Portrait von Ellen White
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In der Bibel vorausgesagt
In der Bibel vorausgesagt
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Schon 300 Jahre zuvor hatte Frankreich die Reformation bekämpft und weitgehend ausgerottet. Dies brachte Früchte hervor, die in der Französischen Revolution ihren Höhepunkt erreichten. In der Bibel (Offenbarung 11) wurde diese Zeit erwähnt. Albigenser wurden verbrannt, Hugenotten vertrieben; die Bartholomäusnacht brachte 70.000 ahnungslosen Menschen Tod und Verderben und unzählige Christen wurden hingerichtet. Das Streben eines Landes, ohne Gott zu leben, brachte eine tödliche Ernte für sein ganzes Volk.. DGK.227.1 Teilen

Im 16. Jahrhundert hatte die Reformation, die dem Volk die Bibel zugänglich machte, in alle Länder Europas Eingang gesucht. Einige Nationen hießen sie freudig als Himmelsbotin willkommen. In anderen Ländern gelang es dem Papsttum weitgehend, ihren Eingang zu verhindern. Das Licht biblischer Erkenntnis mit seinem veredelnden Einfluss war nahezu erloschen. In einem Land wurde das Licht, obwohl es Eingang gefunden hatte, von der Finsternis nicht verstanden. Jahrhundertelang kämpften Wahrheit und Irrtum um die Oberherrschaft. Schließlich siegte das Böse, und die Wahrheit des Himmels wurde abgelehnt. „Das ist aber das Gericht, dass das Licht in die Welt gekommen ist, und die Menschen liebten die Finsternis mehr als das Licht.“ Johannes 3.19. Diese Nation musste die Folgen ihrer Wahl tragen. Der Einhalt gebietende Einfluss des Geistes Gottes wurde dem Volk entzogen, das seine Gnadengabe verachtet hatte. Gott ließ das Böse ausreifen und alle Welt sah die Früchte der vorsätzlichen Verwerfung des Lichtes. DGK.227.2 Teilen

Der in Frankreich viele Jahrhunderte lang gegen die Bibel geführte Kampf erreichte in der Revolution seinen Höhepunkt. (Siehe Anmerkung 32) Ein Ausbruch war die unausbleibliche Folge der Unterdrückung der Heiligen Schrift durch Rom. (Siehe Anmerkung 33) Er zeigte der Welt das eindrucksvollste Beispiel, wohin die päpstliche Politik führt — eine Darstellung der Folgen, auf welche die Lehren der römischen Kirche seit mehr als 1000 Jahren zusteuerten. DGK.227.3 Teilen

Die Unterdrückung der Heiligen Schrift während der päpstlichen Oberherrschaft wurde von den Propheten vorhergesagt. Auch der Schreiber der Offenbarung weist auf die schrecklichen Folgen hin, die besonders Frankreich von der Herrschaft des „Menschen der Sünde“ (2.Thessalonicher 2,3) erleben sollte. Der Engel sagte: „Die heilige Stadt werden sie zertreten 42 Monate. Und ich will meinen zwei Zeugen Macht geben, und sie sollen weissagen 1260 Tage lang, angetan mit Säcken ... Und wenn sie ihr Zeugnis vollendet haben, so wird das Tier, das aus dem Abgrund aufsteigt, mit ihnen kämpfen und wird sie überwinden und wird sie töten. Und ihre Leichname werden liegen auf dem Marktplatz der großen Stadt, die heißt geistlich: Sodom und Ägypten, wo auch ihr Herr gekreuzigt wurde ... Und die auf Erden wohnen, freuen sich darüber und sind fröhlich und werden einander Geschenke senden; denn diese zwei Propheten hatten gequält, die auf Erden wohnten. Und nach drei Tagen und einem halben fuhr in sie der Geist des Lebens von Gott, und sie stellten sich auf ihre Füße; und eine große Furcht fiel auf die, die sie sahen.“ DGK.227.4 Teilen

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Offenbarung 11,2-11. DGK.228.1 Teilen

Die hier erwähnten „42 Monate“ und „1260 Tage“ sind eine und dieselbe Zeitangabe. Beide bezeichnen die Zeit, in der die Gemeinde Christi von Rom unterdrückt wurde. Die 1260 Jahre päpstlicher Oberherrschaft begannen im Jahr 538 n. Chr. und mussten demnach 1798 ablaufen. Zu dieser Zeit fiel eine französische Armee in Rom ein und nahm den Papst gefangen, der später in der Verbannung starb. Wenn auch bald darauf ein neuer Papst gewählt wurde, so hat die päpstliche Priesterherrschaft doch nie wieder die Macht ausüben können, die sie vorher besessen hatte. DGK.228.2 Teilen

Die Verfolgung der Gemeinde Christi reichte nicht bis an das Ende der 1260 Jahre. Aus Erbarmen mit seinem Volk verkürzte Gott die Zeit der Feuerprobe. In seiner Weissagung von der „großen Trübsal“, welche die Gemeinde heimsuchen sollte, sagte der Heiland: „Wenn diese Tage nicht verkürzt würden, so würde kein Mensch selig werden; aber um der Auserwählten willen werden diese Tage verkürzt.“ Matthäus 24,22. Durch den Einfluss der Reformation endete die Verfolgung schon vor dem Jahr 1798. DGK.228.3 Teilen

Über die zwei Zeugen sagt der Prophet weiter: „Diese sind die zwei Ölbäume und zwei Fackeln, stehend vor dem Herrn der Erde.“ Der Psalmist erklärt: „Dein Wort ist meines Fußes Leuchte und ein Licht auf meinem Weg.“ Offenbarung 11,4; Psalm 119,105. Die beiden Zeugen stellen die Schriften des Alten und Neuen Testaments dar. Beide sind wichtige Zeugnisse für den Ursprung und Bestand des Gesetzes Gottes. Beide sind auch Zeugen für den Heilsplan. Die Vorbilder, die Opfer und Weissagungen des Alten Testaments weisen auf den kommenden Erlöser hin. Die Evangelien und Briefe des Neuen Testaments berichten von einem Heiland, der genauso gekommen ist, wie es die Vorbilder und Weissagungen vorhergesagt hatten. „Sie sollen weissagen 1260 Tage, angetan mit Säcken.“ Während des größeren Teiles dieser Zeit blieben Gottes Zeugen im Verborgenen. Die päpstliche Macht versuchte das Wort der Wahrheit vordem Volk zu verbergen und stellte falsche Zeugen auf, die dem Zeugnis des Wortes widersprechen sollten. Als die Bibel von kirchlichen und weltlichen Behörden verbannt (Siehe Anmerkung 34) und ihr Zeugnis verfälscht wurde und man allerlei Versuche unternahm, die Menschen und Dämonen nur ausdenken konnten, um die Gemüter des Volkes von ihr abzulenken; als die, welche es wagten, ihre heiligen Wahrheiten zu verkündigen, gehetzt, verraten, gequält, in Gefängniszellen begraben, um ihres Glaubens willen getötet oder in die Festen der Berge und in die Schluchten und Höhlen der Erde zu fliehen gezwungen wurden, — da weissagten die Zeugen in Säcken. Dennoch setzten sie ihr Zeugnis während der ganzen 1260 Jahre fort. In den dunkelsten Zeiten gab es treue Menschen, die Gottes Wort liebten und für seine Ehre eiferten. Diesen treuen Kindern wurde Weisheit, Macht und Stärke verliehen, während dieser ganzen Zeit seine Wahrheit zu verkündigen. DGK.228.4 Teilen

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„Und wenn ihnen jemand Schaden tun will, so kommt Feuer aus ihrem Mund und verzehrt ihre Feinde; und wenn ihnen jemand Schaden tun will, muss er so getötet werden.“ Offenbarung 11,5. Die Menschen können nicht ungestraft das Wort Gottes mit Füßen treten. Die Bedeutung dieser schrecklichen Drohung wird uns im letzten Kapitel der Offenbarung gegeben: „Fürwahr, ich bezeuge jedem, der die Worte der Weissagung dieses Buches hört: Wenn jemand etwas zu diesen Dingen hinzufügt, so wird Gott ihm die Plagen zufügen, von denen in diesem Buch geschrieben steht; und wenn jemand etwas wegnimmt von den Worten des Buches dieser Weissagung, so wird Gott wegnehmen seinen Teil vom Buch des Lebens und von der heiligen Stadt, und von den Dingen, die in diesem Buch geschrieben stehen.“ Offenbarung 22,18.19 (Schlachter 2000). DGK.229.1 Teilen

