Portrait von Ellen White
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In der Bibel vorausgesagt
In der Bibel vorausgesagt
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In vielen Ländern wurde etwa zeitgleich die Botschaft von der Wiederkunft Jesu verkündet. Menschen studierten intensiv die Bibel und erkannten neue Wahrheiten, und dass sie in einer besonderen Zeit lebten und die letzten Ereignisse sich zu erfüllen schienen.. DGK.301.1 Teilen

In der Weissagung über die erste Engelsbotschaft in Offenbarung 14 wird unter der Verkündigung der baldigen Ankunft Christi eine große religiöse Erweckung vorhergesagt. Johannes sieht „einen Engel fliegen mitten durch den Himmel, der hatte ein ewiges Evangelium zu verkündigen denen, die auf Erden wohnen, und allen Heiden und Geschlechtern und Sprachen und Völkern“. Mit großer Stimme verkündete er die Botschaft: „Fürchtet Gott und gebt ihm die Ehre; denn die Zeit seines Gerichts ist gekommen! Und betet an den, der gemacht hat Himmel und Erde und Meer und die Wasserquellen.“ Offenbarung 14,6.7. DGK.301.2 Teilen

Die Tatsache, dass ein Engel als Herold dieser Warnung bezeichnet wird, ist bedeutend. Es hat der göttlichen Weisheit gefallen, durch die Reinheit, Herrlichkeit und Macht des himmlischen Boten die Erhabenheit des durch die Botschaft auszuführenden Werkes sowie die Macht und Herrlichkeit darzustellen, die sie begleiten sollten. Der „mitten durch den Himmel“ fliegende Engel, die „große Stimme“, mit der die Botschaft verkündet wird, und ihre Verbreitung unter allen, „die auf Erden wohnen“, — „allen Heiden und Geschlechtern und Sprachen und Völkern“ — bekunden die Schnelligkeit und weltweite Ausdehnung der Bewegung. DGK.301.3 Teilen

Die Botschaft erhellt die Zeit, in der diese Bewegung stattfinden soll. Es heißt, dass sie ein Teil des „ewigen Evangeliums“ sei, und sie kündigten den Beginn des Gerichts an. Die Heilsbotschaft ist zu allen Zeiten verkündet worden, aber diese Botschaft hier ist ein Teil des Evangeliums, das nur in den letzten Tagen verkündet werden kann, denn nur dann würde es wahr sein, dass die Stunde des Gerichts gekommen ist. Die Weissagungen zeigen eine Reihe von Ereignissen, die bis zum Beginn des Gerichts reichen. Dies ist besonders beim Buch Daniel der Fall. Jenen Teil seiner Weissagungen aber, der sich auf die letzten Tage bezieht, sollte Daniel verbergen und versiegeln „bis auf die letzte Zeit“. Erst dann, als diese Zeit erreicht war, konnte die Botschaft des Gerichts, die sich auf die Erfüllung dieser Weissagung gründet, verkündet werden. Aber in der letzten Zeit, sagt der Prophet, „werden viele darüberkommen und großen Verstand finden“. Daniel 12,4. DGK.301.4 Teilen

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Der Apostel Paulus warnte die Gemeinde, die Wiederkunft Christi schon in seinen Tagen zu erwarten: „Denn er [der Tag Christi] kommt nicht, es sei denn, dass zuvor der Abfall komme und offenbart werde der Mensch der Sünde.“ 2.Thessalonicher 2,3. Erst nach dem großen Abfall und der langen Regierungszeit des „Menschen der Sünde“ dürfen wir die Ankunft unseres Herrn erwarten. Der „Mensch der Sünde“, auch das „Geheimnis der Bosheit“, „das Kind des Verderbens“ und der „Boshafte“ genannt, stellt das Papsttum dar, welches wie in der Prophezeiung vorhergesagt wurde, seine Oberherrschaft 1260 Jahre lang halten sollte. Diese Zeit endete im Jahr 1798. Das Kommen Christi konnte nicht vor jener Zeit stattfinden. Die Warnung des Paulus erstreckt sich über die lange christliche Bundeszeit bis zum Jahre 1798. Erst danach sollte die Botschaft von der Wiederkunft Christi verkündet werden. DGK.302.1 Teilen

Eine solche Botschaft wurde in den vergangenen Zeiten nie gepredigt. Paulus verkündete sie, wie wir gesehen haben, nicht. Er verwies seine Brüder in der Frage der Wiederkunft des Herrn in die damals weit entfernte Zukunft. Die Reformatoren verkündeten sie nicht. Martin Luther erwartete das Gericht ungefähr 300 Jahre nach seiner Zeit. Aber seit dem Jahr 1798 ist das Buch Daniel entsiegelt worden, das Verständnis der Weissagungen hat zugenommen und viele verkündeten die feierliche Botschaft vom nahen Gericht. DGK.302.2 Teilen

Wie die große Reformation im 16. Jahrhundert, so kam die Adventbewegung gleichzeitig in verschiedenen Ländern der Christenheit auf. Sowohl in Europa als auch in Amerika studierten Männer des Glaubens und des Gebets die Weissagungen, verfolgten die von Gott eingegebenen Berichte und fanden überzeugende Beweise, dass das Ende aller Dinge nahe war. In verschiedenen Ländern entstanden vereinzelte Gruppen von Christen, die allein durch das Studium der Heiligen Schrift zu der Überzeugung gelangten, dass die Ankunft des Heilands bevorstand. DGK.302.3 Teilen

Im Jahr 1821, drei Jahre nachdem Miller das Verständnis der Weissagungen aufgegangen war, die auf die Zeit des Gerichts hinwiesen, begann Dr. Joseph Wolff, „der Missionar für die ganze Welt“, das baldige Kommen des Herrn zu verkündigen. Wolff war Jude, aus Deutschland gebürtig; sein Vater war Rabbiner. Schon sehr früh wurde Wolff von der Wahrheit der christlichen Religion überzeugt. Von tätigem und forschendem Verstand, hatte er aufmerksam den im elterlichen Hause stattfindenden Gesprächen gelauscht, wenn sich dort täglich fromme Juden einfanden, um die Hoffnungen und Erwartungen ihres Volkes, die Herrlichkeit des kommenden Messias und die Wiederaufrichtung Israels zu besprechen. Als der Junge eines Tages den Namen Jesus von Nazareth hörte, fragte er, wer das sei. Die Antwort lautete: „Ein höchst begabter Jude; weil er aber vorgab, der Messias zu sein, verurteilte ihn das jüdische Gericht zum Tode.“ — „Warum ist Jerusalem zerstört“, fuhr der Fragesteller fort, „und warum sind wir in Gefangenschaft?“ — „Ach“, antwortete der Vater, „weil die Juden die Propheten umbrachten.“ Dem Kind kam sofort der Gedanke: „Vielleicht war auch Jesus von Nazareth ein Prophet, und die Juden haben ihn getötet, obgleich er unschuldig war.“ Wolff, „Reiseerfahrungen“, Bd. I, S. 6f. Das beschäftigte ihn so sehr, dass er, obwohl es ihm untersagt war, eine christliche Kirche zu betreten, doch oft draußen stehen blieb, um der Predigt zuzuhören. DGK.302.4 Teilen

