Portrait von Ellen White
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Kapitel 24: Ausbildung der Handfertigkeit
Kapitel 24: Ausbildung der Handfertigkeit
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„Und siehe zu, dass du es machst nach dem Bilde,das du auf dem Berge gesehen hast.“2.Mose 25,40. Ez.206 Teilen

Kapitel 25: Erziehung und Charakter

„Weisheit und Verstand wird die Sicherheit deiner Zeitläufe sein.“ Ez.206 Teilen

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Wahre Erziehung sieht nicht am Wert wissenschaftlicher Erkenntnis und literarischer Fähigkeiten vorbei, doch über das Wissen setzt sie die Kraft, über die Kraft das Gutsein und über geistige Errungenschaften den Charakter. Die Welt benötigt nicht so sehr Männer mit großem Verstand als solche mit edlem Charakter. Sie braucht Menschen, deren Können von Grundsatztreue bestimmt wird. Ez.209.1 Teilen

„Der Weisheit Anfang ist: Erwirb Weisheit!“ „Der Weisen Zunge macht die Lehre lieblich.“ Sprüche 14,7 (Jubiläumsbibel); 15,2. Wahre Erziehung vermittelt diese Weisheit. Sie lehrt uns die beste Nutzung nicht nur einer, sondern aller unserer Kräfte und Fähigkeiten. Damit umschreibt sie den ganzen Kreis unserer Verpflichtungen: gegen uns selbst, gegenüber der Welt und gegen Gott. Ez.209.2 Teilen

Die Charakterbildung ist die wichtigste Aufgabe, die je menschlichen Wesen anvertraut wurde, und nie zuvor war es so wichtig, sich ernsthaft mit ihr zu beschäftigen wie jetzt. Keiner früheren Generation war es bestimmt, sich mit so bedeutsamen Entwicklungen auseinanderzusetzen. Niemals zuvor sahen sich junge Männer und Frauen so großen Gefahren gegenüber wie heute. Ez.209.3 Teilen

In welcher Richtung bewegt sich die übliche Erziehung in dieser unserer Zeit? Auf welchen Grundwesenszug ist sie zumeist abgestellt? Auf die Ichsucht! Vieles heutzutage spottet der Bezeichnung Erziehung. Wahre Erziehung wirkt nämlich dem selbstsicheren Ehrgeiz, der Machtgier, der Mißachtung von Menschheitsnöten und -rechten entgegen. Macht dies nicht alles den Fluch unserer Erde aus? Gott hat einen Platz für jedes Menschenkind vorgesehen. Ein jedes soll seine Fähigkeiten aufs höchste entwickeln. Treue hierin macht jedem Ehre, ob es nun der Gaben viel oder wenig mitbekommen hat. Es gibt keinen Raum für selbstsüchtige Rivalität im Plane Gottes. Die, so „sich an sich selbst messen und halten allein von sich selbst, verstehen ... nichts“. Was wir auch tun, soll geschehen „aus dem Vermögen, das Gott darreicht“. Es soll getan werden „von Herzen als dem Herrn und nicht den Menschen, und wisset, dass ihr von dem Herrn empfangen werdet die Vergeltung des Erbes; denn ihr dienet dem Herrn Christus“. 2.Korinther 10,12; 1.Petrus 4,11; Kolosser 3,23.24. Kostbar sind der so verrichtete Dienst und die Bildung, die man sich durch die Befolgung dieser Grundsätze erwirbt. Doch wie anders ist größtenteils unsere heutige Erziehung! Von frühester Kindheit an stachelt sie Ehrgeiz und Geltungsstreben auf; sie nährt die Wurzel alles Übels: die Selbstsucht. Ez.209.4 Teilen

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So entsteht der Kampf um den ersten Platz in der Klasse; auch dem System des „Einpaukens“, das in so vielen Fällen die Gesundheit zerstört und leistungsunfähig macht, wird dadurch Vorschub geleistet. Bei manchen anderen führt die Geltungssucht zur Unehrlichkeit, und indem sie Ehrgeiz und Unzufriedenheit nährt, verbittert sie das Leben. Sie trägt dazu bei, die Welt mit jenen ruhelosen, wildbewegten Geistern anzufüllen, die eine beständige Bedrohung der menschlichen Gesellschaft darstellen. Ez.210.1 Teilen

Dabei lauert die Gefahr nicht nur in den Methoden, sondern auch in dem Lehrstoff. Bei welchen Werken läßt man die jugendlichen Geister die empfänglichsten Jahre hindurch verweilen? Aus welcherart Quellen lehrt man sie beim Studium der Sprachen und der Literatur schlürfen? Aus dem Born des Heidentums, aus Brunnen, in denen die Verderbtheit der Alten zusammenfließt. Die Schüler werden angehalten, sich in Schriftsteller zu vertiefen, von denen unwidersprochen gilt, dass sie die Grundsätze der Sittlichkeit nicht achteten. Und von wie vielen modernen Autoren könnte dasselbe gesagt werden! Bei so manchem sind Anmut und Schönheit der Sprache nur die Hülle für Grundsätze, die den Leser in ihrer wahren Häßlichkeit abstoßen würden! Ez.210.2 Teilen

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Daneben gibt es eine Unzahl von Romanschreibern, die zu angenehmen Träumen in Luftschlössern einladen. Diesen Schriftstellern kann man zwar keine Unsittlichkeit nachsagen, und doch wirkt ihr Werk nicht weniger zum Übel. Es beraubt Tausende und aber Tausende der Zeit, der Kraft und der Selbstzucht, die für die ernsten Lebensaufgaben erforderlich sind. Ez.211.1 Teilen

Im Studium der Naturwissenschaften, so wie es gewöhnlich betrieben wird, liegen ebenfalls große Gefahren. Die Entwicklungslehre und verwandte Irrtümer werden auf allen Unterrichtsstufen vom Kindergarten bis zur Hochschule gelehrt. Dadurch wird das naturwissenschaftliche Studium, das eine Erkenntnis Gottes vermitteln sollte, so mit menschlichen Spekulationen und Theorien durchsetzt, dass es zum Unglauben hinführt. Ez.211.2 Teilen

Sogar das Bibelstudium, wie man es nur zu oft in den Schulen betreibt, raubt der Welt den unermeßlichen Schatz des Wortes Gottes. Was die „höhere Kritik“ mit ihrem Zerlegen, Vermuten und Rekonstruieren leistet, zerstört den Glauben an die Bibel als göttliche Offenbarung; es beraubt Gottes Wort der Kraft, das Leben der Menschen zu lenken, zu erheben und zu beseelen. Ez.211.3 Teilen

Welchen Lehren ist die Jugend ausgesetzt, wenn sie in die Welt hinausgeht und deren sündhaften Verlockungen begegnet der Geldgier, der Sucht nach Vergnügen, Genuß, Prunk, Verschwendung und Luxus, der gegenseitigen Übervorteilung, dem Betrug, dem Raub und der Verderbnis? Ez.211.4 Teilen

Der Spiritismus behauptet, dass die Menschen ungefallene Halbgötter seien, dass „ein jeder Geist sich selbst richten wird“ dass „wahre Erkenntnis den Menschen über alle Gesetze stellt“. „Alle begangenen Sünden sind harmlos“, denn „was es auch immer gibt, ist gut“, und „Gott verdammt nicht“. Die gemeinsten Leute werden als im Himmel befindlich dargestellt, wo sie hohe Ehren genießen. Damit erklärt diese Bewegung allen Menschen: „Es ist gleich, was du tust; lebe, wie es dir gefällt, der Himmel ist deine Heimat.“ Unzählige sind dadurch zu dem Glauben verleitet worden, die Begierde sei das oberste Gesetz, Zügellosigkeit bedeute Freiheit, und der Mensch sei nur sich selbst verantwortlich. Was gewährleistet noch die Tugend, wenn solche Dinge schon in der Morgenfrühe des Lebens gelehrt werden, wo die Triebe am stärksten sind, wo Selbstbeherrschung und Reinheit am dringendsten not tun? Was soll dann die Welt davor bewahren, ein zweites Sodom zu werden? Ez.211.5 Teilen

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Gleichzeitig sucht die Anarchie alle Gesetze, nicht nur göttliche, nein, auch menschliche, hinwegzufegen. Die Zusammenballung von Macht und Reichtum, die großen Zweckgemeinschaften zur Bereicherung weniger auf Kosten der vielen, der Zusammenschluß der ärmeren Klassen zur Verteidigung ihrer Anliegen und Ansprüche, der Geist der Unruhe, des Aufruhrs und des Blutvergießens, die weltweite Ausbreitung jener Lehren, die zur Französischen Revolution führten das alles treibt darauf zu, die Welt in eine ähnliche Auseinandersetzung zu verwickeln, wie sie Frankreich erschütterte. Ez.212.1 Teilen

Solchen Einflüssen soll die Jugend von heute die Stirn bieten. Um inmitten solcher Umwälzungen standhalten zu können, muss sie jetzt den Grund für einen guten Charakter legen. Ez.212.2 Teilen

In jeder Generation und in jedem Lande ist das wahre Fundament und Leitbild für die Charakterbildung im Grunde dasselbe gewesen. Das göttliche Gesetz: „Du sollst Gott, deinen Herrn, lieben von ganzem Herzen ... und deinen Nächsten wie dich selbst“ (Lukas 10,27), die große Hauptregel, die sich im Leben und Wesen unseres Erlösers offenbart, bietet den einzigen sicheren Grund und Wegweiser. „Du wirst sichere Zeiten haben: Reichtum an Heil, Weisheit und Klugheit“ (Jesaja 33,6, rev. LB), jener Weisheit und Klugheit, die allein durch das Wort Gottes vermittelt werden können. Ez.212.3 Teilen

Sie sind heute ebenso wahr wie damals, als sie zu Israel gesprochen wurden, die Worte vom Gehorsam gegen Gottes Gebote: „Das wird eure Weisheit und Verstand sein bei allen Völkern.“ 5.Mose 4,6. Hier liegt die einzige Gewähr für die Redlichkeit des einzelnen, für die Lauterkeit des häuslichen Lebens, für das Wohl der Gesellschaft sowie für den festen Bestand der Nation. Inmitten aller Verworrenheit, aller Gefahren und widerstreitenden Ansprüche des Daseins gilt als einzig sichere Regel, das zu tun, was Gott sagt. „Das Gesetz des Herrn ist vollkommen“, und „wer das tut, der wird wohl bleiben“. Psalm 19,8; Psalm 15,5. Ez.212.4 Teilen

Kapitel 26: Lehrverfahren

„... Einfältigen Klugheit zu geben,dem Jüngling Erkenntnis und Besonnenheit.“ Ez.212 Teilen

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Ganze Epochen hindurch spielte das Gedächtnis für die Bildung die wesentliche Rolle. Dem Lernvermögen mutete man das Äußerste zu, während man die anderen geistigen Kräfte nicht entsprechend zur Entfaltung brachte. Die Schüler verwandten ihre Zeit darauf, den Kopf mühsam mit einem Wissen zu füllen, von dem sie nur sehr wenig verwerten konnten. Wenn der Geist derart mit Dingen belastet wird, die er weder verarbeiten noch verwandeln kann, wird er geschwächt. Er wird zu kraftvoller, selbständiger Bemühung unfähig und begnügt sich damit, auf das Urteil und die Wahrnehmung anderer zu bauen. Ez.213.1 Teilen

Manche, die die Schäden dieser Methode erkannten, sind ins andere Extrem gefallen. Nach ihrer Ansicht braucht der Mensch nur das zu entwickeln, was in ihm liegt. Eine solche Erziehung führt den Schüler zu Eigendünkel und schneidet ihn damit vom Quell aller wahren Kraft und Erkenntnis ab. Ez.213.2 Teilen

Die sittliche Tragweite einer Ausbildung, die nur in der Gedächtnisschulung besteht und dadurch das selbständige Denken unterbindet, wird zu gering eingeschätzt. Wenn der Schüler es aufgibt, für sich selbst zu denken und zu urteilen, wird er unfähig, zwischen Wahrheit und Irrtum zu unterscheiden, und fällt leicht der Täuschung zum Opfer. Man bringt ihn ohne große Mühe dahin, der Tradition und Sitte zu folgen. Ez.213.3 Teilen