Das sind Warnungen, die Gott gegeben hat, um den Menschen zu hindern, auf irgendeine Weise das zu verändern, was er offenbart oder geboten hat. Diese ernsten Drohungen richten sich an alle, die durch ihren Einfluss die Menschen veranlassen, das Gesetz Gottes gering zu achten. Sie sollen jene in Furcht und Zittern versetzen, die leichtfertig behaupten, es sei unbedeutend, ob wir Gottes Gesetz halten oder nicht. Alle, die ihre eigenen Ansichten über die göttliche Offenbarung stellen; alle, die die klaren Aussagen des Wortes Gottes ihrer eigenen Bequemlichkeit oder der Meinung der Welt anpassen möchten, laden eine furchtbare Verantwortung auf sich. Das geschriebene Wort, das Gesetz Gottes, wird den Charakter aller bewerten und jene verdammen, deren Charakter diesem unfehlbaren Prüfstein nicht entspricht. DGK.229.2 Teilen

„Wenn sie ihr Zeugnis vollendet haben“ — der Zeitabschnitt, in dem die zwei Zeugen, mit Säcken angetan, weissagten, endete 1798. Wenn ihr Werk im Verborgenen sich seinem Ende nähern würde, sollte die Macht, die als „das Tier, das aus dem Abgrund aufsteigt“, dargestellt wird, mit ihnen in Streit geraten. In vielen europäischen Nationen waren die Mächte, die in Kirche und Staat das Zepter führten, seit Jahrhunderten von Satan durch das Medium des Papsttums beherrscht worden. Doch hier wird uns eine neue Bekundung satanischer Macht gezeigt. DGK.229.3 Teilen

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Unter dem Vorwand der Ehrfurcht vor der Bibel hatte Roms Politik diese in einer unbekannten Sprache verschlossen und vor dem Volk verborgen gehalten. Unter dieser Herrschaft weissagten die Zeugen „angetan mit Säcken“. Aber eine andere Macht — das Tier aus dem Abgrund — sollte sich erheben und mit Gottes Wort offen und unverhüllt Krieg führen. DGK.230.1 Teilen

Die „große Stadt“, in deren Gassen die Zeugen erschlagen wurden und wo ihre Leichname lagen, heißt „geistlich ... Ägypten“. Die biblische Geschichte berichtet uns von keiner Nation, die das Dasein des lebendigen Gottes dreister verleugnete und sich seinen Geboten mehr widersetzte als Ägypten. Kein Monarch wagte je eine offenere und arrogantere Empörung gegen die Autorität des Himmels als der König Ägyptens. Als Mose ihm im Namen des Herrn dessen Botschaft brachte, gab Pharao stolz zur Antwort: „Wer ist der HERR, dass ich ihm gehorchen müsse und Israel ziehen lasse? Ich weiß nichts von dem HERRN, will auch Israel nicht ziehen lassen.“ 2.Mose 5,2. Dies ist Gottesleugnung, und die durch Ägypten sinnbildlich dargestellte Nation sollte die Ansprüche des lebendigen Gottes in ähnlicher Weise verleugnen und den gleichen ungläubigen und herausfordernden Geist an den Tag legen. Die „große Stadt“ wird auch geistlich mit Sodom verglichen. Die Verderbtheit Sodoms in der Übertretung des Gesetzes Gottes bekundete sich ganz besonders in seinem zügellosen Verhalten. Diese Sünde war ebenfalls sehr hervorstechend im Volk, das die Einzelheiten dieser Schriftstelle erfüllen sollte. DGK.230.2 Teilen

Nach Angaben des Propheten sollte sich kurz vor dem Jahr 1798 eine Macht satanischen Ursprungs gegen die Bibel erheben. Und in dem Land, in dem das Zeugnis der beiden Zeugen Gottes auf diese Weise zum Schweigen gebracht werden sollte, würde sich die Gottesleugnung Pharaos und die Unzucht Sodoms offenbaren. DGK.230.3 Teilen

Diese Weissagung hat in der Geschichte Frankreichs eine überaus genaue und treffende Erfüllung gefunden. Während der Revolutionszeit, im Jahr 1793, „hörte die Welt zum ersten Mal, dass eine Versammlung von Männern, die gesittet geboren und erzogen waren und sich das Recht anmaßten, eine der schönsten Nationen Europas zu regieren, gemeinsam die feierlichste Wahrheit verleugneten, die Menschen erhalten können, und einstimmig den Glauben an Gott und die Anbetung der Gottheit verwarfen“. Scott, „Life of Napoleon Buonaparte“, Bd. I, Kapitel 17 — „Frankreich ist die einzige Nation auf der Welt, von der berichtet wird, dass sie als Nation ihre Hand in offener Empörung gegen den Schöpfer des Weltalls erhoben hat. Es gab und gibt noch viele Lästerer und Ungläubige in England, Deutschland, Spanien und anderswo, aber Frankreich steht in der Weltgeschichte als einziger Staat da, der durch den Erlass seiner gesetzgebenden Versammlung erklärte, dass es keinen Gott gebe, in dessen Hauptstadt alle Bewohner und viele an anderen Orten, Frauen und Männer, vor Freude sangen und tanzten, als sie von der Bekanntmachung hörten.“ Blackwood‘s Magazine, November 1870 DGK.230.4 Teilen

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Frankreich zeigte die Merkmale, die Sodom besonders gekennzeichnet hatten. Während der Revolution herrschte ein Zustand sittlicher Erniedrigung und Verderbtheit, ähnlich dem, der einst den Untergang über die Städte Sodom und Gomorra brachte. Ein Historiker spricht über die Gottesleugnung und die Unzucht Frankreichs, wie sie uns in der Weissagung vorhergesagt sind: „Eng verbunden mit diesen religionsfeindlichen Gesetzen war jenes, welches das Ehebündnis — die heiligste Verbindung, die menschliche Wesen eingehen können und deren Dauerhaftigkeit am meisten zur Festigung der Gesellschaft beiträgt, — auf die Stufe eines rein bürgerlichen Übereinkommens vorübergehender Natur herabwürdigte, das irgendwelche zwei Personen miteinander treffen und willkürlich wieder lösen konnten ... Hätten böse Geister es unternommen, ein Verfahren zu entdecken, das auf die wirksamste Weise alles zugrunde richtet, was sich an Ehrwürdigem, Anmutigem oder Dauerhaftem im Familienleben bietet, und hätten sie gleichzeitig die Zusicherung gehabt, dass das Unheil, das sie anzurichten beabsichtigten, von einem Geschlecht auf das andere weitergegeben werden sollte, so hätten sie keinen wirksameren Plan ausdenken können als die Herabwürdigung der Ehe ... Sophie Arnould, eine durch ihren geistreichen Witz berühmte Sängerin, beschrieb die republikanische Hochzeit als das ‚Sakrament des Ehebruchs‘“ Scott, Bd. I, Kap.17 DGK.231.1 Teilen

„Wo auch ihr Herr gekreuzigt ist.“ Dieses Merkmal der Weissagung erfüllte Frankreich ebenfalls. In keinem Land hatte sich der Geist der Feindschaft gegen Christus auffallender entfaltet. Nirgends ist die Wahrheit auf bittereren oder grausameren Widerstand gestoßen. In den Verfolgungen, mit denen Frankreich die Bekenner des Evangeliums heimsuchte, hatte es Christus in Form seiner Jünger gekreuzigt. DGK.231.2 Teilen

