Portrait von Ellen White
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Kapitel 8: Der Ruf zum Reisen
Kapitel 8: Der Ruf zum Reisen
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Ich berichtete dieses Gesicht den Gläubigen in Portland, die fest davon überzeugt waren, dass es von Gott war. Der Geist des Herrn begleitete das Zeugnis. Der Ernst der Ewigkeit ruhte auf uns. Eine unaussprechliche Scheu erfüllte mich, dass ich, so jung und so schwach, als das Werkzeug gewählt werden sollte, durch welches Gott seinem Volk Licht schenken wollte. Während die Kraft Gottes auf mir ruhte, war ich mit Freude erfüllt und schien von heiligen Engeln in den herrlichen Himmelshöfen, wo alles Friede und Freude ist, umgeben zu sein. Es war ein trauriger und bitterer Wechsel, zu den Wirklichkeiten des sterblichen Lebens aufzuwachen. Z1.76.2 Teilen

In einem zweiten Gesicht, das dem ersten bald folgte, wurden mir die Prüfungen gezeigt, die ich durchzumachen haben würde, und dass es meine Pflicht sei andern zu berichten, was Gott mir offenbart hatte. Es wurde mir gezeigt, dass mein Wirken großem Widerstand begegnen und dass mein Herz von Schmerz zerrissen werden würde, dass aber Gottes Gnade ausreichend sei, mich durch alles hindurch zu tragen. Die Belehrung in diesem Gesicht beunruhigte mich außerordentlich, denn sie zeigte mir meine Pflicht, unter die Leute zu gehen und die Wahrheit zu verkündigen. Z1.76.3 Teilen

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Meine Gesundheit war so schwach, dass ich ständig körperlich litt. Allem Anschein nach hatte ich nur noch kurze Zeit zu leben. Ich war erst siebzehn Jahre alt, klein und schwächlich, der Gesellschaft ungewohnt. Von Natur aus war ich so schüchtern und zurückgezogen, dass es mir schmerzlich war, Fremden zu begegnen. Mehrere Tage lang betete ich bis spät in die Nacht hinein, dass diese Bürde von mir genommen und jemand anders auferlegt werden möge, der besser imstande wäre, sie zu tragen. Aber die mir offenbarte Pflicht veränderte sich nicht. Fortwährend klangen die Worte des Engels in meinen Ohren: „Verkündige andern, was ich dir gezeigt habe.“ Z1.77.1 Teilen

Ich konnte mich nicht mit dem Gedanken anfreunden, in die Welt hinauszugehen und fürchtete mich, ihrem Spott und Widerstand zu begegnen. Ich hatte wenig Selbstvertrauen. Bis jetzt war ich über mich selbst hinausgewachsen, wenn der Geist Gottes mich an meine Pflicht gemahnte. Bei dem Gedanken an Jesu Liebe und das wunderbare Werk, das er für mich verrichtet hatte, war alle Furcht und Schüchternheit von mir gewichen. Die fortwährende Zusicherung, dass ich meine Pflicht tue und dem Willen des Herrn gehorche, flößte mir ein Vertrauen ein, das mich überraschte. Zu solchen Zeiten fühlte ich mich willig, alles zu tun und zu erdulden, um andern zum Licht und zum Frieden in Jesu zu verhelfen. Z1.77.2 Teilen

