Portrait von Ellen White
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Kapitel 53: Der Norden und der Süden
Kapitel 53: Der Norden und der Süden
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Am 4. Januar 1862 wurden mir einige Dinge bezüglich unserer Nation gezeigt. Meine Aufmerksamkeit wurde auf die Rebellion der Südstaaten gelenkt. Der Süden hatte sich auf einen grimmigen Kampf vorbereitet, während der Norden sich der wahren Gefühle dieser Staaten nicht bewusst war. Bevor Präsident Lincoln sein Amt antrat, hatte der Süden seine Vorteile genutzt. Die frühere Regierung hatte für die Südstaaten geplant und Vorsorge getroffen und die Nordstaaten ihrer Kriegswaffen beraubt. Sie hatten dabei zwei Ziele im Auge: 1. Sie beabsichtigten und waren entschlossen zu einer Rebellion und mussten sich darauf vorbereiten. 2. Wenn es zur Rebellion kam, würden die Nordstaaten völlig unvorbereitet sein. Auf diese Weise würden sie Zeit gewinnen. Durch ihre gewalttätigen Drohungen und ihr unbarmherziges Vorgehen könnten sie den Norden so einschüchtern, dass er gezwungen wäre, ihnen nachzugeben und sie nach eigenem Willen handeln zu lassen. Z1.275.1 Teilen

Der Norden war sich des bitteren, gefährlichen Hasses des Südens ihm gegenüber nicht bewusst und war auf dessen tiefgehende Verschwörung unvorbereitet. Der Norden hatte sich seiner Stärke gerühmt und über die Idee, der Süden werde die Union verlassen, gespottet. Er betrachtet die Drohungen wie die Launen eines eigensinnigen, widerspenstigen Kindes, und dachte, der Süden werde schon zur Besinnung kommen, der Idee leid werden, die Union zu verlassen, und demütig und reumütig zu seiner Untertanentreue zurückkehren. Der Norden hatte keine richtige Vorstellung von der Stärke des verfluchten Sklavensystems. Dieses, und zwar dieses allein, ist die Ursache des Krieges. Der Süden ist immer anspruchsvoller geworden. Er betrachtet den Menschen- und Seelenhandel als volles Recht. Er ist verärgert und sehr verbittert, wenn er nicht alles Gebiet beanspruchen kann, das er haben will. Er würde die Grenzen niederreißen und seine Sklaven überall hinbringen, wohin er sie haben will, und dadurch den Fluch durch Sklavenarbeit über das Land bringen. Die Sprache des Südens ist anmaßend und gebieterisch gewesen, und der Norden hat keine brauchbaren Maßnahmen ergriffen, um ihn zum Schweigen zu bringen. Z1.275.2 Teilen

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Die Rebellion wurde so sorgfältig, so langsam vorbereitet, dass viele, die zuerst mit Entsetzen vor dem Gedanken an eine Empörung zurückschreckten, von den Rebellen beeinflusst wurden, sie als richtig und gerecht zu betrachten. So vereinigten sich Tausende mit der Bundesgenossenschaft des Südens, die es nie getan haben würden, wenn unsere Regierung sofortige, gründliche Maßnahmen zu einem früheren Zeitpunkt der Rebellion getroffen hätte, selbst unter dem Umstand, dass sie noch für einen Krieg völlig unvorbereitet war. Seit der Zeit hat der Norden Vorkehrungen für einen Krieg getroffen, aber die Rebellion hat immer weiter um sich gegriffen, und jetzt sind die Ansichten, sie zu unterdrücken, nicht besser als vor Monaten. Tausende haben ihr Leben verloren. Viele sind nach Hause zurückgekehrt, verletzt und verkrüppelt für ihr Leben. Sie haben ihre Gesundheit eingebüßt und ihre Hoffnung auf ein erfülltes Leben verloren; aber wie wenig wurde erreicht! Tausende haben sich freiwillig gemeldet, da sie glaubten, dass dieser Krieg das Ende des Sklaventums herbeiführen sollte. Doch jetzt, nachdem sie sich festgelegt haben, müssen sie feststellen, dass sie betrogen wurden, dass der Zweck dieses Krieges nicht darin besteht, das Sklaventum auszumerzen, sondern es aufrechtzuerhalten. Z1.276.1 Teilen

