig gekleidet ist. Besonders bei Mädchen kommt es vor, dass sie durch modische, aber unbequeme und unzweckmäßige Kleidung am Lernen gehindert werden und auch nicht am Sport teilnehmen können. Oft sind sie der Garderobe wegen abgelenkt, und der Lehrer hat es schwer, ihr Interesse zu wecken. Ez.250.1 Teilen

Das beste Gegengewicht gegen die Überbetonung der Mode sind gemeinsame Erlebnisse in Gottes freier Natur. Zeigt euren Schülern die Schönheiten der Schöpfung — etwa an einem idyllischen See, in Wald und Feld, bei einer Tour ins Gebirge oder einem Sonnenuntergang am Meer —, dann wird es für sie nicht mehr so wichtig sein, ob sie ein Bändchen oder Rüschchen mehr am Kleid haben als die anderen. Ez.250.2 Teilen

Junge Leute müssen begreifen lernen, dass schlichte Kleidung und eine einfache Ernährung sich förderlich auf unser Denken und Empfinden auswirken. Ihnen muss auch klar werden, dass sie sich in der Jugendzeit soviel wie möglich an Wissen und praktischen Fertigkeiten aneignen sollten, um später ihren Verpflichtungen in Gesellschaft und Beruf nachkommen zu können. Helft ihnen auch, die Reichtümer zu heben, die im Wort Gottes, in der Natur und in den Lebensbeschreibungen bedeutender Menschen zu finden sind. Ez.250.3 Teilen

Sie sollten begreifen, dass Menschen allemal wichtiger sind als Kleidung und andere Statussymbole. Jede für unnütze Äußerlichkeiten ausgegebene Mark schmälert unsere Möglichkeiten, Hungrige zu speisen, Bedürftige zu kleiden und Traurige zu trösten. Ez.250.4 Teilen

Niemand kann es sich leisten — auch junge Leute nicht —, Leib und Seele zu schaden, die Gesundheit zu ruinieren und das wirklich Wichtige im Leben zu versäumen, nur um einer Mode zu huldigen, die weder zweckentsprechend noch bequem ist. Gott möchte, dass wir uns geschmackvoll, schicklich und zugleich zweckmäßig kleiden. Auch damit können wir Gott ehren. Ez.250.5 Teilen

Von der Art, wie sich jemand kleidet, kann man häufig auf seinen Charakter schließen. Bildung und guter Geschmack zeigt sich in der Regel auch in der äußeren Erscheinung. Junge Frauen werden vor vielen Gefahren bewahrt bleiben, wenn sie sich geschmackvoll, aber nicht herausfordernd kleiden. Es wäre auch zu wünschen, dass sich jedes Mädchen Grundkenntnisse im Nähen aneignet. Das würde ihr selbst und ihrer Familie später zugute kommen und zugleich ein Stück Unabhängigkeit bedeuten. Ez.250.6 Teilen

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Dass wir uns nicht falsch verstehen: Es ist durchaus in Ordnung, schöne Dinge zu lieben und sie sich zu wünschen, aber Gott möchte, dass wir die „schönsten Dinge“, nämlich die ewigen und unvergänglichen, an die erste Stelle setzen. Schönheit des Charakters zählt bei Gott allemal mehr als schöne Kleider, Schmuck oder andere Kostbarkeiten. Weckt in den jungen Leuten das Verlangen nach dem „herrlichen Kleid aus reinem, leuchtenden Leinen“, 1 das einst alle geheiligten Menschen tragen werden. Dieses Kleid, Christi fleckenloser Charakter, wird jedem Menschen umsonst angeboten, aber wer es annimmt, wird es im Geist schon hier auf Erden tragen. Ez.251.1 Teilen

Unsere Kinder müssen begreifen, dass sie dieses schöne Kleid eines guten Charakters anziehen, indem sie ihr Herz edlen Gedanken öffnen und liebevoll mit anderen umgehen. Solche „Kleidung“ macht schön und liebenswert. Es ist übrigens das einzige Gewand, das der Mensch in die Ewigkeit mitnehmen kann. Von solchen Menschen sagt Christus: „Sie werden immer bei mir sein und weiße Kleider tragen; denn sie sind es wert.“ 2 Ez.251.2 Teilen

„Der Sabbat wurde doch für den Menschen geschaffenund nicht der Mensch für den Sabbat.“Markus 2,27. Ez.251 Teilen

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Der Sabbat hat auch in der Erziehung einen hohen Stellenwert. Wenn Gott etwas von dem fordert, was wir besitzen, gibt er es in reicherer, verwandelter Form und von seiner Herrlichkeit erfüllt wieder zurück. So wird uns auch der Teil unserer Zeit, den Gott sich ausbedungen hat, wiedergegeben und trägt seinen Namen und sein Siegel. Ez.252.1 Teilen