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Es ist eine weithin und doch nie gefahrlos übersehene Tatsache, dass der Irrtum selten wirklich als Irrtum erscheint. Er gewinnt dadurch Eingang, dass er sich mit der Wahrheit mengt oder verbindet. Das Essen vom Baum der Erkenntnis des Guten und Bösen verursachte den Ruin unserer ersten Eltern, und die Annahme eines Gemisches von Gut und Böse ruiniert auch die Menschen unserer Tage. Wer sich auf das Urteil anderer verläßt, wird ganz gewiß früher oder später irregeführt werden. Ez.214.1 Teilen

Die Fähigkeit, zwischen Recht und Unrecht zu unterscheiden, können wir nur durch eine ganz persönliche Verbindung mit Gott erlangen. Jeder einzelne muss selbst durch das Wort von ihm lernen. Unsere Verstandeskräfte wurden uns gegeben, damit wir sie gebrauchen, und Gott wünscht, dass wir sie anwenden. „So kommt denn und laßt uns miteinander rechten“ (Jesaja 1,18), fordert er uns auf. Wenn wir auf ihn bauen, können wir die Weisheit erlangen, „Böses zu verwerfen und Gutes zu erwählen“ Jakobus 1,5; Jesaja 7,15. Ez.214.2 Teilen

Bei jedem echten Unterricht ist das persönliche Element wesentlich. Christus verfuhr in seinen Belehrungen individuell. Durch persönliche Fühlungnahme und engen Umgang erzog er die Zwölfe. In vertraulichem Gespräch, oft nur mit einem Zuhörer, erteilte er die kostbaren Belehrungen. Dem hochangesehenen Rabbi teilte er in jener nächtlichen Zusammenkunft auf dem Ölberg von seinem inneren Reichtum mit, desgleichen dem verrufenen Weibe am Brunnen von Sichar; denn er erkannte bei diesen Zuhörern das eindrucksfähige Herz, den offenen Sinn, den empfänglichen Geist. Aber auch die Menge, die so oft seine Schritte hemmte, war für Christus nicht eine unterschiedslose Masse menschlicher Wesen. Er sprach jede Seele unmittelbar an und wandte sich an jedes einzelne Herz. Er beobachtete die Gesichter seiner Hörer, gewahrte das Aufleuchten ihrer Mienen, den raschen zustimmenden Blick, der besagte, dass die Wahrheit ihre Seele getroffen hatte; und in seinem Herzen klang die Saite freudigen Verstehens wider. Ez.214.3 Teilen

Christus hatte einen Blick für die Möglichkeiten, die in jedem Menschen schlummern. Er ließ sich nicht beirren durch ein wenig versprechendes Äußeres oder durch eine ungünstige Umwelt. Matthäus berief er aus der Zollbude und Petrus samt seinen Brüdern vom Fischerboot weg, damit sie von ihm lernten. Ez.214.4 Teilen

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Ebensolche persönliche Anteilnahme, die gleiche Aufmerksamkeit für die individuelle Entwicklung brauchen wir heute in der Erziehungsarbeit. Viele scheinbar wenig versprechende Jugendliche sind reich mit Gaben ausgestattet, die nicht angewandt werden. Ihre Fähigkeiten liegen verborgen, weil es den Erziehern an Scharfblick fehlt. In manchen Jungen oder Mädchen, die äußerlich genau so wenig anziehend wirken wie ein roh behauener Stein, verbirgt sich kostbares Material, das den Erprobungen durch Stürme, Hitze und Widerstände standhält. Der wahre Erzieher wird voraussehen, was aus seinen Schülern werden kann, und deshalb den Wert des Werkstoffes, an dem er arbeitet, würdigen. Er wird sich persönlich für jeden einzelnen interessieren und alle seine Anlagen zu entwickeln suchen. Jede auch noch so unvollkommene Bemühung, rechten Grundsätzen zu folgen, wird er fördern. Ez.215.1 Teilen

Man sollte jedem jungen Menschen die Notwendigkeit und die machtvolle Wirkung der praktischen Anwendung des Gelernten klarmachen. Davon hängt der Erfolg weit stärker ab als von genialer oder talentvoller Veranlagung. Ohne kluge Anwendung erworbener Kenntnisse richten die glänzendsten Talente wenig aus, während bei richtigem Einsatz Personen mit ganz gewöhnlichen natürlichen Anlagen Wunder vollbracht haben. Das Genie schließlich, dessen Leistungen wir bestaunen, ist fast immer mit unermüdlicher, gesammelter Anstrengung gepaart. Ez.215.2 Teilen

Die Jugend müßte lernen, auf die Entwicklung all ihrer Anlagen, der schwächeren wie der stärkeren, abzuzielen. Bei vielen besteht die Neigung, ihr Studium auf gewisse Gebiete zu beschränken, für die sie eine natürliche Vorliebe haben. Vor diesem Fehler sollte man sich hüten. Die natürlichen Veranlagungen deuten die Richtung der künftigen Lebensarbeit an und müssen sorgfältig gepflegt werden, wenn sie zu bejahen sind. Gleichzeitig muss man aber daran denken, dass ein wohlausgeglichener Charakter und hohe Leistungen sehr stark von jener gleichmäßigen Entwicklung abhängen, die sich aus gründlicher, allseitiger Schulung ergibt. Ez.215.3 Teilen

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Der Lehrer sollte in seiner Darstellung stets schlicht, aber auf höchste Wirkung bedacht sein. Auch muss er viele Beispiele anführen und selbst bei äIteren Schülern sorgfältig darauf achten, jede Erklärung verständlich und deutlich nahezubringen. Viele Schüler, die an Jahren reif sind, sind dem Verständnis nach nur Kinder. Ez.216.1 Teilen

Ein wichtiger Faktor bei der erzieherischen Arbeit ist die Begeisterung. Hierzu gibt uns eine Bemerkung, die einst ein berühmter Schauspieler machte, einen nützlichen Hinweis. Der Erzbischof von Canterbury hatte ihm die Frage vorgelegt, warum Schauspieler in einem Theaterstück so mächtig auf ihre Zuhörer wirken, wenn sie von eingebildeten Dingen sprechen, während Prediger des Evangeliums beim Reden von wirklichen Dingen oft so wenig Eindruck machen. „Erlauben mir Ew. Gnaden mit aller Untertänigkeit zu sagen“, erwiderte der Schauspieler, „dass der Grund sehr einfach ist, es liegt an der Macht der Begeisterung. Wir auf der Bühne sprechen von eingebildeten Dingen, als ob sie wirklich wären; ihr auf der Kanzel redet von Tatsachen, als ob sie erfunden seien.“ Ez.216.2 Teilen

Der Lehrer hat es bei seiner Arbeit mit Wirklichkeiten zu tun, und er sollte mit all der Kraft und Begeisterung von ihnen reden, die ein Wissen um ihre Echtheit und Bedeutung einflößen kann. Ez.216.3 Teilen

Jeder Lehrer muss zusehen, dass sein Werk bestimmte Ergebnisse zeitigt. Ehe er versucht, den Lehrstoff darzubieten, sollte er einen fest umrissenen Plan im Kopf haben und wissen, worauf er abzielt. Er darf sich bei den Ausführungen über ein Thema nicht eher zufriedengeben, als bis der Schüler den Grundgedanken verstanden hat, seine Richtigkeit erkennt und fähig ist, das Gelernte klar auszusprechen. Ez.216.4 Teilen

Solange das große Ziel der Erziehung im Auge behalten wird, sollte man den jungen Menschen anspornen, bis an die äußersten Grenzen seiner Fähigkeiten vorzudringen. Aber ehe er höhere Zweige des Studiums aufgreift, sollte er die unteren beherrschen; dies wird zu oft übersehen. Selbst bei den Studenten der Hochschulen und Universitäten bestehen noch starke Lücken im Allgemeinwissen. Viele Schüler verwenden ihre Zeit auf höhere Mathematik, während sie zu einer einfachen Buchführung unfähig sind. Viele üben sich im Vortrag, um sich mit Redekunst zu schmücken, und sind dabei nicht einmal in der Lage, verständlich und ausdrucksvoll zu lesen. Gar manche, die das Studium der Rhetorik abgeschlossen haben, versagen in Aufbau und Rechtschreibung eines gewöhnlichen Briefes. Ez.216.5 Teilen

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An der gründlichen Beherrschung der wesentlichen Wissensgebiete sollte sich nicht nur entscheiden, ob man zu höheren Lehrgängen zugelassen wird, sondern auch, ob man seine Studien fortsetzen sollte und ob man Fortschritte darin macht. Ez.217.1 Teilen

In jedem Bildungszweig lassen sich Ziele erreichen, die bedeutsamer sind als alles, was man sich durch bloße technische Kenntnisse erwirbt. Man nehme zum Beispiel die Sprache. Wichtiger als die Aneignung von lebenden oder toten Fremdsprachen ist die Fähigkeit, die Muttersprache fließend und genau sprechen zu können; doch keine Fertigkeit, die man mit Hilfe von grammatischen Regeln erlangt, kann sich an Bedeutung mit einem Sprachstudium von höherer Warte aus messen. Mit einem solchen Lernen verknüpft sich in hohem Maße Wohl oder Wehe des Daseins. Ez.217.2 Teilen

Haupterfordernis der Sprache ist, dass sie rein, gütig und wahr sei „Ausdruck einer inneren Anmut“. Gott sagt: „Was wahrhaftig ist, was ehrbar, was gerecht, was keusch, was lieblich, was wohllautet, ist etwa eine Tugend, ist etwa ein Lob, dem denket nach!“ Philipper 4,8. Wenn die Gedanken dieser Art sind, wird auch der Ausdruck entsprechend sein. Ez.217.3 Teilen

Die beste Schule für solche Sprachpflege bildet das Heim. Doch weil die Aufgabe des Heimes so oft außer acht gelassen wird, fällt es dem Lehrer zu, seinen Schülern zu rechten Sprachgewohnheiten zu verhelfen. Der Lehrer kann viel zum Abbau jener üblen Gewohnheiten beitragen, die im öffentlichen Leben unter Nachbarn und im Heim so viel Unheil anrichten: der Unsitte des Verleumdens, des Klatschens und der unfreundlichen Kritik. Dabei sollte er keine Mühe scheuen. Man präge den Schülern ein, dass diese Unsitte einen Mangel an Bildung, Anstand und wahrer Herzensgüte verrät. Macht sie uns doch untauglich für die Gesellschaft der wirklich gebildeten und feinen Menschen dieser Welt und auch für den Umgang mit den heiligen Wesen des Himmels. Ez.217.4 Teilen

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Mit Schrecken denken wir an den Kannibalen, der das noch warme und zuckende Fleisch seines Opfers verzehrt. Sind aber die Folgen dieses Brauches schlimmer als die Qual und das Elend, die durch Verdächtigungen, Verleumdungen und lieblose Kritik hervorgerufen werden? Ez.218.1 Teilen

Kinder und Jugendliche mögen lernen, was Gott über solche Dinge sagt: „Tod und Leben steht in der Zunge Gewalt.“ Sprüche 18,21. In der Heiligen Schrift werden die Verleumder mit „Gottesverächtern“, mit denen, die „erfinderisch sind im Bösen“ (Menge-Übersetzung), die lieblos, „unversöhnlich, unbarmherzig“, „voll Neides, Mordes, Haders, List giftig“ sind, in einem Atemzuge genannt. Es ist „Gottes Gerechtigkeit, dass, die solches tun, des Todes würdig sind“. Römer 1,30.31.29.32. Wer von Gott unter die Bürger Zions gerechnet wird, der „redet die Wahrheit von Herzen“; von dem gilt, dass er „mit seiner Zunge nicht verleumdet ... und seinen Nächsten nicht schmäht“. Psalm 15,2.3. Ez.218.2 Teilen

Das Wort Gottes verurteilt auch den Gebrauch jener sinnlosen Redensarten und Füllwörter, die ans Gewöhnliche grenzen. Es verdammt die trügerischen Komplimente, die Ausflüchte, die Übertreibungen, die Vorspiegelungen, wie sie in der Gesellschaft und im Geschäftsleben üblich sind. „Eure Rede aber sei: Ja, ja; nein, nein. Was darüber ist, das ist vom Übel.“ Matthäus 5,37. „Wie ein Unsinniger mit Geschoß und Pfeilen schießt und tötet, also tut ein falscher Mensch mit seinem Nächsten und spricht darnach: Ich habe gescherzt.“ Sprüche 26,18.19. Ez.218.3 Teilen