Aber es schien mir unmöglich, dieses mir jetzt vor Augen gestellte Werk zu verrichten. Es zu unternehmen schien mir sicherer Misserfolg. Die damit verbundenen Schwierigkeiten erschienen mir größer, als ich ertragen konnte. Wie konnte ich, ein Kind an Jahren, von Ort zu Ort reisen und den Leuten die heiligen Wahrheiten Gottes mitteilen? Mit Entsetzen wandte sich mein Herz von dem Gedanken ab. Mein Bruder Robert, der nur zwei Jahre älter war als ich, konnte mich nicht begleiten, denn seine Gesundheit war schwach und seine Schüchternheit war größer als die meinige. Nichts hätte ihn bewegen können, einen solchen Schritt zu unternehmen. Mein Vater hatte eine Familie zu unterhalten und konnte sein Geschäft nicht aufgeben, aber er gab mir die Versicherung, dass, wenn Gott mich berufen habe, an andern Plätzen zu wirken, er nicht versäumen werde, mir den Weg zu öffnen. Doch diese aufmunternden Worte brachten meinem verzagten Herzen wenig Trost. Der vor mir liegende Pfad schien mit Schwierigkeiten verzäunt zu sein, die ich nicht überwinden konnte. Z1.77.3 Teilen

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Ich begehrte den Tod, um von den sich mir aufdrängenden Verantwortlichkeiten befreit zu sein. Zuletzt verließ mich der süße Friede, dessen ich mich so lange erfreut hatte. Verzweiflung erfüllte von neuem meine Seele. Meine Gebete schienen alle umsonst zu sein, ich hatte keinen Glauben mehr. Worte des Trostes, des Tadels, der Ermutigung — alles erschien mir gleich, denn es war mir, dass niemand mich verstehen könne, nur Gott, und er hatte mich verlassen. Die Gruppe der Gläubigen in Portland wusste nichts um die Vorgänge in meiner Seele, die mich in diesen Zustand der Verzagtheit gebracht hatten; aber sie wussten, dass mein Gemüt aus irgendeinem Grund bedrückt war, und sie fühlten, dass dies angesichts der gnädigen Art und Weise, in welcher der Herr sich mir offenbart hatte, eine Sünde meinerseits sei. Z1.78.1 Teilen

Ich befürchtete, dass Gott mir für immer seine Gunst entzogen habe. Wenn ich an das Licht dachte, das in früheren Zeiten meine Seele erquickt hatte, erschien es mir doppelt köstlich im Vergleich zu der Finsternis, die mich jetzt umgab. Im Haus meines Vaters wurden Versammlungen abgehalten; aber mein Kummer war so groß, dass ich sie eine Zeit lang nicht besuchte. Meine Bürde wurde immer schwerer, bis die Qual meines Geistes größer schien, als ich sie ertragen konnte. Z1.78.2 Teilen

Zuletzt wurde ich überredet, einer der Versammlungen in unserem Haus beizuwohnen. Die Gemeinde machte meinen Fall zu einem besonderen Gebetsanliegen. Vater Pearson, der sich in meiner früheren Erfahrung den Offenbarungen der Macht Gottes widersetzt hatte, betete jetzt ernstlich für mich und riet mir, meinen Willen dem Willen des Herrn unterzuordnen. Wie ein zärtlicher Vater versuchte er mich zu ermutigen und zu trösten und bat mich, zu glauben, dass ich von dem Sünderfreund nicht aufgegeben sei. Z1.78.3 Teilen

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Ich fühlte mich zu schwach und zu niedergedrückt, um eine besondere Anstrengung für mich selbst zu machen, aber mein Herz vereinigte sich mit der Fürbitte meiner Freunde. Ich sorgte mich wenig um den Widerstand der Welt und fühlte mich bereit, jedes Opfer zu bringen, wenn mir nur die Gunst Gottes wieder zuteil werden würde. Während für mich gebetet wurde, rollte die dichte Finsternis, die mich umgeben hatte, zurück, und ein plötzliches Licht kam über mich. Meine Kraft verließ mich. Ich schien in der Gegenwart von Engeln zu sein. Eines dieser heiligen Wesen wiederholte die Worte: „Verkündige andern, was ich dir offenbart habe.“ Z1.79.1 Teilen

Mich bedrückte die große Furcht, dass, wenn ich dem Ruf der Pflicht gehorchte und hinausgehen und erklären würde, dass ich vom Allerhöchsten mit Gesichten und Offenbarungen begünstigt worden sei, ich mich sündlicher Erhebung hingeben und über die Stellung erhoben werden würde, die ich rechtmäßig einnehmen sollte, ich mir das Missfallen Gottes zuziehen und meine eigene Seele verlieren könnte. Ich hatte von solchen Fällen gehört, wie ich sie hier beschrieben habe, und mein Herz schreckte vor der schweren Probe zurück. Z1.79.2 Teilen

