Portrait von Ellen White
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Die Generalkonferenz im Mai 1868
Die Generalkonferenz im Mai 1868
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Die Generalkonferenz war eine Zeit von größtem Interesse. Während ihrer zahlreichen Sitzungen waren die Arbeiten meines Mannes enorm. Es wurde uns auf der Konferenz Teilnahme, zärtliche Fürsorge und Unterstützung zuteil. LW88.179.1 Teilen

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Während ich im August 1868 in Battle Creek war, träumte ich, dass ich mich bei einer großen Anzahl von Leuten befand. Ein Teil dieser Versammelten machte sich reisefertig auf den Weg. Wir hatten schwer beladene Wagen. Der Weg schien bergan zu gehen. Auf einer Seite des Weges war ein tiefer Abgrund, auf der anderen eine hohe Mauer, glatt und weiß, wie der harte Putz getünchter Zimmerwände. LW88.180.1 Teilen

Mit der Zeit wurde der Weg schmaler und steiler. An einigen Plätzen schien er so außerordentlich schmal zu sein, dass wir einsahen, dass wir nicht länger mit den beladenen Wagen reisen konnten. Wir lösten sie von den Pferden, luden einen Teil des Gepäcks auf die Pferde und reisten weiter. LW88.180.2 Teilen

Als wir weiter vorwärtsgingen, wurde der Weg immer noch schmaler. Wir sahen uns gezwungen, uns hart an die Wand zu drücken, um nicht von dem schmalen Weg den steilen Abgrund hinabzufallen. Doch das Gepäck auf den Pferden wurde an die Wand gedrückt, und wir wurden dadurch nahe an den Abgrund hingeschoben und fürchteten, von den Felsen zu stürzen. Dann lösten wir das Gepäck von den Pferden, das gleich in den Abgrund fiel. Wir ritten weiter und fürchteten, dass wir an engeren Stellen unser Gleichgewicht verlieren und fallen könnten. Zu solchen Zeiten schien eine Hand den Zügel zu ergreifen und uns über den gefährlichen Weg zu geleiten. LW88.180.3 Teilen

Als der Pfad immer enger wurde, erkannten wir, dass es nicht länger ratsam sei, zu Pferd weiterzureisen. So ließen wir die Pferde stehen und gingen zu Fuß, im Gänsemarsch, einer in den Fußstapfen des anderen. An dieser Stelle wurden vom oberen Rand der reinen, weißen Mauer kleine Stricke heruntergelassen; diese ergriffen wir schnell, um uns auf dem Pfad im Gleichgewicht zu halten. Beim Weiterreisen bewegte sich der Strick mit. Der Pfad wurde schließlich so schmal, dass wir beschlossen, unsere Schuhe auszuziehen, um sicherer weitergehen zu können. Aber bald beschlossen wir, auch die Strümpfe abzulegen, um noch sicherer zu sein, und gingen barfuß weiter. LW88.180.4 Teilen

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Dann dachten wir an diejenigen, die sich nicht an Mühsal und Beschwerden gewöhnt hatten. Wo waren diese jetzt? Sie waren nicht unter der Schar. Bei jedem Wechsel wurden einige zurückgelassen, und nur diejenigen blieben, die sich daran gewöhnt hatten, Schwierigkeiten zu ertragen. Die Beschwerden des Weges machten sie nur noch zielstrebiger, bis ans Ende vorwärtszugehen. LW88.181.1 Teilen

Unsere Gefahr, von dem Pfad abzukommen, nahm zu. Wir drängten uns dicht an die weiße Wand, konnten jedoch unsere Füße nicht ganz auf den Pfad setzen, denn er war zu schmal. Dann hingen wir beinahe mit unserem ganzen Gewicht an den Stricken und riefen aus: „Wir haben einen Halt von oben!“ Dieselben Worte wurden von der ganzen Schar auf dem schmalen Weg ausgerufen. Wir schauderten, als wir Stimmen der Ausgelassenheit und Albernheit vernahmen, die aus dem Abgrund unter uns zu kommen schienen. Wir hörten den gottlosen Fluch, den rohen Spaß und niedrige, lasterhafte Lieder. Wir hörten das Kriegslied und das Tanzlied. Wir hörten moderne Musik und lautes Gelächter, vermischt mit Fluchen und Schmerzensrufen und bitterem Wehklagen, und wir bemühten uns mehr denn je, auf dem engen, schwierigen Pfad zu bleiben. Die meiste Zeit waren wir gezwungen, mit unserem ganzen Gewicht an den Stricken zu hängen, was immer schwieriger wurde, je weiter wir vorwärtskamen. Ich sah, dass die schöne, weiße Wand mit Blut befleckt war. Es war traurig, die Wand so beschmutzt zu sehen. Dieses Gefühl hatte ich jedoch nur einen Augenblick, da ich dachte, es müßte so sein. Die, die nachfolgen, werden dann wissen, dass dieser Weg von anderen begangen wurde, und es deshalb auch wagen könnten. Wenn auch ihre schmerzenden Füße bluten, so werden sie nicht von Entmutigung geplagt, sondern durch das Blut an der Wand erkennen, dass andere dasselbe erduldet haben. LW88.181.2 Teilen

Zuletzt kamen wir an eine große Kluft, bei der unser Pfad aufhörte. Wir hatten jedoch nichts, um unseren Füßen Halt zu geben, nichts, worauf sie ruhen konnten. Wir mussten unser ganzes Vertrauen auf die Stricke setzen, die inzwischen so hoch wie unsere Körper waren. Hier gerieten wir eine Zeitlang in Verwirrung und Not. Mit ängstlichem Flüstern fragten wir: „Woran ist der Strick befestigt?“ Mein Mann war gerade vor mir. Große Schweißtropfen fielen von seiner Stirn; die Adern an seinem Hals und seinen Schläfen waren doppelt so groß wie gewöhnlich, und von seinen Lippen kam unterdrücktes, qualvolles Stöhnen. Der Schweiß rann mir vom Gesicht, und ich fühlte eine solche Qual, wie ich sie nie vorher gespürt hatte. Ein furchtbarer Kampf war vor uns. Wenn wir hier unterliegen würden, so würden all die Schwierigkeiten unserer Reise umsonst gewesen sein. LW88.181.3 Teilen