Jahrhundertelang war das Blut der Heiligen vergossen worden. Während die Waldenser in den Gebirgen Piemonts um des Wortes Gottes und des Zeugnisses Jesu Christi willen ihr Leben ließen, hatten ihre Brüder, die Albigenser, in Frankreich ein ähnliches Zeugnis für die Wahrheit abgelegt. In den Tagen der Reformation waren ihre Anhänger unter schrecklichsten Qualen hingerichtet worden. König und Adel, Frauen aus gutem Hause und zierliche Mädchen, der Stolz und Glanz der Nation, ergötzten sich an den Leiden der Märtyrer Jesu. Die tapferen Hugenotten hatten im Kampf um die Rechte, die das menschliche Herz für die heiligsten hält, ihr Blut auf manchem heftig umstrittenen Feld dahingegeben. Die Protestanten wurden für vogelfrei erklärt. Man setzte Kopfpreise aus und hetzte sie von Ort zu Ort wie wilde Tiere. DGK.231.3 Teilen

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Im 18. Jahrhundert hielt die „Gemeinde in der Wüste“ — die wenigen Nachkommen der alten Christen, die versteckt in den Gebirgen des südlichen Frankreichs übriggeblieben waren — noch immer am ehrwürdigen Glauben ihrer Väter fest. Wagten sie es, sich nachts an den Gebirgsabhängen oder auf der einsamen Heide zu versammeln, wurden sie von den Dragonern verfolgt und zu lebenslanger Gefangenschaft auf Galeeren verschleppt. Die reinsten, gebildetsten und verständigsten der Franzosen wurden unter schrecklichen Qualen mit Räubern und Meuchelmördern zusammengekettet. Wylie, „History of Protestantism“, 22.Buch, Kapitel 6 Andere wurden barmherziger behandelt. Während sie unbewaffnet und hilflos betend auf die Knie fielen, wurden sie kaltblütig niedergeschossen. Hunderte von betagten Männern, wehrlosen Frauen und unschuldigen Kindern wurden am Versammlungsort tot auf dem Boden liegend zurückgelassen. Beim Durchstreifen der Gebirgsabhänge oder der Wälder, wo sie sich gewöhnlich versammelten, waren nicht selten „alle vier Schritte Leichname auf dem Rasen oder an den Bäumen hängend zu finden“. Ihr Land, von Schwert, Henkerbeil und Feuerbrand verwüstet, „wurde zu einer großen düsteren Wildnis ... Diese Gräuel wurden nicht im finsteren Mittelalter DGK.232.1 Teilen

sondern in jener glänzenden Zeitperiode Ludwigs XIV. begangen. Die Wissenschaften wurden damals gepflegt, die Literatur blühte, die Geistlichkeit des Hofes und der Hauptstadt waren gelehrte und redegewandte Männer, die sich gern mit dem Anschein von Demut und Liebe zierten.“ Wylie, 22.Buch, Kap. 7 DGK.232.2 Teilen

Doch das schwärzeste im schwarzen Verzeichnis der Verbrechen, das fürchterlichste unter den höllischen Taten aller Jahrhunderte des Schreckens war das Massaker in der Bartholomäusnacht (23./24. 8. 1572). Noch immer erinnert sich die Welt mit Schaudern und Entsetzen an die Szenen dieses feigsten und grausamsten Angriffs. Der König von Frankreich genehmigte, durch römische Priester und Prälaten gedrängt, das schreckliche Werk. Eine Glocke gab in nächtlicher Stille das Zeichen zum Blutbad, Tausende von Protestanten (Hugenotten), die ruhig in ihren Wohnungen schliefen und sich auf die verpfändete Ehre des Königs verließen, wurden ohne Vorwarnung herausgeschleppt und kaltblütig ermordet. DGK.232.3 Teilen

Wie Christus unsichtbar sein Volk aus der ägyptischen Knechtschaft führte, so unsichtbar leitete Satan seine Untertanen in diesem schrecklichen Werk, um die Zahl der Märtyrer zu vergrößern. Sieben Tage lang wurde das Gemetzel in Paris fortgesetzt; an den ersten drei Tagen mit unbegreiflicher Wut. Auf besonderen Befehl des Königs beschränkte es sich nicht nur auf Paris selbst, sondern auch auf alle Provinzen und Städte, in denen sich Protestanten befanden. Weder Alter noch Geschlecht wurde geachtet, weder der unschuldige Säugling noch der Greis blieben verschont. Der Adlige wie der Bauer, Alt und Jung, Mutter und Kind wurden zusammen erschlagen. Das Gemetzel dauerte in ganz Frankreich zwei Monate. 70000 der besten der Nation kamen so ums Leben. DGK.232.4 Teilen

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„Als die Nachricht von dem Blutbad Rom erreichte, kannte die Freude der Geistlichkeit keine Grenzen. Der Kardinal von Lothringen belohnte den Boten mit 1000 Kronen, der Domherr von St. Angelo ließ 100 Freudenschüsse abgeben, die Glocken läuteten von jedem Turm, Freudenfeuer verwandelten die Nacht zum Tag und Gregor XIII. zog, begleitet von den Kardinälen und andern geistlichen Würdenträgern, in einer großen Prozession zur Kirche von St. Ludwig, wo der Kardinal von Lothringen ein Tedeum sang ... Zur Erinnerung an das Gemetzel wurde eine Gedenkmünze geprägt, und im Vatikan kann man drei Freskogemälde von Vasari sehen, die den Angriff auf den Admiral, den König, wie er im Rat das Gemetzel plante, und das Blutbad selbst darstellen. Gregor sandte Karl die goldene Rose und hörte vier Monate später ... ruhigen Gemüts die Predigt eines französischen Priesters an der von jenem, ‚Tag des Glücks und der Freude‘ sprach, als der Heilige Vater die Nachricht erhielt und höchst feierlich hinging, um Gott und St. Ludwig zu danken.“ White, „The Massacre of St. Bartholomew“, Kapitel 14, 34. Abschnitt DGK.233.1 Teilen

Der gleiche mächtige Geist, der zum Blutbad in der Bartholomäusnacht anstiftete, zeigte sich auch in den Ereignissen der Revolution. Jesus Christus wurde als Betrüger hingestellt, und der gemeinsame Kampfruf der französischen Gottesleugner hieß: „Nieder mit dem Elenden!“, womit sie Christus meinten. Himmelschreiende Lästerung und abscheuliche Gottlosigkeit gingen Hand in Hand. Die gemeinsten Menschen, die verwahrlosesten Ungeheuer, voller Grausamkeit und Laster, wurden hoch erhoben. Durch all dieses Geschehen wurde Satan am meisten gehuldigt, während man Christus mit seinen Eigenschaften der Wahrheit, der Reinheit und der selbstlosen Liebe kreuzigte. DGK.233.2 Teilen

„So wird das Tier, das aus dem Abgrund aufsteigt, mit ihnen kämpfen und wird sie überwinden und wird sie töten.“ Offenbarung 11,7. Die gottesleugnerische Macht, die in Frankreich während der Revolution und der nachfolgenden Herrschaft des Terrors regierte, unternahm einen solchen Krieg gegen Gott und sein heiliges Wort, wie ihn die Welt noch nie erlebt hatte. Die Anbetung Gottes wurde von der Nationalversammlung verboten. Bibeln wurden eingesammelt und unter abscheulicher Verachtung öffentlich verbrannt. Das Gesetz Gottes trat man mit Füßen. Biblische Einrichtungen wurden abgeschafft. Den wöchentlichen Ruhetag hob man auf. Statt diesem widmete man jeden zehnten Tag der Lustbarkeit und der Gotteslästerung. Taufe und Abendmahl wurden verboten. Über den Grabstätten deutlich sichtbar angebrachte Inschriften erklärten den Tod für einen ewigen Schlaf. DGK.233.3 Teilen