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Als er erst sieben Jahre alt war, prahlte er vor einem betagten christlichen Nachbarn von dem zukünftigen Triumph Israels beim Kommen des Messias, worauf der alte Mann freundlich sagte: „Mein Junge, ich will dir sagen, wer der wirkliche Messias war — es war Jesus von Nazareth, ... den deine Vorfahren kreuzigten, wie sie früher auch die Propheten umbrachten. Geh nach Hause und lies das 53. Kapitel des Jesaja, und du wirst überzeugt werden, dass Jesus Christus der Sohn Gottes ist.“ DGK.303.1 Teilen

Wolff war sofort davon überzeugt, ging nach Hause, las den betreffenden Abschnitt und stellte verwundert fest, wie vollkommen dieser in Jesus von Nazareth erfüllt worden war. Konnten die Worte des Christen wahr sein? Der Junge bat seinen Vater um eine Erklärung der Weissagung. Dieser aber trat ihm mit einem so finsteren Schweigen entgegen, dass er es nie wieder wagte, darauf zurückzukommen. Immerhin verstärkte sich hierdurch sein Verlangen, mehr von der christlichen Religion zu erfahren. DGK.303.2 Teilen

Die Erkenntnis, die er suchte, wurde in seinem jüdischen Familienkreis sorgfältig von ihm ferngehalten, aber als er 11 Jahre alt war, verließ er seines Vaters Haus, um in die Welt hinauszugehen, sich eine Ausbildung zu verschaffen und Religion und Beruf zu wählen. Er fand eine Zeitlang bei Verwandten Unterkunft, wurde aber bald als Abtrünniger von ihnen vertrieben und musste sich allein und mittellos seinen Weg unter Fremden bahnen. Er zog von Ort zu Ort, studierte fleißig und verdiente sich seinen Unterhalt durch hebräischen Sprachunterricht. Durch den Einfluss eines katholischen Lehrers wurde er zum päpstlichen Glauben geführt, und er entschloss sich, Missionar unter seinem eigenen Volk zu werden. In dieser Absicht ging er wenige Jahre später an das katholische Missionsinstitut (Das „Collegium pro fide Propaganda“, an dem außer Theologie, Philosophie und Kirchenrecht noch Hebräisch, Arabisch, Syrisch, Griechisch und Armenisch gelehrt wurde.) nach Rom, um dort seine Studien fortzusetzen. Hier trug ihm seine Gewohnheit, unabhängig zu denken und offen zu reden, den Vorwurf der Ketzerei ein. Er griff vorbehaltlos die Missbräuche der Kirche an und betonte die Notwendigkeit einer Umgestaltung. Obwohl er zuerst von den päpstlichen Würdenträgern mit besonderer Gunst behandelt worden war, musste er doch nach einiger Zeit Rom verlassen. Unter der Aufsicht der Kirche ging er von Ort zu Ort, bis man sich überzeugt hatte, dass er sich niemals dem Joch der römischen Kirche unterwerfen würde. Man nannte ihn unverbesserlich und ließ ihn gehen, wohin er wollte. Er schlug nun den Weg nach England ein und trat zur anglikanischen Kirche über, indem er sich zum protestantischen Glauben bekannte. Nach zweijährigem intensiven Studium begann er im Jahre 1821 sein Lebenswerk. DGK.303.3 Teilen

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Während Wolff die große Wahrheit von der ersten Ankunft Christi als „des Allerverachtetsten und Unwertesten, voller Schmerzen und Krankheit“ annahm, erkannte er, dass die Weissagungen mit gleicher Deutlichkeit seine Wiederkunft in Macht und Herrlichkeit schilderten. Und während er sein Volk zu Jesus von Nazareth, dem Verheißenen, führen und dessen Erscheinen in Niedrigkeit als ein Opfer für die Sünden der Menschen zeigen wollte, wies er sie gleichzeitig auf Christi Wiederkunft als König und Erlöser hin. DGK.304.1 Teilen

Er sagte: „Jesus von Nazareth, der wahre Messias, dessen Hände und Füße durchbohrt wurden, der wie ein Lamm zur Schlachtbank geführt wurde, der ein Mann der Schmerzen und Leiden war, der zum ersten Mal kam, nachdem das Zepter von Juda und der Herrscherstab von seinen (Judas) Füßen gewichen war, wird zum zweiten Male kommen in den Wolken des Himmels mit der Posaune des Erzengels.“ Wolff, „Forschungen und Missionswirken“, S. 62 Er wird „auf dem Ölberge stehen; und jene Herrschaft über die Schöpfung, die einst Adam zugewiesen war und von ihm verwirkt wurde (1.Mose 1,26; 3,17), wird Jesus gegeben werden. Er wird König sein über die ganze Erde. Das Seufzen und Klagen der Schöpfung wird aufhören, und Lob- und Danklieder werden erschallen ... Wenn Jesus in der Herrlichkeit seines Vaters mit seinen heiligen Engeln kommt, ... werden die ‚Toten in Christo‘ zuerst auferstehen. 1.Thessalonicher 4,16; 1.Korinther 15,23. Dies nennen wir Christen die erste Auferstehung. Danach wird die Tierwelt ihren Wesen ändern (Jesaja 11,6-9) und Jesus untertan werden. Psalm 8. Allgemeiner Friede wird herrschen“. „Der Herr wird erneut auf die Erde herniederschauen und sagen: Siehe, es ist sehr gut.“ Wolff, „Tagebuch“, S. 378.379.294 DGK.304.2 Teilen

