Portrait von Ellen White
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Kapitel 7: Jerobeam
Kapitel 7: Jerobeam
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Die zehn Stämme Israels, die gegen das Haus Davids rebelliert hatten, setzten Jerobeam, einen früheren Beamten Salomos, zum Herrscher ein. Dieser befand sich damit in einer Stellung, weise Reformen in bürgerlichen und religiösen Bereichen durchführen zu können. Unter der Herrschaft Salomos hatte er Begabung und gesundes Urteilsvermögen gezeigt. Die in diesen Jahren des treuen Dienstes erworbenen Kenntnisse befähigten ihn, mit Umsicht zu regieren. Jerobeam setzte jedoch sein Vertrauen nicht auf Gott. DKn.57.1 Teilen

Es war Jerobeams größte Sorge, dass irgendwann in der Zukunft ein Herrscher auf dem Thron Davids die Herzen seiner Untertanen für sich gewinnen könnte. Er argumentierte, dass viele auf den Gedanken kommen könnten, ihren Treueid gegenüber der Regierung in Jerusalem zu erneuern, wenn er es den zehn Stämmen weiterhin gestatte, den alten Sitz der jüdischen Monarchie zu besuchen, wo immer noch wie in den Jahren Salomos die Gottesdienste im Tempel stattfanden. Nach einer Sitzung mit seinen Ratgebern entschloss sich Jerobeam, durch einen mutigen Schlag die Wahrscheinlichkeit eines Aufstands gegen seine Herrschaft so weit wie möglich zu verringern. Erreichen wollte er dies durch die Errichtung zweier neuen Anbetungsstätten innerhalb der Grenzen seines neugebildeten Königreichs bei Bethel und bei Dan. Die zehn Stämme sollten eingeladen werden, sich statt in Jerusalem an diesen beiden Orten zur Anbetung Gottes zu versammeln. DKn.57.2 Teilen

Um die Umstellung herbeizuführen, wollte sich Jerobeam an die Vorstellungskraft der Israeliten wenden, indem er ihnen zur Symbolisierung der Gegenwart des unsichtbaren Gottes eine sichtbare Darstellung gab. Dementsprechend ließ er zwei goldene Kälber machen, die in Heiligtümern an den zugewiesenen Anbetungsorten aufgestellt wurden. Mit diesem Versuch, die Gottheit darzustellen, übertrat Jerobeam das ausdrückliche Gebot des Herrn: „Du sollst dir kein geschnitztes Bild machen, noch irgend ein Gleichnis, ... du sollst dich nicht vor ihnen niederbeugen und ihnen nicht dienen!“ 2.Mose 20,4f. Jerobeams Wunsch, die zehn Stämme von Jerusalem fernzuhalten, war so stark, dass er die grundlegende Schwäche seines Plans dabei völlig außer Acht ließ. Er bedachte nicht die große Gefahr, der er die Israeliten aussetzte, als er dasselbe abgöttische Symbol der Gottheit für sie errichtete, mit dem ihre Vorfahren während ihrer jahrhundertelangen Sklaverei in Ägypten so vertraut gewesen waren. Jerobeams noch nicht lange zurückliegender Aufenthalt in Ägypten hätte ihn davon überzeugen müssen, welch eine Torheit es war, dem Volke solche heidnischen Darstellungen vorzusetzen. Aber seine feste Absicht, die nördlichen Stämme zur Aufgabe ihrer jährlichen Besuche der heiligen Stadt zu bewegen, verleitete ihn zu der unüberlegtesten Maßnahme, die er nur treffen konnte. DKn.57.3 Teilen

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„Es macht euch zu große Umstände,“ so bedrängte er sie, „wenn ihr nach Jerusalem gehen müsst. Seht her, dies sind eure Götter, die euch aus Ägypten herausgeführt haben!“ 1.Könige 12,28. Mit diesen Worten forderte er seine Untertanen auf, sich vor den goldenen Bildern niederzuwerfen und fremde Formen der Anbetung zu übernehmen. DKn.58.1 Teilen