Ich bat jetzt den Herrn, dass, wenn ich gehen und erzählen müsse, was mir der Herr gezeigt hatte, er mich vor ungebührlicher Erhebung bewahren möchte. Der Engel sagte: „Deine Gebete sind erhört und sollen beantwortet werden. Wenn dieses Übel, das du fürchtest, dich bedroht, wird sich Gottes Hand ausstrecken, um dich zu retten. Durch Leiden wird er dich zu sich ziehen und deine Demut bewahren. Gib die Botschaft getreulich weiter. Beharre bis ans Ende, und du sollst von der Frucht des Lebensbaumes essen und vom Wasser des Lebens trinken.“ Z1.79.3 Teilen

Nachdem ich das Bewusstsein wiedererlangt hatte, befahl ich mich dem Herrn an und war bereit, seine Befehle zu befolgen, was immer er von mir verlangen würde. Bald darauf öffnete mir die göttliche Vorsehung den Weg, mit meinem Schwager meine Schwestern in Poland zu besuchen, die dreißig Meilen von meinem Heim entfernt wohnten. Dort hatte ich die Gelegenheit, mein Zeugnis abzulegen. Drei Monate lang waren mein Hals und meine Lunge so angegriffen gewesen, dass ich nur wenig sprechen konnte und dann nur in einem leisen, flüsternden Ton. Bei dieser Gelegenheit stand ich in der Versammlung auf und begann im Flüsterton zu sprechen. Ich fuhr in dieser Weise ungefähr fünf Minuten lang fort, als die Schmerzen und die Behinderung meinen Hals und meine Lunge verließen. Meine Stimme wurde klar und kräftig und ich sprach mit vollkommener Leichtigkeit und Freiheit beinahe zwei Stunden lang. Als ich mit meiner Botschaft zu Ende war, verließ mich meine Stimme, bis ich wiederum vor den Leuten stand. Dann wiederholte sich dieselbe merkwürdige Wiederherstellung. Ich war mir der ständigen Versicherung bewusst, dass ich den Willen Gottes tat, und meine Bemühungen waren von sichtbaren Resultaten begleitet. Z1.79.4 Teilen

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Die Vorsehung Gottes öffnete mir den Weg, in den östlichen Teil des Staates Maine zu gehen. Bruder William Jordan reiste geschäftlich nach Orrington, begleitet von seiner Schwester. Man drängte mich, mich ihnen anzuschließen. Da ich dem Herrn gelobt hatte, in dem Pfad zu wandeln, den er mir öffnen würde, wagte ich es nicht, mich zu weigern. In Orrington begegnete ich dem Ältesten James White. Er war mit meinen Freunden bekannt und war selbst im Werk der Seelenrettung tätig. Z1.80.1 Teilen

Der Geist Gottes begleitete die Botschaft, die ich vortrug. Herzen wurden durch die Wahrheit erfreut. Die Verzagten wurden getröstet und neu im Glauben gestärkt. In Garland hatte sich eine große Anzahl, die von verschiedenen Orten gekommen waren, versammelt, um meine Botschaft zu hören. Aber mein Herz war schwer, denn ich hatte gerade einen Brief von meiner Mutter erhalten, in welchem sie mich bat, nach Hause zurückzukehren, da falsche Berichte über mich die Runde machten. Dies war ein unerwarteter Schlag. Mein Name war stets frei von jedem Schatten des Tadels gewesen, und ich war sehr auf meinen guten Ruf bedacht. Ich war außerdem sehr bekümmert, dass meine Mutter meinethalben leiden sollte. Ihr Herz hing sehr an ihren Kindern, und diesbezüglich war sie sehr empfindsam. Hätte die Möglichkeit bestanden, dann wäre ich sofort nach Hause zurückgekehrt; aber dies war unmöglich. Z1.80.2 Teilen