Wolff glaubte, dass das Kommen des Herrn nahe sei. Seine Auslegung der prophetischen Zeitangaben wich nur um wenige Jahre von der Zeit ab, in der Miller die große Vollendung erwartete. Denen, die auf Grund des Textes: „Von dem Tage aber und von der Stunde weiß niemand“ (Matthäus 24,36) geltend zu machen suchten, dass den Menschen die Nähe der Wiederkunft Christi unbekannt bleiben sollte, antwortete Wolff: „Sagte unser Herr, dass der Tag und die Stunde nie bekannt werden sollten? Hat er uns nicht Zeichen der Zeit gegeben, damit wir wenigstens das Herannahen seiner Wiederkunft erkennen könnten, so wie man an dem Feigenbaum, wenn er Blätter treibt, weiß, dass der Sommer nahe ist? Matthäus 24,32. Sollen wir jene Zeit nie erkennen können, obgleich er selbst uns ermahnt, den Propheten Daniel nicht nur zu lesen, sondern auch zu verstehen? Gerade in Daniel heißt es, dass diese Worte bis auf die Zeit des Endes verborgen bleiben sollten (was zu seiner Zeit der Fall war) und dass viele ‚darüber kommen‘ (hebräischer Ausdruck für betrachten und nachdenken über die Zeit) und ‚großen Verstand‘ (hinsichtlich der Zeit) finden würden. Daniel 12,4. Überdies will unser Herr damit nicht sagen, dass das Herannahen der Zeit unbekannt bleiben soll, sondern nur, dass niemand den bestimmten Tag und die genaue Stunde weiß. Er sagt, es soll genügend durch die Zeichen der Zeit bekannt werden, um uns anzutreiben, uns auf seine Wiederkunft vorzubereiten, gleichwie Noah die Arche baute.“ Wolff, „Forschungen und Missionswirken“, S. 404.405 Soweit Wolff zu den Einwänden, dass niemand Zeit und Stunde wisse. DGK.304.3 Teilen

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Hinsichtlich der volkstümlichen Auslegung oder Fehldeutung der Heiligen Schrift schrieb Wolff: „Der größere Teil der christlichen Kirche ist von dem klaren Sinn der Heiligen Schrift abgewichen und hat sich der trügerischen Lehre des Buddhismus zugewandt, die vorgibt, dass das zukünftige Glück der Menschen in einem Hin- und Herschweben in der Luft bestehe; sie nimmt an, dass Heiden darunter zu verstehen seien, wenn man Juden liest; dass die Kirche gemeint sei, wenn Jerusalem geschrieben steht; dass es Himmel bedeute, wenn es heißt Erde; dass an den Fortschritt der Missionsgesellschaften zu denken sei, wenn vom Kommen des Herrn die Rede ist; und dass unter dem Ausdruck ‚auf den Berg des Hauses Gottes gehen‘ eine große Versammlung der Methodisten zu verstehen sei.“ „Wolff, Tagebuch“, S. 96 DGK.305.1 Teilen

Während der 24 Jahre von 1821 bis 1845 bereiste Wolff viele Länder. In Afrika besuchte er Ägypten und Abessinien; in Asien Palästina, Syrien, Persien, Buchara (Turkestan) und Indien. Auch in die Vereinigten Staaten kam er. Bei der Hinreise predigte er auf der Insel St. Helena. Im August des Jahres 1837 traf er in New York ein. Nachdem er in jener Stadt gesprochen hatte, predigte er in Philadelphia und Baltimore und ging schließlich nach Washington. „Hier wurde mir“, sagte er, „auf Vorschlag des Expräsidenten John Quincy Adams in einem der Häuser des Kongresses einstimmig die Benutzung des Kongresssaales für einen Vortrag zur Verfügung gestellt, den ich an einem Samstag in Gegenwart sämtlicher Mitglieder des Kongresses, des Bischofs von Virginia sowie der Geistlichkeit und der Bürger von Washington hielt. Die Mitglieder der Regierung von New Jersey und Pennsylvanien zollten mir die gleiche Ehre. In ihrer Gegenwart hielt ich Vorlesungen über meine Forschungen in Asien sowie auch über die persönliche Regierung Jesu Christi.“ Wolff, „Tagebuch“, S. 377 Dr. Wolff bereiste die unzivilisiertesten Länder ohne den Schutz irgendeiner europäischen Regierung. Er erduldete viele Mühsale und war von zahllosen Gefahren umgeben. Er bekam Stockschläge auf die Fußsohlen, musste hungern, wurde als Sklave verkauft und dreimal zum Tode verurteilt. Räuber fielen ihn an, und manchmal wäre er fast verdurstet. Einmal verlor er alle seine Habe und musste zu Fuß hunderte von Meilen durch das Gebirge wandern, während ihm der Schnee ins Gesicht trieb und seine nackten Füße durch die Berührung mit dem gefrorenen Boden erstarrten. DGK.305.2 Teilen

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Warnte man ihn davor, unbewaffnet unter wilde und feindselige Stämme zu gehen, so erklärte er, dass er mit Waffen versehen sei: mit dem Gebet, mit Eifer für Christus und mit Vertrauen auf seine Hilfe. „Ich habe auch“, sagte er, „die Liebe zu Gott und meinem Nächsten im Herzen und trage die Bibel in meiner Hand.“ Wohin er auch ging, hatte er eine hebräische und eine englische Bibel bei sich. Von einer seiner späteren Reisen sagt er: „Ich ... hielt die Bibel offen in meiner Hand. Ich fühlte, dass meine Kraft in dem Buch war und dass seine Macht mich erhalten würde.“ Adams, „In Perils Oft“, S. 192f. DGK.306.1 Teilen

So harrte er in seiner Arbeit aus, bis die Gerichtsbotschaft über einen großen Teil des bewohnten Erdballs gegangen war. Unter Juden, Türken, Parsen, Hindus und vielen andern Nationen und Stämmen teilte er das Wort Gottes in den verschiedenen Sprachen aus und verkündete überall die kommende Herrschaft des Messias. DGK.306.2 Teilen

Auf seinen Reisen fand er die Lehre von der baldigen Wiederkunft des Herrn in Buchara, bei einem entlegenen abgesonderten Volksstamm. Er sagte ferner: „Die Araber des Jemen sind im Besitz eines Buches, ‚Seera‘ genannt, das von der Wiederkunft Christi berichtet und seiner Regierung in Herrlichkeit, und sie erwarten für das Jahr 1840 große Ereignisse.“ Wolff, „Tagebuch“, S. 398.399 „In Jemen ... verbrachte ich sechs Tage mit den Rechabiten. Sie trinken keinen Wein, pflanzen keine Weinberge, säen keine Saat, wohnen in Zelten und gedenken der Worte Jonadabs, des Sohnes Rechabs. Es befanden sich auch Israeliten aus dem Stamm Dan bei ihnen, ... die gemeinsam mit den Kindern Rechabs die baldige Ankunft des Messias in den Wolken des Himmels erwarten.“ Wolff, „Tagebuch“, S. 389 DGK.306.3 Teilen

Einen ähnlichen Glauben fand ein anderer Missionar bei den Tataren vor. Ein tatarischer Priester stellte ihm die Frage, wann denn Christus wiederkäme. Als der Missionar antwortete, dass er nichts davon wisse, schien der Priester sehr überrascht zu sein über solche Unwissenheit bei einem, der vorgab, Bibellehrer zu sein, und erklärte seinen eigenen auf die Weissagung gegründeten Glauben, dass Christus ungefähr im Jahr 1844 kommen würde. DGK.306.4 Teilen

