Portrait von Ellen White
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Kapitel 69: Die Rebellion
Kapitel 69: Die Rebellion
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Der schreckliche Zustand unserer Nation verlangt tiefe Demütigung vonseiten des Volkes Gottes. Die allerwichtigste Frage womit sich die Gedanken jedes Einzelnen beschäftigen sollten, lautet: Bin ich bereit für den Tag Gottes? Werde ich die Feuerprobe bestehen, die vor mir liegt? Z1.378.1 Teilen

Ich sah, dass Gott seine Kinder reinigt und erprobt. Er wird sie läutern wie das Gold, bis alle Schlacken verzehrt sind und sein Ebenbild in ihnen wiederhergestellt ist. Nicht alle besitzen jenen Geist der Selbstverleugnung und jene Bereitwilligkeit, Härten zu ertragen und um der Wahrheit willen zu leiden, wie Gott es fordert. Ihr Wille ist nicht unterworfen. Sie haben sich nicht völlig Gott geweiht, und ihr größtes Vergnügen besteht nicht darin, seinen Willen zu tun. Prediger und Volk ermangeln der geistlichen Gesinnung und wahrer Gottseligkeit. Alles, was gesichtet werden kann, wird gesichtet werden. Gottes Volk wird härtesten Prüfungen unterworfen werden. Alle müssen in der Wahrheit gegründet, eingewurzelt und gefestigt sein, oder sie werden ins Straucheln geraten. Wenn Gott die Seele tröstet und durch seine belebende Gegenwart speist, können sie standhalten, auch wenn der Weg dunkel und dornig ist; denn bald wird die Finsternis weichen, und das wahre Licht wird für immer hervorleuchten. Ich wurde auf Jesaja 58, Jesaja 59,1-15 und Jeremia 14,10-12 als Beschreibung des gegenwärtigen Zustandes unserer Nation hingewiesen. Die Bewohner dieser Nation haben Gott verlassen und vergessen. Sie haben andere Götter erwählt und sind ihren eigenen verdorbenen Wegen gefolgt, bis sich Gott von ihnen abgewandt hat. Die Bewohner der Erde haben Gottes Gesetz mit Füßen getreten und seinen ewigen Bund fahren gelassen. Z1.378.2 Teilen

Mir wurde die Aufregung gezeigt, die der Artikel im Review, „Die Nation“, unter unserm Volk hervorgerufen hat. Einige verstanden ihn auf eine Weise und die andern auf eine andere. Die deutlichen Darlegungen wurden verdreht und ihnen eine Meinung beigelegt, die der Schreiber nicht beabsichtigt hatte. Er gab die beste Erkenntnis wieder, die er zu jener Zeit hatte. Es war notwendig, eine Stellung zu beziehen. Die Aufmerksamkeit vieler richtete sich auf die Sabbathalter, weil sie dem Krieg kein größeres Interesse entgegenbrachten und sich nicht als Freiwillige zur Verfügung stellten. An einigen Plätzen wurden sie als solche betrachtet, die mit der Rebellion sympathisierten. Die Zeit war gekommen, unsere wahre Haltung gegenüber der Sklaverei und der Rebellion bekannt zu geben. Es war notwendig, mit Weisheit die Vorurteile abzubauen, die gegen Sabbathalter bestanden. Wir sollten große Vorsicht walten lassen. „Ist es möglich, soviel an euch ist, so habt mit allen Menschen Frieden.“ Römer 12,18. Wir können dieser Anweisung folgen, ohne auch nur einen Grundsatz unseres Glaubens zu opfern. Satan und seine Heerscharen sind im Kampf mit den Beobachtern der Gebote und werden dahingehend wirken, sie in eine schwierige Lage zu bringen. Sie sollten sich nicht durch Mangel an Vorsicht selbst darin verstricken. Z1.378.3 Teilen

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Es wurde mir gezeigt, dass einige mit Bezug auf den erwähnten Artikel sehr unvorsichtig waren. Er entsprach nicht in jeder Hinsicht ihren Ansichten. Anstatt die Sache ruhig zu erwägen und sie von allen Seiten zu betrachten, erregten und erzürnten sie sich. Einige griffen sofort zur Feder und trafen übereilt Schlussfolgerungen, die nicht einer Untersuchung standhielten. Einige waren inkonsequent und unvernünftig. Sie taten genau das, wozu Satan sie antrieb, nämlich ihren eigenen rebellischen Gefühlen freien Lauf zu lassen. Z1.379.1 Teilen

In Iowa gingen sie sehr weit und verstrickten sich in Fanatismus. Sie verwechselten Eifer und Fanatismus mit Gewissenhaftigkeit. Anstatt sich von Vernunft und gesundem Urteil leiten zu lassen, gestatteten sie ihren Gefühlen, die Zügel zu übernehmen. Sie waren bereit, Märtyrer für ihren Glauben zu werden. Waren all diese Gefühle dazu angetan, sie näher zu Gott und zu größerer Demut vor ihm zu führen? Hat es sie dahin geführt, in Gottes Macht zu vertrauen, um sie aus der schwierigen Lage zu befreien, in die sie geraten könnten? O nein! Anstatt ihre Bitten zu Gott im Himmel emporzuschicken und sich allein auf ihn zu verlassen, wandten sie sich an die gesetzgebende Körperschaft und wurden abgelehnt. Sie offenbarten ihre Schwäche und ihren Mangel an Glauben. All das diente nur dazu, jene besondere Klasse, die Sabbathalter, in besondere Beachtung zu rücken und sie Schwierigkeiten auszusetzen vonseiten derer, die ihnen nicht gut gesinnt waren. Z1.379.2 Teilen

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Einige sind immer bereit gewesen, zu kritisieren und zu klagen, welcher Vorschlag auch gemacht wurde. Nur wenige besaßen die Weisheit, in dieser äußerst kritischen Zeit ohne Vorurteil zu denken und offen zu sagen, was getan werden sollte. Ich sah, dass diejenigen, die vorwitzig und lauthals das Verweigern eines Stellungsbefehls befürworteten, nicht verstanden, worauf es ankam. Sollten sie wirklich zum Kriegsdienst eingezogen werden und sich dann weigern und deshalb mit Gefängnis, Folter oder Tod bedroht werden, würden sie davor zurückschrecken und herausfinden, dass sie nicht auf eine solche Notlage vorbereitet waren. Sie würden der Prüfung ihres Glaubens nicht standhalten. Was sie als Glauben angesehen hatten, war nur fanatische Anmaßung gewesen. Z1.380.1 Teilen

Jene, die am besten vorbereitet wären, lieber ihr Leben zu opfern, wenn es gefordert würde, würden am wenigsten zu sagen haben, ehe sie sich in eine Stellung brächten, wo sie Gott nicht gehorchen könnten. Sie wären weit davon entfernt, sich dessen zu rühmen. Sie würden tief empfinden und nachsinnen, und ihre ernsten Gebete würden zum Himmel emporsteigen, um Weisheit zum Handeln und Gnade zum Leiden zu erlangen. Jene, die fühlen, dass sie in der Furcht Gottes es nicht mit ihrem Gewissen vereinbaren können, sich an diesem Krieg zu beteiligen, werden sich sehr still verhalten, und wenn man sie einem Verhör unterzieht, werden sie nur darlegen, was sie verpflichtet sind zu sagen. Sie werden zu verstehen geben, dass sie mit der Rebellion nichts zu tun haben. Z1.380.2 Teilen

Es gibt ein paar Sabbathalter, die mit den Sklavenhaltern sympathisieren. Als sie die Wahrheit annahmen, haben sie nicht alle Irrtümer hinter sich gelassen, die sie hätten aufgeben sollen. Sie bedürfen eines tieferen Zuges aus dem reinigenden Brunnquell der Wahrheit. Einige haben ihre alten politischen Vorurteile nicht aufgegeben, die nicht mit den Grundsätzen der Wahrheit übereinstimmen. Sie behaupten, der Sklave sei Eigentum seines Herrn und sollte ihm nicht genommen werden. Sie stellen diese Sklaven dem Tier gleich und sagen, es sei ebenso Unrecht, dem Sklavenhalter seine Sklaven zu nehmen, als wenn man ihn seines Viehs beraube. Es wurde mir gezeigt, dass es keinen Unterschied macht, wie viel Geld der Dienstherr für menschliches Fleisch und Menschenseelen bezahlt hat; Gott gibt ihm kein Recht auf menschliche Seelen, er darf sie nicht als sein Eigentum halten. Christus starb für alle Menschen, ganz gleich, ob weiß oder schwarz. Gott erschuf den Menschen als ein sittlich freies Wesen, ob weiß oder schwarz. Die Sklaverei widerspricht diesem Prinzip und gestattet dem Menschen, eine Macht über seinen Mitmenschen auszuüben, die Gott ihm niemals übertragen hat und die allein Gott gebührt. Der Sklavenhalter hat gewagt, die Verantwortlichkeit Gottes über seinen Sklaven auf sich zu nehmen, und demgemäß wird er für die Sünden, die Unwissenheit und die Laster des Sklaven zur Rechenschaft gezogen werden. Er wird zur Verantwortung gezogen werden wegen der Macht, die er über den Sklaven ausgeübt hat. Die farbige Rasse ist Gottes Eigentum. Ihr Schöpfer allein ist ihr Meister. Diejenigen, die es gewagt haben, den Leib und die Seele des Sklaven in Ketten zu legen, um ihn in Erniedrigung zu halten wie ein Tier, werden ihre Wiedervergeltung erhalten. Gottes Zorn hat geschlummert, aber er wird erwachen und ohne Barmherzigkeit ausgegossen werden. Z1.380.3 Teilen

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Einige sind so unvorsichtig gewesen, offen ihre Grundsätze zugunsten der Sklaverei zum Ausdruck zu bringen — Grundsätze, die nicht ihren Ursprung im Himmel haben, sondern vom Reich Satans ausgehen. Diese ruhelosen Geister reden und handeln auf eine Art und Weise, die Schande über Gottes Sache bringt. Anschließend gebe ich einen Brief wieder, den ich an Bruder A. in Oswego County, New York, geschrieben habe: Z1.381.1 Teilen

„Es wurden mir einige Dinge gezeigt, die dich betrafen. Ich sah, dass du über dich selbst getäuscht warst. Du hast den Feinden unseres Glaubens Ursache zur Lästerung gegeben und den Sabbathaltern Schande bereitet. Durch dein unvorsichtiges Verhalten hast du die Ohren von einigen verschlossen, die sonst auf die Wahrheit gehört hätten. Ich sah, dass wir so klug wie die Schlangen sein müssen und so harmlos wie die Tauben. Du hast weder das eine noch das andere offenbart. Z1.381.2 Teilen

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Satan war der erste große Rebellenführer. Gott bestraft den Norden, dass er so lange die verfluchte Sünde der Sklaverei geduldet hat, denn in den Augen des Himmels ist dies eine Sünde der schlimmsten Art. Gott ist nicht mit dem Süden, und am Ende wird er diesen sehr strafen. Satan ist der Anführer einer jeden Rebellion. Ich sah, dass du, Bruder A, deinen politischen Prinzipien gestattet hast, dein Urteilsvermögen und deine Liebe zur Wahrheit zu zerstören. Sie löschen wahre Frömmigkeit in deinem Herzen aus. Du hast die Sklaverei nie in ihrem wahren Licht gesehen, und deine Ansichten diesbezüglich haben dich auf die Seite der Rebellion gestellt, die von Satan und seinen Heerscharen angezettelt wurde. Deine Ansichten bezüglich der Sklaverei können nicht mit den heiligen, wichtigen Wahrheiten für diese Zeit übereinstimmen. Du musst entweder diese Ansichten oder die Wahrheit aufgeben. Beide können nicht im gleichen Herzen wohnen, denn sie stehen im Kampf miteinander. Z1.382.1 Teilen

