Portrait von Ellen White
A-   A+
A-   A+
Bücher
Achtung, noch nicht 100% für das Handy optimiert.
Ich arbeite parallel an der APP.
Kapitel 1: Warum ließ Gott die Sünde zu?
Kapitel 1: Warum ließ Gott die Sünde zu?
8

Auf Grundlage der Heiligen Schrift DPa.8 Teilen

9

„Gott ist Liebe.“ 1.Johannes 4,16. Sein Wesen und sein Gesetz sind Liebe. So war es schon immer, so wird es stets sein. „Der Hohe und Erhabene, der ewig wohnt“, „so handelt er seit je her“ (Jesaja 57,15; Habakuk 3,6, NL), er ändert sich nicht. Bei ihm „ist keine Veränderung noch Wechsel des Lichts und der Finsternis“. Jakobus 1,17. Jede Offenbarung der Schöpfermacht ist auch ein Ausdruck unendlicher Liebe. Die Herrschaft Gottes schließt die Fülle des Segens für alle geschaffenen Wesen ein. Der Psalmist sagt: „Du hast einen gewaltigen Arm, stark ist deine Hand, erhoben deine Rechte. Gerechtigkeit und Recht sind deines Thrones Grundfeste. Gnade und Treue gehen vor deinem Angesicht her. Glücklich ist das Volk, das den Jubelruf kennt! HERR, im Licht deines Angesichts wandeln sie. In deinem Namen freuen sie sich täglich, und durch deine Gerechtigkeit werden sie erhöht. Denn die Zierde ihrer Stärke bist du; und durch deine Gunst wird unser Horn erhöht. Denn dem HERRN gehört unser Schild und dem Heiligen Israels unser König.“ Psalm 89,14-19 (EB). DPa.9.1 Teilen

Die Geschichte des großen Kampfes zwischen Gut und Böse, von der Zeit an, da er im Himmel zuerst begann bis zum Schlusspunkt der Empörung und der vollständigen Ausrottung der Sünde, ist ebenfalls eine Demonstration der unveränderlichen Liebe Gottes. DPa.9.2 Teilen

Der Herr des Weltalls war nicht allein tätig. Er hatte einen Gefährten, der seine Absichten und seine Freude teilen konnte, Geschöpfe glücklich zu machen. „Im Anfang war das Wort, und das Wort war bei Gott, und Gott war das Wort. Dasselbe war im Anfang bei Gott.“ Johannes 1,1.2. Christus war das Wort, der Eingeborene Gottes, eins mit dem ewigen Vater im Wesen und in den Absichten. Er war der einzige, der alle Ratschläge und Vorhaben Gottes begreifen konnte. „Und er heißt Wunder-Rat, Gott-Held, Ewig-Vater, Friede-Fürst.“ Jesaja 9,5. Sein Ausgang ist „von Anfang und von Ewigkeit her gewesen“. Micha 5,1. Der Sohn Gottes erklärte von sich: „Der HERR hat mich schon gehabt im Anfang seiner Wege, ehe er etwas schuf, von Anbeginn her. Ich bin eingesetzt von Ewigkeit her ... Als er die Grundfesten der Erde legte, da war ich als sein Liebling bei ihm; ich war seine Lust täglich und spielte vor ihm allezeit.“ Sprüche 8,22.23.29.30. DPa.9.3 Teilen

10

Durch Christus wirkte der Vater bei der Erschaffung aller himmlischen Wesen. „Denn in ihm ist alles geschaffen, ... es seien Throne oder Herrschaften oder Reiche oder Gewalten; es ist alles durch ihn und zu ihm geschaffen.“ Kolosser 1,16. Engel sind Gottes Diener. Sie strahlen von dem Licht, das stets von seiner Gegenwart ausgeht, und eilen auf raschen Flügeln, seinen Willen auszuführen. Aber der Sohn, der Gesalbte Gottes, „der Abglanz seiner Herrlichkeit und das Ebenbild seines Wesens ... trägt alle Dinge mit seinem kräftigen Wort“ (Hebräer 1,3) und hat den Vorrang vor allen. „Der Thron der Herrlichkeit, erhaben von Anbeginn“ (Jeremia 17,12), war die Stätte seines Heiligtums. „Das Zepter der Gerechtigkeit ist seines Reiches Zepter.“ Hebräer 1,8. „Hoheit und Pracht sind vor ihm, Macht und Herrlichkeit in seinem Heiligtum.“ Psalm 96,6. „Gnade und Wahrheit gehen vor deinem Angesicht her.“ Psalm 89,15 (EB). DPa.10.1 Teilen

