Portrait von Ellen White
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Kapitel 10: Wucher wird getadelt
Kapitel 10: Wucher wird getadelt
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Noch bevor die Jerusalemer Stadtmauer wieder völlig aufgebaut war, wurde Nehemias Aufmerksamkeit auf die unglückliche Lage der ärmeren Bevölkerungsschichten gelenkt. Angesichts der unsicheren Lage des Landes war die Bodenbestellung teilweise vernachlässigt worden. Außerdem ruhte Gottes Segen nicht auf dem Land, weil sich sein Volk von ihm getrennt hatte. Infolgedessen war das Korn knapp, und um für ihre Familien Nahrung zu besorgen, mussten die Armen auf Kredit und zu überhöhten Preisen kaufen. Auch waren sie gezwungen, gegen Zinsen Darlehen aufzunehmen, um die vom persischen König geforderten Steuern bezahlen zu können. Die Juden genossen jetzt keinen Wohlstand wie zu der Zeit, als sie Gott gehorsam waren und er diesen Gehorsam segnete. Wegen ihrer Sünden hatten sie ihren Schutz verloren und der Herr hatte zugelassen, dass sie von anderen Nationen überwunden wurden. Unter der Herrschaft eines götzendienerischen Königs waren ihnen hohe Steuern auferlegt worden; Eigentum, Freiheit und Leben schienen dem Erbarmen dieser gottlosen Kräfte ausgeliefert zu sein. Neh.40.1 Teilen

Während sie keinen Gedanken daran verschwendeten, sich gegen den persischen König zu erheben, hatten sie gehofft, durch Reue und Reformation die Gunst Gottes und ihre frühere Freiheit wiederzuerlangen. Doch bisher hatten sich ihre Hoffnungen nicht erfüllt. Die Steuern für den König mussten weiterhin pünktlich entrichtet werden. Das Elend der Armen vergrößerte sich noch dadurch, dass die Wohlhabenden ihre Not ausnutzten, indem sie die Ländereien der Armen als Pfand nahmen und ihren eigenen großen Besitztümern hinzufügten. Außerdem verlangten sie für alles verliehene Geld Wucherzinsen. Dieses Vorgehen stieß die unglücklichen Schuldner bald in die tiefste Armut. Viele waren sogar gezwungen, ihre Söhne und Töchter als Sklaven zu verkaufen. Und es schien keine Hoffnung zu geben, dass sich ihre Lage bessern würde; keine Möglichkeit, ihre Kinder oder ihr Land zurückzukaufen, sondern nur die Aussicht auf immerwährende Knechtschaft. Doch gehörten sie derselben Nation an und waren Erben desselben Bundes wie ihre begünstigteren Brüder. Sie liebten ihre Kinder ebenso wie diese die ihrigen. Ihr Elend war nicht auf Faulheit oder Verschwendung zurückzuführen. Sie waren aufgrund von Missernten gezwungen, Schulden zu machen, und mussten hohe Steuern zahlen. Neh.40.2 Teilen

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Als letzten Ausweg legten sie ihre Situation Nehemia vor. Als der Gottesmann von dieser grausamen Unterdrückung in seinem eigenen Volk hörte, wurde er von Empörung erfüllt. Er war entschlossen, die Gerechtigkeit wiederherzustellen, aber er handelte nicht übereilt. Er war sich bewusst, dass Gott ihm ernste Verantwortungen auferlegt hatte und dass er sich hierin als treu erweisen musste. „Als ich aber ihr Schreien und diese Worte hörte, wurde ich sehr zornig. Und ich hielt Rat mit mir selbst.“ Nehemia 5,6.7. Er nahm sich Zeit, um die ganze Angelegenheit abzuwägen und Pläne zu entwerfen. Dann ging er mit der ihm eigenen Energie und Entschlossenheit ans Werk und machte seinen Einfluss und seine Autorität geltend, um seinen unterdrückten Brüdern Erleichterung zu verschaffen. Neh.41.1 Teilen

Von der Tatsache, dass die Unterdrücker wohlhabende Männer waren, deren Unterstützung für den Wiederaufbau der Stadt und der Stadtmauer dringend benötigt wurde, ließ Nehemia sich nicht einen Augenblick lang beeinflussen. Nachdem er die Vornehmen und Ratsherren scharf getadelt hatte, legte er die Angelegenheit einer Volksversammlung vor, wies die Zuhörer klar auf Gottes Forderungen in solch einer Sache hin und führte ihnen ihre Pflicht deutlich vor Augen. Neh.41.2 Teilen

