Portrait von Ellen White
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Kapitel 10: Strenger Tadel ist nötig
Kapitel 10: Strenger Tadel ist nötig
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Auf Grundlage von 1.Könige 17,8-24; 1.Könige 18,1-19. DKn.73 Teilen

Eine Zeitlang hielt sich Elia in den Bergen am Bach Krith verborgen. Viele Monate lang wurde er dort auf wunderbare Weise mit Nahrung versorgt. Als dann später auch dieser Bach infolge der anhaltenden Dürre austrocknete, befahl Gott seinem Knecht, in einem heidnischen Land Zuflucht zu suchen. „Mach dich auf und geh nach Zarpath, das bei Sidon liegt, und bleibe dort; denn ich habe dort einer Witwe geboten, dich zu versorgen.“ 1.Könige 17,9. DKn.73.1 Teilen

Diese Frau war keine Israelitin. Sie hatte auch keinen Anteil an den Vorzügen und Segnungen, an dem Gottes auserwähltes Volk teilhatte. Trotzdem glaubte sie an den wahrhaftigen Gott und lebte gemäß der Erkenntnis, die ihren Lebenspfad erhellte. Als nun Elia in Israel nicht mehr sicher war, sandte Gott ihn zu dieser Frau, damit er in ihrem Hause Zuflucht fände. DKn.73.2 Teilen

„Und er machte sich auf und ging nach Zarpath. Und als er an das Tor der Stadt kam, siehe, da war eine Witwe, die las Holz auf. Und er rief ihr zu und sprach: Hole mir ein wenig Wasser im Gefäß, dass ich trinke! Und als sie hinging zu holen, rief er ihr nach und sprach: Bringe mir auch einen Bissen Brot mit!“ 1.Könige 17,10f. DKn.73.3 Teilen

Auf diesem von Armut heimgesuchten Heim lastete die Hungersnot besonders schwer, und auch der überaus magere Speisevorrat war fast aufgebraucht. Elia kam gerade an dem Tag an, da die Witwe befürchtete, ihren Kampf um die Erhaltung des Lebens aufgeben zu müssen. Das stellte ihren Glauben auf eine außerordentliche Probe: hat der lebendige Gott Macht, für ihre Bedürfnisse zu sorgen? Selbst in dieser schrecklichen Notlage bezeugte sie noch ihr Vertrauen, indem sie der Bitte des Fremdlings gerne nachkam, ihren letzten Bissen mit ihm zu teilen. Elias Forderung nach Speise und Trank veranlasste die Witwe zu den Worten: „So wahr der Herr, dein Gott, lebt: ich habe nichts Gebackenes, nur eine Handvoll Mehl im Topf und ein wenig Öl im Krug. Und siehe, ich habe ein Scheit Holz oder zwei aufgelesen und gehe heim und will mir und meinem Sohn zurichten, dass wir essen — und sterben.“ 1.Könige 17,12. Elia erwiderte darauf: „Fürchte dich nicht! Geh hin und mach‘s, wie du gesagt hast. Doch mache zuerst mir etwas Gebackenes davon und bringe mir‘s heraus; dir aber und deinem Sohn sollst du danach auch etwas backen. Denn so spricht der Herr, der Gott Israels: Das Mehl im Topf soll nicht verzehrt werden, und dem Ölkrug soll nichts mangeln bis auf den Tag, an dem der Herr regnen lassen wird auf Erden.“ 1.Könige 17,13f. DKn.73.4 Teilen

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Eine größere Glaubensprüfung war undenkbar. Bis jetzt hatte die Witwe jeden Fremdling gerne aufgenommen. Auch jetzt bestand sie diese außerordentliche Prüfung ihrer Gastfreundlichkeit, denn sie „tat, wie Elia gesagt hatte“. 1.Könige 17,15. Dabei nahm sie keine Rücksicht darauf, was ihr und ihrem Kind daraus erwachsen könnte, sondern setzte ihr Vertrauen ganz auf den Gott Israels, der jedem Mangel abhelfen konnte. Die Gastfreundschaft, die diese phönizische Frau dem Propheten Gottes bewies, war zu bewundern. Herrlich war aber auch der Lohn, den sie für ihren Glauben und ihre Freigebigkeit erhielt. „Sie ging hin und tat, wie Elia gesagt hatte. Und er aß und sie auch und ihr Sohn Tag um Tag. Das Mehl im Topf wurde nicht verzehrt, und dem Ölkrug mangelte nichts nach dem Wort des Herrn, das er durch Elia geredet hatte.“ 1.Könige 17,15f. DKn.74.1 Teilen