Die wenigen in seinem Reich lebenden Leviten versuchte der König zu überreden, in den neu errichteten Heiligtümern von Bethel und Dan als Priester zu dienen, doch seine Bemühungen waren nicht erfolgreich. Er war daher gezwungen, sich seine Priester aus „den Geringsten im Volk“ auszuwählen. 1.Könige 12,31. Alarmiert über solche Zukunftsaussichten flohen viele der Treuen, einschließlich einer großen Zahl von Leviten, nach Jerusalem, wo sie in Übereinstimmung mit den göttlichen Anforderungen den Herrn anbeten konnten. DKn.58.2 Teilen

„Ferner ordnete Jerobeam ein Fest an, am fünfzehnten Tag des achten Monats, wie das Fest in Juda, und opferte auf dem Altar. Ebenso machte er es in Bethel, indem er den Kälbern opferte, die er gemacht hatte; und er ließ in Bethel die Priester der Höhen den Dienst verrichten, die er eingesetzt hatte.“ 1.Könige 12,32. Jerobeams dreiste Herausforderung Gottes, die göttlichen Einrichtungen aufzuheben, durfte nicht ungetadelt bleiben. Als er gerade die priesterlichen Aufgaben versah und Räucherwerk zur Weihe des fremden Altars darbrachte, den er in Bethel errichtet hatte, erschien vor ihm ein Mann Gottes aus dem Reich Juda, um ihn für die Anmaßung verurteilen sollte, eine neue Form der Anbetung einzuführen. Der Prophet „rief ... zum Altar hin, was der Herr ihm gesagt hatte: Altar! Altar! So spricht der Herr: Dem Königshaus Davids wird ein Kind mit Namen Josia geboren werden. Der wird die Priester der Höhenheiligtümer, die Opfer auf dir verbrennen, töten und Menschenknochen wird er auf dir verbrennen.“ 1.Könige 13,1. DKn.58.3 Teilen

„Am gleichen Tag tat er ein Zeichen und sagte: Der Herr hat versprochen, folgendes Zeichen zu geben: Dieser Altar bricht auseinander, und die Asche, die darauf liegt, wird verschüttet.“ Sofort „zersprang der Altar und die Asche ergoss sich daraus, wie der Prophet es nach dem Zeichen des Herrn vorhergesagt hatte.“ 1.Könige 13,3.5. Als er dies sah, versuchte der vom Trotz gegen Gott erfüllte Jerobeam, den Überbringer dieser Botschaft festnehmen zu lassen. Im Zorn „streckte Jerobeam seine Hand aus vom Altar herab und sprach: Ergreift ihn!“ Seine Unbeherrschtheit wurde sofort bestraft. Die gegen den Boten des Herrn ausgestreckte Hand wurde plötzlich kraftlos und verdorrte, „so dass er sie nicht wieder zu sich ziehen konnte.“ 1.Könige 13,4. DKn.58.4 Teilen

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Furchterfüllt bat der König den Propheten, sich bei Gott für ihn einzusetzen. Er bat ihn: „Besänftige doch das Angesicht des Herrn, deines Gottes, und bitte für mich, dass meine Hand mir wiedergegeben werde! Da besänftigte der Mann Gottes das Angesicht des Herrn. Und die Hand des Königs wurde ihm wiedergegeben, und sie wurde wieder wie zuvor.“ 1.Könige 13,6. DKn.59.1 Teilen

Jerobeams Versuch, den fremden Altar feierlich einzuweihen, war gescheitert. Hätten diese Kultstätten Ansehen erlangt, so hätte dies bedeutet, dass die Anbetung des Herrn im Jerusalemer Tempel missachtet worden wäre. Durch die Botschaft des Propheten sollte der König zur Reue und zur Aufgabe seiner gottlosen Absichten gebracht werden, die das Volk schon jetzt von der wahren Anbetung Gottes abspenstig machten. Er verhärtete jedoch sein Herz und entschloss sich, einen von ihm selbst erwählten Weg zu gehen. DKn.59.2 Teilen

Zur Zeit des Festes in Bethel waren die Herzen der Israeliten noch nicht völlig verhärtet. Viele waren für den Einfluss des Heiligen Geistes offen. Es war die Absicht Gottes, diejenigen, die in ihrem Abfall schnelle Fortschritte machten, in ihrem Weg aufzuhalten bevor es zu spät war. Er sandte Seinen Boten, um diese götzendienerischen Handlungen zu unterbrechen und König und Volk zu offenbaren, wie sich dieser Abfall auswirken würde. Das Zerbrechen des Altars war ein Zeichen des Missfallens Gottes über diese Gräuel in Israel. DKn.59.3 Teilen

