Portrait von Ellen White
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Kapitel 84: Unsere Prediger
Kapitel 84: Unsere Prediger
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Im Gesicht, das mir am 25. Dezember 1865 in Rochester, New York, gegeben wurde, sah ich das überaus feierliche Werk, das vor uns liegt. Seine Wichtigkeit und große Bedeutung wird nicht erfasst. Als ich die Gleichgültigkeit sah, die sich überall bemerkbar macht, war ich alarmiert für Prediger und Volk. Das Werk der gegenwärtigen Wahrheit schien von Lähmung befallen zu sein. Gottes Werk schien zum Stillstand gekommen zu sein. Prediger und Gemeindeglieder sind nicht vorbereitet für die Zeit, in der sie leben, und nahezu alle, die vorgeben an die gegenwärtige Wahrheit zu glauben, verstehen nicht das Werk der Vorbereitung für diese Zeit. In ihrem gegenwärtigen Zustand weltlichen Strebens, in ihrem Mangel an Hingabe zu Gott und ihrer Eigenliebe sind sie völlig ungeeignet, den Spätregen zu empfangen und gegen Satans Zorn stehen zu können, der sie durch seine Lügen veranlassen würde, im Glauben Schiffbruch zu erleiden, indem er sie zu wohlgefälligem Selbstbetrug verleitet. Sie alle glauben, recht zu stehen, wo sie doch alle verkehrt sind. Z1.491.1 Teilen

Prediger und Gemeindeglieder müssen größere Fortschritte im Werk der Reform machen. Sie müssen unverzüglich beginnen, ihre verkehrten Gewohnheiten im Essen, Trinken, Kleiden und Arbeiten zu korrigieren. Ich sah, dass eine große Anzahl der Prediger sich nicht der Wichtigkeit dieses Gegenstandes bewusst ist. Sie stehen nicht alle dort, wo Gott sie haben möchte. Als Resultat haben einige Prediger nur wenig Früchte ihrer Arbeit aufzuweisen. Prediger sollten Vorbilder für Gottes Herde sein. Aber sie sind nicht sicher vor Satans Versuchungen. Gerade sie versucht er zu umgarnen. Wenn er Erfolg hat, einen Prediger in falsche Sicherheit zu wiegen und ihn auf diese Weise von seinem Werk abzulenken, oder ihn betreffs seiner wahren Stellung vor Gott zu täuschen, hat er viel erreicht. Z1.491.2 Teilen

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Ich sah, dass Gottes Werk nicht voranschreitet, wie es sein könnte und sollte. Prediger versäumen es, das Werk mit jener Energie, Hingabe und entschiedener Ausdauer in Angriff zu nehmen, wie es die Wichtigkeit desselben erfordert. Sie haben mit einem wachsamen Feind zu kämpfen, dessen Fleiß und Ausdauer unermüdlich ist. Die schwachen Anstrengungen von Predigern und Volk halten keinen Vergleich mit denen ihres Widersachers, des Teufels, aus. Auf der einen Seite stehen die Prediger, die für das Rechte eintreten und die Gottes Hilfe und den Beistand heiliger Engel haben. Sie sollten stark und tapfer und völlig dem Werk geweiht sein, mit dem sie beschäftigt sind und sollten keine anderen Interessen haben. Sie sollten nicht mit den Dingen dieses Lebens verstrickt sein, damit sie Dem gefallen können, der sie zu seinen Kämpfern auserkoren hat. Z1.492.1 Teilen

Auf der andern Seite stehen Satan und seine Engel mit all seinen Werkzeugen auf Erden, die alle Anstrengungen machen und jeden Betrug benutzen, um Irrtum und das Verkehrte zu fördern, und ihre Scheußlichkeit und Entartung mit einem wohlgefälligen Gewand zuzudecken. Selbstsucht, Heuchelei und jede Art von Betrug umkleidet Satan mit einem Gewand scheinbarer Wahrheit und Gerechtigkeit und triumphiert über seinen Erfolg, den er selbst bei Predigern und Gemeindegliedern hat, die vorgeben, mit seinen Ränken bekannt zu sein. Je größer der Abstand zwischen ihnen und ihrem großen Leiter, Christo, ist und je weniger sie ihm im Charakter ähnlich sind, desto mehr gleichen sie im Leben und Charakter den Dienern des großen Widersachers, und desto sicherer werden sie ihm zuletzt zum Opfer fallen. Während sie bekennen, Christi Diener zu sein, sind sie in Wirklichkeit Knechte der Sünde. Einige Prediger denken zu viel an den Lohn, den sie erhalten. Sie arbeiten um Lohn und verlieren die Heiligkeit und Bedeutung des Werkes aus den Augen. Z1.492.2 Teilen

Einige werden gleichgültig und nachlässig in ihrer Arbeit. Sie machen ihre Runde, sind aber schwach und erfolglos in ihren Bemühungen. Sie sind mit ihrem Herzen nicht bei der Arbeit. Die Theorie der Wahrheit ist klar. Viele von ihnen hatten keinen Anteil daran, diese Wahrheit durch hartes Studium und ernstes Gebet zu erforschen, und sie wissen nichts von ihrer Kostbarkeit und ihrem Wert, indem sie gezwungen waren, ihre Stellung gegen den Widerstand ihrer Feinde zu verteidigen. Sie erkennen nicht die Notwendigkeit, einen Geist völliger Weihe an das Werk zu unterhalten. Ihre Interessen sind geteilt; sie dienen sich selbst und dem Werk. Z1.492.3 Teilen

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Wie mir gezeigt wurde, kann Gottes Werk keinen entschiedenen Fortschritt machen, ehe die Prediger nicht bekehrt sind. Wenn sie sich bekehrt haben, werden sie weniger Wert auf ihren Lohn legen und weit mehr Wert auf das wichtige, heilige und feierliche Werk, das sie aus Gottes Hand angenommen haben und wovon er erwartet, dass es treu und gewissenhaft von ihnen getan wird, als solchen, die genaue Rechenschaft darüber ablegen müssen. Der berichtführende Engel führt einen treuen Bericht über alle ihre täglichen Arbeiten. All ihre Handlungen und selbst die Gedanken und Absichten des Herzens stehen getreulich verzeichnet da. Nichts ist vor dem allsehenden Augen dessen verborgen, mit dem wir es zu tun haben. Diejenigen, die all ihre Kräfte im Werk Gottes eingesetzt haben, die etwas gewagt und investiert haben, werden empfinden, dass Gottes Werk ein Teil von ihnen ist. Sie werden nicht nur um Lohnes willen arbeiten. Sie werden keine Augendiener sein und danach trachten, sich selbst zu gefallen, sondern werden sich und all ihr Interesse in diesem feierlichen Werk einsetzen. Z1.493.1 Teilen

