Portrait von Ellen White
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Kapitel 15: Deines Bruders Hüter
Kapitel 15: Deines Bruders Hüter
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Es war am 20. November des Jahres 1855, als während des Gebets der Geist des Herrn unerwartet und mächtig über mich kam und ich im Gesicht hinweggerückt wurde. Z1.131.1 Teilen

Ich sah, dass sich der Geist Gottes von der Gemeinde zurückgezogen hat. Die Diener des Herrn vertrauten zu sehr auf Beweisgründe, während sie sich auf Gott verlassen sollten. Die bloße Beweisfähigkeit der Wahrheit wird niemand bewegen, sich der Gemeinde anzuschließen; denn die Wahrheit ist nicht sehr beliebt. Diener Gottes müssen die göttliche Wahrheit im Herzen tragen. Der Engel sprach: „Ihr Herz muss sich an der himmlischen Herrlichkeit ergötzen, sie müssen die ewige Seligkeit in sich tragen. Dann können sie diese Herrlichkeit den Hörern mit Herzenswärme und dem nötigen Ernst verkündigen.“ Einige Gewissenhafte werden sich von der Richtigkeit der Beweise überzeugen lassen, aber es ist unmöglich, viele nur durch die Theorie der Wahrheit zu gewinnen. Ein lebendiges Zeugnis kann sie bewegen; eine höhere Macht muss sie zur Anerkennung der Wahrheit führen. Z1.131.2 Teilen

Ich sah, dass der Feind sich eifrig bemüht, Seelen zu verderben. Überheblichkeit hat sich in unsere Reihen eingeschlichen. Wir sollten demütiger sein! Es ist unter den Verkündigern des Evangeliums schon zur Gewohnheit geworden, eigenwillig zu handeln. Dies muss aufhören, und die Diener Gottes müssen zusammenstehen. Immer wieder hat man die Frage gestellt: „Soll ich meines Bruders Hüter sein?“ 1.Mose 4,9. Der Engel sagte: „Ja, gewiss, du bist deines Bruders Hüter. Du solltest in gewissenhafter Fürsorge für deinen Bruder eintreten, an seinem Ergehen Anteil nehmen und ihm freundlich und liebevoll begegnen. Schließt euch eng zusammen!“ Nach dem Willen Gottes war dem Menschen bestimmt, offenherzig, aufrichtig, ungekünstelt, demütig, bescheiden und unbefangen zu sein. Dies ist der Grundsatz des Himmels, von Gott angeordnet. Aber der armselige, schwache Mensch dachte es sich anders; er verfolgte eigene Wege und achtete geflissentlich auf die Erfüllung seiner Wünsche. Z1.131.3 Teilen

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Ich fragte den Engel, warum in der Gemeinde keine Schlichtheit herrschte, sondern Stolz und Selbsterhöhung ihren Einzug gehalten haben. Gerade dies ist ja der Grund, weshalb wir beinahe in die Hand des Feindes gefallen wären. Der Engel antwortete mir: „Schau einmal genau hin, und du wirst feststellen, dass die Haltung vorherrscht: Soll ich meines Bruders Hüter sein?“ Und er fügte hinzu: „Du sollst deines Bruders Hüter sein! Dein Bekenntnis, dein Glaube nötigt dich zur Selbstverleugnung und Hingabe an Gott, sonst wärst du des ewigen Lebens unwürdig, das für dich teuer erkauft wurde durch die Kreuzesqualen, die Leiden und das Blut des geliebten Sohnes Gottes.“ Z1.132.1 Teilen

