Portrait von Ellen White
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Die Generalkonferenz im Mai 1868
Die Generalkonferenz im Mai 1868
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Am Abend des 30. April 1871 ging ich sehr bedrückt zu Bett. Drei Monate lang hatte ich mich in einem Zustand großer Niedergeschlagenheit befunden. Ich hatte oft um Erleichterung gebeten, sowie um Hilfe und Stärke von Gott, dass ich über die schweren Entmutigungen hinwegkommen möchte, die meinen Glauben und meine Hoffnung lähmten und mich unbrauchbar machten. LW88.186.1 Teilen

In jener Nacht hatte ich einen Traum, der sehr ermunternd auf meinen Geist wirkte. Ich träumte, dass ich einer wichtigen Versammlung beiwohnte, auf der viele Menschen zugegen waren. Viele waren in ernstem Gebet vor Gott gebeugt, und sie schienen eine Last zu haben. Sie flehten Gott um besonderes Licht an. Etliche schienen in Seelenqual zu sein; ihre Gefühle waren heftig; sie weinten und schrien laut um Hilfe und Licht. Unsere fähigsten Brüder waren an dieser sehr eindrucksvollen Szene beteiligt. Bruder A. lag auf dem Boden, augenscheinlich in großer Not. Seine Frau saß unter einer Schar von gleichgültigen Spöttern. Sie sah aus, als ob sie allen zu verstehen geben wollte, dass sie diejenigen verachte, die sich in dieser Weise demütigten. LW88.186.2 Teilen

Ich träumte, dass der Geist des Herrn auf mich fiel, und ich stand inmitten von Rufen und Gebeten auf und sagte: „Der Geist des Herrn ist auf mir. Ich fühle mich genötigt, euch zu sagen, dass ihr anfangen müßt, persönlich für euch selbst zu arbeiten. Ihr seht auf Gott und wünscht, dass er ein Werk für euch tun möchte, das er euch selbst zu tun übertragen hat. Wenn ihr das Werk selbst tun werdet, von dem ihr wißt, dass ihr es tun sollt, dann wird euch Gott helfen, wenn ihr Hilfe nötig habt. Ihr habt gerade die Dinge ungetan gelassen, die Gott euch zu tun aufgetragen hat. Ihr habt Gott angerufen, eure Arbeit zu tun. Wäret ihr dem Licht gefolgt, das er euch gegeben hat, dann würde er mehr Licht auf euch leuchten lassen; aber wie könnt ihr, während ihr die Ratschläge, Warnungen und Ermahnungen vernachlässigt, die gegeben worden sind, erwarten, dass Gott euch mehr Licht und mehr Segnungen geben wird, damit sie von euch ebenso vernachlässigt und verachtet werden? Gott ist nicht wie ein Mensch; er wird nicht mit sich spotten lassen.“ LW88.186.3 Teilen

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Ich nahm die köstliche Bibel und umgab sie mit den verschiedenen „Zeugnissen für die Gemeinde“, die für das Volk Gottes gegeben worden waren. „Hier“, sagte ich, „sind die Fälle beinahe aller zu finden. Die Sünden, die sie meiden sollen, sind hier angedeutet. Der Rat, den sie wünschen, kann hier gefunden werden, wo er für andere Fälle gegeben ist, die den ihrigen ähnlich sind. Es hat Gott gefallen, euch Gebot auf Gebot, Vorschrift auf Vorschrift zu geben. Aber es gibt nicht viele unter euch, die wirklich wissen, was in den Zeugnissen enthalten ist. Ihr seid mit der Heiligen Schrift nicht vertraut. Wenn ihr das Wort Gottes zu eurem Studium gemacht hättet, mit dem Wunsch, das biblische Vorbild zu erreichen und zu christlicher Vollkommenheit zu gelangen, so würdet ihr die Zeugnisse nicht nötig gehabt haben. Weil ihr es aber vernachlässigt habt, euch mit Gottes inspiriertem Buch bekanntzumachen, hat er durch einfache, direkte Zeugnisse zu erreichen versucht, eure Aufmerksamkeit auf die Worte der Inspiration zu lenken, deren Gehorsam ihr vernachlässigt habt. Er hat euch ans Herz gelegt, euer Leben in Übereinstimmung mit seinen reinen und erhabenen Lehren zu bringen. LW88.187.1 Teilen