Einige, die öffentlich in der Gemeinde arbeiten, machen Fehler, indem es ihnen an Gründlichkeit fehlt. Es wäre in ihrem eigenen und des Werkes Interesse, ihre eigenen Beweggründe aufs genaueste zu erforschen und sich sicher zu sein, alle Selbstsucht aufgegeben zu haben. Sie sollten Acht geben, dass sie nicht versäumen, selbst nach der Regel und der genauen Wahrheit zu leben, die sie andern predigen, und Satan gestatten, Ersatz für tiefe Herzensprüfung anzubieten. Sie sollten gründlich mit sich selbst und Gottes Werk umgehen, damit sie nicht bloß um Lohn arbeiten und die Wichtigkeit und Erhabenheit des Werkes aus den Augen verlieren. Sie sollten nicht dem eigenen Ich anstatt Jesu die Herrschaft einräumen, und sorgfältig Acht geben, dass sie nicht zum Sünder in Zion sagen: Es steht wohl um dich, wenn Gott einen Fluch über ihn ausgesprochen hat. Z1.493.2 Teilen

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Prediger müssen erwachen und ein Leben, einen Eifer und eine Hingabe offenbaren, die ihnen für lange Zeit fremd gewesen sind, da sie es versäumt haben, mit Gott zu wandeln. An vielen Plätzen macht Gottes Werk keine Fortschritte. Es fehlt an Seelenarbeit. Die Leute sind beschwert mit „Fressen und Saufen und mit Sorgen der Nahrung“. Lukas 21,34. Sie lassen sich immer mehr in weltliche Unternehmungen ein. Sie sind eifrig auf Gewinn bedacht. Geistliche Gesinnung und Weihe sind selten. Der vorherrschende Geist besteht darin, zu schaffen, zu sammeln und zu dem hinzuzufügen, was sie bereits besitzen. „Was wird das Ende davon sein“, habe ich mich gefragt. Z1.494.1 Teilen

Konferenzversammlungen haben keine bleibenden Resultate gebracht. Die Besucher dieser Versammlungen bringen einen Geschäftsgeist mit. Oftmals bringen Prediger und Gemeindeglieder ihre Waren mit zu diesen großen Versammlungen, und die Wahrheiten, vom Rednerpult verkündigt, hinterlassen keinen Eindruck in den Herzen. Das Schwert des Geistes, das Wort Gottes, verfehlt das ihm aufgetragene Werk. Es geht eindruckslos an den Zuhörern vorüber. Das erhabene Werk Gottes wird zu eng mit alltäglichen Dingen verknüpft. Z1.494.2 Teilen

Die Prediger müssen bekehrt werden, ehe sie ihre Geschwister stärken können. Sie dürfen nicht sich selbst predigen, sondern Christum und seine Gerechtigkeit. Unter den Gemeinden wird eine Reformation benötigt. Aber sie muss ihr reinigendes Werk zuerst bei den Predigern beginnen. Sie sind Wächter auf den Mauern Zions, um die Sorglosen und Arglosen zu warnen, auch um das Schicksal der Heuchler in Zion deutlich zu schildern. Es scheint mir, dass einige Prediger vergessen haben, dass Satan noch lebt, ausdauernd, ernst und ränkevoll wie immer, dass er immer noch versucht, Seelen vom Pfad der Gerechtigkeit abwendig zu machen. Z1.494.3 Teilen

Ein wichtiger Teil des Werkes des Predigtamtes besteht darin, dem Volk die Gesundheitsreform vorzuführen, wie sie aufs engste mit der dritten Engelsbotschaft verbunden ist, ein Teil des gleichen Werkes. Sie dürfen nicht versäumen, sie selbst anzunehmen und sie allen, die vorgeben an die Wahrheit zu glauben, nachdrücklich zu empfehlen. Z1.494.4 Teilen

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Prediger sollten neben dem großen Werk der Seelenrettung keine privaten Interessen verfolgen. Sie benötigen alle ihre Kräfte in diesem Werk. Sie sollten sich neben ihrer großen Aufgabe nicht mit Handel, Hausieren oder einem sonstigen Geschäft einlassen. Der feierliche Auftrag, Timotheus erteilt, gilt ebenso ihnen, und auferlegt ihnen die heiligsten Verpflichtungen und schrecklichste Verantwortung. „So bezeuge ich nun vor Gott und dem Herrn Jesus Christus, der da zukünftig ist, zu richten die Lebendigen und die Toten mit seiner Erscheinung und mit seinem Reich: Predige das Wort, halte an, es sei zu rechter Zeit oder zur Unzeit; strafe, drohe, ermahne mit aller Geduld und Lehre. Du aber sei nüchtern allenthalben, sei willig, zu leiden, tue das Werk eines evangelischen Predigers, richte dein Amt redlich aus.“ 2.Timotheus 4,1.2.5. Z1.495.1 Teilen

Verkehrte Lebensgewohnheiten haben unser geistiges und körperliches Wahrnehmungsvermögen geschwächt, und alle Kraft, die wir durch rechte Lebensführung und Beachtung der Gesundheit erlangen können, sollte rückhaltlos dem Werk geweiht werden, das Gott uns aufgetragen hat. Wir können es uns nicht leisten, die wenigen, verkrüppelten Kräfte, die uns verblieben sind, mit unwichtigen Dingen oder Warenhandel zu vertun, indem wir sie mit dem uns anbefohlenen Werk vermischen. Jede Fähigkeit von Geist und Körper wird jetzt benötigt. Das Werk Gottes fordert dies. Es kann neben dieser großen Aufgabe kein separates Geschäft geführt werden, ohne Zeit und Kraft von Verstand und Körper zu beanspruchen, wodurch Energie und Kräfteeinsatz unserer Arbeit im Werke Gottes verloren gehen. Prediger, die dies tun, werden nicht jene Zeit zum Nachdenken und Gebet haben und alle Kraft und Gedankenschärfe besitzen, die benötigt werden, um die Fälle jener zu verstehen, die der Hilfe bedürfen und immer vorbereitet zu sein, „es sei zu rechter Zeit oder zur Unzeit“. Ein gutes Wort zur rechten Zeit gesprochen, mag irgendeine arme, irrende, zweifelnde und verzagte Seele retten. Paulus ermahnte Timotheus: „Dessen warte, damit gehe um, auf dass dein Zunehmen in allen Dingen offenbar sei.“ 1.Timotheus 4,15. Z1.495.2 Teilen