Gott sagt: „Ich habe den Ruhetag eingesetzt, dass ihr für alle Zeiten wißt, dass ich der Herr bin.“ 1 Und: „In sechs Tagen hat der Herr Himmel, Erde und Meer mit allem, was lebt, geschaffen. Am siebenten Tag aber ruhte er. Deshalb hat er den siebenten Tag der Woche gesegnet und zu seinem Tag erklärt.“ 1 Ez.252.2 Teilen

Der Sabbat ist ein Zeichen der Schöpfer- und Erlösermacht Gottes und weist zugleich auf ihn als die Quelle des Lebens und der Erkenntnis hin. Er erinnert an die ursprüngliche Herrlichkeit des Menschen und bezeugt damit die Absicht Gottes, uns nach seinem Bild neu zu schaffen. Ez.252.3 Teilen

Der Sabbat und die Familie wurden im Paradies eingesetzt und sind in Gottes Plan untrennbar miteinander verbunden. An diesem Tag ist es uns eher als an irgendeinem anderen möglich, ein Leben „wie im Paradies“ zu führen. Gott wollte, dass die Glieder einer Familie möglichst viel gemeinsam machen: bei der Arbeit, beim Lernen, im Gottesdienst und wenn sie sich erholen. Der Vater als Priester der Familie, die Eltern gemeinsam als Lehrer und Gefährten ihrer Kinder. Aber durch die Sünde haben sich die Lebensbedingungen geändert, so dass diese Gemeinsamkeit nur noch bedingt möglich ist. Meist bleibt dem Vater während der Woche kaum Zeit, mit seinen Kindern gesellig zusammenzusein oder sie wichtige Dinge zu lehren. Aber Gottes Liebe hat der Beanspruchung durch die Arbeit eine Grenze gesetzt. Er hält seine Hand über den Sabbat und bewahrt so den Eltern die Möglichkeit, an diesem Tag für ihn und die Familie Zeit zu haben und Gemeinschaft zu pflegen. Ez.252.4 Teilen

253

Da der Sabbat ein Denkmal der Schöpfung ist, sollten wir an diesem Tag mehr als an jedem anderen Gott in seinen Werken kennenzulernen suchen. In den Kindern wird sich so im Laufe der Zeit der bloße Gedanke an den Sabbat unlösbar mit der Schönheit der Schöpfung verbinden. Glücklich jede Familie, die am Sabbat durch die Felder, an Seen entlang oder durch die Wälder wandern kann. Wohl dem Vater und der Mutter, die ihren Kindern Gottes geschriebenes Wort aus dem offenen Buch der Schöpfung nahebringen können. Gesegnet, wer sich unter grünenden Bäumen, in frischer Luft mit anderen zusammensetzen kann, um über ein Bibelwort nachzudenken und Gott im Lied zu preisen. Durch solche Gemeinsamkeit können Eltern ihre Kinder mit unzerreißbaren Banden an sich und an Gott binden. Ez.253.1 Teilen

Unschätzbar auch die Gelegenheiten, die der Sabbat für die geistige Bereicherung bietet. Die Bibelschulbetrachtung sollte nicht erst durch einen flüchtigen Blick auf den Textabschnitt am Sabbatmorgen „gelernt“ werden. Der Sabbatnachmittag bietet die beste Zeit, sich mit dem Thema der kommenden Woche zu befassen. Dazu kommen die tägliche Wiederholung und die Vertiefung anhand von Beispielen während der sechs Tage. So wird der Textabschnitt im Gedächtnis verankert als ein Schatz, der niemals verlorengeht. Ez.253.2 Teilen

Während der Predigt im Gottesdienst sollten Eltern und Kinder den Predigttext, die übrigen angeführten Bibelstellen und die wichtigsten Gedanken aufschreiben, um zu Hause noch einmal darüber nachdenken zu können. Das beugt der Langenweile vor, die Kinder oft bei geistlichen Ausführungen empfinden, weckt ihre Aufmerksamkeit und gewöhnt sie an zusammenhängendes Denken. Und wenn sie sich später noch einmal mit ihren Notizen beschäftigen, werden sie sich an das Gehörte erinnern und möglicherweise eigene Gedanken daran knüpfen. Auf diese Weise kann sich im eigenen Leben erfüllen, was die Bibel so ausdrückt: „Immer, wenn du mit mir sprachst, nahm ich deine Worte mit großem Verlangen auf. Ja, dein Wort ist meine Freude und mein Glück, denn ich gehöre dir, Herr, allmächtiger Gott.“ 1 Oder: „Ich sehne mich nach deinem Wort, denn es ist mir wertvoll; über alles, was du angeordnet hast, denke ich gründlich nach.“ 2 Ez.253.3 Teilen

„Ihr werdet alles bekommen,wenn ihr im festen Glauben darum bittet.“Matthäus 21,22. Ez.253 Teilen

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Glauben heißt: Gott vertrauen — in der Gewißheit, dass er uns liebt und am besten weiß, was gut für uns ist. Ez.255.1 Teilen

