Portrait von Ellen White
A-   A+
A-   A+
Bücher
Achtung, noch nicht 100% für das Handy optimiert.
Ich arbeite parallel an der APP.
Die Generalkonferenz im Mai 1868
Die Generalkonferenz im Mai 1868
180

Während ich im August 1868 in Battle Creek war, träumte ich, dass ich mich bei einer großen Anzahl von Leuten befand. Ein Teil dieser Versammelten machte sich reisefertig auf den Weg. Wir hatten schwer beladene Wagen. Der Weg schien bergan zu gehen. Auf einer Seite des Weges war ein tiefer Abgrund, auf der anderen eine hohe Mauer, glatt und weiß, wie der harte Putz getünchter Zimmerwände. LW88.180.1 Teilen

Mit der Zeit wurde der Weg schmaler und steiler. An einigen Plätzen schien er so außerordentlich schmal zu sein, dass wir einsahen, dass wir nicht länger mit den beladenen Wagen reisen konnten. Wir lösten sie von den Pferden, luden einen Teil des Gepäcks auf die Pferde und reisten weiter. LW88.180.2 Teilen

Als wir weiter vorwärtsgingen, wurde der Weg immer noch schmaler. Wir sahen uns gezwungen, uns hart an die Wand zu drücken, um nicht von dem schmalen Weg den steilen Abgrund hinabzufallen. Doch das Gepäck auf den Pferden wurde an die Wand gedrückt, und wir wurden dadurch nahe an den Abgrund hingeschoben und fürchteten, von den Felsen zu stürzen. Dann lösten wir das Gepäck von den Pferden, das gleich in den Abgrund fiel. Wir ritten weiter und fürchteten, dass wir an engeren Stellen unser Gleichgewicht verlieren und fallen könnten. Zu solchen Zeiten schien eine Hand den Zügel zu ergreifen und uns über den gefährlichen Weg zu geleiten. LW88.180.3 Teilen

Als der Pfad immer enger wurde, erkannten wir, dass es nicht länger ratsam sei, zu Pferd weiterzureisen. So ließen wir die Pferde stehen und gingen zu Fuß, im Gänsemarsch, einer in den Fußstapfen des anderen. An dieser Stelle wurden vom oberen Rand der reinen, weißen Mauer kleine Stricke heruntergelassen; diese ergriffen wir schnell, um uns auf dem Pfad im Gleichgewicht zu halten. Beim Weiterreisen bewegte sich der Strick mit. Der Pfad wurde schließlich so schmal, dass wir beschlossen, unsere Schuhe auszuziehen, um sicherer weitergehen zu können. Aber bald beschlossen wir, auch die Strümpfe abzulegen, um noch sicherer zu sein, und gingen barfuß weiter. LW88.180.4 Teilen

181

Dann dachten wir an diejenigen, die sich nicht an Mühsal und Beschwerden gewöhnt hatten. Wo waren diese jetzt? Sie waren nicht unter der Schar. Bei jedem Wechsel wurden einige zurückgelassen, und nur diejenigen blieben, die sich daran gewöhnt hatten, Schwierigkeiten zu ertragen. Die Beschwerden des Weges machten sie nur noch zielstrebiger, bis ans Ende vorwärtszugehen. LW88.181.1 Teilen