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In Christi Auftrag an seine Jünger gebot er ihnen: „Wahrlich ich sage euch: Was ihr auf Erden binden werdet, soll auch im Himmel gebunden sein, und was ihr auf Erden lösen werdet, soll auch im Himmel los sein.“ Matthäus 18,18. Wenn dies das furchtbar verantwortliche Werk der Prediger Gottes ist, wie überaus wichtig ist es dann, dass sie sich gänzlich dieser Aufgabe widmen und über Seelen wachen als solche, die Rechenschaft abgeben müssen. Darf da irgendein separates oder selbstsüchtiges Interesse dazwischenkommen und das Herz vom Werk abwendig machen? Einige Prediger lungern daheim herum und bemühen sich lediglich am Sabbat. Dann kehren sie nach Hause zurück und erschöpfen ihre Kräfte mit Farmarbeit oder häuslichen Angelegenheiten. Die Woche über arbeiten sie für sich selbst, und den Rest ihrer verbrauchten Energie verwenden sie, um für Gott zu arbeiten. Aber solch schwache Bemühungen kann er nicht akzeptieren. Sie haben keine geistige oder körperliche Kraft übrig. An und für sich sind ihre Anstrengungen schon schwach genug. Aber nachdem sie alles, was sie an Kraft besitzen, während der Woche mit den Sorgen und Verworrenheiten dieses Lebens verbraucht haben, sind sie völlig ungeeignet für das erhabene, heilige, wichtige Werk des Herrn. Das Schicksal von Seelen hängt von dem Weg, den sie einschlagen, und von den Entscheidungen ab, die sie treffen. Wie wichtig ist es dann, dass sie mäßig in allen Dingen sind, nicht nur im Essen, sondern auch in ihrer Arbeit, damit ihre Kraft unvermindert in ihrer heiligen Berufung zum Einsatz kommen kann. Z1.496.1 Teilen

Einige, die sich zur gegenwärtigen Wahrheit bekennen, haben den großen Fehler gemacht, Handel mit einer Serie von Vorträgen zu verbinden, und durch ihre Geschäfte haben sie den Sinn vom Zweck der Versammlung abgelenkt. Wäre Christus heute hier auf Erden, würde er diese Schacherer und Geschäftemacher mit einer Geißel aus Stricken hinausjagen, seien es Prediger oder Gemeindeglieder, wie er es zu seiner Zeit tat, als er den Tempel betrat. „Und Jesus ging zum Tempel Gottes hinein und trieb heraus alle Verkäufer und Käufer im Tempel und stieß um der Wechsler Tische und die Stühle der Taubenkrämer und sprach zu ihnen: Es steht geschrieben: ‚Mein Haus soll ein Bethaus heißen,‘ ihr aber habt eine Mördergrube daraus gemacht.“ Matthäus 21,12.13. Diese Verkäufer hätten die Entschuldigung vorbringen können, dass die Artikel, die sie verkaufen, dem Opferdienst geweiht waren. Aber ihr Zweck war, Gewinn zu erzielen, Mittel zu erlangen und aufzuhäufen. Z1.496.2 Teilen

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Wären die sittlichen und geistigen Kräfte nicht durch falsche Lebensgewohnheiten umwölkt, dann würden, wie mir gezeigt wurde, Prediger und Gemeindeglieder rasch die Übel erkennen, die daraus entstehen, dass heilige Dinge mit gewöhnlichen vermischt werden. Prediger haben am Predigtpult gestanden und eine feierliche Ansprache gehalten, und dann haben sie mit ihren Waren gehandelt und sich als Geschäftsmann betätigt, sogar im Hause Gottes, haben die Gemüter ihrer Zuhörer von den empfangenen Eindrücken abgelenkt und die Frucht ihrer Arbeit zerstört. Wenn ihr Empfindungsvermögen nicht abgestumpft gewesen wäre, hätten sie erkannt, dass sie heilige Dinge herabgewürdigt und sie gewöhnlichen Dingen gleichgestellt haben. Die Aufgabe, unsere Literatur zu verkaufen, sollte nicht Predigern überlassen werden, die am Wort und an der Lehre dienen. Ihre Zeit und ihre Kraft sollten sie nicht dazu verwenden, unsere Bücher zu verkaufen, wenn das genauso gut andere tun können, denen nicht die Wortverkündigung obliegt. Wenn neue Arbeitsgebiete erschlossen werden, mag es notwendig sein, dass der Prediger Literatur mit sich führt, die er den Leuten verkaufen kann. Auch unter verschiedenen anderen Umständen mag es notwendig sein, Bücher zu verkaufen und Geschäfte für den Verlag zu tätigen. Doch sollte solche Arbeit vermieden werden, wenn sie von anderen getan werden kann. Z1.497.1 Teilen

Prediger haben genug zu tun, wenn sie das Wort verkündigen. Nachdem sie den Leuten die feierliche Wahrheit nahe gelegt haben, sollen sie eine demutsvolle Würde bewahren, wie es sich für Prediger einer erhabenen Wahrheit und als Vertreter der dem Volk vorgeführten Wahrheit gebührt. Nach der anstrengenden Predigt bedürfen sie der Ruhe. Selbst das Verkaufen von Büchern, welche die gegenwärtige Wahrheit enthalten, erfordert Mühe, strengt den Verstand an und ermüdet den Körper. Wenn einige noch Reservekräfte besitzen, die sie einsetzen können, ohne sich zu schaden, dann gibt es wichtige Arbeiten für sie zu tun, denn ihr Werk hat erst begonnen, als sie den Leuten die Wahrheit verkündigten. Dann kommt das beispielhafte Predigen, die wachsame Fürsorge, das Werk der Wohltätigkeit, die Unterhaltung, die Besuche von Haus zu Haus, das Bekannt werden mit den Umständen und der Geistesverfassung derer, die ihrer Predigt lauschten. Da gibt es Dinge zu erklären, den einen zu tadeln, den andern zu ermahnen, die Angefochtenen, Leidenden und Verzweifelten zu trösten. Wie wichtig ist es, dass das Gemüt dann so weit wie möglich frei von Ermüdung ist, dass sie einsatzfähig sind, „es sei zu rechter Zeit oder zur Unzeit“. „... dessen warte, damit gehe um“, so lautete die Ermahnung, die Paulus Timotheus gab, und die auch die Prediger beachten sollten. Z1.497.2 Teilen

