Portrait von Ellen White
A-   A+
A-   A+
Bücher
Achtung, noch nicht 100% für das Handy optimiert.
Ich arbeite parallel an der APP.
Die Lehre von der ewigen Strafe
Die Lehre von der ewigen Strafe
21

In meinem Gemüt verdunkelte und überschattete die Gerechtigkeit seine Barmherzigkeit und Liebe. Die Herzensangst, die ich zu dieser Zeit durchmachte, war sehr groß. Ich wurde gelehrt, an eine ewig brennende Hölle zu glauben; und wie ich über den elenden Zustand der Sünder, ohne Gott und ohne Hoffnung, nachdachte, war ich in tiefster Verzweiflung. Ich fürchtete, dass ich verlorengehen und während der ganzen Ewigkeit einen lebenden Tod erleiden werde. Der schreckliche Gedanke, dass meine Sünden zu groß seien, um vergeben zu werden, und dass ich auf ewig verloren gehe, war immer vor mir. LW88.21.2 Teilen

Die furchtbare Beschreibung, die ich über verlorene Seelen gehört hatte, bewegte mich tief. Prediger malten auf den Kanzeln lebendige Bilder von dem Zustand der Verlorenen. Sie lehrten, dass Gott nur die Geheiligten retten wolle; dass das Auge Gottes immer auf uns ruhe; dass Gott selber die Bücher mit der Genauigkeit unendlicher Weisheit führe, und dass jede begangene Sünde treulich gegen uns niedergeschrieben und ihre gerechte Bestrafung bekommen werde. LW88.21.3 Teilen

22

Satan wurde als begierig hingestellt, sein Opfer zu erhaschen und in die tiefsten Tiefen der Herzensangst zu bringen und zu jubilieren über unsere Leiden in den Schrecken einer ewig brennenden Hölle, wo nach den Qualen Tausender und Abertausender von Jahren die feurigen Wogen die sich windenden Opfer, die da schrien: „Wie lange, o Herr, wie lange?“ wieder an die Oberfläche bringen würden. Dann würde die Antwort in den Abgrund hinunter donnern: „Durch alle Ewigkeit!“ Wiederum würden die geschmolzenen Wogen die Verlorenen umschlingen und sie in die Tiefen eines beständig ruhelosen Feuermeeres hinabziehen. LW88.22.1 Teilen

Während ich diesen schrecklichen Beschreibungen zuhörte, war meine Einbildungskraft so stark angeregt worden, dass der Schweiß hervortrat und ich einen Angstschrei unterdrücken musste, denn ich schien die Schmerzen des ewigen Verderbens schon zu fühlen. Dann sprach der Prediger von der Ungewißheit des Lebens: einen Augenblick könnten wir hier sein, im nächsten in der Hölle; einen Augenblick auf der Erde, im nächsten im Himmel. Würden wir den feurigen Pfuhl und die Gesellschaft von Dämonen wählen, oder die Segnungen des Himmels mit Engeln als unsere Gesellschafter? Würden wir die Stimme des Schreiens und das Fluchen der verlorenen Seelen durch alle Ewigkeit hören, oder würden wir die Gesänge Jesu vor dem Throne singen? LW88.22.2 Teilen

Unser himmlischer Vater wurde meinem Gemüt als ein Tyrann vorgeführt, der sich an den Schmerzen der Verdammten weide, nicht aber als der liebevolle, mitleidsvolle Freund der Sünder, der seine Geschöpfe mit einer Liebe liebt, die alles Verständnis übersteigt und den Wunsch hat, dass sie für sein Reich gerettet werden. LW88.22.3 Teilen

Als der Gedanke Besitz von mir ergriff, dass Gott an der Qual seiner Geschöpfe, die nach seinem Bild erschaffen wurde, Freude finde, schien mich eine Wolke der Finsternis von ihm zu trennen. Als ich darüber nachdachte, dass der Schöpfer des Weltenalls die Gottlosen in die Hölle werfe, auf dass sie dort durch die endlosen Zeiten der Ewigkeit brennen, da sank mein Herz vor Furcht und ich verzweifelte daran, dass ein so grausames und tyrannisches Wesen sich doch niemals herablassen würde, mich vor dem über die Sünder ausgesprochenen Urteil zu retten. LW88.22.4 Teilen

23

Ich dachte, dass das Schicksal des verurteilten Sünders das meine sein werde — nämlich die Flammen der Hölle auf ewig zu erdulden, solange Gott selber bestehen werde. Eine fast undurchdringliche Finsternis ließ sich auf mir nieder, und es schien keinen Ausweg daraus zu geben. Wieviel Schweres und wie viel Kummer wäre mir erspart geblieben, wenn mir die Wahrheit, wie ich sie heute erkenne, vorgeführt worden wäre! Wenn mehr über die Liebe Gottes und weniger über seine strenge Gerechtigkeit gesagt worden wäre, so würde die Schönheit und Herrlichkeit seines Charakters mich mit einer tiefen und ernsten Liebe zu meinem Schöpfer erfüllt haben. LW88.23.1 Teilen

24

Bis zu dieser Zeit hatte ich niemals öffentlich gebetet und nur ein paar schüchterne Worte in Gebetsversammlungen gesprochen. Jetzt bekam ich den starken Eindruck, dass ich in unseren kleinen Gebetsversammlungen Gott im Gebet suchen solle. Ich wagte dies aber nicht zu tun, aus Furcht, verwirrt zu werden und meine Gedanken nicht ausdrücken zu können. Aber diese Pflicht wurde meinem Gemüt so eindringlich vorgeführt, dass mein geheimes Beten mir wie eine Verspottung Gottes erschien, weil ich nicht seinem Willen nachgekommen war. Verzweiflung überwältigte mich, und drei lange Wochen hindurch durchdrang kein Lichtstrahl das Dunkel, das mich umgab. LW88.24.1 Teilen

Mein Seelenleiden war sehr stark. Manchmal wagte ich eine ganze Nacht hindurch nicht, meine Augen zu schließen. Ich wartete, bis meine Zwillingsschwester fest eingeschlafen war; dann verließ ich leise mein Bett, kniete auf dem Boden nieder und betete still in einem stummen Schmerz, der nicht beschrieben werden kann. Die Schrecken einer ewig brennenden Hölle waren immer vor mir. Ich wußte, dass es mir unmöglich sein werde, in diesem Zustand lange zu leben, und ich wagte es nicht, zu sterben und dem schrecklichen Schicksal des Sünders anheimzufallen. Mit welchem Neid betrachtete ich diejenigen, die sich ihrer Annahme bei Gott bewußt waren! Wie köstlich schien meiner schmerzgebeugten Seele die Hoffnung des Christen! LW88.24.2 Teilen

Häufig blieb ich fast die ganze Nacht im Gebet gebeugt, seufzend und zitternd in unaussprechlichem Herzensschmerz und in einer Hoffnungslosigkeit, die alle Beschreibung übersteigt. „Herr, erbarme dich meiner“, war meine Bitte; und wie der arme Zöllner wagte ich nicht, meine Augen gen Himmel zu erheben, sondern beugte mein Angesicht auf den Boden. Ich wurde sehr mager und entkräftet, behielt aber mein Leiden und meine Verzweiflung für mich. LW88.24.3 Teilen

13576
71221
Weiter zu "Der Traum vom Tempel und vom Lamm"
Stichwörter