Einige Zeit später „wurde der Sohn seiner Hauswirtin krank, und seine Krankheit wurde so schwer, dass kein Odem mehr in ihm blieb. Und sie sprach zu Elia: Was habe ich mit dir zu schaffen, du Mann Gottes? Du bist zu mir gekommen, dass meiner Sünde gedacht und mein Sohn getötet würde. DKn.74.2 Teilen

Er sprach zu ihr: Gib mir deinen Sohn! Und er nahm ihn von ihrem Schoß und ging hinauf ins Obergemach, wo er wohnte, und legte ihn auf sein Bett ... Und er legte sich auf das Kind dreimal und rief den Herrn an ... Und der Herr erhörte die Stimme Elias, und das Leben kehrte in das Kind zurück, und es wurde wieder lebendig. Und Elia nahm das Kind und brachte es hinab vom Obergemach ins Haus und gab es seiner Mutter und sprach: Sieh da, dein Sohn lebt! Und die Frau sprach zu Elia: Nun erkenne ich, dass du ein Mann Gottes bist, und des Herrn Wort in deinem Munde ist Wahrheit.“ 1.Könige 17,17-24. DKn.74.3 Teilen

Die Witwe von Zarpath teilte ihren letzten Bissen mit Elia; dafür blieb ihr Leben und das ihres Sohnes bewahrt. So hat Gott all denen großen Segen versprochen, die in Zeiten der Anfechtung und des Mangels anderen ihr Mitgefühl bekunden und Hilfe leisten, die noch bedürftiger sind. Der Herr hat sich nicht geändert. Seine Macht ist heute nicht kleiner als zurzeit Elias. Das Versprechen Jesu: „Wer einen Propheten aufnimmt darum, dass er ein Prophet ist, der wird eines Propheten Lohn empfangen“ (Matthäus 10,41), erfüllt sich heute genauso sicher wie damals. „Gastfrei zu sein, vergesst nicht; denn dadurch haben etliche ohne ihr Wissen Engel beherbergt.“ Hebräer 13,2. Diese Worte haben im Laufe der Zeit nichts an Bedeutung verloren. Immer noch schickt unser himmlischer Vater seinen Kindern Gelegenheiten, die nichts anderes als verborgene Segnungen sind. Wer diese Gelegenheiten nutzt, erlebt große Freude. Wenn du „den Hungrigen dein Herz finden lässt und den Elenden sättigst, dann wird dein Licht in der Finsternis aufgehen, und dein Dunkel wird sein wie der Mittag. Und der Herr wird dich immerdar führen und dich sättigen in der Dürre und dein Gebein stärken. Und du wirst sein wie ein bewässerter Garten und wie eine Wasserquelle, der es nie an Wasser fehlt.“ Jesaja 58,10f. DKn.74.4 Teilen

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Christi Zusage gilt noch heute Seinen treuen Dienern: „Wer euch aufnimmt, der nimmt mich auf; und wer mich aufnimmt, der nimmt den auf, der mich gesandt hat.“ Matth. 10,40 Keine Gefälligkeit, die in Seinem Namen geschieht, wird unbeachtet und unbelohnt bleiben. Selbst die Schwächsten und Geringsten der Kinder Gottes schließt Christus zärtlich mit ein. Wer einen dieser Geringsten, die in ihrem Glauben und in ihrer Erkenntnis Christi wie Kinder sind, auch „nur mit einem Becher kalten Wassers tränkt darum, dass er mein Jünger ist, wahrlich, ich sage euch: es wird ihm nicht unbelohnt bleiben.“ Matthäus 10,42. DKn.75.1 Teilen

