Portrait von Ellen White
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Kapitel 10: Zurückgehaltener Tadel
Kapitel 10: Zurückgehaltener Tadel
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Um diese Zeit wurde ich einer schweren Prüfung unterworfen. Wenn der Geist Gottes auf irgendjemand in der Versammlung ruhte und er Gott lobte und verherrlichte, erhob sich das Geschrei: Mesmerismus! Und wenn es dem Herrn gefiel, mir anlässlich einer Versammlung ein Gesicht zu geben, sagten einige, es sei eine Auswirkung von Erregung und Mesmerismus. Betrübt und verzagt zog ich mich oft an einen einsamen Platz zurück, um mein Herz vor Dem auszuschütten, der die Mühseligen und Beladenen eingeladen hat, zu ihm zu kommen und Ruhe zu finden. Da mein Glaube die Verheißungen beanspruchte, schien Jesus mir sehr nahe. Das sanfte Licht des Himmels umstrahlte mich. Es schien, als ob die Arme meines Heilandes mich umfingen, und ich wurde dann im Gesicht hinweggerückt. Aber als ich erzählte, was Gott mir allein offenbart hatte, wo kein irdischer Einfluss mich berühren konnte, war ich betrübt und erstaunt zu hören, wie einige andeuteten, dass jene, die Gott am nächsten stünden, der Verführung von Satan am meisten ausgesetzt seien. Z1.86.1 Teilen

Nach dieser Lehre bestünde unsere einzige Sicherheit vor Täuschung darin, uns von Gott entfernt zu halten und in einem abgefallenen Zustand zu beharren. Oh, dachte ich, ist es dahin gekommen, dass diejenigen, die aufrichtig zu Gott gehen und seine Verheißungen in Anspruch nehmen und sich auf sein Heil verlassen, angeklagt werden, unter dem verderblichen Einfluss des Mesmerismus zu stehen? Bitten wir unseren lieben himmlischen Vater um Brot, nur um von ihm einen Stein oder einen Skorpion zu empfangen? Diese Dinge verwundeten meinen Geist, erfüllten meine Seele mit großer Angst und trieben mich fast zur Verzweiflung. Viele wollten mich glauben machen, dass es keinen Heiligen Geist gebe, und dass all die Erfahrungen jener heiligen Männer Gottes nur die Wirkung des Mesmerismus oder der Täuschung Satans gewesen seien. Z1.86.2 Teilen

Einige hatten extreme Ansichten über gewisse Schriftstellen angenommen, enthielten sich von aller Arbeit und verwarfen alle, die ihren Ideen betreffs dieses und anderer Punkte in Bezug auf religiöse Pflicht nicht anerkannten. Gott offenbarte mir diese Irrtümer im Gesicht und sandte mich, seine irrenden Kinder zu unterweisen. Aber viele von ihnen verwarfen die Botschaft völlig und beschuldigten mich der Gleichförmigkeit mit der Welt. Andererseits beschuldigten mich die Namensadventisten des Fanatismus. Ich wurde fälschlich angeklagt, der Anführer des Fanatismus zu sein, gegen den ich doch ständig ankämpfte. Z1.86.3 Teilen

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Es wurden verschiedene Zeiten für die Wiederkunft des Herrn festgesetzt und den Geschwistern zur Annahme aufgedrängt. Aber der Herr zeigte mir, dass die Zeiten verstreichen würden, denn vor dem Kommen Christi müsse erst die trübselige Zeit anbrechen, und dass jedes Mal, wenn ein Datum festgesetzt wurde und verstrich, dadurch der Glaube des Volkes Gottes geschwächt werden würde. Aus diesem Grund wurde ich beschuldigt, der böse Knecht zu sein, welcher sagte: „Mein Herr kommt noch lange nicht.“ Matthäus 24,48. Z1.87.1 Teilen

Diese Darlegungen betreffs Zeitbestimmung waren vor ca. 30 Jahren gedruckt worden, und diese Bücher wurden überall verbreitet. Doch einige Prediger, die behaupteten, mich gut zu kennen, gaben an, ich habe immer wieder neue Daten für das Kommen des Herrn bestimmt, und da jene Zeiten verstrichen seien, wären meine Gesichte falsch. Ohne Zweifel sind die Behauptungen von vielen für bare Münze genommen worden; aber niemand, der mit mir und meinen Arbeiten bekannt ist, kann aufrichtig solche Berichte verbreiten. Dies ist das Zeugnis, das ich seit dem Vorübergehen der Zeit von 1844 immer abgelegt habe: „Verschiedene Personen werden immer neue Zeiten festsetzen, die verstreichen werden. Der Einfluss dieser Zeitbestimmung neigt dazu, den Glauben des Volkes Gottes zu zerstören.“ Hätte ich im Gesicht den genauen Zeitpunkt erfahren und mein Zeugnis demgemäß abgelegt, hätte ich, angesichts dieses Zeugnisses, nicht schreiben und veröffentlichen können, dass alle festgesetzten Daten verstreichen würden, da vor dem Kommen Christi noch die trübselige Zeit anbrechen müsse. Sicher wäre ich nicht geneigt, einen Zeitpunkt für Christi Kommen zu bestimmen, zumal seit der ersten Veröffentlichung dieses Standpunktes 30 Jahre vergangen sind, denn andernfalls fiele auch ich selbst unter die Verdammnis, deretwegen ich andere tadelte. Ich empfing kein Gesicht bis 1845, was nach dem Vorübergehen der Zeit der allgemeinen Erwartung von 1844 war. Dann wurde mir gezeigt, was ich hier beschrieben habe. Z1.87.2 Teilen

