Portrait von Ellen White
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Kapitel 22: Die zwei Wege
Kapitel 22: Die zwei Wege
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Auf der Konferenz in Battle Creek, am 27. Mai 1856, wurden mir im Gesicht einige Dinge gezeigt, die die Gemeinde allgemein berühren. Die Herrlichkeit und Majestät Gottes zog an mir vorüber. Der Engel sprach: „Er ist gewaltig in seiner Majestät, und ihr nehmt es nicht wahr; er ist schrecklich in seinem Zorn, und ihr wagt es, täglich gegen seine Gebote zu verstoßen! ‚Ringet darnach, dass ihr durch die enge Pforte eingehet, denn die Pforte ist weit, und der Weg ist breit, der zur Verdammnis abführt; und ihrer sind viele, die darauf wandeln. Und die Pforte ist eng, und der Weg ist schmal, der zum Leben führt; und wenige sind ihrer, die ihn finden‘.“ Lukas 13,24; Matthäus 7,13.14. Diese Wege sind deutlich erkennbar, getrennt und laufen in entgegengesetzter Richtung. Der eine führt zum ewigen Leben, der andere zum ewigen Tod. Ich sah die Verschiedenheit dieser Wege und sah auch die Unterschiede der Menschengruppen, die diese Wege gehen. Diese Lebensbahnen haben unterschiedliche Merkmale, die eine ist breit und eben, die andere schmal und uneben. Dementsprechend sind auch die Reisegruppen in Charakter, Lebensart, Kleidung und ihren Gesprächen verschieden. Z1.146.1 Teilen

Die Wanderer auf dem schmalen Weg sprechen von der Freude und dem Glück, die am Ende ihrer Pilgerreise auf sie warten. Ihre Angesichter sind oft traurig; dennoch liegt oft ein Abglanz heiliger, geweihter Freude auf ihnen. Sie sind nicht gekleidet wie die Wanderer des breiten Weges; sie sprechen und handeln auch nicht wie sie; denn ein Vorbild ist ihnen gegeben. Jesus Christus, wohlvertraut mit Schmerz und Pein, wies ihnen den Weg, den er selbst gegangen ist. Seine Nachfolger erblicken seine Fußtapfen und sind ermutigt und getröstet. Christus erreichte sicher sein Ziel; das vermögen seine Nachfolger auch, wenn sie seinen Fußspuren folgen. Z1.146.2 Teilen

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Auf dem breiten Weg sind alle mit sich selbst beschäftigt, mit ihrem Äußeren und mit ihren Vergnügungen. Sie sind leichtfertig und ausgelassen und denken nicht an das Ende ihrer Lebensreise — an den sicheren Untergang in der Verdammnis. Immer rasender und hemmungsloser tollen sie dahin; jeder Tag bringt sie dem Untergang näher. Oh, wie furchtbar erschien mir dieser Anblick! Z1.147.1 Teilen

Viele Wanderer auf diesem breiten Weg trugen eine Aufschrift: „Der Welt abgestorben. Das Ende aller Dinge ist nahe. Seid auch ihr bereit!“ Sie schauten genauso aus wie die anderen Eitlen ihrer Umgebung, nur dass ich auf ihren Angesichtern einen Anflug von Traurigkeit bemerkte. Ihre Unterhaltung glich den lustigen und gedankenlosen Gesprächen ihrer Weggefährten. Gelegentlich wiesen sie mit großer Befriedigung auf die Aufschriften an ihrer Kleidung hin und forderten die anderen auf, die gleiche Beschriftung zu tragen. Sie befanden sich auf dem breiten Weg, wenn sie auch vorgaben, zu denen zu gehören, die den schmalen Weg gingen. Die Menschen um sie herum antworteten: „Es gibt ja keinen Unterschied zwischen uns. Wir sind alle gleich in der Art, wie wir uns kleiden, wie wir reden und handeln.“ Z1.147.2 Teilen

Alsdann wurde ich in die Jahre 1843 und 1844 zurückversetzt. Da gab es noch einen Geist der Weihe, der jetzt nicht zu finden ist. Was ist nur mit dem bekenntlichen, abgesonderten Volk Gottes geschehen? Ich sah seine Gleichförmigkeit mit der Welt, und dass es nicht bereit ist, um des Werkes Gottes willen zu leiden. Es mangelt an der Befolgung des Willens Gottes. Mir wurden die Kinder Israel nach ihrem Auszug aus Ägypten gezeigt. Gott hatte sie in seiner Barmherzigkeit aus Ägypten geführt, damit sie ihm ohne Hindernisse und Einschränkungen dienten. Er wirkte große Wunder, prüfte und versuchte sie, indem er sie durch Schwierigkeiten führte. Obwohl Gott viele Wunder für sie getan und sie oftmals vor dem Untergang bewahrt hatte, murrten sie in den göttlichen Prüfungen. Ihre Rede war: „Wollte Gott, wir wären in Ägypten gestorben durch des Herrn Hand.“ 2.Mose 16,3. Sie sehnten sich nach den Zwiebeln und dem Lauch Ägyptens zurück. Z1.147.3 Teilen