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Vor uns, auf der anderen Seite der Kluft, lag eine mit ungefähr sechs Zoll hohem Gras bedeckte schöne Wiese. Ich konnte die Sonne nicht sehen, aber helle, milde Lichtstrahlen, die feinem Gold und Silber glichen, ruhten auf dieser Wiese. Nichts, was ich auf Erden gesehen hatte, konnte an Schönheit und Herrlichkeit mit diesem Gefilde verglichen werden. Aber würden wir hinübergelangen können? war die ängstliche Frage. Würde der Strick reißen, so müßten wir verloren gehen. LW88.182.1 Teilen

Wiederum flüsterten wir in unterdrückter Angst die Worte: „Was hält den Strick?“ Einen Augenblick zögerten wir, es weiter zu wagen. Dann riefen wir aus: „Unsere einzige Hoffnung besteht darin, uns ganz und gar dem Strick anzuvertrauen. Wir sind auf dem ganzen schwierigen Weg von ihm abhängig gewesen, jetzt wird er nicht versagen.“ Wir zögerten immer noch und waren in großer Not. Dann wurden die Worte gesprochen: „Gott hält den Strick. Wir brauchen uns nicht zu fürchten.“ Diese Worte wurden von denen hinter uns wiederholt, und es wurden die Worte hinzugefügt: „Er wird uns jetzt nicht verlassen. Er hat uns sicher bis hierher gebracht.“ LW88.182.2 Teilen

Mein Mann schwang sich dann über den furchtbaren Abgrund auf die schöne Wiese hinüber. Ich folgte sofort. Und o, welch ein Gefühl der Erleichterung und Dankbarkeit zu Gott kam in uns auf! Ich hörte, wie sich Stimmen zum triumphierenden Lob Gottes erhoben. Ich war vollkommen glücklich. LW88.182.3 Teilen

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Als ich mich am 25. Oktober 1869 in Adams Center, N.Y., befand, wurde mir gezeigt, dass einige Prediger unter uns es vernachlässigen, all die Verantwortlichkeiten zu tragen, die Gott ihnen zu tragen gegeben hatte. Diese Vernachlässigung legt denjenigen, welche Lasten tragen, noch mehr Arbeit auf. Einige Prediger vernachlässigen es, in der Sache und im Werke Gottes voranzugehen und etwas zu wagen. Es sind wichtige Entscheidungen zu treffen, aber da der sterbliche Mensch nicht das Ende schon am Anfang sehen kann, schrecken einige davor zurück, etwas zu wagen und nach der Vorsehung Gottes voranzugehen. Irgend jemand muss vorangehen; irgend jemand muss es in der Furcht Gottes riskieren und das Resultat ihm überlassen. Jene Prediger, die diesen Teil der Arbeit vermeiden, verlieren viel. Sie versäumen es, jene Erfahrung zu bekommen, die sie nach Gottes Bestimmung haben sollten, um sie zu starken, tüchtigen Männern zu machen, auf die man sich im Notfall verlassen konnte. LW88.183.1 Teilen

Während der Krankheit meines Mannes prüfte der Herr sein Volk und stellte es auf die Probe, um zu offenbaren, was in ihren Herzen war; und dadurch zeigte er ihnen, was noch unentdeckt in ihnen war und nicht in dem Geist Gottes übereinstimmte. Der Herr bewies seinem Volk, dass des Menschen Weisheit Torheit ist und dass, wenn sie sich nicht fest auf Gott verlassen und ihm vertrauen, ihre Pläne und Berechnungen fehlschlagen werden. Aus allen diesen Dingen sollen wir lernen. Wenn Irrtümer begangen werden, so sollen diese uns lehren und unterweisen, aber uns nicht dahin führen, Lasten und Verantwortlichkeiten zu meiden. Wo viel auf dem Spiel steht und wo Sachen von großer Tragweite entschieden und wichtige Fragen gelöst werden sollen, sollten die Diener Gottes persönliche Verantwortung auf sich nehmen. Sie können die Last nicht ablegen und dabei den Willen Gottes tun. LW88.183.2 Teilen

Einigen Predigern fehlen die Fähigkeiten, die nötig sind, um die Gemeinden aufzubauen, und sind nicht willig, sich für das Werk Gottes aufzuopfern. Sie sollten bereit sein, sich ganz dem Werk hinzugeben, mit ungeteiltem Interesse, unvermindertem Eifer und mit unermüdlicher Geduld und Ausdauer. [Der folgende Satz ist nach dem englischen Original zitiert.] Wenn diese Eigenschaften eifrig ausgeübt würden, würden die Gemeinden in Ordnung gehalten werden. LW88.183.3 Teilen

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Gott hatte meinen Mann ermahnt und gewarnt in Bezug auf die Erhaltung seiner Kräfte. Es wurde mir gezeigt, dass er vom Herrn wiederhergestellt worden war und dass er als ein Wunder der Gnade lebte — nicht um von neuem die Lasten auf sich zu nehmen, unter denen er zusammengebrochen war, sondern dass das Volk Gottes aus seiner Erfahrung im Fördern der allgemeinen Interessen des Werkes und in Verbindung mit dem Werk, das der Herr mir gegeben, und den Bürden, die er mir auferlegt hatte, Nutzen ziehen sollte. LW88.184.1 Teilen

