Portrait von Ellen White
A-   A+
A-   A+
Bücher
Achtung, noch nicht 100% für das Handy optimiert.
Ich arbeite parallel an der APP.
Die Erleuchtung Englands und Schottlands
Die Erleuchtung Englands und Schottlands
337

Während Luther dem deutschen Volk die Bibel erschloß, wurde Tyndale vom Geist Gottes getrieben, das gleiche für England zu tun. Er studierte eifrig die Heilige Schrift, predigte furchtlos seine Überzeugung von der Wahrheit und drang darauf, alle Lehren durch Gottes Wort zu prüfen. Natürlich erregte sein Eifer den Widerstand der Päpste. Ein katholischer Gelehrter, der in eine Auseinandersetzung mit ihm geriet, erklärte: „Es wäre besser für uns, ohne Gottes Gesetz zu leben als ohne Gesetz des Papstes.“ Tyndale erwiderte: „Ich trotze dem Papst und all seinen Gesetzen. Wenn Gott mein Leben verschont, dann wird in wenigen Jahren ein Bauernknecht, der den Pflug führt, die Heilige Schrift besser verstehen als Ihr.“ GE.337.2 Teilen

Das verstärkte sein Ziel, dem Volk das Neue Testament in seiner eigenen Sprache zu geben, und sofort machte er sich an die Arbeit. Ganz England schien sich gegen ihn zu verschließen, und so suchte er Zuflucht in Deutschland. Hier begann er mit dem Druck des englischen Neuen Testaments. Dreitausend Exemplare waren bald fertiggestellt, und die nächste Auflage folgte noch im selben Jahr. GE.337.3 Teilen

338

Schließlich bezeugte er seinen Glauben mit dem Märtyrertod. Doch die von ihm bereitgestellten Waffen machten es anderen Kämpfern möglich, den Kampf durch alle Jahrhunderte hindurch bis in unsere Zeit weiterzuführen. GE.338.1 Teilen

In Schottland fand das Evangelium in der Person von John Knox einen Verteidiger. Dieser aufrichtige Reformator fürchtete keinen Menschen. Die Feuer des Märtyrertums, die um ihn herum aufloderten, fachten seinen Eifer nur noch mehr an. Trotz des Henkerbeils, das drohend über seinem Kopf schwebte, behauptete er seine Stellung und teilte nach rechts und links kräftige Schläge aus, um die Abgötterei zu vernichten. Betend und für den Herrn kämpfend verfolgte er sein Ziel, bis Schottland frei war. GE.338.2 Teilen

In England vertrat Latimer von der Kanzel herab die Auffassung, dass die Bibel in der Sprache des Volkes zu lesen sein müsse. „Der Urheber der Heiligen Schrift“, sagte er, „ist Gott selbst, und die Schrift hat Anteil an der Macht und Ewigkeit ihres Urhebers. Es gibt keinen König, Kaiser, Richter oder Herrscher, der nicht verpflichtet wäre, dem heiligen Wort Gottes zu gehorchen. Laßt uns keine Auswege suchen, sondern laßt Gottes Wort uns leiten. Folgt nicht unseren Vorvätern nach und achtet nicht darauf, was sie getan haben, sondern was sie hätten tun sollen.“ GE.338.3 Teilen

Barnes und Frith, die treuen Freunde Tyndales, standen auf, um die Wahrheit zu verteidigen; Ridleys und Cranmer folgten. Diese führenden Persönlichkeiten der englischen Reformation waren gelehrte Männer. Die meisten von ihnen waren in der römischen Gesellschaft für ihren Eifer und ihre Frömmigkeit hoch geachtet gewesen. Ihr Widerstand gegen das Papsttum war die Folge ihrer Erkenntnis, dass der „Heilige Stuhl“ Irrtümer verbreitete. Da ihnen die Geheimnisse Babylons bekannt waren, erhielt ihr gegen Babylons Macht gerichtetes Zeugnis um so größeres Gewicht. GE.338.4 Teilen

339

Der von Tyndale, Frith, Latimer und den Ridleys aufrechterhaltene große Grundsatz war die Autorität Gottes und die Vollkommenheit der Heiligen Schrift. Sie lehnten die vorgebliche Machtbefugnis der Päpste, Konzilien, Priester und Könige ab, das Gewissen in religiösen Angelegenheiten zu beherrschen. Die Bibel war ihre Richtschnur, und an ihr wurden alle Lehren und Ansprüche geprüft. Der Glaube an Gott und sein Wort stärkte diese heiligen Männer, wenn sie ihr Leben auf dem Scheiterhaufen beendeten. GE.339.1 Teilen

340

Die Reformation hat nicht — wie viele glauben — mit Luther aufgehört, sondern sie muss bis ans Ende der Weltgeschichte fortgeführt werden. Luther hat ein großes Werk vollbracht und das von Gott erhaltene Licht an andere weitergegeben. Doch er empfing nicht alles Licht, das die Welt erhalten sollte. Von der Zeit Luthers bis heute hat ständig neues Licht die Heilige Schrift erleuchtet und kontinuierlich weitere Wahrheiten hervorgebracht. GE.340.1 Teilen