In den langen Jahren der Dürre und Hungersnot hindurch betete Elia ernst darum, dass sich die Israeliten vom Götzendienst abwenden und Gott gehorsam werden möchten. Geduldig wartete der Prophet, während die Hand des Herrn schwer auf dem Land lastete. Als er sah, wie das Leid und die Armut in jeder Hinsicht zunahmen, war sein Herz zutiefst von Schmerz erfüllt. Er wünschte sich sehnlichst, schnell eine Reformation herbeiführen zu können. Gott hatte jedoch seine eigenen Absichten, und so konnte sein Diener nichts weiter tun, als vertrauensvoll zu beten und die Zeit für entschiedenes Handeln abzuwarten. DKn.75.2 Teilen

Der Abfall zurzeit Ahabs war nur das Ergebnis von langen Jahren, das Böse zu tun. Schritt für Schritt und Jahr für Jahr war Israel weiter vom richtigen Weg abgewichen. Eine Generation nach der anderen hatte sich gesträubt, den geraden Weg einzuschlagen, bis sich zuletzt die überwiegende Mehrheit des Volkes von den Mächten der Finsternis leiten ließ. DKn.75.3 Teilen

Ein Jahrhundert etwa war verstrichen, seit die Kinder Israel unter König Davids Regierung gemeinsam dem Allerhöchsten Lobgesänge dargebracht hatten. So hatten sie klar ausgedrückt, wie völlig abhängig sie von seiner täglichen Gnade waren. Vernehmt ihre Worte der Anbetung, die sie damals sangen: „Gott, unser Heil ... Du machst fröhlich, was da lebet im Osten wie im Westen. Du suchst das Land heim und bewässerst es und machst es sehr reich; Gottes Brünnlein hat Wasser die Fülle. Du lässt ihr Getreide gut geraten; denn so baust du das Land. Du tränkst seine Furchen und feuchtest seine Schollen; mit Regen machst du es weich und segnest sein Gewächs. Du krönst das Jahr mit deinem Gut, und deine Fußtapfen triefen von Segen. Es triefen auch die Auen in der Steppe, und die Hügel sind erfüllt mit Jubel. Die Anger sind voller Schafe, und die Auen stehen dick mit Korn, dass man jauchzet und singet.“ Psalm 65,6.9-14. DKn.75.4 Teilen

Damals hatte Israel Gott als den anerkannt, der „das Erdreich gegründet“ hat. Psalm 104,5. Als Ausdruck ihres Glaubens hatten sie gesungen: „Mit Fluten deckst du [das Erdreich] wie mit einem Kleid, und die Wasser standen über den Bergen. Aber vor deinem Schelten flohen sie, vor deinem Donner fuhren sie dahin. Die Berge stiegen hoch empor, und die Täler senkten sich herunter zum Ort, den du ihnen gegründet hast. Du hast eine Grenze gesetzt, darüber kommen sie nicht und dürfen nicht wieder das Erdreich bedecken.“ Psalm 104,6-9. DKn.75.5 Teilen

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Nur die starke Macht des Unendlichen hält die Kräfte der Erde, des Meeres und des Himmels im Gleichgewicht. Diese Kräfte nutzt er auch für das Glück seiner Geschöpfe. „Seinen guten Schatz“ öffnet er umsonst, damit er „Regen gebe zur rechten Zeit und dass er segne alle Werke deiner Hände“. 2.Mose 28,12. DKn.76.1 Teilen

„Du lässt Wasser in den Tälern quellen, dass sie zwischen den Bergen dahinfließen, dass alle Tiere des Feldes trinken und das Wild seinen Durst lösche. Darüber sitzen die Vögel des Himmels und singen unter den Zweigen ... Du lässt Gras wachsen für das Vieh und Saat zu Nutz den Menschen, dass du Brot aus der Erde hervorbringst, dass der Wein erfreue des Menschen Herz und sein Antlitz schön werde vom Öl und das Brot des Menschen Herz stärke ... Herr, wie sind deine Werke so groß und viel! Du hast sie alle weise geordnet, und die Erde ist voll deiner Güter. Da ist das Meer, das so groß und weit ist, da wimmelt‘s ohne Zahl, große und kleine Tiere ... Es warten alle auf dich, dass du ihnen Speise gebest zur rechten Zeit. Wenn du ihnen gibst, so sammeln sie; wenn du deine Hand auftust, so werden sie mit Gutem gesättigt.“ Psalm 104,10-12.14.15.24.25.27f. DKn.76.2 Teilen