In den Jahren nach der Wiederherstellung meines Mannes öffnete der Herr ein großes Arbeitsfeld vor uns. Obwohl ich zuerst schüchtern als öffentliche Sprecherin auftrat, gewann ich doch, wie mir Gott den Weg öffnete, das Zutrauen, vor großen Zuhörerschaften zu stehen. Wir besuchten zusammen unsere Lagerversammlungen von Maine bis nach Dakota und von Michigan bis nach Texas und Kalifornien. LW88.184.2 Teilen

Das Werk, das in Schwachheit und Zurückgezogenheit begonnen hatte, breitete sich weiter aus und wurde stark. Verlagshäuser und Missionen in vielen Ländern zeugen von seinem Wachstum. Wurde zu Beginn die Ausgabe unseres ersten Blattes in einem Reisesack auf die Post getragen, so werden jetzt Hunderttausende von Exemplaren unserer verschiedenen Zeitschriften monatlich von den verschiedenen Verlagshäusern ausgesandt. Die Hand Gottes ist mit seinem Werk gewesen, um es zu segnen und aufzubauen. LW88.184.3 Teilen

Die spätere Geschichte meines Lebens würde die Geschichte von vielen Unternehmungen einschließen, die aufgekommen sind und mit denen mein Lebenswerk eng verbunden war. Für den Aufbau dieser Einrichtungen arbeiteten mein Mann und ich mit Wort und Schrift. Die Erfahrungen dieser tätigen und geschäftigen Jahre auch nur kurz zu berühren, würde den Rahmen dieser Lebensbeschreibung sprengen. Die Bemühungen Satans, das Werk zu hindern und die Arbeiter zu vernichten, haben nicht aufgehört; aber Gott hat für seine Diener und für sein Werk Fürsorge gezeigt. LW88.184.4 Teilen

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Beim Überblick über unsere vergangene Geschichte kann ich, da ich jeden Schritt vorwärts bis auf unsere heutige Situation mitgemacht habe, nur sagen: Gott sei gelobt! Wenn ich sehe, was der Herr getan hat, werde ich mit Erstaunen erfüllt und mit Zutrauen zu Christus als dem Führer. Wir haben für die Zukunft nichts zu fürchten, außer dass wir den Weg vergessen, den der Herr uns in der Vergangenheit geführt hat und die Lehren, die wir aus unserer Geschichte ziehen können. LW88.185.1 Teilen

Wir sind es Gott schuldig, jeden Vorteil, den er uns gegeben hat, zu nutzen, um die Wahrheit durch einen heiligen Charakter zu verschönern und die Botschaften der Warnung, des Trostes, der Hoffnung und der Liebe denen zu senden, die sich in der Finsternis des Irrtums und der Sünde befinden. LW88.185.2 Teilen

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Am Abend des 30. April 1871 ging ich sehr bedrückt zu Bett. Drei Monate lang hatte ich mich in einem Zustand großer Niedergeschlagenheit befunden. Ich hatte oft um Erleichterung gebeten, sowie um Hilfe und Stärke von Gott, dass ich über die schweren Entmutigungen hinwegkommen möchte, die meinen Glauben und meine Hoffnung lähmten und mich unbrauchbar machten. LW88.186.1 Teilen

In jener Nacht hatte ich einen Traum, der sehr ermunternd auf meinen Geist wirkte. Ich träumte, dass ich einer wichtigen Versammlung beiwohnte, auf der viele Menschen zugegen waren. Viele waren in ernstem Gebet vor Gott gebeugt, und sie schienen eine Last zu haben. Sie flehten Gott um besonderes Licht an. Etliche schienen in Seelenqual zu sein; ihre Gefühle waren heftig; sie weinten und schrien laut um Hilfe und Licht. Unsere fähigsten Brüder waren an dieser sehr eindrucksvollen Szene beteiligt. Bruder A. lag auf dem Boden, augenscheinlich in großer Not. Seine Frau saß unter einer Schar von gleichgültigen Spöttern. Sie sah aus, als ob sie allen zu verstehen geben wollte, dass sie diejenigen verachte, die sich in dieser Weise demütigten. LW88.186.2 Teilen

Ich träumte, dass der Geist des Herrn auf mich fiel, und ich stand inmitten von Rufen und Gebeten auf und sagte: „Der Geist des Herrn ist auf mir. Ich fühle mich genötigt, euch zu sagen, dass ihr anfangen müßt, persönlich für euch selbst zu arbeiten. Ihr seht auf Gott und wünscht, dass er ein Werk für euch tun möchte, das er euch selbst zu tun übertragen hat. Wenn ihr das Werk selbst tun werdet, von dem ihr wißt, dass ihr es tun sollt, dann wird euch Gott helfen, wenn ihr Hilfe nötig habt. Ihr habt gerade die Dinge ungetan gelassen, die Gott euch zu tun aufgetragen hat. Ihr habt Gott angerufen, eure Arbeit zu tun. Wäret ihr dem Licht gefolgt, das er euch gegeben hat, dann würde er mehr Licht auf euch leuchten lassen; aber wie könnt ihr, während ihr die Ratschläge, Warnungen und Ermahnungen vernachlässigt, die gegeben worden sind, erwarten, dass Gott euch mehr Licht und mehr Segnungen geben wird, damit sie von euch ebenso vernachlässigt und verachtet werden? Gott ist nicht wie ein Mensch; er wird nicht mit sich spotten lassen.“ LW88.186.3 Teilen