Etwas Ähnliches hatte sich unter der Regierung des Königs Ahas ereignet, als Gott eine Botschaft an Israel gesandt und darin die Grausamkeit des Volkes und die Unterdrückung getadelt hatte. Die Kinder Judas waren damals wegen ihres Götzendienstes den Händen ihrer noch abgöttischeren Brüder, der Israeliten, ausgeliefert worden. Die Israeliten hatten ihrer unbarmherzigen Feindseligkeit freien Lauf gelassen und Tausende der Männer Judas in einer Schlacht erschlagen, während sie alle Frauen und Kinder gefangen nahmen, um sie als Sklaven zu halten oder an die Heiden zu verkaufen. Neh.41.3 Teilen

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Der Herr hatte wegen Judas Sünden zwar nicht eingegriffen und die Schlacht verhindert, aber durch den Propheten Oded rügte er die grausamen Pläne des siegreichen Heeres: „Nun gedenkt ihr, die Leute von Juda und Jerusalem zu unterwerfen, dass sie eure Sklaven und Sklavinnen seien. Ist denn das nicht Schuld bei euch gegenüber dem Herrn, eurem Gott?“ 2.Chronik 28,10. Oded versicherte ihnen, dass der Herr auf sie sehr zornig sei und dass die von ihnen verübte, ungerechte Unterdrückung die Gerichte Gottes auf sie herabrufen werde. Als die Kriegsleute damals diese Worte hörten, ließen sie die Gefangenen und die Beute vor den Obersten und der versammelten Gemeinde. Daraufhin nahmen einige führende Männer aus dem Stamm Ephraim die Gefangenen „und bekleideten alle, die bloß unter ihnen waren, mit Kleidern aus der Beute und zogen ihnen Schuhe an und gaben ihnen zu essen und zu trinken und salbten sie, und alle, die schwach waren, führten sie auf Eseln und brachten sie nach Jericho, zur Palmenstadt, zu ihren Brüdern“. 2.Chronik 28,15. Neh.42.1 Teilen

Nehemia wollte die Missetäter dazu bringen, dass sie den wahren Charakter ihres grausamen Handelns erkannten und darüber beschämt waren. „Und ich sagte zu ihnen: Wir haben unsere Brüder, die Juden, die an die Nationen verkauft waren, so weit es uns möglich war, freigekauft. Und ihr wollt eure Brüder sogar verkaufen, damit sie dann wieder an uns verkauft werden?“ Nehemia 5,8 (EB). Nehemia und andere hatten einige der Juden, die an die Heiden verkauft worden waren, wieder losgekauft. Nun verglich er dieses Handeln mit dem Verhalten derer, die um irdischen Gewinns willen ihre Brüder versklavten. Gottesfurcht sollte sie von solch einer Ungerechtigkeit zurückhalten. Nehemia erklärte den jüdischen Obersten, von denen sich einige dieser Praktiken schuldig gemacht hatten, dass sie statt andere Verbrecher zu richten und zu bestrafen lieber ihre eigenen Handlungen untersuchen sollten. Sie sollten sofort ihren frevelhaften Wucher beenden, um nicht sogar unter den Heiden zum Hohn zu werden. Neh.42.2 Teilen

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Nehemia machte ihnen bewusst, dass er aufgrund der Vollmacht, mit der ihn der persische König ausgestattet hatte, selbst hohe Abgaben zu seinem persönlichen Nutzen von ihnen hätte fordern können. Stattdessen hatte er nichts von dem genommen, was ihm rechtmäßig zustand, sondern hatte freigebig dazu beigetragen, die Armen aus ihrer Not zu befreien. Er drängte die Betreffenden, die Unterdrückung sofort einzustellen, den Armen ihr Land sowie die ihnen abverlangten Zinsen und Schuldverschreibungen zurückzugeben und ihnen künftig ohne Kautionen und Zinswucher Geld zu leihen. Neh.43.1 Teilen

„Da sprachen sie: Wir wollen es zurückgeben und wollen nichts von ihnen fordern und wollen tun, wie du gesagt hast. Und ich rief die Priester und nahm einen Eid von ihnen, dass sie so tun sollten.“ Nehemia 5,12. — The Southern Watchman, 3. Mai 1904. Neh.43.2 Teilen

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