Die Israeliten hatten Grund genug, sich zu freuen. In dem Land, in das der Herr sie geführt hatte, flossen Milch und Honig. In der Wüste schon hatte Gott ihnen versprochen, er werde sie in ein Land bringen, in dem sie niemals infolge von Mangel an Regen Not leiden würden. Er hatte ihnen versichert: „Das Land, in das du kommst, es einzunehmen, ist nicht wie Ägyptenland, von dem ihr ausgezogen seid, wo du deinen Samen säen und selbst tränken musstest wie einen Garten, sondern es hat Berge und Auen, die der Regen vom Himmel tränkt — ein Land, auf das der Herr, dein Gott, acht hat und die Augen des Herrn, deines Gottes, immerdar sehen vom Anfang des Jahres bis an sein Ende.“ 5.Mose 11,10-12. DKn.76.3 Teilen

Die Verheißung der Regenfülle war allerdings unter der Bedingung des Gehorsams gegeben worden: „Werdet ihr nun auf meine Gebote hören, die ich euch heute gebiete, dass ihr den Herrn, euren Gott, liebt und ihm dient von ganzem Herzen ... so will ich eurem Land Regen geben zu seiner Zeit, ... dass du einsammelst dein Getreide, deinen Wein und dein Öl, und will deinem Vieh Gras geben auf deinem Feld, dass ihr esst und satt werdet.“ 5.Mose 11,13-15. DKn.76.4 Teilen

Hierauf hatte der Herr sein Volk ermahnt: „Hütet euch aber, dass sich euer Herz nicht betören lasse, dass ihr abfallt und dient anderen Göttern und betet sie an, und dass dann der Zorn des Herrn entbrenne über euch und schließe den Himmel zu, so dass kein Regen kommt und die Erde ihr Gewächs nicht gibt und ihr bald ausgetilgt werdet aus dem guten Lande, das euch der Herr gegeben hat.“ 5.Mose 11,16f. Weiter hatten die Kinder Israel die Warnung erhalten: „Wenn du aber nicht gehorchen wirst der Stimme des Herrn, deines Gottes, und wirst nicht halten und tun alle seine Gebote und Rechte ...“, dann wird „der Himmel, der über deinem Haupt ist ... ehern werden und die Erde unter dir eisern. Statt des Regens für dein Land wird der Herr Staub und Asche vom Himmel auf dich geben, bis du vertilgt bist.“ 5.Mose 28,15.23f. DKn.76.5 Teilen

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Solche weisen Ratschläge gab Gott den Israeliten damals. „So nehmt nun diese Worte zu Herzen und in eure Seele“, befahl Er Seinem erwählten Volk, „und bindet sie zum Zeichen auf eure Hand und macht sie zum Merkzeichen zwischen euren Augen und lehrt sie eure Kinder, dass du davon redest, wenn du in deinem Hause sitzt oder unterwegs bist, wenn du dich niederlegst und wenn du aufstehst.“ 5.Mose 11,18f. Diese Forderungen waren eindeutig. Doch als die Jahrhunderte verstrichen und eine Generation nach der anderen die für ihr geistliches Wohlergehen getroffenen Vorkehrungen aus dem Auge verlor, drohten die verheerenden Einflüsse des Abfalls zuletzt jeden Schutzwall wegzureißen, den Gott in Seiner Gnade errichtet hatte. Deshalb musste Gott Sein Volk nun mit strengsten Strafgerichten heimsuchen. Elias Voraussage erfüllte sich erschreckend deutlich. Drei Jahre lang wurde nach ihm als dem Unheilsboten in allen Städten und Ländern gesucht. Auf Ahabs Anfragen hatten viele Herrscher ihr Ehrenwort gegeben, dass der seltsame Prophet nicht in ihrem Hoheitsbereich zu finden sei. Trotzdem wurde die Suche fortgesetzt; denn Isebel und die Propheten Baals verfolgten Elia mit tödlichem Hass. Sie scheuten keine Mühe, ihn in ihre Gewalt zu bekommen. Doch immer noch gab es keinen Regen. DKn.77.1 Teilen