Satan hat dich aufgestachelt. Er wollte dich nicht in Ruhe lassen, bis du nicht deine Meinung auf Seiten der Mächte der Finsternis zum Ausdruck brachtest und die Hände derer stärktest, die Gott verflucht hat. Du hast deinen Einfluss auf die falsche Seite gestellt, gemeinsam mit solchen, deren Lebenszweck darin besteht, Dornen zu säen und Elend für andere zu pflanzen. Ich sah, wie du deinen Einfluss mit einer entarteten Gruppe vereintest, einer von Gott verlassenen Gruppe, und die Engel Gottes flohen von dir mit Abscheu. Ich sah, dass du völlig betrogen warst. Wärst du dem Licht gefolgt, das Gott dir gegeben hat, hättest du die Unterweisungen deiner Brüder beachtet und ihren Rat befolgt, dann könntest du selbst gerettet werden und hättest die kostbare Sache der Wahrheit vor Schmach bewahrt. Doch trotz allen Lichtes, das dir schien, hast du deine Ansichten offen kundgetan. Wenn du nicht in Ordnung bringst, was du angerichtet hast, dann wird es die Pflicht des Volkes Gottes sein, dir Sympathie und Gemeindemitgliedschaft zu entziehen, um den Eindruck zu löschen, den andere von uns als Gemeinde erhalten haben. Wir müssen zeigen, dass zu uns keine Leute gehören, die sich nicht an die Gemeindeordnung halten. Z1.382.2 Teilen

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Du hast den heiligenden Einfluss der Wahrheit verloren. Du hast keine Verbindung mehr mit den himmlischen Engeln. Du hast dich mit dem ersten großen Rebellen verbunden. Gottes Zorn lastet auf dir, denn sein heiliges Werk ist in Verruf gebracht und die Wahrheit für Ungläubige verabscheuungswürdig gemacht. Du hast Gottes Volk betrübt und den Rat seiner Botschafter auf Erden verachtet, die mit ihm zusammenarbeiten und an Christi Statt Seelen bitten, sich mit Gott versöhnen zu lassen. Z1.383.1 Teilen

Es wurde mir gezeigt, dass wir als Volk nicht vorsichtig genug sein können, welchen Einfluss wir ausüben. Wir sollten über jedes Wort wachen. Wenn wir uns durch Wort oder Tat auf Satans Kampfplatz begeben, treiben wir die heiligen Engel von uns fort und ermutigen böse Engel, sich um uns zu scharen. Das hast du, Bruder A, durch deinen unbedachten, eigenwilligen Kurs getan, und dadurch hast du Ungläubige veranlasst, dass alle Sabbathalter in deiner Umgebung mit Argwohn betrachtet werden. Folgende Worte wurden mir vorgeführt, die sich auf Gottes Diener beziehen: ‚Wer euch hört, der hört mich; und wer euch verachtet, der verachtet mich; wer aber mich verachtet, der verachtet den, der mich gesandt hat.‘ Lukas 10,16. Möge Gott dir, mein betrogener Bruder, helfen, dich selbst zu erkennen, wie du bist, und dass du in Übereinstimmung mit der Gemeinde kommen möchtest.“ Z1.383.2 Teilen

Unser Reich ist nicht von dieser Welt. Wir warten darauf, dass unser Herr vom Himmel zur Erde kommt, alle Autorität und Macht in den Staub legt und sein ewiges Reich aufrichtet. Die irdischen Mächte werden erschüttert. Wir brauchen und können keine Einigkeit unter den Nationen der Erde erwarten. Unsere Stellung im Bildnis Nebukadnezars ist durch die Zehen dargestellt, in einem zertrennten Zustand, aus krümeligem Material, das nicht aneinander hält. Die Prophetie zeigt uns, dass der große Tag Gottes unmittelbar bevorsteht. Er eilt rasch herbei. Z1.383.3 Teilen

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Ich sah, dass es in jedem Fall unsere Pflicht ist, den Landesgesetzen zu gehorchen, es sei denn, sie stehen im Widerspruch zu dem höheren Gesetz, welches Gott mit hörbarer Stimme verkündigte und mit eigenem Finger auf Steintafeln schrieb. „Ich will mein Gesetz in ihr Herz geben und in ihren Sinn schreiben; und sie sollen mein Volk sein, so will ich ihr Gott sein.“ Jeremia 31,33. Derjenige, dem Gottes Gesetz ins Herz geschrieben ist, wird Gott mehr gehorchen als den Menschen und wird allen Menschen eher ungehorsam sein, als im Geringsten vom Gebot Gottes abzuweichen. Gottes Volk, durch die Inspiration der Wahrheit belehrt und von einem guten Gewissen geleitet, nach einem jeglichen Wort Gottes zu leben, wird dieses Gesetz, das ins Herz geschrieben ist, als einzige Autorität anerkennen. Es wird bereit sein, ihm zu gehorchen. Die Weisheit und Autorität des göttlichen Gesetzes ist das Höchste. Z1.384.1 Teilen

Es wurde mir gezeigt, dass das Volk Gottes, welches sein besonderer Schatz ist, nicht in diesen verwickelten Krieg eintreten kann, denn dieser widerspricht jedem Grundsatz ihres Glaubens. In der Armee können sie nicht der Wahrheit und gleichzeitig den Befehlen ihrer Offiziere gehorchen. Es würde eine fortgesetzte Verletzung ihres Gewissens sein. Weltlich gesinnte Menschen werden von weltlichen Prinzipien geleitet. Sie können keine andern würdigen. Weltliche Politik und öffentliche Meinung bilden die Grundsätze ihres Handelns, die sie beherrschen und leiten, das Rechte zu tun. Aber Gottes Volk kann nicht von diesen Motiven beherrscht werden. Die Worte und Gebote Gottes, geschrieben ins Herz, sind Geist und sind Leben, und es wohnt ihnen die Kraft inne, zu unterwerfen und Gehorsam einzuschärfen. Die Zehn Vorschriften Jehovas sind das Fundament aller gerechten und guten Gesetze. Diejenigen, die Gottes Gebote lieben, werden sich jedem guten Landesgesetz unterwerfen. Wenn aber die Anforderungen der Regierenden mit den Gesetzen Gottes in Widerstreit stehen, dann ist dies die einzige zu klärende Frage: Sollen wir Gott gehorchen oder den Menschen? Z1.384.2 Teilen

Als Folge langwährender und fortschreitender Rebellion gegen die höheren Einrichtungen und Gesetze hat sich ein düsteres Leichentuch der Finsternis und des Todes über die Erde ausgebreitet. Die Erde stöhnt unter der Last angehäufter Schuld, und überall sind sterbende menschliche Wesen gezwungen, das Elend zu erleben, das im Lohn für die Ungerechtigkeit enthalten ist. Es wurde mir gezeigt, dass Menschen Satans Absicht ausgeführt haben, mit List und Betrug, und kürzlich wurde ein schrecklicher Schlag erteilt. Es kann wahrheitsgemäß gesagt werden: „Das Recht ist zurückgewichen und Gerechtigkeit fern getreten; denn die Wahrheit fällt auf der Gasse, und Recht kann nicht einhergehen ... und wer vom Bösen weicht, der muss jedermanns Raub sein.“ Jesaja 59,14.15. In einigen der freien Staaten sinkt die Moral tiefer und tiefer. Menschen mit verdorbener Genusssucht und unzüchtigem Lebenswandel haben jetzt Gelegenheit zutriumphieren. Sie haben sich Männer in die Regierung gewählt, deren Grundsätze herabwürdigen, die das Böse nicht in Schranken halten noch die ungezügelte Genusssucht der Menschen unterdrücken wollen, sondern ihr freien Lauf lassen. Wenn diejenigen, die durch Trinken von Alkohol sich unter die Tierwelt erniedrigen, die einzigen Leidtragenden wären, wenn sie nur selbst die Frucht ihrer Taten zu ernten hätten, dann wäre das Übel nicht so groß. Aber viele, sehr viele müssen wegen der Sünden anderer furchtbar leiden. Frauen und Kinder, obgleich unschuldig, müssen den bitteren Kelch bis auf den Grund leeren. Z1.384.3 Teilen

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Ohne die göttliche Gnade lieben es die Menschen, Böses zu tun. Sie wandeln im Finstern und besitzen keine Selbstbeherrschung. Sie geben ihren Leidenschaften und ihrer Esslust nach, bis alle edleren Empfindungen erstorben sind und tierische Leidenschaften zum Ausdruck kommen. Solche Menschen benötigen eine höhere, beherrschende Macht, die sie zum Gehorsam drängt. Wenn Männer der Regierung keine Macht ausüben, den Übeltäter einzuschüchtern, wird er unters Vieh herabsinken. Die Welt wird immer verdorbener. Z1.385.1 Teilen

Viele Menschen waren bei der letzten Wahl verblendet und sehr betrogen. Ihr Einfluss wurde benutzt, Männern Autorität zu verleihen, die dem Bösen keinen Einhalt gebieten und die einer Flut von Leid und Elend unberührt gegenübertreten würden, deren Grundsätze verdorben waren, Freunde des Südens, und die die Sklaverei belassen würden wie sie ist. Z1.385.2 Teilen

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In der Armee des Nordens gibt es Männer in verantwortlichen Positionen, die im Herzen Rebellen sind, die dem Leben eines Soldaten nicht mehr Wert beimessen, als dem Leben eines Hundes. Sie können unbewegt zusehen, wie Tausende von Soldaten verletzt, verstümmelt und getötet werden. Die Offiziere der Südarmee bekommen ständig Informationen betreffs der Pläne der Nordarmee. Offizieren der Nordarmee wurden korrekte Nachrichten bezüglich der Bewegungen und der Angriffe der Rebellen übermittelt, die aber missachtet und übergangen wurden, weil der Informant ein Farbiger war. Durch Versäumnis, sich auf einen Angriff vorzubereiten, wurden die Streitkräfte der Union überrascht und zerschlagen, und was noch schlimmer war — viele der armen Soldaten wurden gefangen genommen, einem Los, ärger als der Tod. Z1.386.1 Teilen

Bestünde Einigkeit in der Nordarmee, würde diese Rebellion bald ein Ende finden. Die Rebellen wissen, dass sie überall in der Nordarmee Sympathisanten haben. Die Seiten der Geschichte füllen sich an mit dunklen und immer dunkleren Berichten. Regierungstreue Männer, die keine Sympathie mit der Rebellion und der sie verursachenden Sklaverei hatten, wurden getäuscht. Ihr Einfluss half Männern zur Macht, deren Grundsätze sie bekämpften. Z1.386.2 Teilen

Alles bereitet sich auf den großen Tag Gottes vor. Die Zeit wird noch etwas hinausgezögert, bis die Erdbewohner das Maß ihrer Bosheit vollends gefüllt haben. Und dann wird Gottes Zorn, der bisher geschlummert hat, erwachen, und dieses Land des Lichts wird den Zorneskelch, unvermischt mit Gnade, trinken müssen. Die zerstörende Macht Gottes ruht auf der Erde, zu zerschlagen und zu vernichten. Die Bewohner der Erde sind dem Schwert, der Hungersnot und der Pestilenz ausgesetzt. Z1.386.3 Teilen