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Einige nehmen es mit der Verantwortung, die mit dem Werk verbunden ist, sehr leicht. Sie betrachten ihre Arbeit als beendet, wenn sie das Rednerpult verlassen. Besuche zu machen und zu sprechen ist eine zusätzliche Bürde, und die Leute, die gern allen Nutzen erlangen und mehr hören und lernen möchten, dass sie alles klar erkennen können, bleiben unbefriedigt. Die Prediger entschuldigen sich, sie seien müde. Doch einige erschöpfen ihre kostbaren Kräfte und verbringen ihre Zeit mit Arbeiten, die jemand anders genauso gut tun könnte. Sie sollten ihre sittlichen und körperlichen Kräfte sparen, damit sie als gewissenhafte Diener Gottes vollen Beweis für ihre Berufung als Prediger liefern können. Z1.498.1 Teilen

An jedem wichtigen Ort sollte ein Vorrat an Literatur deponiert werden. Irgendjemand, der die Wahrheit wirklich schätzt, sollte ein Interesse offenbaren, diese Bücher in die Hände aller zu legen, die lesen möchten. Die Ernte ist groß, aber wenige sind der Arbeiter. Die wenigen erfahrenen Arbeiter, die jetzt im Feld beschäftigt sind, haben genug zu tun, wenn sie am Wort und an der Lehre dienen. Es werden sich Männer erheben, die glauben, von Gott berufen zu sein, andere die Wahrheit zu lehren. All solche müssen geprüft und erprobt werden. Sie sollten nicht aller Sorgen enthoben noch sofort in verantwortliche Stellungen eingesetzt werden. Doch sollte man sie, wenn sie Ermutigung verdienen, ermutigen, vollen Beweis für ihre Berufung zu liefern. Es wäre nicht das Beste für sie, sie dort einzusetzen, wo bereits andere Arbeiter tätig sind. Lasst sie zunächst mit jemand zusammenarbeiten, der Erfahrung und Weisheit besitzt, und er wird bald feststellen, ob sie befähigt sind, einen rettenden Einfluss auszuüben. Junge Prediger, die nie ermüdende Arbeit geleistet noch ihre geistigen und körperlichen Kräfte eingesetzt haben, sollten nicht ermutigt werden, Unterhalt ohne Einsatz ihrer eigenen körperlichen Arbeit zu erwarten. Dies würde ihnen schaden und ein Anreiz für Männer sein, ins Werk einzutreten, die nichts von der Last oder der Verantwortung fühlen, die auf Gottes erwählten Dienern ruht. Solche werden sich für befähigt halten andere zu belehren, wenn sie selbst kaum die ersten Grundsätze kennen. Z1.498.2 Teilen

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Viele, die sich zur Wahrheit bekennen, sind nicht durch sie geheiligt und mit Weisheit begabt. Sie werden nicht von Gott geleitet und belehrt. Gottes Volk, im Allgemeinen gesehen, ist weltlich gesinnt und hat sich von der Einfachheit des Evangeliums abgewandt. Dies ist die Ursache des großen Mangels an geistlichem Unterscheidungsvermögen betreffs ihres Verhaltens den Predigern gegenüber. Wenn ein Prediger eine gute Redegabe hat, werden einige ihn ins Angesicht loben. Anstatt bei den Wahrheiten zu verweilen, die er gepredigt hat, und Nutzen daraus zu ziehen und sich damit nicht als vergessliche Hörer, sondern als Täter des Worts auszuweisen, erhöhen sie ihn wegen dem, was er getan hat. Sie verweilen bei den Tugenden des armen Werkzeugs, vergessen aber Christum, der dieses Werkzeug eingesetzt hat. Seit Satans Fall, der einst ein erhabener Engel in der Herrlichkeit war, sind Prediger durch Erhöhung gefallen. Unkluge Sabbathalter haben den Teufel erfreut, indem sie ihre Prediger gelobt haben. Haben sie nicht bemerkt, dass sie Satan in seinem Werk unterstützt haben? Sie wären alarmiert gewesen, wenn sie sich bewusst gewesen wären, was sie taten. Sie waren verblendet und standen nicht in Gottes Rat. Ich erhebe meine Stimme in Warnung gegen das Loben oder Schmeicheln von Predigern. Ich habe das große Übel, das gefährliche Übel dieses Tuns gesehen. Lobt nie, niemals Prediger vor ihren Ohren. Erhöht Gott. Respektiert immer einen treuen Prediger, erkennt die Lasten, die er trägt, und erleichtert sie ihm, wenn es euch möglich ist; aber lobt ihn nicht, denn Satan steht auf seinem Wachtturm, genau dieses Werk zu verrichten. Z1.499.1 Teilen

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Prediger sollten keinem schmeicheln oder die Person ansehen. Es hat immer Gefahr bestanden und sie besteht noch, hierin zu irren, einen kleinen Unterschied zu machen, wenn jemand zu den Reichen gehört oder ihm zu schmeicheln, wenn auch nicht mit Worten, so doch mit besonderer Aufmerksamkeit. Es besteht Gefahr, um Gewinnes willen die Person anzusehen, aber dadurch geraten ihre ewigen Interessen in Gefahr. Der Prediger mag ein besonderer Liebling irgendeines Wohlhabenden sein, und er mag sich ihm gegenüber sehr freigebig erweisen. Dies befriedigt den Prediger, und er seinerseits preist die Wohltätigkeit seines Gönners. Sein Name mag in Artikeln erscheinen, und doch mag jener freigebige Spender der ihm gegebenen Ehre ganz unwürdig sein. Seine Freigebigkeit rührte nicht von einem tiefen, lebendigen Grundsatz her, mit seinen Mitteln Gutes zu tun, Gottes Werk zu fördern, weil er es schätzte, sondern von selbstsüchtigen Beweggründen und dem Wunsch, für freigebig betrachtet zu werden. Er mag aus einem Gefühl heraus gegeben haben, und seine Freigebigkeit entspringt keinem Grundsatz. Er mag durchs Hören auf die bewegende Wahrheit angeregt worden sein, die im Moment den Strick um seinen Geldbeutel gelockert hat; aber seiner Freigebigkeit liegt letzten Endes kein tiefes Prinzip zu Grunde. Er ist sprunghaft, sein Geldbeutel öffnet sich nach Laune und schließt sich ebenso nach Laune. Er verdient kein Lob, denn er ist im wahrsten Sinne des Wortes ein Geizkragen, und wenn er sich nicht gründlich bekehrt, wird sein Geldbeutel und alles die vernichtende Rüge hören: „Wohlan nun, ihr Reichen, weinet und heulet über euer Elend, das über euch kommen wird! Euer Reichtum ist verfault, eure Kleider sind mottenfräßig geworden.“ Jakobus 5,1.2. Solche werden zuletzt aus einem schrecklichen Selbstbetrug erwachen. Diejenigen, die ihre launenhafte Freigebigkeit priesen, halfen Satan, sie zu täuschen und sie denken zu lassen, sie seien sehr freigebig, sehr opferwillig, während sie nicht die ersten Prinzipien von Freigebigkeit oder Opferbereitschaft kannten. Z1.500.1 Teilen