Solches Vertrauen führt uns dahin, statt eigener Wege den Weg des Herrn zu wählen. An die Stelle unserer Unwissenheit tritt dann der Glaube, der sich auf Gottes Weisheit stützen darf. Unserer Schwachheit verleiht er seine Stärke, unserem sündhaften Wesen seine Gerechtigkeit. Unser Leben gehört ja schon ihm, aber der Glaube bejaht Gottes Eigentumsrecht an uns und empfängt dadurch die verheißenen Segnungen. Ez.255.2 Teilen

Wahrhaftigkeit, Rechtschaffenheit und Reinheit sind das Geheimnis eines gottgefälligen Lebens. Der Glaube schafft solch ein Wesen in uns. Ez.255.3 Teilen

Jede Verheißung Gottes ist an Bedingungen geknüpft. Wenn wir bereit sind, Gottes Willen zu tun, wird uns seine Kraft zuteil werden. Welche Gabe er auch verspricht — sie ist schon in der Verheißung enthalten. Deshalb heißt es: „Das Samenkorn ist Gottes Wort.“ 1 So sicher, wie der Keim für die riesige Eiche schon in der unscheinbaren Eichel steckt, so gewiß ruht auch das Geschenk Gottes bereits in seinem Versprechen. Ez.255.4 Teilen

Der Glaube, der uns dazu bringt, Gottes Gaben anzunehmen, ist ein Geschenk. Er wächst, indem wir uns mit Gottes Wort beschäftigen. Wenn wir wollen, dass unser Glaube wächst und stark wird, muss die Heilige Schrift unsere tägliche geistliche Nahrung werden. Ez.255.5 Teilen

256

Beim Lesen der Bibel gilt es, der Kraft des Wortes Raum zu geben. Bei der Schöpfung sprach der Herr, und es geschah. Denn „er sprach, und es geschah, er befahl, und die Erde war da.“ 1 Ez.256.1 Teilen

Im Laufe der Kirchengeschichte haben Menschen, die ihr Vertrauen auf Gottes Wort setzten, selbst den widrigsten Verhältnissen standgehalten, obwohl sie das von sich aus nicht gekonnt hätten. Henoch, von dem die Schrift sagt, dass er reines Herzens war und ein geheiligtes Leben führte, ließ sich nicht von dem Glauben abbringen, dass mitten in einem verworfenen und bösen Geschlecht am Ende doch die Gerechtigkeit siegen werde. Noah und seine Familie bewahrten ihren Glauben, obwohl sie in einer Stadt wohnten, wie sie verworfener nicht sein konnte. Ez.256.2 Teilen

Die Kinder Israel, damals noch ein Haufe verschreckter Sklaven, waren am Roten Meer selbst für die Weltmacht Ägypten unantastbar. David, ein einfacher Hirtenjunge, setzte sich gegen den ränkevollen und gewalttätigen König Saul durch, weil Gott ihn für den Königsthron bestimmt hatte. Ez.256.3 Teilen

Die drei Freunde Daniels triumphierten mitten im Feuer durch den Glauben über den König der Weltmacht Babylon. Daniel hielt Gott auch dann noch die Treue, als seine Widersacher ihn in den Löwenzwinger geworfen hatten. Jesus besiegte seine Feinde, indem er am Kreuz für sie betete. Und Paulus wurde in seinem Glauben nicht wankend, als er auf Geheiß Kaiser Neros in Ketten zur Hinrichtung geführt wurde. Ez.256.4 Teilen

Und auch über die Berichte der Bibel hinaus lassen sich solche Beispiele finden. Die Waldenser und Hugenotten, Wyklif und Hus, Hieronymus von Prag und Luther, Tyndale und Knox, Zinzendorf und Wesley sowie unzählige andere haben durch ihr Verhalten Zeugnis abgelegt für die Wahrheit des Wortes Gottes. Sie alle waren treue Zeugen in ihrer Zeit, und wir sind dazu berufen, diese Reihe fortzusetzen. Ez.256.5 Teilen

Glaube ist in den kleinen Dingen des Lebens nicht weniger wichtig als in den großen. Was immer wir tun, wir brauchen das unerschütterliche Vertrauen in die Kraft Gottes. Ez.256.6 Teilen

257

Menschlich gesehen liegt das Leben vor uns wie ein unbekannter Pfad. Es ist ein Weg, den jeder, soweit es um die letzten, tiefen Erfahrungen geht, für sich allein gehen muss. Unser innerstes Leben kann kein anderer mit uns teilen. Deshalb wollen wir uns ernsthaft bemühen, schon das Vertrauen unserer Kinder auf einen sicheren Führer und Helfer zu richten; denn früher oder später müssen sie ihren eigenen Weg wählen, der über ihr ewiges Geschick entscheidet. Ez.257.1 Teilen