Endlich „nach einer langen Zeit“, erging das Wort des Herrn an Elia: „Geh hin und zeige dich Ahab, denn ich will regnen lassen auf die Erde.“ 1.Könige 18,1. DKn.77.2 Teilen

Elia gehorchte und „ging hin, um sich Ahab zu zeigen“. 1.Könige 18,2. Gerade zu dieser Zeit, als der Prophet seine Reise nach Samaria begann, hatte Ahab geplant, gemeinsam mit seinem Hofmeister Obadja gründlich nach Quellen und Wasser führenden Bächen zu suchen. Er hoffte nämlich, doch noch etwas Weide für die ermatteten Schaf- und Rinderherden zu finden. DKn.77.3 Teilen

Sogar am königlichen Hof war die lang anhaltende Dürre empfindlich spürbar. Der König war sehr um die Zukunft seines Hauses besorgt und beschloss deshalb, sich mit seinem Diener an der Suche nach etwaigen günstigen Weideplätzen persönlich zu beteiligen. „Sie teilten sich ins Land, dass sie es durchzogen. Ahab zog allein auf dem einen Weg und Obadja auch allein auf dem andern Weg. Als nun Obadja auf dem Wege war, siehe, da begegnete ihm Elia. Und als er ihn erkannte, fiel er auf sein Antlitz und sprach: Bist du es nicht, Elia, mein Herr?“ 1.Könige 18,6f. DKn.77.4 Teilen

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Im allgemeinen Abfall Israels war Obadja Gott treu geblieben. Selbst sein Herr, der König, konnte ihn nicht von seiner Treue zum lebendigen Gott abbringen. Darum wurde er nun auch von Elia mit dem Auftrag beehrt: „Geh hin und sage deinem Herrn: Siehe, Elia ist da!“ 1.Könige 18,8. DKn.78.1 Teilen

Entsetzt rief Obadja: „Was hab ich gesündigt, dass du deinen Knecht in die Hände Ahabs geben willst, dass er mich tötet?“ 1.Könige 18,9. Eine solche Botschaft Ahab zu überbringen hieß, sich dem sicheren Tod auszuliefern. Obadja erklärte deshalb dem Propheten: „So wahr der Herr, dein Gott, lebt: es gibt kein Volk noch Königreich, wohin mein Herr nicht gesandt hat, dich zu suchen. Und wenn sie sprachen: Er ist nicht hier, nahm er einen Eid von dem Königreich und Volk, dass man dich nicht gefunden hätte. Und nun sprichst du: Geh hin, sage deinem Herrn: Siehe, Elia ist da! Wenn ich nun hinginge von dir, so könnte dich der Geist des Herrn entführen, und ich wüsste nicht wohin; und wenn ich dann käme und sagte es Ahab an und er fände dich nicht, so tötete er mich.“ 1.Könige 18,10-12. DKn.78.2 Teilen

Ernstlich flehte Obadja deshalb den Propheten an, ihm diesen Auftrag nicht aufzuzwingen: „Und doch fürchtet dein Knecht den Herrn von seiner Jugend auf, betonte er. Ist‘s meinem Herrn Elia nicht angesagt, was ich getan habe, als Isebel die Propheten des Herrn tötete? Dass ich von den Propheten des Herrn hundert versteckte, hier fünfzig und da fünfzig, in Höhlen und versorgte sie mit Brot und Wasser? Und nun sprichst du: Geh hin, sage deinem Herrn: Elia ist da! Dann wird er mich töten.“ 1.Könige 18,12-14. DKn.78.3 Teilen

Elia versprach Obadja unter Eid, dass dessen Botengang nicht vergebens sein werde. „So wahr der Herr Zebaoth lebt, vor dem ich stehe: ich will mich ihm heute zeigen.“ Beruhigt „ging Obadja hin Ahab entgegen und sagte es ihm an“. 1.Könige 18,15f. Ganz erstaunt und voller Schreck vernahm der König die Botschaft des Mannes, den er fürchtete und hasste und nach dem er so unermüdlich gefahndet hatte. Er wusste genau, dass Elia sein Leben nicht in Gefahr brachte, weil er ihm begegnen wollte. Sollte der Prophet womöglich eine weitere Plage für Israel ankündigen? Der König wurde von Furcht ergriffen. Ihm fiel der verdorrte Arm von Jerobeam ein. Der Zusammenkunft mit dem Boten Gottes konnte Ahab nicht ausweichen, und er wagte es auch nicht, seine Hand gegen ihn zu erheben. So ging er, ein bebender Monarch, von einer Leibwache begleitet, dem von Gott gesandten Propheten entgegen. DKn.78.4 Teilen