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Gottesfurcht, behauptete man, sei nicht der Anfang der Weisheit, sondern vielmehr der Anfang der Torheit. Jede Verehrung wurde untersagt, ausgenommen die der Freiheit und des Vaterlandes. Der „konstitutionelle Bischof von Paris wurde herbeigeholt, um in der schamlosesten und anstößigsten Weise, die sich je vor einer Nationalvertretung abspielte, die Hauptrolle zu übernehmen ... Man führte ihn in einer sogenannten Prozession vor, um der Versammlung zu erklären, dass die Religion, die er so viele Jahre lang gelehrt hatte, in jeder Hinsicht Lug und Trug sei und keinen Grund in der Geschichte noch in der heiligen Wahrheit habe. Er verleugnete feierlich und deutlich die Existenz der Gottheit, zu deren Dienst er eingesegnet worden war, und widmete sich in Zukunft der Verehrung der Freiheit, Gleichheit, Tugend und Sittlichkeit. Dann legte er seinen bischöflichen Schmuck ab und empfing eine brüderliche Umarmung vom Präsidenten des Konvents. Verschiedene abgefallene Priester folgten dem würdelosen Beispiel dieses Prälaten.“ Scott, Bd. I, Kapitel 17 DGK.234.1 Teilen

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„Und die auf Erden wohnen, freuen sich darüber und sind fröhlich und werden einander Geschenke senden; denn diese zwei Propheten hatten gequält, die auf Erden wohnten.“ Offenbarung 11,10. Das ungläubige Frankreich hatte die strafende Stimme jener beiden Zeugen Gottes zum Schweigen gebracht. Das Wort Gottes lag tot auf seinen Straßen, und alle, die die Einschränkungen und Forderungen des Gesetzes Gottes hassten, jubelten nun. Öffentlich forderten Menschen den König des Himmels heraus. Wie die Sünder vor alters riefen sie aus: „Was merkt Gott? Weiß der Höchste überhaupt etwas?“ Psalm 73,11 (Schlachter 2000). Mit lästerlicher Vermessenheit, die beinahe alle Glaubwürdigkeit übersteigt, sagte einer der Priester dieser neuen Art: „Gott, wenn du existierst, räche deinen beleidigten Namen. Ich biete dir Trotz! Du schweigst! Du wagst es nicht, deine Donner zu schleudern! Wer wird hinfort an dein Dasein glauben?“ Lacretelle, „Histoire de la Revolution francaise jusqu‘ au 18 et 19 brumaire“, Bd. IX, S. 309 DGK.235.1 Teilen

Welch eine Wiederholung der Forderung Pharaos: „Wer ist der HERR, dass ich ihm gehorchen müsse? ... Ich weiß nichts von dem HERRN.“ 2. Mose 5,2 DGK.235.2 Teilen

„Die Toren sprechen in ihrem Herzen: Es ist kein Gott.“ Psalm 14,1. Und der Herr erklärt von den Verfälschern seiner Wahrheit: „Ihre Torheit wird offenbar werden jedermann.“ 2.Timotheus 3,9. Nachdem Frankreich sich von der Anbetung des lebendigen Gottes, des „Hohen und Erhabenen, der ewiglich wohnt“ (Jesaja 57,15), losgesagt hatte, verging nur kurze Zeit, bis es zu erniedrigendem Götzendienst herabsank, indem es die Göttin der Vernunft in der Person einer lasterhaften Dame anbetete — dies in der Nationalversammlung, durch die Vertreter des Volkes und durch seine höchsten zivilen und gesetzgebenden Behörden! Ein Geschichtsschreiber sagt: „Eine der Zeremonien dieser wahnsinnigen Zeit steht unübertroffen da wegen ihrer mit Gottlosigkeit verbundenen Geschmacklosigkeit. Die Tore des Konvents wurden einer Schar von Musikanten geöffnet, der in feierlichem Zug die Mitglieder der Stadtbehörde folgten, während sie ein Loblied auf die Freiheit sangen und den Gegenstand ihrer zukünftigen Anbetung geleiteten, eine verschleierte Frau, die sie die Göttin der Vernunft nannten. Als man sie dorthin gebracht, in aller Förmlichkeit entschleiert und zur Rechten des Präsidenten gesetzt hatte, erkannte man sie als eine Tänzerin aus der Oper ... Dieser Person, der passendsten Vertreterin jener Vernunft, die man anbetete, huldigte die Nationalversammlung Frankreichs öffentlich. Jene gottlose und lächerliche Zeremonie wurde zu einem Brauch, und die Einsetzung der Göttin der Vernunft wurde in der ganzen Nation an allen Orten, wo die Bewohner sich im Sinne der Revolution zeigen wollten, erneuert und nachgeahmt.“ Scott, Bd. I. Kapitel 17 DGK.235.3 Teilen

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Der Redner, der die Anbetung der Vernunft einführte, sagte: „Mitglieder der gesetzgebenden Versammlung! Der Fanatismus ist der Vernunft gewichen. Seine getrübten Augen konnten den Glanz des Lichts nicht ertragen. Heute hat sich eine riesige Menge in den gotischen Gewölben versammelt, die zum ersten Mal von der Stimme der Wahrheit widerhallen. Dort haben die Franzosen die wahre Anbetung der Freiheit und der Vernunft vollzogen; dort haben wir neue Wünsche für das Glück der Waffen der Republik ausgesprochen; dort haben wir die leblosen Götzen gegen die Vernunft, dieses belebte Bild, das Meisterwerk der Natur, eingetauscht.“ Thiers, „Histoire de la Revolution francaise“, Bd.II, S. 370.371 Als die Göttin in den Konvent geführt wurde, nahm der Redner sie an der Hand und sagte, indem er sich an die Versammlung wandte: „‚Sterbliche, hört auf vor dem ohnmächtigen Donner eines Gottes zu beben, den eure Furcht geschaffen hat. Hinfort erkennt keine Gottheit außer der Vernunft. Ich stelle euch ihr reinstes und edelstes Bild vor. Müsst ihr Götter haben, so opfert nur solchen wie dieser ... O Schleier der Vernunft, falle vor dem erlauchten Senat der Freiheit!...‘ DGK.236.1 Teilen

Nachdem der Präsident die Göttin umarmt hatte, wurde sie auf einen prächtigen Wagen gesetzt und inmitten eines ungeheuren Gedränges zur Liebfrauenkirche geführt, damit sie dort die Stelle der Gottheit einnehme. Dann wurde sie auf den Hochaltar gehoben und von allen Anwesenden verehrt.“ Alison, „History of Europe from the Commencement of the French Revolution in 1789 to the Restoration of the Bourbons in 1815“, Bd. I. Kapitel 10 Bald darauf erfolgte die öffentliche Verbrennung der Bibel. Bei einem derartigen Anlass betrat die „Gesellschaft der Volksfreunde“ den Saal der höchsten Behörde mit dem Ruf: „Es lebe die Vernunft!“ Auf der Spitze einer Stange trugen sie die halbverbrannten Überreste verschiedener Bücher, darunter Gebetbücher, Messbücher und das Alte und Neue Testament, die, wie der Präsident sich ausdrückte, „in einem großen Feuer die gesamten Torheiten sühnten, die zu begehen sie das menschliche Geschlecht veranlasst hatten“. Journal von Paris, 1793, Nr. 318 DGK.236.2 Teilen

Das Papsttum hatte das Werk begonnen, das die Gottesleugner nun vollendeten. Roms Politik hatte jene gesellschaftlichen, politischen und religiösen Zustände zur Folge, die Frankreich ins Verderben trieben. Schriftsteller, die die Schrecken der Revolution schildern, sagen, dass jene Ausschreitungen dem Thron und der Kirche zur Last gelegt werden müssen. In strenger Gerechtigkeit müssen die Taten der Kirche zugerechnt werden. Das Papsttum hatte Voreingenommenheit gegen die Reformation in die Gemüter der Könige gesät, als wäre sie ein Feind der Krone, eine Ursache zur Uneinigkeit, die sich dem Frieden und der Eintracht der Nation als verhängnisvoll erweisen würde. Der Einfluss Roms führte auf diese Weise zu den entsetzlichsten Grausamkeiten und zur bittersten Unterdrückung, die je von einem Thron ausgegangen sind. DGK.236.3 Teilen

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Der Geist der Freiheit begleitete die Bibel. Wo das Evangelium Aufnahme fand, wurden die Gemüter der Menschen belebt. Sie fingen an, die Fesseln, die sie als Sklaven der Unwissenheit, des Lasters und des Aberglaubens gehalten hatten, abzuschütteln und wie Männer zu denken und zu handeln. Die Herrscher sahen es und fürchteten um ihre unumschränkte Gewalt. DGK.237.1 Teilen