Für den Gläubigen gibt es keinen stärkeren Ansporn zur Wahrhaftigkeit und Reinheit als das Wissen um die Gegenwart Gottes. „Gottes Augen bleibt nichts verborgen; vor ihm ist alles sichtbar und offenkundig. Jeder — ohne Ausnahme — muss Gott Rechenschaft geben.“ 1 Dieser Gedanke war Josefs Schutzwehr inmitten der Verderbtheit Ägyptens. Deshalb lautete seine Antwort auf alle lockenden Versuchungen: „Wie könnte ich ... ein so großes Unrecht tun und gegen Gott sündigen!“ 2 Ez.257.2 Teilen

Das Bewußtsein der Gegenwart Gottes bannt auch die Furcht, die einem schüchternen Kind das Leben zur Last machen kann. Wir haben die Verheißung: „Der Engel des Herrn stellt sich schützend vor alle, die Gott ernst nehmen, und bringt sie in Sicherheit. Probiert es aus und erlebt selbst, wie gut der Herr ist! Glücklich ist, wer bei ihm Zuflucht sucht!“ 3 Lest mit den Kindern die Geschichte von Elisa, der von Feinden umzingelt wurde und in eine ausweglose Lage geraten war. Doch weil Gott ihm die Augen geöffnet hatte, brauchte er nicht zu verzagen, denn zwischen ihn und die feindlichen Krieger hatten sich Gottes Engel geschoben, um ihn zu beschützen. Ez.257.3 Teilen

Es tröstet jeden Gläubigen, wenn er liest, wie dem gefangenen, zum Tode verurteilten Petrus der Engel Gottes erschien und ihn durch die Schar der Bewacher, die gesicherte Zellentür und das schwere eiserne Tor hindurch in Sicherheit brachte. Ez.257.4 Teilen

Das alles wurde nicht bloß geschrieben, damit wir es lesen und darüber staunen, sondern damit derselbe Glaube, der in den Menschen von damals lebendig war, auch in uns wirksam werde. Wie in alter Zeit wird er auch heute überall dort spürbar, wo sich gläubige Herzen der von Gott gewirkten Kraft öffnen. Ez.257.5 Teilen

258

Lehrt die Schüchternen, deren Mangel an Selbstvertrauen sie vor Verantwortung zurückschrecken läßt, auf Gott zu bauen. Dann wird manch einer mit dem Apostel Paulus sagen können: „Allem bin ich gewachsen, weil Christus mich stark macht.“ 1 Ez.258.1 Teilen

Auch für das überempfindliche Kind kann der Glaube eine wichtige Hilfe sein. Die Neigung, dem Übel zu widerstehen oder sich gegen das Unrecht aufzulehnen, entspringt häufig einem starken Gerechtigkeitsgefühl und einem regen Geist. Solch einem Kind sage man, dass Gott der beste Hüter des Rechts ist. Er sorgt für seine Kinder, die er so sehr liebt, dass er seinen eigenen Sohn zu ihrer Rettung hingab. Er wird jeden zur Rechenschaft ziehen, der den Seinen Unrecht tut. Es gibt eine Reihe von Texten, die genau in diese Richtung weisen: „Wer euch zu nahe tritt, der tritt mir selbst zu nahe.“ 2 „Lege dein Schicksal in Gottes Hand; verlaß dich auf ihn, er macht es richtig! Deine Treue zu ihm macht er sichtbar wie ein Licht, und dein Recht läßt er strahlen wie die Mittagssonne.“ 3 „Der ganzen Welt spricht er gerechtes Urteil, unparteiisch entscheidet er über die Völker. Den Unterdrückten bietet er sicheren Schutz; in schlimmen Zeiten sind sie bei ihm geborgen.“ 4 Ez.258.2 Teilen

Gott gebietet uns, dasselbe Mitleid anderen gegenüber zu bekunden, das er uns entgegenbringt. Wer schnell und unüberlegt handelt, von sich eingenommen oder rachsüchtig ist, der sollte es lernen, auf unseren sanftmütigen und demütigen Herrn zu schauen, der wie ein Lamm zur Schlachtbank geführt wurde und widerstandslos gleich einem Schaf vor seinem Scherer verstummte. An ihm sollte er sich orientieren, der um unserer Sünde willen durchbohrt wurde und der unsere Schmerzen auf sich lud; dann wird er selber dulden, tragen und vergeben lernen. Ez.258.3 Teilen

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Durch den Glauben an Christus kann jeder charakterliche Mangel behoben, jeder Fleck getilgt, jeder Fehler beseitigt und jede Tugend entfaltet werden. Denn in Christus „wohnt Gott mit der ganzen Fülle seines Wesens, und nur durch ihn habt ihr Anteil an dieser Fülle.“ 1 Ez.259.1 Teilen

Gebet und Glaube sind eng miteinander verwandt. Deshalb müssen sie auch in ihrer Wechselbeziehung zueinander gesehen werden. Im Gebet des Glaubens liegt eine göttliche Kraft für jeden, der seinen Lebensweg sinnvoll gestalten will. Christus sagt: „Es ist wirklich so: Alles, worum ihr im festen Glauben betet, wird Gott euch geben.“ 2 Ez.259.2 Teilen