Sehr viele Männer in verantwortlichen Positionen, Generäle und Offiziere, handeln in Übereinstimmung mit Anweisungen, die von Geistern erteilt werden. Die Geister der Teufel, die vorgeben, tote Kämpfer und geschickte Generäle zu sein, pflegen Umgang mit Männern von Autorität und beherrschen viele ihrer Bewegungen. Der eine General empfängt Anweisungen von diesen Geistern, auf bestimmte Art und Weise vorzugehen, und schmeichelt sich mit Aussicht auf Erfolg. Ein anderer erhält Anweisungen, die sich weit von denen unterscheiden, die der erste erhielt. Manchmal erlangen jene, die den Befehlen folgten, einen Sieg, aber öfter noch erleiden sie eine Niederlage. Z1.386.4 Teilen

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Manchmal vermitteln die Geister diesen leitenden Männern einen Bericht über Ereignisse, die sich im Kampf, der ihnen bevorsteht, zutragen werden und von Personen, die in diesen Kämpfen fallen werden. Manchmal wird genau das geschehen, was die Geister vorausgesagt haben, und dies stärkt den Glauben derer, die sich von diesen spiritistischen Offenbarungen leiten lassen. Andrerseits geschieht es, dass die Information nicht richtig war, aber die betrügerischen Geister bringen irgendeine Erklärung, die angenommen wird. Die Täuschung ist so groß, dass viele verfehlen, die lügenhaften Geister zu erkennen, die sie zum sicheren Untergang führen. Z1.387.1 Teilen

Der große anführende Rebellengeneral, Satan, ist bekannt mit den Geschäften dieses Krieges und er beauftragt seine Engel, die Gestalt verstorbener Generäle anzunehmen, ihre Verhaltensweise nachzuahmen und die ihnen eigenen Charakterzüge zu offenbaren. Anführer in der Armee glauben wirklich, dass die Geister ihrer Freunde und toter Krieger, die Väter des Revolutionskrieges, sie leiten. Wenn sie sich nicht unter stärkster Verblendung befänden, würden sie doch anfangen sich zu wundern, dass die Kämpfer, jetzt angeblich im Himmel, keine gute und erfolgreiche Leiterschaft offenbart oder ihre berühmte irdische Feldherrnkunst verlernt hätten. Z1.387.2 Teilen

Statt, dass die leitenden Männer in diesem Krieg sich auf den Gott Israels verlassen und ihre Heere anweisen würden, ihr Vertrauen nur auf den zu setzen, der sie von ihren Feinden erretten kann, befragen die meisten den Fürst der Dämonen und vertrauen auf ihn. 5.Mose 32,16-22. Der Engel sagte: „Wie kann Gott einem solchen Volk Gedeihen schenken? Würden sie auf ihn schauen, ihm vertrauen und dahin kommen, wo er ihnen zu seiner Verherrlichung helfen könnte — dann wäre er bereit, es zu tun.“ Z1.387.3 Teilen

Ich sah, dass Gott die Nordarmee nicht völlig in die Hände eines rebellischen Volkes geben würde, um sie von ihren Feinden gänzlich ausrotten zu lassen. Ich wurde auf 5.Mose 32,26-30 verwiesen: „Ich wollte sagen: ‚Wo sind sie? ich werde ihr Gedächtnis aufheben unter den Menschen‘, wenn ich nicht den Zorn der Feinde scheute, dass nicht ihre Feinde stolz würden und möchten sagen: Unsre Macht ist hoch, und der Herr hat nicht solches alles getan. Denn es ist ein Volk, darin kein Rat ist, und ist kein Verstand in ihnen. Oh, dass sie weise wären und vernähmen solches, dass sie verstünden, was ihnen hernach begegnen wird! Wie geht‘s zu, dass einer wird ihrer tausend jagen, und zwei werden zehntausend flüchtig machen? Ist‘s nicht also, dass sie ihr Fels verkauft hat und der Herr sie übergeben hat?“ Z1.387.4 Teilen

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Es gibt Generäle in der Armee, die völlig ergeben sind und alles tun, was in ihrer Macht liegt, diese unheilvolle Rebellion und diesen unnatürlichen Krieg zu beenden. Aber die meisten Offiziere und leitenden Männer folgen eigenen persönlichen Zielen. Jeder schaut zu, wie viel er an Gewinn für sich herausholen kann, und viele der treuen Soldaten, die mit dem Herzen dabei sind, werden matt und entmutigt. Sie verrichten heldenmütig ihre Aufgaben, wenn sie dem Feind gegenübergestellt werden, aber von ihren eigenen Offizieren werden sie brutal behandelt. Unter den Soldaten gibt es Männer von feinem Empfinden und unabhängigem Geist. Sie waren nicht gewöhnt, sich mit einer so herabgewürdigten Menschenklasse abzugeben, wie der Krieg sie zusammenführt, von der sie nun tyrannisiert, missbraucht und wie ein Tier behandelt werden. Es fällt ihnen sehr schwer, all dies zu ertragen. Viele Offiziere sind grausam veranlagt, und da sie eine verantwortliche Stellung einnehmen, haben sie gute Gelegenheit, ihre brutale Natur auszuleben. Sie tyrannisieren ihre Untergebenen, wie die Herren des Südens ihre Sklaven tyrannisieren. Diese Tatsachen machen es schwierig, Männer für die Armee zu gewinnen. Z1.388.1 Teilen

In einigen Fällen, wo Offiziere in der schlimmsten Offensive steckten und wo ihre Männer wie Regentropfen fielen, hätte eine rechtzeitige Verstärkung ihnen den Sieg gebracht. Aber andere Generäle sorgten sich nicht darum, wie viele Leben verloren gingen, und anstatt den Kämpfenden zu Hilfe zu eilen, als verträten sie gleiche Interessen, gaben sie nicht die notwendige Hilfeleistung aus Angst, dem anderen General könnte die Ehre zuteil werden, dem Feind erfolgreich widerstanden zu haben. Aus Neid und Eifersucht haben sie sich gefreut, dass der Feind den Sieg errang und die Männer der Union in die Flucht schlug. Die Männer des Südens besitzen einen höllischen Geist der Rebellion; aber Männer des Nordens sind nicht schuldlos. Viele von ihnen sind selbstsüchtig, von Eifersucht erfüllt und befürchten, dass andere Ehrenbezeigungen erlangen und über sie erhöht werden könnten. Oh, wie viele Tausend Leben wurden aus diesem Grund geopfert! Angehörige anderer Nationen, die sich im Krieg befanden, hatten nur ein Interesse. Mit selbstlosem Eifer haben sie gekämpft, um zu siegen oder zu sterben. Leitende Männer in der Revolution handelten vereint, mit Eifer, und dadurch erlangten sie ihre Unabhängigkeit. Doch jetzt verhalten Männer sich wie Dämonen, anstatt wie menschliche Wesen. Z1.388.2 Teilen

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Durch seine Engel hat Satan mit Offizieren in Verbindung gestanden, die kalte, berechnende Männer waren, wenn sie sich selbst überlassen waren. Sie haben ihr eigenes Urteil aufgegeben und sich von diesen lügenhaften Geistern in schwierige Lagen versetzen lassen, wo es zu schrecklichem Gemetzel und Blutvergießen kam. Es befriedigt seine satanische Majestät sehr, auf Erden Gemetzel und ein Blutbad anzurichten. Er schaut mit Wonne zu, wenn die armen Soldaten gleich dem Gras niedergemäht werden. Ich sah, dass die Rebellen sich oft in Situationen befanden, wo sie mit wenig Mühe hätten niedergeworfen werden können. Aber die Mitteilungen von Geistern haben die Generäle des Nordens geleitet und ihre Augen verblendet, bis die Rebellen außer Reichweite waren. Und einige Generäle würden lieber den Rebellen gestatten, zu entrinnen, anstatt sie zu unterwerfen. Sie denken mehr an die Lieblingseinrichtung der Sklaverei als an das Wohlergehen der Nation. Dies sind einige der Gründe, weshalb der Krieg sich so in die Länge zieht. Z1.389.1 Teilen

Die von unseren Generälen nach Washington gesandten Berichte über die Bewegungen unserer Armeen könnten nahezu genauso direkt zu den Rebellenstreitkräften telegraphiert werden. Es gibt im Mittelpunkt der Heeresleitung der Union Sympathisanten der Rebellen. Dieser Krieg gleicht keinem andern. Der große Mangel an Einigkeit in Gefühlen und im Handeln lässt ihn dunkel und entmutigend erscheinen. Viele der Soldaten haben jede Einschränkung abgeworfen und sind zu einem alarmierenden Zustand der Entartung herabgesunken. Wie kann Gott eine solch verdorbene Armee unterstützen? Wie kann er zu seiner Ehre ihre Feinde niederringen und sie zum Sieg führen? Da sind Uneinigkeit und Streit um Ehre, während die armen Soldaten auf dem Schlachtfeld zu Tausenden abgeschlachtet werden oder an ihren Wunden oder durch Blöße und Härten zu Tode kommen. Z1.389.2 Teilen

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Dieser Krieg ist höchst eigenartig und gleichzeitig ein äußerst schrecklicher und herzzerreißender Kampf. Andere Nationen schauen mit Abscheu auf das Vorgehen der Armeen sowohl des Nordens als des Südens. Sie erkennen solch entschlossenes Bemühen, den Krieg hinauszuzögern unter einem enormen Opfer an Leben und Geld, während gleichzeitig nichts Nennenswertes erreicht wird, dass es ihnen scheint, als wolle man sehen, wer die meisten Menschen umbringen kann. Die andern Nationen sind entrüstet. Z1.390.1 Teilen

Ich sah, dass die Rebellion ständig zugenommen hat und nie so entschlossen war wie jetzt im Augenblick. Viele Männer, die sich zur Union bekennen, die wichtige Stellungen bekleiden, sind im Herzen treulos. Ihre einzige Absicht, als sie die Waffen nahmen, bestand darin, die Union zu erhalten wie sie war, mitsamt der Sklaverei. Sie würden den Sklaven von Herzen gern an sein Leben grausamer Knechtschaft ketten, wenn sie dazu Gelegenheit bekämen. Solche sind dem Süden sehr verbunden. Blut wurde gleich Wasser für nichts vergossen. In jedem Ort und in jeder Stadt herrscht Trauer. Frauen weinen um ihre Männer, Mütter um ihre Söhne und Schwestern um ihre Brüder. Trotz all dieser Leiden wenden sie sich dennoch nicht zu Gott. Z1.390.2 Teilen

Ich sah, dass beide, der Süden und der Norden, bestraft wurden. Betreffs des Südens wurde ich auf 5.Mose 32,35-37 hingewiesen: „Die Rache ist mein; ich will vergelten. Zu seiner Zeit soll ihr Fuß gleiten; denn die Zeit ihres Unglücks ist nahe, und was über sie kommen soll, eilt herzu. Denn der Herr wird sein Volk richten, und über seine Knechte wird er sich erbarmen. Denn er wird ansehen, dass ihre Macht dahin ist und beides, das Verschlossene und Verlassene, weg ist. Und man wird sagen: Wo sind ihre Götter, ihr Fels, auf den sie trauten?“ Z1.390.3 Teilen

