Portrait von Ellen White
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Kapitel 50: Persönliche Erfahrung
Kapitel 50: Persönliche Erfahrung
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Am 20. September 1860 wurde mein viertes Kind, John Herbert White, geboren. Als er drei Wochen alt war, hielt es mein Mann für seine Pflicht, auf Reisen zu gehen. Auf der Konferenz war beschlossen worden, dass Bruder Loughborough in den Westen gehen sollte und er in den Osten. Einige Tage vor ihrer Abreise war mein Mann sehr bedrückt. Einmal dachte er daran, die Reise aufzugeben, fürchtete sich aber es zu tun. Er fühlte, dass er etwas tun müsse, war aber von düsteren Wolken eingeschlossen. Er konnte weder ruhen noch schlafen. Seine Gedanken waren immer in Aufruhr. Er berichtete den Brüdern Loughborough und Cornell, wie es um sein Gemüt stand, und sie beugten sich gemeinsam vor dem Herrn, um Rat von ihm zu erflehen. Dann wichen die Wolken, und das Licht schien klar hervor. Mein Mann empfand, dass der Geist des Herrn ihn nach Westen wies und Bruder Loughborough nach Osten. Danach sahen sie diese Lösung als richtig an und handelten demgemäß. Z1.265.3 Teilen

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In meines Mannes Abwesenheit beteten wir zum Herrn, dass der Herr ihn unterstützen und stärken möchte. Wir erlangten die Gewissheit, dass er mit ihm gehen würde. Ungefähr eine Woche bevor er Mauston, Wisconsin, besuchte, erhielten wir Briefe zur Veröffentlichung von Schwester G, die Gesichte zum Inhalt hatten, die der Herr ihr gegeben hätte. Als wir diese Mitteilungen erhielten, waren wir sehr bekümmert, denn wir wussten, dass diese Gesichte nicht von der richtigen Quelle kamen. Da mein Mann nicht wusste, was er in Mauston antreffen würde, befürchteten wir, dass er nicht vorbereitet sein würde, dem Fanatismus zu begegnen und dass dieser ihn sehr entmutigen könnte. In unserer früheren Erfahrung hatten wir vielen solchen Szenen begegnen müssen und hatten so viel unter unbeherrschten und unbezähmbaren Geistern zu leiden gehabt, dass wir uns fürchteten, mit ihnen in Kontakt zu kommen. Ich sandte an die Gemeinde in Battle Creek eine Bitte, für meinen Mann zu beten, und auch am Familienaltar beteten wir ernstlich für ihn. Mit zerbrochenem Geist und vielen Tränen versuchten wir unsern zitternden Glauben auf Gottes Verheißungen zu richten. Wir hatten den Beweis, dass er unser Gebet hörte und dass er meinem Mann beistehen und ihm Rat und Weisheit mitteilen würde. Z1.266.1 Teilen

Während wir in der Bibel einen Vers suchten, den Willi auswendig lernen und in der Sabbatschule aufsagen sollte, wurde meine Aufmerksamkeit auf die Schriftstelle gelenkt: „Der Herr ist gütig und eine Feste zurzeit der Not und kennt die, so auf ihn trauen.“ Nahum 1,7. Ich konnte über diesen Text nur weinen. Wie zutreffend er doch war! Ich fühlte solche Last für meinen Mann und die Gemeinde in Wisconsin. Mein Mann empfand Gottes Segen, während er in Wisconsin war. Der Herr war ihm eine Feste zurzeit der Not und unterstützte ihn durch seinen freien Geist, als er ein entschiedenes Zeugnis gegen den wilden Fanatismus dort ablegte. Z1.266.2 Teilen