Diejenigen, die ihr Heim verließen und ihr Leben opferten, um die Sklaverei abzuschaffen, sind unzufrieden. Sie sehen keine guten Resultate des Krieges, nur den Erhalt der Union, und für diesen Zweck mussten Tausende Leben geopfert und Heime einsam gemacht werden. Eine große Anzahl von Menschenleben wurde vergeudet und siecht in Hospitälern dahin. Andere wurden von den Rebellen gefangen genommen, ein Schicksal, mehr gefürchtet als der Tod. Wenn sie all dies in Betracht ziehen, müssen sie sich fragen: Was ist gewonnen, wenn wir Erfolg haben, die Rebellion zu unterdrücken? Sie können nur mutlos antworten: Nichts! Das, was die Rebellion verursacht hat, ist nicht entfernt. Das System der Sklaverei, das unsere Nation ruiniert hat, wird fortbestehen und eine andere Rebellion entfachen. Viele unserer Soldaten hegen Gefühle der Bitterkeit. Sie erdulden die größten Entbehrungen. Sie würden diese willig ertragen, fühlten sie sich nicht hintergangen, und sie sind entmutigt. Unsere Männer in der Regierung sind verwirrt; ihre Herzen erzittern vor Furcht. Sie haben Angst, die Sklaven der Rebellen für frei zu erklären, denn, täten sie das, so würden sie jene Südstaaten verbittern, die sich der Rebellion zwar nicht angeschlossen haben, aber starke Verteidiger der Sklaverei sind. Andrerseits haben sie auch den Einfluss jener starken Männer in leitenden Stellungen gefürchtet, die gegen die Sklaverei sind. Sie haben die Auswirkungen eines kühnen, entschlossenen Tones gefürchtet, der den starken Wunsch Tausender entflammen würde, die die Ursache dieser schrecklichen Empörung beseitigen würde, nämlich die Unterdrückten zu befreien und jedes Joch zu brechen. Z1.276.2 Teilen

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Viele von denen, die hohe Befehlsgewalt besitzen, haben nur wenig Gewissen oder Edelsinn. Sie können ihre Macht ausüben, selbst wenn es den Untergang ihrer eigenen Truppen nach sich zieht, und niemand kümmert dies. Diese Befehlshaber könnten die ihnen verliehene Macht missbrauchen und ihre Truppen in gefährliche Stellungen schicken, wo sie den schrecklichen Angriffen der Rebellen ausgesetzt sind, ohne die geringste Hoffnung auf einen Sieg. Auf diese Weise könnten sie sich wagemutiger, tapferer Männer entledigen, wie David sich des Uriah entledigte. 2.Samuel 11,14.15. Z1.277.1 Teilen

Wertvolle Männer sind auf diese Weise geopfert worden, um ihren starken Einfluss gegen die Sklaverei loszuwerden. Einige der Männer, die der Norden in dieser kritischen Zeit am meisten benötigt, sind nicht mehr vorhanden. Sie wurden mutwillig geopfert. Die Aussichten für unsere Nation sind entmutigend, da solche Männer verantwortliche Positionen bekleiden, die im Herzen Rebellen sind. Es gibt befehlshabende Offiziere, die mit den Rebellen sympathisieren. Während sie den Wunsch haben, die Union aufrecht zu erhalten, verachten sie diejenigen, die gegen die Sklaverei sind. Einige der Armeen sind größtenteils aus solchen Elementen zusammengesetzt. Sie sind unter sich so zerstritten, dass bei vielen Regimentern keine Einigkeit herrscht. Z1.277.2 Teilen

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Als mir dieser Krieg vor Augen geführt wurde, schien er mir der eigenartigste und ungewisseste Kampf zu sein, der je stattgefunden hat. Ein Großteil derer, die sich freiwillig zur Verfügung stellten, glaubten, dass das Ziel des Krieges darin bestünde, die Sklaverei abzuschaffen. Andere taten es mit der Absicht, sorgfältig darauf zu achten, dass die Sklaverei erhalten bliebe, wie sie ist, aber die Rebellion niederzuringen, damit die Union nicht zerfiele. Um all das noch verwirrender und ungewisser zu machen, sind einige der befehlshabenden Offiziere Männer, die sich stark für die Sklaverei einsetzen, deren ganze Sympathie dem Süden gilt, die sich jedoch einer separaten Regierung widersetzen. Es scheint unmöglich zu sein, diesen Krieg zu einem siegreichen Ende zu führen, da viele in unsern Reihen dem Süden in die Hände spielen. Unsere Armeen sind unterdrückt und unbarmherzig dahingeschlachtet worden wegen der Heerführung dieser Männer, die das Sklaventum verteidigen. Einige unserer leitenden Männer im Kongress wirken ebenfalls ständig zugunsten des Südens. Bei diesem Stand der Dinge werden dann für die Nation Fasten ausgerufen, mit der Bitte an Gott, diesen Krieg zu einem baldigen günstigen Ende zu führen. Ich wurde dann auf Jesaja 58,5-7 hingewiesen: „Sollte das ein Fasten sein, das ich erwählen soll, dass ein Mensch seinem Leibe des Tages übel tue oder seinen Kopf hänge wie ein Schilf oder auf einem Sack und in der Asche liege ? Wollt ihr das ein Fasten nennen und einen Tag, dem Herrn angenehm? Das ist aber ein Fasten, das ich erwähle: Lass los, welche du mit Unrecht gebunden hast; lass ledig, welche du beschwerst; gib frei, welche du drängst; reiß weg allerlei Last; brich dem Hungrigen dein Brot, und die, so im Elend sind, führe ins Haus; so du einen nackt siehst, so kleide ihn, und entzieh dich nicht von deinem Fleisch.“ Z1.278.1 Teilen