Kapitel 70: Gefahren und Pflichten der Prediger
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Es wurde mir gezeigt, dass mehr erreicht werden kann an Orten, wo es bereits einige Gläubige gibt als in gänzlich neuen Feldern, es sei denn, der Beginn ist ausgesprochen gut. Ein paar Seelen in den verschiedenen Städten, die wirklich an die Wahrheit glauben, werden Einfluss ausüben und Fragen betreffs ihres Glaubens anregen. Ist ihr Leben beispielhaft, wird ihr Licht scheinen, und sie werden einen sammelnden Einfluss ausüben. Und doch wurden mir auch Plätze gezeigt, wo die Wahrheit noch nicht verkündigt wurde, die bald in Angriff genommen werden sollten. Doch das große Werk, das nun getan werden muss, ist, Gottes Volk dahin zu bringen, dass es mit der Arbeit beginnt und einen heiligen Einfluss ausübt. Alle sollten sich als Arbeiter betätigen. Mit Weisheit, Behutsamkeit und Liebe sollten sie für die Rettung ihrer Nachbarn und Freunde wirken. Es wird zu viel Zurückhaltung geübt. Das Kreuz wird nicht aufgenommen und getragen, wie es der Fall sein sollte. Alle sollten fühlen, dass sie ihres Bruders Hüter sind, dass sie in großem Maße für die Seelen in ihrer Umgebung verantwortlich sind. Die Geschwister irren, wenn sie dieses Werk gänzlich den Predigern überlassen. Die Ernte ist groß und wenige sind der Arbeiter. Diejenigen, die einen guten Ruf haben und deren Leben in Übereinstimmung mit ihrem Glauben ist, können Arbeiter sein. Sie können mit andern sprechen und ihnen die Wichtigkeit der Wahrheit nahe bringen. Sie müssen nicht auf die Prediger warten und eine deutliche Pflicht vernachlässigen, die Gott ihnen auferlegt hat. Z1.391.1 Teilen

Einige unserer Prediger sind wenig geneigt, die Last des Werkes Gottes auf sich zu nehmen und mit jener opferbereiten Wohltätigkeit zu wirken, die das Leben unseres göttlichen Herrn kennzeichnete. Im Allgemeinen sind unsere Gemeinden einigen der Prediger voraus. Sie haben den Zeugnissen geglaubt, die Gott gegeben hat, und haben danach gehandelt, während etliche der Prediger weit hintennach hinken. Sie geben vor, dem vorgebrachten Zeugnis zu glauben. Einige von ihnen richten Schaden an, indem sie es zur eisernen Regel für solche machen, die keine Erfahrung darin haben; aber sie versäumen, persönlich danach zu handeln. Ihnen wurden wiederholt Zeugnisse gesandt, die sie gänzlich unbeachtet ließen. Das Verhalten solcher ist nicht korrekt. Z1.391.2 Teilen

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Im Allgemeinen fühlen die Gemeindeglieder ein vereintes Interesse an der Verbreitung der Wahrheit. Freudig beteiligen sie sich am Unterhalt derer, die am Wort und der Lehre dienen. Ich sah, dass es die Pflicht derer ist, die über die Verwendung der Gelder wachen, darauf zu schauen, dass die Gaben der Gemeinde nicht vergeudet werden. Einige dieser freigebigen Geschwister haben jahrelang mit zerrütteten Nerven und niedergebrochener Konstitution, hervorgerufen durch Überarbeitung in der Vergangenheit, geschuftet, um Besitztum zu erlangen; und wenn sie jetzt freudig einen Teil ihrer Güter opfern, die ihnen so viel gekostet haben, ist es die Pflicht derer, die am Wort und der Lehre dienen, einen Eifer und eine Opferbereitschaft zu zeigen, die zumindest denen dieser Brüder entspricht. Z1.392.1 Teilen

Gottes Diener müssen frei sein. Sie müssen wissen, auf wen sie ihr Vertrauen setzen können. Es ist Macht in Christo und seiner Erlösung, sie zu freien Menschen zu machen. Und wenn sie nicht in ihm frei sind, können sie nicht seine Gemeinde aufbauen und Seelen einsammeln. Wird Gott einen Mann aussenden, Seelen aus den Schlingen Satans zu befreien, dessen eigene Füße im Netz gefangen sind? Gottes Diener dürfen nicht wanken. Wenn ihre eigenen Schritte gleiten, wie können sie zu furchtsamen Herzen sagen: „Seid stark!“? Gott möchte, dass seine Diener die lässigen Hände und die müden Knie wieder aufrichten. Solche, die nicht vorbereitet sind, dies zu tun, sollten besser zuerst an sich selbst arbeiten und beten, bis sie mit Kraft aus der Höhe angetan sind. Z1.392.2 Teilen

Gott missfällt der Mangel an Selbstverleugnung in einigen seiner Diener. Sie tragen nicht die Last des Werkes. Sie scheinen in tödlicher Erstarrung versunken zu sein. Die Engel Gottes sind erstaunt und beschämt über diesen Mangel an Selbstverleugnung und Ausdauer. Während der Urheber unseres Heils für uns arbeitete und litt, verleugnete er sich selbst. Sein ganzes Leben war von mühsamer Arbeit und Entbehrung gekennzeichnet. Er hätte seine Erdentage in Bequemlichkeit und Fülle zubringen und sich den Vergnügungen dieses Lebens bedienen können; aber er dachte nicht an sein eigenes Wohlergehen. Er litt, um andern Leiden zu ersparen. Er hielt bis zum Ende durch und vollendete das Werk, das ihm aufgetragen war. All dies tat er, um uns vor dem Untergang zu bewahren. Kann es sein, dass nun wir, die unwürdigen Empfänger solch großer Liebe, nach einem besseren Leben trachten, als es unserem Herrn zuteil wurde? Jeden Augenblick unseres Lebens nehmen wir teil an den Segnungen seiner unendlichen Liebe. Eben aus diesem Grund können wir nicht völlig ermessen, aus welchen Tiefen der Unwissenheit und des Elends wir gerettet wurden. Können wir auf ihn blicken, der um unserer Sünden willen durchbohrt wurde, und dann nicht willig sein, mit ihm den bitteren Kelch der Demütigung und des Leidens zu trinken? Können wir den gekreuzigten Christum betrachten und dann wünschen, auf andere Weise in sein Reich zu gelangen als durch viele Trübsale? Z1.392.3 Teilen

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Die Prediger sind nicht alle dem Werk Gottes ergeben, wie er es von ihnen fordert. Einige haben das Los eines Predigers als hart empfunden, weil sie von ihren Familien getrennt wurden. Sie vergessen, dass es früher sehr viel schwerer war zu arbeiten, als es heute ist. Einst gab es nur wenige Freunde der Wahrheit. Sie vergessen diejenigen, denen Gott in der Vergangenheit die Verantwortung für das Werk auferlegte. Es gab damals nur wenige, die als Resultat vieler Mühen die Wahrheit annahmen. Gottes erwählte Diener weinten und beteten um ein klares Verständnis der Wahrheit und erduldeten Entbehrungen und viel Selbstverleugnung, um sie andern zu vermitteln. Schritt für Schritt gingen sie voran, wie Gottes Vorsehung die Wege öffnete. Sie waren nicht auf ihre eigene Bequemlichkeit bedacht und schreckten nicht vor Schwierigkeiten zurück. Durch diese Männer bereitete Gott den Weg und machte jedem Aufrichtigen die Wahrheit verständlich. Alles liegt bereit für die Prediger, die seitdem die Wahrheit angenommen haben, und doch haben einige von ihnen versäumt, die Last des Werkes zu übernehmen. Sie trachten nach einem leichteren Los, einer Stellung, die weniger Selbstverleugnung erfordert. Diese Erde ist kein Ruheplatz für den Christen, viel weniger noch für den erwählten Diener Christi. Sie vergessen, dass Christus seine Reichtümer und die Herrlichkeit des Himmels verließ, auf diese Erde kam, um zu sterben, und dass er uns geboten hat, einander zu lieben, wie er uns geliebt hat. Sie vergessen diejenigen, deren die Welt nicht wert war, die umhergegangen sind in Schafpelzen und Ziegenfellen, mit Trübsal und Ungemach. Z1.393.1 Teilen

394

Mir wurden die Waldenser gezeigt und was sie für ihre Religion erduldeten. Sie studierten gewissenhaft das Wort Gottes und lebten nach dem Licht, das ihnen schien. Sie wurden verfolgt und aus ihrem Heim vertrieben. Ihre Besitztümer, durch harte Arbeit erlangt, wurden ihnen geraubt und ihre Häuser verbrannt. Sie flohen in die Berge und erduldeten unglaubliches Ungemach. Sie erlitten Hunger, Strapazen, Kälte und Blöße. Die einzige Kleidung, die viele erlangen konnten, waren die Felle von Tieren. Und doch versammelten sich die Zerstreuten und Heimatlosen, um ihre Stimmen im Gesang zu vereinen und Gott zu preisen, dass sie würdig erachtet wurden, um Christi willen zu leiden. Sie ermutigten und erfreuten einander und waren selbst für ihre erbärmliche Bleibe dankbar. Viele ihrer Kinder erkrankten und starben durch Hunger und Kälte, und doch erwogen ihre Eltern nicht für einen Augenblick, ihre Religion aufzugeben. Sie schätzten die Liebe und Gunst Gottes höher als irdische Bequemlichkeit oder weltlichen Reichtum. Sie empfingen Trost von Gott und blickten freudig auf die künftige Belohnung voraus. Z1.394.1 Teilen

Wiederum wurde mir Martin Luther vor Augen geführt, den Gott erweckte, um ein besonderes Werk zu tun. Wie köstlich war ihm die im Worte Gottes offenbarte Erkenntnis der Wahrheit! Sein Gemüt hungerte nach etwas Sicherem, worauf er seine Hoffnung bauen konnte, dass Gott sein Vater und der Himmel sein Heim sein möchten. Das neue und kostbare Licht, das ihm beim Studium des Wortes Gottes aufging, war von unendlichem Wert. Er glaubte, dass er die Welt überzeugen könnte, wenn er damit hervortreten würde. Er erhob sich gegen den Zorn einer gefallenen Kirche und stärkte jene, die sich gleich ihm von den reichen Wahrheiten nährten, die im Worte Gottes enthalten waren. Luther war Gottes erwähltes Werkzeug, der päpstlichen Kirche den Schleier der Heuchelei zu entreißen und ihre Verderbtheit zu offenbaren. Er erhob eifrig seine Stimme, und in der Kraft des Heiligen Geistes tadelte er die bestehenden Sünden unter den Leitern des Volkes. Erlasse gingen aus, ihn zu töten, wo immer man ihn finden würde. Er schien der Barmherzigkeit eines abergläubischen Volkes überlassen zu sein, das dem Oberhaupt der römischen Kirche gehorchte. Aber er hielt sein Leben nicht für zu teuer. Luther wusste, dass er nirgendwo sicher war; aber er erzitterte nicht. Das Licht, das er sah, und wovon er sich nährte, war ihm von größerem Wert als alle Schätze der Erde. Er wusste, dass irdischer Reichtum vergehen würde; aber die reichen Wahrheiten, die sich seinem Verständnis öffneten, die an seinem Herzen wirkten, würden leben, und wenn er ihnen gehorchte, würden sie ihn zur Unsterblichkeit führen. Z1.394.2 Teilen

