Portrait von Ellen White
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Gefährliche Zeiten
Gefährliche Zeiten
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Dies waren gefährliche Zeiten für die Gemeinde Christi; es gab in der Tat nur noch wenige treue Bannerträger. Obwohl noch Zeugen für die Wahrheit übriggeblieben waren, hatte es manchmal den Anschein, als hätten Irrtum und Aberglauben völlig gesiegt und der wahre Glaube sei von der Erde verschwunden. Man hatte das Evangelium aus den Augen verloren; doch das religiöse Formenwesen nahm immer mehr zu, und die Menschen wurden mit strengen Forderungen belastet. GE.319.2 Teilen

Sie wurden nicht nur darin unterwiesen, allein den Papst für ihren Vermittler zu halten, sondern auch darin, ihren eigenen Werken zur Vergebung ihrer Sünden zu vertrauen. Lange Pilgerreisen, Bußübungen, Reliquienanbetung, Kirchenbauten, Schreine und Altäre, große Geldspenden für die Kirche: Dies und vieles mehr wurde den Menschen auferlegt, um Gottes Zorn zu besänftigen oder sich seiner Gunst zu versichern. Als wäre Gott ein Mensch, den man mit Kleinigkeiten ärgern oder durch Gaben oder Bußübungen besänftigen kann! GE.319.3 Teilen

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Die folgenden Jahrhunderte waren geprägt von einer beständigen Zunahme römischer Irrlehren. Schon vor der Errichtung des Papsttums hatte man den Lehren heidnischer Philosophen Aufmerksamkeit geschenkt, die Einfluß auf die Kirche ausübten. Viele der angeblich Bekehrten hielten auch weiterhin an den Grundsätzen ihrer heidnischen Philosophie fest. Sie studierten sie nicht nur für sich selbst, sondern drängten sie sogar anderen auf, um ihren Einfluß auf die Heiden zu erweitern. Auf diese Weise wurden schwerwiegende Irrtümer in den christlichen Glauben eingeschleppt. Sehr beliebt war der Glaube an die natürliche Unsterblichkeit der Seele und ein Bewußtsein nach dem Tod. Diese Lehre war für die römische Kirche das Fundament für die Bittgebete zu den Heiligen und der Verehrung der Jungfrau Maria; außerdem war dies der Ursprung für die Irrlehre von der ewigen Qual für die Unbußfertigen, die schon sehr früh im päpstlichen Glauben eingeschlossen wurde. GE.320.1 Teilen

Dadurch wurde auch der Weg für die Einführung einer weiteren heidnischen Erfindung bereitet, die von der katholischen Kirche „Fegefeuer“ genannt und dafür benutzt wird, die leichtgläubige und abergläubische Menschenmenge zu ängstigen. Diese ketzerische Lehre behauptet, es gäbe einen Ort der Qual, an dem alle Seelen, die nicht für ewig verdammt worden sind, die Strafe für ihre Sünden erleiden müssen, und von wo aus sie Zutritt zum Himmel erhalten, sobald sie von ihrer Unreinheit frei geworden sind. GE.320.2 Teilen

Damit Rom von den Ängsten und Fehlern ihrer Anhänger profitieren konnte, war noch eine Erfindung notwendig: Die Lehre vom Ablaß. Allen, die sich für die Kriege des Papstes zur Ausweitung seiner weltlichen Herrschaft oder zur Bestrafung seiner Feinde oder zur Ausrottung der Menschen, die seine geistliche Oberherrschaft ablehnten, anwerben ließen, wurde völlige Vergebung aller Sünden der Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft und der Erlaß aller Qualen und verdienten Strafe zugesichert. Ferner wurde gelehrt, durch Geldspenden an die Kirche könne man sich von Sünden befreien und die Seelen verstorbener Freunde aus dem Fegefeuer freikaufen. Durch diese Mittel füllte Rom seine Kassen und unterhielt den Prunk, den Luxus und das Lasterleben der angeblichen Stellvertreter Jesu Christi, der keinen Platz hatte, wo er sein Haupt hinlegte. GE.320.3 Teilen

