Portrait von Ellen White
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Kapitel 12: Beginn des Verlagswerkes und Reisen
Kapitel 12: Beginn des Verlagswerkes und Reisen
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Im Juni 1849 richteten wir unser Heim in Rocky Hill, Connecticut, ein. Hier wurde am 28. Juli unser zweites Kind, James Edson, geboren. Z1.103.1 Teilen

Während wir an diesem Ort wohnten, drängte sich meinem Mann die Pflicht auf, die gegenwärtige Wahrheit niederzuschreiben und zu veröffentlichen. Er wurde sehr gesegnet und ermutigt, als er den Entschluss fasste, dies zu tun. Aber dann geriet er wiederum in Zweifel und Verlegenheit, da er mittellos war. Es gab wohl Brüder, die über Mittel verfügten, aber diese zogen es vor, sie zu behalten. Zuletzt gab er entmutigt den Gedanken auf und beschloss, sich nach einem Wiesenstück umzusehen, das er mähen konnte. Als er das Haus verließ, lastete eine Bürde auf mir. Ich fiel in Ohnmacht. Man betete für mich, ich empfing Segen und wurde im Gesicht hinweggerückt. Ich sah, dass der Herr meinen Mann vor einem Jahr gesegnet und gestärkt hatte, auf dem Feld zu arbeiten, dass er rechten Gebrauch von dem damals verdienten Geld gemacht hatte, dass es ihm in diesem Leben hundertfältig belohnt werden und dass es ihm, wenn er treu bliebe, im Reiche Gottes reichlich vergolten werden würde. Doch jetzt würde der Herr ihm keine Kraft verleihen, im Feld zu arbeiten, da er ein anderes Werk für ihn zu tun hatte. Er sollte im Glauben vorangehen und die gegenwärtige Wahrheit niederschreiben und veröffentlichen. Er begann sofort zu schreiben. Wenn er auf eine schwierige Stelle stieß, so baten wir den Herrn, uns die wahre Bedeutung seines Wortes verstehen zu lassen. Z1.103.2 Teilen

Um die gleiche Zeit fing er mit der Herausgabe einer kleinen Schrift mit dem Titel „The Present Truth“ an. Die Druckerei befand sich in Middletown, acht Meilen von Rocky Hill entfernt. Oft legte er diese Strecke hin und zurück zu Fuß zurück, obwohl er lahmte. Als er die erste Nummer dieses Blattes von der Druckerei nach Hause brachte, knieten wir alle im Kreis nieder und baten den Herrn mit demütigen Herzen und vielen Tränen, seinen Segen auf den schwachen Bemühungen seines Dieners ruhen zu lassen. Dann sandte er das Blatt an alle, von denen er glaubte, dass sie es lesen würden und trug es in einem Reisesack zum Postamt. Jede Nummer dieser Schrift wurde von Middletown nach Rocky Hill getragen. Jedes Mal, bevor sie aufs Postamt getragen wurden, beugten wir uns mit ernsten Gebeten und Tränen in den Augen vor dem Herrn und baten, dass sein Segen die stillen Boten begleiten möge. Sehr bald erhielten wir Briefe, denen Geld beigelegt war zur Herausgabe des Blattes sowie auch die frohe Kunde, dass viele Seelen die Wahrheit annahmen. Z1.103.3 Teilen

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Mit Beginn dieses Werkes, der Herausgabe der Schrift, hörten wir jedoch nicht mit dem Predigen der Wahrheit auf, sondern wir reisten von Ort zu Ort und verkündigten die Lehren, die uns so großes Licht und solche Freude gebracht hatten, ermutigten die Gläubigen, berichtigten Irrtümer und brachten Ordnung in die Gemeinden. Um das Verlagswerk fortzuführen und gleichzeitig mit unserer Arbeit in den verschiedenen Landesteilen fortzufahren, wurde der Druck des Blattes von Zeit zu Zeit an andern Orten vorgenommen. Z1.104.1 Teilen