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Einige Männer und Frauen bilden sich ein, sie würden die Dinge dieser Welt nicht als von großem Wert ansehen, sondern würden die Wahrheit und ihren Fortschritt höher schätzen als weltlichen Gewinn. Viele werden schließlich erwachen und sehen, dass sie betrogen waren. Sie mögen einmal die Wahrheit geschätzt haben. Die irdischen Schätze mögen im Vergleich mit der Wahrheit als wertlos erschienen sein. Aber nach einiger Zeit, als ihr irdischer Besitz zunahm, wurden sie weniger hingabebereit. Obwohl sie genug für eine gute Versorgung besitzen, zeigen alle ihre Taten, dass sie keinesfalls zufrieden sind. Ihr Verhalten zeigt, dass ihre Herzen an ihrem irdischen Schatz hängen. Gewinn, Gewinn ist ihre Losung. Um dieses Zieles willen ist die ganze Familie im Einsatz. Sie lassen sich kaum Zeit für Andacht und Gebet. Sie arbeiten von früh bis spät. Schwache, kränkliche Frauen und schwache Kinder treiben ihren Ehrgeiz an und vergeuden ihre Lebenskraft, um ein Ziel zu erreichen: Ein wenig Gewinn, ein wenig mehr Geld. Sie schmeicheln sich, dies zu tun, damit sie dem Werk Gottes helfen können. Welch schreckliche Täuschung! Satan schaut zu und lacht, denn er weiß, dass sie Seele und Leib für ein wenig Gewinn verkaufen. Sie bringen immer fadenscheinige Entschuldigungen vor, sich so für Gewinn zu verkaufen. Sie sind vom Gott dieser Welt verblendet. Christus hat sie durch sein Blut erkauft; aber sie berauben Christum, berauben Gott, sie richten sich selbst zugrunde und sind in der Gesellschaft beinahe nutzlos. Z1.501.1 Teilen

Sie verwenden nur wenig Zeit zur Heranbildung des Verstandes, lassen sich nur wenig Zeit für geselliges oder häusliches Vergnügen. Sie sind für niemand von Nutzen. Ihr Leben ist ein schrecklicher Fehlschlag. Die sich auf diese Weise selbst aufreiben, meinen, dass ihr unermüdliches Arbeiten sehr lobenswert sei. Sie vernichten sich selbst durch ihr vermessenes Arbeiten. Sie schädigen Gottes Tempel, indem sie durch ihr übermäßiges Schaffen dauernd die Naturgesetze übertreten, und doch betrachten sie es als eine Tugend. Was werden sie sagen können, wenn Gott von ihnen Rechenschaft fordern wird, wenn er die ihnen verliehenen Zentner mit Zinsen zurückverlangt? Welche Entschuldigung werden sie vorzubringen haben? Wären sie Heiden, die nichts von einem lebendigen Gott wüssten, die sich in ihrem blinden götzendienerischen Eifer den Forderungen Molochs unterwerfen, dann wäre ihr Fall noch entschuldbar. Aber sie besaßen Erkenntnis, sie waren gewarnt, ihren Körper zu bewahren, den Gott seinen Tempel nennt, den sie so gesund wie möglich erhalten sollen, damit sie ihn durch ihren Leib und ihren Geist, die ihm gehören, verherrlichen können. Sie haben die Lehren Christi nicht beachtet: „Ihr sollt euch nicht Schätze sammeln auf Erden, da sie die Motten und der Rost fressen und da die Diebe nachgraben und stehlen. Sammelt euch aber Schätze im Himmel, da sie weder Motten noch Rost fressen und da die Diebe nicht nachgraben noch stehlen. Denn wo euer Schatz ist, da ist auch euer Herz.“ Matthäus 6,19-21. Sie ließen sich in weltliche Sorgen verstricken. „Denn die da reich werden wollen, die fallen in Versuchung und Stricke und viel törichte und schädliche Lüste, welche versenken die Menschen ins Verderben und Verdammnis.“ 1.Timotheus 6,9. Sie beten ihre irdischen Schätze an, wie die unwissenden Heiden ihre Götzen: Z1.501.2 Teilen

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Viele schmeicheln sich, dass ihr Wunsch nach Gewinn dem Gedanken entspringt, Gottes Werk zu unterstützen. Einige versprechen, dass sie, sobald sie eine bestimmte Summe erworben haben, Gutes damit tun und das Werk der gegenwärtigen Wahrheit fördern werden. Sind ihre Erwartungen jedoch erfüllt, sind sie nicht mehr bereit zu helfen, wie zuvor. Wieder verpflichten sie sich, dass, wenn sie das begehrte Haus oder Stück Land bezahlt haben, sie einen großen Teil ihrer Mittel dem Fortschritt des Werkes Gottes weihen werden. Ist aber der Wunsch ihres Herzens erfüllt, sind sie noch viel weniger geneigt als in den Tagen ihrer Armut, dem Werk Gottes zu helfen. „Das aber unter die Dornen gesät ist, das ist, wenn jemand das Wort hört, und die Sorge dieser Welt und der Betrug des Reichtums erstickt das Wort, und er bringt nicht Frucht.“ Matthäus 13,22. Der Betrug des Reichtums führt sie Schritt für Schritt weiter, bis sie alle Liebe zur Wahrheit verlieren, und doch schmeicheln sie sich, daran zu glauben. Sie lieben die Welt und die Dinge der Welt, aber sie haben keine Liebe zu Gott noch ist die Wahrheit in ihnen. Z1.502.1 Teilen

