Portrait von Ellen White
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Kapitel 2: Das siegreiche Gebet
Kapitel 2: Das siegreiche Gebet
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Vier Monate musste Nehemia auf eine günstige Gelegenheit warten, um seine Bitte dem König vorzutragen. Obwohl sein Herz von Kummer niedergedrückt war, bemühte er sich während dieser Zeit doch, heiter und fröhlich zu erscheinen. Seine dienstfreie Zeit füllten viele Gebete, reumütige Bekenntnisse und Tränen der Sorge, deren Zeugen allein Gott und die Engel waren, während all dies menschlichen Blicken verborgen blieb. Die Vorschriften der östlichen Königshöfe verboten, in irgendeiner Weise Trauer zu zeigen. Alle mussten in diesen Hallen des Luxus und der Pracht lebensfroh und glücklich erscheinen. Kein Kummer durfte seinen Schatten in das Königshaus werfen. Neh.13.1 Teilen

Doch die Sorgen, die auf dem Herzen Nehemias lasteten, konnten schließlich nicht länger verborgen bleiben. Schlaflose Nächte, die er in ernstem Gebet zubrachte, und sorgenvolle Tage, die von der verzögerten Erfüllung seiner Hoffnungen überschattet wurden, hinterließen ihre Spuren auf seinem Gesicht. Die scharfen Augen des Monarchen, der ängstlich auf seine eigene Sicherheit bedacht war, waren es gewohnt, in Gesichtern zu lesen und jede Verstellung zu durchschauen. Als er merkte, dass seinen Diener eine geheime Last plagte, fragte er sogleich: „Warum siehst du so traurig drein? Du bist doch nicht krank? Das ist‘s nicht, sondern sicher bedrückt dich etwas.“ Nehemia 2,2. Neh.13.2 Teilen

Diese Frage erfüllte den Befragten mit Besorgnis. Würde es den König nicht erzürnen, wenn er hörte, dass sein Hofbeamter mit seinen Gedanken in weiter Ferne bei seinem geplagten Volk weilte, während er nach außen hin seinen Dienst verrichtete? Ob er nun als Missetäter sein Leben verwirkt hätte? Und drohte sein geliebter Plan, Jerusalems Stärke wiederherzustellen, jetzt zu scheitern? Er sagte: „Ich aber fürchtete mich sehr.“ Nehemia 2,2. Mit bebenden Lippen und Tränen in den Augen offenbarte er die Ursache seines Kummers: „Die Stadt, in der meine Väter begraben sind, liegt wüst und ihre Tore sind vom Feuer verzehrt.“ Nehemia 2,3. Diese ergreifende Schilderung weckte die Anteilnahme des Monarchen, ohne seine heidnischen Vorurteile wachzurufen. Eine weitere Frage lieferte die Gelegenheit, auf die Nehemia schon so lange gewartet hatte: „Was begehrst du denn?“ Doch der Gottesmann wagte nicht zu antworten, ehe er nicht zuerst die Führung dessen ersucht hatte, der höher als Artaxerxes war: „Da betete ich zu dem Gott des Himmels“, sagte er. Nehemia 2,4. Neh.13.3 Teilen

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Nehemia wusste, dass er eine heilige Aufgabe zu erfüllen hatte, für die er die Hilfe des Königs benötigte, und dass alles davon abhing, den Monarchen in der richtigen Weise anzusprechen. In seinem kurzen Gebet drang er in die Gegenwart des Königs aller Könige vor und gewann eine Macht für sich, die Herzen wie Wasserströme lenken kann. Neh.14.1 Teilen