Im Jahr 1850 wurde es in Paris, Maine, gedruckt. Hier wurde es erweitert und sein Name geändert, in „The Advent Review and Sabbath Herald“, wie es bis heute heißt. Es gab nur wenige Freunde der Wahrheit, und die waren arm an irdischen Gütern. Immer noch waren wir gezwungen, gegen Armut und große Entmutigung anzukämpfen. Anstrengende Arbeit, Sorgen, Ängste, ein Mangel an guter und nahrhafter Verpflegung und dem Ausgesetztsein der Kälte auf unsern langen Reisen im Winter, waren zu viel für meinen Mann. Er brach unter der Last zusammen. Er wurde so schwach, dass er kaum bis zur Druckerei gehen konnte. Unser Glaube wurde bis zum äußersten geprüft. Wir hatten bereitwillig Entbehrungen, mühsame Arbeit und Leiden ertragen, aber unsere Beweggründe wurden missdeutet. Man betrachtete uns mit Misstrauen und Eifersucht. Nur wenige von denen, um deretwillen wir gelitten hatten, schienen unsere Bemühungen zu würdigen. Die Stunden, in denen wir durch Schlaf erfrischt worden wären, wurden oft dazu verwandt, lange Gespräche zu führen und Fragen zu beantworten, die sich aus Eifersucht erhoben hatten. Und viele Stunden, während andere schliefen, wurden mit herzzerreißenden Tränen und Klagen vor dem Herrn zugebracht. Schließlich sagte mein Mann: „Frau, es hat keinen Wert, weiterzukämpfen. Diese Dinge bringen mich um und werden mich bald ins Grab bringen. Ich kann nicht mehr. Ich habe eine Notiz für die Schrift geschrieben, dass ich sie nicht mehr weiter herausgeben werde.“ Als er zur Tür hinaustrat und sie zur Druckerei bringen wollte, fiel ich in Ohnmacht. Er kam zurück und betete für mich. Sein Gebet fand Erhörung und ich kam wieder zu mir. Z1.104.2 Teilen

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Während der Familienandacht am nächsten Morgen empfing ich ein Gesicht, das sich mit diesen Dingen befasste. Es wurde mit gezeigt, dass mein Mann das Blatt nicht aufgeben sollte, denn ein solcher Schritt war genau das, was Satan beabsichtigte, und er benutzte Werkzeuge, dies zu veranlassen. Es wurde mir gezeigt, dass wir mit der Herausgabe fortfahren müssten, und dass der Herr uns unterstützen würde, dass diejenigen, die uns solche Lasten auferlegt hatten, das Ausmaß ihres grausamen Verhaltens erkennen und zurückkommen und ihre Ungerechtigkeit bekennen müssten, oder Gottes Zorn würde auf ihnen ruhen. Sie hätten nicht nur gegen uns geredet und gehandelt, sondern gegen ihn, der uns berufen hatte, den Platz auszufüllen, den wir einnehmen sollten, und dass all ihr Argwohn, ihre Eifersucht und ihr geheimer Einfluss getreulich im Himmel niedergeschrieben war und nicht ausgetilgt werden würde, bis jeder, der daran teilgenommen hatte, das Ausmaß seiner verkehrten Handlungsweise erkennen und gutmachen würde. Z1.105.1 Teilen

Der zweite Band des „Review“ wurde in Saratoga Springs, New York, herausgegeben. Im April 1852 zogen wir nach Rochester, New York, um. Bei jedem Schritt waren wir gezwungen, im Glauben voranzugehen. Wir waren immer noch sehr arm und mussten äußerste Sparsamkeit und Selbstverleugnung üben. Ich möchte hier einen Auszug aus einem Brief an Bruder Howlands Familie anführen, datiert vom 16. April 1852: „Wir haben uns gerade in Rochester niedergelassen. Wir haben ein altes Haus gemietet für 175 Dollar das Jahr. Wir haben die Druckerpresse im Haus. Wäre dies nicht der Fall, so müssten wir 50 Dollar das Jahr für einen Arbeitsraum ausgeben. Ich würdet lächeln, könnet ihr bei uns hereinschauen und unsere Möbel sehen. Wir haben zwei alte Bettstellen gekauft für 25 Cent das Stück. Mein Mann brachte mir sechs alte Stühle nach Hause, keine zwei von ihnen gleich, für die er einen Dollar bezahlte. Bald bedachte er mich mit vier weiteren Stühlen ohne Sitze, für die er 62 Cent bezahlte. Die Gestelle sind stark, und ich habe Sitze dafür aus Drillich angefertigt. Butter ist so teuer, dass wir keine kaufen, noch können wir uns Kartoffel leisten. Wir benutzen Sauce an Stelle von Butter und weiße Rüben an Stelle von Kartoffeln. Unsere ersten Mahlzeiten aßen wir auf einem Brett, das wir auf zwei leere Mehlfässer gelegt hatten. Wir sind willig, Entbehrungen zu erdulden, wenn das Werk Gottes dadurch gefördert werden kann. Wir glauben, dass des Herrn Hand uns an diesen Platz geführt hat. Hier ist ein großes Arbeitsfeld, und der Arbeiter sind wenige. Am letzten Sabbat hatten wir eine ausgezeichnete Versammlung. Der Herr erquickte uns durch seine Gegenwart.“ Z1.105.2 Teilen