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Um ein wenig Geld zu erlangen, planen viele ihre Geschäftsangelegenheiten so, dass es notwendigerweise denen, die außerhalb des Hauses arbeiten, und auch der Familie im Haus, eine Menge harter Arbeit abverlangt. Knochen, Muskeln und Gehirn aller werden bis zum Äußersten eingespannt. Eine Menge Arbeit ist zu tun. Die Entschuldigung wird vorgebracht, sie müssten alles, was in ihrer Kraft steht, tun, damit sie dieselbe überwältigen können, oder es würde Verlust entstehen, etwas könnte verderben. Alles muss verwertet werden, koste es was es wolle. Was haben diese Leute erlangt? Vielleicht haben sie das Hauptkapital erhalten und es vermehrt. Was aber haben sie andrerseits verloren? Ihr Kapital an Gesundheit, das für Reiche und Arme gleicherweise von unschätzbarem Wert ist, hat ständig abgenommen. Die Mutter und die Kinder haben oft ihren Vorrat an Gesundheit und Kraft erschöpft, in dem Glauben, dass solch eine übermäßige Beanspruchung das Kapital nie vermindern würde, bis sie zuletzt erstaunt feststellen müssen, dass die Lebensvitalität geschwunden ist. Nichts ist geblieben, worauf sie in Notzeiten zurückgreifen können. Die Süße und das Glück des Lebens werden verbittert durch quälende Schmerzen und schlaflose Nächte. Beides, die körperlichen und die geistigen Kräfte, sind erschöpft. Der Ehemann und Vater, der um Geldes willen seine Geschäfte unweise plante — es mag mit voller Zustimmung der Frau und Mutter gewesen sein — mag als Folge davon die Mutter und eines oder mehrere seiner Kinder ins Grab legen müssen. Gesundheit und Leben wurden der Liebe zum Geld geopfert. „Denn Geiz ist eine Wurzel alles Übels; das hat etliche gelüstet und sind vom Glauben irregegangen und machen sich selbst viel Schmerzen.“ 1.Timotheus 6,10. Z1.503.1 Teilen

Für Sabbathalter muss ein großes Werk verrichtet werden. Ihre Augen müssen geöffnet werden, damit sie ihren wahren Zustand erkennen und eifrig Buße tun, oder sie werden das ewige Leben verlieren. Der Geist der Welt hat von ihnen Besitz ergriffen, und sie geraten in Knechtschaft unter die Mächte der Finsternis. Sie beachten nicht die Ermahnung des Apostels Paulus: „Und stellet euch nicht dieser Welt gleich, sondern verändert euch durch Erneuerung eures Sinnes, auf dass ihr prüfen möget, welches da sei der gute, wohlgefällige und vollkommene Gotteswille.“ Römer 12,2. Bei vielen hat ein weltlicher Geist, verbunden mit Geiz und Selbstsucht, die Oberhand. Die diesen Geist besitzen, schauen nur auf ihre eigenen Interessen. Der egoistische reiche Mann interessiert sich nicht für die Belange seines Nächsten, es sei denn zu studieren, wie er sich auf dessen Kosten bereichern kann. Das Edle und Göttliche im Menschen wird preisgegeben, selbstsüchtigen Interessen geopfert. Die Geldliebe ist eine Wurzel alles Übels. Sie verblendet die Augen und hält die Menschen davon ab, ihre Pflichten Gott und ihrem Nächsten gegenüber zu erkennen. Z1.503.2 Teilen

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Einige glauben freigebig zu sein, weil sie von Zeit zu Zeit etwas für Prediger und für die Ausbreitung der Wahrheit geben. Aber diese so genannten gebefreudigen Männer sind übergenau im Handel und stets bereit, andere zu übervorteilen. Sie besitzen viel von den Gütern dieser Welt, und dies legt ihnen Verantwortlichkeiten als Gottes Haushalter auf. Wenn sie es aber mit einem armen, schwer arbeitenden Bruder zu tun haben, sind sie genau bis zum letzten Cent. Der Arme zieht immer den Kürzeren. Anstatt seinen armen Bruder zu begünstigen, nimmt der scharfsinnige, genaue Reiche jeden Vorteil wahr und fügt seinem angehäuften Reichtum auf Kosten eines anderen noch mehr hinzu. Er rühmt sich seines Scharfsinns; aber indem er seinen Reichtum vermehrt, lädt er einen schweren Fluch auf sich und legt seinem Bruder einen Stein des Anstoßes in den Weg. Durch seine Genauigkeit und seine scharfe Kalkulation geht er der Befähigung verlustig, ihm durch seinen religiösen Einfluss zu nützen. All dies ist im Gedächtnis jenes armen Bruders lebendig, und die ernstesten Gebete und scheinbar eifrigen Zeugnisse von den Lippen seines reichen Bruders werden nur den Einfluss haben, diesen zu verletzen und anzuekeln. Er betrachtet ihn als einen Heuchler. Eine Wurzel der Bitterkeit wächst heran und verunreinigt viele. Der arme Mann kann nicht vergessen, wie er übervorteilt wurde, noch kann er vergessen, wie er in Schwierigkeiten geriet, weil er bereit war, Lasten zu tragen, während der reiche Bruder immer Entschuldigungen erfand, sich von allen Bürden fernzuhalten. Doch mag der arme Mann so vom Geist Christi erfüllt werden, dass er dem reichen Bruder seine Misshandlung vergibt. Z1.504.1 Teilen

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Wahre, edle, selbstlose Wohltätigkeit wird sehr selten unter Reichen gefunden. In ihrem Streben nach Reichtum übersehen sie die Ansprüche der Menschheit. Sie können die verworrene, unangenehme Stellung ihrer armen Brüder nicht sehen, die vielleicht ebenso schwer gearbeitet haben wie sie. Gleich Kain sagen sie: „Soll ich meines Bruders Hüter sein?“ 1.Mose 4,9. „Für das, was ich besitze, habe ich schwer gearbeitet. Ich muss es erhalten.“ Anstatt zu beten: „Hilf mir, meines Bruders Not zu erkennen“, bemühen sie sich ständig, zu vergessen, dass er irgendwelche Bedürfnisse und Ansprüche auf ihr Mitgefühl oder ihre Freigebigkeit hat. Z1.505.1 Teilen

Viele Sabbathalter, die zu den Wohlhabenden gehören, beschämen die Armen. Glauben sie, dass Gott ihre kleinen Gemeinheiten nicht bemerkt? Könnten ihre Augen geöffnet werden, würden sie einen Engel sehen, der sie überall hin begleitet und getreulich all ihr Tun in ihren Familien und am Ort ihrer Geschäfte niederschreibt. Der Treue Zeuge folgt ihnen und erklärt: „Ich weiß deine Werke“. Als ich diesen Geist des Betrugs, der Übervorteilung und Gemeinheit, selbst unter einigen bekenntlichen Sabbathaltern, sah, war ich von tiefem Seelenschmerz erfüllt. Dieses große Übel, dieser schreckliche Fluch, hat viele unter dem Israel Gottes in diesen letzten Tagen befallen, was sie zu einem Abscheu selbst für edelgesinnte Ungläubige macht. Dies ist das Volk, das angeblich auf das Kommen des Herrn wartet. Z1.505.2 Teilen