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Ich nahm die köstliche Bibel und umgab sie mit den verschiedenen „Zeugnissen für die Gemeinde“, die für das Volk Gottes gegeben worden waren. „Hier“, sagte ich, „sind die Fälle beinahe aller zu finden. Die Sünden, die sie meiden sollen, sind hier angedeutet. Der Rat, den sie wünschen, kann hier gefunden werden, wo er für andere Fälle gegeben ist, die den ihrigen ähnlich sind. Es hat Gott gefallen, euch Gebot auf Gebot, Vorschrift auf Vorschrift zu geben. Aber es gibt nicht viele unter euch, die wirklich wissen, was in den Zeugnissen enthalten ist. Ihr seid mit der Heiligen Schrift nicht vertraut. Wenn ihr das Wort Gottes zu eurem Studium gemacht hättet, mit dem Wunsch, das biblische Vorbild zu erreichen und zu christlicher Vollkommenheit zu gelangen, so würdet ihr die Zeugnisse nicht nötig gehabt haben. Weil ihr es aber vernachlässigt habt, euch mit Gottes inspiriertem Buch bekanntzumachen, hat er durch einfache, direkte Zeugnisse zu erreichen versucht, eure Aufmerksamkeit auf die Worte der Inspiration zu lenken, deren Gehorsam ihr vernachlässigt habt. Er hat euch ans Herz gelegt, euer Leben in Übereinstimmung mit seinen reinen und erhabenen Lehren zu bringen. LW88.187.1 Teilen

Der Herr will euch durch die Zeugnisse warnen, ermahnen, Rat erteilen und euren Gemütern die Wichtigkeit der Wahrheit seines Wortes einschärfen. Die geschriebenen Zeugnisse sollen nicht neues Licht geben, sondern sie sollen die schon offenbarten inspirierten Wahrheiten dem Herzen lebendig einprägen. Die Pflicht des Menschen gegen Gott und seine Mitmenschen ist deutlich im Wort Gottes niedergelegt worden; aber nur wenige von euch sind dem gegebenen Licht gehorsam. Weitere Wahrheit wird nicht hervorgebracht; aber Gott hat durch die Zeugnisse die schon gegebenen Wahrheiten vereinfacht und sie in einem von ihm erwählten Weg vor das Volk gebracht, um durch sie das Gemüt zu erwecken und zu beeinflussen, so dass sie keine Entschuldigung haben. LW88.187.2 Teilen

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Stolz, Selbstliebe, Selbstsucht, Haß, Neid und Eifersucht haben unser Empfindungsvermögen verdunkelt, und die Wahrheit, die euch weise machen würde zur Seligkeit, hat ihre Macht verloren, das Gemüt zu erfreuen und zu leiten. Die wesentlichen Grundsätze der Gottseligkeit werden nicht verstanden, weil kein Hunger und kein Durst nach biblischer Kenntnis, Reinheit des Herzens und Heiligkeit des Lebens da ist. Die Zeugnisse sollen das Wort Gottes nicht geringer machen, sondern es erheben und Gemüter zu ihm hinziehen, damit die schöne Einfachheit der Wahrheit von allen erkannt werden kann.“ LW88.188.1 Teilen

Ich sagte weiter: „Wie das Wort Gottes von diesen Büchern und Broschüren umringt ist, so hat Gott euch mit Ermahnungen, Ratschlägen, Warnungen und Ermutigungen umringt. Hier fleht ihr in der Qual eurer Seelen vor Gott um mehr Licht. Ich bin von Gott beauftragt, euch zu sagen, dass kein anderer Lichtstrahl durch die Zeugnisse auf euren Pfad scheinen wird, bis ihr von dem bereits gegebenen Licht praktischen Gebrauch macht. Der Herr hat euch mit Licht umringt; aber ihr habt das Licht nicht geschätzt, ihr habt es unter die Füße getreten. Während einige das Licht sogar verachtet haben, haben andere es vernachlässigt oder sind ihm nur gleichgültig gefolgt. Einige wenige haben sich in ihrem Herzen vorgenommen, dem Licht, das Gott ihnen gnädig geschenkt hat, zu gehorchen. LW88.188.2 Teilen

Andere, die durch ein Zeugnis besondere Warnungen erhalten hatten, haben die gegebene Ermahnung in ein paar Wochen vergessen. Einigen sind die Zeugnisse mehrere Male wiederholt worden; aber sie haben sie nicht für wichtig genug gehalten, sie sorgfältig zu beachten. Sie sind ihnen wie leeres Geschwätz gewesen. Hätten sie das gegebene Licht beachtet, so würden sie Verlusten und Prüfungen entgangen sein, die ihnen hart und schwer vorkommen. Sie haben sich nur selbst zu tadeln. Sie haben auf ihre eigenen Nacken ein Joch gelegt, das sie als schwer empfinden. Es ist nicht das Joch, das Christus ihnen auferlegt hat. Gottes Liebe und Fürsorge wurde ihnen zuteil, aber ihre selbstsüchtigen, bösen, ungläubigen Seelen konnten seine Güte und Barmherzigkeit nicht erkennen. Sie jagen in ihrer eigenen Weisheit dahin, bis sie, überwältigt von Versuchungen und verwirrt von Schwierigkeiten, von Satan gefangengenommen werden. Wenn ihr die Lichtstrahlen sammelt, die Gott in der Vergangenheit gegeben hat, wird er vermehrtes Licht geben.“ LW88.188.3 Teilen

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Ich verwies sie auf das alte Israel. Gott gab ihnen sein Gesetz; aber sie wollten ihm nicht gehorchen. Dann gab er ihnen Zeremonien und Satzungen, damit durch die Ausführung derselben Gott in Erinnerung gehalten werden soll. Sie waren so geneigt, ihn und seine Anforderungen an sie zu vergessen, dass es notwendig war, in ihnen die Kenntnis ihrer Pflicht wachzuhalten, ihrem Schöpfer zu gehorchen und ihn zu ehren. Wären sie gehorsam gewesen und hätten sie Gottes Gebote gern gehalten, so wäre die vielen Zeremonien und Satzungen nicht nötig gewesen. LW88.189.1 Teilen