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In England fing man schon im Jahr 1826 an, die Adventbotschaft zu predigen. Die Bewegung nahm hier keine so entschiedene Form an wie in Amerika. Die genaue Zeit der Wiederkunft Christi lehrte man nicht so allgemein, aber die große Wahrheit vom baldigen Kommen Christi in Macht und Herrlichkeit wurde überall verkündet — und dies nicht nur unter denen, die nicht zur anglikanischen Kirche gehörten. Mourant Brock, ein englischer Schriftsteller, gibt an, dass sich ungefähr 700 Prediger der anglikanischen Kirche mit der Verkündigung des „Evangeliums vom Reich“ befassten. Auch in Großbritannien wurde die Botschaft seines Kommens, die auf das Jahr 1844 hinwies, verkündet. Drucksachen über die Adventbewegung wurden von den Vereinigten Staaten aus überallhin versandt. In England gab man wieder Bücher und Zeitschriften heraus, und im Jahr 1842 kehrte Robert Winter, ein gebürtiger Engländer, der den Adventglauben in Amerika angenommen hatte, in seine Heimat zurück, um das Kommen des Herrn zu verkündigen. Viele vereinten sich mit ihm in dieser Aufgabe. Die Gerichtsbotschaft wurde in verschiedenen Teilen Englands verbreitet. DGK.307.1 Teilen

In Südamerika fand Lacunza, ein Spanier und Jesuit, inmitten von Priestertrug und roher Unwissenheit seinen Weg zur Heiligen Schrift und erkannte die Wahrheit von der baldigen Wiederkunft Christi. Innerlich getrieben, die Warnung zu erteilen, und doch darauf bedacht, den Kirchenstrafen Roms zu entkommen, veröffentlichte er seine Ansichten unter dem Decknamen „Rabbi Ben-Esra“, indem er sich für einen bekehrten Juden ausgab. Lacunza lebte im 18. Jahrhundert. Sein Buch, das den Weg nach London gefunden hatte, wurde ungefähr im Jahre 1825 in die englische Sprache übersetzt. Seine Herausgabe diente dazu, die in England erwachte Aufmerksamkeit hinsichtlich der Wiederkunft Christi zu steigern. DGK.307.2 Teilen

In Deutschland war diese Lehre im 18. Jahrhundert von Johann Albrecht Bengel (1687-1752), dem berühmten Bibelgelehrten und Kritiker, einem Prälaten der lutherischen Kirche, gepredigt worden. Nach Vollendung seiner Schulbildung hatte Bengel „sich dem Studium der Theologie gewidmet, wozu ihn sein tiefernstes und frommes Gemüt, durch seine frühe Bildung und Zucht erweitert und verstärkt, von Natur hinzog. Wie andere denkende junge Männer vor und nach ihm hatte auch er mit religiösen Zweifeln und Schwierigkeiten zu kämpfen, und mit tiefem Gefühl spricht er von den ‚vielen Pfeilen, die sein armes Herz durchbohrten und seine Jugend schwer erträglich machten‘“ Encyclopaedia Britannica, art. Bengel; Real-Enzyklopädie für protestantische Theologie und Kirche, Bd. II, S. 295-301, Leipzig, 1878 DGK.307.3 Teilen

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Als er Mitglied des Württembergischen Konsistoriums [Landeskirchenbehörde] wurde, trat er für die Religionsfreiheit ein. „Indem er alle Rechte und Vorrechte der Kirche aufrechterhielt, befürwortete er, jede billige Freiheit denen zu gewähren, die sich aus Gewissensgründen gebunden fühlten, sich von ihrer Gemeinschaft zurückzuziehen.“ Encyclopaedia Britannica, art. Bengel; Real-Enzyklopädie für protestantische Theologie und Kirche, Bd. II, S. 295-301, Leipzig, 1878 Die guten Wirkungen dieser klugen Entscheidung werden in dem Landstrich, aus dem er stammte, noch immer verspürt. DGK.308.1 Teilen

Während sich Bengel auf die Predigt für einen Adventsonntag (über Offenbarung 21) vorbereitete, ging ihm plötzlich die Erkenntnis von der Wiederkunft Christi auf. Die Weissagungen der Offenbarung erschlossen sich seinem Verständnis wie nie zuvor. Das Bewusstsein von der ungeheuren Wichtigkeit und unübertrefflichen Herrlichkeit der von dem Propheten vorausgesagten Ereignisse überwältigte ihn derart, dass er gezwungen war, sich eine Zeitlang von der Betrachtung dieses Themas abzuwenden. Auf der Kanzel jedoch stand dieser Fragenkreis in aller Lebendigkeit und Stärke wieder vor ihm. Von da an studierte er die Weissagungen, besonders die der Offenbarung, und gelangte bald zu dem Glauben, dass sie darauf hinwiesen, dass das Kommen Christi nahe bevorsteht. Das Datum, das er als die Zeit der Wiederkunft Christi errechnete, wich nur um wenige Jahre von dem später von Miller angenommenen Termin ab. DGK.308.2 Teilen

Bengels Schriften sind in der ganzen Christenheit verbreitet worden. In seiner Heimat Württemberg, und bis zu einem gewissen Grade auch in andern Teilen Deutschlands, nahm man seine Ansichten über die Weissagung fast allgemein an. Die auf Bengels Auffassungen beruhende geistliche Bewegung hielt nach seinem Tod an, und die Adventbotschaft wurde in Deutschland zur selben Zeit vernommen, zu der sie in andern Ländern die Aufmerksamkeit auf sich zog. Schon früh gingen einige Gläubige nach Russland und gründeten dort Kolonistensiedlungen. Der Glaube an das baldige Kommen Christi wird in den deutschen Gemeinden jenes Landes noch immer bewahrt. DGK.308.3 Teilen