Der Herr möchte retten und nicht zerstören. Er freut sich über die Rettung von Sündern. „So wahr ich lebe, spricht Gott der HERR: Ich habe kein Gefallen am Tode des Gottlosen.“ Hesekiel 33,11. Durch Warnungen und Bitten fordert er die Eigensinnigen und Widerspenstigen auf, ihr böses Tun zu beenden, sich zu Ihm zu wenden und zu leben. Er verleiht Seinen auserwählten Boten heilige Unerschrockenheit, damit alle Zuhörer sich fürchten und zur Umkehr bewegt werden. Mit welcher Festigkeit tadelte der Mann Gottes den König! Sie war auch unbedingt notwendig, denn die bestehenden Übel hätten auf keine andere Weise getadelt werden können. Der Herr gab Seinem Diener Unerschrockenheit, um auf die Zuhörer einen bleibenden Eindruck zu machen. Die Boten des Herrn sollten niemals Menschen fürchten, sondern sich unnachgiebig für das Recht einsetzen. Solange sie Gott vertrauen, brauchen sie sich nicht zu fürchten, denn ihr Auftraggeber versichert sie auch Seiner Fürsorge und Seines Schutzes. Als der Prophet seine Botschaft ausgerichtet hatte und gerade weggehen wollte, forderte Jerobeam ihn auf: „Komm mit mir heim und erfrische dich! Ich will dir auch ein Geschenk geben.“ Der Prophet antwortete jedoch: „Wenn du mir auch dein halbes Haus geben würdest, so käme ich nicht mit dir; denn ich würde an diesem Ort kein Brot essen und kein Wasser trinken. Denn so wurde mir durch das Wort des Herrn geboten und gesagt: Du sollst kein Brot essen und kein Wasser trinken und nicht wieder auf dem Weg zurückkehren, den du gegangen bist!“ 1.Könige 13,7-9. DKn.59.4 Teilen

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Es wäre gut für den Propheten gewesen, wenn er bei seiner Absicht geblieben wäre, unverzüglich nach Juda zurückzukehren. Während er schon auf einem anderen Weg in Richtung Heimat ging, wurde er von einem alten Mann eingeholt, der ebenfalls beanspruchte, ein Prophet zu sein. Er log dem Mann Gottes etwas vor, als er ihm sagte: „Ich bin auch ein Prophet wie du, und ein Engel hat durch das Wort des Herrn zu mir geredet und gesagt: Führe ihn zurück in dein Haus, damit er Brot esse und Wasser trinke!“ 1.Könige 13,18. Diese Lüge wurde immer wieder wiederholt und die Einladung so drängend ausgesprochen, bis der Mann Gottes sich überreden ließ, mit ihm umzukehren. Weil der wahre Prophet es sich gestattete, einen Weg einzuschlagen, der im Gegensatz zu seiner Pflicht war, ließ ihn Gott die Strafe seiner Übertretung tragen. Während er noch mit dem falschen Propheten am Esstisch saß, der ihn eingeladen hatte nach Bethel umzukehren, kam der Geist des Allmächtigen über jenen, „und er rief dem Mann Gottes zu, der von Juda gekommen war, und sprach: So spricht der Herr: Weil du dem Befehl des Herrn ungehorsam gewesen bist und das Gebot nicht gehalten hast, das dir der Herr, dein Gott, geboten hat, ... so soll dein Leichnam nicht in das Grab deiner Väter kommen!“ 1.Könige 13,21f. DKn.60.1 Teilen