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Während mein Mann sich in Mackford, Wisconsin, aufhielt, schrieb er mir in einem Brief: „Ich fürchte, dass daheim nicht alles in Ordnung ist. Ich habe kein gutes Gefühl, was das Baby anbetrifft.“ Als er für die Familie zu Hause betete, hatte er eine Vorahnung, dass das Kind sehr krank war. Es schien ihm, als sähe er das Baby vor sich mit stark geschwollenem Gesicht und Kopf. Als ich den Brief erhielt, war das Kind gesund wie bisher. Am nächsten Morgen jedoch wurde es plötzlich sehr krank. Es war ein schwerer Fall von Gesichts- und Kopfrose. Nachdem mein Mann das Heim von Bruder Wick in der Nähe von Round Grove, Illinois, erreicht hatte, bekam er ein Telegramm, das ihm von des Kindes Krankheit berichtete. Als er es las, sagte er zu jenen, die anwesend waren, er sei nicht überrascht von der Nachricht, denn der Herr hatte ihn darauf vorbereitet, dass man ihm mitteilen werde, des Kindes Kopf und Gesicht sei von der Krankheit betroffen. Z1.267.1 Teilen

Mein kleiner Liebling hatte viel zu erdulden. Vierundzwanzig Tage und Nächte wachten wir ängstlich über sein Befinden. Wir wandten alle nur möglichen Mittel an, um eine Besserung zu bewirken und legten seinen Fall ernstlich dem Herrn vor. Wenn ich ihn so leiden sah, konnte ich manchmal meine Gefühle nicht beherrschen. Viel Zeit brachte ich damit zu, unter Tränen und demutsvoll bei Gott Fürsprache für ihn einzulegen. Aber unser himmlischer Vater sah es für gegeben an, unsern Liebling von uns zu nehmen. Z1.267.2 Teilen

Am 14. Dezember verschlechterte sich sein Zustand, und ich wurde gerufen. Als ich seinem mühsamen Atem lauschte und sein pulsloses Handgelenk umfasste, wusste ich, dass er sterben würde. Die eiskalte Hand des Todes hatte ihn bereits im Griff. Das war eine Stunde schwerster Seelenpein für mich. Wir hörten auf sein schwaches, qualvolles Atemholen, bis es zum Stillstand kam und konnten nur dankbar sein, dass seine Leiden ein Ende hatten. Als mein Kind starb, konnte ich nicht weinen. Mein Herz wollte schier zerbrechen, aber ich konnte keine Träne vergießen. Während des Begräbnisses fiel ich in Ohnmacht. Wir waren enttäuscht, dass Bruder Loughborough nicht die Beerdigungsansprache halten konnte; aber mein Mann sprach zu einem überfüllten Haus. Dann folgten wir unserem Kind zum Oak Hill- Friedhof, wo es ruhen wird, bis der Lebensspender erscheinen wird, um die Fesseln des Grabes zu sprengen und es zum ewigen Leben erwecken wird. Z1.267.3 Teilen

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Als wir vom Begräbnis heimkehrten, erschien mir das Haus so leer. Ich beugte mich dem Willen des Herrn. Doch überfiel mich Verzagtheit und Schwermut. Wir konnten uns nicht über die Entmutigungen des vergangenen Sommers erheben. Wir wussten nicht, was wir vom Zustand des Volkes Gottes zu erwarten hatten. Satan hatte die Herrschaft über die Gemüter einiger erlangt, die eng mit uns im Werk verbunden gewesen waren, selbst über solche, die mit unserer Mission bekannt waren und die Früchte unserer Arbeit gesehen hatten. Sie waren nicht nur häufig Zeugen der Offenbarung göttlicher Macht gewesen, sondern hatten ihren Einfluss am eigenen Leib verspürt. Was konnten wir für die Zukunft erhoffen? Als mein Kind noch lebte, glaubte ich meine Pflicht zu verstehen. Ich drückte meinen kleinen Liebling fest ans Herz und frohlockte, dass ich wenigstens während eines Winters aller großen Verantwortung enthoben sei, da es nicht meine Pflicht sein konnte, im Winter mit meinem Säugling umherzureisen. Als er aber von mir genommen wurde, befand ich mich wieder in großer Bedrängnis. Z1.268.1 Teilen