Ich sah, dass viele an verschiedenen Orten, im Osten und Westen, Farm an Farm, Grundstück an Grundstück, Haus an Haus reihten und sich dem Werk des Herrn gegenüber entschuldigten, sie täten dies nur, um dem Werk helfen zu können. Sie binden sich aber damit so sehr, dass sie der Sache Gottes nur von ganz geringem Nutzen sind. Manche erwerben ein Stück Land und bearbeiten es mit allen Kräften, um es sobald wie möglich vollständig zu bezahlen. Ihre Zeit ist so in Anspruch genommen, dass Gebet und Dienst für Gott zu kurz kommen. Dadurch können sie von ihm keine Kraft zur Überwindung ihrer Gewohnheitssünden erhalten. Sie haben Schulden, und wenn das Werk Gottes ihre Hilfe benötigt, können sie nicht helfen, weil sie in erster Linie ihren anderen Verpflichtungen nachkommen müssen. Sind dann aber ihre Schulden bezahlt, zeigen sie noch weniger Bereitschaft, dem Werk zu helfen, als je zuvor; denn nun setzen sie alles daran, ihren Besitz zu vergrößern. Sie glauben selbst an die vermeintliche Aufrichtigkeit ihres Handelns, weil sie ja ihren Gewinn dem Werk zuwenden wollen, wobei sie in Wirklichkeit ihre Schätze hier anlegen. Sie lieben die Wahrheit wohl mit schönen Worten, aber nicht mit Taten. Ihre Liebe zum Werk Gottes ist geradeso groß, wie ihre Werke es anzeigen. Die Welt lieben sie mehr und Gottes Werk weniger. Die Anziehungskraft der Erde nimmt zu; aber die Anziehungskraft des Himmels wird schwächer. Ihr Herz hängt an ihrem Besitz. Durch ihr Beispiel geben sie ihrer Umgebung zu erkennen, dass sie die Welt als ihre Heimat betrachten und sich hier wohl fühlen wollen. Der Engel aber sagte: „Du sollst deines Bruders Hüter sein!“ Z1.132.2 Teilen

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Viele haben sich unnötige Ausgaben gestattet, nur um ihren Gefühlen, ihrem Geschmack und der Augenlust zu frönen. Das Werk hätte die auf diese Weise vergeudeten Mittel gut gebrauchen können; denn einige Diener Gottes waren ärmlich gekleidet und in ihrer Arbeit durch Geldmangel behindert. Der Engel sprach: „Die Zeit der Bewährung wird für sie bald abgelaufen sein. Ihre Taten beweisen, dass sie ihr Ich zum Abgott erhoben haben, dem sie alles opfern.“ Sie müssen in erster Linie ihre Selbstsucht befriedigen; sie sprechen zu sich selbst: „Soll ich meines Bruders Hüter sein?“ Sie haben eine Warnung nach der anderen erhalten, ohne sie zu beachten. Für sie steht ihr Ich im Mittelpunkt, dem sich alles zu beugen hat. Z1.133.1 Teilen

Ich sah, dass die Gemeinde den Geist der Selbstverleugnung und des Opferns nahezu eingebüßt hat. Das Ich mit seinen Wünschen wird in den Vordergrund gestellt, und wenn etwas für das Werk getan wird, geschieht es nach eigenem Gutdünken. Ich sah, dass dies ein lahmes Opfer ist, und Gott nimmt es nicht an. Wir alle sollten uns für die Ausbreitung des Werkes bis zum äußersten einsetzen. Ich sah, dass auch solche, die nicht mit Reichtümern gesegnet sind, aber dafür die entsprechenden körperlichen Kräfte besitzen, Gott über die Verwendung dieser Fähigkeiten Rechenschaft geben müssen. Sie sollten nicht erwarten, dass die Besitzenden allein alle Opfer bringen, sondern fleißig und frohen Mutes ihrer Arbeit nachgehen. Ich sah, dass auch sie Opfer bringen können und dazu ebenso verpflichtet sind wie die Wohlhabenden. Oft erkennen die materiell weniger Gesegneten jedoch nicht die verschiedenen Möglichkeiten, die ihnen gegeben sind: nämlich weniger für die Befriedigung der körperlichen Bedürfnisse auszugeben, um dadurch Mittel für das Werk zu erübrigen. Auf diese Weise schafft man sich Schätze im Himmel. Ich sah im Gesicht die Lieblichkeit und Schönheit der Wahrheit. Nimm aber der Wahrheit die Kraft Gottes, und sie ist machtlos! Z1.133.2 Teilen

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