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Das letzte Zeugnis von Paulus
Das letzte Zeugnis von Paulus
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Ohne jedes Aufsehen wurde Paulus zur Hinrichtungsstätte geführt. Beunruhigt durch seinen großen Einfluß, befürchteten seine Verfolger, dass selbst durch seinen Tod noch Menschen für das Christentum gewonnen werden könnten. Daher erhielten nur wenige Zuschauer die Erlaubnis, bei seiner Hinrichtung zugegen zu sein. Doch selbst die verhärteten Soldaten, die ihn begleiteten, lauschten seinen Worten und bemerkten mit Verwunderung, wie gelassen und sogar freudig er einem solchen Tod entgegensah. Seine Bereitschaft, seinen Mördern zu vergeben, und sein bis zum letzten Augenblick unerschütterliches Vertrauen zu Christus wurde für manche Zeugen seines Märtyrertodes ein Anstoß zum ewigen Leben. Schon bald nahmen mehr als einer den Erlöser an, den Paulus gepredigt hatte, und diese besiegelten ihren Glauben furchtlos mit ihrem Blut. GE.303.2 Teilen

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Das Leben des Paulus bezeugte bis zur letzten Stunde die Wahrheit der Worte in seinem zweiten Brief an die Korinther: „Denn Gott, der sprach: Licht soll aus der Finsternis hervorleuchten, der hat einen hellen Schein in unsre Herzen gegeben, dass durch uns entstünde die Erleuchtung zur Erkenntnis der Herrlichkeit Gottes in dem Angesicht Jesu Christi. Wir haben aber diesen Schatz in irdenen Gefäßen, damit die überschwengliche Kraft von Gott sei und nicht von uns. Wir sind von allen Seiten bedrängt, aber wir ängstigen uns nicht. Uns ist bange, aber wir verzagen nicht. Wir leiden Verfolgung, aber wir werden nicht verlassen. Wir werden unterdrückt, aber wir kommen nicht um. Wir tragen allezeit das Sterben Jesu an unserm Leibe, damit auch das Leben Jesu an unserm Leibe offenbar werde.“ 2.Korinther 4,6-10. Seine Tüchtigkeit lag nicht in ihm selbst, sondern in der Gegenwart und Wirksamkeit des göttlichen Geistes, der ihn erfüllte und sein ganzes Denken dem Willen Gottes unterwarf. Die Tatsache, dass sein eigenes Leben die von ihm verkündete Wahrheit veranschaulichte, verlieh seiner Predigt und seinem Verhalten überzeugende Kraft. Der Prophet sagt: „Wer festen Herzens ist, dem bewahrst du Frieden; denn er verläßt sich auf dich.“ Jesaja 26,3. Es war dieser himmlische Frieden, der sich auf seinem Gesicht ausdrückte und viele für das Evangelium gewann. GE.304.1 Teilen

Nicht mit Ungewißheit oder Furcht, sondern voll freudiger Hoffnung und sehnsüchtiger Erwartung schaute der Apostel in das herrliche Jenseits. Als er an der Stätte seines Märtyrertodes stand, sah er weder das Schwert des Scharfrichters noch die grüne Erde, auf die bald sein Blut fließen würde. Er blickte an diesem Sommertag durch das Blau des Himmels hinauf zum Thron des Ewigen und sagte: „Gott, du bist mein Trost und Teil. Wann werde ich dich umfassen? Wann werde ich dich unverhüllt schauen?“ GE.304.2 Teilen

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Während seines Lebens auf Erden übte Paulus einen himmlischen Einfluß aus. Alle, die mit ihm in Berührung kamen, spürten seine Verbundenheit mit Christus und seine Gemeinschaft mit den Engeln. Hierin liegt die Macht der Wahrheit. Der unbewußte und natürliche Einfluß eines geheiligten Lebens ist die überzeugendste Predigt für das Christentum. Beweisgründe, selbst wenn sie unwiderlegbar sind, erzeugen unter Umständen nur noch mehr Widerstand. Aber von einem Beispiel göttlichen Wandels geht eine Kraft aus, der man sich nicht völlig entziehen kann. GE.305.1 Teilen