Dem Klatsch eng verschwistert ist die verschleierte Anspielung, der geschickte Hinweis, mit denen die unreinen Gemüter das Böse anzudeuten suchen, das sie nicht offen zum Ausdruck zu bringen wagen. Die Jugend sollte erzogen werden, solche Machenschaften schon in den Anfängen zu scheuen wie den Aussatz. Ez.218.4 Teilen

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In der Redeweise gibt es vielleicht keinen Fehler, über den sich alt und jung leichter hinwegsetzte, als hastiges, ungeduldiges Sprechen. Man sieht es als ausreichende Entschuldigung an, wenn man geltend macht: „Ich habe nicht aufgepaßt und meinte in Wirklichkeit nicht, was ich sagte.“ Aber Gottes Wort nimmt dies nicht so leicht. Die Schrift sagt: „Siehst du einen, der schnell ist, zu reden, da ist am Narren mehr Hoffnung denn an ihm.“ Sprüche 29,20. „Ein Mann, der seinen Geist nicht halten kann, ist wie eine offene Stadt ohne Mauern.“ Sprüche 25,28. In einem einzigen Augenblick kann durch die rasche, leidenschaftliche, unbekümmerte Zunge ein Schaden angerichtet werden, den die Reue eines ganzen Lebens nicht wieder gut macht. Ach, wie viele Herzen wurden gebrochen, wie viele Freunde entzweit, wie manches Leben scheiterte infolge der harten, raschen Worte von Menschen, die hätten helfen und heilen können! „Wer unvorsichtig herausfährt, sticht wie ein Schwert; aber die Zunge der Weisen ist heilsam.“ Sprüche 12,18. Ez.219.1 Teilen

Ein Wesenszug sollte bei jedem Kind besonders gehegt und gepflegt werden: jene Bescheidenheit, die dem Leben erst seine rechte, unbewußte Anmut verleiht. Von allen hervorragenden Eigenschaften ist diese die schönste; für jede wahre Lebenserfüllung liefert sie die wesentliche Voraussetzung. Ez.219.2 Teilen

Kinder brauchen Wertschätzung, Teilnahme und Ermutigung. Man sollte sich aber hüten, Ehrsucht in ihnen zu nähren. Es ist nicht klug, ihnen besondere Beachtung zu schenken oder ihre gescheiten Aussprüche in ihrem Beisein zu wiederholen. Eltern oder Lehrer, die das wahre charakterliche Ideal und die Möglichkeiten zur Vollendung im Auge behalten, können den Eigendünkel nicht hätscheln oder fördern. Sie werden den Jugendlichen nicht in dem Wunsch oder in seinen Bemühungen bestärken, seine Fähigkeit oder Tüchtigkeit zur Schau zu stellen. Wer über sich selbst hinausblickt, wird demütig sein; aber er wird dabei eine Würde besitzen, die sich nicht durch äußeres Gepränge oder durch menschliche Größe aus der Fassung bringen läßt. Ez.219.3 Teilen

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Nicht durch willkürliche Regeln oder Gesetze entwickelt sich charakterliche Schönheit, sondern durch Verweilen in der Atmosphäre des Reinen, Edlen und Wahren. Reinheit des Herzens und Adel des Charakters werden sich in der Lauterkeit und Vornehmheit der Handlungen und Worte offenbaren. „Wer ein treues Herz und liebliche Rede hat, des Freund ist der König.“ Sprüche 22,11. Ez.220.1 Teilen

Wie mit der Sprachpflege, so ist es auch mit jedem anderen Studium; es kann so durchgeführt werden, dass es zur Stärkung und Entwicklung des Charakters gereicht. Von keinem Lerngegenstand gilt dies mehr als von der Geschichte. Man sollte sie von der göttlichen Warte aus betrachten. Die Weltgeschichte wird nur zu oft so gelehrt, dass sie nicht viel mehr als eine Kunde vom Aufstieg und Untergang der Könige, vom Ränkespiel der Höfe, von Siegen und Niederlagen der Heere — ein einziger Bericht von Ehrgeiz und Begehrlichkeit, von Täuschung, Grausamkeit und Blutvergießen ist. So dargeboten kann das Ergebnis des Unterrichts nur nachteilig sein. Das geradezu unerträgliche Aufzählen von Verbrechen und Scheußlichkeiten, die Schilderungen von Greueln und Grausamkeiten säen eine Saat, die in manchem Leben eine böse Ernte zeitigt. Es ist viel besser, im Lichte des Wortes Gottes die Ursachen zu erkennen, die den Aufstieg und den Fall der Königreiche bestimmen. Man lasse die Jugend diese Berichte studieren, damit sie sieht, wie das wahre Glück der Nationen stets von der Annahme der göttlichen Grundsätze abhing. Der junge Mensch betrachte die Geschichte der großen Reformationsbewegungen und erkenne, wie oft jene Grundwahrheiten, die, verachtet und gehaßt, ihre Verfechter in den Kerker und aufs Schafott brachten, gerade durch diese Opfer triumphierten. Ez.220.2 Teilen

Ein solches Studium vermittelt eine weite, umfassende Schau vom Leben. Es hilft der Jugend, etwas von seinen Zusammenhängen zu verstehen — wie wundersam wir im großen Bruderbund der menschlichen Gesellschaft und der Völker aufeinander angewiesen sind und wie sehr die Bedrückung oder Erniedrigung eines Gliedes allen zum Schaden gereicht. Ez.220.3 Teilen

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Bei der Beschäftigung mit Zahlen sollte der Vorgang praktisch gestaltet werden. Jeder Jugendliche und jedes Kind bedürfen nicht nur der Anweisung, wie man erfundene Aufgaben löst, sondern vielmehr, wie über eigene Einnahmen und Ausgaben genau Buch zu führen ist. Sie sollen das Geld recht gebrauchen lernen, indem sie es verwenden. Man unterrichte die Jungen und Mädchen darin, ihre eigene Kleidung, ihre Bücher und andere notwendige Gegenstände auszuwählen und zu kaufen, ganz gleich, ob ihre Eltern sie versorgen oder ob sie selbst ihren Lebensunterhalt bestreiten. Wenn sie dann über ihre Ausgaben Buch führen, werden sie wie kaum auf eine andere Art den Wert und den rechten Gebrauch des Geldes begreifen. Diese Übung wird ihnen helfen, wahre Sparsamkeit von Knickerigkeit einerseits und von Verschwendung andererseits zu unterscheiden. Richtig gelenkt, wird sie Mildtätigkeit zur Gewohnheit machen. Sie wird die Jugend das Geben lehren, nicht aus augenblicklicher Eingebung, wenn ihr Gefühl sich regt, sondern in regelmäßiger und planvoller Weise. Ez.221.1 Teilen

Auf solche Art kann jedes Studium dazu beitragen, das größte aller Probleme zu lösen, nämlich Männer und Frauen dahin zu erziehen, dass sie den Anforderungen des Lebens auf die bestmögliche Weise gerecht werden. Ez.221.2 Teilen

Kapitel 27: Gutes Benehmen

„Die Liebe stellet sich nicht ungebärdig.“ Ez.221 Teilen

Der Wert der Höflichkeit wird zu wenig geschätzt. Manchen, die ein gütiges Herz haben, fehlt die freundliche Art. Viele Menschen, deren Aufrichtigkeit und Gradheit Achtung abnötigen, legen einen bedauerlichen Mangel an Liebenswürdigkeit an den Tag. Dieser Mangel trübt ihr eigenes Glück und beeinträchtigt ihren Dienst für andere. Der Unhöfliche opfert vielfach aus bloßer Gedankenlosigkeit ein gut Teil der schönsten und nutzbringendsten Lebenserfahrungen. Ez.221.3 Teilen

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Heiterkeit und Höflichkeit sollten besonders von Eltern und Lehrern gepflegt werden. Bei allen können eine frohe Miene, eine milde Stimme und höfliche Umgangsformen zu finden sein; diese üben einen starken Einfluß aus. Kinder werden durch ein heiteres, sonniges Wesen angezogen. Sei freundlich und höflich gegen sie, und sie werden dir und andern gegenüber denselben Geist offenbaren. Ez.222.1 Teilen

Wahre Höflichkeit erlernt sich nicht durch die bloße Befolgung von Anstandsregeln. Ein schickliches Benehmen ist freilich immer angebracht; überall dort, wo die Grundsatztreue nicht verletzt wird, führt die Rücksicht auf den andern dazu, dass man geltende Sitten befolgt; doch wahre Höflichkeit erfordert nicht, dass man dem allgemeinen Brauch einen Grundsatz opfert. Sie kennt keine Kaste. Sie lehrt Selbstachtung, Achtung vor der Menschenwürde und Rücksicht auf jedes Glied der großen menschlichen Bruderschaft. Ez.222.2 Teilen

Es besteht die Gefahr, dass man zuviel Wert auf Manieren und bloße Form legt und auf die Aneignung dieser Dinge zuviel Zeit verwendet. Das von jedem Jugendlichen geforderte Leben eifrigen Strebens, die harte, oft unangemessene Arbeit, die schon zur Erfüllung der Alltagspflichten erforderlich sind und mehr noch, wenn es gilt, die schwere Weltbürde der Unwissenheit und des Elends zu erleichtern, lassen wenig Raum für Förmlichkeiten. Ez.222.3 Teilen

Das Wesen wahrer Höflichkeit ist Rücksicht auf den andern. Die eigentliche, bleibende Erziehung stärkt das Mitgefühl und hält zur Freundlichkeit gegen jedermann an. Jene sogenannte Bildung, die einen Jugendlichen nicht ehrerbietig gegen seine Eltern macht, so dass er ihre Vorzüge schätzt, ihre Mängel geduldig trägt und ihre Bedürfnisse befriedigt, ist ein Fehlschlag. Was ihn nicht rücksichtsvoll, zartfühlend, weitherzig und hilfsbereit gegen Junge, Alte und Unglückliche und nicht höflich gegen alle Welt sein läßt, ist umsonst gewesen. Ez.222.5 Teilen

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Wirklichen Adel des Denkens und der Gesittung eignet man sich besser in der Schule des göttlichen Lehrmeisters an als durch die Beachtung feststehender Regeln. Wenn seine Liebe das Herz durchdringt, gibt sie dem Charakter jenen edlen Schliff, der ihn nach seinem Bilde formt. Diese Erziehung verleiht eine Würde und ein Schicklichkeitsgefühl himmlischen Ursprungs. Sie verhilft zu jener Herzenswärme und Zartheit im Benehmen, an die das oberflächliche Getue der eleganten Gesellschaft niemals herankann. Ez.223.1 Teilen

Die Bibel fordert zur Höflichkeit auf und liefert viele Beispiele für die selbstlose Gesinnung, den zarten Anstand und die gewinnende Art, die das Wesen wahrer Gesittung ausmachen. Das alles ist ja doch nur ein Widerschein des Charakters Christi. Alles echte Zartgefühl, alle wirkliche Höflichkeit in der Welt, selbst bei denen, die seinen Namen nicht anerkennen, stammen von ihm. Und er möchte, dass sich diese Merkmale in seinen Kindern vollkommen widerspiegeln. Seine Absicht ist, dass die Menschen in uns seine Schönheit schauen. Ez.223.2 Teilen

Die wertvollste Abhandlung über gutes Verhalten, die jemals abgefaßt wurde, findet sich in der kostbaren Unterweisung, die der Erlöser durch den Heiligen Geist über den Apostel Paulus — gab Worte, die jedem Menschen, ob jung oder alt, unauslöschlich ins Gedächtnis geprägt werden sollten: „... auf dass auch ihr einander liebhabet“, „wie ich euch geliebt habe.“ Johannes 13,34. Ez.223.3 Teilen

„Die Liebe ist langmütig und freundlich,Die Liebe eifert nicht,Die Liebe treibt nicht Mutwillen,Sie blähet sich nicht, Ez.223 Teilen

sie stellet sich nicht ungebärdig,Sie suchet nicht das Ihre,Sie läßt sich nicht erbittern,Sie rechnet das Böse nicht zu,Sie freuet sich nicht der Ungerechtigkeit,Sie freuet sich aber der Wahrheit;Sie verträgt alles,Sie glaubet alles,Sie hoffet alles,Sie duldet alles.Die Liebe höret nimmer auf.“ 1.Korinther 13,4-8. Ez.223.4 Teilen