Da das Gesetz der Liebe die Grundlage der Herrschaft Gottes ist, hängt das Glück aller intelligenten Wesen von ihrer vollständigen Übereinstimmung mit diesen erhabenen Prinzipien der Gerechtigkeit ab. Gott wünscht von all seinen Geschöpfen einen Dienst aus Liebe, der aus der Würdigung des göttlichen Charakters kommt. Er hat keinen Gefallen an erzwungenem Gehorsam. Jeder hat die persönliche Freiheit, ihm aus freiem Willen zu dienen. DPa.10.2 Teilen

Solange alle Geschöpfe den Dienst der Liebe anerkannten, herrschte im gesamten Weltall vollkommene Harmonie. Den Willen ihres Schöpfers zu erfüllen, bedeutete für die himmlische Schar Freude, seine Herrlichkeit widerzuspiegeln und sein Lob zu verkündigen. Und solange die Liebe zu Gott das Höchste für sie blieb, war die Liebe zueinander selbstlos und voller Vertrauen. Keine Uneinigkeit störte die himmlische Harmonie. Aber dieser glückliche Zustand änderte sich. Es gab einen, der die Freiheit missbrauchte, die Gott seinen Geschöpfen gewährte. Die Sünde entstand bei dem, der nach Christus von Gott die höchste Ehrenstellung empfangen hatte und unter den Bewohnern des Himmels der Angesehenste an Macht und Herrlichkeit war. [Anmerkung 1] Luzifer, der „schöne Morgenstern“ (Jesaja 14,12) war der erste der ausgebreiteten Cherubim, heilig und unbefleckt. Er stand vor dem großen Schöpfer, und die Strahlen der Herrlichkeit, die den ewigen Gott einhüllen, ruhten auf ihm. „So spricht Gott der Herr: Du warst das Abbild der Vollkommenheit, voller Weisheit und über die Maßen schön. In Eden warst du, im Garten Gottes, geschmückt mit Edelsteinen jeder Art ... Du warst ein glänzender, schirmender Cherub, und auf den heiligen Berg hatte ich dich gesetzt, ein Gott warst du und wandeltest inmitten der feurigen Steine. Du warst ohne Tadel in deinem Tun von dem Tage an, als du geschaffen wurdest, bis an dir Missetat gefunden wurde.“ Hesekiel 28,12-15. DPa.10.3 Teilen

Nach und nach regte sich in Luzifer das Verlangen nach Selbsterhöhung. Die Schrift sagt: „Weil sich dein Herz erhob, dass du so schön warst, und du deine Weisheit verdorben hast in all deinem Glanz ...“ Hesekiel 28,17. „Du aber gedachtest in deinem Herzen: “Ich will ... meinen Thron über die Sterne Gottes erhöhen; ich will ... gleich sein dem Allerhöchsten‘“. Jesaja 14,13.14. Obwohl all seine Herrlichkeit von Gott war, betrachtete dieser mächtige Engel sie schließlich als ihm gehörend. Angesehener als die anderen der himmlischen Schar, war er mit seiner Stellung doch nicht zufrieden. Und er begehrte jene Huldigung, die allein dem Schöpfer zustand. Anstatt Gott bei allen Geschöpfen am meisten zu erheben, versuchte er, ihren Dienst und ihre Treue für sich zu gewinnen. Und indem er nach der Herrlichkeit strebte, mit welcher der unendliche Vater seinen Sohn ausgestattet hatte wünschte sich dieser Engelfürst solche Macht, die allein Christi Hoheitsrecht war. DPa.10.4 Teilen