Wenn das Volk, das jetzt vorgibt, Gottes besonderer Schatz zu sein, seinen Vorschriften gehorchen würde, wie sie in seinem Wort enthalten sind, so würden keine besonderen Zeugnisse gegeben werden, sie an ihre Pflicht zu erinnern und sie von ihrer Sünde und ihrer furchtbaren Gefahr der Vernachlässigung des Gehorsams gegen Gottes Wort zu überzeugen. Das Gewissen ist abgestumpft worden, weil das Licht beiseite gesetzt, vernachlässigt und verachtet wurde. Und Gott wird diese Zeugnisse von seinem Volk wegnehmen, es seiner Stärke berauben und es demütigen. LW88.189.2 Teilen

Ich träumte, dass die Kraft Gottes in einer sehr bemerkenswerten Weise auf mich kam, als ich sprach. Ich wurde aller Stärke beraubt, hatte jedoch kein Gesicht. Ich dachte, dass mein Mann vor dem Volk aufstand und ausrief: „Dies ist die wunderbare Kraft Gottes. Er hat die Zeugnisse zu seinem mächtigen Mittel gemacht, um Seelen zu erreichen, und er wird durch sie noch mächtiger wirken, als er dies bisher getan hat. Wer will sich auf die Seite des Herrn stellen?“ LW88.189.3 Teilen

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Ich träumte, dass viele Menschen sofort aufsprangen und dem Ruf folgten. Andere saßen mürrisch da, einige spotteten und höhnten, und ein paar schienen gänzlich unbewegt zu sein. Es stand einer an meiner Seite und sagte: LW88.190.1 Teilen

Gott hat dich auserwählt und dich beauftragt, Worte an das Volk zu richten und Herzen zu erreichen, wie es keinem anderen gegeben wurde. Er hat deine Zeugnisse auf die Hilfebedürftigen zugeschnitten. Du sollst dir aus dem Zorn, Hohn, Vorwurf und Tadel nichts machen. Um Gottes besonderes Werkzeug zu sein, sollst du dich auf niemanden verlassen, sondern dich wie eine rankende Weinrebe um ihn schlingen. Er wird dich benutzen, das Licht seinem Volk bekannt zu machen. Du musst täglich von Gott Stärke suchen, um geschützt zu sein, damit das zu verkündigende Licht durch die eigene Umgebung nicht verdunkelt oder verdeckt wird. Es ist Satans besondere Absicht, zu verhindern, dass dieses Licht dem Volk gegeben wird, das es inmitten der letzten Tage so nötig hat. LW88.190.2 Teilen

In deiner Einfachheit liegt dein Erfolg. Sobald du davon abweichst und deine Zeugnisse so formulierst, dass sie den Wünschen einiger Geschwister entsprechen, wird deine Kraft unwirksam sein. Beinahe alles in diesem Zeitalter ist überbetont und unwirklich. Die Welt ist voller Botschaften, die gegeben werden, um zu gefallen und für den Augenblick zu erfreuen und das Ich zu erheben. Dein Zeugnis ist von anderer Natur. Es soll sich mit den Einzelheiten des Lebens befassen, den schwachen Glauben vor dem Sterben bewahren und den Gläubigen die Notwendigkeit ans Herz legen, wie Lichter in der Welt zu leuchten. LW88.190.3 Teilen

Gott hat dir dein Zeugnis gegeben, um dem Abtrünnigen und dem Sünder seinen wahren Zustand und den gewaltigen Verlust, den er erleidet, zu zeigen. Gott hat dir dies auferlegt, indem er es dir im Gesicht gezeigt hat wie keinem anderen jetzt Lebenden; und aufgrund des Lichtes, das er dir gegeben hat, wird er dich zur Verantwortung ziehen. „Es soll nicht durch Heer oder Kraft, sondern durch meinen Geist geschehen, spricht der Herr Zebaoth.“ „Erhebe deine Stimme wie eine Posaune; und verkündige meinem Volk ihr Übertreten und dem Hause Jakob ihre Sünden.“ Sacharja 4,6; Jesaja 58,1. LW88.190.4 Teilen

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Dieser Traum machte einen gewaltigen Eindruck auf mich. Als ich erwachte, war ich nicht mehr bedrückt, mein Gemüt war heiter, und ich verspürte großen Frieden. Die Schwachheit, die mich zum Arbeiten unfähig gemacht hatte, war beseitigt, und ich spürte eine Stärke und eine Kraft, die ich seit Monaten nicht gekannt hatte. Es schien mir, dass die Engel Gottes gesandt worden waren, um mir Erleichterung zu bringen. Unaussprechliche Dankbarkeit erfüllte mein Herz aufgrund der Änderung von der Niedergeschlagenheit zu Licht und Glückseligkeit. Ich wußte, dass die Hilfe von Gott gekommen war. Diese Bekundung erschien mir wie ein Wunder der göttlichen Gnade, und ich will für seine Güte nicht undankbar sein. LW88.191.1 Teilen

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Am 10. Dezember 1871 [siehe Anmerkung 4, im Anhang] wurde mir gezeigt, dass Gott ein großes Werk durch die Wahrheit tun werde, wenn hingebende selbstverleugnende Männer sich unbehindert der Arbeit weihen, [und] sie denen verkündigen, die sich in der Dunkelheit befinden. Diejenigen, die die köstliche Wahrheit kennen und Gott geweiht sind, sollten jede Gelegenheit, die sich ergibt, benutzen, die Wahrheit zu bezeugen. Engel Gottes beeinflussen die Herzen und die Gewissen der Leute in anderen Nationen, und aufrichtige Seelen werden besorgt, wenn sie die unruhigen Zustände als Zeichen der Zeit erkennen. Sie beschäftigen sich mit der Frage: Wie wird das Ende aller Dinge sein? Während Gott und Engel damit beschäftigt sind, Herzen zu beeinflussen, scheinen die Diener Christi zu schlafen. Nur wenige arbeiten in Verbindung mit den himmlischen Boten. LW88.192.1 Teilen