224

Eine andere köstliche Tugend, die sorgfältig gepflegt werden sollte, ist Ehrfurcht. Wahre Ehrfurcht vor Gott wird durch die Erkenntnis seiner unendlichen Größe und durch das Bewußtsein seiner Gegenwart in uns geweckt. Mit dieser Haltung zu dem Unsichtbaren müßte man jedes Kinderherz zutiefst erfüllen. Dem Kind sollte eingeprägt werden, die Stunde und den Ort des Gebetes sowie die öffentlichen Gottesdienste als heilig zu betrachten, weil Gott dabei gegenwärtig ist. Wenn man in Haltung und Benehmen Ehrfurcht bekundet, vertieft sich das Gefühl, aus dem sie gespeist wird. Ez.224.1 Teilen

Es wäre gut für alt und jung, jene Worte der Heiligen Schrift zu betrachten, zu erwägen und öfters zu wiederholen, welche zeigen, wie der durch Gottes besondere Gegenwart gekennzeichnete Ort angesehen werden sollte. „Zieh deine Schuhe aus von deinen Füßen“, befahl der Herr Mose beim brennenden Busch, „denn der Ort, darauf du stehst, ist ein heilig Land!“ 2.Mose 3,5. Ez.224.2 Teilen

Nachdem Jakob das Gesicht von den Engeln gesehen hatte, rief er aus: „Gewiß ist der Herr an diesem Ort, und ich wußte es nicht ... Hier ist nichts anderes denn Gottes Haus, und hier ist die Pforte des Himmels.“ 1.Mose 28,16.17. Ez.224.3 Teilen

„Der Herr ist ein großer GottUnd ein großer König über alle Götter ... Ez.224 Teilen

Kommt, laßt uns anbeten und knienUnd niederfallen vor dem Herrn, der uns gemacht hat.“ Ez.224.5 Teilen

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„Er hat uns gemacht — und nicht wir selbst —Zu seinem Volk und zu Schafen seiner Weide.Gehet zu seinen Toren ein mit Danken,Zu seinen Vorhöfen mit Loben;Danket ihm, lobet seinen Namen!“ Psalm 95,3-6; Psalm 100,3.4. Ez.225.1 Teilen

Auch den Namen Gottes sollte man nur ehrerbietig nennen; nie darf er leichtfertig oder gedankenlos ausgesprochen werden. Sogar im Gebet sollte man seine häufige oder unnötige Wiederholung vermeiden. „Heilig und hehr ist sein Name.“ Psalm 111,9. Engel verhüllen ihr Angesicht, wenn sie ihn aussprechen. Mit welcher Ehrerbietung sollten wir, die wir gefallen und sündig sind, ihn auf unsere Lippen nehmen! Ez.225.2 Teilen

Wir sollten das Wort Gottes mit Ehrfurcht behandeln. Dem gedruckten Wort Gottes müssen wir Achtung bezeugen, indem wir es niemals wie ein alltägliches Ding benutzen oder achtlos damit umgehen. Nie darf eine Schriftstelle im Scherz angeführt oder umschrieben werden, um eine witzige Bemerkung zu machen. „Alle Worte Gottes sind durchläutert“, sie sind „wie durchläutert Silber im irdenen Tiegel, bewähret siebenmal“. Sprüche 30,5; Psalm 12,7. Ez.225.3 Teilen

Vor allem sollte den Kindern nahegebracht werden, dass sich wahre Ehrerbietung im Gehorsam zeigt. Gott hat nichts Unwesentliches geboten, und Ehrfurcht tut sich auf keine ihm wohlgefälligere Weise kund, als wenn wir seinen Weisungen gehorchen. Auch den Beauftragten Gottes: Predigern, Lehrern und Eltern, die berufen sind, an seiner Statt zu sprechen und zu handeln, sollte Ehrerbietung gezollt werden. Durch die Achtung, die man ihnen erweist, wird er geehrt. Ez.225.4 Teilen

Besonders den Alten gegenüber hat Gott zarte Rücksicht geboten. Er sagt: „Graue Haare sind eine Krone der Ehren, die auf dem Wege der Gerechtigkeit gefunden wird.“ Sprüche 16,31. Sie erzählen von durchfochtenen Kämpfen und errungenen Siegen, von der Last, die getragen, und von Versuchungen, denen widerstanden wurde. Sie weisen auf matte Füße hin, die ihrer Ruhe nahe sind, auf Lücken, die bald entstehen werden. Das rufe man den Kindern ins Bewußtsein; dann werden sie den Pfad der Alten durch ihre Höflichkeit und Achtung ebnen. Anmut und Schönheit werden ihr junges Leben zieren, wenn sie das Gebot beachten: „Vor einem grauen Haupt sollst du aufstehen und die Alten ehren.“ 3.Mose 19,32. Ez.225.5 Teilen

226

Es tut not, dass Väter, Mütter und Lehrer die Verantwortung mehr schätzen und würdigen, die Gott auf sie legte, denn er hat sie dem Kinde gegenüber zu seinen Stellvertretern gemacht. Ihr Charakter, der sich im täglichen Umgang offenbart, ist dem Kinde im guten wie im schlechten Sinne eine Auslegung jener Gottesworte: „Wie sich ein Vater über Kinder erbarmt, so erbarmt sich der Herr über die, so ihn fürchten.“ Psalm 103,13. „Ich will euch trösten, wie einen seine Mutter tröstet.“ Jesaja 66,13. Ez.226.1 Teilen

Glücklich das Kind, in dem solche Worte Liebe, Dankbarkeit und Vertrauen wecken, dem die Milde, die Rechtlichkeit und die Geduld von Vater, Mutter und Lehrer die Liebe, Gerechtigkeit und Langmut Gottes darstellen. Wohl ihm, wenn es durch Vertrauen, Unterordnung und Ehrerbietung gegen seine irdischen Beschützer Gott vertrauen, gehorchen und ihn ehren lernt. Wer seinem Kinde oder Schüler solche Gaben vermittelt, übereignet ihm einen Schatz, der kostbarer ist als der Reichtum aller Zeiten einen Hort von Ewigkeitsdauer. Ez.226.2 Teilen

Kapitel 28: Die Rolle der Kleidung in der Erziehung

„In anständigem Gewand ...“„Des Königs Tochter drinnen ist ganz herrlich.“ Ez.226 Teilen

Erziehung kann nicht umfassend sein, wenn sie nicht hinsichtlich der Kleidung rechte Grundsätze lehrt. Ohne solche klare Anweisungen wird die erzieherische Arbeit nur zu oft behindert und beeinträchtigt. Kleiderliebe und Modesucht stellen die schlimmsten Rivalen und wirksamsten Hindernisse für den Lehrer dar. Die Mode ist eine Herrin, die mit eiserner Hand regiert. In sehr vielen Heimen verwenden Eltern und Kinder all ihre Kraft, Zeit und Aufmerksamkeit darauf, den Forderungen der Mode nachzukommen. Die Reichen haben den Ehrgeiz, in der Anpassung an die stets wechselnden Moden einander auszustechen. Der Mittelstand und die ärmeren Klassen suchen sich möglichst dem Maßstab anzugleichen, den die angeblich über ihnen Stehenden festgesetzt haben. Wo die Mittel oder die Kräfte begrenzt sind und doch ein starkes Streben nach Eleganz besteht, wird die Belastung fast unerträglich. Ez.226.3 Teilen

227

Bei vielen kommt es nicht darauf an, wie kleidsam oder gar wie schön ein Gewand sei. Laßt die Mode wechseln, und es muss erneuert oder abgelegt werden. Die Familienangehörigen sind zu endloser Plackerei verurteilt. Da bleibt keine Zeit zur Kindererziehung, zum Gebet oder zum Bibelstudium, keine Zeit, den Kleinen zu helfen, dass sie Gott durch seine Werke kennenlernen. Ez.227.1 Teilen

Auch bleiben keine Zeit und kein Geld zur Liebestätigkeit. Oft wird der Speisezettel ungebührlich gekürzt. Die Nahrung ist schlecht ausgewählt und hastig zubereitet, und das gesunde Verlangen der Natur wird nur teilweise befriedigt. Es ergeben sich daraus falsche Essgewohnheiten, die Krankheiten verursachen oder zur Unmäßigkeit führen. Ez.227.2 Teilen

Die Liebe zum Prunk hat Verschwendungssucht im Gefolge und ertötet in vielen jungen Menschen die Sehnsucht nach einem edleren Leben. Statt eine Ausbildung zu erstreben, nehmen sie früh irgendeine Beschäftigung an, um Geld verdienen und der Modeleidenschaft huldigen zu können. Diese Sucht lockt manches junge Mädchen ins Verderben. Ez.227.3 Teilen

In manchem Heim werden die Verdienstmöglichkeiten überfordert. Der Vater, der nicht in der Lage ist, den Wünschen von Mutter und Kindern nachzukommen, wird zur Unehrlichkeit verlockt, und wieder endet alles in Schande und Auflösung. Ez.227.4 Teilen

Selbst der Ruhetag und der Gottesdienst sind der Herrschaft der Mode unterworfen. Sie bieten sogar Gelegenheit zu noch größerer Entfaltung ihrer Macht. Die Kirche wird zum Schaugelände, und man beschäftigt sich mehr mit dem Aufputz als mit der Predigt. Die Armen können den üblichen Ansprüchen nicht genügen und bleiben deshalb überhaupt vom Gottesdienst weg. Der Tag der Ruhe wird im Müßiggang verbracht und von der Jugend oft in sittengefährdender Gesellschaft. Ez.227.5 Teilen

228

Unpassende und unbequeme Kleidung macht die Mädchen in der Schule unfähig zum Studium und auch zur Erholung. Ihre Gedanken sind mit etwas anderem beschäftigt, und dem Lehrer wird es schwer, ihre Aufmerksamkeit zu erregen. Ez.228.1 Teilen

Um den Bann der Mode zu brechen, kann der Erzieher oft kein wirksameres Mittel finden als die Berührung mit der Natur. Schenkt den Schülern das nachhaltige Erlebnis von Fluß, See oder Meer, laßt sie die Berge erklettern, die Pracht des Sonnenunterganges schauen, die Schätze von Wald und Feld erkunden. Laßt sie die Freude an der Pflanzen- und Blumenpflege genießen, und ein zusätzliches Band, eine neue Krause wird nichts mehr bedeuten. Ez.228.2 Teilen

Man lehre die Jugend erkennen, dass Schlichtheit in der Kleidung wie in der Nahrung für hohes Denken unerläßlich ist Man bringe sie dahin, zu sehen, wie viel es zu lernen und zu tun gibt, wie kostbar die Tage der Jugend für die Vorbereitung des Lebenswerkes sind. Helft ihr erkennen, welche Reichtümer das Wort Gottes, das Buch der Natur und die Lebensbilder edler Menschen enthalten. Lenkt ihre Gedanken auf die Leidenden, denen sie Hilfe bringen kann. Man verhelfe ihr zu der Einsicht, dass jedes für Äußerlichkeiten hinausgeworfene Geldstück den Verschwender der Mittel beraubt, die Hungrigen zu speisen, die Nackten zu kleiden und die Traurigen zu trösten. Ez.228.3 Teilen

Die jungen Menschen können es sich nicht leisten, die großen Gelegenheiten ihres Lebens zu versäumen, ihr Denken verkümmern zu lassen, ihre Gesundheit und ihr Glück zugrunde zu richten, nur um Forderungen nachzukommen, die weder durch Vernunft und Bequemlichkeit noch durch besondere Anmut begründet sind. Ez.228.4 Teilen

Zugleich sollte man der Jugend die große Lehre der Natur vor Augen führen: „Er aber tut alles fein zu seiner Zeit.“ Prediger 3,11. Es ist unsere vornehmste Pflicht, ebenso wie in allen anderen Dingen den Schöpfer in der Kleidung zu ehren. Er wünscht, dass unser Gewand nicht nur gesund, sondern auch geschmackvoll und schicklich sei. Ez.228.5 Teilen

229

Man kann den Charakter einer Person an ihrer Art, sich zu kleiden, beurteilen. Ein verfeinerter Geschmack, ein gebildeter Geist offenbaren sich in der Wahl einfacher und geschmackvoller Kleider. Saubere Schlichtheit des Gewandes im Verein mit einem bescheidenen Benehmen wird ein junges Mädchen weithin mit jener Atmosphäre heiliger Zurückhaltung umgeben, die es vor tausend Gefahren schirmt. Man lehre die Mädchen, dass die Kunst, sich zu kleiden, auch die Fähigkeit einschließt, das eigene Gewand anzufertigen. Diesen Ehrgeiz sollte jedes Mädchen hegen. Er wird jene Brauchbarkeit und Unabhängigkeit verleihen, auf die man nicht verzichten kann. Ez.229.1 Teilen