In Frankreich und der Schweiz war die Erkenntnis ebenfalls aufgekommen. In Genf, wo Farel und Calvin die Wahrheiten der Reformation ausgebreitet hatten, predigte Gaussen die Botschaft von der Wiederkunft Christi. Als Student hatte er jenen Geist des Rationalismus eingesogen, der in der letzten Hälfte des 18. Jahrhunderts ganz Europa durchdrang, und als er ins Predigtamt eintrat, kannte er nicht nur den wahren Glauben nicht, sondern er neigte sogar zur Zweifelsucht. In seiner Jugend hatte er begeistert die Weissagungen studiert. Als er Rollins „Alte Geschichte“ las, wurde seine Aufmerksamkeit auf das zweite Kapitel Daniels gerichtet, und er staunte über die wunderbare Genauigkeit, mit der sich die Weissagung erfüllt hatte, wie aus dem Bericht des Geschichtsschreibers ersichtlich war. Hierin lag ein Zeugnis für die göttliche Eingebung der Heiligen Schrift, das ihm inmitten der Gefahren späterer Jahre als Anker diente. Ihn befriedigten die Lehren des Rationalismus nicht mehr, sondern er kam durch das Forschen in der Bibel und das Suchen nach klarerer Erkenntnis nach einiger Zeit zu einem festen Glauben. Als er die Weissagungen weiter durchforschte, kam er zu der Überzeugung, dass das Kommen des Herrn nahe bevorstehe. Unter dem Eindruck des Ernstes und der Wichtigkeit dieser großen Wahrheit wünschte er, sie dem Volk nahezubringen, aber der volkstümliche Glaube, dass die Weissagungen Daniels Geheimnisse und darum nicht zu verstehen seien, wurde für ihn zu einem schweren Hindernis. Endlich entschloss er sich, wie es vor ihm Farel schon getan hatte, als er Genf das Evangelium brachte, bei den Kindern zu beginnen, durch die er die Eltern anzuziehen hoffte. Als er später einmal von seinem Ziel bei diesem Vorhaben sprach, sagte er: „Ich möchte dies verstanden wissen, dass es nicht wegen der geringen Bedeutung, sondern im Gegenteil des hohen Wertes wegen ist, dass ich diese Sache in dieser vertraulichen Form darzustellen wünschte und mich damit an die Kinder wandte. Ich wollte gehört werden und hatte befürchtet, keine Aufmerksamkeit zu erregen, falls ich mich an die Erwachsenen wenden würde ... Ich beschloss deshalb, zu den Jüngsten zu gehen. Ich versammelte eine Schar von Kindern um mich. Wenn die Zahl der Anwesenden zunimmt, wenn man sieht, dass sie zuhören, Gefallen daran finden, angezogen werden, dass sie das Thema verstehen und erklären können, dann werde ich sicherlich bald einen zweiten Kreis von Zuhörern haben, und die Erwachsenen ihrerseits werden sehen, dass es sich der Mühe lohnt, sich hinzusetzen und zu studieren. Geschieht das, dann ist die Sache gewonnen.“ Gaussen, „Der Prophet Daniel“, Bd. II, Vorwort DGK.308.4 Teilen

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Gaussens Bemühungen waren erfolgreich. Während er sich an die Kinder wandte, kamen ältere Menschen, um ihm zuzuhören. Die Emporen seiner Kirche füllten sich mit aufmerksamen Zuhörern. Unter ihnen befanden sich gelehrte und angesehene Menschen sowie Ausländer und Fremde, die Genf besuchten. Durch sie wurde die Botschaft in andere Gegenden getragen. DGK.309.1 Teilen

Dadurch ermutigt, veröffentlichte Gaussen seine Unterweisungen in der Hoffnung, das Studium der prophetischen Bücher in den Gemeinden der französisch sprechenden Volksteile zu fördern. Er sagte: „Durch die Veröffentlichung des den Kindern erteilten Unterrichts rufen wir den Erwachsenen zu, die oft solche Bücher vernachlässigen unter dem falschen Vorwand, dass sie unverständlich seien. Wie können sie unverständlich sein, da eure Kinder sie verstehen? ... Ich hatte das dringliche Bestreben“, fügte er hinzu, „die bekannten Weissagungen bei unseren Gemeinden, wenn möglich, allgemein bekanntzumachen ... Es gibt in der Tat kein Studium, das, wie mir scheint, den Bedürfnissen der Zeit besser entspräche ... Hierdurch müssen wir uns vorbereiten auf die bevorstehende Trübsal und warten auf Jesus Christus.“ Wenn auch Gaussen einer der hervorragendsten und beliebtesten französisch sprechenden Prediger war, wurde er doch nach einiger Zeit seines Amtes enthoben, hauptsächlich weil er statt dem Kirchenkatechismus, einem faden und rationalistischen Lehrbuch fast ohne positiven Glauben, beim Unterricht der Jugend die Bibel gebraucht hatte. Später wurde er Lehrer an einer theologischen Schule und setzte sonntags seinen Unterricht mit den Kindern fort, indem er sie in der Heiligen Schrift unterwies. Seine Werke über die Weissagungen erregten großes Aufsehen. Vom Lehrstuhl aus, durch die Presse und in seiner Lieblingsbeschäftigung als Lehrer der Kinder konnte er viele Jahre lang einen ausgedehnten Einfluss ausüben und die Aufmerksamkeit vieler Menschen auf das Studium der Weissagungen richten, die zeigten, dass das Kommen des Herrn nahe ist. DGK.309.2 Teilen

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Auch in Skandinavien wurde die Adventbotschaft verkündet und fand weitverbreitete Aufmerksamkeit. Viele wurden aus ihrer sorglosen Sicherheit aufgerüttelt, um ihre Sünden zu bekennen und aufzugeben und im Namen Jesu Vergebung zu suchen. Aber die Geistlichkeit der Staatskirche widersetzte sich der Bewegung, und durch ihren Einfluss wurden etliche, welche die Botschaft predigten, ins Gefängnis geworfen. An vielen Orten, wo die Verkündiger des baldigen Kommens Christi auf solche Weise zum Schweigen gebracht worden waren, gefiel es Gott, die Botschaft in wunderbarer Weise durch kleine Kinder bekanntzumachen. Da sie noch minderjährig waren, konnte das Staatsgesetz sie nicht hindern, und sie durften unbelästigt reden. DGK.310.1 Teilen

Die Bewegung fand besonders in den unteren Gesellschaftsschichten Eingang. In den bescheidenen Wohnungen der Arbeiter versammelte sich das Volk, um die Warnung zu vernehmen. Die Kinderprediger selbst waren meist arme Hüttenbewohner. Etliche waren nicht älter als sechs oder acht Jahre, während ihr Leben bezeugte, dass sie den Heiland liebten und sich bemühten, den heiligen Vorschriften Gottes gehorsam zu sein. Die Kinder unterschieden sich vom Verstand und den Fähigkeiten nicht von den Kindern ihres Alters. Standen sie aber vor den Menschen, dann wurde deutlich, dass sie von einem über ihre natürliche Begabung hinausgehenden Einfluss bewegt wurden. Ihre Stimme, ihr ganzes Wesen veränderte sich, und mit eindringlicher Kraft kündigten sie das Gericht an. Sie benutzten genau die Worte der Heiligen Schrift: „Fürchtet Gott und gebt ihm die Ehre; denn die Zeit seines Gerichts ist gekommen!“ Sie rügten die Sünden des Volkes, verurteilten nicht nur Unsittlichkeit und Laster, sondern tadelten auch Weltlichkeit und Abtrünnigkeit und ermahnten ihre Zuhörer, sich eilig aufzumachen, um dem zukünftigen Zorn zu entrinnen. Die Leute lauschten zitternd. Der überzeugende Geist Gottes sprach zu ihren Herzen. Viele wurden veranlasst, die Heilige Schrift mit neuem und tieferem Eifer zu durchforschen. Die Unmäßigen und Unsittlichen begannen einen neuen Lebenswandel. Andere gaben ihre unehrlichen Gewohnheiten auf. Es wurde ein so auffälliges Werk vollbracht, dass selbst die Geistlichen der Staatskirche gestehen mussten, die Hand Gottes sei mit dieser Bewegung. DGK.310.2 Teilen