Der Zustand des Werkes Gottes und der Gemeinde haben uns nahezu zermalmt. Unser ganzes Glück hängt immer vom Zustand der Sache Gottes ab. Wenn sein Volk sich in einem gedeihlichen Zustand befindet, fühlen wir uns frei; befindet es sich aber im Abfall und besteht Uneinigkeit unter ihnen, kann uns nichts freudig stimmen. Unser ganzes Interesse und Leben ist mit dem Aufkommen und dem Fortschritt der dritten Engelsbotschaft verwoben gewesen. Wir sind darin eingebunden, und wenn sie nicht voranschreitet, erleiden wir große Seelenqual. Z1.268.2 Teilen

Um diese Zeit verlor mein Mann, als er die Vergangenheit überblickte, sein Vertrauen in fast jedermann. Viele derer, die er zu Freunden hatte gewinnen wollen, erwiesen sich als Feinde. Einige, denen er am meisten durch seinen Einfluss und von seinem mageren Lohn finanziell geholfen hatte, versuchten fortwährend, ihm zu schaden und ihm Lasten aufzulegen. An einem Sabbatmorgen, als er zu unserem Versammlungsraum ging, wurde er von einem Gefühl der Ungerechtigkeit überwältigt, dass er beiseite ging und laut weinte, während die Versammlung auf ihn wartete. Z1.268.3 Teilen

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Von Anbeginn unserer Arbeit waren wir berufen, ein deutliches, direktes Zeugnis abzulegen, Unrecht zu tadeln und nicht zu schonen. Und überall hat es solche gegeben, die unserm Zeugnis widerstanden, die hinter uns hergingen, süße Worte redeten, getüncht mit losem Mörtel, um den Einfluss unserer Arbeiten zu zerstören. Der Herr wollte uns stärken, Tadel auszusprechen. Dann drängten sich Personen zwischen uns und das Volk, um unser Zeugnis wirkungslos zu machen. Viele Gesichte wurden mit der Absicht gegeben, damit wir nicht zurückschrecken sollten, den Rat des Herrn kundzutun, sondern eine Stellung einzunehmen, Gottes Kinder aufzurütteln, da sie in ihren Sünden schliefen. Aber nur wenige haben uns beigestanden, während es viele gab, die dem Unrecht und jenen beistanden, die gerügt worden waren. Diese Dinge haben uns sehr entmutigt. Wir fühlten, dass wir kein Zeugnis mehr in der Gemeinde ablegen sollten. Wir wussten nicht mehr, wem wir vertrauen konnten. All dies drückte uns sehr nieder, die Hoffnung starb in uns. Wir begaben uns um Mitternacht zur Ruhe, ich konnte jedoch nicht schlafen. Ich litt unter heftigen Herzschmerzen, konnte keine Erquickung finden und fiel einige Male in Ohnmacht. Z1.269.1 Teilen

Mein Mann ließ die Brüder Amadon, Kellogg und C. Smith holen. Ihre innigen Gebete wurden erhört, die Erleichterung kam, und ich wurde im Gesicht hinweggerückt. Darin wurde mir gezeigt, dass wir ein Werk zu tun hätten. Wir mussten auch weiterhin unser Zeugnis ablegen, klar und bestimmt. Es wurden mir Personen vorgeführt, die sich gescheut hatten, das deutliche Zeugnis abzulegen. Ich sah den Einfluss ihrer Lehren auf Gottes Volk. Z1.269.2 Teilen

Der Zustand der Gemeindeglieder in ... wurde mir ebenfalls vorgeführt. Sie besaßen die Theorie der Wahrheit, waren aber nicht durch dieselbe geheiligt. Ich sah, dass die Arbeit der Boten, wenn sie ein neues Gebiet betreten, schlimmer als umsonst ist, wenn sie es versäumen, klar und deutlich Zeugnis abzulegen. Sie müssen den Unterschied zwischen der Gemeinde Christi und formellen, toten Bekennern klar herausstellen. In dieser Hinsicht bestand in ... ein Versäumnis. Der Älteste N. fürchtete sich, jemand zu beleidigen, davor, die Besonderheiten unseres Glaubens erscheinen zu lassen. Der Standard wurde herabgesetzt, um den Leuten entgegenzukommen. Es hätte ihnen nahe gelegt werden sollen, dass wir Wahrheiten von großer Wichtigkeit besitzen und dass ihr ewiges Schicksal davon abhängt, welche Entscheidung sie treffen. Es hätte ihnen gesagt werden müssen, dass sie ihre Götzen aufgeben, ihre Sünden bekennen und wahre Früchte der Buße bringen müssen, wenn sie die Heiligung erlangen wollen. Z1.269.3 Teilen