Es ist recht, das Schöne zu lieben und zu begehren; Gott wünscht jedoch, dass wir am ersten nach der höchsten Schönheit trachten jener, die unvergänglich ist und an ihr Gefallen finden. Die erlesensten Erzeugnisse menschlicher Kunst halten den Vergleich mit jener Schönheit des Charakters nicht aus, die in seinen Augen „überaus köstlich“ ist. Ez.229.2 Teilen

Lehrt die Jugend und die kleinen Kinder jenes königliche Gewand aus „reiner und schöner Leinwand“ (Offenbarung 19,8) erwählen, das auf dem himmlischen Webstuhl gewoben wurde und das dereinst alle Heiligen auf Erden tragen werden. Dieses Kleid, der fleckenlose Charakter Christi, wird jedem Menschen frei angeboten. Alle jedoch, die es annehmen, werden es hier schon empfangen und tragen. Ez.229.3 Teilen

Unterweist die Kinder, dass sie das herrliche Gewand des Wesens Gottes anlegen, wenn sie sich den reinen Gedanken der Liebe aufschließen und Taten der Hilfsbereitschaft verrichten. Dieses Kleid wird sie hier anmutsvoll und beliebt machen und sie einst zum Eintritt in den Palast des Königs berechtigen. Seine Verheißung lautet: „Sie werden mit mir wandeln in weißen Kleidern, denn sie sind’s wert.“ Offenbarung 3,4. Ez.229.4 Teilen

Kapitel 29: Der Sabbat

„Derselbe ist ein Zeichen zwischen mir und euch,... dass ihr wisset, dass ich der Herr bin.“ Ez.229 Teilen

230

Der Wert des Sabbats als Erziehungsmittel ist nicht hoch genug zu veranschlagen. Was immer Gott von dem Unsern fordert, gibt er in reicherer, verwandelter Gestalt, mit seiner eigenen Herrlichkeit bekleidet, wieder zurück. Der Zehnte, den er von Israel forderte, war dazu bestimmt, das Abbild seines himmlischen Tempels, das sichtbare Zeichen seiner Gegenwart auf Erden, in glanzvoller Schönheit unter den Menschen zu erhalten. So wird uns auch der Teil unserer Zeit, den er sich ausbedingt, wiedergegeben und trägt dann seinen Namen und sein Siegel. Gott sagt: „Derselbe ist ein Zeichen zwischen mir und euch,... dass ihr wisset, dass ich der Herr bin.“ „Denn in sechs Tagen hat der Herr Himmel und Erde gemacht und das Meer und alles, was darinnen ist, und ruhete am siebenten Tage. Darum segnete der Herr den Sabbattag und heiligte ihn.“ 2.Mose 31,13; 2.Mose 20,11. Der Sabbat ist ein Zeichen der Schöpfer- und Erlöserkraft. Er weist auf Gott als die Quelle des Lebens und der Erkenntnis hin. Er erinnert an die ursprüngliche Herrlichkeit des Menschen und bezeugt damit die Absicht Gottes, uns nach seinem Bilde neu zu schaffen. Ez.230.1 Teilen

Der Sabbat und die Familie wurden beide im Paradies eingesetzt und sind im Plane Gottes untrennbar miteinander verbunden. An diesem Tage ist es uns eher als an irgendeinem anderen möglich, ein Leben wie im Garten Eden zu führen. Es war Gottes Absicht, dass die Glieder der Familie bei der Arbeit, beim Studium, im Gottesdienst und in der Erholung vereint sein sollten der Vater als Priester seines Hauses, die Eltern zusammen als Lehrer und Gefährten ihrer Kinder. Aber die Folgen der Sünde haben die Lebensbedingungen verändert und verhindern deshalb weitgehend diese Gemeinsamkeit. Oft sieht der Vater während der ganzen Woche kaum die Gesichter seiner Kinder. Es fehlt ihm fast völlig die Möglichkeit, gesellig mit ihnen zusammen zu sein oder sie zu belehren. Aber Gottes Liebe hat den Forderungen der Arbeit eine Grenze gesetzt. Über dem Sabbat hält er seine gnadenvolle Hand und wahrt der Familie an diesem seinem Tage die Möglichkeit, mit ihm selbst, mit der Natur und untereinander Gemeinschaft zu pflegen. Ez.230.2 Teilen

231

Da der Sabbat das Denkmal schöpferischer Macht ist, sollten wir an diesem Tage mehr als an jedem andern Gott in seinen Werken kennenzulernen suchen. In den Kindern müßte sich der bloße Gedanke an den Sabbat unlöslich mit der Schönheit der Schöpfung verbinden. Glücklich ist die Familie, die in der Weise, wie Jesus und seine Jünger zur Synagoge gingen am Sabbat quer durch Felder, an Seen entlang oder durch stille Haine zum Ort der Anbetung wandern kann. Wohl dem Vater und der Mutter, die ihren Kindern das geschriebene Wort Gottes mit anschaulichen Beispielen aus dem offenen Buch der Natur nahebringen können. Wohl ihnen, die sich unter grünen Bäumen, in reiner, frischer Luft versammeln dürfen, um die Bibel zu betrachten und den Vater droben im Liede zu preisen. Durch solche Geselligkeit können Eltern ihre Kinder mit unzerreißbaren Banden an sich und an Gott ketten. Ez.231.1 Teilen

Unschätzbar sind die Gelegenheiten, die der Sabbat für die geistige Schulung bietet. Die Sabbatschul-Betrachtung sollte nicht erst am Sabbatmorgen durch einen hastigen Blick auf den Lehrabschnitt gelernt werden, sondern sollte Gegenstand eines sorgfältigen, die ganze Woche füllenden Studiums sein. Dazu kommt die tägliche Wiederholung und Vertiefung anhand von Beispielen während der sechs Tage. Dadurch wird die Lektion im Gedächtnis verankert als ein Kleinod, das nie mehr ganz verlorengeht. Ez.231.2 Teilen

Beim Anhören der Predigt sollten Eltern und Kinder den Ausgangstext, angeführte Schriftstellen und so viel als möglich vom Gedankengang notieren, um zu Hause alles einander zu wiederholen. Dies wird den Verdruß, mit dem Kinder so oft geistlichen Ausführungen lauschen, weitgehend beheben und alle an Aufmerksamkeit und zusammenhängendes Denken gewöhnen. Beim Nachsinnen über solcherart entwickelte Gedankenvorgänge werden sich dem Schüler ungeahnte Schätze erschließen. In seinem eigenen Leben wird er die Wahrheit jener in der Bibel beschriebenen Erfahrung bestätigt finden: „Dein Wort ward meine Speise, da ich’s empfing; und dein Wort ist meines Herzens Freude und Trost.“ Jeremia 15,16. Ich „will über deine Satzungen sinnen“. Psalm 119,48 (Menge). „Sie sind köstlicher denn Gold und viel feines Gold ... Auch wird dein Knecht durch sie erinnert; und wer sie hält, der hat großen Lohn.“ Psalm 19,11.12. Ez.231.3 Teilen

Kapitel 30: Glaube und Gebet

„Es ist aber der Glaube eine gewisse Zuversicht des,das man hofft.“„Glaubet nur, dass ihr’s empfangen werdet,so wird’s euch werden.“ Ez.231 Teilen

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Glauben heißt Gott vertrauen voll Zuversicht, dass er uns liebt und am besten weiß, was gut für uns ist. Solche Gewißheit führt uns dahin, statt eigener Wege den Weg des Herrn zu erwählen. An Stelle unserer eigenen Unwissenheit nimmt der Glaube die Weisheit Gottes an, für unsere Schwachheit seine Stärke, für unser sündiges Wesen seine Gerechtigkeit. Unser Leben, unser Selbst gehört ja schon ihm; der Glaube aber bejaht Gottes Eigentumsrecht und empfängt die damit verbundenen Segnungen. Wahrhaftigkeit, Rechtschaffenheit und Reinheit werden immer mehr als Geheimnisse des Lebenserfolges genannt. Der Glaube ist es, der diese Wesensgrundlage in uns verwirklicht. Ez.232.1 Teilen

Jeder gute Anstoß, jedes edle Streben ist Gabe Gottes; der Glaube empfängt von Gott das Leben, das allein wahres Wachstum und wirkliche Tüchtigkeit zu erzeugen vermag. Ez.232.2 Teilen

Es sollte recht deutlich gemacht werden, wie man Glauben übt. Jede Verheißung Gottes ruht auf Bedingungen; wenn wir bereit sind, seinen Willen zu tun, steht uns seine ganze Kraft zu Gebote. Welche Gabe er auch verspricht - sie ist schon in der Verheißung enthalten. „Der Same ist das Wort Gottes.“ Lukas 8,11. So sicher die Eiche in der Eichel schlummert, so gewiß ruht auch das Geschenk Gottes in seinem Versprechen. Wenn wir die Verheißung annehmen, sind wir schon im Besitz der Gabe. Ez.232.3 Teilen

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Der Glaube, der uns in den Stand setzt, Gottes Gaben zu empfangen, ist selbst eine Gabe, die in gewissem Maße jedem Menschen zugeteilt ist; er wächst, wenn er in der Aneignung des Wortes Gottes betätigt wird. Um den Glauben zu stärken, müssen wir ihn oft mit dem Wort in Berührung bringen. Ez.233.1 Teilen

Beim Studium der Bibel sollte der Schüler die Macht des Wortes Gottes sehen lernen. Bei der Schöpfung sprach der Herr, da geschah es. „Er gebot: da stand es da.“ Er „ruft dem, was nicht ist, dass es sei“ (Psalm 33,9 (Menge); Römer 4,17), denn wenn er ruft, so ist’s vorhanden. Ez.233.2 Teilen

Wie oft haben Menschen, die ihr Vertrauen in das Wort Gottes setzten, der Macht einer ganzen Welt widerstanden, obwohl sie aus sich selbst heraus äußerst hilflos waren: Henoch, der ein reines Herz hatte und ein heiliges Leben führte, hielt fest an seinem Glauben, dass die Gerechtigkeit wider ein verderbtes Geschlecht von Spöttern siegen werde. Noah und seine Familie standen gegen die Menschen ihrer Zeit, Menschen von höchster Körper- und Geistesstärke, aber von tiefster sittlicher Verkommenheit. Da waren die Kinder Israel am Roten Meer, ein hilfloser, verschreckter Haufe von Sklaven sie sahen sich dem mächtigsten Heer der stärksten Nation auf dem Erdball gegenüber. David, ein Hirtenknabe, dem Gott den Thron verheißen hatte, behauptete sich gegen Saul, den regierenden Monarchen, der entschlossen war, seine Macht festzuhalten. Sadrach und seine Gefährten im Feuer trotzten dem Nebukadnezar auf dem Throne. Daniel hielt bei den Löwen gegen seine Widersacher stand, die höchste Regierungsstellen bekleideten. Jesus am Kreuz triumphierte über die jüdischen Priester und Machthaber, die selbst den römischen Landpfleger ihrem Willen gefügig machten. Paulus, der in Ketten dem Verbrechertode zugeführt wurde, wankte nicht vor Nero, dem Tyrannen eines Weltreiches. Ez.233.3 Teilen

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Solche Beispiele findet man nicht nur in der Bibel. Jeder Bericht über menschlichen Fortschritt weist sie in großer Zahl aus. Die Waldenser, die Hugenotten, Wiklif und Hus, Hieronymus und Luther, Tyndale und Knox, Zinzendorf und Wesley nebst zahllosen andern haben für die Macht des Wortes Gottes gegenüber menschlicher Kraft und Klugheit, die das Böse verteidigte, gezeugt. Diese alle bilden das wirkliche Adelsgeschlecht der Welt, ihren königlichen Stammbaum. Die Jugend von heute ist berufen, diese Linie fortzusetzen. Ez.234.1 Teilen

Der Glaube wird in den kleineren Dingen des Lebens nicht weniger benötigt als in den großen. In all unseren täglichen Anliegen und Geschäften wird uns durch unerschütterliches Vertrauen die stützende Kraft Gottes zur Wirklichkeit. Ez.234.2 Teilen

Menschlich gesehen ist das Leben für alle ein unbeschrittener Pfad. Es ist ein Weg, den jeder, soweit es sich um die letzten tiefen Erfahrungen handelt, für sich allein geht. Unser inneres Leben teilt kein anderer Mensch völlig mit uns. Wie ernsthaft sollte man sich bemühen, das Vertrauen des kleinen Kindes auf den sicheren Führer und Helfer zu richten, wenn es jene Reise antritt, auf der es früher oder später seinen eigenen Kurs wählen und sein ewiges Geschick entscheiden muss! Ez.234.3 Teilen

