„Aber der Engel des Herrn tat in der Nacht die Türen des Gefängnisses auf und führte sie heraus und sprach: Gehet hin und tretet auf und redet im Tempel zum Volk alle Worte dieses Lebens.“ Wir sehen hier, dass es nicht immer ratsam ist, Männern mit Amtsgewalt zu gehorchen, selbst wenn sie vorgeben, Lehrer der Bibelwahrheit zu sein. Es gibt heutzutage viele, die entrüstet und gekränkt reagieren, falls sich irgendeine Stimme erhebt und Ansichten vertritt, die betreffs religiöser Glaubenspunkte von ihren eigenen Anschauungen abweicht. Haben sie ihre Anschauungen nicht lange als Wahrheit verteidigt? So schlußfolgerten die Priester und Rabbiner in den Tagen der Apostel: Was wollen diese ungelehrten Männer, von denen einige nur Fischer sind, die Ansichten verkündigen, die nicht mit den Lehren der geschulten Priester und Obersten übereinstimmen? Sie haben nicht das Recht, sich einzumengen in die fundamentalen Grundsätze unseres Glaubens. ZP.56.1 Teilen

Aber wir sehen, dass der Gott des Himmels manchmal Männer beauftragt, etwas zu lehren, was als den festgegründeten Lehrsätzen zuwiderlaufend betrachtet wird. Weil die bisherigen Hüter der Wahrheit ihrem heiligst Anvertrauten untreu geworden waren, erwählte der Herr dann andere, die bereitwillig die hellen Strahlen der Sonne der Gerechtigkeit annahmen und bereit waren, Wahrheiten zu vertreten, die nicht in Übereinstimmung mit den Glaubensanschauungen der religiösen Leiter waren. Und in ihrer geistigen Verblendung wenden diese Leiter sich in — wie sie meinen — gerechter Entrüstung gegen jene, die es wagten, langgehegte Fabeln beiseitezusetzen. Sie handeln gleich Menschen, die ihrer Vernunft beraubt sind. Es kommt ihnen gar nicht in den Sinn, dass sie das Wort vielleicht nicht richtig verstanden haben. Sie wollen ihre Augen nicht vor der Tatsache öffnen, dass sie die Schrift mißdeutet, verkehrt angewandt und auf falsche Theorien gebaut haben und diese fundamentale Lehrsätze nannten. ZP.56.2 Teilen

Aber der Heilige Geist wird von Zeit zu Zeit durch Werkzeuge seiner Wahl die Wahrheit offenbaren, und kein Mann, sei er Priester oder Herrscher, hat das Recht, zu sagen: Du darfst deine Ansichten nicht bekanntmachen, weil ich nicht daran glaube. Das wunderbare „Ich“ mag versucht sein, die Lehre des Heiligen Geistes zum Schweigen zu bringen. Menschen mögen eine Zeitlang versuchen, sie abzuschwächen und zu töten; aber das wird aus Irrtum keine Wahrheit und aus der Wahrheit keinen Irrtum machen. Die erfinderischen Sinne der Menschen haben Anschauungen aller Art entwickelt, und wenn der Heilige Geist Licht in menschliche Gemüter scheinen läßt, berücksichtigt er nicht immer jeden Punkt menschlicher Anwendung des Wortes. Gott beeinflußt seine Diener, die Wahrheit zu sprechen ohne Rücksicht darauf, was Menschen als erwiesene Wahrheit betrachtet haben. ZP.57.1 Teilen

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