395

Als er nach Augsburg beordert wurde, um sich seines Glaubens wegen zu verantworten, folgte er der Vorladung. Jener einsame Mann, der den Zorn von Priestern und Volk erregt hatte, wurde jenen gegenübergestellt, welche die Welt zum Zittern brachten — ein sanftes Lamm, umgeben von zornigen Löwen. Doch um Christi und der Wahrheit willen stand er unerschrocken da, in heiliger Beredsamkeit, die nur die Wahrheit mitteilen kann, und legte Zeugnis für die Gründe seines Glaubens ab. Seine Feinde versuchten auf verschiedene Art und Weise diesen kühnen Verteidiger der Wahrheit zum Schweigen zu bringen. Zunächst schmeichelten sie ihm und versprachen ihn zu erhöhen und zu ehren. Aber Leben und Ehre waren für ihn ohne Wert, wenn sie durch Aufopferung der Wahrheit erlangt werden sollten. Heller und klarer erleuchtete Gottes Wort seinen Verstand und ließ ihn die Irrtümer, die Verdorbenheit und die Heuchelei des Papsttums nur umso deutlicher erkennen. Dann versuchten seine Feinde, ihn einzuschüchtern und ihn zu veranlassen, seinem Glauben abzuschwören. Doch tapfer verteidigte er die Wahrheit. Er war bereit, für seinen Glauben zu sterben, falls Gott dies forderte, aber ihn aufgeben? Nie und nimmer! Gott bewahrte sein Leben. Er befahl Engeln, ihn zu begleiten und die Wut und die Absichten seiner Feinde in Zaum zu halten und ihn unbeschadet durch den stürmischen Kampf hindurch zu bringen. Z1.395.1 Teilen

396

Die ruhige, würdevolle Macht Luthers demütigte seine Feinde und verpasste dem Papsttum einen furchtbaren Schlag. Die erhabenen, stolzen Machthaber meinten, sein Blut müsse für den Schaden sühnen, den er ihrer Sache zugefügt hatte. Sie legten ihre Pläne, aber ein Mächtigerer wachte über Luther. Sein Werk war noch nicht beendet. Die Freunde Luthers beschleunigten seine Abreise von Augsburg. Er verließ die Stadt bei Nacht, sitzend auf einem Pferd ohne Zügel, unbewaffnet und ohne Stiefel und Sporen. In großer Müdigkeit setzte er seine Reise fort, bis er unter Freunden war. Z1.396.1 Teilen

Wieder wurde der Unwille der Päpstlichen erregt. Sie waren entschlossen, diesem unerschrockenen Verteidiger der Wahrheit den Mund zu stopfen. Sie beorderten ihn nach Worms, völlig entschlossen, ihn für seine Torheit zur Verantwortung zu ziehen. Seine Gesundheit stand nicht zum Besten, doch er entschuldigte sich nicht. Er war sich sehr wohl der Gefahren bewusst, die ihm drohten. Er wusste, dass seine Feinde alle Maßnahmen ergreifen würden, ihn zum Schweigen zu bringen. Sie schrieen ebenso eifrig nach seinem Blut, wie die Juden Christi Blut forderten. Doch er setzte sein Vertrauen auf den Gott, der die drei Jünglinge im Feuerofen bewahrte. Seine Angst und Sorge galt nicht der eigenen Person. Er suchte nicht sein eigenes Wohlergehen. Seine große Sorge war, dass die Wahrheit, die ihm so köstlich war, nicht der Beleidigung der Ungöttlichen ausgesetzt werden möchte. Er wollte lieber sterben, als ihren Feinden zum Triumph zu verhelfen. Als er Worms erreicht hatte, drängten sich Tausende um ihn und folgten ihm. Kaiser und andere hohe Würdenträger wurden von keiner größeren Menschenmenge begleitet. Die Erregung war grenzenlos, und einer in der großen Menge stimmte mit schriller, durchdringender Stimme einen Grabgesang an, um Luther davor zu warnen, was seiner wartete. Aber der Reformator hatte den Preis erwogen und war bereit, sein Zeugnis mit seinem Blut zu besiegeln, wenn Gott es angeordnet hatte. Z1.396.2 Teilen

397

Luther sollte nun vor einer der beeindruckendsten Versammlungen erscheinen, um sich seines Glaubens wegen zu verantworten, und er blickte im Glauben auf Gott um Kraft. Für kurze Zeit wurden sein Mut und sein Glaube auf die Probe gestellt. Gefahren jeder Art wurden ihm vor Augen gestellt. Er wurde traurig. Wolken umgaben ihn und verhüllten Gottes Angesicht vor ihm. Er wollte sicher sein, dass Gott mit ihm war. Er wollte sich nicht zufrieden geben, ehe er nicht in Gott geborgen war. Mit gebrochener Stimme sandte er sein inniges Gebet zum Himmel empor. Zu Zeiten schien sein Geist dem Zusammenbruch nahe, da sich die Zahl seiner Feinde in seiner Einbildung verdoppelte. Er zitterte vor seiner Gefahr. Ich sah, dass Gott ihn auf diese Weise in seiner Vorsehung vorbereitete, damit er nicht vergessen möchte, seine Zuversicht auf ihn zu setzen, und dass er sich nicht vermessen in Gefahr begäbe. Gott bereitete ihn als sein Werkzeug auf die große Aufgabe vor, die vor ihm lag. Z1.397.1 Teilen

Luthers Gebet wurde erhört. Sein Mut und sein Glaube kehrten zurück, als er seinen Feinden gegenüberstand. Sanft wie ein Lamm stand er da, umgeben von den großen Männern der Erde, die gleich zornigen Wölfen ihre Blicke auf ihn hefteten, hoffend, dass sie ihn durch ihre Macht und Größe einschüchtern würden. Aber er hatte die Kraft Gottes ergriffen und fürchtete sich nicht. Seine Worte wurden mit solcher Majestät und Macht gesprochen, dass seine Widersacher nichts gegen ihn ausrichten konnten. Gott sprach durch Luther. Er hatte die Machthaber und angeblich weisen Männer zusammengebracht, um öffentlich ihre Weisheit zuschanden zu machen, und dass alle die Stärke und Standhaftigkeit des schwachen Menschen sehen möchten, wenn er sich auf Gott, seinen ewigen Felsen stützt. Z1.397.2 Teilen

Das ruhige Betragen Luthers stand in scharfem Kontrast zu der Leidenschaft und der Wut, welche die so genannten großen Männer zum Ausdruck brachten. Sie konnten ihn nicht in Schrecken versetzen und zum Widerruf der Wahrheit veranlassen. In edler Bescheidenheit und ruhiger Standhaftigkeit stand er da wie ein Fels. Der Widerstand seiner Feinde, ihre Wut und ihre Drohungen umgaben ihn gleich einer mächtigen Wasserwoge, die harmlos vor seinen Füßen in sich zusammenbrach. Er blieb unbewegt. Sie waren ergrimmt, dass ihre Macht, die Könige und Edle erzittern ließ, so von einem einfachen Mann verachtet werden durfte. Sie verlangten danach, ihn ihren Zorn spüren zu lassen, indem sie ihn zu Tode folterten. Aber einer, der mächtiger ist als die Machthaber der Erde, trug Sorge um seinen furchtlosen Zeugen. Gott hatte ein Werk für ihn zu tun. Er musste noch um der Wahrheit willen leiden. Er musste sie noch durch blutige Verfolgung hindurchgehen sehen. Er musste sie in Säcke gehüllt und durch Fanatiker mit Schande bedeckt sehen. Er musste leben, um sie zu rechtfertigen und zu verteidigen, wenn die starken Mächte der Erde versuchen würden, sie niederzuringen. Er musste leben, um sie siegen zu sehen über die Irrlehren und den Aberglauben des Papsttums. Luther errang einen Sieg in Worms, der das Papsttum schwächte, dessen Nachricht sich in Königreichen und Nationen ausbreitete. Es war ein wirkungsvoller Schlag zugunsten der Reformation. Z1.397.3 Teilen

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Prediger, die heute die gegenwärtige Wahrheit verkündigen, wurden mir im Gegensatz zu den leitenden Männern der Reformation vorgeführt. Besonders wurde das geweihte, eifrige Leben Luthers dem Leben einiger unserer Prediger gegenübergestellt. Er bewies seine unsterbliche Liebe zur Wahrheit durch seinen Mut, seine ruhige Standhaftigkeit und seine Selbstverleugnung. Er begegnete Schwierigkeiten und Aufopferung, und zeitweilig erduldete er die tiefste Seelenpein während der Verteidigung der Wahrheit. Aber er murrte nicht. Er wurde gejagt wie ein wildes Tier. Doch um Christi willen erduldete er alles freudig. Z1.398.1 Teilen

Die letzte Gnadenbotschaft ist Gottes demütigen, treuen Dienern zu dieser Zeit anvertraut. Gott hat jene geführt, die nicht vor Verantwortung zurückschreckten, und hat ihnen Lasten auferlegt. Durch sie hat er seinem Volk einen Plan systematischer Wohltätigkeit vorgelegt, an dem sich alle beteiligen und harmonisch zusammenarbeiten können. Dieses System ist durchgeführt worden und hat wunderbar gewirkt. Es unterhält die Prediger und fördert das Werk in freigebiger Weise. Sobald die Prediger ihren Widerstand aufgaben und aus dem Weg gingen, beantworteten die Geschwister den Aufruf freudig und lobten das System. Alles ist für die Prediger bequem und leicht gemacht, damit sie arbeiten können, frei von jeder Verlegenheit. Unsere Geschwister haben willig den Plan angenommen und ein Interesse gezeigt, wie es bei keiner anderen Menschenklasse zu finden ist. Gottes Missfallen ruht auf Predigern, die sich jetzt beklagen und versäumen, ihre ganze Kraft in diesem überaus wichtigen Werk einzusetzen. Sie haben keine Entschuldigung. Doch einige sind betrogen und bilden sich ein, große Opfer zu bringen und eine schwere Zeit zu haben, wo sie doch in Wirklichkeit nichts von Leiden, Selbstverleugnung und Mangel wissen. Sie mögen oft müde sein. Das wären sie auch, wenn sie körperliche Arbeit für ihren Lebensunterhalt leisten müssten. Z1.398.2 Teilen

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Einige haben geglaubt, es wäre leichter für sie, mit ihren Händen zu arbeiten und haben auch diese Wahl, so zu tun, des Öfteren zum Ausdruck gebracht. Solche wissen nicht wovon sie reden. Sie täuschen sich selbst. Einige müssen für sehr anspruchsvolle Familien sorgen und ermangeln richtiger Verwaltung. Sie erkennen nicht, dass sie dem Werke Gottes für ihr Heim und alles, was sie haben, verpflichtet sind. Sie haben nicht überschlagen, was das Leben kostet. Würden sie handwerkliche Arbeiten annehmen, wären sie sicher von Ängsten und Ermüdung nicht frei. Um ihre Familien zu ernähren, könnten sie nicht mit gefalteten Händen neben dem Ofen sitzen. Einem Arbeiter, der für den Unterhalt einer Familie sorgen muss, sind nur wenige Stunden vergönnt, die er daheim mit seiner Familie verbringen kann. Einige Prediger sind nicht von fleißiger Arbeit erbaut, und sie lassen sich von einem Gefühl der Unzufriedenheit leiten, das sehr unvernünftig ist. Gott hat jeden unzufriedenen, mürrischen Gedanken und jedes Wort und Gefühl dieser Art bemerkt. Der Ausdruck solcher Schwäche und des Mangels an Hingabe an Gottes Werk ist eine Beleidigung für den Himmel. Z1.399.1 Teilen