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Hat sich dieses Zeugnis nicht in jeder Einzelheit buchstäblich erfüllt? Die Ersten-Tags-Adventisten haben immer wieder Daten festgesetzt, und trotz der wiederholten Fehlschläge haben sie neuen Mut zu neuen Zeitbestimmungen gefasst. Gott hat sie darin nicht geführt. Vielen von ihnen haben die wahre prophetische Zeit verworfen und die Erfüllung der Prophezeiung ignoriert, weil die Zeit 1844 verstrich, und der Feind hatte Macht über sie, ihnen kräftige Irrtümer zu senden, dass sie glauben der Lüge. Die große Prüfung betreffs der Zeit war 1843 und 1844. Alle, die späterhin die Zeit bestimmten, haben sich selbst und andere getäuscht. Z1.88.1 Teilen

Bis zu der Zeit meines ersten Gesichts konnte ich nicht schreiben, meine zitternde Hand war nicht imstande, eine Feder ruhig zu halten. Als ich im Gesicht war befahl mir der Engel, das Gesicht niederzuschreiben. Meine Nerven wurden gestärkt und meine Hand gekräftigt. Z1.88.2 Teilen

Es war mir ein schweres Kreuz, den Irrenden mitzuteilen, was mir über sie gezeigt worden war. Es verursachte mir großen Kummer, andere beunruhigt oder betrübt zu sehen. Und wenn ich gezwungen war, die Botschaften zu verkündigen, so milderte ich sie oft und ließ sie für die Person so günstig wie möglich erscheinen. Dann zog ich mich allein zurück und weinte in Seelenqual. Ich blickte auf diejenigen, die nur für ihre eigene Seele zu sorgen hatten, und dachte, dass, wenn ich an ihrer Stelle wäre, ich nicht klagen würde. Es war schwer, die mir von Gott gegebenen deutlichen, scharfen Zeugnisse mitzuteilen. Ich beobachtete sorgenvoll das Resultat, und wenn die gerügten Personen sich gegen den Tadel auflehnten und später der Wahrheit widerstanden, so erhoben sich die Fragen in mir: Habe ich die Botschaft genauso gegeben, wie ich es hätte tun sollen? Hätte es keinen Weg gegeben, diese Seelen zu retten? Dann wurde ich von solchem Schmerz ergriffen, dass der Tod ein willkommener Bote und das Grab ein süßer Ruheplatz gewesen wären. Z1.88.3 Teilen

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Ich erkannte nicht die Gefahr und Sündhaftigkeit einer solchen Handlungsweise, bis ich in einem Gesicht in Jesu Gegenwart versetzt wurde. Er sah mich mit finsterem Blick an und wandte sein Angesicht von mir ab. Es ist unmöglich, den Schrecken und die Qual zu beschreiben, die ich dann fühlte. Ich fiel vor ihm nieder auf mein Angesicht, hatte aber nicht die Kraft, ein Wort zu äußern. Oh, wie ich damals verlangte, vor diesem finsteren Blick bedeckt und verborgen zu werden! Ich konnte dann in einem gewissen Grade ermessen, welche Gefühle die Verlorenen haben werden, wenn sie ausrufen: Ihr Berge und Felsen, „fallet über uns und verberget uns vor dem Angesicht des, der auf dem Stuhl sitzt, und vor dem Zorn des Lammes!“ Offenbarung 6,16. Z1.89.1 Teilen

Ein Engel gebot mir nun, mich zu erheben, und die Szene, die jetzt meinem Blick begegnete, kann kaum beschrieben werden. Vor mir war eine Schar, deren Haare und Kleider zerrissen und deren Angesichter ein Bild der Verzweiflung und des Schreckens waren. Sie kamen nahe an mich heran und rieben ihre Kleider an dem meinigen. Als ich meine Kleider betrachtete, sah ich, dass sie blutbefleckt waren. Wiederum fiel ich wie tot zu den Füßen meines begleitenden Engels nieder. Ich konnte nicht eine Entschuldigung vorbringen, und ich scheute mich, jenen heiligen Platz zu verlassen. Der Engel hob mich auf die Füße und sagte: „Dies ist nicht jetzt dein Fall; aber diese Szene ist an dir vorübergezogen, um dich wissen zu lassen, was deine Lage sein wird, wenn du versäumst, andern kundzutun, was der Herr dir offenbart hat. Aber wenn du bis zum Ende treu bist, dann wirst du vom Lebensbaum essen und vom Wasser des Lebens trinken. Du wirst viel zu leiden haben, aber die Gnade Gottes wird dir genügen.“ Ich fühlte mich dann bereit, alles zu tun, was der Herr von mir verlangen würde, damit ich seine Billigung haben und nicht seinem furchtbaren finsteren Blick begegnen müsse. Z1.89.2 Teilen

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