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Es war Gottes Wille, dass die Botschaft von der Wiederkunft des Heilandes in den skandinavischen Ländern verbreitet werden sollte. Und als die Stimmen seiner Diener zum Schweigen gebracht worden waren, legte er seinen Geist auf die Kinder, damit das Werk getan würde. Als Jesus sich Jerusalem näherte, von einer frohen Menge begleitet, die ihn unter Jubeln und mit wehenden Palmzweigen als den Sohn Davids ausrief, forderten eifersüchtige Pharisäer ihn auf, dem Volk Schweigen zu gebieten, aber Jesus antwortete ihnen, dass all dies die Erfüllung der Weissagung wäre und, falls die Menschen schwiegen, die Steine reden würden. Das durch die Drohungen der Priester und Obersten eingeschüchterte Volk hielt in seiner freudigen Verkündigung inne, als es durch die Tore Jerusalems zog, aber die Kinder im Tempelhof nahmen den Ruf auf und sangen, ihre Palmzweige schwingend: „Hosianna dem Sohn Davids!“ Als die Priester in ärgerlichem Ton zu Jesus sprachen: „Hörst du auch, was diese sagen?“, antwortete er: „Ja! Habt ihr nie gelesen: ‚Aus dem Munde der Unmündigen und Säuglinge hast du Lob bereitet‘?“ Matthäus 21,9.16. DGK.311.1 Teilen

Wie Gott zurzeit Christi durch Kinder wirkte, so bediente er sich auch bei der Ankündigung seiner Wiederkunft der Kinder. Gottes Wort, dass die Botschaft vom Kommen des Heilands an alle Völker, Sprachen und Zungen ergehen soll, musste erfüllt werden. DGK.311.2 Teilen

William Miller und seinen Mitarbeitern war die Aufgabe zugeteilt geworden, die Warnungsbotschaft in Amerika zu predigen. Dieses Land wurde der Mittelpunkt der großen Adventbewegung. Hier fand die Weissagung von der ersten Engelsbotschaft ihre unmittelbare Erfüllung. Die Schriften Millers und seiner Gefährten wurden in ferne Länder getragen. Überall, wohin Missionare kamen, wurde auch die frohe Botschaft von der baldigen Wiederkunft Christi gebracht. Überall erscholl der Ruf des ewigen Evangeliums: Fürchtet Gott und gebt ihm die Ehre; denn die Stunde seines Gerichts ist gekommen! DGK.311.3 Teilen

Das Zeugnis der Weissagungen, das auf das Kommen Christi im Frühling des Jahres 1844 hinzuweisen schien, bewegte die Gemüter des Volkes tief. Als die Botschaft von Land zu Land ging, erregte sie überall beträchtliches Aufsehen. Viele wurden überzeugt, dass die auf den prophetischen Zeitrechnungen beruhenden Beweise richtig waren, und nahmen die Wahrheit freudig an, nachdem sie ihren Meinungsstolz aufgegeben hatten. Einige Prediger gaben ihre sektiererischen Ansichten und Gefühle auf, verzichteten auf ihre finanzielle Sicherheit und ihre Gemeinde und schlossen sich der Verkündigung der Wiederkunft Jesu an. Es waren jedoch verhältnismäßig wenige Prediger, die diese Botschaft annahmen, deshalb wurde sie meistens bescheidenen Laien anvertraut. Bauern verließen ihre Felder, Handwerker ihre Werkstätten, Händler ihre Waren, andere berufstätige Menschen ihre Stellung, und doch war die Zahl der Mitarbeiter im Verhältnis zu der durchzuführenden Aufgabe klein. Der Zustand einer gottlosen Kirche und einer in Bosheit liegenden Welt lastete auf den Seelen der treuen Wächter. Willig ertrugen sie Mühsal, Entbehrung und Leiden, um Menschen zur Buße und zum Heil rufen zu können. Obwohl Satan ihnen widerstand, ging das Werk doch stetig vorwärts, und viele Tausende nahmen die Adventwahrheit an. DGK.311.4 Teilen

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Überall vernahm man das zu Herzen gehende Zeugnis, das die Sünder sowohl Weltmenschen als auch Gemeindeglieder aufforderte, dem zukünftigen Zorn zu entfliehen. Wie Johannes der Täufer, der Vorläufer Christi, legten die Prediger die Axt an die Wurzel des Baumes und nötigten alle, rechtschaffene Früchte der Buße zu bringen. Ihre ergreifenden Aufrufe standen in auffallendem Gegensatz zu den Versicherungen des Friedens und der Sicherheit, die man von den volkstümlichen Kanzeln herab hörte. Wo die Botschaft verkündet wurde, bewegte sie das Volk. Das einfache, unmittelbare Zeugnis der Heiligen Schrift, das den Menschen durch die Macht des Heiligen Geistes ans Herz gelegt wurde, rief eine mächtige Überzeugung hervor, der nur wenige ganz widerstehen konnten. Bekennende Christen wurden aus ihrer falschen Sicherheit aufgeschreckt und erkannten ihre Abtrünnigkeit, ihre Weltlichkeit und ihren Unglauben, ihren Stolz und ihre Selbstsucht. Viele suchten demütig und bußbereit den Herrn. Neigungen, die bisher auf irdische Dinge gerichtet waren, wandten sich jetzt dem Himmel zu. Gottes Geist ruhte auf ihnen, und mit besänftigtem und gedemütigtem Herzen stimmten sie ein in den Ruf: Fürchtet Gott und gebt ihm die Ehre; denn die Stunde seines Gerichts ist gekommen! DGK.312.1 Teilen