Rom versäumte es nicht, ihre eifersüchtigen Befürchtungen anzufachen. Der Papst sagte im Jahre 1525 zu dem Regenten Frankreichs: „Diese Tollwut [der Protestantismus] wird nicht nur die Religion verwirren und verderben, sondern außerdem auch alle Fürsten- und Adelswürden, Gesetze, Orden und DGK.237.2 Teilen

Rangunterschiede.“ Felice, „Geschichte der Protestanten Frankreichs“, 1.Buch, Kapitel 2; DGK.237.3 Teilen

8. Abschnitt, Leipzig, 1855 Einige Jahre später warnte ein päpstlicher Gesandter den König: „Sire, täuschen Sie sich nicht, die Protestanten werden die bürgerliche wie die religiöse Ordnung untergraben ... Der Thron ist ebenso sehr in Gefahr wie der Altar ... Die Einführung einer neuen Religion bringt notwendigerweise die einer neuen Regierung mit sich.“ D‘Aubigne, „Geschichte der Reformation zu den Zeiten Calvins“, 2.Buch, Kapitel 36 Theologen nutzten das Vorurteil des Volkes, indem sie erklärten, dass die protestantische Lehre „die Leute zu Neuerungen und Torheiten verlocke, dem König die aufopfernde Liebe seiner Untertanen raube und Kirche und Staat verheere“. So gelang es Rom, Frankreich dahin zu bringen, sich gegen die Reformation zu stellen. „Zur Erhaltung des Throns, zur Bewahrung des Adels und zur Aufrechterhaltung der Gesetze wurde das Schwert der Verfolgung in Frankreich zuerst gezogen.“ Wylie, 13.Buch, Kapitel 4 DGK.237.4 Teilen

Die Herrscher jenes Landes waren weit davon entfernt, die Folgen dieser verhängnisvollen Politik vorauszusehen. Die Lehren der Heiligen Schrift hätten in die Gemüter und Herzen des Volkes jene Grundsätze der Gerechtigkeit, Mäßigkeit, Wahrheit, Gleichheit und Wohltätigkeit eingepflanzt, die absolute Fundamente für nationalen Wohlstand sind. „Gerechtigkeit erhöht ein Volk“; „durch Gerechtigkeit wird der Thron befestigt.“ Sprüche 14,34; 16,12. „Und der Gerechtigkeit Frucht wird Friede sein“, ja „ewige Stille und Sicherheit“. Jesaja 32,17. Wer das göttliche Gesetz hält, wird auch gewissenhaft die Gesetze seines Landes achten und ihnen gehorchen. Wer Gott fürchtet, wird den König in der Ausübung aller gerechten und gesetzlichen Macht ehren. Aber das unglückliche Frankreich verbot die Heilige Schrift und verbannte deren Anhänger. Ein Jahrhundert nach dem andern mussten aufrichtige, unbescholtene Menschen — Menschen mit guten Grundsätzen, von geistigem Scharfblick und sittlicher Kraft, die den Mut hatten, ihrer Überzeugung treu zu bleiben, und den Glauben besaßen, für die Wahrheit leiden zu können — als Sklaven auf den Galeeren arbeiten, auf den Scheiterhaufen zugrunde gehen, in dumpfen Kerkerzellen vermodern, während sich Tausende und Abertausende nur durch die Flucht den Verfolgungen entziehen konnten — und dies ging noch 250 Jahre nach Beginn der Reformation so weiter. DGK.237.5 Teilen

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„Während jener langen Zeitspanne gab es unter den Franzosen wohl kaum eine Generation, die nicht Zeuge gewesen wäre, wie Jünger des Evangeliums vor der wahnsinnigen Wut der Verfolger flohen und Bildung, Künste, Gewerbefleiß und Ordnungsliebe, die sie in der Regel auszeichneten, mit sich nahmen und damit das Land, das ihnen Zuflucht bot, bereicherten. Im gleichen Verhältnis, wie andere Länder mit diesen guten Gaben beglückt wurden, verarmte ihr eigenes Land. Wären alle, die vertrieben wurden, in Frankreich geblieben, hätte die Geschicklichkeit dieser Verbannten in ihren Gewerben während der 300 Jahre auf heimatlicher Scholle befruchtend wirken können, wären in dieser langen Zeit ihre künstlerischen Anlagen dem heimatlichen Gewerbe zugutegekommen, hätte ihr schöpferischer Geist und forschender Verstand die Literatur des Landes belebt und seine Wissenschaften gepflegt, hätte ihre Weisheit seine Beratungen geleitet, ihre Tapferkeit seine Schlachten geschlagen, ihre Unparteilichkeit seine Gesetze aufgestellt, hätte die Religion der Bibel den Geist des Volkes gestärkt und dessen Gewissen beherrscht — welche Herrlichkeit würde Frankreich an dem Tag umgeben haben! Welch ein großes, blühendes und glückliches Land — den Nationen ein Vorbild — würde es gewesen sein! DGK.238.1 Teilen

Aber eine blinde und unerbittliche Frömmelei jagte jeden Lehrer der Tugend, jeden Streiter für Ordnung, jeden ehrlichen Verteidiger des Thrones fort. Sie sagte zu den Menschen, die ihrem Land zu Ruhm und Herrlichkeit auf Erden verholfen hätten: Wählt, was ihr haben wollt, den Marterpfahl oder die Verbannung! — Schließlich war der Staat vollständig ruiniert. Es blieb kein Gewissen mehr, das man ächten, keine Religion, die man auf den Scheiterhaufen schleppen, kein Patriotismus, den man in die Verbannung jagen konnte.“ Die Revolution mit all ihren Schrecken war schließlich die entsetzliche Folge. (Siehe Anmerkung 35) „Mit der Flucht der Hugenotten verfiel Frankreich zunehmend. Blühende Fabrikstädte gingen zugrunde, fruchtbare Gegenden wurden zur Wildnis, geistiger Stumpfsinn und sittlicher Verfall folgten einer Zeit ungewöhnlichen Fortschritts. Paris wurde ein riesiges Armenhaus. Man sagt, dass beim Ausbruch der Revolution 200.000 Arme um Unterstützung von der Hand des Königs baten. Nur der Jesuitenorden blühte in der verfallenen Nation und herrschte mit entsetzlicher Tyrannei über Kirchen und Schulen, über Gefängnisse und Galeeren.“ Wylie, 13.Buch, Kapitel 20 DGK.238.2 Teilen

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Das Evangelium hätte Frankreich die Lösung jener politischen und sozialen Probleme gebracht, die die Geschicklichkeit seines Klerus, seines Königs und seiner Gesetzgeber durchkreuzten und schließlich die Nation in Zuchtlosigkeit und Verderben stürzten. Doch unter der Herrschaft Roms hatte das Volk die segensreichen Lehren des Heilands über die Selbstaufopferung und die selbstlose Liebe vergessen. Man hatte es davon abgebracht, für das Wohl anderer Selbstverleugnung zu üben. Die Reichen wurden nicht dafür gerügt, dass sie die Armen unterdrückten, und die Armen blieben in ihrer Erniedrigung und Knechtschaft ohne Hilfe. Die Selbstsucht der Wohlhabenden und Mächtigen wurde immer ersichtlicher und drückender. Jahrhundertelang hatte die Habgier und Ruchlosigkeit des Adels die Bauern grausam erpresst. Die Reichen benachteiligten die Armen, und die Armen hassten die Reichen. DGK.239.1 Teilen