Nun standen sich der König und der Prophet gegenüber. Obwohl mit leidenschaftlichem Hass gegen Elia erfüllt, machte Ahab in der Gegenwart des Propheten einen verzagten und kraftlosen Eindruck. Schon die erste noch gestammelte Frage: „Bist du nun da, der Israel ins Unglück stürzt?“ (1.Könige 18,17) enthüllte unbewusst die innersten Regungen seines Herzens. Ahab wusste, dass der Himmel allein durch das Wort Gottes so undurchdringlich wie Erz geworden war. Trotzdem wollte er dem Propheten die Schuld an den schweren Strafgerichten anhängen, unter denen das Land litt. DKn.78.5 Teilen

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Es ist ganz normal, dass der Missetäter die Boten Gottes für die Nöte verantwortlich macht, die eine Folge seines Abweichens vom Weg der Gerechtigkeit sind. Menschen, die sich in Satans Machtbereich begeben, können die Dinge nicht mehr so betrachten, wie Gott sie sieht. Wird ihnen dann die Wahrheit wie ein Spiegel vorgehalten, werden sie zornig bei dem Gedanken, dass man sie zurechtweisen wolle. Durch die Sünde verblendet, weigern sie sich zu bereuen. Sie meinen, Gottes Knechte hätten sich gegen sie gewandt und verdienten selbst schärfsten Tadel. DKn.79.1 Teilen

Elia stand im Bewusstsein seiner Schuldlosigkeit vor Ahab und unternahm keinen Versuch, sich zu entschuldigen oder dem König zu schmeicheln. Er wollte sich dem Zorn des Königs auch nicht durch die gute Nachricht entziehen, dass die Trockenheit fast vorüber sei. Er hatte nichts zu seiner Rechtfertigung vorzubringen. Entrüstet und voll Eifer für die Ehre Gottes wies er den Anwurf Ahabs zurück und erklärte ihm furchtlos, dass die Sünden des Königs und seiner Väter dieses furchtbare Elend über Israel gebracht hätten. „Nicht ich stürze Israel ins Unglück, sondern du und deines Vaters Haus dadurch, dass ihr des Herrn Gebote verlassen habt und wandelt den Baalen nach.“ 1.Könige 18,18. DKn.79.2 Teilen

In heutiger Zeit ist die Äußerung strengen Tadels genauso nötig, denn schwerwiegende Sünden haben die Menschen von Gott getrennt. Untreue wird schnell modern. „Wir wollen nicht, dass dieser über uns herrsche“ (Lukas 19,14), das ist die Sprache Tausender. Die einschmeichelnden Predigten, die so oft gehalten werden, hinterlassen keinen bleibenden Eindruck. Die Posaune gibt keinen klaren Ton mehr. Die lauteren, durchdringenden Wahrheiten des Wortes Gottes treffen nicht mehr mitten ins menschliche Herz. DKn.79.3 Teilen

Viele angebliche Christen würden auf die Frage nach ihren wahren Empfindungen einwenden: Muss man denn so deutlich werden? Sie könnten ebenso gut fragen, ob es nötig gewesen sei, dass Johannes der Täufer zu den Pharisäern sagte: „Ihr Otterngezüchte, wer hat denn euch gewiesen, dass ihr dem zukünftigen Zorn entrinnen werdet?“ Lukas 3,7. Weshalb musste er den Zorn der Herodias dadurch herausfordern, dass er Herodes vorhielt, sein Zusammenleben mit der Frau seines Bruders sei gesetzwidrig? Der Vorläufer Christi verlor infolge seiner freimütigen Äußerungen das Leben. Hätte er nicht seinen Weg gehen können, ohne das Missfallen derer zu erregen, die in Sünden dahinlebten? DKn.79.4 Teilen