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Diejenigen, die das feierliche Werk auf sich nehmen, die dritte Engelsbotschaft zu verkündigen, müssen entschlossen an die Arbeit gehen, im Geist und der Kraft Gottes furchtlos die Wahrheit verkündigen und diese das Schneiden besorgen lassen. Sie sollen das Banner der Wahrheit hochhalten und die Leute drängen, sich ihm anzupassen. Es wurde zu oft herabgelassen, um den Leuten in ihrem Zustand der Finsternis und Sünde entgegenzukommen. Das klare, deutliche Zeugnis ist es, was sie zur Entscheidung bringen wird. Ein sanftes Zeugnis wird dies nicht zuwege bringen. Solchen Predigten können die Leute zur Genüge in den volkstümlichen Kirchen lauschen; aber jene Diener Christi, denen Gott die feierliche, ernste Botschaft anvertraut hat, die ein Volk herausbringen und auf das Kommen Christi vorbereiten soll, müssen eine klare, deutliche Sprache reden. Unsere Wahrheit ist um soviel feierlicher als jene bekenntlicher Formenchristen, wie der Himmel höher ist als die Erde. Z1.270.1 Teilen

Die Menschen schlafen in ihren Sünden und müssen alarmiert werden, ehe sie aus ihrer Gleichgültigkeit erweckt werden können. Ihre Prediger haben ihnen sanft gepredigt. Aber Gottes Diener, die heilige, lebenswichtige Wahrheiten zu verkündigen haben, müssen laut rufen und nicht schonen, damit die Wahrheit das Gewand der Sicherheit abstreifen und ihren Weg zum Herzen finden kann. Das deutliche Zeugnis, das den Geschwistern in ... hätte gegeben werden sollen, wurde von den Predigern vernachlässigt. Der Samen der Wahrheit wurde unter Dornen ausgestreut und erstickt. Bei einigen haben üble Gewohnheitssünden vorgeherrscht, und die himmlischen Gnadengaben wurden ausgelöscht. Z1.270.2 Teilen

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Gottes Diener müssen ein bestimmtes Zeugnis ablegen, welches das natürliche Herz verletzt und den Charakter entwickelt. Die Brüder N. und O. hielten sich in ihren Predigten in ... sehr zurück. Solch ein Predigen wird niemals das Werk verrichten, das nach Gottes Willen getan werden soll. Die Prediger der volkstümlichen Kirchen tun genug an Kriecherei und verbergen die scharfen Wahrheiten, welche die Sünde tadeln. Z1.271.1 Teilen

Es sei denn, die Menschen nehmen die Botschaften in rechter Weise an, mit Herzen, die vorbereitet sind, sie an sich wirken zu lassen, oder es wäre besser, sie nähmen Abstand davon. Es wurde mir gezeigt, dass die Gemeinde in ... eine Erfahrung zu erlangen hat. Es wird aber heute viel schwerer für sie sein, diese zu erlangen, als wenn ihnen sofort am Anfang das klare Zeugnis vorgeführt worden wäre, als sie zuerst von ihrem Irrtum überzeugt wurden. Dann hätten die Disteln viel leichter ausgerottet werden können. Doch sah ich, dass es in ... Menschen von moralischem Wert gab, die noch in der gegenwärtigen Wahrheit geprüft werden. Wenn die Gemeindeglieder sich erheben und bekehrt werden, wird der Herr sich zu ihnen wenden und ihnen seinen Geist geben. Dann wird ihr Einfluss zugunsten der Wahrheit ausgeübt werden. Z1.271.2 Teilen

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