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Die biblische Verordnung des Abendmahls wurde vom heidnischen Meßopfer verdrängt. Päpstliche Priester täuschten durch ihr heuchlerisches und sinnloses Getue vor, Brot und Wein in Jesu Leib und Blut umzuwandeln. Mit gotteslästerlicher Anmaßung beanspruchten sie öffentlich die Macht, „ihren Schöpfer zu erschaffen“. Bei Todesstrafe wurde von allen Christen verlangt, ihren Glauben an entsetzliche himmelschreiende Ketzereien zu bekennen. Alle, die dies ablehnten, wurden den Flammen übergeben. GE.321.1 Teilen

Die Glanzzeit des Papsttums war die Mitternacht der weltlichen Moral. Nicht nur dem Volk, sondern auch den Priestern war die Bibel fast unbekannt. Wie einst die Pharisäer, haßten die päpstlichen Würdenträger das Licht, das ihre Sünden aufgedeckt hätte. Da Gottes Gesetz, der Maßstab der Gerechtigkeit, beseitigt worden war, übten sie schrankenlose Gewalt aus und verfielen zügelloser Verderbtheit. Betrug, Habgier und Verschwendung herrschten vor. Die Menschen schreckten vor keiner Gewalttat zurück, durch die sie Reichtum oder Ansehen gewinnen konnten. Die Paläste der Päpste und der Prälaten waren Schauplätze der niedrigsten Ausschweifungen. Einige der regierenden Päpste machten sich derartig empörender Verbrechen schuldig, dass weltliche Herrscher versuchten, diese Würdenträger der Kirche abzusetzen, da man diese Monster nicht länger auf dem Thron dulden wollte. Jahrhundertelang gab es keinen wissenschaftlichen, technischen oder kulturellen Fortschritt. Sittliche und geistliche Lähmung hatte das Christentum befallen. GE.321.2 Teilen

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Doch auch inmitten der Dunkelheit während der langen päpstlichen Herrschaft konnte das Licht der Wahrheit nicht völlig ausgelöscht werden. In jeder Zeit gab es Zeugen für Gott; Menschen, die an dem Glauben festhielten, dass Christus der einzige Vermittler zwischen Gott und Mensch, und die Bibel die alleinige Richtschnur des Lebens ist, und die den wahren Sabbat feierten. Wieviel die Welt diesen Menschen verdankt, wird die Nachwelt nie erfahren. Sie wurden als Ketzer gebrandmarkt, ihre Beweggründe angezweifelt, ihr Charakter verleumdet, ihre Schriften verboten, mißachtet oder entstellt. Dennoch blieben sie standhaft und bewahrten ihren reinen Glauben als heiliges Erbteil für die kommenden Generationen von Jahrhundert zu Jahrhundert. GE.323.1 Teilen

Der Kampf gegen die Bibel war so erbittert, dass manchmal nur noch wenige Abschriften vorhanden waren; doch Gott duldete keine vollkommene Vernichtung seines Wortes. Die Wahrheit sollte nicht für immer verborgen bleiben. Der Herr konnte die Worte des Lebens genauso leicht von allen Fesseln befreien wie Gefängnistüren öffnen und Eisentore entriegeln, um seine Diener zu befreien. In den verschiedenen Ländern Europas wurden Männer vom Geist Gottes getrieben, nach der Wahrheit wie nach verborgenen Schätzen zu suchen. Durch Gottes Vorsehung wurden sie zur Heiligen Schrift geführt, studierten die heiligen Seiten mit wachsendem Interesse und waren bereit, das Licht anzunehmen, koste es, was es wolle. Obwohl sie nicht alles klar erkannten, war es ihnen doch möglich, viele der seit langem begrabenen Wahrheiten zu begreifen. Als vom Himmel gesandte Boten schritten sie voran, zerbrachen die Ketten des Irrtums und Aberglaubens und forderten die so lange geknechteten Menschen auf, sich zu erheben und ihre Freiheit durchzusetzen. GE.323.2 Teilen

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Die Zeit war gekommen, dass die Heilige Schrift übersetzt und den Menschen in allen Ländern in ihrer eigenen Sprache in die Hand gegeben werden sollte. Die Mitternacht war überschritten; die Zeit der Dunkelheit schwand dahin, und in vielen Ländern gab es Anzeichen für die anbrechende Morgendämmerung. GE.324.1 Teilen

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