So haben immer wieder Männer argumentiert, die treue Hüter des Gesetzes Gottes hätten sein sollen, bis schließlich Berechnung an die Stelle von Glaubenstreue rückte und Sünde ungerügt blieb. Wann wird denn ehrliche Zurechtweisung noch einmal in der Gemeinde zu hören sein? DKn.79.5 Teilen

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Worte von so unzweideutiger Offenheit wie „Du bist der Mann!“ (2.Samuel 12,7), die Nathan zu David sprach, sind heutzutage nur selten von den Kanzeln zu hören und in der Tagespresse zu lesen. Wären sie nicht so selten, könnten wir öfter erleben, wie sich die Macht Gottes unter den Menschen offenbart. Des Herrn Boten sollten nicht über die Fruchtlosigkeit ihrer Bemühungen klagen, solange sie nicht ihre Lust am Beifall und ihr Verlangen nach Menschengunst bereuen; denn durch sie werden sie nur veranlasst, die Wahrheit zu verschweigen. DKn.80.1 Teilen

Prediger, die den Menschen gefällig sind und „Friede! Friede!“ (Jeremia 6,14; 8,11) rufen, obwohl Gott nichts von Frieden gesagt hat, sollten ihre Herzen vor Gott demütigen und ihn wegen ihrer Unaufrichtigkeit und ihrem Mangel an sittlichem Mut um Verzeihung bitten. Sie schwächen die ihnen anvertraute Botschaft nicht etwa aus Liebe zu ihrem Nächsten ab, sondern aus Nachsicht gegen sich selbst und aus Liebe zur Bequemlichkeit. Wahre Liebe will zuerst Gott ehren und Menschen retten. Wer diese Liebe hat, wird nicht der Wahrheit ausweichen, um sich vor den unangenehmen Folgen ehrlicher Worte zu bewahren. Wenn Menschen in Gefahr sind, werden Gottes Diener niemals auf sich selbst Rücksicht nehmen, sondern sagen, was ihnen aufgetragen ist, und sich weigern, das Böse zu entschuldigen oder zu beschönigen. DKn.80.2 Teilen

Wenn doch alle Prediger die Würde ihres Dienstes und die Heiligkeit ihres Werkes erkennten und den Mut eines Elia zeigten! Als von Gott erwählte Boten ist ihnen eine sehr große Verantwortung auferlegt worden. Sie sollen „mit aller Geduld“ zurechtweisen, drohen und ermahnen. 2.Timotheus 4,2. An Christi Statt sollen sie als Haushalter der Geheimnisse des Himmels tätig sein, die Gehorsamen ermutigen und die Ungehorsamen warnen. Weltliche Klugheit sollte sie unbeeinflusst lassen. Niemals sollten sie von dem Weg abweichen, den Jesus ihnen zu gehen gebietet. Im Glauben sollten sie vorangehen und immer daran denken, dass eine Wolke von Zeugen sie umgibt. Sie sollten auch nicht eigene Worte sprechen, sondern nur solche, die ihnen ein Größerer als die Machthaber dieser Erde befohlen hat. Ihre Botschaft sollte lauten: „So spricht der Herr.“ 2.Samuel 12,7. Gott braucht Männer wie Elia, Nathan und Johannes der Täufer, die seine Botschaft treu ausrichten, ungeachtet der Folgen; Männer, die kühn die Wahrheit aussprechen, und sollte es auch alles kosten, was sie haben. DKn.80.3 Teilen

Gott kann niemand brauchen, der sich in Zeiten der Gefahr, wenn es auf Kraft, Mut und Einfluss aller ankommt, davor fürchtet, standhaft das Recht zu vertreten. Er ruft nach Leuten, die dem Unrecht im Glauben widerstehen und den Kampf aufnehmen „mit Mächtigen und Gewaltigen, nämlich mit den Herren der Welt, die in dieser Finsternis herrschen, mit den bösen Geistern unter dem Himmel“. Epheser 6,12. An sie wird er schließlich die Worte richten: „Ei, du frommer und getreuer Knecht ...; gehe ein zu deines Herrn Freude!“ Matthäus 25,23. DKn.80.4 Teilen

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