Einige haben dem Versucher ein williges Ohr geliehen, ihrem Unglauben Ausdruck verliehen und das Werk verwundet. Satan hat Ansprüche an sie, weil sie sich nicht aus seiner Verstrickung gelöst haben. Sie haben sich wie Kinder gebärdet, die den Tücken des Versuchers gegenüber völlig unwissend sind. Sie haben genügend Erfahrung und hätten sein Wirken verstehen müssen. Er hat ihren Gemütern Zweifel eingeflößt. Anstatt ihn sofort zurückzuweisen, haben sie sich mit dem Erzbetrüger in Diskussionen und Gesprächen eingelassen und seinen Vernunftgründen gelauscht, als wären sie von der alten Schlange verzaubert. Einige wenige Schriftworte, die sie nicht zu ihrer eigenen Befriedigung erklären konnten, haben genügt, den ganzen Bau der Wahrheit zum Einsturz zu bringen und die deutlichsten Tatsachen des Wortes Gottes zu verdunkeln. Diese Männer sind irrende Sterbliche. Sie besitzen keine vollkommene Weisheit und Erkenntnis in allen Teilen der Heiligen Schrift. Einige Texte sind dem menschlichen Verstand verborgen, bis es Gott in der von ihm gewählten Zeit für richtig befindet, sie offen darzulegen. Einige wurden von Satan auf eine Spur geführt, die mit Sicherheit im Unglauben endet. Sie haben zugelassen, dass ihr Unglaube die harmonische, herrliche Kette der Wahrheit verdunkelt. Sie haben sich verhalten, als ob es ihre Aufgabe wäre, jede schwierige Schriftstelle zu erklären, und wenn unser Glaube sie nicht dazu befähigen würde, dann sei er eben falsch. Z1.399.2 Teilen

400

Ich sah, dass jene mit einem bösen Herzen des Unglaubens zweifeln und denken werden, es sei ein edler und tugendhafter Charakterzug, Gottes Wort in Zweifel zu ziehen. Die es als Tugend ansehen, spitzfindig zu sein, können genügend Raum finden, der Inspiration und der Wahrheit des Wortes Gottes Unglauben entgegenzubringen. Sie können wählen, ob sie sich auf die Beweise verlassen wollen, die er gegeben hat, oder ob sie zweifeln, kritisieren und umkommen wollen. Z1.400.1 Teilen

Es wurde mir gezeigt, dass solche, die von Zweifel und Unglauben geplagt werden, nicht ausgehen und für andere arbeiten sollten. Das, was sich im Kopf befindet, drängt nach außen, und sie ahnen nicht, welche Wirkung eine Andeutung oder der geringste geäußerte Zweifel haben mag. Satan macht ihn zu einem Pfeil, mit Widerhaken versehen. Er wirkt wie ein schleichendes Gift, das, bevor das Opfer die Gefahr bemerkt, das ganze System beeinträchtigt, eine gute Konstitution unterminiert und schließlich zum Tode führt. Genauso wirkt das Gift des Zweifels und Unglaubens gegenüber den Tatsachen der Schrift. Jemand, der Einfluss besitzt, flößt andern das ein, was Satan ihm einflößte, nämlich, dass ein Schrifttext dem andern widerspreche. Auf diese Weise erfüllt er auf kluge Art Gemüter mit mitternächtlicher Finsternis, als habe er ein wunderbares Geheimnis entdeckt, das frommen Gläubigen und den Heiligen jeden Zeitalters der Welt bisher verborgen war. Sie verlieren ihren Geschmack an der Wahrheit, deren sie sich zuerst erfreuten, und werden zu Ungläubigen. All dies ist das Werk einiger geäußerter Worte, die eine verborgene Macht besaßen, weil sie in ein Geheimnis gehüllt schienen. Z1.400.2 Teilen

401

Dies ist das Werk eines verschlagenen Feindes. Diejenigen, die mit Zweifeln zu kämpfen und die Schwierigkeiten haben, die sie nicht lösen können, sollten nicht noch andere schwache Seelen in die gleiche Verwirrung stürzen. Einige haben Andeutungen gemacht oder über ihren Unglauben gesprochen, ohne sich die Auswirkungen zu erträumen. In einigen Fällen haben die Samen des Unglaubens sofort Wirkung gezeigt, während andere für eine Zeit begraben lagen, bis die betreffende Person einen verkehrten Kurs einschlug und dem Feind nachgab. Das göttliche Licht wurde ihr entzogen, und sie fiel den machtvollen Versuchungen Satans zum Opfer. Dann geht der Same des Unglaubens, vor langer Zeit ausgestreut, auf. Satan nährt ihn, und er bringt Frucht. Alles, was von Predigern kommt, die im Licht stehen sollten, hat einen machtvollen Einfluss. Und wenn sie nicht im klaren Licht Gottes standen, hat Satan sie als seine Werkzeuge benutzt und hat durch sie seine feurigen Pfeile auf Gemüter gelenkt, die nicht vorbereitet waren, dem Widerstand zu leisten, was von ihren Predigern kam. Z1.401.1 Teilen

Ich sah, dass sowohl Prediger wie auch das Volk einen Kampf vor sich haben, Satan Widerstand zu leisten. Der vorgebliche Prediger Christi befindet sich in einer gefahrvollen Position, wenn er den Absichten des Feindes dient, indem er auf seine Einflüsterungen hört und ihm gestattet, vom Verstand Besitz zu ergreifen und die Gedanken zu lenken. Des Predigers schrecklichste Sünde besteht in Gottes Augen darin, seinen Unglauben auszusprechen und andere Gemüter in den gleichen dunklen Kanal zu lenken, wobei er Satan gestattet, eine zweifache Absicht zu erfüllen, indem er ihn versuchte. Er verwirrt die Sinne dessen, der seine Versuchungen durch sein Verhalten herausforderte, und dann verführt er diesen, die Gemüter vieler zu verwirren. Z1.401.2 Teilen

402

Es ist an der Zeit, dass die Wächter auf den Mauern Zions die Verantwortlichkeit und Heiligkeit ihrer Mission verstehen. Sie sollten, fühlen, dass ein Wehe auf ihnen ruht, wenn sie das ihnen von Gott aufgetragene Werk nicht erfüllen. Wenn sie untreu werden, gefährden sie die Sicherheit der Herde Gottes, bringen die Sache der Wahrheit in Gefahr und setzen sie dem Spott unserer Feinde aus. Ach, was für ein Werk ist das! Es wird mit Sicherheit seinen Lohn empfangen. Einige Prediger wie auch die Geschwister bedürfen der Bekehrung. Sie müssen völlig zerbrechen und vollkommen neu gestaltet werden. Ihre Arbeit unter den Gemeinden ist ärger als umsonst. In ihrem gegenwärtigen schwachen, wankenden Zustand wäre es Gott angenehmer, wenn sie in ihrem Bemühen, andern zu helfen, aufhörten, und wenn sie mit ihren Händen arbeiteten, bis sie bekehrt sind. Dann könnten sie ihre Brüder stärken. Z1.402.1 Teilen

Die Prediger müssen sich aufmachen. Sie geben vor, Generäle im Heer des großen Königs zu sein, und zu gleicher Zeit sympathisieren sie mit dem großen Anführer der Rebellion und seinen Heerscharen. Einige haben das Werk Gottes und die heiligen Wahrheiten seines Wortes den Vorwürfen des empörerischen Heeres ausgesetzt. Sie haben einen Teil ihrer Rüstung abgelegt, und Satan hat seine vergifteten Pfeile abgeschossen. Sie haben die Hände der Leiter der Rebellion gestärkt, sich selbst geschwächt und Satan und seine höllische Sippschaft veranlasst, ihre Häupter im Triumph zu erheben und über den Sieg zu frohlocken, den sie ihm eingeräumt haben. Ach, welch ein Mangel an Weisheit! Welch eine Blindheit! Welch törichte Feldherrnkunst, vor ihren tödlichsten Feinden die schwächsten Stellen zu entblößen! Wie ungleich ist dieses Verhalten zu dem Verhalten Luthers! Er war bereit, lieber, wenn nötig sein Leben zu opfern, aber die Wahrheit niemals. Seine Worte lauten: „Lasst uns nur Sorge tragen, dass das Evangelium niemals dem Spott der Ungöttlichen ausgesetzt wird, und lasst uns eher in seiner Verteidigung unser Blut vergießen, als ihnen gestatten, zu triumphieren. Wer kann sagen ob mein Leben oder mein Tod mehr zum Heil meiner Brüder beitragen wird?“ Z1.402.2 Teilen

403

Gott ist nicht von irgendeinem Menschen abhängig, wenn es um den Fortschritt seines Werkes geht. Er erweckt und befähigt Männer, der Welt die Botschaft zu bringen. Er kann seine Kraft in den Schwachen mächtig werden lassen. Die Macht ist Gottes. Schöne Worte, Beredsamkeit und große Talente werden nicht eine einzige Seele bekehren. Die Bemühungen am Rednerpult mögen Gemüter bewegen, deutliche Argumente mögen überzeugen; aber Gott gibt das Gedeihen. Göttliche Männer, treue, heilige Männer, die das, was sie predigen, in ihrem täglichen Leben in die Tat umsetzen, werden einen rettenden Einfluss ausüben. Eine machtvolle Ansprache vom Rednerpult mag Gemüter beeindrucken; aber ein wenig Unvorsichtigkeit vonseiten des Predigers außerhalb des Pultes, ein Mangel an Ernsthaftigkeit in Wort und wahrer Frömmigkeit, wird seinem Einfluss entgegenwirken und die guten Eindrücke, die er machte, auslöschen. Die Bekehrten werden ihm gehören, und in vielen Fällen werden sie nicht danach trachten, einen höheren Stand zu erreichen wie ihr Prediger. In ihnen wird kein Werk am Herzen stattfinden. Sie sind nicht zu Gott bekehrt. Das Werk ist oberflächlich, und ihr Einfluss wird sich zum Schaden derer auswirken, die aufrichtig den Herrn suchen. Z1.403.1 Teilen

Der Erfolg eines Predigers hängt viel von seinem Verhalten außerhalb des Rednerpultes ab. Wenn er zu predigen aufhört und das Pult verlässt, ist seine Aufgabe nicht beendet; sie hat gerade erst angefangen. Jetzt muss er in die Tat umsetzen, was er gepredigt hat. Er darf nicht kopflos einhergehen, sondern einen Wächter über sich setzen, damit nicht etwas, was er tut oder sagt dem Feind einen Vorteil bietet und Schande über die Sache Christi bringt. Prediger können nicht achtsam genug sein, besonders in Gegenwart junger Leute. Sie sollten keine leichtfertigen Reden führen, scherzen und spaßen, sondern daran denken, dass sie an Christi Statt stehen, dass sie durch ihr Beispiel das Leben Christi darstellen müssen. „Denn wir sind Gottes Mitarbeiter.“ 1.Korinther 3,9. „Wir ermahnen aber euch als Mithelfer, dass ihr nicht vergeblich die Gnade Gottes empfanget.“ 2.Korinther 6,1. Z1.403.2 Teilen