Wenn Prediger und Volk genügend erweckt wären, würden sie nicht so gleichgültig ruhen, während Gott sie dadurch geehrt hat, dass er sie zu Trägern seines Gesetzes machte, das er in ihre Sinne und in ihre Herzen schreibt. Diese überaus wichtigen Wahrheiten sollen die Welt prüfen, und doch sind in unserem eigenen Lande Städte, Flecken und Dörfer, die die Warnungsbotschaft noch nicht gehört haben. Junge Männer, die von den Aufrufen um Hilfe in diesem großen Werk der Förderung des Werkes Gottes bewegt worden sind, gehen einige Schritte vorwärts, aber sie nehmen die Bürde des Werkes nicht ausreichend auf sich, um das zu tun, was sie tun könnten. LW88.192.2 Teilen

Wenn junge Männer, die in diesem Werk zu arbeiten beginnen, den Missionsgeist hätten, so würden sie den Beweis liefern, dass Gott sie in der Tat zu dem Werk berufen hat. Aber wenn sie nicht an neue Orte gehen, sondern sich damit zufrieden geben, von Gemeinde zu Gemeinde zu gehen, so zeigen sie, dass die Bürde des Werkes nicht auf ihnen ruht. Die Gedanken unserer jungen Prediger gehen nicht genug in die Ferne. Ihr Eifer ist zu schwach. Wenn die jungen Männer wach und Gott geweiht wären, so würden sie jeden Augenblick ihrer Zeit fleißig sein und sich ausrüsten, um Arbeiter im Missionsfeld zu werden. LW88.192.3 Teilen

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Junge Männer sollten sich durch das Erlernen anderer Sprachen ausrüsten, so dass Gott sie gebrauchen kann, seine rettende Wahrheit den Leuten anderer Nationen mitzuteilen. Diese Männer können sich die Kenntnis anderer Sprachen aneignen, selbst während sie in dem Werk der Seelenrettung beschäftigt sind. Wenn sie ihre Zeit gut ausnützen, können sie sich ausbilden und sich für ausgedehntere Brauchbarkeit vorbereiten. Wenn junge Frauen, die nur wenig Verantwortlichkeit getragen haben, sich Gott weihen würden, könnten sie sich durch das Studium und das Erlernen anderer Sprachen zur Brauchbarkeit heranbilden. Sie könnten sich der Arbeit des Übersetzens widmen. LW88.193.1 Teilen

Unsere Schriften sollten in anderen Sprachen gedruckt werden, so dass auswärtige Nationen erreicht werden. [Als diese Worte im Jahre 1871 geschrieben wurden, war in der Vorbereitung und in der Veröffentlichung der Literatur der Gemeinschaft in den verschiedenen Sprachen Europas und anderer Länder erst ein Anfang gemacht worden.] Viel kann durch die Presse getan werden, aber noch viel mehr kann ausgerichtet werden, wenn der Einfluß der Arbeiten des lebenden Predigers unsere Schriften begleitet. Es sind Missionare nötig, um zu anderen Nationen zu gehen und die Wahrheit in einer vorsichtigen, sorgfältigen Art und Weise zu verkündigen. Das Werk der gegenwärtigen Wahrheit kann durch persönliches Wirken weit ausgedehnt werden. LW88.193.2 Teilen

Wenn die Gemeinden sehen, dass ihre jungen Glieder interessiert sind, ihre Arbeit auf Städte und Dörfer, die die Wahrheit noch nie gehört haben, auszudehnen, und wenn sie sehen, wie Missionare sich anbieten, nach anderen Ländern zu gehen, um ihnen die Wahrheit zu bringen, werden die Gemeinden weit mehr ermutigt und gestärkt, als wenn sie sich durch die Arbeit unerfahrener junger Männer selbst bedienen lassen. Die Gemeinden werden sich aufmachen, Seelen zu retten, wenn sie die Herzen ihrer Prediger von Liebe und Eifer für die Wahrheit erglühen sehen. Im allgemeinen haben die Gemeinden selbst die Gaben und die Kraft, sich zu segnen und zu stärken und die Schafe und Lämmer in die Herde zu sammeln. Sie müssen auf sich selbst angewiesen sein, so dass all die Gaben, die in den Gemeinden verborgen liegen, in dieser Weise zu tätigem Dienst entfaltet werden. LW88.193.3 Teilen

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Der Herr hat auf Männer von anderen Nationen eingewirkt und sie unter den Einfluß der Wahrheit gebracht, dass sie vorbereitet werden können, in seinem Werk zu arbeiten. [Der folgende Satz ist nach dem englischen Original zitiert.] Er hat sie in den Bereich der Verlagsanstalt gebracht, so dass deren Vorsteher sich ihrer Dienste bedienen könnten, wenn sie die Bedürfnisse des Werkes erkennen würden. Es sind Schriften in anderen Sprachen notwendig, um in anderen Ländern ein Interesse und den Geist der Nachfrage zu erwecken. LW88.194.1 Teilen