11

Damit war die vollkommene Harmonie des Himmels zerstört. Luzifers Neigung, an sich selbst zu denken, statt seinem Schöpfer zu dienen, weckte Besorgnis bei denen, die Gottes Ehre als das Höchste ansahen. Im himmlischen Rat redeten die Engel eindringlich mit Luzifer. Der Sohn Gottes führte ihm die Größe, Güte und Gerechtigkeit des Schöpfers und die heilige, unveränderliche Natur seines Gesetzes vor Augen. Gott selbst hatte die Ordnung des Himmels gegründet. Wenn Luzifer davon abwich, entehrte er seinen Schöpfer und brachte sich selbst in den Ruin. Aber die Warnung, die ihm in grenzenloser Liebe und Barmherzigkeit gegeben wurde, weckte nur seinen Widerstand. Luzifer gab der Missgunst gegen Christus nach und wurde nur um so entschlossener. DPa.11.1 Teilen

Nun versuchte er, dem Sohn Gottes die Oberhoheit streitig zu machen und damit die Weisheit und Liebe des Schöpfers anzuzweifeln. Alle Kräfte dieses überragenden Geistes, der nach Christus der bedeutendste unter den himmlischen Heerscharen war, richteten sich auf dieses Ziel. Aber Gott wollte Geschöpfe mit freier Entscheidungsmöglichkeit und ließ niemanden gegenüber der verwirrenden Spitzfindigkeit ungeschützt, mit der die Rebellion gerechtfertigt werden sollte. Bevor der große Streit begann, sollten alle eine klare Vorstellung vom Willen Gottes haben, dessen Weisheit und Güte die Quelle all ihrer Freude war. DPa.11.2 Teilen

Der König des Universums versammelte die himmlischen Heerscharen um sich, damit er in ihrer Gegenwart die wahre Position seines Sohnes erklären und das Verhältnis aufzeigen konnte, das er zu allen geschaffenen Wesen hatte. Der Sohn Gottes teilte den Thron mit dem Vater, und die Herrlichkeit des Ewigen, aus sich Lebenden umgab beide. Um den Thron standen die Engel, eine riesige, unzählbare Schar, „vieltausendmal tausend“. Offenbarung 5,11. Als Untertanen und Diener freuten sich die Engel über alles Licht, das aus der Gegenwart Gottes auf sie ausstrahlte. Vor den versammelten Bewohnern des Himmels erklärte der König, dass keiner außer Christus, dem Eingeborenen Gottes, seine Absichten völlig begreifen könne und ihm die Durchführung seiner Vorhaben übertragen sei. Der Sohn Gottes hatte des Vaters Willen schon bei der Erschaffung aller Himmelsheere ausgeführt. Ihm schuldeten sie wie auch Gott Ehrerbietung und Treue. Christus sollte auch bei der Erschaffung der Erde und ihrer Bewohner göttliche Macht ausüben. Aber bei alledem würde er nie im Widerspruch zu Gottes Plan stehen und eigene Macht und Ehre suchen. Er würde vielmehr des Vaters Herrlichkeit preisen und dessen auf Liebe und Wohltat gerichtete Absichten ausführen. DPa.11.3 Teilen