Ich sah, dass dieses Fasten eine Beleidigung Gottes war. Er nimmt ein solches Fasten nicht an. Der berichtführende Engel schreibt darüber: „Siehe, ihr fastet, dass ihr hadert und zanket und schlaget mit gottloser Faust.“ Vers 4. Es wurde mir gezeigt, wie unsere leitenden Männer die armen Sklaven behandelt haben, die bei ihnen Schutz suchten. Engel haben es niedergeschrieben. Anstatt ihr Joch zu brechen und die Unterdrückten freizulassen, haben diese Männer das Joch für sie noch härter gemacht, als es bei ihren tyrannischen Dienstherren war. Die Liebe zur Freiheit veranlasst die armen Sklaven, ihre Herren zu verlassen und ihr Leben zu riskieren. Sie würden niemals wagen, ihre Herren zu verlassen und sich der Schwierigkeiten und Schrecken auszusetzen, die ihre Flucht begleiten, wenn sie nicht eine ebenso starke Sehnsucht nach Freiheit hätten, wie jeder von uns. Die entlaufenen Sklaven haben unzählige Härten und Gefahren durchgemacht, um ihre Freiheit zu erlangen. Als ihre letzte Hoffnung, mit der Liebe zur Freiheit im brennenden Herzen, wenden sie sich um Schutz an unsere Regierung. Aber ihr Vertrauen wurde mit der größten Verachtung belohnt. Viele wurden grausam behandelt, als hätten sie ein großes Verbrechen begangen bei dem Bemühen, frei zu werden. Große Männer, die sich ihres menschlichen Herzens rühmten, haben die Sklaven beinahe nackend und fast verhungert vorgefunden, haben sie misshandelt und zu ihren grausamen Herren und hoffnungsloser Knechtschaft zurückgeschickt, um unsägliche Grausamkeiten zu erleiden, weil sie versucht hatten, frei zu werden. Einige dieser Unglücklichen haben sie in ungesunde Verliese geworfen, um dort zu leben oder zu sterben, ganz gleich, was mit ihnen geschah. Sie haben die Sklaven ihrer Freiheit und der frischen Luft beraubt, die der Himmel ihnen nie versagte, und sie unter Mangel an Nahrung und Kleidung leiden lassen. Und dann wurde die Nation zum Fasten aufgerufen! Oh, welch eine Beleidigung für Jehova! Der Herr hat durch Jesaja gesagt: „Sie suchen mich täglich und wollen meine Wege wissen wie ein Volk, das Gerechtigkeit schon getan und das Recht ihres Gottes nicht verlassen hätte. Sie fordern mich zu Recht und wollen mit ihrem Gott rechten.“ Jesaja 58,2. Z1.278.2 Teilen

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Den entlaufenen Sklaven wurde von ihren Dienstherren gesagt, dass die Menschen der Nordstaaten ihrer habhaft werden möchten, um sie grausam zu missbrauchen, dass die Gegner der Sklaverei sie schlimmer behandeln würden, als es ihnen als Sklaven erging. Alle Arten von schrecklichen Geschichten wurden vor ihren Ohren wiederholt, damit sie den Norden verabscheuen sollten. Und doch haben sie eine verwirrte Idee gehabt, dass einige Herzen im Norden Mitleid mit ihrem Kummer haben und sich bemühen würden, ihnen zu helfen. Dies ist ihr einziger Hoffnungsstrahl inmitten ihrer qualvollen und trostlosen Knechtschaft gewesen. Die Art und Weise, wie die armen Sklaven dann behandelt wurden, hat sie zu dem Glauben geführt, dass ihre Herren ihnen die Wahrheit betreffs dieser Dinge gesagt haben. Und doch wurde die Nation zum Fasten aufgerufen! Der Herr hat gesagt: „Lass los, welche du mit Unrecht gebunden hast; lass ledig, welche du beschwerst; gib frei, welche du drängst; reiß weg allerlei Last.“ Wenn unsere Nation das Fasten befolgt, das Gott erwählt hat, dann wird er ihre Gebet erhören, was den Krieg anbetrifft. Jetzt aber dringen sie nicht an sein Ohr. Er wendet sich von ihnen ab, sie sind ihm ein Gräuel. Es ist so geregelt, dass diejenigen, welche die schweren Lasten entfernen und jedes Joch brechen möchten, unter Tadel stehen oder aus verantwortlichen Positionen entlassen werden, ja, jene, die da „hadern und zanken und mit gottloser Faust schlagen“ (Jesaja 58,4) trachten ihnen sogar nach dem Leben. Z1.279.1 Teilen