Sünder fragten weinend: „Was soll ich tun, dass ich selig werde?“ Apostelgeschichte 16,30. Wer einen unlauteren Wandel geführt hatte, war darum bemüht, sein Unrecht gutzumachen. Alle, die in Christus Frieden fanden, sehnten sich danach, auch andere an den Segnungen teilhaben zu sehen. Die Herzen der Eltern wandten sich ihren Kindern und die Herzen der Kinder ihren Eltern zu. Die Schranken des Stolzes und der Zurückhaltung setzte man beiseite. Tiefempfundene Bekenntnisse wurden abgelegt, und Familienmitglieder arbeiteten für das Heil derer, die ihnen am nächsten und teuersten waren. Oft hörte man ernste Fürbitten. Überall beteten Seelen in tiefer Angst zu Gott. Viele rangen die ganze Nacht im Gebet um die Gewissheit, dass ihre Sünden vergeben seien, oder um die Bekehrung ihrer Verwandten oder Nachbarn. Verschiedenste Menschen kamen zu den Versammlungen der Adventisten. Reich und Arm, Hoch und Niedrig wollten aus verschiedenen Gründen die Lehre von der Wiederkunft Christi hören. Während seine Diener die Gründe des Glaubens erklärten, hielt der Herr den Geist des Widerstandes im Zaum. Oft war das Werkzeug schwach, aber der Geist Gottes gab seiner Wahrheit Kraft. Die Gegenwart heiliger Engel bekundete sich in diesen Versammlungen, und täglich stellten sich viele auf die Seite der Gläubigen. Wenn die Beweise für die baldige Ankunft Christi wiederholt wurden, lauschte eine große Menge in atemlosem Schweigen den feierlichen Worten. Himmel und Erde schienen sich einander zu nähern. Jung und Alt verspürten die Macht Gottes. Die Menschen gingen in ihre Wohnungen mit dem Lobpreis Gottes auf ihren Lippen, und der fröhliche Klang ertönte durch die Stille der Nacht. Niemand, der jene Versammlungen besuchte, konnte diese bedeutungsvollen Ereignisse je vergessen. DGK.312.2 Teilen

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Die Verkündigung einer bestimmten Zeit für das Kommen Christi rief unter vielen Menschen aus allen Gesellschaftsgruppen großen Widerstand hervor, angefangen von den Predigern auf der Kanzel bis zum verwegensten, dem Himmel trotzenden Sünder. Die Worte der Weissagung gingen in Erfüllung: „Ihr sollt vor allem wissen, dass in den letzten Tagen Spötter kommen werden, die ihren Spott treiben, ihren eigenen Begierden nachgehen und sagen: Wo bleibt die Verheißung seines Kommens? Denn nachdem die Väter entschlafen sind, bleibt es alles, wie es von Anfang der Schöpfung gewesen ist.“ 2.Petrus 3,3.4. Viele, die vorgaben, ihren Heiland zu lieben, erklärten, dass sie keine Einwände gegen die Lehre von seiner Wiederkunft zu machen hätten; sie seien nur gegen die festgesetzte Zeit. Gott erkannte jedoch, was in ihren Herzen war. Sie wünschten nichts davon zu hören, dass Christus kommen werde, um die Welt in Gerechtigkeit zu richten. Sie waren untreue Diener, ihre Werke konnten die Prüfung Gottes nicht ertragen und sie fürchteten sich, ihrem Herrn zu begegnen. Wie die Juden zurzeit Christi waren sie nicht vorbereitet, Jesus zu begrüßen. Sie weigerten sich nicht nur, die deutlichen Beweise aus der Schrift zu hören, sondern verlachten auch die, welche auf den Herrn warteten. Satan und seine Engel waren froh darüber und schleuderten Christus und den heiligen Engeln Schmähungen ins Angesicht, dass sein angebliches Volk ihn so wenig liebe und sein Erscheinen nicht wünsche. DGK.313.1 Teilen

„Niemand weiß den Tag oder die Stunde“, lautete die von den Verwerfern des Adventglaubens am häufigsten vorgebrachte Entgegnung. Die Bibelstelle heißt: „Von dem Tage aber und von der Stunde weiß niemand, auch die Engel nicht im Himmel, sondern allein mein Vater.“ Matthäus 24,36. Eine klare und zutreffende Auslegung dieser Bibelstelle kam von denen, die auf ihren Herrn warteten. Die falsche Verwendung, die ihre Gegner davon machten, zeigte sich deutlich. Jene Worte sprach Christus in der denkwürdigen Unterhaltung mit seinen Jüngern auf dem Ölberg, als er zum letzten Mal aus dem Tempel gegangen war. Die Jünger hatten die Frage gestellt: „Und was wird das Zeichen sein für dein Kommen und für das Ende der Welt?“ Jesus nannte ihnen bestimmte Zeichen und sagte: „Wenn ihr das alles seht, so wisst, dass er nahe vor der Tür ist.“ Matthäus 24,3.33. Eine Aussage des Heilandes darf nicht so hingestellt werden, dass sie anderen widerspricht. Wenn auch niemand Tag und Stunde seines Kommens weiß, so wird uns doch berichtet, wann die Zeit nahe ist. Wir werden ferner belehrt, dass es genauso verderblich für uns ist, seine Warnung zu missachten und die Zeit seines Kommens unbeachtet zu lassen oder die Erkenntnis abzulehnen, wie es für die in den Tagen Noahs Lebenden folgenschwer war, nicht zu wissen, wann die Sintflut kommen sollte. Das Gleichnis im selben Kapitel, das den treuen Knecht mit dem untreuen vergleicht und das Urteil dessen anführt, der in seinem Herzen sagte: „Mein Herr kommt noch lange nicht“, zeigt, wie Christus bei seiner Wiederkunft die Gläubigen ansehen und belohnen wird, die wachen und sein Kommen verkündigen, und die, welche es in Abrede stellen. „Darum wacht!“, sagt er. „Selig ist der Knecht, den sein Herr, wenn er kommt, das tun sieht.“ Matthäus 24,42-51. „Wenn du aber nicht wachen wirst, werde ich kommen wie ein Dieb, und du wirst nicht wissen, zu welcher Stunde ich über dich kommen werde.“ Offenbarung 3,3. DGK.313.2 Teilen

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Paulus spricht von Menschen, für die der Herr unerwartet kommen wird: „Der Tag des Herrn wird kommen wie ein Dieb in der Nacht. Denn wenn sie werden sagen: Es ist Friede, es hat keine Gefahr, — dann wird sie das Verderben schnell überfallen ... und werden nicht entfliehen.“ Für die, welche die Warnung des Herrn beachten, fügt er hinzu: „Ihr aber, liebe Brüder, seid nicht in der Finsternis, dass euch der Tag wie ein Dieb ergreife. Ihr seid allzumal Kinder des Lichtes und Kinder des Tages; wir sind nicht von der Nacht noch von der Finsternis.“ 1.Thessalonicher 5,2-5. DGK.314.1 Teilen

