Portrait von Ellen White
A-   A+
A-   A+
Bücher
Achtung, noch nicht 100% für das Handy optimiert.
Ich arbeite parallel an der APP.
6. Der Spätregen und die Versiegelung der 144 000.
6. Der Spätregen und die Versiegelung der 144 000.
187

• Der Weg der Heiligung, dargestellt als Reise auf dem schmalen Wege. GBO.187.3 Teilen

• Der Weg endet an einem gähnenden Abgrund. GBO.187.4 Teilen

• Die Gefühle derer, die vor dem unpassierbaren Gelände stehen, stimmen völlig überein mit den Gefühlen derer, die ins Gericht der Lebenden kommen. — Vergleiche dies Zeugniss mit Aus der Schatzkammer der Zeugnisse I, 476-480 und Life Sketches 242. GBO.187.5 Teilen

• Der Zustand derer, die die andere Seite des Abgrunds erreichten, stimmt völlig überein mit dem Zustand derer, die den Spätregen empfingen. — Aus der Schatzkammer der Zeugnisse I, 55. GBO.187.6 Teilen

• Mit anderen Worten, dieses Zeugnis stimmt mit Sch I, 53-57, „Die Sichtung“, überein. GBO.187.7 Teilen

Als ich im August 1868 in Battle Creek war, träumte ich, unter einer großen Menschenmenge zu sein. Ein Teil dieser Versammlung startete vorbereitet auf den Weg zu einer Reise. Wir hatten schwerbeladene Wagen. Als wir fuhren, schien der Weg anzusteigen. Auf der einen Seite des Wagens war ein tiefer Abhang, auf der anderen eine hohe, weiße Mauer wie das harte Furnier in getäfelten Räumen. GBO.187.8 Teilen

188

Als wir weiterreisten, wurde der Weg enger und steiler. An einigen Stellen schien er gar so eng, dass wir zu dem Schluß kamen, wir können nicht mehr mit den beladenen Wagen Weiterreisen. Wir lösten sie von den Pferden, nahmen einen Teil des Gepäcks von den Wagen, legten es auf die Pferde und ritten von nun an. GBO.188.1 Teilen

Als wir weiterzogen, wurde der Weg immer noch schmaler. Wir waren gezwungen, uns nahe an die Mauer zu drücken, um uns vor einem Sturz vom schmalen Wege den steilen Abhang hinunter zu bewahren. Als wir dies taten, drückte das auf den Pferden liegende Gepäck gegen die Mauer und ließ uns Richtung Abhang schwanken. Wir fürchteten zu fallen und auf den Felsen zu zerschmettern. Daher lösten wir das Gepäck von den Pferden; es stürzte den Abhang hinunter. Wir ritten weiter. Als wir an die schmaleren Stellen des Weges kamen, hatten wir große Angst, das Gleichgewicht zu verlieren und zu fallen. In solchen Momenten schien eine Hand die Zügel zu fassen und uns über den gefährlichen Weg zu leiten. GBO.188.2 Teilen

Als der Pfad noch enger wurde, sahen wir, dass Reiten zu unsicher war, so ließen wir die Pferde zurück und gingen zu Fuß im Gänsemarsch weiter: Einer lief in den Fußtapfen des anderen. An dieser Stelle wurden kleine Seile vom oberen Rand der reinweißen Wände herabgelassen. Wir ergriffen sie begierig, damit sie uns halfen, auf dem Pfade das Gleichgewicht zu halten. Während wir marschierten, bewegte sich das Seil mit uns. Schließlich wurde der Pfad so eng, dass wir zu dem Schluß kamen, wir könnten ohne Schuhe sicherer wandern. So streiften wir sie ab und gingen ein Stück Weges ohne sie. Bald erkannten wir, dass wir ohne unsere Strümpfe sicherer wandern könnten. Wir zogen sie aus und liefen barfuß. GBO.188.3 Teilen

Dann dachten wir an jene, die sich nicht in Entbehrungen und Strapazen geschult hatten. Wo waren sie jetzt? Sie waren nicht in der Gruppe. An jeder Biegung blieben einige zurück, und nur die folgten weiter mit, die sich dazu erzogen hatten, Strapazen zu ertragen. Die Entbehrungen des Weges ließen sie nur noch entschiedener bis zum Ende vorwärtsdrängen. GBO.188.4 Teilen