Das ist eine wertvolle Lehre für alle Christen. Wann immer wir in Schwierigkeiten oder Gefahren kommen — selbst wenn wir von Menschen umgeben sind, die Gott nicht lieben und fürchten —, kann das Herz einen Hilferuf zum Himmel senden, und dort ist einer, der sich verpflichtet hat, uns zu helfen. Diese Art von Gebet meinte Christus, als er sagte, „dass sie allezeit beten und nicht nachlassen sollten“. Lukas 18,1. Wir sollten zwar Stoßgebete nicht zum Ersatz für die Anbetung im Gottesdienst und in der Familie oder für die persönliche Andacht machen, aber sie sind eine segensreiche Hilfsquelle, die uns immer dann zur Verfügung steht, wenn andere Gebetsarten nicht möglich sind. Wer in das geschäftige Treiben der Handelsmärkte eingespannt ist und ständig mit finanziellen Fragen konfrontiert, ja fast davon überwältigt wird; wer sich bei einer Reise zu Wasser oder zu Land plötzlich einer großen Gefahr gegenübersieht, der kann sich in dieser Weise der Führung und dem Schutz Gottes anvertrauen. In jeder Situation und jeder Lebenslage kann die von Kummer und Sorge niedergedrückte oder von Versuchung geplagte Seele auf diese Weise Trost, Unterstützung und Hilfe in der nie versagenden Liebe und Macht eines Gottes finden, der seinen Bund hält. Neh.14.2 Teilen

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Alle Dinge sind denen möglich, die glauben. Niemand, der aufrichtigen Herzens zum Herrn kommt, wird enttäuscht werden. Wie herrlich ist es, dass wir wirkungsvoll beten können — dass unwürdige, irrende Sterbliche die Macht haben, ihre Bitten Gott darzubringen! Nach welch größerer Macht können Menschen verlangen, als mit dem unendlichen Gott verbunden zu sein? Schwache, sündige Menschen haben das Vorrecht, mit ihrem Schöpfer Zwiesprache zu halten. Wir sprechen Worte, die den Thron des Herrschers des Universums erreichen! Wir schütten in unserem Kämmerlein unsere Herzenswünsche aus; dann stehen wir auf und wandeln mit Gott, wie es Henoch und Nehemia taten. Neh.15.1 Teilen

Wir sprechen mit Christus, während wir unterwegs sind, und er sagt: „Ich bin zu deiner Rechten.“ Wir können in täglicher Gemeinschaft mit ihm wandeln. Selbst wenn wir unser Verlangen nur hauchen, sodass es von menschlichen Ohren nicht wahrgenommen wird, können diese Worte nicht ungehört verhallen, noch durch die Betriebsamkeit im Geschäftsleben verloren gehen. Nichts kann das Sehnen der Seele ersticken. Sie schwingt sich über das Getöse der Straße und den Lärm der Maschinen zu den himmlischen Höfen empor. Es ist Gott, zu dem wir sprechen, und das Gebet wird gehört. Deshalb bittet; „bittet, so wird euch gegeben“. Matthäus 7,7. Neh.15.2 Teilen

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Nehemia und Artaxerxes standen sich Auge in Auge gegenüber — der eine als Diener aus einem unterdrückten Volk, der andere als Monarch des großen Weltreichs. Aber unendlich größer als der Rangunterschied war die moralische Kluft, die zwischen ihnen stand. Nehemia war der Einladung des Königs aller Könige nachgekommen: „Lasst ihn meine Stärke ergreifen, dass er Frieden mit mir mache, und er wird Frieden mit mir machen.“ Jesaja 27,5 (KJV). Die stille Bitte, die er zum Himmel empor schickte, war dieselbe, die er seit vielen Wochen vorbrachte: dass Gott sein Ersuchen segnen möge. Und nun fasste er durch den Gedanken Mut, dass er in Gott einen allwissenden und allmächtigen Freund hatte, der für ihn wirkte. Der Gottesmann teilte dem König seinen Wunsch mit, eine Zeit lang von seinen Pflichten am Hofe entbunden zu werden. Er bat um die Bevollmächtigung, die verwüsteten Stadtteile aufzubauen und Jerusalem wieder zu einer starken, befestigten Stadt zu machen. An dieser Bitte hingen weitreichende Folgen für die jüdische Nation. „Und der König bewilligte mir dies“, berichtet Nehemia, „weil die gütige Hand meines Gottes über mir waltete“. Nehemia 2,8 (Menge). — The Southern Watchman, 8. März 1904. Neh.16.1 Teilen

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