Es gibt eine Klasse armer Brüder, die nicht frei von Versuchung ist. Sie sind schlechte Verwalter und haben keine gute Urteilsfähigkeit. Sie wünschen Mittel zu bekommen, ohne den langsamen Fortschritt durch ausdauernde Anstrengung abzuwarten. Einige befinden sich in einer solchen Eile, ihren Zustand zu verbessern, dass sie sich in verschiedene Unternehmen einlassen, ohne sich mit Männern von gutem Urteil und Erfahrung zu beraten. Ihre Erwartungen werden selten erfüllt. Anstatt Gewinn zu erzielen, verlieren sie, und dann kommt die Versuchung und eine Neigung, die Reichen zu beneiden. Sie haben Hilfe von den Wohlhabenden wirklich nötig, und sie fühlen sich versucht, weil sie keine bekommen. Aber sie sind es nicht wert, besondere Hilfe zu bekommen. Sie haben den Beweis, dass ihre Bemühungen zerschlagen wurden. Sie wechseln häufig ihr Geschäft, sind voller Besorgnis und Ängste, die nichts einbringen. Solche Personen sollten auf den Rat von Erfahrenen hören. Aber oft sind sie die Letzten, die um Rat fragen. Sie glauben, ihr Urteil sei das beste, und sie wollen nicht belehrt werden. Z1.505.3 Teilen

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Diese sind gewöhnlich die Ersten, die von scharfsinnigen, betrügerischen Hausierern mit Patentrechten getäuscht werden, deren Erfolg von der Wissenschaft des Betrugs abhängt. Sie sollten lernen, dass man solchen Hausierern nicht vertrauen kann. Aber die Brüder sind leichtgläubig, gerade was Dinge anbetrifft, die man argwöhnen und meiden sollte. Sie nehmen die Unterweisung von Paulus an Timotheus nicht zu Herzen: „Es ist aber ein großer Gewinn, wer gottselig ist und lässet sich genügen. Wenn wir aber Nahrung und Kleider haben, so lasset uns genügen.“ 1.Timotheus 6,6.8. Lasst die Armen nicht glauben, dass nur die Reichen geizig sind. Während die Reichen mit festem Griff halten, was sie haben, und immer noch nach mehr trachten, sind die Armen in großer Gefahr, den Reichtum der andern zu beneiden. In unserem Land der Fülle gibt es sehr wenige Menschen, die wirklich so arm sind, dass sie der Hilfe bedürfen. Wenn sie sich richtig verhielten, könnten sie in den meisten Fällen dem Mangel enthoben sein. Mein Aufruf an die Reichen lautet: Teilt freigebig mit euren armen Brüdern und benutzt eure Mittel, Gottes Werk zu unterstützen. Die würdigen Armen, die durch Unglück oder Krankheit in Not gerieten, verdienen unsere besondere Fürsorge und Hilfe. „Endlich aber seid allesamt gleichgesinnt, mitleidig, brüderlich, barmherzig, freundlich.“ 1.Petrus 3,8. Z1.506.1 Teilen

Männer und Frauen, die ihr Gottseligkeit bekennt und in der Erwartung lebt, verwandelt zu werden, ohne den Tod zu schmecken: Ich warne euch, seid nicht so sehr auf Gewinn versessen, denkt nicht nur an euch selbst. Besinnt euch auf eure göttliche Manneswürde, auf eure edle Frauenwürde, indem ihr selbstlose Wohltätigkeit übt. Verachtet von Herzen euren früheren habgierigen Geist und erneuert wahren Edelsinn. Gott hat mir gezeigt, dass Christus euch aus seinem Munde ausspeien wird, wenn ihr nicht eifrig Buße tut. Sabbathaltende Adventisten bekennen, Nachfolger Christi zu sein, aber die Werke vieler strafen ihr Bekenntnis Lügen. „Darum an ihren Früchten sollt ihr sie erkennen. Es werden nicht alle, die zu mir sagen: Herr, Herr! ins Himmelreich kommen, sondern die den Willen tun meines Vaters im Himmel.“ Matthäus 7,20.21. Z1.506.2 Teilen

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Ich appelliere an alle, die vorgeben an die Wahrheit zu glauben, den Charakter und das Leben des Sohnes Gottes zu betrachten. Er ist unser Vorbild. Sein Leben war von selbstloser Wohltätigkeit gekennzeichnet. Er wurde stets von menschlichem Weh berührt. Er ging umher und tat Gutes. In seinem ganzen Leben ist nicht eine selbstsüchtige Handlung zu finden. Seine Liebe zu der gefallenen Rasse, sein Wunsch zu retten, war so groß, dass er den Zorn seines Vaters auf sich nahm und zustimmte, die Strafe für jene Übertretung zu erdulden, die dem schuldigen Menschen die Erniedrigung brachte. Er hat die Sünden des Menschen getragen. „Denn er hat den, der von keiner Sünde wusste, für uns zur Sünde gemacht, auf dass wir würden in ihm die Gerechtigkeit, die vor Gott gilt.“ 2.Korinther 5,21. Z1.507.1 Teilen

Durch Wohlstand und Reichtum wird echte Freigebigkeit zu oft zerstört. Männer und Frauen, die sich in Not und ärmlichen Verhältnissen befinden, werden manchmal sehr große Liebe zur Wahrheit und ein besonderes Interesse am Gedeihen des Werkes Gottes als auch für die Rettung ihrer Mitmenschen bekunden. Sie werden sagen, was sie alles tun würden, wenn sie nur die Mittel dazu hätten. Diese werden häufig von Gott geprüft. Er gibt ihnen Gedeihen, er segnet sie auf mancherlei Weise, weit über ihr Erwarten hinaus. Aber ihre Herzen sind trügerisch. Ihre guten Vorsätze und Versprechungen erweisen sich als loser Sand. Je mehr sie haben, desto mehr wünschen sie sich. Je besser es ihnen geht, desto mehr geizen sie nach Gewinn. Einige von ihnen, die in ihrer Armut freigebig waren, werden geizig und genau. Geld wird ihr Gott. Sie erfreuen sich der Macht, die ihnen Geld verleiht und der Ehre, die ihnen dadurch zuteil wird. Der Engel sagte: „Merke darauf, wie sie die Prüfung bestehen. Überwache die Entwicklung des Charakters unter dem Einfluss des Reichtums.“ Einige unterdrückten die bedürftigen Armen und ließen sie für geringsten Lohn für sich arbeiten. Sie waren anmaßend. Geld bedeutete für sie Macht. Ich sah, dass Gott sie beobachtete. „Siehe, ich komme bald und mein Lohn mit mir, zu geben, einem jeglichen, wie seine Werke sein werden.“ Offenbarung 22,12. Z1.507.2 Teilen