Es wurde mir gezeigt, dass die Brauchbarkeit junger Prediger, verheiratet oder ledig, oftmals durch die Aufmerksamkeit, die ihnen von jungen Frauen entgegengebracht wird, vernichtet wird. Solche Frauen erkennen nicht, dass andere Augen ihnen folgen, und dass ihr Verhalten dem Einfluss des Predigers schadet, dem sie so viel Aufmerksamkeit schenken. Würden sie die Anstandsregeln strikt einhalten, wäre es viel besser für sie und ihren Prediger. Es bringt ihn in eine unangenehme Stellung und veranlasst andere, ihn in einem falschen Licht zu sehen. Doch sah ich, dass die Verantwortung dafür auf den Predigern selbst ruht. Sie sollten zeigen, dass ihnen diese Dinge missfallen. Wenn sie sich so verhalten, wie es Gott von ihnen wünscht, werden sie nicht lange belästigt werden. Sie sollten allen bösen Schein meiden, und wenn junge Frauen sehr vertraulich sind, ist es ihre Pflicht, sie wissen zu lassen, dass ihnen dies nicht gefällt. Sie müssen diese Dreistigkeit zurückweisen, selbst wenn man sie für unhöflich hält. Solche Dinge müssen getadelt werden, um das Werk vor Schande zu bewahren. Junge Frauen, die zur Wahrheit und zu Gott bekehrt sind, werden den Verweis zu Herzen nehmen und sich reformieren. Z1.403.3 Teilen

404

Die Prediger sollten ihrer öffentlichen Arbeit private Bemühungen folgen lassen. Wo immer sich eine Gelegenheit bietet, sollten sie persönlich für Seelen arbeiten, mit ihnen im häuslichen Kreis sprechen und sie einladen, nach solchen Dingen zu trachten, die zu ihrem Frieden dienen. Unsere Arbeit hier wird bald enden, und ein jeder wird belohnt werden nach seiner eigenen Arbeit. Es wurde mir die Belohnung der Heiligen gezeigt, das unvergängliche Erbe, und ich sah, dass diejenigen, die um der Wahrheit willen das meiste gelitten hatten, nicht denken werden, dass sie eine schwere Zeit durchgemacht haben. Sie werden den Himmel für billig genug erachten. Z1.404.1 Teilen

Kapitel 71: Falsche Anwendung der Gesichte

Es wurde mir gezeigt, dass es einige gibt, besonders in Iowa, die die Gesichte zu einem Maßstab machen, an dem sie alle messen. Sie haben eine Stellung bezogen, die von meinem Mann und von mir niemals eingenommen wurde. Einige kennen weder mich noch meine Aufgabe, und sie stehen allem, was den Namen Gesichte trägt, sehr skeptisch gegenüber. Das ist ganz natürlich und kann nur durch Erfahrung überwunden werden. Wenn Personen noch keine feste Stellung betreffs der Gesichte einnehmen, sollten sie nicht bedrängt werden. Wie man mit ihnen umgehen soll, kann in Zeugnis Nummer 8, Seite 349 gefunden werden, und ich hoffe, es wird von allen gelesen. Prediger sollten sich „etlicher erbarmen“, einen Unterschied machen, „etliche aber mit Furcht selig“ machen und sie „aus dem Feuer“ rücken. Judas 22.23. Die Prediger benötigen Weisheit, jedem seine Portion Speise zuzumessen und jenen Unterschied zu machen, welcher den Fällen verschiedener Personen gerecht wird. Die Behandlung, die einigen Personen in Iowa, die mich nicht kennen, zuteil wurde, ist weder achtsam noch vernünftig gewesen. Diejenigen, die kaum mit den Gesichten bekannt waren, sind genauso behandelt worden wie andere, die viel Licht und Erfahrung in den Gesichten besaßen. Von einigen wurde verlangt, dass sie den Gesichten beipflichten sollten, als sie es noch nicht guten Gewissens tun konnten. Auf diese Weise wurden einige aufrichtige Seelen dahin getrieben, eine Stellung gegen die Gesichte einzunehmen, was sie niemals getan hätten, wenn ihre Fälle mit Taktgefühl und Barmherzigkeit behandelt worden wären. Z1.404.2 Teilen

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Einige unserer Brüder haben eine lange Erfahrung in der Wahrheit und sind seit Jahren mit mir und dem Einfluss der Gesichte bekannt. Sie haben die Wahrhaftigkeit dieser Zeugnisse geprüft und ihren Glauben daran bekannt. Sie haben den machtvollen Einfluss des Geistes Gottes auf sich ruhen gefühlt, wenn sie die Richtigkeit der Gesichte bezeugten. Wenn solche Brüder, wenn sie durch Gesichte gerügt werden, sich gegen sie erheben und im Geheimen wirken, um unserem Einfluss zu schaden, dann muss gewissenhaft mit ihnen verfahren werden, denn ihr Einfluss gefährdet die Unerfahrenen. Z1.405.1 Teilen

Prediger der gegenwärtigen Wahrheit sollten, während sie ein entschiedenes Zeugnis ablegen, die Verkehrtheiten Einzelner rügen und die Götzen aus dem Lager Israels zu verbannen suchen, aber dennoch Nachsicht üben. Sie sollten die Wahrheit in ihrer Feierlichkeit und wahren Bedeutung vorbringen, und wenn diese ihren Weg zum Herzen findet, wird sie das für den Empfänger vollziehen, was nichts anderes zu tun vermag. Wenn aber die Wahrheit, die unter Bekundung des Heiligen Geistes ausgesprochen wird, die Götzen nicht beseitigt, dann werden Strafandrohungen und sonstige Maßnahmen gegenüber dem Einzelnen von keinem Nutzen sein. Es mag scheinen, dass der eine oder der andere an ihre Götzen gebunden sind, und doch sah ich, dass wir sehr langsam sein sollten, die armen betrogenen Seelen aufzugeben. Wir sollten immer daran denken, dass wir alle irrende Sterbliche sind, und dass Christus viel Mitleid mit unserer Schwachheit hat und uns liebt, auch wenn wir irren. Würde Gott mit uns handeln, wie wir miteinander umgehen, dann würden wir vernichtet. Während Prediger die deutliche, schneidende Wahrheit verkündigen, müssen sie das Schneiden und Verletzen der Wahrheit überlassen und es nicht selbst in die Hand nehmen. Sie sollen die Axt, die Wahrheiten des Wortes Gottes, dem Baum an die Wurzeln legen, und irgendetwas wird bewirkt werden. Legt das Zeugnis geradeso ungeschminkt ab, wie es im Worte Gottes gefunden wird, mit einem Herzen voll des erwärmenden, belebenden Einflusses seines Geistes, mit aller Sanftmut und Verlangen nach Seelen, und die Arbeit unter Gottes Volk wird Resultate hervorbringen. Der Grund, weshalb sich so wenig vom Geiste Gottes kundtut ist der, weil Prediger gelernt haben, ohne ihn auszukommen. Sie ermangeln der Gnade Gottes, der Nachsicht und Geduld, eines Geistes der Weihe und der Opferbereitschaft. Dies ist der einzige Grund, weshalb einige die Beweise des Wortes Gottes anzweifeln. Die Schwierigkeit liegt nicht im Wort Gottes, sondern bei ihnen. Sie ermangeln der Gnade Gottes, der Hingabe, persönlicher Frömmigkeit und Heiligkeit. Dies macht sie wankelmütig und wirft sie oft auf Satans Kampffeld. Wie stark Männer die Wahrheit auch verteidigt haben mögen, wie fromm sie auch zu sein scheinen, wenn sie anfangen, Unglauben gegenüber einigen Schrifttexten zu äußern und behaupten, dass sie dies veranlasst habe, die Inspiration der Bibel anzuzweifeln, dann sollten wir uns, wie mir gezeigt wurde, vor ihnen fürchten, denn sie sind sehr weit von Gott entfernt. Z1.405.2 Teilen

Kapitel 72: Eltern und Kinder
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Es wurde mir gezeigt, dass gottesfürchtige Eltern, ehe sie ihren Kindern Einschränkungen auferlegen, versuchen sollten, eingehend deren Neigungen und Veranlagungen kennen zu lernen und deren Bedürfnissen gerecht zu werden. Manche Eltern sorgen trefflich für die zeitlichen Bedürfnisse ihrer Kinder. Mit Güte und Ausdauer pflegen sie diese in Krankheitstagen und meinen, damit ihre Aufgabe erfüllt zu haben. Darin irren sie jedoch, denn hier erst beginnt ihre eigentliche Arbeit. Die Bedürfnisse des Herzens müssen in gleicher Weise umhegt und umsorgt werden. Es erfordert viel Geschicklichkeit, um die geeigneten Mittel für die Gesundung eines verwundeten Herzens zu finden. Kinder haben ebenso schwere und ebenso schmerzlich geartete Prüfungen zu ertragen wie ältere Menschen. Auch die Eltern befinden sich nicht zu jeder Zeit in der gleichen Gemütsverfassung. Oftmals wissen sie nicht, wo ihnen der Kopf steht. Sie leiden unter missverstandenen Ansichten und Empfindungen, werden von Satan bekämpft und erliegen schließlich seinen Versuchungen. Sie sprechen gereizt und in einer Art, die den Zorn ihrer Kinder hervorruft. Mitunter geben sie sich auch mürrisch und ungehalten. Dieser Geist überträgt sich dann auf die bedauernswerten Kinder. Die Eltern aber sind nicht in der Lage, den Kindern zu helfen, weil sie selbst diese Schwierigkeiten verursachen. Manchmal scheint alles verkehrt zu gehen. Überall begegnet man Verdruss, und alle sind unglücklich und missgestimmt. Die Eltern machen ihre armen Kinder dafür verantwortlich und halten sie für sehr ungezogen und widerspenstig, für die ungehorsamsten Kinder der Welt; dabei sind sie selbst die Ursache dieser Widerwärtigkeiten. Z1.407.1 Teilen

Viele Eltern beschwören durch ihre mangelnde Selbstbeherrschung manches Unwetter herauf. Statt ihre Kinder freundlich zu bitten, dies oder jenes zu tun, befehlen sie es ihnen in einem scheltenden Ton, haben aber zur gleichen Zeit auch schon Kritik und Tadel auf ihren Lippen, ohne dass die Kinder derartiges verdient hätten. Eltern, wenn ihr in dieser Weise mit euren Kindern verfahrt, zerstört ihr deren Frohsinn und Schaffensgeist. Sie folgen zwar euren Anordnungen, aber nicht aus Liebe, sondern weil sie nicht wagen, anders zu handeln. Mit dem Herzen sind sie jedoch nicht bei der Sache. Es ist für sie eine Plackerei und kein Vergnügen. Daher kommt es, dass sie oftmals vergessen, allen euren Anweisungen zu folgen. Das erhöht noch eure Erregung, und darum wird es für die Kinder nur noch schlimmer. Ihr tadelt sie von neuem und haltet ihnen ihr schlechtes Benehmen in den grellsten Farben vor Augen, bis sie schließlich entmutigt werden und sich nichts mehr daraus machen, ob sie gefallen oder nicht. Sie lassen sich schließlich nur noch von dem Gedanken leiten: „Es ist mir alles egal!“ und suchen außerhalb des Heimes, fern von ihren Eltern, Vergnügungen und Freude, die sie zu Hause nicht finden. Sie mischen sich unter die Gassenjugend und sind bald ebenso verdorben wie die schlechtesten unter diesen. Z1.407.2 Teilen