Die Gefahr, vom Wege herabzufallen, wuchs. Wir drückten uns eng an die weiße Wand, konnten unsere Füße aber trotzdem nicht ganz auf den Pfad setzen, denn er war zu schmal. Dann hängten wir fast unser ganzes Gewicht an die Seile und riefen aus: „Wir haben Halt von oben! Wir haben Halt von oben!“ Diese Worte rief die ganze Gruppe auf dem schmalen Pfade. Als wir die Geräusche ausgelassener Fröhlichkeit und Schwelgerei vernahmen, die anscheinend aus dem Abgrund unter uns heraufdrangen, erschauderten wir. Wir hörten den unnützen Eid, die vulgären Witze und unwürdige, schmutzige Gesänge. Wir hörten Kriegs- und Tanzlieder. Wir hörten Instrumentalmusik und lautes Gelächter, vermischt mit Fluchen, Angstschreien und bitteren Klagen, und wir waren mehr denn je darauf bedacht, uns auf dem schmalen, schwierigen Pfade zu halten. Lange Zeit waren wir gezwungen, unser ganzes Gewicht an die Seile zu hängen, die an Stärke zunahmen, je weiter wir kamen. GBO.188.5 Teilen

189

Ich bemerkte, dass die schöne, weiße Mauer mit Blut befleckt war. Ein Gefühl des Bedauerns kam auf, die Mauer so befleckt zu sehen. Dieses Gefühl jedoch dauerte nur einen Augenblick an, da ich bald darauf dachte, es ist so, wie es eben sein sollte. Die Nachkommenden werden wissen, dass andere auf dem engen, schweren Pfade vor ihnen gewandert sind und werden schlußfolgern: Wenn andere es vermochten, ihren Kurs aufwärts zu verfolgen, können wir es auch. Und wenn das Blut aus ihren schmerzenden Füßen tritt, werden sie nicht mit Entmutigung geschwächt, sondern, indem sie das Blut an der Mauer sehen, werden sie wissen, dass andere die gleichen Schmerzen ertragen haben. GBO.189.1 Teilen

Schließlich kamen wir zu einem tiefen Abgrund, wo unser Pfad endete. Es gab jetzt nichts, was unsere Füße leitete, nichts, worauf sie ruhen konnten. Wir mussten uns ganz auf die Seile verlassen, die an Größe zugenommen hatten, bis sie unsere Körpergröße erreichten. Wir wurden eine Zeitlang in Verwirrung und Angst versetzt. Wir fragten ängstlich flüsternd: „Woran ist das Seil befestigt?“ Mein Mann war dicht vor mir. Große Schweißtropfen fielen von seinen Augenbrauen, die Adern in Nacken und Schläfen waren bis aufs Doppelte ihrer Normalgröße angewachsen und unterdrückte, qualvolle Seufzer kamen von seinen Lippen. Schweiß tropfte von meinem Gesicht, und ich spürte solch eine Angst wie nie zuvor. Ein furchtbarer Kampf stand uns bevor. Versagten wir hier, wären alle Schwierigkeiten der Reise vergeblich gewesen. GBO.189.2 Teilen

190

Vor uns auf der anderen Seite des Abgrunds war ein wunderbares Feld mit grünem Gras in stattlicher Höhe. Ich konnte die Sonne nicht sehen, aber helle, gedämpfte Lichtstrahlen, die reinem Gold und Silber glichen, ruhten auf diesem Felde. Nichts, was ich auf Erden gesehen hatte, konnte an Schönheit und Herrlichkeit mit diesem Feld verglichen werden. „Aber wird es uns gelingen hinüberzukommen?“ war die bange Frage. Sollte das Seil reißen, müßten wir umkommen. Wiederum hauchten wir in flüsternder Angst die Worte: „Wer hält das Seil?“ Einen Augenblick zögerten wir. Dann riefen wir aus: „Unsere einzige Hoffnung besteht darin, uns ganz dem Seil anzuvertrauen. Auf unserem schwierigen Wege war es uns bisher eine große Hilfe gewesen. Es wird uns jetzt nicht im Stich lassen.“ Während wir noch immer besorgt zögerten, wurden die Worte gesprochen: „Gott hält das Seil. Wir brauchen nichts befürchten!“ Diese Worte wurden sodann von denen hinter uns wiederholt, begleitet vom Ausruf: „Es wird uns jetzt nicht im Stich lassen. Es hat uns so weit sicher geleitet!“ GBO.190.1 Teilen

Mein Mann schwang sich dann selbst über den furchtbaren Abgrund in das wunderbare, jenseitige Feld. Ich folgte sogleich und — oh, welche Erleichterung! Dankbarkeit Gott gegenüber erfüllte uns. Ich hörte Stimmen, die sich in triumphierendem Lob erhoben. Ich war glücklich, vollkommen glücklich. GBO.190.2 Teilen

Ich erwachte und fand, dass jeder Nerv meines Leibes zitterte: von den Sorgen, die ich beim Reisen auf dem schmalen Weg durchgestanden hatte. Dieser Traum bedarf keines Kommentars. Er machte einen so tiefen Eindruck auf mich, dass mir wahrscheinlich jede Einzelheit des Traumes lebendig vor Augen steht, solange ich ein Erinnerungsvermögen habe. — Testimonies for the Church II, 594-597; Life Sketches 190-193. GBO.190.3 Teilen

11887
52923
Weiter zu "2. Das Siegel Gottes"
Stichwörter