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Einige, die wohlhabend sind, unterstützen die Prediger. Sie befolgen exakt systematische Wohltätigkeit und rühmen sich ihrer Genauigkeit und Freigebigkeit und denken, dass ihre Pflicht hier endet. So weit, so gut; aber ihre Verpflichtung geht über das hinaus. Gott hat Ansprüche an sie, die sie nicht wahrnehmen. Die Gesellschaft hat Ansprüche an sie. Ihre Mitmenschen haben Ansprüche an sie. Jedes Familienglied hat Ansprüche an sie. All diese Ansprüche müssen beachtet, keines darf übersehen oder vernachlässigt werden. Einige Männer unterstützen die Prediger und geben fürs Werk mit dem Gedanken, dies gäbe ihnen ein Anrecht auf den Himmel. Einige denken, sie können dem Werk Gottes nicht helfen, es sei denn, sie erzielen fortwährend große Gewinne. Sie denken gar nicht daran, das Grundkapital anzugreifen. Würde unser Heiland die gleichen Worte zu ihnen sprechen, die er an einen gewissen Obersten richtete: „Gehe hin, verkaufe alles was du hast, und gib‘s den Armen, so wirst du einen Schatz im Himmel haben; und komm, folge mir nach“ (Markus 10,21), so würden sie traurig hinweggehen. Gleich ihm würden sie lieber das Risiko eingehen, ihren Götzen — ihren Reichtum — zu behalten, als alles aufzugeben, um sich einen Schatz im Himmel zu sichern. Dieser Oberste beanspruchte, alle Gebote von seiner Jugend auf gehalten zu haben. Sich seiner Treue und Gerechtigkeit bewusst, und im Glauben, er sei vollkommen, fragte er: „Was fehlt mir noch?“ Jesus raubt ihm sogleich das Gefühl der Sicherheit, indem er seinen Götzen antastet — seine Besitztümer. Er hatte andere Götter neben dem Herrn, die er wertvoller erachtete als das ewige Leben. Er liebte Gott nicht über alles. So steht es mit einigen, die vorgeben, an die Wahrheit zu glauben. Sie betrachten sich als vollkommen, glauben, es bestehe kein Mangel, während sie weit von Vollkommenheit entfernt sind und Götzen hegen, die sie vom Himmel ausschließen werden. Z1.508.1 Teilen

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Viele bemitleiden die Sklaven des Südens, weil sie von Arbeit niedergedrückt werden, während in ihren eigenen Familien Sklaverei herrscht. Von Müttern und Kindern wird erwartet, dass sie vom frühen Morgen bis zum späten Abend schuften, ohne zwischendurch eine Erholung zu haben. Eine endlose Runde von Arbeit liegt vor ihnen und erdrückt sie. Sie nennen sich Nachfolger Christi; aber wo haben sie Zeit, nachzudenken und zu beten und Nahrung für den Geist aufzunehmen, damit das Gemüt, womit wir Gott dienen, nicht in seinem Wachstum verkümmert? Gott fordert von jedem Einzelnen, dass er die ihm mitgeteilten Zentner zu seiner Verherrlichung verwendet, um sie so zu vermehren und weitere hinzuzufügen. Gott hat uns die Verpflichtung auferlegt, andern zu nützen. Unser Werk in dieser Welt, andern Gutes zu tun, endet nicht eher, als bis Christus im Himmel sagt: „Es ist vollbracht!“ „Wer böse ist, der sei fernerhin böse, und wer unrein ist, der sei fernerhin unrein; aber wer fromm ist, der sei fernerhin fromm, und wer heilig ist, der sei fernerhin heilig.“ Offenbarung 22,11. Z1.509.1 Teilen

Viele scheinen ihre Verantwortlichkeit Gott gegenüber nicht wahrzunehmen. Es wird von ihnen gefordert, zur engen Pforte einzugehen, denn viele werden danach trachten, es zu tun, aber nicht dazu imstande sein. Der Himmel verlangt von ihnen, zu versuchen, auch andere zu veranlassen, zur engen Pforte einzugehen. Die Aufgabe liegt vor Jung und Alt, nicht nur die eigene Seele zu retten, sondern auch die Seelen anderer. Es gibt niemand mit Verstandeskräften, der nicht auch einen Einfluss hat. Durch ihre Gleichgültigkeit benutzen sie diesen Einfluss, Seelen daran zu hindern, zur engen Pforte einzugehen, oder ihnen durch ihre ernsten, ausdauernden, unermüdlichen Anstrengungen die Notwendigkeit nahe zu legen, ernsthaft danach zu trachten, dort einzugehen. Niemand nimmt eine neutrale Stellung ein, indem er nichts täte, andere zu ermutigen oder andere zu hindern. Christus hat gesagt: Wer nicht mit mir sammelt, der zerstreut. Gebt Acht, Alt und Jung: Ihr verrichtet entweder ein Werk für Christum, um Seelen zu retten, oder das Werk Satans, sie zum Untergang zu führen. „Also lasset euer Licht leuchten vor den Leuten, dass sie eure guten Werke sehen und euren Vater im Himmel preisen.“ Matthäus 5,16. Z1.509.2 Teilen

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Die Jugendlichen können einen machtvollen Einfluss ausüben, wenn sie ihren Stolz und ihren Eigensinn aufgeben und sich Gott weihen. Aber im Allgemeinen sind sie nicht bereit, Lasten für andere aufzunehmen. Man muss sie selbst noch tragen. Die Zeit ist gekommen, wo Gott eine Veränderung in dieser Hinsicht fordert. Er ruft Jung und Alt auf, eifrig zu sein und Buße zu tun. Wenn sie in ihrem lauen Zustand beharren, wird er sie aus seinem Munde ausspeien. Der Treue Zeuge sagt: „Ich weiß deine Werke.“ Junger Mann, junge Frau, eure Werke sind bekannt, ob sie gut oder böse sind. Seid ihr reich an guten Werken? Jesus kommt zu euch als Ratgeber. „Ich rate dir, dass du Gold von mir kaufest, das mit Feuer durchläutert ist, dass du reich werdest, und weiße Kleider, dass du dich antust und nicht offenbart werde die Schande deiner Blöße; und salbe deine Augen mit Augensalbe, dass du sehen mögest.“ Offenbarung 3,18. Z1.510.1 Teilen

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