Unsere Gefahr, von dem Pfad abzukommen, nahm zu. Wir drängten uns dicht an die weiße Wand, konnten jedoch unsere Füße nicht ganz auf den Pfad setzen, denn er war zu schmal. Dann hingen wir beinahe mit unserem ganzen Gewicht an den Stricken und riefen aus: „Wir haben einen Halt von oben!“ Dieselben Worte wurden von der ganzen Schar auf dem schmalen Weg ausgerufen. Wir schauderten, als wir Stimmen der Ausgelassenheit und Albernheit vernahmen, die aus dem Abgrund unter uns zu kommen schienen. Wir hörten den gottlosen Fluch, den rohen Spaß und niedrige, lasterhafte Lieder. Wir hörten das Kriegslied und das Tanzlied. Wir hörten moderne Musik und lautes Gelächter, vermischt mit Fluchen und Schmerzensrufen und bitterem Wehklagen, und wir bemühten uns mehr denn je, auf dem engen, schwierigen Pfad zu bleiben. Die meiste Zeit waren wir gezwungen, mit unserem ganzen Gewicht an den Stricken zu hängen, was immer schwieriger wurde, je weiter wir vorwärtskamen. Ich sah, dass die schöne, weiße Wand mit Blut befleckt war. Es war traurig, die Wand so beschmutzt zu sehen. Dieses Gefühl hatte ich jedoch nur einen Augenblick, da ich dachte, es müßte so sein. Die, die nachfolgen, werden dann wissen, dass dieser Weg von anderen begangen wurde, und es deshalb auch wagen könnten. Wenn auch ihre schmerzenden Füße bluten, so werden sie nicht von Entmutigung geplagt, sondern durch das Blut an der Wand erkennen, dass andere dasselbe erduldet haben. LW88.181.2 Teilen

Zuletzt kamen wir an eine große Kluft, bei der unser Pfad aufhörte. Wir hatten jedoch nichts, um unseren Füßen Halt zu geben, nichts, worauf sie ruhen konnten. Wir mussten unser ganzes Vertrauen auf die Stricke setzen, die inzwischen so hoch wie unsere Körper waren. Hier gerieten wir eine Zeitlang in Verwirrung und Not. Mit ängstlichem Flüstern fragten wir: „Woran ist der Strick befestigt?“ Mein Mann war gerade vor mir. Große Schweißtropfen fielen von seiner Stirn; die Adern an seinem Hals und seinen Schläfen waren doppelt so groß wie gewöhnlich, und von seinen Lippen kam unterdrücktes, qualvolles Stöhnen. Der Schweiß rann mir vom Gesicht, und ich fühlte eine solche Qual, wie ich sie nie vorher gespürt hatte. Ein furchtbarer Kampf war vor uns. Wenn wir hier unterliegen würden, so würden all die Schwierigkeiten unserer Reise umsonst gewesen sein. LW88.181.3 Teilen

182

Vor uns, auf der anderen Seite der Kluft, lag eine mit ungefähr sechs Zoll hohem Gras bedeckte schöne Wiese. Ich konnte die Sonne nicht sehen, aber helle, milde Lichtstrahlen, die feinem Gold und Silber glichen, ruhten auf dieser Wiese. Nichts, was ich auf Erden gesehen hatte, konnte an Schönheit und Herrlichkeit mit diesem Gefilde verglichen werden. Aber würden wir hinübergelangen können? war die ängstliche Frage. Würde der Strick reißen, so müßten wir verloren gehen. LW88.182.1 Teilen

Wiederum flüsterten wir in unterdrückter Angst die Worte: „Was hält den Strick?“ Einen Augenblick zögerten wir, es weiter zu wagen. Dann riefen wir aus: „Unsere einzige Hoffnung besteht darin, uns ganz und gar dem Strick anzuvertrauen. Wir sind auf dem ganzen schwierigen Weg von ihm abhängig gewesen, jetzt wird er nicht versagen.“ Wir zögerten immer noch und waren in großer Not. Dann wurden die Worte gesprochen: „Gott hält den Strick. Wir brauchen uns nicht zu fürchten.“ Diese Worte wurden von denen hinter uns wiederholt, und es wurden die Worte hinzugefügt: „Er wird uns jetzt nicht verlassen. Er hat uns sicher bis hierher gebracht.“ LW88.182.2 Teilen

Mein Mann schwang sich dann über den furchtbaren Abgrund auf die schöne Wiese hinüber. Ich folgte sofort. Und o, welch ein Gefühl der Erleichterung und Dankbarkeit zu Gott kam in uns auf! Ich hörte, wie sich Stimmen zum triumphierenden Lob Gottes erhoben. Ich war vollkommen glücklich. LW88.182.3 Teilen

13708
71826
Weiter zu "Besondere Vorbereitung"
Stichwörter