Als Schutz vor Versuchung und Ansporn zur Wahrhaftigkeit und Reinheit kommt kein anderer Einfluß dem Wissen um die Gegenwart Gottes gleich. „Es ist aber alles bloß und entdeckt vor seinen Augen. Von dem reden wir.“ „Deine Augen sind rein, dass du Übles nicht sehen magst, und dem Jammer kannst du nicht zusehen.“ Hebräer 4,13; Habakuk 1,13. Dieser Gedanke war Josephs Schutzwehr inmitten der Verderbtheit Ägyptens. Auf alle Reize der Versuchung lautete seine feste Antwort: „Wie sollte ich denn nun ein solch groß Übel tun und wider Gott sündigen?“ 1.Mose 30,9. Zu solch einem Schilde wird der Glaube für jede Seele werden, die ihn hegt. Ez.234.4 Teilen

Nur das Bewußtsein der Gegenwart Gottes kann die Furcht bannen, die einem schüchternen Kinde das Leben zu einer Last machen würde. Man präge ihm die Verheißung ein: „Der Engel des Herrn lagert sich um die her, so ihn fürchten, und hilft ihnen aus.“ Psalm 34,8. Auch lasse man es jene wunderbare Geschichte von Elia lesen, der sich in der Stadt auf dem Berge befand. Zwischen ihm und dem schwerbewaffneten feindlichen Heer lagerte sich ein mächtiger Schutzwall himmlischer Engel. Laßt das Kind lesen, wie dem gefangenen, zum Tode verurteilten Petrus der Bote Gottes erschien; wie der Engel den Diener des Herrn durch die bewaffneten Wächter, die schweren Türen und das große eiserne Tor mit seinen Stangen und Riegeln hindurch in Sicherheit brachte. Es soll nachlesen, wie der gefangene Paulus auf seiner Reise zu Vernehmung und Aburteilung bei sturmgepeitschter See an die von Mühen, Wachen und langem Fasten erschöpften Soldaten und Seeleute die großartigen Worte des Mutes und der Hoffnung richtete: „Und nun ermahne ich euch, dass ihr unverzagt seid; denn keines Leben aus uns wird umkommen ... Denn diese Nacht ist bei mir gestanden der Engel Gottes, des ich bin und dem ich diene, und sprach: Fürchte dich nicht, Paulus! du musst vor den Kaiser gestellt werden; und siehe, Gott hat dir geschenkt alle, die mit dir schiffen.“ Im Glauben an diese Verheißung versicherte Paulus seinen Begleitern: „Denn es wird euer keinem ein Haar von dem Haupt entfallen.“ So kam es auch. Weil es auf jenem Schiff einen Mann gab, durch den Gott wirken konnte, wurde die ganze Schiffsbesatzung heidnischer Soldaten und Seeleute bewahrt. „Also geschah es, dass sie alle gerettet zu Lande kamen.“ Apostelgeschichte 27,22-24.34.44. Ez.234.5 Teilen

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Diese Dinge wurden nicht bloß deshalb niedergeschrieben, damit wir sie lesen und bestaunen sollen, sondern damit derselbe Glaube, der vor alters in Gottes Knechten wirksam war, auch in uns tätig werde. Auf nicht weniger eindrucksvolle Art als damals wird er auch heute überall dort wirken, wo sich gläubige Herzen zu Vermittlern seiner von Gott gewirkten Kraft machen lassen. Ez.235.1 Teilen

Lehrt die Schüchternen, deren Mangel an Selbstvertrauen sie vor Sorge und Verantwortung zurückschrecken läßt, auf Gott bauen. Dann wird manch einer, der auf Erden nur eine Nummer, vielleicht auch nur eine Last für andere darstellen würde, mit dem Apostel Paulus sagen können: „Ich vermag alles durch den, der mich mächtig macht, Christus.“ Philipper 4,13. Ez.235.2 Teilen

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Auch für das Kind, das leicht beleidigt ist, enthält der Glaube kostbare Lehren. Die Neigung, dem Übel zu widerstehen oder das Unrecht zu rächen, entspringt oft einem starken Gerechtigkeitsgefühl und einem tatkräftigen Geist. Solch einem Kinde sage man, dass Gott der ewige Hüter des Rechtes ist. Er sorgt in zarter Weise für die Wesen, die er so sehr liebt, dass er sein Liebstes zu ihrer Rettung hingab. Er wird mit jedem Übeltäter abrechnen. Ez.236.1 Teilen

„Denn wer euch antastet, der tastet seinen Augapfel an.“ Sacharja 2,12.(8). „Befiehl dem Herrn deine Wege, und hoffe auf ihn; er wird’s wohl machen und wird deine Gerechtigkeit hervorbringen wie das Licht und dein Recht wie den Mittag.“ Psalm 37,5.6. „Und der Herr ist des Armen Schutz, ein Schutz in der Not. Darum hoffen auf dich, die deinen Namen kennen; denn du verlässest nicht, die dich, Herr, suchen.“ Psalm 9,10.11. Ez.236.2 Teilen

Gott gebietet uns, dasselbe Mitleid andern gegenüber an den Tag zu legen, das er uns erzeigt. Wer rasch zur Tat, von sich eingenommen oder rachsüchtig ist, den lasse man auf jenen sanften und demütigen Mann blicken, der wie ein Lamm zur Schlachtbank geführt wurde und widerstandslos gleich einem Schaf vor seinen Scherern verstummte. Auf ihn sollte er schauen, den unsere Sünden durchbohrten, der unsere Schmerzen auf sich lud; dann wird er dulden, tragen und vergeben lernen. Ez.236.3 Teilen

Durch den Glauben an Christus kann jeder Mangel im Charakter behoben, jeder Flecken getilgt, jeder Fehler berichtigt, jede Tugend entwickelt werden. „Ihr seid vollkommen in ihm.“ Kolosser 2,10. Ez.236.4 Teilen

Gebet und Glaube sind eng verschwistert; sie müssen in ihrer Wechselbeziehung betrachtet werden. Im Gebet des Glaubens liegt eine göttliche Wissenschaft verborgen, eine Wissenschaft, die jeder, der sein Lebenswerk erfolgreich gestalten will, verstehen muss. Christus sagt: „Alles was ihr bittet in eurem Gebet, glaubet nur, dass ihr’s empfangen werdet, so wird’s euch werden.“ Markus 11,24. Er macht deutlich, dass unsere Bitte dem Willen Gottes entsprechen muss. Wir sollen um das bitten, was er verheißen hat; und was wir dann empfangen, muss in der Durchführung seines Willens betätigt werden. Wenn wir diesen Bedingungen nachkommen, erfüllt sich die Verheißung unfehlbar. Ez.236.5 Teilen

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Um die Vergebung der Sünden, um den Heiligen Geist, um eine christusähnliche Natur, um Weisheit und Stärke zum Betreiben seines Werkes, ja, um jede verheißene Gabe dürfen wir bitten; dann sollen wir auch glauben, dass wir empfangen werden, und Gott danken, dass wir empfangen haben. Wir brauchen nicht nach äußeren Segensbeweisen zu suchen. Die Gabe liegt bereits in der Verheißung; wir dürfen also in der Gewißheit an unser Werk gehen, dass Gott fähig ist, zu tun, was er versprochen hat, und dass die Gabe, die wir schon besitzen, dann wirksam wird, wenn es am dringendsten not tut. Ez.237.1 Teilen

Auf diese Weise in und mit dem Worte Gottes zu leben, bedeutet die völlige Übergabe unseres Wesens an ihn. Da fühlt man sich dann stets bedürftig und abhängig; das Herz verlangt nach Gott. Das Gebet ist eine Notwendigkeit, denn es verkörpert das Leben der Seele. Das Gebet im Familienkreis und die öffentliche Bitte haben durchaus ihren Platz; das Leben der Seele aber wird genährt durch die innige Gemeinschaft mit Gott im Verborgenen. Droben bei Gott auf dem Berge schaute Mose das Abbild jenes wunderbaren Gebäudes, das der Wohnplatz göttlicher Herrlichkeit sein sollte. Bei Gott auf dem Berge an der verborgenen Stätte der Zwiesprache mit Ihm sollen auch wir uns in sein hehres Entwicklungsziel für die Menschheit versenken. Dadurch werden wir befähigt, so an unserem inneren Menschen zu arbeiten, dass die Verheißung an uns in Erfüllung gehen kann: „Ich will unter ihnen wohnen und unter ihnen wandeln und will ihr Gott sein, und sie sollen mein Volk sein.“ 2.Korinther 6,16. Ez.237.2 Teilen

In Stunden einsamen Gebetes empfing Jesus in seinem Erdenleben Weisheit und Kraft. Laßt die Jugend seinem Beispiel folgen und in der Morgen- und Abenddämmerung einige Augenblicke der Stille beiseitesetzen zur Zwiesprache mit dem Vater im Himmel. Aber auch den ganzen Tag über erhebe sie ihr Herz zu Gott. Bei jedem Schritt auf unserem Wege spricht er: „Ich bin der Herr, dein Gott, der deine rechte Hand stärkt und zu dir spricht: Fürchte dich nicht, ich helfe dir!“ Jesaja 41,13. Ez.237.3 Teilen

238

Könnten doch unsere Kinder dies an ihrem Lebensmorgen lernen! Welche Frische und Kraft, wie viel Freude und Schönheit würde dann in ihr Dasein einziehen! Ez.238.1 Teilen

Dies sind Lehren, die nur der vermitteln kann, der selbst gelernt hat. Nur deshalb, weil so viele Eltern und Lehrer vorgeben, an das Wort Gottes zu glauben, während ihr Leben seine Kraft verleugnet, übt der Inhalt der Schrift keine größere Wirkung auf die Jugend aus. Zuzeiten werden die jungen Menschen dahin gebracht, dass sie die Kraft des Wortes verspüren. Sie erkennen, wie köstlich die Liebe Christi ist. Sie sehen die Schönheit seines Wesens, die Möglichkeiten eines Lebens, das seinem Dienste geweiht wird. Aber im Gegensatz dazu sehen sie auch den Wandel derer, die bekennen, die Weisungen Gottes zu achten. Von wie vielen gilt das Wort, das zu dem Propheten Hesekiel gesprochen wurde: „Dein Volk redet ..., und einer spricht zum andern: Kommt doch und laßt uns hören, was der Herr sage. Und sie werden zu dir kommen in die Versammlung und vor dir sitzen als mein Volk und werden deine Worte hören, aber nicht darnach tun; sondern sie werden sie gern in ihrem Munde haben und gleichwohl fortleben nach ihrem Geiz. Und siehe, du musst ihnen sein wie ein liebliches Liedlein, wie einer, der eine schöne Stimme hat und wohl spielen kann. Also werden sie deine Worte hören, und nicht darnach tun.“ Hesekiel 33,30-32. Ez.238.2 Teilen

Es ist eine Sache, die Bibel als ein Buch voll guter moralischer Belehrungen anzusehen, die beachtenswert sind, solange sie sich mit dem Geist der Zeit und unserer gesellschaftlichen Stellung vertragen; eine andere Sache aber ist es, sie als das zu betrachten, was sie wirklich ist — als das Wort des lebendigen Gottes, das unser Leben bedeutet, das unsere Handlungen, Worte und Gedanken formen soll. Gottes Wort für etwas Geringeres als das zu halten heißt: es ablehnen. Und diese Art von Verwerfung von seiten derer, die daran zu glauben vorgeben, zählt zu den Hauptursachen der Zweifelsucht und des Unglaubens unter der Jugend. Ez.238.3 Teilen

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Eine Hektik, wie sie nie zuvor beobachtet wurde, bemächtigt sich heute der Welt. Dem Vergnügen, dem Gelderwerb, dem Ringen um die Macht, ja sogar dem bloßen Kampf ums Dasein wohnt eine schreckliche Gewalt inne, die Leib, Seele und Geist völlig in ihren Bann zieht. Inmitten dieser tollen Hetze ertönt die Stimme Gottes. Er heißt uns abseits gehen und Zwiesprache mit ihm halten. „Seid stille und erkennet, dass ich Gott bin.“ Psalm 46,11. Ez.239.1 Teilen