Wir dürfen bitten um die Vergebung der Sünden, um den Heiligen Geist, um einen christusähnlichen Charakter und um Weisheit und Stärke zur Mitarbeit in seinem Werk. Wir sollen aber auch glauben, dass wir’s empfangen werden, und Gott danken, wenn wir’s empfangen haben. Wir brauchen nicht nach äußeren Segensbeweisen zu suchen. Die Gabe liegt bereits in der Verheißung. Wir dürfen also in der Gewißheit ans Werk gehen, dass Gott tun wird, was er versprochen hat. Ez.259.3 Teilen

So aus dem Worte Gottes zu leben, bedeutet unsere völlige Übergabe an ihn. Als gläubiger Mensch fühlt man sich stets bedürftig und von Gott abhängig; das Herz verlangt nach ihm. Das Gebet ist eine Notwendigkeit, denn es verkörpert ein Stück Leben der Seele. Das Gebet im Familienkreis oder in der Gemeinde ist wichtig und hat seinen Stellenwert, aber das persönliche Gespräch mit Gott ist die eigentliche Nahrung, von der unser innerer Mensch lebt. Ez.259.4 Teilen

Während seines Erdenlebens bezog Jesus Weisheit und Kraft aus eben jenem persönlichen Gespräch mit Gott. Wir sollten diesem Beispiel folgen und morgens und abends eine stille Zeit schaffen, in der wir ungestört Zwiesprache mit Gott halten können. Das schließt nicht aus, dass wir uns nicht auch im Laufe des Tages immer wieder in Gedanken Gott zuwenden könnten. Schließlich steht jeder unserer Schritte unter der Verheißung: „Denn ich bin der Herr, dein Gott. Ich nehme dich an deiner rechten Hand und sage: Hab keine Angst! Ich helfe dir.“ 1 Ez.259.5 Teilen

260

Diese Lehren kann nur der weitergeben, der sie selbst angenommen hat. Weil viele Eltern zwar vorgeben, an das Wort Gottes zu glauben, in ihrem Leben aber seine Kraft verleugnen, springt der Funke des Glaubens nicht auf ihre Kinder über. Glücklich zu preisen die Kinder, die trotz mangelnder Vorbilder etwas von der Kraft des göttlichen Wortes verspüren. Sie erkennen, wie köstlich die Liebe Christi ist. Sie sehen die Schönheit seines Wesens und verspüren den Wunsch, ihr Leben in seinen Dienst zu stellen. Leider bleibt es ihnen nicht erspart, Menschen zu begegnen, die zwar von Gottes Weisungen reden, sie aber nicht beachten. Auch heute trifft vielfach zu, was der Prophet Hesekiel seinen Landsleuten zum Vorwurf machte: „Du Mensch, die Leute aus deinem Volk reden über dich, wenn sie vor ihren Häusern beisammenstehen. Sie sagen zueinander: ‚Wir wollen zum Propheten gehen und hören, was der Herr ihm gesagt hat!‘ Und dann kommen sie scharenweise zu dir, sitzen im Kreis um dich und hören, was du sagst; aber sie nehmen es nicht ernst. Sie reden nur von dem, was ihnen am Herzen liegt, nämlich von ihren Geschäften. Wie eingängige Musik klingen ihnen deine Worte, aber sie denken nicht daran, sie ernst zu nehmen.“ 2 Ez.260.1 Teilen

Es genügt nicht, die Bibel als ein Buch voll beachtenswerter, guter moralischer Grundsätze anzusehen. Entscheidend ist, sie als das zu verstehen, was sie in Wirklichkeit ist — als das Wort des lebendigen Gottes, das unser Leben, unsere Taten, Worte und Gedanken formen soll. Gottes Wort für etwas Geringeres als das zu halten heißt: es abzulehnen. Diese Art, die Heilige Schrift zu mißachten, zählt zu den Hauptursachen der Zweifelsucht und des Unglaubens. Ez.260.2 Teilen

Viele bringen sich selbst in ihrer Andachtszeit um den Segen inniger Gemeinschaft mit Gott. Sie haben es zu eilig und kommen deshalb nicht zu wirklicher innerer Stille. Raschen Schrittes begeben sie sich in die Gegenwart Christi, verweilen kurze Zeit in dem geheiligten Umkreis, ohne allerdings auf Weisungen des Herrn zu warten. Weil sie sich nicht die Zeit nehmen, ihre Last wirklich bei Jesus abzuladen und dort zu lassen, kehren sie mit all den Belastungen zu ihren täglichen Pflichten zurück. Solche Mitarbeiter Gottes werden solange nicht zum Erfolg gelangen, bis sie das Geheimnis der geistlichen Kraft begreifen. Sie müssen sich Zeit nehmen zum Nachdenken, zum Beten, zum Hören auf Gott, um eine Erneuerung ihrer körperlichen, geistigen und geistlichen Kräfte zu erfahren. Sie brauchen den veredelnden Einfluß des Heiligen Geistes. Wenn sie den empfangen, wird sie neues Leben durchpulsen; der ermattete Körper und der müde Geist werden erfrischt, das belastete Herz wird leicht. Ez.260.3 Teilen