In vielen Provinzen besaßen die Adligen das Land, und die Arbeiterklassen waren nur Pächter, die von der Gnade der Gutsbesitzer abhingen und sich gezwungen sahen, deren übermäßigen Forderungen nachzukommen. Die Last, die Kirche und den Staat zu finanzieren, lag auf den mittleren und unteren Gesellschaftsgruppen, die von den zivilen Behörden und der Geistlichkeit schwer besteuert wurden. „Die Willkür des Adels galt als das höchste Gesetz. Die Bauern und Landbewohner konnten verhungern, ohne dass die Unterdrücker sich darum gekümmert hätten ... Die Leute sahen sich bei jeder Gelegenheit gezwungen, einzig und allein den Vorteil des Gutsbesitzers zu berücksichtigen. Das Leben der Landarbeiter war nichts als ständige Mühsal und ungelindertes Elend. Ihre Klagen, falls sie es überhaupt wagten, solche vorzubringen, wurden mit beleidigender Verachtung abgewiesen. Die Gerichtshöfe setzten sich eher zugunsten eines Adligen ein als für einen Bauern. Bestechung der Richter war üblich, und die geringste Laune der Vornehmen hatte infolge dieser allgemeinen Verderbtheit Gesetzeskraft. Nicht einmal die Hälfte der den arbeitenden Menschengruppen von den weltlichen Großen einerseits und der Geistlichkeit anderseits abgepressten Steuern gelangte in die königliche oder kirchliche Schatzkammer. Alles andere wurde in schändlicher Genusssucht verschleudert. Und die Leute, die auf diese Weise ihre Mitmenschen an den Rand der Existenz brachten, brauchten selbst keine Steuern zu zahlen und waren durch Gesetze oder Gepflogenheiten zu allen Staatsämtern berechtigt. Zu den Bevorzugten gehörten 150.000 Personen, und für deren Annehmlichkeiten wurden Millionen zu einem hoffnungslosen und herabwürdigenden Leben verdammt.“ (Siehe Anmerkung 36) DGK.239.2 Teilen

240

Der Hof schwelgte in Üppigkeit und Ausschweifung. Zwischen den Regierenden und Untertanen bestand kaum Vertrauen. An alle Maßnahmen der Regierung heftete sich der Verdacht, dass sie hinterlistig und selbstsüchtig seien. Mehr als ein halbes Jahrhundert vor der Revolution bestieg Ludwig XV. den Thron, der sich selbst in jenen bösen Zeiten als ein träger, leichtfertiger und sinnlicher Fürst auszeichnete. Angesichts des verderbten und grausamen Adels, der verarmten und unwissenden unteren Menschengruppe, der finanziellen Verlegenheit des Staates und der Erbitterung des Volkes brauchte man keine prophetischen Fähigkeiten, um einen schrecklichen Ausbruch vorauszusehen. Auf die Warnung seiner Ratgeber erwiderte der König gewöhnlich: „Bemüht euch, alles im Gang zu erhalten, solange ich lebe; nach meinem Tod mag es kommen, wie es will.“ Vergeblich wies man auf die Notwendigkeit einer Reform hin. Er sah die Schieflage, hatte aber weder den Mut noch die Macht, ihr zu begegnen. Das Schicksal, das Frankreich bevorstand, wurde nur zu deutlich durch seine lässige und selbstsüchtige Antwort gekennzeichnet: „Nach mir die Sintflut!“ DGK.240.1 Teilen

Rom hatte durch ständiges Schüren der Eifersucht bei den Königen und den herrschenden Gesellschaftsschichten diese beeinflusst, das Volk in Knechtschaft zu halten. Ihnen war aber klar, dass der Staat dadurch geschwächt würde. Rom wollte jedoch die Herrscher wie auch das Volk zu seinen Sklaven machen. Weitsichtig wie sie waren, erkannten die päpstlichen Leiter, dass man, um die Menschen endgültig zu unterjochen, ihren Seelen Fesseln anlegen müsse; dass es am sichersten sei, sie für die Freiheit unfähig zu machen, und dadurch ihr Entrinnen aus der Knechtschaft zu verhindern. Tausendmal schrecklicher als körperliche Leiden, die aus solchem Handeln resultierten, war die sittliche Erniedrigung. Der Bibel beraubt, den Lehren der Frömmelei und der Selbstsucht preisgegeben, wurde das Volk in Unwissenheit und Aberglauben eingehüllt, so dass es in Laster versank und völlig untüchtig wurde, sich selbst zu beherrschen. DGK.240.2 Teilen

Doch die Resultate dieser Bemühungen waren ganz anders, als Rom angestrebt hatte. Statt dass sich die Massen blind ergeben seinen Lehrsätzen unterstellten, wurden sie zu Gottesleugnern und Revolutionären. Die Politik, die Lehren und Bräuche der Kirche verachteten sie als Pfaffentrug und betrachteten die Geistlichkeit als mitverantwortlich für ihr elendes Dasein. Der Gott Roms war der einzige Gott, den sie kannten, Roms Lehre ihre einzige Religion. Sie betrachteten dessen Gier und Grausamkeit als die eigentliche Frucht der Bibel und sie wollten keines von beiden haben. DGK.240.3 Teilen

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Rom hatte den Charakter Gottes falsch dargestellt und pervertierte seine Bedingungen, und nun verwarfen die Menschen sowohl die Bibel als auch ihren Urheber. Rom hatte einen blinden Glauben an seine Dogmen gefordert und dabei die Schrift angeblich gutgeheißen. Die Reaktion war, dass Voltaire und seine Mitgenossen das Wort Gottes völlig beiseite schoben und überall das Gift des Unglaubens verbreiteten. Rom hatte das Volk unter seiner eisernen Ferse, und nun brachen die erniedrigten und verrohten Massen als Erwiderung auf die Tyrannei alle Schranken der Zurückhaltung. Rasend vor Wut über solchen Betrug, dem sie so lange erlegen waren, verwarfen sie Wahrheit und Irrtum zusammen. Indem sie die Zügellosigkeit für Freiheit hielten, jubelten die Sklaven des Lasters in ihrer vermeintlichen Freiheit. DGK.241.1 Teilen

Nach Beginn der Revolution räumte der König dem Volk eine Mitbestimmung ein, die die gemeinsame des Adels und der Geistlichkeit überwog. Somit befand sich das Übergewicht der Macht in der Hand des Volkes, das aber nicht in der Lage war, sie mit Weisheit und Maß zu nutzen. Eifrig bestrebt, das erlittene Unrecht zu ahnden, beschloss es, eine Erneuerung der Gesellschaft vorzunehmen. Eine empörte große Masse, deren Gemüter erfüllt waren mit Bitterkeit und Erinnerungen an ewiges Unrecht, wollte den Zustand des unerträglich gewordenen Elends revolutionieren und war entschlossen sich an denen zu rächen, die sie für die Urheber ihrer Leiden hielt. DGK.241.2 Teilen

Die äußerst aufgebrachten Unterdrückten, welche die Lektion unter der Tyrannei gelernt hatten, wurden die Tyrannen derer, die sie unterdrückt hatten. Das unglückliche Frankreich fuhr eine blutige Ernte der ausgestreuten Saat ein. Schrecklich waren die Folgen seiner Unterwerfung unter die beherrschende Macht Roms. Wo Frankreich unter dem Einfluss Roms zu Beginn der Reformation den ersten Scheiterhaufen errichtet hatte, stellte die Revolution ihre erste Guillotine auf. An derselben Stelle, wo die ersten Märtyrer des protestantischen Glaubens im 16. Jahrhundert verbrannt wurden, fielen die ersten Opfer der Revolution im 18. Jahrhundert unter der Guillotine. Indem Frankreich das Evangelium verwarf, das ihm Heilung hätte bringen können, öffnete es dem Unglauben und dem Verderben die Tür. Als das Volk die Schranken des Gesetzes Gottes niedergeworfen hatte, stellte sich heraus, dass die menschlichen Gesetze unfähig waren, die mächtige Flut menschlicher Leidenschaften zu bremsen: Im Land herrschten Empörung und Gesetzlosigkeit. Der Krieg gegen die Bibel eröffnete eine Zeitperiode, die in die Weltgeschichte als „die Schreckensherrschaft“ eingegangen ist. Friede und Glück fehlten in den Wohnungen und Herzen der Menschen. Keiner war sicher. Wer heute triumphierte, wurde morgen verdächtigt und verdammt. Gewalt und Wollust führten unbestritten das Zepter. DGK.241.3 Teilen