Die unheilvolle Prophezeiung erfüllte sich bald wörtlich. „Und es geschah, nachdem er Brot gegessen und getrunken hatte, da sattelte er ihm, dem Propheten, den er zurückgeführt hatte, den Esel. Als er nun fortging, da begegnete ihm auf dem Weg ein Löwe; der tötete ihn, und sein Leichnam lag hingestreckt auf dem Weg. Und der Esel stand neben ihm, und der Löwe stand neben dem Leichnam. Und siehe, als Leute vorbeigingen, da sahen sie den Leichnam hingestreckt auf dem Weg liegen und den Löwen bei dem Leichnam stehen, und sie kamen und sagten es in der Stadt, in welcher der alte Prophet wohnte. Als nun der Prophet, der ihn vom Weg zurückgeholt hatte, das hörte, sprach er: Es ist der Mann Gottes, der dem Befehl des Herrn ungehorsam gewesen ist.“ 1.Könige 13,23-26. Die Strafe, die den untreuen Boten ereilte, war ein weiterer Beweis für die Wahrheit der am Altar ausgesprochenen Vorhersage. Wenn der Herr es dem Propheten gestattet hätte, nach seinem Ungehorsam gegenüber Seinem Wort sicher nach Hause zu kommen, hätte der König versucht, mit dieser Tatsache seinen eigenen Ungehorsam zu verteidigen. Jerobeam hätte in dem zerborstenen Altar, in dem gelähmten Arm und dem schrecklichen Schicksal dessen, der es wagte, einem ausdrücklichen Gebot des Herrn ungehorsam zu sein, das deutliche und schnelle Missfallen eines beleidigten Gottes erkennen sollen. Diese Gerichte hätten ihn warnen sollen, an seinem Unrecht festzuhalten. Weit davon entfernt zu bereuen „kehrte Jerobeam nicht um von seinem bösen Weg, sondern er setzte wieder Höhenpriester aus dem gesamten Volk ein; wer Lust hatte, den weihte er, und der wurde Höhenpriester.“ Damit versündigte er nicht nur sich selbst, sondern „verführte Israel zur Sünde“. „Und dies geriet zur Sünde dem Hause Jerobeams, so dass es zugrunde gerichtet und von der Erde vertilgt wurde.“ 1.Könige 13,33; 14,16; 13,34. DKn.60.2 Teilen

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Gegen Ende seiner schwierigen 22-jährigen Herrschaft erfuhr Jerobeam im Krieg gegen Abija, den Nachfolger Rehabeams, eine vernichtende Niederlage, „sodass Jerobeam keine Macht mehr hatte, solange Abija lebte. Und der HERR schlug ihn, dass er starb.“ 2.Chronik 13,20. DKn.61.1 Teilen

Der während der Regierungszeit Jerobeams begonnene Abfall wurde immer deutlicher sichtbar, bis er schließlich zum völligen Untergang des Reiches Israel führte. Schon vor dem Tod Jerobeams erklärte Ahija, der alte Prophet, der Jerobeam viele Jahre zuvor in Silo seine Krönung vorausgesagt hatte: „Und der HERR wird Israel schlagen, dass es schwankt, wie das Rohr im Wasser bewegt wird, und wird Israel ausreißen aus diesem guten Lande, das Er ihren Vätern gegeben hat, und wird sie zerstreuen jenseits des Euphrat, weil sie sich Ascherabilder gemacht haben, den HERRN zu erzürnen. Und Er wird Israel dahingeben um der Sünden Jerobeams willen, der da gesündigt hat und Israel sündigen gemacht hat.“ 1.Könige 14,15f. DKn.61.2 Teilen

Doch der Herr gab das Volk Israel nicht auf, ohne vorher alles nur Mögliche getan zu haben, um sie wieder zur Treue zu Ihm zurückzuführen. Während der langen, finsteren Jahre, in denen ein Herrscher nach dem anderen in frecher Verachtung des Himmels den Thron bestieg und Israel immer tiefer in den Götzendienst führte, sandte Gott Seinem abtrünnigen Volk Botschaft um Botschaft. DKn.61.3 Teilen

Durch Seine Propheten gab Er ihnen jede Möglichkeit, die Flut des Abfalls aufzuhalten und zu Ihm zurückzukehren. In den Jahren nach der Teilung des Reiches sollten Elia und Elisa leben und wirken. Danach sollten die liebevollen Aufforderungen eines Hosea, Amos und Obadja im Land vernommen werden. Nie sollte das Reich Israel ohne edle Menschen bleiben, die Zeugnis ablegten von der mächtigen Kraft Gottes, von Sünde zu erretten. Selbst in den finstersten Stunden würden einige ihrem göttlichen Herrscher treu bleiben und inmitten des allgemeinen Götzendiensts vor den Augen eines heiligen Gottes ein fehlerloses Leben führen. Diese Getreuen sollten zu dem glänzenden Überrest gehören, durch den die ewige Absicht des Herrn schließlich erfüllt werden sollte. DKn.61.4 Teilen

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