Ich sah, dass viele, die vorgeben, die Wahrheit für diese letzten Tage zu glauben, das Murren der Kinder Israel auf ihrer Reise merkwürdig finden. Nach dem wunderbaren Wirken Gottes an ihnen hätten sie sein Tun zu ihrem Besten nicht vergessen dürfen. Der Engel sprach: „Ihr habt es noch schlimmer getrieben als sie!“ Gott hat seinen Dienern die Wahrheit so klar und rein gegeben, dass ihr nicht widerstanden werden kann. Wohin sie auch gehen, der Sieg ist ihnen gewiss. Ihre Feinde werden nicht in der Lage sein, die Überzeugungskraft der Wahrheit zu beeinträchtigen. Das Licht der Wahrheit strahlt so eindringlich, dass die Diener Gottes überall auftreten können und den Sieg davontragen werden. Diese große Segnung wurde weder gewürdigt noch erkannt. Treten Anfechtungen auf, schauen manche gleich zurück und meinen, sie hätten es besonders schwer. Mancher so genannte Diener Gottes weiß nicht, was läuternde Prüfungen sind. Sie erleben manchmal selbstgemachte Schwierigkeiten und sind dann schnell entmutigt und verletzt; die eigene Ehre meldet sich, so dass sie sich selbst, anderen und auch Gottes Werk schaden. Satan vergrößert ihre Prüfungen, und wenn sie den Gedanken freien Lauf lassen, die er ihnen eingibt, wird ihr Einfluss und ihre Brauchbarkeit zunichte gemacht. Z1.147.4 Teilen

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Manche waren versucht, sich vom Werk zu lösen, um sich ihr Brot mit ihrer Hände Arbeit zu verdienen. Diese werden erst dann erkennen, was Not bedeutet, wenn Gott seine Hand von ihnen abwendet, um sie in Krankheit und Tod sich selbst zu überlassen. Es ist gefährlich, gegen Gott zu murren. Sie denken nicht daran, dass der Weg, den sie beschreiten, uneben ist und Selbstverleugnung und Aufopferung erfordert. Sie dürfen keineswegs erwarten, dass sich alles Geschehen so abwickelt, als würden sie auf einem breiten, ebenen Weg dahingehen. Z1.148.1 Teilen

Ich sah, dass einige Diener Gottes, sogar Prediger, sehr leicht zu entmutigen sind. Sie sind schnell beleidigt und bilden sich ein, vernachlässigt und gekränkt worden zu sein, was durchaus nicht der Fall ist. Sie tragen nach ihrer Meinung ein schweres Los. Sie machen sich nicht klar, wie ihnen zumute wäre, wenn Gott seine schützende Hand zurückzöge und sie Seelenqualen zu erdulden hätten. Dann fänden sie ihr Los zehnmal schwerer als vorher, als sie noch im Werk Gottes angestellt waren und dort wohl Anfechtungen und Entbehrungen auf sich nehmen mussten, aber doch des Herrn Wohlgefallen erwarben. Manche Mitarbeiter im Werk Gottes haben gar kein Empfinden dafür, wann sie ein behagliches Dasein führen. Sie haben wenig zu entbehren brauchen und kannten Mangel, harte Arbeit und Seelennot kaum. Als sie dieses bequeme Leben führten, von Gott begünstigt und von Seelenqual fast frei waren, kam ihnen das kaum zum Bewusstsein. Sie glaubten, sich in schweren Prüfungen zu befinden. Gott wird sie nur dann erlösen, wenn sie die Bereitschaft zu einsatzfreudiger Arbeit und zur Selbstaufopferung zeigen. Sonst wird er sie nicht als seine opferwilligen Diener anerkennen, sondern andere berufen, die nicht träge sind, vielmehr eifrig arbeiten und es zu schätzen wissen, wenn sie es leicht haben. Gottes Werkzeuge müssen wirkliche Seelenlast fühlen und „weinen zwischen Halle und Altar und sagen: Herr, schone deines Volks.“ Joel 2,17. Z1.148.2 Teilen

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Einige Diener Gottes haben ihr Leben bis zum Zusammenbruch ihrer Kräfte völlig Gottes Werk geweiht. Geistige Arbeit, unaufhörliches Sorgen, Mühsale und Entbehrungen haben sie fast erschöpft. Andere wollten diese Bürde nicht und nahmen sie auch nicht auf sich. Gerade diese aber glauben, es besonders schwer zu haben, während noch keine wirklichen Schwierigkeiten an sie herantraten. Sie haben die Leidenstaufe nicht erfahren, und sie werden diese auch niemals erleben, solange sie so viel Schwachheit und so wenig Seelengröße offenbaren und an ihrer Bequemlichkeit festhalten. Gott hat mir gezeigt, dass die Prediger eine Züchtigung nötig haben, damit die trägen, saumseligen, auf ihr eigenes Wohl bedachten unter ihnen beseitigt werden, und eine Gruppe aufrichtiger, opferbereiter, treuer Mitarbeiter, die nicht nach Behaglichkeit strebt, sondern gläubig dient in Wort und Lehre, übrig bleibt. Um Christi und um derer willen, für die der Herr starb, leiden und ertragen sie gern alle Schwierigkeiten. Lasst aber jene anderen Diener das Wehe über ihnen spüren, wenn sie das Evangelium nicht verkündigen — das wird genügen, wenn auch nicht alle das Empfinden für diese Mahnung haben. Z1.149.1 Teilen

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