Viele kommen selbst in ihrer Andachtszeit um den Segen inniger Gemeinschaft mit Gott. Sie sind in zu großer Hast. Eiligen Schrittes dringen sie in den Bezirk der liebevollen Gegenwart Christi ein, verweilen vielleicht einen Augenblick in dem geheiligten Umkreis, doch ohne auf Weisung zu warten. Sie haben keine Zeit, bei dem göttlichen Lehrer zu verharren, und kehren mit ihren Lasten zu ihrem Werk zurück. Ez.239.2 Teilen

Diese Mitarbeiter im Werke Gottes können niemals zum höchsten Erfolg gelangen, bis sie das Geheimnis der Kraft begreifen. Sie müssen sich Zeit gönnen zum Nachdenken, zum Beten, zum Harren auf Gott, um eine Erneuerung der körperlichen, geistigen und geistlichen Kräfte zu erleben. Sie brauchen den veredelnden Einfluß seines Geistes. Wenn sie diesen empfangen, werden sie von neuem Leben durchpulst; der matte Körper und das müde Gehirn werden erfrischt, das beladene Herz wird leicht. Ez.239.3 Teilen

Was uns not tut, ist nicht ein flüchtiger Augenblick in Christi Gegenwart, sondern persönliche Berührung mit ihm, innige Gemeinschaft mit ihm zu seinen Füßen. Wohl den Kindern in unseren Heimen und den Schülern in unseren Schulen, wenn Eltern und Lehrer in ihrem eigenen Leben die köstliche Erfahrung machen, die in den Worten des Hohenliedes beschrieben ist: Ez.239.4 Teilen

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„Wie ein Apfelbaum unter den wilden Bäumen,So ist mein Freund unter den Söhnen.Ich sitze unter dem Schatten, des ich begehre,Und seine Frucht ist meiner Kehle süß.Er führt mich in den Weinkeller,Und die Liebe ist sein Panier über mir.“ Hohelied 2,3.4. Ez.240.1 Teilen

Kapitel 31: Die Lebensaufgabe

„Dies will ich tun.“ Ez.240 Teilen

Erfolg auf irgendeinem Gebiet erfordert ein bestimmtes Ziel. Wer im Leben wirklich erfolgreich arbeiten will, muss ständig den Blick auf das Ziel gerichtet halten, das seiner Mühe wert ist. Ein solches Ziel ist der heutigen Jugend vor Augen gestellt. Der gottgewiesene Plan, der Welt in dieser Generation das Evangelium zu bringen, ist der vornehmste Ruf, der einen Menschen erreichen kann. Er erschließt jedem, der innerlich von Christus berührt wurde, ein Feld der Betätigung. Ez.240.2 Teilen

Gottes Absicht für die an unserem Herde aufwachsenden Kinder ist weiter, tiefer und höher, als unser begrenztes Sehvermögen erfaßt hat. Menschen, die er als treu erkannte, hat er in vergangenen Zeiten aus den bescheidensten Verhältnissen berufen, damit sie an den höchsten Stellen dieser Welt für ihn zeugten. Und so mancher Junge von heute, der wie einst Daniel in seinem judäischen Heime aufwächst, das Wort und die Werke Gottes studiert und die Erfordernisse treuen Dienstes lernt, wird noch in gesetzgebenden Versammlungen, in Gerichtssälen und an Königshöfen als Zeuge für den König der Könige auftreten. Sehr viele werden zu einem weitreichenden Predigtdienst berufen. Die ganze Welt öffnet sich dem Evangelium. Mohrenland streckt seine Hände aus zu Gott. Aus Japan, China und Indien, von den dunklen Ländern Amerikas, aus allen Teilen der Welt kommt der Schrei sündenbeladener Herzen, die den Gott der Liebe kennenlernen möchten. Millionen und aber Millionen haben so gut wie nichts von Gott oder von seiner in Christus offenbarten Liebe gehört. Sie haben ein Recht darauf, diese Erkenntnis zu erlangen. Sie haben den gleichen Anspruch auf die Gnade des Erlösers wie wir. An uns ist es, die wir die Erkenntnis empfangen haben, und an unseren Kindern, denen wir sie mitgeben können, ihren Schrei zu beantworten. An jedes Heim, an jede Schule, an alle Eltern, Lehrer und Kinder, zu denen das Licht des Evangeliums gedrungen ist, ergeht in dieser Krisenzeit die Frage, die in jener bedeutsamen Entscheidungsstunde der Geschichte Israels an die Königin Ester gerichtet wurde: „Wer weiß, ob du nicht um dieser Zeit willen zur königlichen Würde gekommen bist?“ Ester 4,14. Ez.240.3 Teilen

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Wer überlegt, was die Beschleunigung oder die Behinderung der Evangeliumsverkündigung wohl für Folgen haben könnte, tut dies meist im Hinblick auf die Welt und sich selbst. Wenige denken dabei an Gott, wenige sind des Schmerzes eingedenk, den die Sünde unserem Schöpfer verursacht hat. Der ganze Himmel durchlitt Christi Todeskampf, aber sein Leiden begann und endete nicht mit seiner Offenbarung in Menschengestalt. Das Kreuz enthüllt unseren stumpfen Sinnen die Pein, die die Sünde schon seit ihrem Aufkommen dem Herzen Gottes bereitet hat. Jedes Abweichen vom Recht, jede grausame Tat, jedes Versagen der Menschheit beim Erstreben des von Gott gesetzten Zieles bereitet ihm Kummer. Als über Israel das Unglück hereinbrach, das sich unausweichlich aus seiner Trennung von Gott ergab: Unterjochung durch die Feinde, grausame Behandlung und Tod — da wird vom Herrn gesagt: „Es jammerte ihn, dass Israel so geplagt ward.“ „Wer sie ängstete, der ängstete ihn auch ... Er nahm sie auf und trug sie allezeit von alters her.“ Richter 10,16; Jesaja 63,9. Ez.241.1 Teilen

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Sein „Geist selbst vertritt uns aufs beste mit unaussprechlichem Seufzen“. Wie „die gesamte Schöpfung bis jetzt noch überall seufzt und mit Schmerzen einer Neugeburt harrt“ (Römer 8,26.22, Menge), so wird auch das Herz des ewigen Vaters in mitfühlendem Schmerz gepeinigt. Unsere Welt ist ein großes Krankenlager, sie bietet ein Bild des Elends, das wir nicht in unsere Gedankenwelt aufzunehmen wagen. Sähen wir sie so, wie sie wirklich ist, dann wäre die Belastung zu schrecklich. Doch Gott fühlt bei allem mit. Um die Sünde und ihre Auswirkungen zu vernichten, gab er sein Liebstes dahin. Er hat uns die Macht gegeben, in Zusammenarbeit mit ihm dieses Trauerspiel zum Abschluß zu bringen. „Es wird gepredigt werden das Evangelium vom Reich in der ganzen Welt zu einem Zeugnis über alle Völker, und dann wird das Ende kommen.“ Matthäus 24,14. Ez.242.1 Teilen

„Gehet hin in alle Welt und predigt das Evangelium aller Kreatur“ (Markus 16,15), so lautet Christi Befehl an seine Nachfolger. Nicht als ob alle zu Predigern oder Missionaren im üblichen Sinne des Wortes berufen seien. Alle aber können Gottes Mitarbeiter sein, indem sie die „frohe Botschaft“ an ihre Mitmenschen weitergeben. Der Befehl ergeht an jeden, ob groß oder klein, gelehrt oder unwissend, alt oder jung. Ez.242.2 Teilen

Können wir angesichts dieser Weisung unsere Söhne und Töchter zu einem Leben achtbarer Herkömmlichkeit und vorgeblicher Christlichkeit erziehen, dem aber die Selbsthingabe Christi fehlt? zu einem Leben, das denen, die es führen, vom Herzenskünder den Urteilsspruch einbringt: „Ich kenne euch nicht“? Ez.242.3 Teilen

Tausende handeln so. Sie glauben ihren Kindern die Segnungen des Evangeliums zu sichern, während sie doch seinen Geist verleugnen. Aber so etwas geht nicht. Wer die Gnade einer Gemeinschaft des Dienstes mit Christus zurückweist, lehnt damit die einzige Erziehung ab, die uns fähig macht, einmal an seiner Herrlichkeit teilzuhaben. Er verwirft die Schule, die uns in diesem Leben charakterliche Stärke und inneren Adel verleiht. Mancher Vater und manche Mutter, die von ihren Kindern das Kreuz Christi fernhielten, haben zu spät erfahren, dass sie sie damit dem Widersacher Gottes und der Menschen auslieferten. Sie besiegelten damit nicht nur für die Zukunft, sondern auch für dieses Leben das Verderben ihrer Kinder. Diese wurden von der Versuchung überwältigt. Sie wuchsen auf ein Fluch für die Welt und bereiteten denen Kummer und Schande, die ihnen das Leben geschenkt hatten. Ez.242.4 Teilen

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Selbst in dem Bestreben, sich für den Dienst Gottes vorzubereiten, verlieren viele junge Leute durch falsche Ausbildungsmethoden das Ziel aus dem Auge. Es ist viel zu sehr üblich, das Leben als aus verschiedenen Abschnitten zusammengesetzt anzusehen: aus der Zeit des Lernens und der Zeit des Handelns, aus Vorbereitung und Durchführung. Zur Vorbereitung für ein Leben des Dienstes werden die jungen Leute in die Schule geschickt, um sich durch das Studium von Büchern Wissen anzueignen. Abgeschnitten von den Verantwortlichkeiten des Alltags, vertiefen sie sich ins Lernen und übersehen dabei oft den eigentlichen Zweck ihres Studiums. Die Glut ihrer ersten Hingabe erstirbt, und nur zu viele verfallen dann in einen persönlichen, selbstischen Ehrgeiz. Tausende haben nach ihrer Prüfung die Fühlung mit dem Leben verloren. Sie haben sich so lange mit dem Abstrakten und Theoretischen befaßt, dass sie unvorbereitet sind, wenn sie sich mit allen Fasern ihres Wesens einsetzen müssen, um die Wirklichkeit des harten Daseinskampfes zu bestehen. Statt in dem angestrebten edlen Werk gehen ihre Kräfte ganz im Ringen um die bloße Existenz auf. Nach wiederholten Enttäuschungen verzweifeln viele selbst daran, ihren Lebensunterhalt redlich verdienen zu können, und versinken in fragwürdige oder verbrecherische Gewohnheiten. Die Welt aber ist des Dienstes beraubt, den sie hätte empfangen können, und Gott ist der Seelen beraubt, die er so gern aufrichten, veredeln und als seine Beauftragten ehren wollte. Ez.243.1 Teilen

Viele Eltern begehen den Fehler, in Erziehungsangelegenheiten einen Unterschied zwischen ihren Kindern zu machen. Sie bringen fast jedes Opfer, um dem aufgeweckten und begabten die größten Vorteile zu sichern. Aber für das weniger versprechende Kind erachten sie es nicht als notwendig, ihm besondere Gelegenheiten zu bieten. Sie denken, zur Erfüllung der Pflichten des Alltags bedürfe es keiner großen Ausbildung. Ez.243.2 Teilen

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Wer aber ist fähig, aus einer Familie die Kinder herauszusuchen, auf denen einmal die wichtigste Verantwortung ruhen wird? Wie oft hat sich das menschliche Urteil hier geirrt! Man erinnere sich an die Erfahrung Samuels, als er ausgesandt war, einen der Söhne Isais zum König über Israel zu wählen. Sieben stattliche junge Männer gingen an ihm vorüber. Als der Prophet auf den ersten blickte, der anmutige Züge, eine wohlgewachsene Gestalt und eine fürstliche Haltung aufwies, rief er aus: „Sicherlich steht hier vor dem Herrn der, den er zu seinem Gesalbten machen will.“ Aber Gott sprach: „Siehe nicht an seine Gestalt noch seine große Person; ich habe ihn verworfen. Denn es geht nicht, wie ein Mensch sieht. Ein Mensch sieht, was vor Augen ist; der Herr aber sieht das Herz an.“ So lautete denn das Zeugnis von allen sieben: „Der Herr hat der keinen erwählt.“ 1.Samuel 16,6 (Menge). Erst als David von der Herde herbeigerufen wurde, konnte der Prophet seinen Auftrag erfüllen. Ez.244.1 Teilen