12

Die Engel anerkannten freudig Christi Vorherrschaft, fielen vor ihm nieder und brachten ihm ihre Liebe und Anbetung dar. Luzifer beugte sich mit ihnen, doch in seinem Herzen tobte ein seltsamer, heftiger Kampf. Wahrhaftigkeit, Gerechtigkeit und Treue stritten gegen Neid und Eifersucht. Der Einfluss der heiligen Engel schien ihn eine Zeitlang davon abzubringen. Als von Tausenden froher Stimmen harmonische Loblieder emporstiegen, schien der Geist des Bösen überwunden zu sein. Unaussprechliche Liebe ergriff ihn. Er war in der Liebe zum Vater und Sohn in voller Übereinstimmung mit den sündlosen Anbetern. Aber wieder wurde er mit Stolz über seine Herrlichkeit erfüllt. Der Wunsch nach Oberherrschaft kehrte zurück, und erneut wurde er neidisch auf Christus. Die hohen Auszeichnungen, die er bereits erhalten hatte, sah er nicht als besondere Gottesgabe an. Deshalb erweckten sie auch keine Dankbarkeit seinem Schöpfer gegenüber. Glanz und Würden ließen ihn nur danach streben, Gott gleich zu sein. Die himmlischen Scharen liebten und verehrten ihn. Sie freuten sich, seine Befehle auszuführen, obwohl er in Weisheit und Herrlichkeit über allen stand. Doch der Sohn Gottes stand noch darüber und war dem Vater an Macht und Ansehen gleich. Er hatte Anteil an dessen Ratschlüssen, während Luzifer nicht so weitgehend in Gottes Absichten einbezogen wurde. „Warum“, fragte dieser mächtige Engel, „soll Christus die Vorherrschaft haben? Warum wird er höher geehrt als ich?“ DPa.12.1 Teilen

Luzifer verließ den Platz in der direkten Nähe des Vaters und versuchte den Geist der Unzufriedenheit unter den Engeln zu verbreiten. Er arbeitete mit rätselhafter Heimlichkeit und verbarg sogar eine Zeitlang seine wahre Absicht unter scheinbarer Verehrung Gottes, aber er deutete Zweifel über die Gesetze an, welche die Engel als himmlische Wesen regierten. Er räumte ein, dass diese wohl notwendig seien für die Bewohner der Welten, aber nicht für Engel, die höher stünden und deren Weisheit ihnen ein ausreichender Ratgeber sei. Sie konnten Gott keine Unehre bereiten, waren doch all ihre Gedanken heilig! Sie könnten sich ebenso wenig irren wie Gott selbst. Die Erhöhung des Sohnes Gottes auf die Ebene des Vaters stellte Luzifer als Ungerechtigkeit gegen ihn hin. Auch er habe, so behauptete er, Anspruch auf Verehrung. Wenn er als Engelfürst nur seine rechtmäßige hohe Position erlangen könnte, würde daraus für das gesamte Himmelsheer viel Gutes entstehen, denn es war sein Ziel, allen die Freiheit zu sichern. Aber jetzt sei es mit der Freiheit vorbei, die sie bisher genossen hätten, denn ihnen sei ein absoluter Herrscher vorgesetzt worden, dem sie alle huldigen müssten. So sahen die spitzfindigen Trugbilder aus, die sich durch Luzifers Täuschungen in den himmlischen Vorhöfen festsetzten. DPa.12.2 Teilen

13

In der Stellung oder Autorität Christi hatte sich nichts geändert. Nur Luzifers Neid, seine falsche Darstellung und die Forderung, Christus gleich zu sein, hatten es notwendig gemacht, die rechtmäßige Stellung des Sohnes Gottes zu erklären. Sie war seit Anfang dieselbe geblieben; aber viele Engel ließen sich durch Luzifer täuschen. DPa.13.1 Teilen

Er nutzte die Liebe und das Vertrauen der Engel aus, die unter seinem Befehl standen, er flößte ihnen sein eigenes Misstrauen und seine Unzufriedenheit ein. Dabei ging er so raffiniert vor, dass sie die Wirkung gar nicht wahrnahmen. Luzifer hatte Gottes Absichten in falschem Licht dargestellt, sie missdeutet und entstellt, um Unzufriedenheit und abweichende Meinungen zu provozieren. Mit List brachte er seine Hörer dazu, über ihre Empfindungen zu sprechen. Sobald es ihm nützlich schien, wiederholte er dann diese Äußerungen als Beweis dafür, dass die Engel nicht in voller Übereinstimmung mit der Regierung Gottes stünden. Während er versicherte, gegenüber Gott loyal zu sein, betonte er doch nachdrücklich, dass um der Beständigkeit der göttlichen Regierung willen Änderungen in der Ordnung und den Gesetzen des Himmels notwendig seien. Scheinbar bemüht, Unzufriedenheit zu beseitigen, war er in Wirklichkeit darauf bedacht, Widerspruch gegen das Gesetz Gottes bewirken und den ihm unterstellten Engeln seine eigene Unzufriedenheit einzuflößen. Während er insgeheim Zwietracht und Empörung schürte, brachte er es dabei mit vollendetem Geschick fertig, den Anschein zu erwecken, als wolle er Eintracht und Frieden erhalten. DPa.13.2 Teilen