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Von Zeit zu Zeit besuchten wir Konferenzen in den verschiedenen Teilen des Feldes. Mein Mann predigte, verkaufte Bücher und arbeitete daran, die Verbreitung des Blattes zu fördern. Wir reisten mit einem privaten Fuhrwerk. Zur Mittagszeit rasteten wir, um unser Pferd am Wegesrand grasen zu lassen und unser Mittagessen zu verzehren. Dann nahm mein Mann Papier und Bleistift zur Hand und schrieb auf dem Deckel unserer Verpflegungsbox oder auf seinem Hut Artikel für den Review und den Instructor. Unsere Arbeit war vom Herrn sehr gesegnet, und die Wahrheit berührte viele Herzen. Z1.106.1 Teilen

Im Sommer des Jahres 1853 unternahmen wir unsere erste Reise nach Michigan. Nachdem wir Versammlungen bekannt gemacht hatten, wurde mein Mann vom Fieber aufs Krankenlager gelegt. Wir vereinigten uns zum Gebet für ihn. Obgleich es ihm besser ging, blieb er doch sehr schwach. Wir befanden uns in großer Verlegenheit. Sollten körperliche Schwächen uns von unserem Werk abhalten? Würde es Satan gestattet werden, seine Macht über uns auszuüben und unsere Brauchbarkeit und unser Leben zu bekämpfen, solange wir in dieser Welt sein würden? Wir wussten, dass Gott die Macht Satans einschränken konnte. Er mochte es zulassen, dass wir im Feuerofen geprüft würden; aber er würde uns geläutert und für sein Werk besser ausgerüstet hervorbringen. Z1.106.2 Teilen

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Allein schüttete ich mein Herz vor Gott im Gebet aus, dass er doch der Krankheit zu weichen gebieten und meinen Mann kräftigen möchte, die Reise durchzustehen. Der Fall war dringend, und mein Glaube klammerte sich fest an die Verheißungen Gottes. Ich erhielt dort die Gewissheit, dass Gottes Engel uns begleiten würden, wenn wir unsere Reise nach Michigan fortsetzen würden. Als ich mit meinem Mann über meine Gedankengänge sprach, sagte er, dass seine Gedanken die gleiche Richtung eingeschlagen hätten. Wir entschlossen uns zu gehen und auf den Herrn zu vertrauen. Bei jeder Meile, die wir zurücklegten, fühlte er sich gestärkt. Der Herr unterstützte ihn, und während er das Wort predigte, hatte er die Gewissheit, dass die Engel Gottes ihm zur Seite standen. Z1.107.1 Teilen

Auf dieser Reise waren meines Mannes Gedanken sehr mit dem Gegenstand des Spiritismus beschäftigt, und bald nach unserer Rückkehr begann er mit dem Schreiben des Buches Signs of the Times. Er fühlte sich noch immer schwach und schlief nur wenig, aber der Herr war seine Hilfe. Wenn sein Gemüt sich in einem verwirrten, leidenden Zustand befand, beugten wir uns in unserm Kummer vor Gott und schrieen zu ihm. Er erhörte unser ernstes Flehen. Oft segnete er meinen Mann so, dass er mit erfrischtem Geist seine Arbeit fortführen konnte. Viele Male am Tag traten wir so in ernstem Gebet vor Gott. Jenes Buch schrieb er nicht in eigener Kraft. Z1.107.2 Teilen

Im Winter und Frühjahr litt ich viel unter Herzbeschwerden. Es wurde mir schwer, im Liegen zu atmen. Ich konnte nicht schlafen, außer dass man mich in eine fast sitzende Lage brachte. Oft hörte mein Atem auf und ich fiel in Ohnmacht. Auf meinem linken Augenlid hatte ich eine Geschwulst, die Krebs zu sein schien. Sie hatte sich über ein Jahr lang entwickelt, bis sie ziemlich schmerzhaft geworden war und mein Augenlicht in Mitleidenschaft zog. Wenn ich las oder schrieb war ich gezwungen, mein krankes Auge zu verbinden. Ich befürchtete, dass es durch den Krebs zerstört werden würde. Ich schaute zurück auf die Tage und Nächte, wo ich Korrektur gelesen hatte, was meine Augen sehr anstrengte. Ich dachte: Wenn ich mein Auge und mein Leben verliere, dann habe ich es dem Werk Gottes geopfert. Z1.107.3 Teilen