Die äIteren Brüder, von denen Samuel einen erwählt hätte, besaßen nicht die Voraussetzungen, die Gott für einen Herrscher über sein Volk als notwendig erachtete. Stolz, egoistisch und selbstvertrauend, wie sie waren, wurden sie beiseitegesetzt um des einen willen, von dem sie nicht viel hielten, der sich die Schlichtheit und Aufrichtigkeit seiner Jugend bewahrt hatte und der, obwohl er sich für klein hielt, doch von Gott für die Verantwortlichkeiten des Königtums erzogen werden konnte. So sieht Gott auch heute noch in manchen Kindern, an denen die Eltern vorübergehen würden, Befähigungen, die weit über das hinausgehen, was andere, für vielversprechend gehaltene, aufweisen. Ez.244.2 Teilen

Und denken wir an die Möglichkeiten, die das Leben in sich birgt: wer vermag hier zu entscheiden, was groß und was klein sei? Wie mancher sich in den Niederungen des Lebens Mühende hat durch das Auslösen weltbeglückender Kräfte Ergebnisse erzielt, um die ihn Könige beneiden könnten! Ez.244.3 Teilen

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Jedem Kinde lasse man deshalb eine Ausbildung für den höchsten Dienst zuteil werden. „Frühe säe deinen Samen und laß deine Hand des Abends nicht ab; denn du weißt nicht, ob dies oder das geraten wird.“ Prediger 11,6. Ez.245.1 Teilen

Der besondere uns im Leben zugewiesene Platz wird durch unsere Fähigkeiten bestimmt. Nicht alle Menschen entwickeln sich auf die gleiche Höhe oder verrichten mit gleicher Leistungskraft dieselbe Arbeit. Gott erwartet vom Ysop nicht, dass er die Ausmaße der Zeder gewinne, oder vom Olivenbaum, dass er zur Höhe der stattlichen Palme emporwachse. Aber jeder sollte sein Ziel so hoch stecken, wie es der Vereinigung göttlicher mit menschlicher Kraft erreichbar ist. Ez.245.2 Teilen

Viele werden nicht zu dem, was aus ihnen werden könnte, weil sie die Kraft, die in ihnen steckt, nicht aufbieten. Sie ergreifen nicht in dem Maße die Hand der Allmacht, wie es ihnen möglich wäre. Viele werden von dem Wege abgebracht, auf dem sie den echtesten Erfolg erzielen könnten. In dem Streben nach größerer Ehre oder nach angenehmeren Aufgaben nehmen sie etwas in Angriff, für das sie nicht gerüstet sind. Gar mancher, dessen Gaben ihn zu einem anderen Beruf geschickt machen, hat den Ehrgeiz, eine geistige Tätigkeit auszuüben; er also, der ein tüchtiger Landwirt, Handwerker oder Krankenpfleger sein könnte, füllt nur unzulänglich die Stellung eines Predigers, eines Rechtsanwaltes oder eines Arztes aus. Dann gibt es wiederum andere, die ein verantwortungsvolles Amt hätten innehaben können und die sich doch aus Mangel an Tatkraft, Fleiß oder Ausdauer mit einem leichteren Posten zufriedengeben. Ez.245.3 Teilen

Wir müssen uns genauer an den göttlichen Lebensentwurf halten. In jeder nächstliegenden Arbeit unser Bestes zu leisten, unsere Wege Gott anzubefehlen und die Winke seiner Vorsehung zu beachten das sind Regeln, die bei der Wahl eines Berufes sichere Führung verbürgen. Ez.245.4 Teilen

Er, der vom Himmel herabkam, um unser Vorbild zu sein, verbrachte fast dreißig Jahre seines Lebens bei gewöhnlicher handwerklicher Tätigkeit. Aber während dieser Zeit studierte er die Worte und die Werke Gottes. Auch half er allen in seinem Einflußbereich und lehrte sie. Als er sein öffentliches Predigtamt antrat, ging er umher, heilte die Kranken, tröstete die Traurigen und verkündigte das Evangelium den Armen. Das ist auch die Aufgabe aller seiner Nachfolger. Ez.245.5 Teilen

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„Der Größte unter euch“, so sagte er, „soll sein wie der Jüngste, und der Vornehmste wie ein Diener. Denn ... ich ... bin unter euch wie ein Diener.“ Lukas 22,26.27. Ez.246.1 Teilen

Liebe und Treue zu Christus bilden die Quelle jedes echten Dienstes. In einem Herzen, das durch seine Liebe berührt wurde, entsteht ein Verlangen danach, für ihn zu wirken. Diese Sehnsucht gilt es zu stärken und richtig zu lenken. Ob im Heim, in der Nachbarschaft oder in der Schule man sollte die Anwesenheit eines Armen, Betrübten, Unwissenden oder Elenden nicht als Mißgeschick, wohl aber als kostbare Gelegenheit zum Dienen betrachten. Ez.246.2 Teilen

Zu diesem Werk wird man wie bei jedem anderen durch die Arbeit selbst geschickt. Durch Übung in den alltäglichen Pflichten des Lebens, im Dienst an den Bedürftigen und Leidenden erwirbt man sich Tüchtigkeit. Andernfalls erweisen sich die bestgemeinten Anstrengungen oft als nutzlos und sogar schädlich. Im Wasser, nicht auf dem Lande, lernt der Mensch schwimmen. Ez.246.3 Teilen

Eine andere Verpflichtung, die man nur zu oft zu leicht nimmt, die aber dem jungen Menschen, der den Ruf Christi vernommen hat, klargemacht werden muss, ist die Bindung an die Gemeinde. Ez.246.4 Teilen

Die Beziehung zwischen Christus und seiner Gemeinde ist sehr innig und heilig: er verkörpert den Bräutigam und sie die Braut, er das Haupt und sie den Leib. Die Verbindung mit Christus schließt also auch die Zugehörigkeit zu seiner Gemeinde in sich. Die Gemeinde ist zum Dienen bestellt; in einem Leben des Dienstes für Christus bildet deshalb der Anschluß an die Gemeinschaft der Gläubigen einen der ersten Schritte. Treue zu Christus erfordert die gewissenhafte Erfüllung von Pflichten in der Gemeinde. Dies macht einen wichtigen Teil der Erziehung aus; und eine Gemeinde, die vom Leben des Meisters durchdrungen ist, wird dadurch unmittelbar zu Bemühungen für die Menschen draußen getrieben. Ez.246.5 Teilen

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Es gibt viele Gebiete, auf denen die Jugend Gelegenheit zum Hilfsdienst finden kann. Laßt sie christliche Helfergruppen bilden; dieses Zusammenwirken wird manchen stützen und ermutigen. Eltern und Lehrer, die die Unternehmungen der jungen Leute lebhaft verfolgen, werden ihnen mit ihrer eigenen größeren Erfahrung nützen und ihren Bemühungen zu fruchtbarster Wirkung verhelfen können. Ez.247.1 Teilen

Eine Sache kennen führt zu Teilnahme, und Teilnahme treibt zu wirksamem Dienst. Man mache die Kinder und Jugendlichen, um in ihnen das Mitgefühl und den Opfergeist für die leidenden Millionen in „fernen Landen“ zu wecken, mit diesen Gebieten und ihrer Bevölkerung vertraut. In dieser Hinsicht könnten unsere Schulen viel bewirken. Statt bei den Ruhmestaten von Geschichtshelden, wie Alexander und Napoleon, zu verweilen, lasse man die Schüler das Leben von Männern, wie Paulus und Martin Luther, wie Moffat, Livingstone und Carey, studieren. Dazu käme die Entwicklung der Mission, wie sie sich bis zur Stunde vor unseren Augen abspielt. Statt das Gedächtnis mit einem Wust von Namen und Theorien zu belasten, die keine Beziehung zum Leben der Schüler haben und denen sie außerhalb des Schulzimmers kaum Beachtung schenken, lasse man sie alle Länder im Lichte missionarischer Bemühungen betrachten und sich mit den Völkern und ihren Nöten befassen. Ez.247.2 Teilen

Im gegenwärtigen Schlußabschnitt der Evangeliumsverkündigung ist ein weites Feld zu bearbeiten, und mehr als je zuvor müssen Helfer aus dem einfachen Volk mit herangezogen werden. Der Meister wird Jugendliche und bejahrtere Personen vom Acker, vom Weinberg und von der Werkbank weg berufen und sie als Träger seiner Botschaft hinaussenden. Viele von ihnen hatten kaum Gelegenheit zur Ausbildung, aber Christus sieht Eigenschaften in ihnen, die sie zur Durchführung seines Planes befähigen. Wenn sie sich mit ganzem Herzen ans Werk begeben und Lernende bleiben, wird er sie zu seinem Dienst tüchtig machen. Ez.247.3 Teilen

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Er, der die Tiefen des Elends und der Verzweiflung dieser Welt kennt, weiß auch, was helfen kann. Allenthalben sieht er Seelen in der Finsternis, die von Sünde, Leid und Schmerz niedergebeugt sind. Aber er nimmt auch wahr, welche Möglichkeiten in ihnen schlummern; er erkennt, zu welchen Höhen sie emporzuklimmen vermögen. Obzwar irdische Wesen die Gnadenerweisungen des Himmels mißbraucht, ihre Gaben vergeudet und die Würde gottähnlichen Menschentums verloren haben, soll doch der Schöpfer in ihrer Erlösung verherrlicht werden. Ez.248.1 Teilen

Die Verpflichtung, für diese Hilfsbedürftigen an den rauhen Örtern der Erde zu wirken, legt Christus auf die Menschen, die mit den Unwissenden und Irrenden mitfühlen können. Er ist zur Stelle, um denen zu helfen, deren Herz das Mitleid kennt, mögen auch ihre Hände rauh und ungeschult sein. Er wird durch solche Menschen wirken, die im Elend noch Gnade und im Verlust noch einen möglichen Gewinn sehen. Wenn uns das Licht der Welt begegnet, werden wir Gnade in der Mühsal, Ordnung im Wirrwarr und Erfolg im scheinbaren Fehlschlag entdecken. Unglück zeigt sich dann als verhüllter Segen und Leid als Barmherzigkeit. Mitarbeiter Christi aus dem einfachen Volke, die die Kümmernisse ihrer Mitmenschen teilen, so wie ihr Meister die Leiden der ganzen Menschheit mittrug, werden im Glauben den Herrn an ihrer Seite wirken sehen. Ez.248.2 Teilen

„Des Herrn großer Tag ist nahe; er ist nahe und eilt sehr.“ Zephanja 1,14. Und es gilt, eine Welt zu warnen. Tausende und aber Tausende von jungen und äIteren Leuten sollten sich nach bestmöglicher Vorbereitung diesem Werk widmen. Schon erwidern viele Herzen den Ruf des Meisters, und ihre Zahl wird noch zunehmen. Jeder christliche Erzieher möge solchen Helfern freundschaftliche Teilnahme entgegenbringen und mit ihnen zusammenwirken. Er sollte die ihm anvertraute Jugend ermutigen und unterstützen, wenn sie sich darauf vorbereitet, in die Reihen der Missionsfreiwilligen einzutreten. Ez.248.3 Teilen

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Es gibt kein Arbeitsgebiet, auf dem der Jugend größerer Segen erwachsen könnte. Alle, die sich dem Amt der Verkündigung weihen, verkörpern Gottes helfende Hand. Sie sind Mitarbeiter der Engel; besser noch: sie bilden die menschlichen Werkzeuge, mit Hilfe derer die Engel ihren Auftrag ausrichten. Himmlische Boten reden durch ihren Mund und wirken durch ihre Hand. Die menschlichen Mitarbeiter ziehen im Zusammenwirken mit himmlischen Wesen Nutzen aus deren Erziehung und Erfahrung. Welcher Universitätslehrgang kann sich als Bildungsweg damit vergleichen? Ez.249.1 Teilen

Wie bald könnte mit einem Heer von Mitarbeitern, wie es unsere Jugend bei richtiger Erziehung zu stellen vermag, die Botschaft von einem gekreuzigten, auferstandenen und bald wiederkommenden Heiland der ganzen Welt gebracht werden! Wie schnell könnte das Ende kommen der Abschluß aller Leiden, Kümmernisse und Sünden! Wie bald dürften unsere Kinder statt eines irdischen Besitztums, dem Schuld und Weh anhaften, ihr Erbe in Empfang nehmen. „Die Gerechten erben das Land und bleiben ewiglich darin“, und „kein Einwohner wird sagen: Ich bin schwach“, und man wird nie mehr „die Stimme des Weinens noch die Stimme des Klagens“ (Psalm 37,29; Jesaja 33,24; Jesaja 65,19) hören. Ez.249.2 Teilen

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