Der Geist der Unzufriedenheit, der sich auf diese Weise entwickelte, tat sein unheilvolles Werk. Noch gab es keinen offenen Ausbruch von Feindseligkeiten unter den Engeln, es entwickelte sich jedoch — zuerst unmerklich — eine gegenseitige Abneigung. Einige hörten wohlwollend Luzifers Anspielungen gegen Gottes Regierung zu. Obwohl sie früher in vollkommener Harmonie mit der von Gott errichteten Ordnung gelebt hatten, waren sie unglücklich, weil sie seine unerforschlichen Ratschlüsse nicht durchschauten. Sie sahen auch Christi Erhöhung nur ungern, doch waren sie bereit, Luzifers Anspruch nach gleichem Ansehen mit dem Sohn Gottes zu unterstützen. Aber treue, ergebene Engel hielten sich zur Weisheit und Gerechtigkeit des göttlichen Ratschlusses und bemühten sich, jene Unzufriedenen mit dem Willen Gottes zu versöhnen. Christus war der Sohn Gottes. Er war eins mit seinem Vater und stand schon, bevor die Engel ins Dasein gerufen wurden, immer zur Rechten des Vaters. Nie zuvor war dessen gütige Herrschaft, die sich segensreich auf alle auswirkte, die sich ihr unterordneten, in Frage gestellt und die Eintracht des Himmels gestört worden. Warum sollte es jetzt Streit geben? Die Gott treu gesinnten Engel konnten nur schreckliche Folgen aus diesem Zwiespalt entstehen sehen. Ernst und eindringlich rieten sie daher den Unzufriedenen, solche Gedanken aufzugeben und sich durch Treue zu seiner Regierung loyal gegenüber Gott auszuweisen. DPa.13.3 Teilen

14

Gott ertrug Luzifer lange und sehr gnädig, wie es seinem göttlichen Charakter entspricht. Der Geist der Unzufriedenheit war bisher im Himmel unbekannt gewesen. Er war ein neues Element — fremd, geheimnisvoll, unerklärlich. Luzifer kannte zuerst die wahre Natur seiner Gefühle selbst nicht. Eine Zeitlang hatte er sich gescheut, solche Gedankengänge zu äußern, aber er wies sie auch nicht von sich. Er sah nicht, wohin er trieb. Mit unendlicher Liebe und Weisheit wollte man ihn von seinem Irrtum überzeugen und wies ihm die Grundlosigkeit seiner Unzufriedenheit nach. Man zeigte ihm, welches die Folgen sein würden, wenn er in Rebellion verharrte. Luzifer war von seinem Unrecht überzeugt. Er erkannte: „Der HERR ist gerecht in allen seinen Wegen und gnädig in allen seinen Werken.“ Psalm 145,17. Er empfand, dass die göttlichen Gesetze gerecht sind und er das vor dem gesamten Himmel bekennen sollte. Hätte er es getan, dann hätte er sich und viele Engel retten können. Zu jener Zeit gab er seine Gehorsamspflicht Gott gegenüber noch nicht völlig auf. Obwohl er seine Position als deckender Cherub verlassen hatte, wäre er wieder in sein Amt eingesetzt worden, wenn er nur bereit gewesen wäre, zu Gott zurückzukehren und des Schöpfers Weisheit anzuerkennen. Wäre er doch nur damit zufrieden gewesen, den Platz auszufüllen, der ihm in Gottes großem Plan zugewiesen worden war! Nun war die Zeit für eine endgültige Entscheidung gekommen. Entweder musste er Gottes Oberhoheit uneingeschränkt anerkennen oder sich in offener Rebellion gegen ihn erheben. Er hat sich beinahe dazu entschlossen, umzukehren; aber Stolz hinderte ihn daran. Es war ein zu großes Opfer für jemanden, der so hoch geehrt worden war, nun zu bekennen, dass er sich geirrt hatte und seine Vorstellungen verkehrt gewesen waren, und sich der Autorität zu beugen, die er selbst als ungerecht hatte darstellen wollen. DPa.14.1 Teilen