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Ein berühmter Arzt, der unbezahlten Rat erteilte, besuchte Rochester, und ich beschloss, mein Auge von ihm untersuchen zu lassen. Er dachte, dass die Schwellung sich als Krebs herausstellen würde. Doch als er meinen Puls fühlte, sagte er: „Sie sind sehr krank und werden an einem Schlaganfall sterben, ehe die Geschwulst aufbrechen wird. Sie befinden sich wegen ihres Herzleidens in einem gefährlichen Zustand.“ Dies erschreckte mich nicht sonderlich, denn ich war mir bewusst, dass ich ohne sofortige Hilfe ins Grab sinken würde. Zwei andere Frauen, die sich ebenfalls Rat holten, litten an der gleichen Krankheit. Der Arzt sagte, dass ich in einem gefährlicheren Zustand sei als eine von ihnen, und dass es nicht länger als drei Wochen dauern werde, bis ich von Lähmung befallen werden würde. Er gab mir nicht viel Ermutigung. Ich versuchte es mit den Heilmitteln, die er mir verschrieb, empfing aber nicht viel Nutzen davon. Z1.108.1 Teilen

In ungefähr drei Wochen wurde ich ohnmächtig, fiel zu Boden und blieb ungefähr sechsunddreißig Stunden in einem fast bewusstlosen Zustand. Es wurde befürchtet, dass ich nicht am Leben bleiben würde; aber in Erhörung von Gebeten kam ich wieder zu mir. Eine Woche später wurde meine linke Seite von einem Schlag getroffen. Ich hatte ein merkwürdiges Gefühl von Kälte und Unempfindlichkeit im Kopf und einen starken Schmerz in meinen Schläfen. Meine Zunge war schwer und ohne Gefühl, und ich konnte nicht deutlich sprechen. Mein linker Arm und meine linke Seite waren gelähmt. Ich glaubte sterben zu müssen, und meine große Sorge war, in meinem Leiden die Gewissheit zu haben, dass der Herr mich liebte. Seit Monaten hatte ich fortlaufend Herzschmerzen gehabt, und mein Geist war andauernd niedergedrückt gewesen. Ich hatte versucht, Gott aus Grundsatz zu dienen, nicht aus Gefühl. Doch jetzt dürstete ich nach dem Heil Gottes. Mich verlangte danach, trotz meiner körperlichen Leiden, Gottes Segen zu verspüren. Z1.108.2 Teilen

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Die Geschwister kamen zusammen, um meinen Fall zu einem besonderen Gegenstand des Gebets zu machen. Mein Wunsch wurde erfüllt. Ich empfing den göttlichen Segen und bekam die Zusicherung, dass er mich liebte. Doch der Schmerz hielt an, und ich wurde mit jeder Stunde schwächer. Wiederum versammelten sich die Geschwister, um meinen Fall dem Herrn vorzulegen. Ich war so schwach, dass ich nicht laut beten konnte. Mein Aussehen schien den Glauben derer, die um mich waren, zu schwächen. Dann wurden mir die Verheißungen Gottes vorgeführt, wie ich sie nie zuvor gesehen hatte. Es schien mir, dass Satan bemüht war, mich von meinem Mann und meinen Kindern zu reißen und mich ins Grab zu legen. Die Frage drängte sich mir auf: Kannst du der nackten Verheißung Gottes glauben? Kannst du im Glauben vorangehen, wie die Aussicht auch sein mag? Der Glaube lebte wieder auf. Ich flüsterte meinem Mann zu: „Ich glaube, dass ich genesen werde.“ Er antwortete: „Ich wünschte, ich könnte es glauben.“ Ich begab mich an jenem Abend zur Ruhe, konnte jedoch keine Erleichterung finden, aber mit einem festen Vertrauen auf die göttlichen Verheißungen. Ich konnte nicht schlafen, fuhr aber fort mit meinem stillen Gebet. Kurz vor Tagesanbruch schlief ich ein. Z1.109.1 Teilen