Somit wurde deutlich, dass die Bibel die Menschen darin nicht unterstützt, hinsichtlich der Nähe des Kommens Christi unwissend zu bleiben. Wer aber eine Entschuldigung suchte, nur um die Wahrheit zu verwerfen, wollte diese Erklärung nicht hören. Die Worte: „Von dem Tage aber und von der Stunde weiß niemand“, wurden von dem kühnen Spötter und sogar von dem angeblichen Diener Christi ständig wiederholt. Als die Menschen erweckt wurden und anfingen, nachdem Weg des Heils zu fragen, stellten sich Religionslehrer zwischen sie und die Wahrheit und versuchten, ihre Befürchtungen durch falsche Auslegungen des Wortes Gottes zu zerstreuen. Untreue Wächter verbanden sich mit dem Werk des großen Betrügers und schrien: „Friede! Friede!“, wo Gott nicht von Frieden gesprochen hatte. Wie die Pharisäer zurzeit Christi weigerten sich viele, ins Himmelreich einzugehen, und hinderten andere, die hineingehen wollten. Das Blut dieser Seelen wird von ihrer Hand gefordert werden. DGK.314.2 Teilen

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Die Demütigsten und Ergebensten in den Gemeinden waren gewöhnlich die Ersten, welche die Botschaft annahmen. Wer die Bibel selbst studierte, musste unvermeidlich den schriftwidrigen Charakter der volkstümlichen Ansichten über die Weissagungen erkennen, und wo das Volk nicht durch den Einfluss der Geistlichkeit geleitet wurde, sondern das Wort Gottes selbst erforschte, brauchte man die Adventbotschaft nur mit der Heiligen Schrift zu vergleichen, um deren göttliche Autorität zu bestätigen. DGK.315.1 Teilen

Viele wurden von ihren ungläubigen Brüdern verfolgt. Um ihre Stellung in der Gemeinde zu bewahren, willigten einige ein, ihre Hoffnung zu verschweigen. Andere aber spürten, dass die Treue zu Gott ihnen verbiete, die Wahrheiten zu verbergen, die er ihnen anvertraut hatte. Nicht wenige wurden aus der Kirche ausgeschlossen, und zwar nur deshalb, weil sie ihren Glauben an die Wiederkunft Christi verkündet hatten. Wie wertvoll waren die Worte des Propheten für alle, die die Prüfung ihres Glaubens bestanden hatten: „Eure Brüder, die euch hassen und sondern euch ab um meines Namens willen, sprechen: ‚Lasst sehen, wie herrlich der Herr sei, lasst ihn erscheinen zu eurer Freude‘; die sollen zu Schanden werden.“ Jesaja 66,5. DGK.315.2 Teilen

Engel Gottes überwachten mit größter Anteilnahme, was die Warnung bewirkte. Als die Kirchen die Botschaft allgemein verwarfen, wandten sich die Engel betrübt ab. Aber es gab noch viele Menschen, die in der Adventwahrheit noch nicht geprüft waren: Viele, die durch Ehemänner, Frauen, Eltern oder Kinder irregeleitet worden waren und die glaubten, es sei eine Sünde solche Ketzereien auch nur anzuhören, wie sie von den Adventisten gelehrt wurden. Den Engeln wurde befohlen, über diese treu zu wachen, denn es sollte noch ein anderes Licht vom Thron Gottes auf sie scheinen. DGK.315.3 Teilen

Mit unaussprechlichem Verlangen warteten alle, welche die Botschaft angenommen hatten, auf die Ankunft des Heilandes. Die Zeit war nahe, wo sie erwarteten, ihm zu begegnen. Sie warteten darauf mit stillem Ernst. Sie ruhten in freundlicher Gemeinschaft mit Gott — ein Pfand des Friedens, der ihnen in der zukünftigen Herrlichkeit gegeben werden sollte. Keiner, der diese Hoffnung und dies Vertrauen erfuhr, kann jene wertvollen Stunden des Wartens vergessen. Schon einige Wochen vor der Zeit hörten viele auf, weltliche Tätigkeiten auszuüben. Die aufrichtigen Gläubigen prüften sorgfältig jeden Gedanken und jede Regung ihres Herzens, als lägen sie auf dem Totenbett und müssten in wenigen Stunden vor allem Irdischen ihre Augen schließen. Da wurden keine Himmelfahrtskleider angefertigt, (Siehe Anmerkung 46) sondern alle fühlten die Notwendigkeit eines inneren Zeugnisses, dass sie vorbereitet waren, dem Heiland zu begegnen. Die Reinheit der Seele, ein durch das versöhnende Blut Christi gereifter Charakter, war das weiße Kleid. Hätte doch das Volk Gottes noch den gleichen herzerforschenden Geist, den gleichen ernsten, entschiedenen Glauben! Hätte es darüber hinaus sich auf diese Weise vor dem Herrn gedemütigt und seine Bitten zum Gnadenthron gebracht, so hätte es jetzt weit größere Erfahrungen gemacht. Das Volk Gottes betet zu wenig, wird zu wenig wirklich überzeugt von der Sünde, und der Mangel an lebendigem Glauben lässt viele unberührt von der Gnadengabe, die unser Erlöser so reichlich vorgesehen hat. DGK.315.4 Teilen

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Gott wollte sein Volk prüfen. Seine Hand bedeckte den in der Berechnung der prophetischen Zeitabschnitte gemachten Fehler. Die Adventisten entdeckten den Irrtum nicht. Er wurde auch nicht von den Gelehrtesten ihrer Gegner entdeckt. Diese sagten: „Eure Berechnung der prophetischen Zeitabschnitte ist richtig. (Siehe Anmerkung 47) Irgendein großes Ereignis wird stattfinden, aber es ist nicht die Wiederkunft.“ DGK.316.1 Teilen

Die Zeit der Erwartung ging vorüber, und Christus erschien nicht, um sein Volk zu befreien. Alle, die mit aufrichtigem Glauben und herzlicher Liebe auf ihren Heiland gewartet hatten, zeigten sich bitter enttäuscht. Doch Gottes Absicht wurde erreicht: Er prüfte die Herzen derer, die vorgaben, auf seine Erscheinung zu warten. Es waren unter ihnen viele, die nur aus Furcht getrieben worden waren. Ihr Glaube hatte weder ihre Herzen noch ihren Lebensstil beeinflusst. Als das erwartete Ereignis ausblieb, erklärten diese Menschen, dass sie nicht enttäuscht seien. Sie hätten nie geglaubt, dass Christus kommen werde und gehörten zu den ersten, die den Schmerz der wirklich Gläubigen verspotteten. DGK.316.2 Teilen

Aber Jesus und die himmlischen Scharen sahen mit liebevoller Anteilnahme auf die geprüften und doch enttäuschten Gläubigen. Hätte der Schleier, der die sichtbare Welt von der unsichtbaren trennt, fortgezogen werden können, so hätte man sehen können, wie Engel sich jenen standhaften Menschen genähert und sie vor den Pfeilen Satans beschützt hatten. DGK.316.3 Teilen

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