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Es ist mir gezeigt worden, dass England, wenn gewünscht, dem Norden helfen würde, wenn das Ziel dieses Krieges tatsächlich die Abschaffung der Sklaverei wäre. Aber England versteht völlig die Gefühle, die in der Regierung vorherrschen, und dass der Zweck des Krieges nicht der ist, die Sklaverei abzuschaffen, sondern nur der Erhalt der Union; und das liegt nicht im Interesse Englands. Unsere Regierung hat sich sehr stolz und unabhängig verhalten. Die Bürger dieser Nation haben sich sehr erhaben gefühlt und haben auf eine königliche Regierung herabgeschaut und sich prahlerisch ihrer Freiheit gerühmt, während die Einrichtung des Sklaventums, die tausendmal schlimmer war als die Tyrannei, die ein König ausüben kann, geduldet und gehegt wurde. In diesem Land des Lichts wird ein System gepflegt, das es einem Teil der Menschheit erlaubt, einen anderen Teil zu versklaven und Millionen menschlicher Wesen unter die Tiere zu erniedrigen. Ein Gegenstück zu dieser Sünde ist kaum in heidnischen Ländern zu finden. Z1.280.1 Teilen

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Der Engel sagte: „Vernimm, o Himmel, den Ruf der Unterdrückten und bezahle den Unterdrückern zwiefach nach ihren Taten.“ Diese Nation wird noch in den Staub gedemütigt werden. England studiert bereits, wie es sich den augenblicklich schwachen Zustand unserer Nation zunutze machen kann und erwägt einen Krieg gegen sie. Es überdenkt die Sachlage und versucht die Stellung anderer Nationen zu ergründen. Es fürchtet, dass es daheim schwach sein würde, falls es in Übersee einen Krieg beginnen würde, und dass andere Nationen dann Vorteil aus dieser Schwäche ziehen könnten. Andere Nationen treffen im geheimen aktive Kriegsvorbereitungen und hoffen darauf, dass England einen Krieg mit unserer Nation beginnen werde, denn dann könnten sie die Gelegenheit wahrnehmen und sich an ihm rächen für die Vorteile, die es in der Vergangenheit gegen sie wahrnahm und ihnen Ungerechtigkeit zufügte. Ein Teil der Untertanen der Königin warten auf eine günstige Gelegenheit, das Joch abzuwerfen. Wenn England jedoch glaubt, es würde sich auszahlen, dann wird es keinen Augenblick zögern, seine Gelegenheit wahrzunehmen, seine Macht anzuwenden und unsere Nation zu demütigen. Wenn England den Krieg erklärt, werden alle Nationen eigene Interessen zu vertreten haben. Es wird ein allgemeiner Krieg ausbrechen und allgemeine Verwirrung herrschen. England ist bekannt mit der Uneinigkeit derer, welche die Rebellion beenden wollen. Es weiß sehr wohl um den verwirrten Zustand unserer Regierung. Es hat mit Erstaunen die Durchführung dieses Krieges beobachtet, — die langsamen, unentschiedenen Bewegungen, die Untätigkeit unseres Heeres und die zum Ruin führenden Ausgaben unserer Nation. Die Schwäche unserer Regierung ist anderen Nationen völlig klar. Jetzt schlussfolgern sie, dass es die Folge davon ist, weil die Regierung keine Monarchie ist. Sie bewundern ihre eigene Regierung; einige sehen mit Mitleid auf unsere Nation herab, andere mit Verachtung, wobei sie dieselbe vorher als machtvollste Nation auf dem Globus betrachteten. Wäre unsere Nation einig geblieben, würde sie stark sein; aber zerteilt muss sie fallen. Z1.281.1 Teilen

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