Bei Sonnenaufgang erwachte ich, völlig von Schmerzen frei. Der Druck war von meinem Herzen gewichen. Ich war glücklich. Oh, welch ein Wechsel! Es schien mir, dass ein Engel mich berührt hatte, während ich schlief. Ich war von Dankbarkeit erfüllt. Das Lob Gottes war auf meinen Lippen. Ich weckte meinen Mann auf und erzählte ihm, was für ein wunderbares Werk der Herr an mir getan hatte. Er konnte es zuerst kaum begreifen. Als ich aber aufstand, mich ankleidete und im Haus umherging, konnte er mit mir Gott preisen. Mein krankes Auge war ohne Schmerzen. In ein paar Tagen verschwand die Geschwulst, und mein Augenlicht wurde völlig wiederhergestellt. Das Werk war vollständig. Z1.109.2 Teilen

Wiederum suchte ich den Arzt auf. Als er meinen Puls fühlte, sagte er: „Meine Dame, in ihrem System hat ein völliger Wechsel stattgefunden; aber die beiden Frauen, die mich um Rat angingen, als sie zuletzt hier waren, sind inzwischen gestorben.“ Ich sagte ihm, dass seine Medizin mich nicht geheilt hatte, da ich sie nicht einnehmen konnte. Nachdem ich gegangen war, sagte der Doktor zu einem meiner Freunde: „Ihr Fall ist unerklärlich. Ich verstehe es nicht.“ Z1.109.3 Teilen

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Bald besuchten wir Michigan aufs Neue. Ich ertrug mühsame Reisen über sehr schlechte Strassen und Schlaglöcher, die mit Schlamm gefüllt waren, aber meine Kräfte versagten nicht. Wir fühlten, dass der Herr wünschte, wir sollten Wisconsin besuchen. Wir beschlossen, um 10 Uhr abends den Zug nach Jackson zu besteigen. Z1.110.1 Teilen

Als wir uns vorbereiteten, den Zug zu nehmen, befiel uns ein feierliches Gefühl. Wir schlugen vor, uns im Gebet zu vereinigen, und als wir uns dem Herrn anbefahlen, konnten wir die Tränen nicht zurückhalten. Wir begaben uns mit Gefühlen tiefer Feierlichkeit zum Bahnhof. Als wir den Zug bestiegen, gingen wir in einen der vorderen Wagen, welcher Sitze mit hohen Lehnen hatte, in der Hoffnung, dass wir während der Nacht etwas schlafen könnten. Der Wagen war besetzt, und wir gingen nach hinten in den nächsten Wagen, wo wir Plätze fanden. Ich legte nicht, wie gewöhnlich, wenn ich nachts reiste, meinen Hut ab, sondern behielt meine Reisetasche in der Hand, als ob ich etwas erwartete. Wir beide sprachen über unsere eigentümlichen Gefühle. Z1.110.2 Teilen

Der Zug hatte ungefähr drei Meilen von Jackson zurückgelegt, als er sich sehr heftig bewegte, rückwärts und vorwärts stieß und schließlich zum Stillstand kam. Ich machte das Fenster auf und sah einen Wagen, der senkrecht in die Höhe ragte. Ich hörte Schmerzensschreie. Es herrschte große Verwirrung. Die Lokomotive war aus dem Gleis gesprungen; aber der Wagen, in dem wir uns befanden, stand auf dem Geleise und war ungefähr hundert Fuß von dem Wagen vor ihm getrennt. Der Gepäckwagen war nicht sehr beschädigt, und unser großer Koffer mit Büchern war unversehrt. Der Wagen zweiter Klasse war zertrümmert und die Stücke und die Reisenden waren zu beiden Seiten des Geleises geworfen worden. Der Wagen, in dem wir versucht hatten, einen Platz zu finden, war ziemlich zerstört, und das eine Ende war auf dem Trümmerhaufen emporgehoben. Die Kupplung war nicht zerbrochen; aber unser Wagen schien von dem ihm vorausgehenden gelöst worden zu sein, als ob ein Engel sie getrennt habe. Vier Menschen wurden getötet oder lebensgefährlich verletzt und viele waren schwer verwundet. Wir konnten nur empfinden, dass Gott einen Engel gesandt hatte, um unser Leben zu bewahren. Z1.110.3 Teilen