242

Der König, die Geistlichkeit und der Adel mussten sich der Grausamkeit eines erregten und sich wie toll gebärdenden Volkes fügen. Der Rachedurst wurde durch die Hinrichtung des Königs nur noch stärker, und die seinen Tod bestimmt hatten, folgten ihm bald aufs Schafott. Man beschloss eine allgemeine Niedermetzelung aller, die verdächtig waren, der Revolution gegenüber feindlich eingestellt zu sein. Die Gefängnisse waren überfüllt. Zu einer Zeit gab es mehr als 200.000 Häftlinge. In den Städten Frankreichs spielten sich die furchtbarsten Schreckensszenen ab. Die revolutionären Parteien bekämpften sich gegenseitig. Frankreich wurde zu einem ungeheuren Schlachtfeld streitender Volksmassen, die sich von der Wut ihrer Leidenschaften beherrschen ließen. „In Paris folgte ein Aufstand dem andern, und die Bürger waren in viele Parteien zersplittert, die es auf nichts anderes als auf ihre gegenseitige Ausrottung abgesehen zu haben schienen.“ Zu dem allgemeinen Elend kam noch hinzu, dass die Nation in einen langen, verheerenden Krieg mit den europäischen Großmächten verwickelt wurde. DGK.242.1 Teilen

„Das Land war beinahe bankrott, die Truppen schrien nach ihrem rückständigen Sold, die Pariser waren am Verhungern, die Provinzen wurden von Räubern verwüstet und die Zivilisation ging beinahe unter im Aufruhr und in der Zügellosigkeit.“ DGK.242.2 Teilen

Nur zu genau hatte das Volk die Lektionen der Grausamkeit und der Folter gelernt, die Rom so eifrig gelehrt hatte. Jetzt war der Tag der Vergeltung gekommen. Aber es waren nicht mehr die Jünger Jesu, die in Kerker geworfen und auf Scheiterhaufen geschleppt wurden, denn diese waren längst umgekommen oder aus ihrer Heimat vertrieben worden. Das unbarmherzige Rom selbst fühlte die tödliche Macht derer, die es ausgebildet hatte, sich an Bluttaten zu erfreuen. „Das Beispiel der Verfolgung, das die französische Geistlichkeit so lange gegeben hatte, wurde ihr nun mit großem Nachdruck vergolten. Die Schafotte färbten sich rot von dem Blut der Priester. Die Galeeren und Gefängnisse, die einst von Hugenotten gefüllt waren, wurden jetzt mit deren Verfolgern besetzt. An die Ruderbank gekettet und mühsam am Riemen ziehend, machte die katholische Geistlichkeit alle Qualen durch, die sie so vielfach über die friedliebenden Ketzer gebracht hatte.“ (Siehe Anmerkung 37) DGK.242.3 Teilen

„Dann kamen jene Tage, als die grausamsten aller Gesetze von dem unmenschlichsten aller Gerichtshöfe gehandhabt wurden, als niemand seinen Nachbarn grüßen oder sein Gebet verrichten konnte, ... ohne Gefahr zu laufen, ein Kapitalverbrechen zu begehen, als in jedem Winkel Spione lauerten, als allmorgendlich die Guillotine lange und schwer arbeitete, die Gefängnisse so voll waren wie die Räume eines Sklavenschiffes, in den Straßenrinnen das Blut schäumend der Seine zueilte ... Während täglich Wagenladungen mit Opfern durch die Straßen von Paris ihrem Schicksal entgegengefahren wurden, ergingen sich die Kommissare, die der Konvent in die Provinzen gesandt hatte, in übermäßiger Grausamkeit, wie man sie selbst in der Hauptstadt nicht kannte. Das Messer der Todesmaschine war zu langsam für das Werk des Gemetzels. Lange Reihen von Gefangenen mähte man mit Kartätschen [Artilleriegeschosse] nieder. Besetzte Boote wurden angebohrt. Lyon wurde zur Wüste. In Arras blieb den Gefangenen selbst die grausame Barmherzigkeit eines schnellen Todes versagt. Die ganze Loire hinab, von Saumur bis zum Meer, fraßen Scharen von Krähen und Weihen [habichtartige Falken] an den nackten Leichnamen, die in abscheulichen Umarmungen miteinander verschlungen waren. Weder dem Geschlecht noch dem Alter erwies man Barmherzigkeit. Es gab Hunderte Jungen und Mädchen von 17 Jahren, die von dieser fluchwürdigen Regierung ermordet wurden. Der Brust entrissene Säuglinge wurden von Spieß zu Spieß die Reihen der Jakobiner entlang geworfen.“ (Siehe Anmerkung 38) In der kurzen Zeit von zehn Jahren kamen ganze Scharen von Menschen ums Leben. DGK.242.4 Teilen

243

All dies war Satans Plan. Um es zu erreichen, hatte er sich seit Jahrhunderten bemüht. Er setzte von Anfang bis Ende auf Täuschung und hat sich vorgenommen, Leid und Elend über die Menschen zu bringen, Gottes Werke zu entstellen und zu beschmutzen, die göttliche Absicht der Liebe und des Wohlwollens zu vereiteln und dadurch Trauer im Himmel zu verursachen. Dann verblendet er durch seine raffinierten Täuschungen die Sinne der Menschen und verleitet sie, für sein Werk, Gott zu beschuldigen, als sei alles Elend die Folge des Planes des Schöpfers. Wenn die, die durch seine grausame Macht erniedrigt und gewalttätig wurden, ihre Freiheit erlangen, treibt er sie zu Ausschreitungen und Gräueltaten an. Dann aber weisen grausame und gewissenlose Tyrannen auf dieses Bild zügelloser Ausgelassenheit hin als ein Beispiel, welche Folgen die Freiheit hat. DGK.243.1 Teilen

Wird der Irrtum in einer Form entdeckt, so bringt Satan ihn einfach in einer anderen Art, und die Menge nimmt ihn ebenso begierig an wie zuerst. Als das Volk feststellte, dass die römisch-katholischen Lehren und Bräuche eine Täuschung waren, und Satan es nicht mehr so zur Übertretung des Gesetzes Gottes bringen konnte, brachte er es dazu, alle Religion als Betrug und die Heilige Schrift als ein Märchen zu sehen. Das Volk setzte die göttlichen Grundsätze beiseite und führte ungezügelte Gesetzlosigkeit ein. DGK.243.2 Teilen

Der verderbliche Irrtum, der soviel Leid über die Bewohner Frankreichs brachte, bestand darin, dass sie die Wahrheit verachteten und nicht erkannten, dass wirkliche Freiheit nur in den Schranken des Gesetzes Gottes zu finden ist. „O dass du auf meine Gebote merktest, so würde dein Friede sein wie ein Wasserstrom und deine Gerechtigkeit wie Meereswellen ... Aber die Gottlosen, spricht der Herr, haben keinen Frieden.“ — „Wer aber mir gehorcht, wird sicher bleiben und genug haben und kein Unglück fürchten.“ Jesaja 48,18.22; Sprüche 1,33. Atheisten [Gottesleugner], Ungläubige und vom Glauben Abgefallene widersetzen sich Gottes Gesetz und verwerfen es, aber die Folgen ihres Einflusses zeigen, dass das Wohlergehen des Menschen mit dem Gehorsam gegenüber den göttlichen Verordnungen verbunden ist. Wer diese Lehre nicht aus dem Wort Gottes erkennen will, muss sie in der Geschichte der Nationen kennenlernen. DGK.243.3 Teilen

244

Als Satan die Menschen durch die römische Kirche vom Gehorsam wegzuführen versuchte, handelte er derart verborgen und sein Tun war so verstellt, dass die Entartung und das Elend, die daraus entstanden, nicht als Früchte der Übertretung erkannt wurden. Aber das Wirken des Geistes Gottes vereitelte die Anschläge des Bösen so weit, dass seine Absichten nicht ganz ausreifen konnten. Das Volk schloss nicht von den Wirkungen auf die Ursache. Ihm blieb daher der Grund seines Elends verborgen. Bei der Revolution aber wurde das Gesetz Gottes von der Nationalversammlung öffentlich beiseitegesetzt, und während der darauf folgenden Schreckensherrschaft konnten alle den wahren Zusammenhang zwischen Ursache und Wirkung klar erkennen. DGK.244.1 Teilen