Der Herr will euch durch die Zeugnisse warnen, ermahnen, Rat erteilen und euren Gemütern die Wichtigkeit der Wahrheit seines Wortes einschärfen. Die geschriebenen Zeugnisse sollen nicht neues Licht geben, sondern sie sollen die schon offenbarten inspirierten Wahrheiten dem Herzen lebendig einprägen. Die Pflicht des Menschen gegen Gott und seine Mitmenschen ist deutlich im Wort Gottes niedergelegt worden; aber nur wenige von euch sind dem gegebenen Licht gehorsam. Weitere Wahrheit wird nicht hervorgebracht; aber Gott hat durch die Zeugnisse die schon gegebenen Wahrheiten vereinfacht und sie in einem von ihm erwählten Weg vor das Volk gebracht, um durch sie das Gemüt zu erwecken und zu beeinflussen, so dass sie keine Entschuldigung haben. LW88.187.2 Teilen

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Stolz, Selbstliebe, Selbstsucht, Haß, Neid und Eifersucht haben unser Empfindungsvermögen verdunkelt, und die Wahrheit, die euch weise machen würde zur Seligkeit, hat ihre Macht verloren, das Gemüt zu erfreuen und zu leiten. Die wesentlichen Grundsätze der Gottseligkeit werden nicht verstanden, weil kein Hunger und kein Durst nach biblischer Kenntnis, Reinheit des Herzens und Heiligkeit des Lebens da ist. Die Zeugnisse sollen das Wort Gottes nicht geringer machen, sondern es erheben und Gemüter zu ihm hinziehen, damit die schöne Einfachheit der Wahrheit von allen erkannt werden kann.“ LW88.188.1 Teilen

Ich sagte weiter: „Wie das Wort Gottes von diesen Büchern und Broschüren umringt ist, so hat Gott euch mit Ermahnungen, Ratschlägen, Warnungen und Ermutigungen umringt. Hier fleht ihr in der Qual eurer Seelen vor Gott um mehr Licht. Ich bin von Gott beauftragt, euch zu sagen, dass kein anderer Lichtstrahl durch die Zeugnisse auf euren Pfad scheinen wird, bis ihr von dem bereits gegebenen Licht praktischen Gebrauch macht. Der Herr hat euch mit Licht umringt; aber ihr habt das Licht nicht geschätzt, ihr habt es unter die Füße getreten. Während einige das Licht sogar verachtet haben, haben andere es vernachlässigt oder sind ihm nur gleichgültig gefolgt. Einige wenige haben sich in ihrem Herzen vorgenommen, dem Licht, das Gott ihnen gnädig geschenkt hat, zu gehorchen. LW88.188.2 Teilen

Andere, die durch ein Zeugnis besondere Warnungen erhalten hatten, haben die gegebene Ermahnung in ein paar Wochen vergessen. Einigen sind die Zeugnisse mehrere Male wiederholt worden; aber sie haben sie nicht für wichtig genug gehalten, sie sorgfältig zu beachten. Sie sind ihnen wie leeres Geschwätz gewesen. Hätten sie das gegebene Licht beachtet, so würden sie Verlusten und Prüfungen entgangen sein, die ihnen hart und schwer vorkommen. Sie haben sich nur selbst zu tadeln. Sie haben auf ihre eigenen Nacken ein Joch gelegt, das sie als schwer empfinden. Es ist nicht das Joch, das Christus ihnen auferlegt hat. Gottes Liebe und Fürsorge wurde ihnen zuteil, aber ihre selbstsüchtigen, bösen, ungläubigen Seelen konnten seine Güte und Barmherzigkeit nicht erkennen. Sie jagen in ihrer eigenen Weisheit dahin, bis sie, überwältigt von Versuchungen und verwirrt von Schwierigkeiten, von Satan gefangengenommen werden. Wenn ihr die Lichtstrahlen sammelt, die Gott in der Vergangenheit gegeben hat, wird er vermehrtes Licht geben.“ LW88.188.3 Teilen

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Ich verwies sie auf das alte Israel. Gott gab ihnen sein Gesetz; aber sie wollten ihm nicht gehorchen. Dann gab er ihnen Zeremonien und Satzungen, damit durch die Ausführung derselben Gott in Erinnerung gehalten werden soll. Sie waren so geneigt, ihn und seine Anforderungen an sie zu vergessen, dass es notwendig war, in ihnen die Kenntnis ihrer Pflicht wachzuhalten, ihrem Schöpfer zu gehorchen und ihn zu ehren. Wären sie gehorsam gewesen und hätten sie Gottes Gebote gern gehalten, so wäre die vielen Zeremonien und Satzungen nicht nötig gewesen. LW88.189.1 Teilen