Der mitfühlende Schöpfer versuchte in herzlichem Erbarmen Luzifer und seine Anhänger vom Abgrund des Verderbens zurückzureißen, in den sie zu stürzen drohten. Aber seine Güte wurde falsch interpretiert. Luzifer hielt die Langmut Gottes für den Beweis seiner eigenen Überlegenheit, als Zeichen dafür, dass der König des Weltalls seinen Forderungen doch noch zustimmen würde. Wenn die Engel nur fest zu ihm stünden, erklärte er, könnten sie noch alles gewinnen, was sie forderten. Hartnäckig verteidigte er seine Handlungsweise und stürzte sich nun ganz in den großen Kampf gegen den Schöpfer. So wurde aus Luzifer, dem „Lichtträger“, der Anteil an Gottes Herrlichkeit hatte und vor seinem Thron diente, durch Übertretung nun Satan, der Gegner Gottes und der heiligen Wesen — der Verderber für alle, die der Himmel seiner Obhut und Führung anvertraut hatte. Mit Verachtung wies er die Begründungen und dringenden Bitten der treuen Engel zurück und stellte sie als fehlgeleitete Sklaven hin. Die Bevorzugung Christi erklärte er als Ungerechtigkeit gegen ihn und die ganze himmlische Schar. Er kündigte an, dass er sich diesem Eingriff in seine und ihre Rechte nicht länger fügen werde. Nie wieder würde er den Vorrang Christi anerkennen. Er war entschlossen, die von ihm beanspruchte Ehre zu fordern und den Befehl über alle zu übernehmen, die seine Anhänger werden wollten. Allen denen, die in seine Reihen eintreten würden, versprach er eine neue, bessere Herrschaft, unter der sie Freiheit genießen sollten. Eine große Anzahl von Engeln bekundete die Absicht, seine Führung anzuerkennen. Geschmeichelt über die Bereitwilligkeit, mit der sein Angebot aufgenommen wurde, hoffte er, alle Engel auf seine Seite zu ziehen, Gehorsam von den himmlischen Heerscharen verlangen zu können und Gott gleich zu werden. DPa.14.2 Teilen

15

Noch bedrängten die treuen Engel ihn und seine Anhänger, sich Gott unterzuordnen. Sie führten ihnen die unabwendbaren Folgen einer Ablehnung vor Augen: Der Schöpfer würde ihren Einfluss aufheben und ihre aufrührerische Verwegenheit streng bestrafen. Kein Engel könne Einspruch erheben gegen das Gesetz Gottes, das heilig sei wie er selbst. Sie ermahnten alle, ihre Ohren vor Luzifers trügerischer Beweisführung zu verschließen. Sie baten ihn und seinen Anhang dringend, unverzüglich die Gegenwart Gottes zu suchen und ihren Irrtum zu bekennen, dass sie seine Weisheit und Autorität bezweifelt hätten. DPa.15.1 Teilen