Wie die Predigt Noahs die Bewohner der Welt warnte, erprobte und prüfte, bevor die Wasserflut sie von dem Angesicht der Erde vertilgte, so verrichtet die Wahrheit Gottes für diese letzten Tage ein ähnliches Werk, um die Welt zu warnen, zu erproben und zu prüfen. Die von dem Verlagshaus ausgehenden Schriften tragen das Siegel des ewigen Gottes. Sie werden durch das ganze Land hin verbreitet und entscheiden das Schicksal von Seelen. Es sind jetzt Helfer sehr notwendig, die unsere Schriften in andere Sprachen übersetzen und vorbereiten können, damit die Warnungsbotschaft an alle Völker gehen und diese durch das Licht der Wahrheit prüfen kann. Dadurch können sich Männer und Frauen, wenn sie das Licht sehen, sich von der Sünde zum Gehorsam gegen das Gesetz Gottes kehren. LW88.194.2 Teilen

Es sollte jede Gelegenheit benutzt werden, die Wahrheit anderen Nationen zu verkündigen. Dies wird mit enormen Kosten verbunden sein, aber dies sollte in keinem Fall die Ausführung dieses Werkes hindern. Mittel sind nur von Wert, wenn sie zur Förderung des Reiches Gottes benutzt werden. Der Herr gab den Menschen gerade die Mittel zu dem Zweck, um ihren Mitmenschen die Wahrheit zu bringen. LW88.194.3 Teilen

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Die Zeit ist jetzt gekommen, um Mittel für Gott zu nutzen. Die Zeit ist jetzt gekommen, um reich an guten Werken zu sein, uns selbst einen guten Grund aufs Zukünftige zu legen, dass wir das ewige Leben ergreifen. Eine Seele für Gottes Reich gerettet hat mehr Wert als alle irdischen Reichtümer. Wir sind vor Gott verantwortlich für die Seelen derer, mit denen wir in Berührung gekommen sind, und je enger unsere Verbindung mit unseren Nebenmenschen ist, desto größer ist unsere Verantwortlichkeit. Wir bilden eine große Bruderschaft, und dem Wohlergehen unserer Mitmenschen sollte unser größtes Interesse gelten. Wir haben keinen Augenblick zu verlieren. Wenn wir in dieser Sache sorglos gewesen sind, so ist es jetzt höchste Zeit, dass wir uns ernstlich daran machen, die Zeit auszukaufen, damit nicht das Blut von Seelen an unseren Kleidern gefunden werde. Als Kinder Gottes ist keiner von uns entschuldigt, an dem Großen Werk Christi, der Rettung unserer Mitmenschen, keinen Anteil zu nehmen. LW88.195.1 Teilen

Es wird eine schwere Aufgabe sein, Vorurteile zu überwinden und die Ungläubigen zu überzeugen, dass unsere Bemühungen, ihnen zu helfen, selbstlos sind. Aber dies sollte unsere Arbeit nicht hindern. Im Wort Gottes findet sich keine Vorschrift, die uns sagt, dass wir nur denen Gutes tun sollen, die unsere Bemühungen schätzen und ihnen nachkommen, und nur denen Liebesdienste erweisen sollen, die uns dafür danken. Gott hat uns gesandt, um in seinem Weinberg zu arbeiten. Es ist unsere Pflicht, alles zu tun, was wir können. „Frühe säe deinen Samen, und laß deine Hand des Abends nicht ab; denn du weißt nicht, ob dies oder das geraten wird; und ob‘s beides geriete, so wäre es desto besser.“ Prediger 11,6. LW88.195.2 Teilen

Wir haben zu wenig Glauben. Wir beschränken den Heiligen Israels. Wir sollten dankbar sein, dass Gott sich herabläßt, um irgendwelche von uns als seine Werkzeuge zu benutzen. Für jedes ernste Gebet, das im Glauben um irgend etwas dargebracht wird, werden Erhörungen gegeben werden. Sie mögen nicht gerade kommen, wie wir sie erwarteten; aber sie werden kommen, nicht vielleicht wie wir planten, aber gerade zu der Zeit, da wir ihrer am meisten bedürfen. Doch welch eine Sünde ist unser Unglaube. „So ihr in mir bleibet, und meine Worte in euch bleiben, werdet ihr bitten, was ihr wollt, und es wird euch widerfahren.“ Johannes 15,7. LW88.195.3 Teilen

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Während ich im Jahre 1874 in Kalifornien war, wurde mir ein eindrucksvoller Traum gegeben, in welchem das Werkzeug der Presse in dem Werk der Verkündigung der Dritten Engelsbotschaft dargestellt wurde. Ich träumte, dass mehrere Brüder in Kalifornien sich berieten und die besten Pläne erwogen für die Arbeit während des kommenden Sommers. Einige hielten es für klug, die großen Städte zu meiden und in den kleineren Ortschaften zu arbeiten. Mein Mann riet ernstlich, dass ausgedehntere Pläne gelegt und größere Anstrengungen gemacht werden sollten, was dem Charakter unserer Botschaft besser entsprechen würde. LW88.197.1 Teilen

Dann kam ein junger Mann, den ich oft in meinen Träumen unter den Versammelten gesehen hatte. Er hörte mit großem Interesse den gesprochenen Worten zu und sagte dann mit Überlegtheit und gebieterischer Zuversicht: LW88.197.2 Teilen

„Die Städte und Dörfer bilden einen Teil des Weinberges des Herrn. Sie müssen die Warnungsbotschaften hören. Der Feind der Wahrheit macht verzweifelte Anstrengungen, das Volk von der Wahrheit Gottes zum Irrtum zu führen. ... Ihr müßt allenthalben an den Wassern säen. LW88.197.3 Teilen

Es mag sein, dass ihr nicht sofort das Resultat eurer Arbeit sehen werdet, aber dies sollte euch nicht entmutigen. Nehmt euch Christum zum Vorbild. Er hatte viele Zuhörer, aber wenige Nachfolger. Noah predigte den Menschen vor der Flut hundertundzwanzig Jahre; jedoch wurden aus den Menschenmengen, die zu jener Zeit auf Erden lebten, nur acht Personen gerettet.“ LW88.197.4 Teilen