Wenn das Volk, das jetzt vorgibt, Gottes besonderer Schatz zu sein, seinen Vorschriften gehorchen würde, wie sie in seinem Wort enthalten sind, so würden keine besonderen Zeugnisse gegeben werden, sie an ihre Pflicht zu erinnern und sie von ihrer Sünde und ihrer furchtbaren Gefahr der Vernachlässigung des Gehorsams gegen Gottes Wort zu überzeugen. Das Gewissen ist abgestumpft worden, weil das Licht beiseite gesetzt, vernachlässigt und verachtet wurde. Und Gott wird diese Zeugnisse von seinem Volk wegnehmen, es seiner Stärke berauben und es demütigen. LW88.189.2 Teilen

Ich träumte, dass die Kraft Gottes in einer sehr bemerkenswerten Weise auf mich kam, als ich sprach. Ich wurde aller Stärke beraubt, hatte jedoch kein Gesicht. Ich dachte, dass mein Mann vor dem Volk aufstand und ausrief: „Dies ist die wunderbare Kraft Gottes. Er hat die Zeugnisse zu seinem mächtigen Mittel gemacht, um Seelen zu erreichen, und er wird durch sie noch mächtiger wirken, als er dies bisher getan hat. Wer will sich auf die Seite des Herrn stellen?“ LW88.189.3 Teilen

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Ich träumte, dass viele Menschen sofort aufsprangen und dem Ruf folgten. Andere saßen mürrisch da, einige spotteten und höhnten, und ein paar schienen gänzlich unbewegt zu sein. Es stand einer an meiner Seite und sagte: LW88.190.1 Teilen

Gott hat dich auserwählt und dich beauftragt, Worte an das Volk zu richten und Herzen zu erreichen, wie es keinem anderen gegeben wurde. Er hat deine Zeugnisse auf die Hilfebedürftigen zugeschnitten. Du sollst dir aus dem Zorn, Hohn, Vorwurf und Tadel nichts machen. Um Gottes besonderes Werkzeug zu sein, sollst du dich auf niemanden verlassen, sondern dich wie eine rankende Weinrebe um ihn schlingen. Er wird dich benutzen, das Licht seinem Volk bekannt zu machen. Du musst täglich von Gott Stärke suchen, um geschützt zu sein, damit das zu verkündigende Licht durch die eigene Umgebung nicht verdunkelt oder verdeckt wird. Es ist Satans besondere Absicht, zu verhindern, dass dieses Licht dem Volk gegeben wird, das es inmitten der letzten Tage so nötig hat. LW88.190.2 Teilen

In deiner Einfachheit liegt dein Erfolg. Sobald du davon abweichst und deine Zeugnisse so formulierst, dass sie den Wünschen einiger Geschwister entsprechen, wird deine Kraft unwirksam sein. Beinahe alles in diesem Zeitalter ist überbetont und unwirklich. Die Welt ist voller Botschaften, die gegeben werden, um zu gefallen und für den Augenblick zu erfreuen und das Ich zu erheben. Dein Zeugnis ist von anderer Natur. Es soll sich mit den Einzelheiten des Lebens befassen, den schwachen Glauben vor dem Sterben bewahren und den Gläubigen die Notwendigkeit ans Herz legen, wie Lichter in der Welt zu leuchten. LW88.190.3 Teilen

Gott hat dir dein Zeugnis gegeben, um dem Abtrünnigen und dem Sünder seinen wahren Zustand und den gewaltigen Verlust, den er erleidet, zu zeigen. Gott hat dir dies auferlegt, indem er es dir im Gesicht gezeigt hat wie keinem anderen jetzt Lebenden; und aufgrund des Lichtes, das er dir gegeben hat, wird er dich zur Verantwortung ziehen. „Es soll nicht durch Heer oder Kraft, sondern durch meinen Geist geschehen, spricht der Herr Zebaoth.“ „Erhebe deine Stimme wie eine Posaune; und verkündige meinem Volk ihr Übertreten und dem Hause Jakob ihre Sünden.“ Sacharja 4,6; Jesaja 58,1. LW88.190.4 Teilen

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Dieser Traum machte einen gewaltigen Eindruck auf mich. Als ich erwachte, war ich nicht mehr bedrückt, mein Gemüt war heiter, und ich verspürte großen Frieden. Die Schwachheit, die mich zum Arbeiten unfähig gemacht hatte, war beseitigt, und ich spürte eine Stärke und eine Kraft, die ich seit Monaten nicht gekannt hatte. Es schien mir, dass die Engel Gottes gesandt worden waren, um mir Erleichterung zu bringen. Unaussprechliche Dankbarkeit erfüllte mein Herz aufgrund der Änderung von der Niedergeschlagenheit zu Licht und Glückseligkeit. Ich wußte, dass die Hilfe von Gott gekommen war. Diese Bekundung erschien mir wie ein Wunder der göttlichen Gnade, und ich will für seine Güte nicht undankbar sein. LW88.191.1 Teilen

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