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Meine Sorge war so groß, dass ich mich zu niedergeschlagen fühlte, um an diesem Abend zu sprechen. Meine Freunde baten mich, mein Vertrauen auf den Herrn zu setzen. Schließlich entschlossen sich die Brüder, für mich zu beten. Der Segen des Herrn ruhte bald auf mir, und ich verkündigte mein Zeugnis an jenem Abend mit großer Freiheit. Ein Engel schien mir zur Seite zu stehen und mich zu stärken. Frohe Hosiannas erfüllten das Haus, und wir fühlten Jesu Gegenwart. Z1.81.1 Teilen

In meiner Arbeit wurde mir aufgetragen, dem Verhalten einiger Personen zu begegnen, die durch ihren Fanatismus Schande über das Werk Gottes brachten. Diese Fanatiker schienen zu denken, dass Religion in großer Erregung und Lärm bestehe. Sie sprachen in einer Weise, die Ungläubige erbitterte und die sie veranlasste, diese Personen und die Lehre, die sie vorbrachten, zu hassen. Dann frohlockten sie, dass sie berufen waren, Verfolgung zu erleiden. Ungläubige konnten in ihrem Verhalten keine Folgerichtigkeit erkennen. An einigen Plätzen wurden die Geschwister daran gehindert, sich zum Gottesdienst zu versammeln. Die Unschuldigen mussten mit den Schuldigen leiden. Die meiste Zeit war mir furchtbar schwer ums Herz. Es erschien mir so grausam, dass Christi Werk durch das Verhalten dieser unverständigen Männer solchen Schaden erlitt. Sie ruinierten nicht nur ihre eigenen Seelen, sondern fügten dem Werk einen Schandfleck zu, der nicht leicht zu beseitigen war. Und Satan freute sich darüber. Es gefiel ihm wohl, sehen zu können, wie die Wahrheit von ungeheiligten Männern gehandhabt, wie sie mit Irrtum vermischt und dann in den Schmutz getreten wurde. Er blickte mit Triumph auf den verwirrten, zerstreuten Zustand der Kinder Gottes. Z1.81.2 Teilen

Einer dieser Fanatiker bemühte sich mit einigem Erfolg, meine Freunde und sogar meine Verwandten gegen mich aufzuhetzen. Weil ich treu berichtet hatte, was mir bezüglich seiner unchristlichen Handlungsweise gezeigt worden war, verbreitete er Lügen über mich, um meinen Einfluss zu zerstören und sich selbst zu rechtfertigen. Mein Los schien hart zu sein. Ich wurde von Entmutigung niedergedrückt. Der Zustand des Volkes Gottes erfüllte mich mit solchem Schmerz, dass ich für zwei Wochen von Krankheit niedergeworfen wurde. Meine Freunde dachten, es werde mich mein Leben kosten. Alle Brüder und Schwestern, die Mitleid mit meinen Anfechtungen hatten, kamen zusammen, um für mich zu beten. Ich erfuhr bald, dass ernste, wirksame Gebete für mich emporstiegen. Das Gebet behielt den Sieg. Die Macht des starken Feindes wurde gebrochen; ich wurde befreit und befand mich unmittelbar darauf in einem Gesicht. In diesem Gesicht wurde mir gezeigt, dass ich, sobald ich fühlte, durch menschlichen Einfluss in meinem Zeugnis behindert zu werden, ganz gleich, wo ich mich befand, nur zu Gott schreien müsse, und sofort würde ein Engel zu meiner Befreiung gesandt werden. Ich hatte bereits einen Schutzengel, der mich fortwährend begleitete, aber wenn notwendig, würde der Herr einen weiteren Engel schicken, um mich vor Beeinflussung von irdischen Quellen zu bewahren. Z1.81.3 Teilen

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