Obwohl der Apostel seine unmittelbar bevorstehenden Leiden aus den Augen verlor, empfand er tiefe Sorge für die Jünger, die er jetzt verlassen musste und die mit Vorurteilen, Haß und Verfolgung fertigwerden mussten. Um die wenigen Christen, die ihn zur Hinrichtungsstätte begleitet hatten, zu stärken und zu ermutigen, wiederholte er die kostbaren Verheißungen, die allen gelten, die um der Gerechtigkeit willen verfolgt werden. Er versicherte ihnen, dass nichts fehlschlagen werde, was der Herr seinen angefochtenen, treuen Kindern verheißen hatte. Sie sollten sich aufmachen und leuchten, denn das Licht des Herrn werde auf sie scheinen, und sie würden Kleider der Gerechtigkeit tragen, wenn die Herrlichkeit des Herrn offenbar wird. Für eine kleine Weile würden sie durch mancherlei Versuchung bedrängt sein und sogar irdische Annehmlichkeiten entbehren. Doch sie sollten ihre Herzen ermutigen und sagen: „Ich weiß, an wen ich glaube, und bin gewiß, er kann mir bewahren, was mir anvertraut ist, bis an jenen Tag.“ Bald werden alle Prüfungen enden und der herrliche Morgen des Friedens und der Tag der Vollkommenheit anbrechen. GE.305.2 Teilen

Der Herzog unserer Seligkeit hatte seinen Diener für den letzten großen Kampf vorbereitet. Erkauft durch das Opfer Christi, von der Sünde reingewaschen durch sein Blut und mit seiner Gerechtigkeit bekleidet, hatte Paulus die Gewißheit, dass er in den Augen seines Erlösers kostbar war. Sein Leben war mit Christus verborgen in Gott. Er war überzeugt, dass der, der den Tod überwunden hat, auch bewahren kann, was ihm anvertraut ist. Er klammerte sich an Jesu Verheißung: „Ich werde ihn auferwecken an Jüngsten Tage.“ Johannes 6,40. Seine Gedanken und Hoffnungen waren auf die Wiederkunft seines Herrn gerichtet. Als das Schwert des Scharfrichters fiel und die Schatten des Todes den Märtyrer umgaben, war sein letzter Gedanke, der auch sein erster bei der großen Auferweckung sein wird, dass ihn der Lebensspender zur Freude der Erretteten willkommen heißen wird. GE.305.3 Teilen

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Fast zweitausend Jahre sind seither vergangen, seit der betagte Paulus sein Blut als Zeuge für das Wort Gottes und das Zeugnis Jesu Christi vergossen hat. Keine Hand hat einen Bericht über die letzten Lebensstunden dieses heiligen Mannes für die nachfolgenden Generationen geschrieben; sein letztes Zeugnis wurde durch Inspiration erhalten. Wie ein Posaunenton ist seine Stimme seither durch alle Jahrhunderte erklungen und hat Tausende der Zeugen Christi mit seinem Mut erfüllt und in ihren schwerbeladenen Herzen den Widerhall seiner siegesgewissen Freude geweckt: „Denn ich werde schon geopfert, und die Zeit meines Hinscheidens ist gekommen. Ich habe den guten Kampf gekämpft, ich habe den Lauf vollendet, ich habe Glauben gehalten; hinfort liegt für mich bereit die Krone der Gerechtigkeit, die mir der Herr, der gerechte Richter, an jenem Tag geben wird, nicht mir allein, sondern auch allen, die seine Erscheinung lieb haben.“ 2.Timotheus 4,6-8. GE.306.1 Teilen