Luther und seine Mitarbeiter vollbrachten ein vortreffliches Werk für Gott. Doch weil sie aus der katholischen Kirche kamen und deren Lehren selbst geglaubt und vertreten hatten, konnte man nicht erwarten, dass sie alle Irrtümer aufdecken würden. Ihre Aufgabe war es, die Fesseln Roms zu sprengen und der Welt die Bibel zu geben. Dennoch gelang es ihnen nicht, bedeutende Wahrheiten zu entdecken und schwerwiegende Irrtümer aufzugeben. Die meisten blieben dabei, den Sonntag neben anderen päpstlichen Feiertagen heilig zu halten. Sie wußten zwar, dass der Sonntag keine göttliche Autorität besaß, glaubten aber, man solle ihn als allgemein angenommenen Tag der Anbetung feiern. Dennoch gab es einige unter ihnen, die den Sabbat des vierten Gebots ehrten. Unter den Reformatoren der Kirche, sollte denen, die eine Wahrheit verteidigten, die nicht nur von der Allgemeinheit, sondern auch von den Protestanten selbst nicht erkannt wurde, eine besondere Stellung eingeräumt werden: und zwar der Gruppe, die die Richtigkeit des vierten Gebotes und die Verbindlichkeit des biblischen Sabbats aufrecht erhielt. Als die Reformation die Finsternis zurückfegte, die die ganze Christenheit befallen hatte, tauchten in vielen Ländern Sabbathalter auf. GE.340.2 Teilen

341

Viele Menschen, die die großen Segnungen der Reformation empfangen hatten, schritten nicht auf dem von Luther so großartig begonnenen Weg voran. Doch von Zeit zu Zeit traten ein paar aufrichtige Männer auf, um neue Wahrheiten zu verkündigen und langgehegte Irrtümer deutlich zu machen. Aber wie die Juden zurzeit Christi oder die Papisten zurzeit Luthers war die Mehrheit mit dem Glauben und Leben ihrer Väter zufrieden. Deshalb entartete die Religion wieder zum Formalismus. Irrtümer und Aberglauben, die man verworfen hätte, wenn die Kirche weiterhin im Licht des Wortes Gottes gewandelt wäre, wurden beibehalten und gepflegt. Auf diese Weise starb der reformatorische Geist allmählich aus, bis die protestantischen Kirchen eine fast genauso große Reformation brauchten wie die römische Kirche zurzeit Luthers. Es herrschte die gleiche geistliche Erstarrung, die gleiche Ehrfurcht vor menschlichen Ansichten, die gleiche weltliche Gesinnung und der gleiche Austausch der Lehren des Wortes Gottes gegen menschliche Theorien. Unter einem religiösen Deckmantel wurden Stolz und Verschwendung gefördert; und die Kirchen wurden durch ihre Verbindung mit der Welt in den Abfall getrieben. Auf diese Weise wurden die großen Grundsätze herabgesetzt, für die Luther und seine Mitarbeiter so viel getan und erduldet hatten. GE.341.1 Teilen

Als Satan erkannte, dass er die Wahrheit durch Verfolgung nicht unterdrücken konnte, nahm er wieder Zuflucht zu seinem Plan der Zugeständnisse, der einst zum großen Abfall und zur Entstehung der römischen Kirche geführt hatte. Jetzt verleitete er die Christen dazu, sich nicht mit Heiden, sondern mit denen zu verbinden, die den Gott dieser Welt anbeten, und sich dadurch als wahre Götzenanbeter erweisen. GE.341.2 Teilen

Satan konnte den Menschen die Bibel nicht länger vorenthalten; denn sie war jetzt allen Menschen zugänglich. Doch er verführte Tausende, falsche Auslegungen und verkehrte Theorien anzunehmen, ohne die Wahrheiten der Heiligen Schrift selbst zu untersuchen. Satan hatte die Lehren der Bibel verdreht, und Traditionen, die Millionen zugrunde richten sollten, faßten tiefe Wurzeln. Die Kirche hielt an diesen Überlieferungen fest und verteidigte sie, statt für den Glauben zu kämpfen, der einst den Heiligen übergeben wurde. Während die Kirche und die Welt sich ihres Zustandes und ihrer Gefahr nicht bewußt waren, nahten sie sich doch schnell dem feierlichsten und wichtigsten Zeitabschnitt der Erdgeschichte — der Offenbarung des Menschensohnes. GE.341.3 Teilen

343

Die Prophezeiung der ersten Engelsbotschaft, aufgezeichnet in Offenbarung 14, fand ihre Erfüllung in der Adventbewegung von 1840 bis 1844. Sowohl in Europa als auch in Amerika wurden Menschen des Glaubens und des Gebets tief bewegt, als ihre Aufmerksamkeit auf die Prophezeiungen gelenkt wurde. Als sie den inspirierten biblischen Bericht zurückverfolgten, erkannten sie überzeugende Beweise, dass das Ende aller Dinge nahe war. Der Geist Gottes trieb seine Diener an, die Warnung zu verkündigen. Überall wurde die Botschaft des ewigen Evangeliums verbreitet: „Fürchtet Gott und gebt ihm die Ehre; denn die Stunde seines Gerichts ist gekommen.“ Offenbarung 14,7. GE.343.1 Teilen