261

Was wir brauchen, ist nicht ein flüchtiger Augenblick in Christi Gegenwart, sondern persönliche Berührung und innige Gemeinschaft mit ihm. Wohl den Kindern und Schülern, die Eltern oder Lehrer haben, die selbst aus dieser engen Beziehung zu Christus heraus leben. Ez.261.1 Teilen

„Das will ich tun.“Lukas 12,18. Ez.261 Teilen

262

Wer im Leben vorwärtskommen will, muss den Blick fest auf ein Ziel gerichtet halten, das dieser Mühe wert ist. Der Auftrag Gottes, der ganzen Welt das Evangelium zu bringen, ist der wichtigste Ruf, der an einen Gläubigen ergehen kann. Er erschließt jedem, der innerlich von Christus berührt ist, ein weites Betätigungsfeld. Ez.262.1 Teilen

Gott hat mit unseren Kindern oft mehr vor, als wir uns das vorstellen können. Wenn wir in die Geschichte schauen, begegnen wir immer wieder Menschen, die aus ganz einfachen Verhältnissen kamen und dennoch vor den Großen ihrer Zeit als Zeugen für Gott auftreten konnten. Mancher von unseren jungen Leuten, der — wie damals Daniel in seiner hebräischen Heimat — in einer gläubigen Familie aufwächst, Gottes Wort studiert und nach dem Willen Gottes fragt, wird später einmal in einer gesetzgebenden Versammlung, in einem Gerichtssaal oder in einer Regierungsdienststelle durch sein Auftreten Zeugnis für Gott ablegen können. Andere werden als Prediger des Evangeliums Botschafter Gottes in aller Welt sein, denn die Welt wird sich der Frohen Botschaft öffnen. Ez.262.2 Teilen

Afrika streckt die Hände aus nach Gott, und suchende Menschen in Japan, China, Indien oder Südamerika sehnen sich nach der Liebe Gottes, die in Jesus Christus sichtbar geworden ist. Sie haben ein Recht darauf, diese Botschaft zu hören, und sie haben den gleichen Anspruch auf Gottes Gnade wie wir. Wir haben diese Erkenntnis und können sie unseren Kindern weitergeben, und es liegt an uns, wie wir auf diese Herausforderung reagieren. Jeder von uns, ob wir nun christliche Eltern oder Kinder, Lehrer oder Schüler sind, muss sich der Frage stellen, mit der sich die Jüdin Ester an einem Wendepunkt in der Geschichte Israels auseinanderzusetzen hatte: „Wer weiß, ob du nicht genau um dieser Gelegenheit willen zur Königin erhoben worden bist?“ 1 Ez.262.3 Teilen

263

Wenn wir darüber nachdenken, wie es sich auswirken würde, wenn wir die Verkündigung des Evangeliums fördern oder behindern, haben wir meist nur uns selbst oder die irdische Welt vor Augen. Kaum jemand fragt danach, welchen Kummer die Sünde unserem Schöpfer bereitet hat. Der ganze Himmel litt mit, als Christus hier auf Erden leiden und sterben musste. Aber das Kreuz war eigentlich nur der Punkt, an dem für uns Menschen sichtbar wurde, welchen Schmerz die Sünde und ihre Folgen dem Herzen Gottes schon lange zuvor zugefügt hatten. Ez.263.1 Teilen

Jedes Abweichen vom Recht, jede grausame Tat, jedes Versagen bereitet Gott Kummer. Als sich Israel von Gott abwandte und Unglück über das Volk hereinbrach, heißt es von Gott: „Da konnte er ihr Elend nicht länger ertragen.“ 2 Und an anderer Stelle: „Denn wenn sie in Bedrängnis waren, litt auch er. Immer wieder ist sein Engel zu ihnen gekommen und hat sie gerettet.“ 3 Wie „die gesamte Schöpfung leidet und unter Qualen auf ihre Neugeburt wartet“, 4 so leidet auch Gott selbst im Herzen mit an der Sünde und ihren schrecklichen Auswirkungen. Ez.263.2 Teilen