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Auf wem ruht die Verantwortung für diese schwerwiegende Sünde? Hätten die Eltern nur das Heim anziehend gestaltet, ihren Kindern Zuneigung bewiesen, ihnen in freundlicher Weise eine Beschäftigung gegeben und sie liebevoll belehrt, wie sie den Wünschen der Eltern gehorchen können, so würde dies in ihren Herzen ein starkes Echo gefunden haben. Füße, Hände und Herzen würden bereitwilligst gehorchen. Die Eltern können durch Selbstbeherrschung, gütliches Zureden und ein aufrichtiges Lob, wenn die Kinder versuchen, alles recht zu machen, sie ermutigen und sie sehr glücklich machen. Über dem Familienkreis läge dann jene innere Ausgewogenheit, die jeden dunklen Schatten vertriebe und heiteren Sonnenschein einließe. Z1.408.1 Teilen

Eltern entschuldigen mitunter ihre falsche Handlungsweise damit, dass sie sich nicht wohlfühlten. Sie sind nervös und meinen, sie können nicht geduldig und ruhig bleiben und freundlich sprechen. Darin täuschen sie sich jedoch selbst und tun Satan einen Gefallen, der darüber frohlockt, dass sie die Gnade Gottes nicht für ausreichend erachten, um durch sie die natürlichen Schwächen zu überwinden. Sie können und sollen sich aber jederzeit in der Gewalt haben. Gott fordert es von ihnen. Sie sollten einsehen, dass sie anderen Leid zufügen, wenn sie ungeduldig und reizbar auftreten, denn ihre Mitmenschen werden durch den von ihnen offenbarten Geist in Mitleidenschaft gezogen. Wenn diese wiederum in ihren Handlungen den gleichen Geist offenbaren, vergrößert sich das Übel und schließlich endet alles verkehrt. Z1.408.2 Teilen

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Eltern, solltet ihr einmal verärgert sein, dann begeht nicht ein so großes Unrecht, dass ihr die ganze Familie mit eurer gefährlichen Reizbarkeit vergiftet. Bei solchen Gelegenheiten müsst ihr doppelt auf der Hut sein und euch in eurem Herzen vornehmen, mit euren Lippen kein Ärgernis zu geben, sondern nur freundliche und angenehme Worte zu sprechen. Sagt euch selbst: „Ich will das Glück meiner Kinder nicht durch ärgerliche Worte beeinträchtigen.“ Durch solche Selbstkontrolle gewinnt ihr an Festigkeit. Eure Nerven verlieren ihre Empfindlichkeit, und durch das Beachten der Rechtsgrundsätze werdet ihr gestärkt. Das Bewusstsein, treulich eurer Aufgabe zu genügen, verleiht euch Kraft. Die Engel Gottes blicken wohlgefällig auf eure Bemühungen und helfen euch. Wenn ihr ungeduldig seid, sucht ihr die Ursache dafür viel zu oft bei euren Kindern; ihr tadelt sie, obgleich sie es nicht verdienen. Zu anderer Zeit hätten sie vielleicht die gleichen Dinge tun können und alles wäre recht und in Ordnung gewesen. Kinder erkennen und empfinden diese schwankende Haltung der Eltern. Auch ihre Gemütsverfassung ist nicht immer gleichbleibend. Zeitweise sind sie einigermaßen auf diese wechselhaften Stimmungen eingestellt, doch manchmal sind auch sie nervös und ärgerlich und können keinen Tadel vertragen. Ihr Inneres lehnt sich dagegen auf. Die Eltern erwarten, dass ihrer seelischen Verfassung mit der schuldigen Nachsicht begegnet werde. Sie erkennen aber längst nicht immer die Notwendigkeit, ihren bedauernswerten Kindern die gleichen Rücksichten einzuräumen. Was sie an ihren Kindern schärfstens rügten, entschuldigen sie bei sich selbst, ohne zu bedenken, dass ihre Kinder keine jahrelange Erfahrung und Erziehung aufweisen können, wie sie sie hinter sich haben. Manche Eltern sind nervös veranlagt. Wenn sie schließlich vor Arbeit und Sorge müde und bedrückt sind, verlieren sie die Ruhe und begegnen denen, die ihnen die Liebsten auf Erden sein sollten, verdrießlich und ohne Selbstbeherrschung. Diese Haltung überschattet das ganze Familienleben und missfällt Gott. Man darf Kinder in ihren Nöten öfter einmal mit schonendem Verstehen besänftigen. Gegenseitige Güte und Rücksichtnahme ziehen heilige Engel in den Familienkreis und lassen das Heim zu einem Hort der Ruhe und des Friedens werden. Z1.409.1 Teilen

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Eine Mutter kann und muss viel für die Beherrschung ihrer Nerven und ihrer Launen tun, wenn sie in gedrückter Stimmung ist. Selbst im Krankheitsfall kann sie, wenn sie auf sich achtet, freundlich und heiter sein und mehr Lärm vertragen, als sie jemals für möglich gehalten hätte. Sie darf den Kindern keinen Anlass bieten, dass diese unter ihren menschlichen Schwächen leiden und deren junge empfindsame Seelen durch ihre gedrückte Stimmung getrübt werden. In diesem Fall erreichte sie nur, dass die Kinder das Haus wie ein Grab und Mutters Zimmer wie den unheimlichsten Ort auf Erden empfinden. Durch Willensübung gewinnen Nerven und Gemüt neue Stärke und Spannkraft. In vielen Fällen ist Willenskraft ein wirksames Linderungsmittel für reizbare Nerven. Z1.410.1 Teilen

Zeigt euren Kindern kein finsteres Gesicht. Wenn sie einer Versuchung erliegen, darauf aber ihren Fehler einsehen und bereuen, dann vergebt ihnen ebenso bereitwillig, wie ihr von eurem himmlischen Vater Vergebung zu erlangen hofft. Unterweist sie freundlich und zieht sie an euer Herz; denn sie durchleben eine kritische Zeit. Sie werden Einflüssen ausgesetzt, die sie euch entfremden und denen ihr darum entgegenwirken müsst. Zeigt ihnen, dass sie euch vertrauen, dass sie ihre Leiden und Freuden euch bereitwillig mitteilen können. Wenn ihr sie dazu ermutigt, werdet ihr sie vor manch einer Schlinge Satans bewahren können, die er ihren unerfahrenen Füßen gelegt hat. Behandelt eure Kinder nicht nur mit Strenge, als hättet ihr eure eigene Kindheit vergessen und auch übersehen, dass sie ja noch Kinder sind. Erwartet von ihnen nicht, dass sie vollkommen seien, und versucht auch nicht, hinsichtlich ihres Verhaltens gleich Männer und Frauen aus ihnen zu machen. Auf diese Weise verschließt ihr den Zugang, den ihr andernfalls zu ihnen hättet, und treibt sie dazu, schädlichen Einflüssen Tür und Tor zu öffnen und anderen Gelegenheit zu geben, ihre jungen Herzen zu vergiften, noch ehe ihr die Gefahr erkennt, in der sie sich befinden. Z1.410.2 Teilen

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Satan und seine Heerscharen unternehmen die größten Anstrengungen, um die Herzen der Kinder zu beherrschen. Kinder müssen mit Offenheit, Liebe und christlichem Zartgefühl behandelt werden. Dadurch gewinnt ihr auf sie starken Einfluss. Sie werden spüren, dass sie zu euch unbegrenztes Vertrauen haben können. Umgebt eure Kinder mit der Geborgenheit eines wirklichen Heimes und leistet ihnen Gesellschaft. Wenn ihr dies tut, werden sie auch nicht mehr so sehr nach der Gesellschaft ihrer Altersgenossen verlangen. Satan wirkt durch diese und verleitet sie dazu, sich gegenseitig zu beeinflussen und zu verderben. Auf diese Weise kann er am wirkungsvollsten arbeiten. Die Jugend übt aufeinander einen mächtigen Einfluss aus. Die Themen ihrer Unterhaltungen sind nicht immer sehr gewählt und erhebend. Man flüstert sich üble Dinge zu, die sich im Herzen festsetzen, Wurzeln schlagen, aufgehen und Frucht bringen und dadurch die guten Sitten verderben, wenn sie nicht entschieden zurückgewiesen werden. Infolge der Übel, die in der Welt herrschen, und der Beschränkung, die den Kindern notwendigerweise auferlegt werden muss, sollten die Eltern mit doppelter Sorgfalt darauf bedacht sein, die Kinder an ihr Herz zu binden und sie spüren zu lassen, dass sie sie glücklich machen wollen. Z1.411.1 Teilen

Eltern sollten nicht ihre eigenen Kinderjahre vergessen, in denen sie sich nach Mitempfinden und Liebe gesehnt haben und wie unglücklich sie waren, wenn sie getadelt und ärgerlich gescholten wurden. Ihre Herzen sollten wieder jung werden und sich ihrer Kinder annehmen, damit sie den Bedürfnissen der Kinder verständnisvoll begegnen können. Mit liebevoller Bestimmtheit müssen sie von ihren Kindern Gehorsam verlangen. Den Anordnungen der Eltern müssen die Kinder unbedingt nachkommen. Z1.411.2 Teilen

Engel Gottes beobachten mit größtem Interesse die Charakterentwicklung der Kinder. Wenn Christus uns so behandelte, wie wir oft miteinander und mit unseren Kindern umgehen, strauchelten und fielen wir vor äußerster Mutlosigkeit. Ich sah, dass Jesus unsere Schwächen kennt und außer der Sünde alle unsere Erfahrungen geteilt hat. Darum hat er für uns einen Weg bereitet, der unserer Kraft und unserer Fähigkeit angemessen ist. Gleichwie Jakob mit den Kindern bedachtsam und gelassen dahinschritt, so wie sie es ertragen konnten, so möchte uns auch Jesus durch seine immerwährende Gegenwart voranbringen und uns ein beständiger Führer sein. Er verachtet und vernachlässigt nicht die Kinder der Herde und lässt sie auch nicht zurück. Er hat uns nicht geheißen, vorwärts zu eilen und sie im Stich zu lassen. Er eilte nicht so rasch dahin, dass wir mit unseren Kindern nicht hätten folgen können. O nein, er hat den Weg zum Leben geebnet, sogar für Kinder. In seinem Namen werden die Eltern aufgefordert, ihre Kinder diesen schmalen Weg zu führen. Gott hat für uns einen Weg bestimmt, der auch den Kräften und Fähigkeiten der Kinder angepasst ist. Z1.411.3 Teilen

Kapitel 73: Arbeit im Osten
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Es wurde mir gezeigt, dass die Zeit herangerückt ist, im Osten mehr ernstliche Arbeit zu leisten. Zuletzt hat man dort die Notwendigkeit von Organisation und Ordnung eingesehen. Prediger werden jetzt nicht mehr gezwungen sein, unter solch entmutigenden Umständen zu arbeiten wie früher. Der Engel der Gnade schwebt über dem Osten. Der Engel sagte: „Stärkt das, was bleibt. Verkündigt jenen die Botschaft, die sie noch nicht gehört haben.“ Es sind einige im Osten, die in Gefahr sind, in Extreme zu verfallen, wenn der Herr sein Werk unter ihnen neu belebt. Sie sollten bedenken, dass der Herr ihnen sein Werk entzog und in den Westen verlegte, um sie zu demütigen und den unabhängigen, empörerischen Geist in ihnen zu dämpfen und sie dahin zu bringen, dass sie die Bemühungen seiner treuen Diener mehr schätzten Z1.412.1 Teilen

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