Viele waren geneigt, diesen Rat zu beachten, ihre Unzufriedenheit zu bedauern und um die Gunst des Vaters und des Sohnes zu bitten. Aber Luzifer hatte schon eine andere Täuschung bereit. Der mächtige Empörer behauptete jetzt, dass die Engel, die sich ihm angeschlossen hatten, zu weit gegangen seien, als dass eine Umkehr noch möglich wäre. Er kenne das göttliche Gesetz und wisse, Gott werde ihnen nicht vergeben. Alle, die sich der Autorität des Himmels fügten, würden ihre Ehre verlieren und aus ihrer Position entlassen. Er selbst sei entschlossen, die Vormachtstellung Christi niemals wieder anzuerkennen. Ihm und seinen Anhängern bliebe nur, ihre Freiheit zu behaupten und die Rechte mit Gewalt zu erlangen, die man ihnen freiwillig nicht zugestand. DPa.15.2 Teilen

Für Satan traf es zu, dass er schon zu weit gegangen war, aber nicht für jene, die durch seine Täuschungen verführt worden waren. Sie durften aufgrund des Rates und der Bitten der treuen Engel noch hoffen. Und hätten sie die Warnung beachtet, wären sie aus Satans Schlinge entkommen. Aber die Liebe zu ihm, der Stolz und auch der Wunsch nach unbegrenzter Freiheit gewannen die Oberhand. Sie wiesen die Angebote der göttlichen Liebe und Gnade zurück. Gott ließ Satan sein Werk ausführen, bis sich der Geist der Unzufriedenheit zu offener Empörung ausreifte. Diese Pläne mussten sich vollständig entwickeln, damit alle deren wahre Natur und eigentlichen Zweck sähen. Als Cherub war Luzifer hoch geehrt worden. Die himmlischen Wesen liebten ihn, er hatte großen Einfluss auf sie. Gottes Herrschaft umfasste nicht nur die Bewohner des Himmels, sondern die aller geschaffenen Welten. Luzifer folgerte, er werde sie alle beherrschen, wenn er die Engel im Himmel mit in seinen Aufstand hineinzöge. Schlau hatte er die ganze Angelegenheit von seiner Sicht aus dargestellt, indem er sein Ziel mit Betrug und Spitzfindigkeit zu erreichen suchte. Seine Fähigkeit zu täuschen war sehr groß. Unter dem Deckmantel der Lüge nutzte er seine Überlegenheit aus. Alles, was er tat, war derart geheimnisvoll, dass es für die Engel schwer war, das eigentliche Wesen seiner Aktionen zu durchschauen. Ehe es nicht ganz ausgereift war, konnte Gott es nicht als das Böse, das es war, in Erscheinung treten lassen. Man würde Satans Unzufriedenheit gar nicht als Empörung verstehen. Sogar die treuen Engel konnten seinen Charakter nicht recht durchschauen und erkennen, wohin das alles führte. DPa.15.3 Teilen

16

Luzifer verhielt sich bei seinen Versuchungen anfänglich so, dass er in keiner Weise bloßgestellt werden konnte. Den Engeln, die er nicht ganz auf seine Seite ziehen konnte, warf er Gleichgültigkeit gegenüber den Belangen der himmlischen Wesen vor. Genau mit dem, was er selbst tat, belastete er die treuen Engel. Er versuchte, Gottes Absichten mit heimtückischen Beweisgründen zu verwirren. Alles Einfache hüllte er in Rätselhaftes, und mit geschickter Verdrehung zog er die klarsten Darlegungen Jahwes in Zweifel. Und seine hohe Stellung, die mit der Herrschaft Gottes so eng verbunden war, verlieh seinen Schilderungen nur um so mehr Gewicht. DPa.16.1 Teilen

Gott konnte nur solche Mittel einsetzen, die mit Wahrheit und Gerechtigkeit zu vereinbaren waren. Was Gott nicht konnte, war jedoch Satan möglich: Schmeichelei und Täuschung zu benutzen. Er hatte versucht, Gottes Wort zu verfälschen und seine Art zu herrschen, indem er behauptete, Gott sei ungerecht, wenn er den Engeln Gesetze auferlege, und nur nach Selbsterhöhung strebt, wenn er von seinen Geschöpfen Unterwerfung und Gehorsam verlange. Deshalb war es notwendig, vor den Bewohnern des Himmels und aller Welten darauf hinzuweisen, dass Gottes Herrschaft gerecht und sein Gesetz vollkommen ist. Satan hatte sich den Anschein gegeben, als ob er das Wohl des Weltalls im Auge hatte. Darum sollten alle den wahren Charakter dieses Anmaßenden und sein tatsächliches Ziel verstehen lernen. Aber es dauerte seine Zeit, bis Satan sich durch böse Taten ganz offenbarte. DPa.16.2 Teilen