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Als Jesus seinen Jüngern das Schicksal Jerusalems und die Ereignisse seines zweiten Kommens offenbarte, sagte er auch voraus, welche Erfahrungen sein Volk durchmachen würde, von der Zeit seiner Himmelfahrt an bis zu seiner Wiederkehr in Kraft und Herrlichkeit, zur Befreiung seiner Kinder. Vom Ölberg aus sah der Erlöser die Stürme, die über die apostolische Gemeinde hereinbrechen würden, und in die weitere Zukunft schauend — erkannte er die heftigen, verheerenden Stürme, die auf seine Nachfolger in den kommenden Jahrhunderten der Finsternis und Verfolgung zukommen würden. In wenigen, aber erschreckend deutlichen Worten sagte er voraus, welches Erbteil die Herrscher dieser Welt der Gemeinde Gottes zuteilen würden. Die Nachfolger Christi müssen den gleichen Weg der Demütigung und des Leidens gehen und Vorwürfe ertragen wie ihr Meister. Die Feindschaft, die gegen den Erlöser der Welt entbrannte, würde sich gegen alle richten, die an seinen Namen glauben. GE.307.1 Teilen

Die Geschichte der Urgemeinde beweist die Erfüllung seiner Worte. Alle Kräfte der Erde und der Hölle stellten sich zum Kampf gegen Christus in Person seiner Nachfolger auf. Das Heidentum sah voraus, dass seine Tempel und Altäre hinweggerafft würden, sollte das Evangelium den Sieg davontragen. Deshalb wurden alle Kräfte aufgeboten, um das Christentum zu vernichten. Die Feuer der Verfolgung wurden angezündet. Christen wurden ihres Besitzes beraubt und aus ihren Häusern vertrieben. Sie „erduldeten einen großen Kampf des Leidens“. „Andere haben Spott und Geißelung erlitten, dazu Fesseln und Gefängnis.“ Hebräer 11,36. Eine große Anzahl besiegelte ihr Zeugnis mit ihrem Blut. Edelleute und Sklaven, Reiche und Arme, Gebildete und Ungebildete wurden ohne Gnade erschlagen. GE.307.2 Teilen

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Doch Satans Versuche, die Gemeinde Christi durch Gewalt zu vernichten, waren vergeblich. Der große Kampf, in dem Jesu Jünger ihr Leben ließen, hörte auch dann nicht auf, wenn diese treuen Bannerträger auf ihrem Posten fielen. Durch Niederlagen siegten sie. Die Mitarbeiter Gottes wurden getötet, aber sein Werk ging beständig voran. Das Evangelium breitete sich ständig aus, und die Zahl seiner Anhänger wuchs. Es drang in Gebiete ein, die selbst durch die römischen Adler nicht erreicht wurden. Christen, die von heidnischen Herrschern, die die Verfolgung vorantrieben, zurechtgewiesen wurden, sagten: „Ihr könnt uns töten, quälen und verurteilen... Eure Ungerechtigkeit ist der Beweis für unsere Unschuld ... und eure Grausamkeit nützt euch nichts.“ Es war nur eine stärkere Einladung, auch andere zum Glauben zu führen. „Je mehr ihr von uns niedermäht, desto größer wird unsere Zahl. Das Blut der Christen ist die Saat.“ GE.308.1 Teilen

Tausende wurden gefangengenommen und getötet; doch andere standen auf und nahmen ihre Plätze ein. Alle, die für ihren Glauben gemartert wurden, hatten die Versicherung in Christus: Für ihn waren sie Sieger. Sie hatten den guten Kampf gekämpft und sollten die Krone der Herrlichkeit beim Kommen Jesu erhalten. Die Leiden, die sie ertrugen, brachten diese Christen untereinander näher und in enge Gemeinschaft mit ihrem Erlöser. Ihr lebendiges Beispiel und ihr todesmutiges Bekenntnis waren ein beständiges Zeugnis für die Wahrheit. Und was man am wenigsten erwartet hätte: Die Untertanen Satans verließen den Dienst für ihn und stellten sich unter Christi Banner. GE.308.2 Teilen

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