Der Bote fuhr fort: „Ihr habt zu beschränkte Ansichten von dem Werk für diese Zeit. Ihr versucht das Werk so zu planen, dass ihr es mit euren Armen umfassen könnt. Ihr müßt euren Blick erweitern. Euer Licht muss nicht unter einen Scheffel oder ein Bett gestellt werden, sondern auf einen Leuchter, damit es allen, die im Hause sind, leuchten kann. Euer Haus ist die Welt. ... LW88.197.5 Teilen

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Die Wahrhaftigkeit und Wahrheit der Verbindlichkeit des vierten Gebotes muss den Leuten in klaren Zügen vorgeführt werden. ‚Ihr seid meine Zeugen.‘ Die Botschaft wird mit Macht nach allen Teilen der Welt gehen, nach Oregon, nach Europa, nach Australien, nach den Inseln des Meeres, zu allen Nationen, Sprachen und Völkern. Bewahret die Würde der Wahrheit. Sie wird an Umfang immer mehr zunehmen. Viele Länder warten auf das größere Licht, das der Herr für sie hat; und euer Glaube ist beschränkt, er ist sehr klein. Euer Begriff von dem Werk muss bedeutend erweitert werden. Oakland, San Francisco, Sacramento, Woodland und die großen Städte in den Vereinigten Staaten müssen die Botschaft der Wahrheit hören. Geht vorwärts. Gott wird kräftig wirken, wenn ihr in demütigem Geist vor ihm wandeln werdet. Von Unmöglichkeiten zu sprechen, ist nicht Glaube. Bei Gott ist nichts unmöglich. Das Licht der Verbindlichkeiten des Gesetzes Gottes soll die Welt prüfen und auf die Probe stellen.“ ... LW88.198.1 Teilen

In meinem letzten Gesicht wurde mir gezeigt, dass wir in der Ausbreitung und Befestigung des in Kalifornien schon begonnenen Werkes eine Arbeit zu tun hatten. Es wurde mir gezeigt, dass in Kalifornien, Australien, Oregon und andern Gebieten viel ausgedehntere Missionsarbeit getan werden müßte als unser Volk sie sich gedacht oder je vorgestellt und geplant hatte. Es wurde mir gezeigt, dass wir zur gegenwärtigen Zeit nicht so schnell vorangehen wie die Vorsehung Gottes uns den Weg bereitet und öffnet. Auch wurde mir gezeigt, dass die gegenwärtige Wahrheit eine Macht in Kalifornien sein könnte, wenn die an die Botschaft Glaubenden dem Feind keinen Raum durch Unglauben und Selbstsucht geben, sondern ihre Anstrengungen auf ein Ziel konzentrieren würden, nämlich auf den Aufbau des Werkes der gegenwärtigen Wahrheit. LW88.198.2 Teilen

Ich sah, dass an der pazifischen Küste ein Blatt herausgegeben würde. Es würde eine Heilanstalt gegründet und ein Verlagshaus errichtet. LW88.198.3 Teilen

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Die Zeit ist kurz, und alle, welche dieser Botschaft glauben, sollten die feierliche Verantwortlichkeit auf sich ruhen fühlen, selbstlose Arbeiter zu sein, ihren Einfluß auf der rechten Seite auszuüben und nie durch Wort oder Handlung gegen diejenigen erfunden werden, die die Interessen des Werkes Gottes zu fördern suchen. Die Begriffe unserer Brüder sind zu eng. Sie erwarten nur wenig. Ihr Glaube ist zu klein. LW88.199.1 Teilen

Eine an der pazifischen Küste veröffentlichte Zeitschrift würde der Botschaft Stärke und Einfluß verleihen. Das Licht, das uns Gott gegeben hat, nützt der Welt nicht viel, es sei denn, dass es gesehen wird, indem man es ihr vorhält. Ich sage euch, unser Gesichtskreis muss erweitert werden. Wir sehen das, was nahe ist, aber nicht das, was fern ist. LW88.199.2 Teilen

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Ich fühle eine tiefe Notwendigkeit, gründlichere und ernstere Anstrengungen zu machen, die Wahrheit vor die Welt zu bringen. In dem mir zuletzt gegebenen Gesicht wurde mir gezeigt, dass wir nicht den zwanzigsten Teil des Werkes tun, das wir für die Rettung von Seelen tun sollten. Wir arbeiten so gleichgültig, als ob es keine Frage von großer Wichtigkeit sei, ob sie die Wahrheit annehmen oder verwerfen. Allgemeine Anstrengungen werden gemacht, aber wir vernachlässigen es, durch persönliche Arbeit auf ein bestimmtes Ziel hinzuwirken. Wir zeigen Männern und Frauen nicht unser persönliches Interesse an ihnen in einer Weise, die sie beeindruckt und ihnen offenbart, dass uns ihr Heil sehr am Herzen liegt und wir nicht im Sinn haben, sie aufzugeben. LW88.200.1 Teilen

Wir halten uns zu weit ab von denen, die der Wahrheit nicht glauben. Wir rufen sie und warten auf sie, dass sie zu uns kommen und nach der Wahrheit fragen. Viele werden sich nicht geneigt fühlen, dies zu tun, denn sie befinden sich in Finsternis und im Irrtum und können die Wahrheit und ihre große Wichtigkeit nicht erkennen. Satan hält sie mit seiner festen Macht, und wenn wir ihnen helfen wollen, müssen wir ein persönliches Interesse und Liebe für ihre Seelen bekunden und uns ihrer ernstlich annehmen. Wir müssen mit Gebet und Liebe, mit Glauben und unermüdlicher Geduld wirken, alles hoffend, alles glaubend, und die Klugheit der Schlange und die Sanftmut der Taube haben, um Seelen für Christus zu gewinnen. LW88.200.2 Teilen

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