Die Zwietracht, die er verursacht hatte, legte Satan nun Gott zur Last. Alles Böse sei die Folge seiner Herrschaft. Von sich behauptete er, dass er nur Jahwes Gesetze vervollkommnen wollte. Deshalb ließ es Gott zu, dass er seine Behauptungen vorführen konnte, um die Auswirkungen der von ihm vorgeschlagenen Änderungen des göttlichen Gesetzes zu zeigen. Sein eigenes Werk musste ihn verdammen. Zwar hatte Satan von Anfang an behauptet, kein Empörer zu sein, aber das gesamte Weltall sollte den Betrüger entlarvt sehen. DPa.16.3 Teilen

17

Selbst als er aus dem Himmel verstoßen wurde, vernichtete die unendliche Weisheit Satan nicht. Gott ist nur ein Dienst in Liebe angenehm, darum muss die Treue seiner Geschöpfe auf der Überzeugung von seiner Gerechtigkeit und Güte beruhen. Die Bewohner des Himmels und der Welten waren nicht darauf vorbereitet, das Wesen und die Folgen der Sünde zu begreifen. Sie hätten deshalb auch in der Vernichtung Satans keine göttliche Gerechtigkeit erkennen können. Wäre er auf der Stelle vertilgt worden, hätten einige Gott mehr aus Furcht als aus Liebe gedient. Der Einfluss des Betrügers wäre nicht völlig ausgelöscht noch der aufrührerische Geist total ausgerottet worden. Zum Besten für das ganze Weltall musste er seine Gedanken vollständig entwickeln und umsetzen können, damit seine Anklagen gegen die Regierung Gottes von allen Geschöpfen in ihrem eigentlichen Licht erkannt würde. Außerdem sollten Gottes Gerechtigkeit und Gnade sowie die Unveränderlichkeit seines Gesetzes für immer über allen Zweifel erhaben bleiben. DPa.17.1 Teilen

Satans Aufruhr sollte also dem Weltall für alle Zeit eine Lehre sein, ein dauerhaftes Zeugnis für das Wesen der Sünde und deren schreckliche Folgen. Die satanische Herrschaft und ihre Auswirkungen auf Menschen und Engel würden zeigen, was es bedeutete, Gottes Macht abzulehnen; sie würden bestätigen, dass das Wohlergehen aller Geschöpfe an Gottes Herrschaft gebunden sind. So sollte die Geschichte dieser verhängnisvollen Empörung dazu dienen, alle heiligen Wesen vor einer Fehleinschätzung im Blick auf die Tragweite der Übertretung und damit zugleich vor der Sünde und deren Strafe zu bewahren. DPa.17.2 Teilen

Nur der eine, der die Himmel regiert, sieht das Ende von Anfang an. Vor ihm sind die Geheimnisse der Vergangenheit und der Zukunft gleicherweise offenbar. Er sieht über Leid, Dunkelheit und Verderben hinaus, die durch die Sünde kamen und hin zur Vollendung seiner eigenen Liebes- und Segensabsichten. Obwohl „Wolken und Dunkel“ um ihn her sind, bleiben doch Gerechtigkeit und Gericht „seines Thrones Stütze“. Psalm 97,2. Das werden dann die Bewohner des Weltalls — Gute und Böse — eines Tages verstehen. „Seine Werke sind vollkommen; denn alles, was er tut, das ist recht. Treu ist Gott und kein Böses an ihm, gerecht und wahrhaftig ist er.“ 5.Mose 32,4. DPa.17.3 Teilen

7157
31564
Weiter zu "Kapitel 2: Die Schöpfung"
Stichwörter