Überall, wohin die Missionare vordrangen, gelangte auch die gute Nachricht von der baldigen Wiederkunft Christi hin. In verschiedenen Ländern fand man vereinzelte Gruppen von Christen, die allein durch das Studium der Heiligen Schrift zu dem Glauben gekommen waren, dass das Kommen des Erlösers nahe bevorstand. In einigen Teilen Europas, wo es gesetzlich verboten war, die Lehre von der Wiederkunft zu predigen, fühlten sich kleine Kinder getrieben, diese Botschaft zu verkündigen, und viele lauschten ihren feierlichen Warnungen. GE.343.2 Teilen

In Amerika wurde die Verkündigung der Botschaft William Miller und seinen Mitarbeitern übertragen. Das von ihnen angezündete Licht schien bis in entfernte Länder. Gott sandte seinen Engel, um das Herz eines Farmers, der nicht an die Bibel glaubte, zu bewegen und ihn zum Studium der Prophezeiungen zu veranlassen. Die Engel Gottes besuchten diesen ausgewählten Mann immer wieder, um seinen Geist zu lenken und sein Verständnis für Prophezeiungen zu öffnen, die dem Volke Gottes stets unerschlossen waren. Ihm wurde der Anfang einer Wahrheitskette anvertraut, und er wurde dazu veranlaßt, ein Glied ums andere zu erforschen, bis er voller Staunen und Verwunderung auf Gottes Wort blickte. Hier erkannte er eine vollkommene Wahrheitskette. Vor seinen Augen wurde das Wort in seiner ganzen Schönheit und Herrlichkeit entfaltet, dessen Inspiration er verleugnet hatte. Er sah, wie ein Teil der Heiligen Schrift einen anderen erklärt. Wenn ein Abschnitt seinem Verständnis verschlossen blieb, fand er in einem anderen Teil der Bibel die Erklärung. Er betrachtete das Wort Gottes mit Freude, Ehrfurcht und tiefstempfundener Hochachtung. GE.343.3 Teilen

344

Als er die Weissagungen untersuchte, wurde ihm bewußt, dass die Bewohner der Erde in der letzten Zeit der Weltgeschichte lebten; doch sie wußten es nicht. Er erkannte die Verderbtheit der Kirchen, die ihr Interesse von Jesus auf die Welt verlagert hatten. Sie suchten weltliche Ehre, anstatt die Ehre, die von oben kommt; sie streckten die Hände nach weltlichen Reichtümern aus, anstatt sich himmlische Schätze zu sammeln. Überall erkannte er Heuchelei, Finsternis und geistlichen Tod; er war zutiefst erregt. Gott forderte ihn auf, seine Farm zu verlassen, wie er Elisa aufforderte, seine Ochsen und sein Arbeitsfeld zu verlassen, um Elias Nachfolge anzutreten. GE.344.1 Teilen

Zitternd begann William Miller, den Menschen die Geheimnisse des Reiches Gottes zu entfalten und seine Zuhörer durch die Prophezeiungen hindurch bis zum zweiten Kommen Christi zu führen. Das Zeugnis der Heiligen Schrift, das auf die Wiederkunft Christi im Jahre 1843 hinwies, erweckte weitverbreitetes Interesse. Viele wurden überzeugt, dass die Beweisführungen der prophetischen Zeitabschnitte richtig waren; sie gaben ihre eigenen Meinungen auf und nahmen die Wahrheit voller Freude an. Einige Prediger warfen ihre konfessionellen Ansichten und Gefühle beiseite, verzichteten auf ihre finanzielle Sicherheit, verließen ihre Kirchen und schlossen sich der Verkündigung der Wiederkunft Christi an. GE.344.2 Teilen

345

Es gab jedoch nur wenige Prediger, die diese Botschaft annahmen. Deshalb wurde sie größtenteils demütigen Laien übertragen. Farmer verließen ihre Felder, Mechaniker ihre Werkzeuge, Händler ihre Geschäfte und viele Berufstätige ihre Stellungen. Und doch war die Zahl der Mitarbeiter im Verhältnis zur Größe des Werkes, welches durchgeführt werden sollte, sehr klein. Der Zustand der von Gott abgefallenen Kirchen und eine gottlose Welt belasteten diese treuen Wächter. Willig ertrugen sie mühevolle Arbeit, Entbehrungen und Leiden, um Menschen zur Buße und zum Heil aufzurufen. Trotz Satans Widerstand schritt das Werk ständig voran, und viele Tausende nahmen die Adventwahrheit an. GE.345.1 Teilen

12220
54488
Weiter zu "Eine große religiöse Erweckung"
Stichwörter