Not und Elend wachsen in unserer Welt lawinenartig an. Oft sind die Verhältnisse so schlimm, dass wir uns von ihnen überfordert fühlen und lieber wegschauen und die Gedanken daran verdrängen. Aber Gott kann nicht wegschauen, und er kann auch nicht sagen „Was geht mich das an?“! Er leidet an der Sünde mehr als wir, und um ihr für immer ein Ende zu machen, gab er das Liebste hin, das er besaß — seinen einzigen Sohn. Deshalb sind auch wir, die wir zu Christus gehören, aufgerufen, nach Kräften dazu beizutragen, dass das alles möglichst bald überwunden wird. Wir können das am besten tun, indem wir die Erlösungsbotschaft an andere weitergeben. Denn Jesus selbst hat vorausgesagt: „Die Heilsbotschaft vom Reich Gottes wird in der ganzen Welt verkündet werden, damit alle Völker sie hören. Dann erst wird das Ende kommen.“ 1 Deshalb lautet sein Auftrag an alle, die ihm nachfolgen: „Geht nun in die ganze Welt und verkündet allen die gute Nachricht!“ 2 Selbstverständlich können nicht alle Prediger oder Missionare sein, aber jeder von uns wird zum Mitarbeiter Gottes, indem er die Frohe Botschaft an die Menschen in seinem Umfeld weitergibt. Jesus braucht uns und verläßt sich auf uns, ob wir nun alt oder jung sind, Einfluß haben oder nicht. Ez.263.3 Teilen

264

Wenn wir uns dieser Verpflichtung bewußt sind, können wir uns nicht damit zufriedengeben, unsere Kinder nur zu guten, christlich gesinnten Menschen zu erziehen, denen aber letztlich die Bereitschaft fehlt, sich ganz unter Jesu Auftrag zu stellen und dafür auch Opfer zu bringen. Wir würden uns an ihnen versündigen, wenn sie einst aus seinem Mund hören müßten: „Was wollt ihr denn? Ich kenne euch nicht!“ 3 Ez.264.1 Teilen

Aber Tausende von Christen handeln genau so. Sie möchten zwar, dass ihre Kinder an den Segnungen des Evangeliums teilhaben, versäumen es aber, ihnen etwas vom Geist des Evangeliums zu vermitteln. Diese Art Erziehung ist zum Scheitern verurteilt. Wer Gnade und Segen beansprucht, ohne zum Dienst für Jesus bereit zu sein, entzieht sich damit der Erziehungsarbeit Gottes, die allein dazu befähigen kann, einmal an seiner Herrlichkeit teilzuhaben. Er lehnt nämlich die Ausbildung ab, die in diesem Leben charakterliche Stärke und ein geheiligtes Wesen vermittelt. Manche Eltern, die das Kreuz Christi von ihren Kindern fernhielten, mussten später erleben, dass sie die Kinder damit sich selbst, den Menschen oder gar dem Feind Gottes ausgeliefert hatten. Oft sind solche Kinder unfähig, Versuchungen zu widerstehen. Sie geraten in Sünde, bringen Schande und Kummer über ihre Eltern, verpfuschen ihr irdisches Leben und verspielen das ewige. Ez.264.2 Teilen

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Aber selbst junge Leute, die sich bewußt auf den Dienst für Gott vorbereiten wollen, stehen in der Gefahr, durch fragwürdige Lehrmethoden vom richtigen Weg abzuirren. Das Leben wird üblicherweise in fest umrissene Abschnitte eingeteilt: erst lernen, dann arbeiten; erst Berufsausbildung, dann Berufsausübung. Um junge Menschen auf ihre Lebensaufgaben vorzubereiten, schicken wir sie zur Schule. Im Prinzip ist das ja auch richtig. Leider erschöpft sich das Lernen häufig im bloßen Aneignen von Bücherwissen, weil die Kinder mehr oder weniger abgeschnitten sind von den Verantwortlichkeiten des täglichen Lebens. Ez.265.1 Teilen

Es kommt immer wieder vor, dass sich junge Leute so sehr in die Theorie vergraben, dass sie die Praxis und das eigentliche Ziel völlig aus den Augen verlieren. Ihre Begeisterung für Gottes Sache und die anfängliche Hingabe schwinden oder werden ganz von ehrgeizigen, persönlichen Zielen verdrängt. Ihr Streben nach beruflichem Aufstieg und einem gesicherten Leben läßt ihnen dann kaum noch Zeit, ihre Kenntnisse und Fähigkeiten für Gott einzusetzen. Ez.265.2 Teilen

Andere sind zwar gut ausgebildet, haben sich aber so weit vom praktischen Leben entfernt, dass sie im Berufsleben scheitern und an sich selbst zweifeln. Wieder andere sind an schnellen Erfolg gewöhnt und greifen zu fragwürdigen Praktiken, wenn er sich nicht einstellt. Damit gehen der Welt Menschen verloren, die positiv in die Gesellschaft hätten hineinwirken können. Und Gott muss auf fähige Mitarbeiter verzichten, die er eigentlich zu Botschaftern der Erlösung machen wollte. Ez.265.3 Teilen

