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Die Ausbreitung der Reformation
Die Ausbreitung der Reformation
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Durch die Schriften Wiklifs angeregt, sagte sich Jan Hus in Böhmen von vielen Irrtümern der römischen Kirche los und begann ein Werk der Erneuerung. Wie Wiklif war auch Hus ein aufrichtiger Christ, ein gelehrter Mann mit einem Eifer für die Wahrheit. Er berief sich auf die Heilige Schrift, und seine kühne Entblößung des skandalösen, unmoralischen Lebens der Geistlichkeit erweckte weitverbreitetes Interesse. Tausende nahmen voller Freude einen reineren Glauben an. Das erregte den Zorn des Papstes, der Prälaten, der Priester und Mönche. Hus wurde aufgefordert, vor dem Konzil von Konstanz zu erscheinen und sich dem Vorwurf der Ketzerei zu stellen. Vom deutschen Kaiser wurde ihm sicheres Geleit garantiert, und als er in Konstanz ankam, wurde ihm vom Papst persönlich gerechte Behandlung zugesichert. GE.325.3 Teilen

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Doch nach langem Verhör, in dem er die Wahrheit verteidigte, wurde von Hus eine Entscheidung verlangt, entweder seine Lehren zu widerrufen oder den Tod zu erleiden. Er wählte das Schicksal der Märtyrer. Nachdem man seine Bücher den Flammen übergeben hatte, wurde auch er an einem Pfahl verbrannt. Vor allen versammelten kirchlichen und staatlichen Würdenträgern protestierte der Diener Gottes feierlich und aufrichtig gegen die Verdorbenheit der päpstlichen Hierarchie. Seine Verbrennung — eine schamlose Verletzung des Sicherheitsgeleits — enthüllte der ganzen Welt die heimtückische Grausamkeit Roms. Unbewußt hatten die Feinde der Wahrheit die Sache gefördert, die sie vernichten wollten. GE.326.1 Teilen

Trotz der wütenden Verfolgung wurde nach Wiklifs Tod ein ruhiger, hingebungsvoller, ernster und geduldiger Widerstand gegen die vorherrschende Verderbnis der Religion fortgesetzt. Wie in den apostolischen Zeiten opferten viele ihren weltlichen Besitz für die Sache Christi. GE.326.2 Teilen

Es wurden große Anstrengungen gemacht, die Macht des Papstes zu stärken und auszuweiten. Aber während die Päpste auch weiterhin behaupteten, Christi Stellvertreter zu sein, widerte ihr verderbtes Leben die Menschen an. Durch die Erfindung der Buchdruckerkunst fand die Heilige Schrift eine größere Verbreitung, und viele erkannten, dass die päpstlichen Lehren nicht vom Wort Gottes gestützt wurden. GE.326.3 Teilen

Sobald ein Zeuge die Fackel der Wahrheit fallen ließ, nahm ein anderer sie aus seiner Hand und hielt sie mit unerschrockenem Mut hoch. Der Kampf hatte etwas ausgelöst, das nicht nur zur Befreiung der Menschen und der Kirche, sondern auch der Völker führte. Sie streckten ihre Hände über einen hundertjährigen Abgrund aus, um die Hand der Lollarden zurzeit Wiklifs zu ergreifen. Mit Luther begann die Reformation in Deutschland; Calvin predigte das Evangelium in Frankreich und Zwingli in der Schweiz. Die Welt wurde aus ihrem jahrhundertelangen Schlaf aufgeweckt, als von Land zu Land die wunderbaren Worte zu hören waren: „Religiöse Freiheit!“ GE.326.4 Teilen

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Von allen, die berufen wurden, die Kirche aus der päpstlichen Finsternis in das Licht eines reineren Glaubens zu führen, stand Martin Luther an erster Stelle. Da er eifrig, inbrünstig und hingebungsvoll war, außer Gottesfurcht keine Furcht kannte und als Grundlage für den religiösen Glauben nur die Heilige Schrift gelten ließ, war er der Mann für seine Zeit. Durch ihn führte Gott sein großes Werk für die Reformation der Kirche aus und erleuchtete die Welt. GE.328.1 Teilen

Eines Tages durchstöberte Luther die Bücher der Universitätsbibliothek und entdeckte eine lateinische Bibel. Schon vorher hatte er Teile der Evangelien und Briefe bei öffentlichen Gottesdiensten gehört und geglaubt, sie seien das ganze Wort Gottes. Nun sah er zum ersten Mal eine vollständige Bibel. Ehrfürchtig und staunend blätterte er die heiligen Seiten um und las mit erhöhtem Pulsschlag und klopfendem Herzen die Worte des Lebens. Hin und wieder machte er eine Pause und rief: „Würde Gott mir doch solch ein Buch als Eigentum geben!“ Engel Gottes standen ihm zur Seite, und Lichtstrahlen vom Thron Gottes enthüllten seinem Verständnis die Schätze der Wahrheit. Stets hatte er befürchtet, sich gegen Gott zu vergehen; doch jetzt wurde er sich seines sündhaften Zustandes so tief bewußt wie nie zuvor. Das ernsthafte Verlangen, von Sünde frei zu sein und Frieden mit Gott zu finden, veranlaßte ihn schließlich, in ein Kloster einzutreten und das Leben eines Mönchs zu führen. GE.328.2 Teilen

Jeden Augenblick, den er bei seinen täglichen Pflichten erübrigen konnte, verwandte er zum Studium. Er gönnte sich wenig Schlaf und hatte kaum Zeit für seine bescheidenen Mahlzeiten. Das Studium des Wortes Gottes erfreute ihn mehr als alles andere. Er hatte eine Bibel entdeckt, die an die Klostermauer gekettet war, bei der er oft Zuflucht nahm. GE.328.3 Teilen

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Luther wurde zum Priester geweiht und aus dem Kloster zum Professor an der Universität in Wittenberg berufen. Hier widmete er sich dem Studium des Urtextes der Heiligen Schrift. Er begann, Vorlesungen über die Bibel zu halten, und so wurden die Psalmen, die Evangelien und die Briefe der Apostel dem Verständnis der vielen begeisterten Zuhörer erschlossen. Er war mächtig in der Heiligen Schrift und die Gnade Gottes ruhte auf ihm. Seine Beredsamkeit fesselte die Zuhörer, die Klarheit und Kraft der von ihm dargebotenen Wahrheiten überzeugte ihren Verstand, und seine tiefe Hingabe berührte ihr Herz. GE.329.1 Teilen

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