Als Frankreich öffentlich Gott leugnete und die Bibel beiseitesetzte, jubelten böse Menschen und Geister der Finsternis, dass sie das so lang erwünschte Ziel erreicht hatten: ein Reich, frei von den Schranken des Gesetzes Gottes. „Weil das Urteil über böses Tun nicht sogleich ergeht, wird das Herz der Menschen voll Begier, Böses zu tun.“ Prediger 8,11. Aber die Übertretung eines gerechten und heiligen Gesetzes muss unvermeidlich in Elend und Verderben enden. Wenn die Menschen auch nicht sofort von Strafgerichten heimgesucht werden, so bewirkt ihre Gottlosigkeit doch ihr sicheres Verderben. Jahrhunderte des Abfalls und des Verbrechens hatten den Zorn bis zum Tag der Vergeltung angehäuft, und als das Maß ihrer Ungerechtigkeit voll war, erfuhren die Verächter Gottes zu spät, dass es schrecklich ist, die göttliche Geduld überspannt zu haben. Der zügelnde Geist Gottes, der die grausame Macht Satans in Schach hält, wurde weitgehend entzogen, und der, dessen einzige Freude das Elend der Menschen ist, durfte handeln, wie er wollte. Alle, die sich am Aufruhr beteiligten, ernteten dessen Früchte, bis das Land voll von Verbrechen war, die zu abscheulich waren, um sie zu beschreiben. Aus den verwüsteten Provinzen und zerstörten Städten erhob sich ein schrecklicher Schrei — ein Schrei bitterster Qual. Frankreich wurde erschüttert, als bebte die Erde. Religion, Gesetz, soziale Ordnung, Familie, Staat und Kirche — alles wurde von einer gottlosen Hand niedergestreckt, die sich gegen das Gesetz Gottes gestellt hatte. Wahr ist das Wort des weisen Mannes: „Der Gottlose wird fallen durch sein gottlos Wesen.“ „Ob ein Sünder hundertmal Böses tut und lange lebt, so weiß ich doch, dass es wohl gehen wird denen, die Gott fürchten, die sein Angesicht scheuen. Aber dem Gottlosen wird es nicht wohl gehen.“ „Darum, dass sie hassten die Lehre und wollten des Herrn Furcht nicht haben, ... so sollen sie essen von den Früchten ihres Wesens und ihres Rats satt werden.“ Sprüche 11,5; Prediger 8,12.13; DGK.244.2 Teilen

245

Sprüche 1,29.31. DGK.245.1 Teilen

Gottes treue Zeugen, die durch die lästerliche Macht, die „aus dem Abgrund aufsteigt“, erschlagen wurden, sollten nicht lange schweigen. „Nach drei Tagen und einem halben fuhr in sie der Geist des Lebens von Gott, und sie stellten sich auf ihre Füße; und eine große Furcht fiel auf die, die sie sahen.“ Offenbarung 11,11. Es war im Jahr 1793, als die französische Nationalversammlung die Erlasse genehmigte, welche die christliche Religion abschafften und die Bibel verboten. Dreieinhalb Jahre später wurde von der gleichen Versammlung beschlossen, diese Erlasse zu widerrufen und somit die Heilige Schrift wieder zu dulden. Die Welt war über die ungeheure Schuld bestürzt, die aus der Verwerfung des lebendigen Wortes Gottes entstanden war, und die Menschen erkannten die Notwendigkeit des Glaubens an Gott und sein Wort als Grundlage von Tugend und Sittlichkeit. Der Herr sagt: „Wen hast du geschmäht und gelästert? Über wen hast du die Stimme erhoben? Du hebst deine Augen empor wider den Heiligen in Israel.“ „Darum siehe, nun will ich sie lehren und meine Hand und Gewalt ihnen kundtun, dass sie erfahren sollen, ich heiße der Herr.“ Jesaja 37,23; Jeremia 16,21. DGK.245.2 Teilen

Über die zwei Zeugen sagt der Prophet auch: „Und sie hörten eine große Stimme vom Himmel zu ihnen sagen: Steigt herauf! Und sie stiegen auf in den Himmel in einer Wolke, und es sahen sie ihre Feinde.“ Offenbarung 11,12. Seit Frankreich sich gegen Gottes beide Zeugen erhoben hatte, sind diese wie nie zuvor geehrt worden. Im Jahr 1804 wurde die Britische und die Ausländische Bibelgesellschaft gegründet. Es folgten ähnliche Einrichtungen mit zahlreichen Zweigen auf dem europäischen Festland. Im Jahr 1816 nahm die Amerikanische Bibelgesellschaft ihre Tätigkeit auf. Zur Gründungszeit der britischen Gesellschaft war die Bibel in 50 Sprachen gedruckt und verbreitet worden. Seitdem hat man sie in mehr als 400 Sprachen und Mundarten übersetzt. (Siehe Anmerkung 39) Übersetzungen aus der Heiligen Schrift gibt es zurzeit in rund 1150 Sprachen und Dialekten, und jedes Jahr werden zwischen 40 und 50 Millionen Bibeln und Bibelteile in der Welt verbreitet. Während der letzten 50 Jahre vor 1792 wurde das ausländische Missionswerk nur wenig beachtet. Es gab keine neuen Missionsgesellschaften und nur wenige Gemeinschaften, die sich irgendwie bemühten, das Christentum in heidnischen Ländern zu verbreiten. Erst gegen Ende des 18. Jahrhunderts änderte sich das. Man wurde unzufrieden mit den Ergebnissen des Rationalismus und erkannte die Notwendigkeit einer göttlichen Offenbarung und einer Erfahrungsreligion. Von dieser Zeit an wuchs das Werk der äußeren Mission mit bis dahin noch nie da gewesener Schnelligkeit. (Siehe Anmerkung 40) DGK.245.3 Teilen

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Die Verbesserungen der Buchdruckerkunst haben der Verbreitung der Bibel neuen Auftrieb gegeben. Durch die zahlreichen verbesserten Verkehrsverbindungen zwischen verschiedenen Ländern, den Zusammenbruch früherer Schranken, sei es Vorurteil oder nationale Abgeschlossenheit, und durch den Verlust der weltlichen Macht des Pontifex von Rom wurde der Weg für den Eingang des Wortes Gottes gebahnt. Schon lange ist die Bibel ohne irgendwelche Behinderungen auf den Straßen Roms verkauft und jetzt auch in alle Teile der bewohnten Erdkugel getragen worden. DGK.246.1 Teilen

Prahlend sagte einst der ungläubige Voltaire (1694-1778): „Ich habe es satt, die Leute immer wieder sagen zu hören, dass zwölf Männer die christliche Religion gegründet haben. Ich will beweisen, dass ein Mann genügt, sie umzustoßen.“ Ein Jahrhundert ist seit seinem Tod vergangen. Millionen haben sich dem Kampf gegen die Heilige Schrift angeschlossen. DGK.246.2 Teilen

Aber statt ausgerottet zu sein, sind dort, wo zu Voltaires Zeit 100 Bibeln waren, nun 10.000 — ja 100.000 Exemplare der Heiligen Schrift. Die Worte eines der ersten Reformatoren über die christliche Lehre lauten: „Die Bibel ist ein Amboss, der viele Hämmer abgenutzt hat.“ Der Herr sagt: „Keiner Waffe, die gegen dich bereitet wird, soll es gelingen, und jede Zunge, die sich gegen dich erhebt, sollst du im Gericht schuldig sprechen. Das ist das Erbteil der Knechte des HERRN, und ihre Gerechtigkeit kommt von mir, spricht der HERR.“ Jesaja 54,17. „Das Wort unsres Gottes bleibt ewiglich.“ „Unwandelbar sind alle seine Gebote, festgestellt für immer, für ewig, gegeben mit Treue und Redlichkeit.“ Jesaja 40,8; Psalm 111,7.8 (Menge). Was immer auf menschliche Macht gebaut ist, wird umgestoßen werden, was aber auf dem Felsen des unveränderlichen Wortes Gottes gegründet ist, wird ewig bestehen. DGK.246.3 Teilen

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