Viele Eltern begehen den Fehler, ihre Kinder erziehungsmäßig unterschiedlich zu behandeln. Für ein begabtes Kind sind sie zu jedem Opfer bereit, während sie bei seinem weniger begabten Bruder oder seiner Schwester wenig Wert auf eine angemessene Ausbildung legen. Aber wer weiß schon im voraus, welches der Kinder einmal die meiste Verantwortung übernehmen muss? Wie oft hat sich in dieser Beziehung die menschliche Sicht als falsch erwiesen! Man denke nur an Samuel, den Gott beauftragt hatte, unter den Söhnen Isais den herauszusuchen, der Israel später anstelle von Saul regieren sollte. Sieben gutaussehende junge Männer wurden ihm vorgestellt. Schon beim ersten dachte er des anziehenden Äußeren und der königlichen Haltung wegen: Das ist der neue König! Aber Gott sprach: „Laß dich von seinem Aussehen und von seiner Größe nicht beeindrucken. Er ist es nicht. Denn ich urteile nach anderen Maßstäben als die Menschen. Für die Menschen ist wichtig, was sie mit den Augen wahrnehmen können; ich dagegen schaue jedem Menschen ins Herz.“ 1 Ez.265.4 Teilen

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Auch bei den sechs anderen Söhnen Isais lautete Gottes Urteil: „Er ist es nicht!“, unabhängig davon, ob Samuel sie für geeignet hielt. Erst als David von den Schafen nach Hause gerufen wurde, konnte der Prophet seinen Auftrag erfüllen, denn der Herr sagte: „Das ist er ... salbe ihn!“ Ez.266.1 Teilen

Hätte Samuel entscheiden können, wäre Eliab, der älteste Sohn, König von Israel geworden. Aber das wäre ein Fehler gewesen, denn offenbar verfügten weder er noch seine sechs Brüder über die charakterlichen Voraussetzungen, Gottes Volk zu regieren. Sie waren zu stolz, zu ehrgeizig und zu selbstsicher. Gott wählte ausgerechnet den Jüngsten, dem die Brüder nicht allzuviel zutrauten, der aber aufrichtigen Herzens war, Gott kindlich vertraute und sich selbst nicht so wichtig nahm. Ihn konnte Gott noch formen und so auf die schwere Aufgabe vorbereiten, Israel im Sinne Gottes zu regieren. Ez.266.2 Teilen

So ist es bis heute geblieben. So manches Kind, dem Eltern und Geschwister nicht viel zutrauen, hat Gott mit Gaben und Fähigkeiten beschenkt, die weitaus wertvoller sind, als die Eigenschaften und Begabungen derer, von denen die Eltern viel erwarten. Ez.266.3 Teilen

Und wenn wir an die vielfältigen Möglichkeiten denken, die das Leben dem einzelnen bietet: wer kann da entscheiden, was groß ist und was klein? Mancher „unbedeutende“ Mensch hat Dinge in Bewegung gesetzt, die der Welt zum Segen wurden, und dadurch so viel bewirkt, dass manche bedeutende Persönlichkeit vor Neid erblassen müßte. Ez.266.4 Teilen

Laßt allen Kindern die bestmögliche Erziehung und Ausbildung angedeihen, damit sie auch schwierigen Aufgaben gewachsen sind. In der Bibel heißt es: „Säe am Morgen deine Saat aus, leg aber auch am Abend die Hände nicht in den Schoß! Denn du weißt nicht, ob das eine oder das andere gedeiht — oder vielleicht sogar beides zusammen!“ 1 Ez.266.5 Teilen

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Der Platz, der uns im Leben zugewiesen wird, ist abhängig von unseren Fähigkeiten. Die Menschen sind ganz unterschiedlich in ihren Anlagen, ihren Entwicklungsmöglichkeiten und ihrem Leistungsvermögen. Das müssen wir einfach akzeptieren. Gott erwartet ja auch nicht, dass ein Ysopstrauch genauso groß wird wie eine Zeder oder ein Olivenbaum so hoch wie eine Palme. Aber jeder sollte mit Gottes Hilfe nach dem höchsten für ihn erreichbaren Ziel streben. Viele schöpfen ihre Gaben und Fähigkeiten nur deshalb nicht aus, weil sie sich nicht nach Kräften darum bemühen. Sie strecken sich auch zu wenig nach der Kraft aus, die sie von Gott bekommen könnten. Vielen fehlt die Ausdauer, auf dem Weg zu bleiben, der sie zum Erfolg führen würde. Andere schlagen eine Laufbahn ein, für die sie nicht geeignet sind, weil sie meinen, sie seien zu Höherem bestimmt. Sie wollen unbedingt einen akademischen Beruf ausüben, und während sie vielleicht gute Landwirte, Handwerker oder Krankenschwestern geworden wären, quälen sie sich nun mehr schlecht als recht als Pastoren, Rechtsanwälte oder Ärzte durchs Leben. Ez.267.1 Teilen

Wir sollten mehr danach fragen, was Gott mit uns vorhat und von uns erwartet. Dazu gehört, dass wir die jeweilige Arbeit so gut wie möglich erledigen und alle Entscheidungen unter Gottes Führung stellen. Das sind Regeln, die uns auch bei der Wahl des richtigen Berufs helfen können. Ez.267.2 Teilen

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