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Wir kehrten nach Jackson zurück und nahmen am nächsten Tag den Zug nach Wisconsin. Unser Besuch in jenem Staat war von Gott gesegnet. Seelen wurden durch unsere Bemühungen zu Gott bekehrt. Der Herr stärkte mich, die ermüdende Reise zu ertragen. Z1.111.1 Teilen

Am 29. August 1854 wurde durch die Geburt Willis unserer Familie eine weitere Verantwortlichkeit auferlegt. Ungefähr um diese Zeit erhielten wir die erste Nummer des Blattes, das fälschlicherweise den Namen „Messenger of Truth“ [Bote der Wahrheit] trug. Diejenigen, die uns durch jenes Blatt verleumdeten, waren wegen ihres Fehlverhaltens und ihrer Irrtümer getadelt worden. Sie wollten den Tadel nicht annehmen, und zuerst in einer geheimen, dann in einer öffentlicheren Weise benutzten sie ihren Einfluss gegen uns. Dies hätten wir ertragen können; aber einige von denen, die uns hätten beistehen sollen, ließen sich von diesen bösen Personen beeinflussen. Einige, denen wir vertraut hatten und die vor dem anerkannten, dass unsere Arbeit augenscheinlich von Gott gesegnet war, entzogen uns ihre Sympathie und schenkten sie beinahe unbekannten Fremden. Z1.111.2 Teilen

Der Herr hatte mir den Charakter und das schließliche Ende jener Partei gezeigt. Er hatte mir gezeigt, dass sein Missfallen auf denen, die mit dem Blatt verbunden waren, ruhte, dass seine Hand gegen sie sei. Obgleich sie eine Zeit lang zu gedeihen schienen, und obgleich etliche Aufrichtige verführt werden würden, die Wahrheit doch schließlich triumphieren und jede aufrichtige Seele sich von der Täuschung, die sie gefangen gehalten hatte, lossagen und aus dem Bereich des Einflusses jener gottlosen Männer kommen werde, da Gottes Hand gegen sie war und sie untergehen mussten. Z1.111.3 Teilen

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Wieder war die Gesundheit meines Mannes sehr angegriffen. Er war mit schwerem Husten und Schmerzen in der Lunge geplagt. Die Niedergeschlagenheit seines Gemüts, die Lasten, die er in Rochester getragen hatte, die Arbeit im Verlag, Krankheiten und Tod in seiner Familie, der Mangel an Mitgefühl vonseiten derer, die ihm hätten helfen sollen, zusammen mit seinen Reisen und seinem Predigen — das alles ging über seine Kräfte und schien ihn in ein vorzeitiges Grab zu bringen. Jene Tage waren eine Zeit der Trübsal und der Dunkelheit. Ein paar Lichtstrahlen zerteilten dann und wann die finsteren Wolken, andernfalls wären wir verzweifelt. Zuzeiten schien es, als habe Gott uns verlassen. Z1.112.1 Teilen

Die Messenger Party erfand alle Falschheiten gegen uns. Oft kamen mir die Worte des Psalmisten in den Sinn: „Erzürne dich nicht über die Bösen; sei nicht neidisch auf die Übeltäter. Denn wie das Gras werden sie bald abgehauen, und wie das grüne Kraut werden sie verwelken.“ Psalm 37,1.2. Einige der Schreiber des Blattes triumphierten über die Schwäche meines Mannes und sagten, dass Gott ihn richten und aus dem Weg räumen werde. Als er dies während seiner Krankheit las, kehrte sein Glaube zurück und er sagte: „Ich werde leben und des Herrn Werke verkündigen, und vielleicht werde ich noch bei ihrer Beerdigung predigen.“ Z1.112.2 Teilen

Wir schienen von finsteren Wolken eingehüllt zu sein. Böse Männer, die vorgaben fromm zu sein, beeilten sich, unter Satans Kommando Lügen gegen uns zu erdichten und die Stärke ihrer Heereskräfte gegen uns einzusetzen. Wenn Gottes Werk nur unser Werk gewesen wäre, hätten wir zittern müssen. Aber es befand sich in den Händen dessen, der sagen konnte: „Niemand wird es meinen Händen entreißen.“ Wir wussten, dass Jesus lebt und regiert. Wir konnten vor dem Herrn sagen: Die Sache ist dein. Du weißt, dass wir uns das Werk nicht selbst erwählt haben, sondern wir haben auf dein Gebot hin das getan, was du uns aufgetragen hast. Z1.112.3 Teilen

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